Persönlichkeitsstile 03 Narzisstischer Persönlichkeitsstil
Vorlesung der pädagogischen PsychologieBertrams67 Slides
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Set of flashcards Details
Flashcards | 24 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 07.12.2022 / 13.12.2022 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/20221207_persoenlichkeitsstile_03_narzisstischer_persoenlichkeitsstil
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Biografische Merkmale für narzisstischen Stil
Frustration des Anerkennungsmotivs
- Person bekam nur wenig Anerkennung (weniger als sie gebraucht hätte)
- stattdessen oft mit Abwertung konfrontiert
- wollte von den wesentlichen Bezugspersonen positives Feedback erhalten
- erhielt nur wenig positives Feedback, sondern Abwertungen (oft diffus durch Reaktionen)
- dadurch Botschaft erhalten, dass sie nicht okay, nicht liebenswert ist
Dauer des Feedbacks, welches zu narzisstischem Stil führt
- über lange Zeit hinweg
- durchweg
- in vielen Kontexten
- die Person, welche dieses Feedback gab, hat eine hohe definitorische Macht zugeschrieben vom Kind
Betroffene Person glaub diese Annahmen irgnedwann und enwickelt ein negatives Selbstschema
dauerhafter Prüfstand
Durch die Erfahrung, in der Interaktion mit relevanten Personen ständig bewertet zu werden, entsteht ein andauernder Prüfstand
Lösung: genau das tun, was die relevanten Personen (oftmals der Vater) erwarten
-> gute Leistungen = positives Feedback dafür
--> jedoch immer noch kein Feedback dafür, dass man als Person okay ist
--> wenn leisten aufhört, ist man nicht mehr okay
! erfolgreich im Sinne der relevanten Bewerter = positives Feedback = positives Selbstschema (+ und - Selbstschema, damit kein narzisstisches Schema entsteht)
Weitere frustrierte Motive?
Frustration des Wichtigkeits-, Autonomie- und Solidaritätsmotiv
- relevante Personen interessieren sich nicht fürs Kind
- keine Wichtigkeitssignale, nicht solidarisch, schränkt dessen Autonomie ein
- Leistungen erbringen ist die Lösung für das Kind und löst mehrere Probleme zu gleich (aus Sicht des Kindes)
Typische Manifestationen
- hohe Erfolgsorientierung
- Macher Mentalität
- Wunsch nach Bewunderung und Egozentrik
- zweiseitig: überzeugt von der eigenen Person und den Fähigkeiten & (massive) Selbstzweifel
- starke Neigung zum sozialen Vergleich
- zielgerichteter Einsatz von Empathie
Beziehungsmotiv Anerkennung beim narzisstischen Stil
- Anerkennung als zentrales Beziehungsmotiv: Wunsch Feedback als Person zu erhalten, dieses in allen Beziehungen zu erhalten, positives Feedback als Futter mit einem hohen Nährwert, wenn es von einer besonders kompetenten oder mächtigen Person ist
- bleibt positives Feedback aus --> Folge: Zustand von Mangel (Hungern)
- negatives Feedback löst negative emotionale Zustände aus
Je länger das Motiv nach Anerkennung frustriert wird, desto dominanter wird das Motiv!
Beziehungsmotiv Autonomie bei narzisstischen Stil
- Autonomie sehr wichtig:
- selbst bestimen über grosse Teile des eigene Lebens
- bei Einschränkung durch andere = psychologische Reaktanz (schnell)
- generell sind Personen mit starkem Autonomie-Motiv reaktanzempfindlich
- Autonomie respektiert = Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmung
- gegenüber Interaktionspartnern, die Freiheiten geben = mehr Respekt
Beziehungsmotiv Solidarität beim narzisstischen Stil
ausgeprägter Wunsch von den Interaktionspartnern Solidarität zu erfahren
- sollen zur Seite stehen, unterstützen, verbünden, nicht im Stich lassen, sich nicht gegen einen wenden
- erzeugt Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit
- fehlendes Solidaritätsgefühl = Gefühl von Bedrohung, im Stich-gelassen werden, Verraten-Werden, starke Traurigkeit
Selbstschemata - Besonderheit beim narzisstischen Stil
Es liegt ein doppeltes Selbstschema vor! - Gibt es sonst nicht!
- negatives Schema mit Selbstzweifeln, die sich durch die Biografie entwickelt haben
- positives Schema aufgrund kompensatorischer Leistung und Erfolge: Könnerschema mit Kompetenz und Leistungsfähigkeit. !Je negativer das negative Schema, desto unrealistischer die Annahmen des positiven Schemas
Selbstschemata - Zusammenwirken der beiden Schemata
Die beiden Schemata hemmen sich gegenseitig.
--> ist das positive Schema stark aktiv (weil man bspw. viel Lob erhält)
- negatives Schema = gehemmt
- Person hat Selbstzweifel nicht mehr auf dem Schirm
--> negatives Schema stark aktiv
- positives Schema = gehemmt
- keine Zugang mehr zu den Fähigkeiten
- Person hält sich für kompletter Versager und wertlos
! kann hin und her wechseln zwischen den positiven und negativen Zuständen !
Selbstschemata - Grundeinstellung (Default)
Default: das positive Schema ist stärker aktiviert als das negative
ABER: keine völlige Hemmung des negativen Schemas möglich
- negative Gedanken kommen automatisch ins Bewusstsein
- Selbstzweifel lauern im Hingergrund + Gefühl von Unbehnagen
- normaler Zustand von narzisstischen Menschen: Selbstzweifel sind nur selten ganz verschwunden!
Erklärung der narzisstischen Kritikempfindlichkeit - Selbstschemata
- Schema-Aktivierung erzeugt generalisierten Zustand (global)
- Kritik ist ein Stimulus um das negative Schema zu aktivieren
- auch sehr leichte Kritik kann das negative Schema komplett aktivieren ("hyperallergisches" Schema)
- Problem dabei: Person reagiert schroff und verprellt Interaktionspartner + kann konstruktive Kritik kaum für Weiterentwicklung nutzen (Konsequenzen können dabei längerfristige Auswirkungen haben)
Beziehungsschemata zum Motiv Anerkennung
- es sind negative Beziehungsschemata vorhanden (man wird in Beziehungen be- oder abgewertet, Schwäche kann gegen einen verwendet werden
- beeinflusst die Haltung narzisstischer Menschen gegenüber neuen Beziehungen: Misstrauen, Date wird als Prüfungs- oder Stresssituation empfunden, Entspannung und Vertrauen erst dann möglich, wenn Interaktionspartner einen nicht abwertet
Beziehungsschema zum Motiv Autonomie
Bei narzistischem Stil sind negative Beziehungsschemata vorhanden (andere versuchen mich zu kontrollieren / zu bevormunden)
-> dies macht narzisstische Personen vorsichtig: sie rechnen damit, dass dies in Beziehungen leicht passieren kann
Beziehungsschema zum Motiv Solidarität
negative Beziehungsschemata vorhanden (Du kannst dich nicht auf andere verlassen. / Im Ernstfall werden dich andere im Stich lassen.)
- narzisstische Personen rechnen nicht damit, dass Interaktionspartner solidarisch sind (in jeder Beziehung)
Normschemata zum Motiv Anerkennung und charakteristische Konsequenzen
mögliche Normschemata = Kompensationen negativer Schemata (v.a. von Selbst- und Beziehungsschemata):
- Sei erfolgreich!
- Vermeide Fehler!
- Sei der Beste
- Gib wenig von dir preis!
Konsequenzen:
- hohe Leistungsorientierung und Anstrengungebereitschaft
--> Erfolg zum Widerlegen der negativen Schemata
--> keine klaren Kriterien, wann Erfolg erreicht ist
--> immer weiter Erfolgen hinterher hetzen
--> Ignorieren und Überschreiten von Belastungsgrenzen
- Neigung zur Vermeidung
--> Prüfungen etc. vermeiden: Selbstsabotage
--> Beziehungsaufbau erschwert
--> Vertrauen wird langsam aufgebaut: oft grosser Bekannter- aber kleiner Freundeskreis
Normschemata zum Motiv Autonomie
Zur Kompensation negativer Schemata (Selbst und Beziehungsschemata)
- Lass dich nicht bevormunden/ kontrollieren
- Werde nie abhängig
Konsequenzen:
- Unabhängigkeit:
--> Person sorgt für sich; erkennt, was sie will und was nicht
--> hohe Autonomie fördert Kreativität
--> Nachteil: hohe Empfindlichkeit auf klare Ansagen, was man zu tun hat (schwierig in Liebesbeziehungen und Job)
Normschemata zum Motiv Solidarität
Kompensationen negativer Schemata
- Verlass dich auf dich selbst
- Sei selbst stark / unahängig
Konsequenzen:
Zwangs-Autonomie (so unabhängig sein, dass man keine Hilfe braucht)
--> man muss gezwungermassen autonom sein, um tatsächlich unabhängig zu sein
--> erhöht Reaktanzempfindlichkeit (man muss auf Anweisungen mit Widerstand reagieren)
--> erhöht Bindungsprobleme: autonomer Mensch kann sich nie völlig auf Beziehung einlassen
Regelschemata bei narzisstischem Stil
Narzisstische Personen sind oft starke Regelsetzer
- sie definieren, was Interaktionspartner tun sollen oder lassen
- Regeln = Erwartungen an Interaktionspartnern, die der andere erkennen und befolgen muss
- man hält sich dabei für legitimiert, diese zu setzen und ggf. zu bestrafen
- auch mit fiktiver Legitimation, glaubt Peron an ihre Existenz
typische Regeln und konkrete Manifestationen
typische Regeln:
- Man hat mich wie ein VIP zu behandeln.
- Man hat mir Sonderrechte zu gewähren
- Man hat mich nicht zu behindern.
Konkrete Manifestationen:
- nicht warten zu müssen
- vorgelassen zu werden
- allgemeingültige Regeln zählen nicht für einem selbst (bspw. im Verkehr)
- unangenehmen Aufgaben werden übernommen
- delegieren von Aufgaben an Interaktionspartnern ist einem erlaubt
Manipulation von Narzisst:innen
starke Neigung zu Manipulation
Zwecke:
- für die eigenen Ziele andere einspannen oder Aufgaben delegieren: oft Schmeichel-Strategie
- Sonderrechte etablieren (so tun als opfere man sich auf...)
- Bewunderung durch andere erhalten (Mords-Molly-Spiel)
- andere zum Einhalten der persönlichen Regeln bringen: durch Einschüchterung
Verwendung manipulativer positiver/ negativer Images: im Handeln wird klar, was der Person am wichtigsten ist
Interaktionspartner sollen beachten, was sie TUN und nicht was sie sagen
Gaslighting-Einsatz: Alles hinterfragen, was der Andere sagt.
Gewinne
- Erhöhte Erfolgswahrscheinlichkeit
- Handlungsorientierung statt Grübeln
- Zuversicht und Annahme von Herausforderungen
- Durchhaltewillen und Verzichtsfähigkeit (für langfristige hohe Ziele)
- Kreativität
- Lebensquaität
Kosten des Narzissmus
- Beziehungskosten: durch Regelsetzung, Ausbeutung, Vernachlässigung von Freunden etc.
- Gesundheitskosten: Ignorieren von Belastungsgrenzen = psychosomatische Symptome, Burnout etc.
- Lern und Leistungskosten: Kritikempfindlichkeit = wenig Weiterentwicklung dafür öfteres Fehlentscheidungen
Reduzierung der Kosten
- Eigene Persönlichkeit feststellen
- Selbstanalyse und -reflektion von konkreten Erinnerungen
- Selbst-Mitgefühl
Beziehungsgestaltung
- Anerkennungsmotiv füttern, so gut wie man kann
- hyperallergische Schemata so wenig wie möglich aktivieren
Sovuerlän reagieren
- Ärger hat mit den Regeln zu tun
- Machtkämpfe vermeiden
- Kritik gelassen nehmen
- so argumentiere, dass N. Gesicht nicht verliert
Trojanische Pferde verwenden