Methodenlehre
Methodenlehre
Methodenlehre
Set of flashcards Details
Flashcards | 186 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 30.06.2023 / 28.01.2025 |
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ANOVA für abhängige Stichproben (Messwiederholungen)
Grundprinzip/Vorgehen:
- „ipsative Daten“ erstellen, d.h. die Werte so ändern, dass die Mittelwerte pro Pb = 0
- damit haben alle Pbn den gleichen Mittelwert (0), da die Unterschiede zwischen den Probanden ja nicht interessieren, sondern nur die Veränderungen innerhalb der Pbn
- Berechnung der Quadratsummen, Varianzen und des F-Wertes wie bei der ANOVA für unabhängige Stichproben
zusätzliche Annahme der ANOVA mit Messwiederholung
- Sphärizität (Varianzen aller möglicher Treatmentdifferenzen gleich)
einziger Unterschied: Fehler-Freiheitsgrade!
- Im Gegensatz zur ANOVA für unabhängige Stichproben muss wegen der Umwandlung in ipsative Daten für jeden Probanden ein df abgezogenwerden
Multifaktorielle ANOVA
Idee: mehrere UVn gleichzeitig studieren
- QS-Zerlegung funktioniert im Prinzip wie bei der einfaktoriellen ANOVA
Vorteile der multifaktoriellen ANOVA:
- höhere Generalisierbarkeit
- Beurteilung der Interaktion möglich (wäre nicht so bei Durchführung von 2 einfaktoriellen ANOVA)
- höhere Ökonomie: mit zwei separaten one-way ANOVA bräuchte man doppelt so viele Pbn, um Hypothesen mit gleicher Teststärke zu testen
Multifaktorielle ANOVA: Interaktionen
Problem: Wenn Interaktion signifikant, weiß ich noch nichts Genaueres über die Verteilung der Mittelwerte
Lösung: Interessant sind die sog. einfachen Haupteffekte
Typen von Interaktionen:
- ordinal (Unterschied auf einer Stufe größer als auf anderer)
- disordinal (Unterschied auf einer Stufe in anderer Richtung als auf anderer)
- hybride Interaktionen (ordinal bzgl. einer und disordinal bzgl. der anderen Variablen)
Multifaktorielle ANOVA: Effektstärken
Effektstärken müssen zur Hypothesenbeurteilung immer mitberücksichtigt (und mitberichtet) werden!
Für Haupt- und Interaktionseffekte (Varianzanteile, also sog. r-Maße):
- η2 / ω2 (Schätzer für Anteil der jeweiligen QS an QSTOT) wie bei One-way ANOVA
- Partielles η2 / ω2: im Nenner nicht die gesamte Varianz, sondern die Summe aus der interessierenden Treatment- plus der Fehlervarianz
Idee: partielle Maße sind unabhängig davon, wie viele zusätzliche Faktoren in Experiment/ANOVA vorhanden
Für einzelne Kontraste: d-basierte Effektmaße
KAPITEL 11 - Letzte Schritte nach Durchführung und Auswertung des Experiments
- Schluss auf die Sachhypothese unter der Berücksichtigung von Qualitäten (SV-Kontrolle, Validität, etc.)
- Diskussion der Ergebnisse für Theorie und Praxis
- Bericht schreiben
Bericht
dient der Veröffentlichung des Experiments
Standardisierung
Reproduzierbarkeit möglichst perfekt gewährleisten
Transparenz (bzgl. aller Entscheidungen & Argumente)
Einfachheit, Eindeutigkeit & Verständlichkeit
SOMMERSEMESTER
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KAPITEL 1 - Wozu Methodenlehre?
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Psychologie Allgemein
- Lehre vom Erleben und Verhalten (von Lebewesen alleine oder im sozialen Kontext)
- Ziel: Beschreibung, Erklärung, Vorhersage, Kontrolle - Fach mit großer Diskrepanz zwischen Fremd- und Selbstbild
- Loslösung aus der Philosophie Ende des 19. Jhdts.
Warum kann Methodenlehre interessant sein?
- Hilft sich selbst besser zu verstehen (durch Gesetzmäßigkeiten, Kategoriesysteme, Wahrscheinlichtkeitsverteilungen, etc.)
- Hilft die eigene Entwicklung (rückblickend) zu verstehen
- Hilft alltäglich aufgenommene Informationen besser beurteilen zu können
- Hilft gegnüber der Wissenschaft kritikfähig zu sein
- Hilft zu verstehen, worum es eigentlich geht
- Hilft Trichterwissen von reflektiertem Wissen zu unterscheidem
KAPITEL 2 - Rückschluss von Verhalten auf mentale Prozesse
.
1. Wie kann Erleben und Verhalten bzw. Verhalten und mentale Prozesse (schwierig) wissenschaftlich untersucht werden?
- Introspektion
- Behaviorismus
- Verhaltensbeobachtung
Introspektion
- Wundt - trainierte beobachter als Erkenntnisinstrument
- Külpe - Methode der "Kundgabe"
Problem
- Menschen fehlt oft das Bewusstsein über Reaktion, Stimulus und die Zusammenhänge
Introspektion wird heute noch genutzt - Persönlichkeitspsychologie und Psychophysik
Behaviorismus: Verzicht auf Erforschung mentaler Prozesse
- Watson - "Bewusstseinszustände sind nicht objektiv verifizierbar"
- Kant - "Selbstbeobachtung kann nicht psychologische Experimentallehre sein"
- Skinner - Erklärung von Verhalten nur durch Umweltreize und niemals durch mentale Prozesse
- Thorndike - Befridigende Konsequenz erhöht Auftretenswahrscheinlichkeit einer Reaktion
Grenzen / Einwände gegen den Behaviorismus
- Beobachtungslernen
- Kognitive Landkarten bei Tiere
Behaviorismus ist aus der Mode geraten, aber wurde nie widerlegt
Verhaltensbeobachtung
Input (Wahrnehmung) -> mentale Prozesse (werden indirekt über Verhaltensbeobachtungen erschlossen) -> Output (Verhalten)
Zugang zu den mentalen Prozessen:
- Manipulation des Input, so dass ein spezifischer mentaler Prozess beeinflusst wird
- Messung des Output
- Rückschluss auf mentale Prozesse
Grundannahmen für den Rückschluss auf mentale Prozesse
- Selektivität - Manipulation des Input betrifft selektiv den angezielten mentalen Prozess
- Messgüte - valide, reliabel, objektiv
2. Ausgewählte Beispiele für den Zugang zu mentalen Prozessen
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Mentale Chronometrie: Subtraktionsmethode
= zeitliche Vermessung mentaler Prozesse
Drei-Stufen-Annahme
- Wahrnehmung -> Stimulus-Verarbeitung
- Kognitive Leistung -> Handlungsentscheidung
- Handlung bzw. Reaktionsausführung
Subtraktionsmethode: Subtraktion der Reaktionszeiten erlaubt die Messung der mentalen Prozesse
Additive Faktoren-Methode: Manipulation der drei Faktoren
Varianzanalyse der Reaktionszeit: erlaubt Rückschlüsse auf Abhängigkeit mentaler Prozesse
Mentale Rotation
Vergleich von Buchstabenpaaren
- Ergebnis: reaktionszeit abhängig vom Rotationswinkel
- Mentale Prozesse analog zur physikalischen Außenwelt
- Bei Tauben schneller und unabhängig vom Rotationswinkel!
Vergessen & Gedächtnis
Ebbinghaus
- sinnlose Listen lernen
- beim Wiederlernen: weniger Zeit wird gebraucht
- mentaler Prozess: Behaltensleistung
Memory Scanning (sternberg)
- Einprägen von Ziffern, dann präsentation einer Testziffer
- Ergebnis: reaktionszeit abhängig von Anzahl der im Gedächtnis zu durchsuchenden Ziffern
- Fazit: grenze der Analogie von mentalen Prozessen und physikalischer Außenwelt
Unbewusste Kognition
= Untersuchung unbewusster mentaler Prozesse
- zB. Karremans: Strings mit kleinen "b" zählen -> Präferenz der Getränkeauswahl bei Durstigen
Entscheidungen
Rahmungseffekte
- "Operation" vs. "Bestrahlung"
- Ergebnis: bei positiver Rahmung wurde die entsprechende Intervention deutlich häufiger gewählt
- Fazit: Rückschluss auf Determinanten mentaler Prozesse
Soziale Kognition: Einstellung & Verhalten
Ergebnis: Einstellungen von Probanden lassen sich nur bedingt aus dem Verhalten schließen! -> nur wenn spezifische fragen gestellt wurden
Intelligenz
= Rückschluss von Testleistung auf kognitive Leistungsfähigkeit
- Wichtig: Validität des Messsverfahrens!
Kognitive Neuropsychologie
= Rückschluss von Patientenverhalten auf mentale Prozesse
- meist doppelte Dissoziation kognitiver Prozesse anhand von Patientenfallstudien
- zB. Rückschluss, dass Sprachverständins und Sprachproduktion separate mentale Prozesse sind
KAPITEL 3 - Wissen
Wissenschaft ssoll Wissen schaffen = Erkenntnisse liefern
Was ist Wissenschaft?
Philosophische Definition: Wissen
- Platon: Wissen ist durch gute Gründe gerechtfertigter wahrer Glaube -> deswegen braucht es emprirische Urteilsverfahren und wissenschaftliche Methoden
Einteilen & Ordnen
- "Beschreibungen"
- Welt wird vom Wissenschaftler im Rahmen eines Subjekt (Wissenschaftler) - Objekt (Welt) - Verhältnisses erfasst
- Struktur durch Wahrnehmung, Gedächtnis und Sprache
- Griechische Philosophie schaffte den Übergang vom Mythos zur Wissenschaft
- Begriffsbildung beruht auf Unterscheidungen, Analysen und Strukturierung - Ähnlichkeit als Basis (schwer objektivierbar)
- Kritik: Welt verändert sich ständig, "Schiff des Theseus", Begriffsbildung beruht auf bloß subjektivem Gleichsetzen des Nichtgleichen (Nietzsche)
Definitionslehre
= Informationswert eines Begriffs
1. Realdefinition: genus proximum & differentia specifica
- Idee einer hierarchisch strukturierten Welt
- Abhängig von der Idee, wie man die Welt strukturiert
2. Intensionale (konnotative) Definition
- Menge der charakteristischen Merkmale eines Begriffs
3. Extensionale (denotative) Definition
- Menge aller unter den Begriff fallenden Objekte
4. Deiktische Definition = unvollständig extensional
5. Operationale Definition = definition über angabe der Messmethode
- Intelligenz ist, was der Intelligenztest misst
Erkenntnistheorie (Epistemologie) - auch unter Wissenschaftstheorie bekannt
- Inhaltlich so alt wie Philosophie
- Inhalt: Verhältnis von Geist und Natur
Typisch allgemeine Fragestellungen.
- Was ist Quelle menschlicher Erkenntnis?
- Gibt es eine Außenwelt?
- Wie ist die Struktur von allem, was existiert?
2 Hypothesen
1. Zu Wissen gelangt man nur durch eine rein empirisch-naturwissenschaftliche Weltanschauung
- Problem: diese Behauptung ist selbst nicht empirisch begründbar & Leugnung anderer Welt-/Erkenntniszugänge
2. Zu Wissen gelangt man indem man prüft, was wir mit Sicherheit wissen (Sokrates)
- Es ist schon viel gewonnen, wenn man sich der Grenzen des eigenen Wissens bewusst ist!
- Selbstkritik und Bescheidenheit als kennzeichen echter Wissenschaft!
Epistemologische Unsicherheit
Heisenbergsche Unschärfe: durch beobachtung und wissenschaftlichem Studium, wird der Forschungsgegenstand unschärfer
Lösung
1. Stoa: Man sollte sich des Urteils enthalten, wenn keine Gewissheit/Evidenz vorliegt!
2. Dogmatische Skepsis: Nichts ist gewiss! Erkenntnis kann täuschen! - aber es gibt die graduelle Wahrheitsannäherung
3. Pyrrhonische Skepsis: Für jede Erkenntnis spricht gleich viel dafür wie dagegen (Skepsis in Bezug auf absolute Begründbarkeit), also ist absolute Urteilsenthaltung angebracht! - Dies führt zu Seelenruhe/Gelassenheit.
- pyrrhonische Skepsis hilft nicht gegen unmittelbare Phänomene wie Schmerz, Durst, Lust, etc.
- Handeln aufgrund von sitten und Gebräuchen
Descartes
Descartes Standpunkt zur Erkenntnis
- Descartes Ziel: Gewissheit
- Cartesianischer Skeptizismus:
Nichts an der wahrnehmbaren Wirklichkeit und unseren Bewusstseins ist gewiss, ausgenommen, dass ich denke.
- bösartiger Gott, der uns immer an derselben Stelle in die Irre führt?
- brain in a vat (Gehirn im Tank Argument) - "methodischer Zweifel" als Methode zur Isolierung dessen, was gewiss ist
- Gewisste Erkenntnis ist die Selbsterkenntnis
Descartes Standpunkt zum Leib-Seele-Problem (woraus alles besteht)
- Erkenntnis kommt aus dem Subjekt heraus (Rationalismus)
- 2-Substanzen-Lehre (Dualismus): Denken als Teil des Subjekts / Marterie als Wesen der Außenwelt/Objekt
-> alles, was existiert gehört zu einem von beiden - Nur auf dem Weg des Denkens ist Gewissheit zu erzielen, da an Organe (Außenwelt) gebunden!
- Außenwelt durch Gottesbeweis gesichert
Descartes Methode ist letzlich introspektiv!
Rationalismus
Ursprung: Platon
- besagt, dass Erkenntnis durch den Verstand generiert wird
- Kreisargumente
- Ideen als metaphysische Gegebenheiten
- Direkte Verschränkung von "Wahrnehmung" und "Gedächtnis" -> wirken sich auf Vernunft/Verstand aus
Leibniz
Als Entdecker des Unbewussten?
Notwendige Wahrheiten gelten, auch wenn man ohne Sinneswahrnehmung nie drauf kommen würde (zB. Mathematik).
- "Reich der Geltung" als eigene Wirklichkeit neben dem "Reich des Existierenden"
Vernunft-/Tatsachenwahrheiten
- Vernunftwahrheiten: begründet durch Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch (a priori)
- Tatsachenwahrheiten: begründet durch Kausalprinzip (Nichts geschieht ohne Ursache) (a posteriori)
Empirismus: Gegenbegriff zum Rationalismus
Ursprung: Locke
- tabula rasa: Mensch als unbeschriebenes Blatt
- analytische Sätze: wahr/falsch aufgrund von Bedeutungsregeln
- synthetische Sätze: wahr/falsch aufgrund von Tatsachen
- 2 Erkenntnisquellen - Sensualismus
- Ideas of sensations: Ideen aus Sinneswahrnehmungen (a priori)
- Ideas of reflection: Ideen der Selbstwahrnehmung (a posteriori)
Hume
- Alles Gegebene ist bei Hume per se für Subjekte gegeben
- Alle Ideen sind Abbilder von Eindrücken
- A priori wahre Sätze sind analytisch (anders als im Rationalismus)
- aber bei Tatsachenbehauptungen ist immer das Gegenteil möglich (wie bei Leibniz) - Induktiver Schluss von Phänomenen auf andere Phänomene!
- Menschliches Handeln ist nicht frei!
Kant - Kritizismus
- Außenwelt: nicht erfahrbar, eigenständig
- Ich: transzendale Apperzeption, alles Existierende wird durch eine menschliche Brille wahrgenommen
- Anschauungsform: Raum und Zeit
A priori vs. a posteriori Sätze in der Psychologie
A priori: Wissen, das gültig ist unabhängig von Erfahrungen (Zusammenhang mit analytischen Sätzen)
A posteriori: Wissen, das durch Erfahrungen gewonnen wurde
* analytische Sätze = Sätze, die notwendig wahr sind, weil ihr Gegenteil gegen den Satz von Widerspruch verstößt
-> klären über Sprachgebrauch auf -> Definitionen und Hypothesen sind analytische Sätze
* synthetische Sätze = abhängig, was empirisch in der Welt der Fall ist (kontingent = auch anders denkbar)a
-> nur diese Sätze sind empirisch sinnvoll prüfbar!
Empirisches Sinnkriterium
Ein Satz, von dem man nicht angeben kann, was in der Welt der Fall sein müsste, damit er wahr (bzw. falsch) wird, ist sinnlos.
DER FREIE WILLE
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Freiheit
"Ich hätte auch anders handeln können" = Freiheit
- Problem: stets abhängig von kontrafaktischer Impilkation und empirisch nicht begründbar
Handlungs- vs. Willensfreiheit
- Handlungsfreiheit: so handeln können, wie man will (nimmt kein Philosoph an)
- Willensfreiheit: Was bestimmt, was ich will?
Determinismus
Idee, dass alle Ereignisse durch geltende Gesetze festgelegt sind.
- La Place´scher Dämon: Unter Kenntnis sämtlicher naturgesetze wäre jeder Weltzustand berechenbar.
- Unsere Entscheidungen sind also vorbestimmt.
- Sind wir letzlich nur "passive Kinobesucher" (Hume) ?
Harter Determinismus (wie bei Nietzsche) -> inkompatibel mit freiem Willen
- Gegnteil: unser Wille ist frei (Libertarianismus)
- In der Psychologie gilt Determinismus, wenn ein Mensch vollständig durch Gene und Sozialisation geprägt ist
Argumente gegen den Determinismus
- könnte auch einfach nur eine "sprachliche Konstruktion" sein
- Nur weil es Regeln gibt, müssen nicht alle Naturgeschehen regelhaft (a priori) sein
- Problem der Ähnlichkeit bei den Regeln
Argumente für die Willensfreiheit
Kant als Kompatibilist (Mensch im Reich der Natur und Freiheit)
Wirklichkeit der Freiheit belegt durch Moral/Gewissen
- Freiheit als Vermögen, Kausalketten anzufangen, ohne dass dieser Anfang selbst Wirkung ist?
- Freiheit als verantwortlich sein für die ersten Entscheidungen?
- Freiheit als "Einverstanden sein" mit unseren Handlungen und Gewohnheiten?