Familienpsychologie VII: Trennung und Scheidung
Seminar Familienpsychologie WS 21/22
Seminar Familienpsychologie WS 21/22
Kartei Details
Karten | 18 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 01.02.2022 / 05.02.2022 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/20220201_familienpsychologie_vii_trennung_und_scheidung
|
Einbinden |
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20220201_familienpsychologie_vii_trennung_und_scheidung/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>
|
Wie war der Anteil Alleinerziehender 2019 im Vergleich zum Jahr 1999?
- 2019: 18,6%
- 1999: 15,0%
Der Löwenanteil von Alleinerziehenden sind ...
... Mütter (im Jahr 2015 ca. 1,5 Mio.)
Beschreibe verschiedene Wohnmodelle nach Trennungen:
- Residenzmodell: "traditionell" (binuklear, aber primäres Heim)
- Wechselmodell:
- gleiche Zeitverteilung
- in Skandinavien bereits Hauptmodell
- insgesamt positive Befunde
- Nestmodell
- Kind bleibt in Wohnsituation, Eltern pendeln
- bisher sehr selten
Benenne und beschreibe die verschiedenen Phasen des Scheidungsprozess:
- Ambivalenzphase: Eskalierende Konflikte
- Trennungsphase: zuerst räumliche Trennung, dann juristische Scheidung
- Nachscheidungsphase: im ersten Jahr innere Desorganisation, im zweiten Jahr Stabilisierung und Reorganisation
Bei wieviel Prozent der Kinder spielt das Thema Trennung/Scheidung in der Beratung eine zentrale Rolle?
Bei ca. 26%
Fülle das Modell der Scheidungs-Stress-Bewältigung nach Amato (2000) aus (auf Tab):
siehe Tab
Berichte die Ergebnisse von Schwarz, 1999 zum Thema Scheidung und Selbstabwertung von Jugendlichen:
- Selbstabwertung nimmt über die Scheidung hinweg zu
- nimmt dann wieder ein bis zwei Jahre nach der Scheidung ab
- ist konstant höher als bei Jugendlichen mit vollständigen Familien
Welche Auswirkungen hat die Scheidung der Eltern auf die Kinder?
- ca. 25% zeigen langfristige Verhaltensauffälligkeiten
- v.a. bei ungünstigen ökonomischen Bedingungen, mangelnder Kooperation der Eltern
- ABER: Fast immer sehr belastend
Auswirkungen von Scheidung auf Kinder im Mittel:
- mehr Verhaltensauffälligkeiten unmittelbar nach der Scheidung, langfristig aber differenzielle Verläufe
- häufiger Schulleistungsprobleme/schlechtere Noten
- ungünstigeres Sozialverhalten
- spätere Ehequalität u.U. geringer
Berichte die Ergebnisse von Diekmann & Engelhardt, 1995 zur sozialen Vererbung von Scheidung:
- bis zu 50% häufigere Ehescheidung nach 20 Jahren Ehe, wenn der Mann aus einer Scheidungsfamilie kommt
- wenn die Frau aus einer intakten Herkunftsfamilie kommt werden Ehen nach 20 Jahren nur zu 15% geschieden
Beschreibe die Panelstudie SONAR und ihre Ergebnisse:
- die Sekundarschulleistung von 2685 Schüler in Belgien wurde bei elterlicher Scheidung untersucht
- Kontrollvariablen: SÖS, Alter, Geschlecht, Geschwisterzahl
- unterschiedliche Vorhersagen je nach theoretischem Modell
- Interparental conflict perspective: vor der Scheidung sollte die Schulleistung des Kindes abnehmen und danach sollte sie sich wieder stabilisieren
- Parental loss perspective: Schulleistung sollte ab Scheidung und auch danach schlecht sein
- Life stress perspective: Schulleistung sollte mit der Scheidung schlecht werden und sich danach wieder stabilisieren
- Ergebnisse:
- Schulleistungen werden mit der Scheidung schlechter und stabilisieren sich danach wieder
- Ergebnisse sprechen für parental adjustment perspective, life stress perspective
Mediatioren warum Scheidung negativ wirkt bzw. zu mental health symptoms führt nach Schaan und Vögele, 2016:
- Childhood trauma
- resilience (negative)
- rejection sensitivity
- Mediationsmodell erklärt 44% der Varianz der psychischen Symptome
- VOLLE Mediation
Wie ist Scheidung aus familiensystemischer Perspektive zu betrachten?
- Trennung als Wandel 2. Ordnung
- aber weiterhin Interdependenz + emotionale Bindungen --> familiäres Beziehungssystem bleibt bestehen ("Nachscheidungsfamilie")
Was sind Risikofaktoren für Scheidungskinder?
- geringes Familieneinkommen
- depressive Symptome der Mutter
- Stieffamilie
- diese Risikofaktoren können zu Anpassungsschwierigkeiten führen
Was sind Schutzfaktoren für Scheidungskinder?
- hohes Familieneinkommen
- hohe Sensibilität gegenüber dem Kind
- hohe Qualität des häuslichen Lernumfelds
- hohe Intelligenz
- positive elterliche Beziehungen
- Stieffamilie
- verlässlicher Erziehungsstil
- offener Umgang
Unter welchen drei Bedingungen kann Stress die Entwicklung des Kindes fördern?
- kein schwieriges Temperament, keine schwerwiegenden Ängste, keine Depressionen oder asoziale Verhaltensweisen
- herausfordernde Stressbelastungen, die aber nicht überwältigend sind
- Verfügbarkeit von Schutzfakoren
Was können Langzeitfolgen von Trennungs-/Scheidungskindern sein?
- psychische Probleme (höhere Ängstlichkeit, höheres Risiko für Depressionen und Suizidalität)
- emotionale Probleme (geringere Lebenszufriedenheit)
- geringere physische Gesundheit, potenziell gesundheitsschädigendes Verhalten
- geringere SÖS, schließen mit niedrigerer Wahrscheinlichkeit ein Hochschulstudium ab, häufiger arbeitslos
- geringere Qualität der Partnerschaften (weniger stabil, weniger zufriedenstellend/geringeres Commitment), mehr Partnerwechsel, Lebensgemeinschaft > Ehe, erhöhte Wahrscheinlichkeit für Trennung/Scheidung
- häufiger Gewalt in der Partnerschaft, häufigeres Ausüben von Gewalt in der Partnerschaft
Berichte die Ergebnisse der Studie "Parental Separation/Divorce in Childhood and Partnership Outcomes at Age 30" (Fergusson, McLeod & Horwood, 2014):
- statistisch signifikanter positiver, linearer Zusammenhang zwischen der Anzahl elterlicher Trennung/Scheidungen und
- Anzahl von Lebensgemeinschaften
- negativen partnerschaftlichen Beziehungen
- Verhaltensprobleme/Anpassungsprobleme des Partners
- dem Auftreten von Gewalt in der Partnerschaft
- kein Zusammenhang zwischen der Anzahl elterlicher Trennungen/Scheidungen und
- positiven partnerschaftlichen Beziehungen
- Viktimisierung in der Partnerschaft
- Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Erleben von Trennung/Scheidung in der Kindheit und instabilieren, unbefriedigenden und gewaltvolleren Beziehungen im Erwachsenenalter ABER: kann durch Aspekte der Kindheit und des Kontextes, in dem die Trennung/Scheidung (Kovariaten) erklärt werden
- Kinder, deren Eltern sich trennen/scheiden lassen, erleben häufig zusätzlich andere Formen von belastenden Kindheitserlebnissen
- Kovariaten: familiäres Funktionsniveau (Drogenkonsum, psychische Probleme), Missbrauch im Laufe der Kindheit, sozio-demographischer Hintergrund, zwischenelterliche Konflikte und Gewalt, Verhalten/Verhaltensprobleme des Kindes