Familienpsychologie IX: Regenbogenfamilien
Seminar Familienpsychologie WS 21/22
Seminar Familienpsychologie WS 21/22
Kartei Details
Karten | 23 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 02.02.2022 / 31.01.2023 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/20220202_familienpsychologie_ix_regenbogenfamilien
|
Einbinden |
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20220202_familienpsychologie_ix_regenbogenfamilien/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>
|
Definiere Regenbogenfamilie:
- alle Familienkonstellationen mit gleichgeschlechtlicher Partnerschaft (+Kinder) oder mind. ein Elternteil transgeschlechtlich
- im weiteren Sinne: "LSBTIQ"-Familien
- eigentlich kein Unterschied zwischen Regenbogen- und traditionellen Familien
- dennoch eher nicht-normative Familienalternative, auch im Selbstverständnis
- Familien, in denen mind. ein Elternteil entweder nicht heterosexuell liebt oder nicht cis-geschlechtlich liebt
Kinder, die bei gleichgeschlechtlichen Paaren in Deutschland leben sind zu einem großen Anteil ...
... eigene, leibliche Kinder
... gut die Hälfte wurde in die gleichgeschlechtliche Beziehung hineingeboren
... die andere Hälfte stammt aus einer vorangegangenen Beziehung
Statistiken zu Regenbogenfamilien (auf Pad)
siehe Pad
Welche zusätzlichen Entwicklungsaufgaben haben die Kinder von homosexuellen Paaren, die aus einer vorhergehenden heterosexuellen Beziehung stammen?
- Coming-out der Eltern verarbeiten
- Trennung der biologischen Eltern emotional verarbeiten
- Reaktionen der Umwelt einschätzen lernen
Aufgaben aus Sicht der Eltern
- Erweiterung der Familiengrenzen
- Integration des Co-Elternteils
- Wann Comingout?
- Wie neues Lebensmodell nach außen vertreten?
Welche zusätzlichen Entwicklungsaufgaben haben die kleinen Kinder von homosexuellen Paaren?
- Ggf. Beziehungsaufbau zu biologischen und sozialen Eltern & anderen Familienmitgliedern
Elternperspektive
- funktionsfähige Elternkoalition (>2)
- Wahl von Bezugspersonen
Welche zusätzlichen Entwicklungsaufgaben haben die Schulkinder von homosexuellen Paaren?
- Entwicklung einer eigenen "anderen" Familienidentität
- Reaktionen der Umwelt verarbeiten lernen
Elternperspektive
- Beziehungsaufbau zu neuen Bezugspersonen (z.B. Lehrer)
Welche zusätzlichen Entwicklungsaufgaben haben die Jugendliche von homosexuellen Paaren?
- Entwicklung von Coping-Strategien bei Stigmatisierung
- Identitätsentwicklung in Abgrenzung bzw. Identifikation mit dem Lebensentwurf der Eltern
Elternperspektive
- Unterstützung der Kinder bei Identitäts- und Autonomieentwicklung
- Toleranz bei differierenden Wünschen & Zielen
Berichte Diskriminierungserfahrungen von homosexuellen Paaren (auf Tab)
siehe Tab
Wie stehen die Befragten zu der Aussage "Ein Paar, bei dem beide Männer sind, kann ein Kind genauso gut großziehen wie ein Mann und eine Frau"?
- Stimme voll und ganz zu: 30%
- Stimme zu: 27%
- Weder noch: 21%
- Stimme nicht zu: 13%
- Stimme überhaupt nicht zu: 9%
Was sind Ursachen für mögliche Vorurteile von Kindern gegenüber homosexuellen Paaren?
- Heteronormativität
- homonegative "Mikroaggressionen"
Berichte die Ergebnisse zu Vorurteilen gegenüber Homosexualität bei Grundschulkindern von Farr et al (2018):
- 131 Kinder (5-11 Jahre) wurden mittels Bildgeschichten befragt
- Bild von homosexuellem Paar + Kind und Fragen: "Wie normal ist das Kind?", "Wie unheimlich ist das Kind?"
- negativer Affekt geringer bei gemischtgeschlechtlichen Partnern
- positiver Affekt höher bei gemischtgeschlechtlichen Partnern
- auch "desired proximity" und "familiy liking" höher bei gemischgeschlechtlichen Partnern
Berichte die Ergebnisse der Panelstudie von Bos et al., 2018 zur Entwicklung von Kindern in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften:
- Keine Unterschiede (gleich- vs. gegengeschlechtlich) bei
- Problemverhalten des Kindes
- Probleme in Eltern-Kind-Beziehungen
- Nutzung von Unterstützungsangeboten
Berichte die Ergebnisse weiterer Studien zur Entwicklung von Kindern in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften:
Keine Unterschiede der Kinder bzgl.
- Geschlechtsrollenverhalten
- Beziehungs- und Freundschaftsverhalten
- sozialer Integration
- Problemverhalten
Berichte Ergebnisse zu Schulleistungen von Kindern aus gleichgeschlechtlichen Partnerschaften:
- teils tatsächlich gefundene niedrigere Schulleistungen von Kindern gleichgeschlechtlicher Eltern
- durch Anzahl Transitionen in den Familien (Instabilität) erklärbar
Was könnten mögliche Beratungsinhalte für Regenbogenfamilien sein:
- Anbahnung + Begleitung des Coming-outs
- Beratung bei Stigmatisierung (ggf. der Kinder)
- Trennungsberatung
- Kinderwunschberatung
- Beratung zu sog. " Stiefkindadoption"
- Gruppenangebote (Erfahrungsaustausch)
Wieviel von ca. 11 000 gleichgeschlechtlichen Elternpaaren sind Frauenpaare und wie viele sind Elternpaare?
- 10 000 Frauenpaare
- 1000 Männerpaare
Wie viel Prozent der Kinder in Regenbogenfamilien sind adoptiert?
2%
Wann wurde die Strafbarkeit männliche Homosexualität (§175 StGB) aufgeboen und wann wurde der Paragraph ersatzlos gestrichen?
- 1969: Aufhebung des Totalverbots
- 1994: §175 StGB wurde ersatzlos gestrichen
Wann wurde die Ehe für alle beschlossen?
- 2017
- gleichgeschlechtliche Paare haben aber immer noch nicht genau dieselben Rechte
Berichte die Ergebnisse der Studie "Does parental sexual orientation matter?" (Farr, 2017) (teilweise auf Pad):
- Longitudinalstudie zur Frage, ob sich adoptierte Kinder von schwulen oder lesbischen Paaren von Kindern heterosexueller Paare unterscheiden
- Ergebnisse
- Allgemein: keine signifikanten Unterschiede bei den drei Familientypen
- Geschlecht des Kindes wurde als Kovariate aufgenommen: mehr Verhaltensauffälligkeiten und weniger Familienfunktionalität bei Jungen
- bei W2 höheres Stresslevel als bei W1
- bei W2 höhere Paaranpassung als bei W1
- W1 Verhaltensauffälligkeiten des Kindes sagen Familienfunktionalität und Verhaltensanpassung des Kindes zu W2 vorher
- W1 Erziehungsstress sagt Familienfunktionalität und Verhaltensanpassungen des Kindes zu W2 vorher
- W1 Paaranpassungsfähigkeit fast signifikant für Vorhersage von Familienfunktionalität
- siebe Tab
Keine Unterschiede bei Kindern mit gleichgeschlechtlichen Eltern hinsichtlich:
- psychischer Störungen
- Intelligenz
- Selbstwert
- ihrer schulischen/beruflichen Laufbahn
- ihres Umgangs mit der geschlechtlichen Identifizierung und Körperlichkeit
- soziale Kompetenzen
- Substanzmissbrauch
- delinquentes Verhalten
- ihrer sexuellen Orientierung
- nicht sexuelle Präferenz (oder Geschlechtsidentität) entscheiden über das Wohlergehen und die Entwicklung der Kinder, sondern Beziehungsqualität und das Klima in der Familie
Nenne Schutzfaktoren zur Bewältigung der Diskriminierungs- und Stigmatisierungserfahrungen:
- Teilhabe der Mütter in der lesbisch-schwulen Community
- LGBT- Curricula an Schulen
- häufiger Kontakt zu Kindern aus anderen Regenbogenfamilien
- emotional sichere Beziehung zum leiblichen Elternteil
Wie kann sich die beraterische Praxis besser auf Regenbogenfamilien einstellen?
- Beratungsmöglichkeiten im ländlichen Raum ausbauen
- Mitarbeitenden in Beratungsstellen Kenntnisse über spezifische Bedürfnisse und Probleme vermitteln
- spezifische Fragestellungen behandeln (siehe vorhergehende Frage)
- Fortbildungen für bestimmte Berufsgruppen anbieten
- Fortbildungen und Workshops zum Thema anbieten
- Behandlung des Themas und Aufklärung bereits im Schulunterricht