Persönlichkeitspsychologie - Master - UNIBE

Mastervolersung bei Frau Morf, FS23

Mastervolersung bei Frau Morf, FS23


Kartei Details

Karten 94
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 11.06.2023 / 20.11.2023
Weblink
https://card2brain.ch/box/20230611_persoenlichkeitspsychologie_master_unibe
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Eigenschaftsparadigma

  • erfasst Individualität durch Betrachtung vieler unterrschiedlicher Eigenschaften
  • Quantifizierbar (Relation zu Referenzgruppe - unter- oder überdurchschnittlich) 
  • zeitliche Stabilität erst durch Cattells Kovarationswürfel

Informationsparadigma

  • Informationsverarbeitung im Nervensystem als Basis für Verhalten und Erleben
  • Unterschiede entstehen in informationsverarbeitenden Prozesse: Schwelle der Auslösung oder Intensität einer Reaktion, Kapazität Kurzzeitgedächtnis etc.
  • mental speed
  • Problem: geringer Zusammenhang zw. Einstellungen & tatsächlichem Verhalten

Dynamisch-interaktionistisches Paradigma

  • interaktionalistisch: Wechselwirkung zwischen Umwelt und Persönlichkeit 
  • dynamisch: Wechselwirkung über Zeit hinweg
  • Bindungstheorie, Lerntheorie, Verhaltensgenetik

Neurowissenschaftliches Paradigma

  • Persönlichkeitsunterschiede auf ebene des Nervensystems & der Wechselwirkung mit kardiovaskulärem, endokrinologischem & Immunsystem
  • Wechselwirkung zwischen Nervensystem und Erleben und Verhalten (Biologie und Psychologie)

Molekulargenetisches Paradigma

  • Allele verursachen Unterschiede (schwierig zu belegen)
  • Belege für Gen-Umwelt Interaktion: Wirkung eines Allels abhängig von Umweltbedingungen

Evolutionspsychologisches Paradigma

  • natürliche & sexuelle Selektion
  • Allele unterscheiden sich in Wahrscheinlichkeit weitervererbt zu werden

Arten von Daten in der Persönlichkeitspsychologie

  • Self-Report Daten ("S-Daten")
  • Observer-Report Daten ("O-Daten")
  • Test Daten ("T-Daten")
  • Life-Outcome Daten ("L-Daten")

Forschungsmethoden in der Persönlichkeitspsychologie

  • Fallstudien
  • Korrelationsstudien
  • Experimente /Quasi-Experimente
  • Längsschnittstudien

Traits (Def.)

  • Traits veriieren interindividuell, bei einer Person aber relativ stabil über Zeit und Situation
  • charackteriste Muster des Erlebens und Verhaltens

Grundlegende Annahmen des Trait-Ansatzes (6)

  1. Traits als Grundbaustein der Persönlichkeit
  2. bestehen aus begrenzter Anzahl von Traits
  3. einzelne Traits jeweils quantifizierbar (A ist mehr xy als B)
  4. Annahme einer biologischen bzw. genetischen Verankerung
  5. Traits verursachen und erklären Verhalten (umstritten)
  6. Hierarchie von Traits

Messinstrumente Big 5

  • Adjektiv-basierte Instrumente: TDA
  • Aussage-basierte Instrumente: NEO
  • Prototypen-basierte Instrumente: BFI (basiert auf Adjektiven die als besonders prototypisch für Big5 gelten)

-> gute Reliabilitäten, tiefe diskriminante Validität (Faktoren getrennt, aber nicht perfekt), TDA und NEO grösste Unterschiede

Stärken der Big 5 Theorie (6)

  1. Replikation gut
  2. kultur- und sprachübergreifende Gültigkeit (Offenheit?)
  3. Populär -> bessere Vorhersage von Outcomes, gute Messinstrumente
  4. Selbst- und Fremdberichtsverfahren
  5. intuitiv zugänglich
  6. auch in anderen Spezien beobachtbar

Schwächen der Big 5 Theorie (6)

  • Inhalt, Benennung und Replikation von Offenheit
  • Faktorenanalyse mit Nomen ergibt andere Traits
  • mangelnder Umfang an Traits (andere Modelle mit mehr Traits)
  • mangelnde theoretische Fundierung
  • Modell ist eher beschreibend, wenig erklärend
  • Unterschiede zwischen verschiedenen Messinstrumente

HEXACO-Modell (Lee & Asthon)

Erweiter Big 5 um Faktor " Honesty-Humility

  • hohe Ausprägung: ehrlich, ernsthaft, vertrauenswürdig
  • tiefe Ausprägung: arrogant, egoistisch, manipulativ

Einwände und Gegenargumente HEXACO-Modell (4)

  1. Instrumente bei denen Verträglichkeit teile des honesty-humility Traits erfasst
    -> trotzdem noch grosse Defizite an HEXACO-Varianz
  2. Persönlichkeit hierarchisch strukturiert, daher egal ob Ebenen 5 oder 6 Faktoren
    -> weniger als 6 Faktoren bedeutet Varianz zu verlieren
  3. man kann auch Big 5 und dunkle Triade messen
    -> HEXACO stärker orthogonal, bessere theoretische Basis
  4. Honesty-humility lässt sich nicht durch Selbstbericht erfassen
    -> in Situationen wo es um wenig geht, sind Personen ehrlich

Persönlichkeitsnuancen

Itembündel, tiefere Ebene als Facetten???

The Myers-Briggs Type Indicator (MBTI)

  • wissenschaftlich nicht fundiert
  • aber weit verbreitet im beruflichen Kontext
  • forced-choice Format
  • Kategorie statt Kontinuum
  • beliebt wegen Marketing, Einfachheit

The Hogan Personality Inventory

  • bessere Alternative zu MBTI
  • drei Motive im Beruf: Akzeptanz/Respekt, Status/Kontrolle von Ressourcen, Vorhersagbarkeit
  • basiert auf Big 5
  • wissenschaftlich fundiert

Stärken des klassischen Trait-Ansatzes

  • vernünftiger erster Schritt — Erfassen genereller Verhaltenstendenzen
  • objektive & konsensuelle Operationalisierung der Traits
  • straker Bezug zur Biologie

Traits als interne kausal-wirksame Eigenschaften

  • intern: Trait etwas, das sich in Person befindet
  • kausal: Trait etwas, das Verhalten verursacht

--> Vertreter sagen, Verhalten durch Traits erklärbar
Gefahr: zirkularität. Verhalten durch Trait erklärt und dieser Trait durch Verhalten messen

Traits als deskriptive Zusammenfassungen

  • rein deskriptiv: nicht vorausgesetzt, dass Traits tatsächlich existieren

-> Vertreter sagen, Verhalten durch Traits NICHT erklärbar

Personality-Paradox

es wird viel höhere Konsistenz im Verhalten über Zeit und Situation hinweg erwartet, als tatsächlich gezeigt wird

IFs

kognitiv-affektive Interpretationen hervorgerufen durch Selbst-Representationen (Gedanken, Erwartungen, Emotionen)

Behavioral Signals (Mischel und Shoda)

Ziele und Motivation einer Person helfen, Stabilität zu verstehen, weil sie uns sagen, welche IFs (das was wahrgenommen wird aufgrund der Persönlichkeit) von Bedeutung sind und welche THENs zu erwarten

2 Arten von (trans-)situativer Konsistenz des Verhalten

  1. durchschnittliche Verhaltenstendenz (klassische Traits): Konsistenz des Verhaltens als unabhängig von Situation
    -> Wie viel zeigen Personen von einem bestimmten Verhalten?
  2. Wenn..., Dann... -Verhaltenssignaturen (Prozessmodelle PE): nicht so sehr physikalische Situation, sondern die psychologische Situation. Konsistenz des Verhaltens als abhängig von der Situation
    -> Wann, wie und wo zeigen Personen ein bestimmtes Verhalten?

Sozial-kognitive Personenvariablen (CAUs) (5)

  1. Enkodierung: zeitlich stabile Unterschiede in der Art und Weise wie Situationen interpretiert werden
  2. Erwartungen und Überzeugungen: Unterschiede was von soz. Umfeld und Handlungen erwartet wird
  3. Affekte
  4. Ziele und Werte
  5. Kompetenzen/Fähigkeiten und Selbstregulation: Unterschiede in Fähigkeit bestimmtes Verhalten auszuüben

CAPS - kognitv-affektives Persönlichkeitssystem

Persönlichkeit als Informationsverarbeitungssystem

  • Unterschiede in habitueller Verfügbarkeit bestimmer CAUs: wenn bestimmte CAUs hoch ausgeprägt, leicht durch Reize aktiviert
  • Unterschiede in (stabiler) Organisation von CAUs: inzelne CAUs lösen jeweils individuell ganz bestimmte weitere CAUs aus; daraus resultiert ein einzigartiges Netzwerk von CAUs

CAPS-Modell betrachtet Persönlichkeit als: (2)

  1. dynamisches sozial-kognitiv-affektives Informationsverarbeitungsmodell: Persönlichkeitssystem interagiert mit Situationen und generiert individuelle Muster von Erleben und verhalten (=idiografisches Vorgehen). 
    Persönlichkeits-typen, die aufgrund ählicher Caus vergleichbare if thens haben (=nomothetisches Vorgehen)
  2. proaktiv: Personen nicht Opfer ihrer bio. oder soz. Vergangenheit, stattdessen Freiheit, Situationen auszuwählen und Einfluss nehmen

Whole Trait Theory 

  • Versucht Trait (Big5) und sozial-kognitver Ansatz (CAPS) zu verbinden
  • besteht aus TraitDES und TraitEXP als eigenständige Teile

TraitDES

beschreibende Seite der Traits -> konzeptualisiert als Verteilung von Big Five States
TraitDES ergibt sich als kausale Konsequenz der TraitEXP

  • unterschiedlichen State-Ausprägungen über die Zeit als individuelle Dichteverteilungen
  • Personen unterscheiden sich in Parametern ihrer persönlichen Dichteverteilung 
  • interindividuelle Unterschiede in Parametern hoch konsistent

TraitEXP

  • erklärende Seite der Traits -> sozial-kognitive Mechanismen, welche States produzieren und Variabilität zwischen und innerhalb Personen erklärt
  • Verteilung von States – impliziert dynamische Prozesse (States wechseln von Moment zu Moment) -> diese Wechsel als Output von sozial-kognitiven Mechanismen
  • Prozess-Variablen...

Prozess-Variablen Whole Trait Theory (5)

  1. interpretative Prozess (Informationsverarbeitung
  2. motivationale Prozess (Repräsentation gewünsche bzw. gefürchtete End-Zustände)
  3. Stabilität-induzierende Prozesse (typische Trait-Manifestation - Genetik, Gewohnheiten etc.)
  4. temporale Prozesse (vergangene Ereignisse beeinflussen gegenwärtige)
  5. random error Prozess: benötigt für unvorhersehbare Trait-Manifestationen

Prozess-Variablen haben strukturelle & dynamische Elemente

strukturell:

  • Inputs: internale und Umweltereignisse
  • Intermedicates: Interpretation der Situation, Aktivierung von Zielen
  • Outputs: Veränderung in der Manifestation der Big 5
  • Links

dynamisch:

  • Flows: aktivierung von Strukturen

Whole Trait Theory, individuelle Unterschiede wegen: (3)

  • Unterschieden in Stärke der Links
  • chronische Aktivierung
  • Leichtigkeit der Verbindung von vers. Strukturen

Vergleich CAPS und WTT

  • Überlappungen: sozial-kognitive Mechanismen; zw. Input und Output existieren dynamisch interagierende Prozesse
  • Unterschiede: WTT bedient sich der Big Five Taxonomie -> statt enger gefasste Persönlichkeitsdispositionen wie bei CAPS, wird bei WTT versucht breite Traits zu erklären 

Taxonomie von Situationen - drei Typen von Situationsinformationen

  1. situation classes: Situation eingeteilt in grobe Kategorien
  2. situation clues: objektive Stimuli aus Umwelt -> subjektive Wahrnehmung
  3. situation charackteristics: subjektiv wahrgenommene Qualität und Bedeutung einer Situation
    -> Situational eight DIAMONDS

Erblichkeit - Hertabilität

wie viel Prozent der phänotypischen Varianz kann durch genotypische Varianz erklärt werden (h2)

Erblichkeit (Hertabilität) - Was bedeutet es nicht? (5)

  1. Heritabilität kann NICHT auf Individuum übertragen werden: Varianzen beziehen sich auf Differenz zwischen Individuen (Gruppenstatistik)
  2. Heritabilität ist NICHT über Zeit und Populationen hinweg konstant: wenn sich genetische oder Umwelt Varianz verändert, verändert sich die Heritabilität
  3. Heritabilität ist KEINE präzise Statistik (Messfehler)
  4. nur weil Merkmal erblich ist, heisst es NICHT, dass es nicht veränderlich ist (Körpergrösse)
  5. Heritabilität erklärt NICHT, durch welche Mechanismen die Gene Persönlichkeit beeinflussen

Molekulargenetik

versucht Persönlichkeit auf individualtypisches Allel zu beziehen

Methoden der Molekulargenetik (4)

  1. linkage studies: Allele, welche sich nahe sind, werden wahrscheinlicher miteinander vererbt
  2. candidate gene studies: Assoziation zwischen bestimmten Gen-Varianten und Phänotyp - a priori Hypothesen = Gen bestimmen
  3. Genomweite Assoziationsstudien: Allgemeiner als candidte gene studies - gesamtes Genom wird untersucht. Braucht sehr grosse Stichproben
  4. genomwide complex trait analysis: auch nicht verwandte Personen haben gleiche Gene - genetic relationship matrix

-> lassen einen grossteil an genetischer Varianz unerklärt = missing heritability problem