Uni Würzburg


Kartei Details

Karten 24
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 21.04.2023 / 16.02.2025
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Woher kommt der Begriff „Methodologie“ und was bedeutet er ursprünglich?

  • Aus dem Griechischen
  • „Methodos“ = verfolgen, nachgehen
  • „logos“ = Wort, Lehre

2. Wie kann man Methodologien und Methoden unterscheiden? Geben Sie auch Beispiele.

Methodologien:

  • Allgemeine Verfahrensweisen der wissenschaftlichen Forschung
  • Weitgehend unabhängig vom untersuchten Forschungsgegenstand
  • Beispiele:
    • Korrelative vs. Experimentelle Forschung
    • Quantitative vs. Qualitative Forschung
    • Verfahren zur Theoriebildung, u.a. Techniken zur Bestimmung von:
      • Konzeptualisierungen
      • Formalisierungen
      • Metaphern
      • Verallgemeinerungen

Methoden:

  • Konkrete Verfahrensweisen der Datengewinnung
  • Für bestimmten Forschungsgegenstand konzipiert
  • Beispiele:
    • Neurowissenschaftliche / physiologische Methoden
    • Verhaltenserfassung
    • Befragung
    • Erschließen nicht beobachtbarer mentaler Strukturen & Prozesse (bewusste / unbewusste Kognition)

3. Was hat „methodisches“ Vorgehen mit der erkenntnistheoretischen Definition von „Wissen“ zu tun?

  • Wissen = gut begründete wahr Meinung
  • Methodisches Vorgehen ist charakteristisch für die Wissenschaft
    • Gewährleistet Einhaltung wissenschaftlicher Standards
  • Durch methodisches Vorgehen erhalten wir Argumente, mit denen eine Meinung gut begründet werden kann
    • Dadurch wird sie nach dieser Definition zu „Wissen“

Wie definieren Roth & Hollig den Begriff Methoden?

  • Als planmäßiges und systematisches Vorgehen beim Versuch, ein Ziel zu erreichen
    • Verweis auf Regeln, die angewandt werden
    • Ziel: Antwort auf eine Frage finden

4. Inwieweit geht es beim methodischen Vorgehen um Entscheidungen und welche Freiheitsgrade bestehen dabei? Geben sie Beispiele.

  • Methodisches Vorgehen beinhaltet eine Menge von Entscheidungen
    • Müssen kommunizierbar & begründbar sein
  • Manche Entscheidungen sind dabei (aus gutem Grund) festgelegt
  • Andere können flexibel / frei getroffen werden
    • Wichtig: Abwägen der Vor- & Nachteile
  • à Kompromisse sind dabei in der Wissenschaft unvermeindlich

5. Warum ist methodisches Vorgehen nicht starr festgelegt? Erläutern Sie dies anhand eines selbstgewählten Beispiels.

  • Methodisches Vorgehen sollte flexibel, aber nicht willkürlich sein
  • Das Handeln muss immer neu an spezifische Bedingungen angepasst werden
    • à Regelmäßige Bewertung des Handelns
    • Bereitschaft Schritte rückwärts zu machen
  • Beispiel:
    • Wenn man merkt, dass die Instruktionen bei einem Experiment nicht funktionieren das Experiment mit neuen Instruktionen neu beginnen

Was ist der empirische Zirkel?

Beobachtung (partikuläre Aussage) -> Induktion -> Schlussfolgerung (Allausage) -> Deduktion -> Vorhersage (partikuläre Aussage) -> Test -> Beobachtung ...

  • Partikuläre Aussage = es gibt (mindestens) ein x, so dass…
    •  Z.B. „Es gibt mindestens einen lungenkranken Nichtraucher.“
  • Induktion = Schluss vom Spezifischen auf das Allgemeine
  • Allaussage = Aussage über alle Elemente eines Gegenstandsbereichs
    • Z.B. „Alle Menschen sind sterblich“
  • Deduktion = Schluss vom Allgemeinen, auf das Spezifische
    • à logisches Ableiten / Reduzieren

 

 

6. Skizzieren sie einen Stufenplan zur Studiendurchführung.

  1. Fragestellung / Problem
  2. (Sach-)Hypothesen
  3. Operationalisierung
  4. Versuchsplan
  5. Kontrolle der Störvariablen
  6. Wahl der Stichprobe
  7. Empirische Fragestellung und statistische Hypothese
  8. Durchführung
  9. Auswertung der Daten
  10. Rückschluss auf die Sachhypothese
  11. Disskussion der Ergebnisse in Bezug auf Theorie und Praxis
  12. Veröffentlichung eines Berichts

7. Nennen sie fünft allgemeine Möglichkeiten wissenschaftlicher Beobachtung in der Psychologie.

  • Tests (standardisierte Reize unter standardisierten Bedingungen)
  • Verhaltensbeobachtung (von Individuen, Gruppen, Entwicklungsverläufen)
  • Physiologische / neurowissenschaftliche Verfahren (als UV oder AV)
  • Verhaltensspurenanalyse
    • Z.B. Zeichnungen. Briefe, Tagebücher, Fotos, Gebrauchsspuren
    • à nicht reaktiv
  • Befragung (mündlich / schriftlich)
    • à problematisch, weil Introspektion)

8. Sind objektive Methoden immer besser als subjektive? Diskutieren sie Vor- und Nachteile anhand zweier treffender Beispiele aus der Psychologie

  • Objektive Methoden:
    • Z.B. physiologisch, Verhalten / Leistung
    • bevorzugt, da subjektive fehleranfällig
    • kein Zugang zu nicht beobachtbaren Variablen
  • Subjektive Methoden:
    • Befragung / Selbstauskünfte (z.B. auch in Persönlichkeitstests)
    • Fehleranfällig
      • Selektives Erinnern
      • Soziale Erwünschtheit
      • Sprachverständnis
    • Ökonomisch
    • Bietet Zugang zu nicht beobachtbaren Variablen
    • haben sich trotzdem bisher als valider erwiesen

9. Sind Laborstudien immer besser als Feldstudien? Diskutieren sie Vor- und Nachteile anhand eines Beispiels aus der Psychologie.

(Antwort teilweise selbst überlegt)

Laborstudien:

  • Vorteile:
    • Liefern „sichere“ Erkenntnis
    • Interne Validität
    • Ausschluss von Störvariablen
    • Ursache-Wirkungszusammenhänge
  • Nachteile:
    • Ergebnisse gelten erst einmal nur in der spezifischen Laborsituation
    • Sind sie auf den Alltag übertragbar?
  • Beispiel:
    • VP entscheiden im Labor zwischen ein und derselben Schokolade in einer gelben und in einer roten Verpackung,
      • Gelbe wird häufiger gewählt
    • Bedeutet nicht, dass im Supermarkt vermehrt gelbe Verpackungen gekauft werden, da dort dann noch andere Kriterien eine Rolle spielen

Feldstudien:

  • Vorteile:
    • Liefern „alltagsnahe Erkenntnis“
    • Externe / ökologische Validität
    • Mit viel Arbeit prinzipiell auch Ausschluss von Störvariablen usw. möglich
  • Nachteile:
    • Keine Ursache-Wirkungszusammenhänge
    • Für Ergebnis können die verschiedensten Störvariablen verantwortlich sein
  • Beispiel:
    • VPs schauen im Supermarkt vermehrt auf gelbe Verpackungen
    • Vielleicht gab es einfach mehr gele Verpackungen oder sie befanden sich auf Augenhöhe

10. Was haben Verhaltens- und Leistungsmessung mit allgemeiner und differentieller Psychologie zu tun?

  • Verhaltensbeobachtung wird eher in der allgemeinen Psychologie eingesetzt
  • Leistungsmessung eher in der differentiellen Psychologie und Diagnostik

Erläutern sie die Aussage: „Streng genommen ist jede psychologische Forschung auf Verhaltensmessung angewiesen“.

  • Erleben kann nur über Verhalten geschlossen werden
    • Auch Sprache & Leistung sind Verhalten
  • Naturwissenschaftliche Befunde erhalten ihre psychologische Bedeutung nur durch Bezug zum Erleben / Verhalten

11. Nennen sie fünf typische Verhaltensweisen, die in der Psychologie gemessen werden.

  • Reaktionszeit
  • Fehler
  • Räumliche Bewegungen
  • Verhaltensskalen
  • Indirektes Erschließen von Verhalten: Verhaltensspuren

Nennen sie Beispiele für Effektorsysteme, die in der Psychologie vermessen werden.

  • Manuelle Reaktionen & Fehler
  • Handbewegungen und sonstige motorische Muster
  • Blickbewegungen / Pupillometrie
  • Sprachbezogene Verhaltensmaße
    • Sprachrezeption
    • Sprachproduktion
  • Gestik, Mimik, Fußbewegungen, etc.

12. Was sind die Ziele von Verhaltensmessung in der Psychologie?

  • Bestimmung von Wahrnehmungsleistung (Psychophysik)
  • Bestimmung von Verarbeitungsprozessen (Kognitionspsychologie)
  • Spezifikation neuronaler Mechanismen (Neurowissenschaften)
  • Bestimmung von Kontrollprozessen (Motorikforschung)
  • à Ziele sind Input, Output & Throughput

13. Welche Art von Verhalten wird in der quantitativen Psychologie wohl am häufigsten verwendet?

  • Reaktionszeit & Fehler

 

Welche weiteren Methoden der Verhaltensmessung gibt es bezogen auf den Sprachoutput?

  • Methode des lauten Denkens
  • Analyse latenter Semantik

14. Inwieweit wird in der Psychologie Verhalten auf einem Kontinuum von offen bis verdeckt gemessen

  • Verschiedene Möglichkeiten der Verhaltensbeobachtung:
    • Offen mit explizitem Studienziel
    • Offen mit verstecktem oder falschem Studienziel
    • Heimliche Beobachtung
    • Analyse von Verhaltensspuren à nicht reaktiv
  • Von oben nach unten gelesen bewegt sich das auf einem Kontinuum von vollkommen offen zu vollkommen verdeckt

15. Wie verhält sich Leistungsmessung zu Verhaltensmessung?

  • Leistung ist auch ein Teil des Verhaltens
  • D.h. bei einer Leistungsmessung wird eine Teilmenge des allgemeineren Begriffs Verhalten erfasst

16. Bezüglich welcher inhaltlicher Bereiche, gibt es in der Psychologie standardisierte/normierte Tests, und was ist der Vorteil solcher Tests gegenüber Eigenkonstruktionen?

  • Bereiche:
    • Entwicklungstests
    • Intelligenztests
    • Kreativitätstests
    • Leistungs-, Fähigkeits- & Eignungstests
    • Verfahren zur Erfassung sensumotorischer Fähigkeiten
    • Schulleistungstests
    • Einstellungstests
    • Interessenstests
    • Persönlichkeitstests
    • Projektive Verfahren
    • Klinische Verfahren
    • Verhaltensskalen
    • Sonstige Verfahren
  • Vorteile:
    • Erspart sehr viel Arbeit
    • Ermöglicht Vergleichbarkeit
    • Sind standardisiert, normiert
    • Haben sich bereits als funktionsfähig erwiesen

17. Geben Sie ein paar Beispiele für phänomenorientierte Forschungsstrategien.

en Sie ein paar Beispiele für phänomenorientierte Forschungsstrategien.

  • Am Anfang des Forschungsvorhabens steht ein bemerkenswertes Phänomen, das man erklären will
    • Man muss analysieren, einteilen und ordnen
  • Beispiele:
    • Ambiguität vs. Wahrnehmungstäuschung
    • Perzeptuelle Organisation
    • Objekterkennung (bottom-up & top-down)

18. Geben sie Beispiele für Ausgangspunkte der Forschung, die bestimmen was geforscht wird

. Geben sie Beispiele für Ausgangspunkte der Forschung, die bestimmen was geforscht wird

  • Phänomene
  • Theoriegeleitete Forschung
    • Experimentum crucis
    • Kontrastieren theoretischer Möglichkeiten
  • Forschung nach Interesse
  • Forschung geleitet durch aktuelle Methoden
  • Politisch geleitete Forschung
  • Supervisor orientierte Forschung

19. Warum sind bei der Entwicklung einer Forschungsfrage klare Definitionen wichtig? Geben sie ein Beispiel.

  • Oft verstehen verschiedene Leute unter demselben Begriff verschiedene Dinge
  • Derselbe Begriff kann verschiedene Konzepte bezeichnen
  • Beispiel Aufmerksamkeit:
    • Aufmerksamkeit als Selektionsprozess, der bestimmt was wir wahrnehmen
    • Aufmerksamkeit als „inneres Auge“, das uns ermöglicht uns mit anderen Dingen zu beschäftigen als die, auf die unser Blick gerichtet ist
    • Aufmerksamkeit als Fähigkeit sich längerfristig zu konzentrieren
  • à je nachdem welche Art der Aufmerksamkeit man untersuchen möchte, braucht man verschiedene Methoden
  • Deswegen müssen klare Definitionen am Anfang eines jeden Forschungsprozesses stehen!