VL4: Klin Psych K + J
Geschlechtsdysphorie
Geschlechtsdysphorie
Set of flashcards Details
Flashcards | 23 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 09.06.2022 / 12.06.2022 |
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Leitsymptome
- Wunsch, dem anderen Geschlecht anzugehören
- Unbehagen über das eigene Geschlecht
-> ist in allen Lebensstufen und geschlechtsübergreifend
Wunsch, dem anderen Geschlecht anzugehören (bzgl Einstellung)
- Wunsch dem anderen Geschlecht anzugehören
- Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts
- Nachahmung eines Erscheinungsbildes des anderen Geschlechts
- Bevorzugung der gegengeschlechtlichen Rolle im Spiel
- anhaltende Fantasien, dem anderen Geschlecht anzugehören
- intensiver Wunsch an den für das andere Geschlecht typischen Spielen und Aktivitäten teilzunehmen
- starke Präferenz von gegengeschlechtlichen Spielkameraden
Wunsch, dem anderen Geschlecht anzugehören (bzgl Äussern)
- Wunsch dem anderen Geschlecht anzugehören
- Wunsch als Person des anderen Geschlechts zu leben und behandelt zu werden
- Typische Gefühle des anderen Geschlechts zu besitzen
- Treten manchal auch in der Realität in gegengeschlechtlichen Rolle auf und werden akzeptiert
Unbehagen über das eigene Geschlecht: bei Jungen
•ausgeprägte Ablehnungtypisch männlicher Kleidung
•Abneigunggegen Jungenspiele und -spielsachen, insbesondere gegen Raufspiele
•Ablehnung der männlichen Genitalien
•Wunsch nach Verschwindender männlichen Genitalien
•Äusserung, dass es besser wäre, keinen Penis zu haben
•Abneigung, im Stehen zu urinieren
Unbehagen über das eigene Geschlecht: bei Mädchen
•Ausgeprägte Ablehnung typisch weiblicher Kleidung
•Ablehnung, die Haare mädchenhaft lang zu tragen
•Versicherung, dass sie einen Penishat oder einer bei ihr wachsen wird
•Wunsch, dass Brustbildung und Menstruation nicht eintreten
•Abneigung, im Sitzen zu urinieren
Unbehagen über das eigene Geschlecht: Allgemein
•Entledigen von primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen und Entwicklung der Merkmale des anderen Geschlechts
•z.B. Wunsch nach hormoneller und chirurgischer Behandlung
•z.B. Abbinden der Brüste oder Verbergen der Brüste
•Annahme, im Körper des anderen Geschlechts geboren zu sein
•Gefühle von Verzweiflung, Hass, Depressionen, Suizidversuche
Klassifikation und Diagnostik: Wo sind Unterscheidungen im ICD-10 und DSM 5 zu sehen?
Unterscheidung der Kriterien im Kindes-und Jugend/Erwachsenenalter
Klassifikation und Diagnostik: Im ICD-10 vor der Pubertät
−Vor der Pubertät: „Störung der Geschlechtsidentität im Kindesalter“ (F64.2) ->Beginn deutlich vor Pubertät
Klassifikation und Diagnostik: Im ICD-10 für Jugendliche
Für Jugendliche: angemessene Klassifikation fehlt, „psychische und Verhaltensstörungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung (F66.-)
Jugendlichemit Wunsch, als Person des Gegengeschlechts zu leben ohne operative Geschlechtskorrektur: „Transgenderismus“, keine Diagnose (ICD-10)
Klassifikation und Diagnostik: Im ICD-10 nach der Pubertät
Nach der Pubertät:„Transsexualismus“(F64.0), wenn Wunsch, als Angehörige/r des anderen Geschlechts sowie nach geschlechtsangleichenden Massnahmenund Geschlechtsdysphorie mind. 2 Jahre durchgehend
Klassifikation und Diagnostik: Im DSM-5 Begrifflichkeiten (inkl. für Adoleszente)?
−Begriff:Geschlechtsdysphorie anstatt Geschlechtsidentitätsstörung
−Für Adoleszente: „Wahrscheinlich transsexuelle Entwicklung“
Klassifikation und Diagnostik: Im DSM-5
Geschlechtsdysphorie bei Kindern (302.6) bzw. Geschlechtsdysphorie bei Jugendlichen und Erwachsenen (302.85)
−A.: Ausgeprägte Inkongruenz zwischen dem erlebten/ausgedrückten und dem zugewiesenen Geschlecht („Gender“) mind. 6 Monate mit mind. 6 (Kinder) bzw. 2 (Jugendliche/Erwachsene) Kriterien, v.a. Wunsch, dem anderen Geschlecht anzugehören
−B.: Zustand mit klinisch bedeutsamen Leiden oder psychosozialen Beeinträchtigungen
Klassifikation und Diagnostik: Differenzialdiagnosen
−vorübergehende Geschlechtsunsicherheit im Kindesalter, v.a. Cross-dressing, häufig im Vorschulalter, verschwindet spontan
−Störung der Geschlechtsidentität bei Personen kurz vor oder während der Pubertät: Unsicherheit bzgl. Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung Sexuelle Reifungskrise (F66.0)
−Ich-dystoneSexualorientierung (F66.1): Geschlechtsidentität oder sex. Orientierung eindeutig, aber Wunsch, dass es anders wäre, evtl. Behandlung
−Andere psychosexuelle Entwicklungsstörungen (F66.8): Abwehr der aufkeimenden Sexualität durch Ungeschehenmachender sexuellen Attraktivität im eigenen biologischen Geschlecht
−Transvestitismusunter Beibehaltung beider Geschlechtsrollen (F64.1), Fetischismus (F65.0), fetischistischer Transvestitismus (F65.1)
−Beginnende Persönlichkeitsstörungen
−Psychosen
Klassifikation und Diagnostik: Exploration der Eltern bei Jugendlichen
−Wunsch des/der Jugendlichen, dem anderen Geschlecht anzugehören
−Führen eines Vornamensdes anderen Geschlechts
−Öffentliches Auftreten als Person des anderen Geschlechts
−Wunsch nach geschlechtsangleichender Behandlung
−Hat er/sie FreundInnen? Wird er/sie von ihnen akzeptiert?
Klassifikation und Diagnostik: Exploration der Eltern bei Kinder
−Besonderes Interesse an Kleidung, Schmuck, Kosmetik
−Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts
−Bevorzugte bzw. abgelehnte Spiele und Hobbies
−Körpererleben, Haarlänge
−Hat das Kind einen Freundeskreis? Wird es von ihnen akzeptiert?
Klassifikation und Diagnostik: Exploration des Kindes und Jugendlichen
−Beobachtung des Kindes/Jugendlichen im Hinblick auf geschlechtstypische bzw. –atypische Kleidung, Schmuck, Kosmetik, Gestik und Mimik
−Exploration der Wünsche und Fantasiewelt, z.B. „Magische Verwandlung“
−Fragen nach Träumen, Idealen, Vorbildern, Lieblingsschauspielern usw.
−Gesamtes psychosoziales Umfeld beachten
−Leidensdruck, Einsichtsfähigkeit, Veränderungswunsch, Beziehungsfähigkeit
−Körpererleben, bei Jugendlichen das eigene Erleben geschlechtlicher Attraktivität, Beziehungen, soziale Akzeptanz
−Exploration sexueller Erfahrungen, Präferenz in Fantasie und Verhalten
−Körperliche Untersuchung, nach Möglichkeit durch hinzugezogene/n PädiaterInoder EndokrinologIn
Klassifikation und Diagnostik: Komorbiditäten
z.B. Autismus, Depression, NSSV und Suizidalität, Angststörungen, emotionale Instabilität, Störung Sozialverhalten)
Epidemiologie
−Prävalenz: < 1%
−Deutlicher Anstieg in Neuvorstellungsrate
−Geschlechterverteilung: im Kindesalter Jungen häufiger betroffen, In der Pubertät 1:1
Verlauf
−Im Kindesalter: nur 5-20% im Erwachsenenalter transsexuelle Entwicklung, eher Prädiktor für homosexuelle Orientierung
−Im Jugendalter: Deutlich höhere Persistenzraten
−10.-13. Lebensjahr: Konsolidierung der geschlechtlichen Identität
typische Merkmale im Verlauf
−Mehr Gewalterfahrungen
−Mobbing, zerbrochene Freundschaften, soziale Isolation
−Familienzurückweisung, -konflikte
−Mehr unbefriedigende Beziehungen zu Gleichaltrigen, Verstecken der Gefühle
−Schlechterer Selbstwert,
−mehr Angst, Depression, Essstörungen, Selbstverletzungen, sex. Risikoverhalten, Substanzmissbrauch
−Massiv erhöhte Suizidalität − Schulversagen / verkürzte Schullaufbahnen
Interventionsansätze: Bei Kindern
Bei Kindern:
−kein frühzeitiger sozialer Rollenwechsel
−keine Bestrafung rollen-nonkonformerVerhaltensweisen
−Beteiligte über Verlauf aufklären
Interventionsansätze: bei Jugendlichen
Bei Jugendlichen:
−Mind. 1 Jahr Psychotherapie, Indikation klären, Alltagstest
−Medizinische geschlechtsangleichende Massnahmen:
−Pubertätshemmende Hormontherapie spätestens nach Tanner II Stadium, nicht prophylaktisch präpubertär
−ab 16. Lebensjahr: gegengeschlechtliche Hormontherapie
−ab 18. Lebensjahr: Geschlechtskorrigierende operative Eingriffe
Interventionsansätze: Welche existieren?
Beratung vor der Pubertät, Psychotherapie bei begleitenden psychischen Störungen, somatomedizinischeBehandlung