Familienpsychologie VI: Familie als Bildungskontext

Seminar Familienpsychologie WS 21/22

Seminar Familienpsychologie WS 21/22


Kartei Details

Karten 23
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 01.02.2022 / 04.02.2022
Weblink
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Modell der familiären Lernumwelt (auf Tab ausfüllen) 

siehe Tab

Nenne beispielhaft wie die familiäre Lernumwelt in Experimenten operationalisiert werden kann: 

  • Fragebögen (Problem der sozialen Erwünschtheit) 
  • Tagebuchverfahren 
  • Fragenbogen über Kinderbuchwissen für Eltern (soz. Erwünschtheit reduziert) 
  • Beobachtungsverfahren (z.B. HOME) 

Was ist HOME? Nenne drei Subskalen von HOME: 

 

 

  • HOME = Home Observation for Measurement of the Environment
  • Learning materials = Toys and activities directed towards the intellectual development of the child e.g. Child has three or more puzzles
  • Language stimulation = Verbal communication between child and caregiver that is intended to help language development e.g. Child is encouraged to learn the alphabet 
  • Variety = Indoors and outdoors activities of the child e.g. Child is taken on outing by a family member at least every other week 

Nenne drei empirische Befunde zur familiären Lernumwelt: 

  1. Kleine bis mittlere Effekte der häuslichen Lernumwelt auf schriftsprachliche + mathematische Leistungen 
  2. HNE (=Home Numeracy Environment) sagt mathematische Kompetenzen ab 3 Jahren bis Ende erster Klasse voruas 
  3. Häusliche Lernumwelt kann auch bei Kontrolle des SÖS die kognitive Entwicklung vorhersagen

Wie hängen Early Learning Environment, 5th Grad Academic Skilss, 5th Grade Learning Environment und PreK Skills zusammen? (auf Tab ausfüllen) 

siehe Tab 

Was ist die HLE? Nenne Interventionen zur Verbesserung der HLE: 

  • HLE = Home Literacy Environment 
  • z.B. "Lass uns lesen!", "Lobo vom Globo", Berliner Eltern-Kind-Training, Family Literacy Program 

Was sind Probleme bei Interventionen zur Verbesserung der Home Learning Environment? 

  • Befunde aus englischsprachigen Ländern übertragbar? 
  • Kulturelle Unterschiede?
  • Niedrigschwellige Weiterbildungen für Eltern sinnvoll
  • selektive Teilnahme an Programmen 
  • Matthäus-Effekt bei Förderung

Welche potenziellen pädagogischen Funktionen haben Hausaufgaben und wie hilfreich sind sie tatsächlich? 

Potenzielle pädagogische Funktionen: 

  • Lernfunktion 
  • Kompensatorische Funktion 
  • Erzieherische Funktion (selbstreguliertes Lernen)

Tatsächlicher Nutzen 

  • 62% der Eltern von unter 18-Jährigen Kindern geben an, dass sie ihre Kinder bei den Hausaufgaben unterstützen müssen 
  • Hausaufgaben haben wenig Effekte auf die Lernleistungen der Kinder (v.a. Hausaufgaben, die zur Übung und Festigung des Stoffes dienen)
  • am wirkungsvollsten sind Hausaufgaben, die der Hinführung zum neuen Stoff dienen
  • Bildungsschere geht weiter auf 
  • Verlagerung der Hausaufgaben in die Schule führt nicht zu schlechteren Leistungen 
  • mit einer Steigerung der häuslichen Lernzeit sind keine zusätzlichen Lernleistungen zu erwarten 
  • je häufiger sich die Eltern bei den Hausaufgaben engagieren, desto ungünstiger verläuft die Leistungsentwicklung 
  • Fokus auf Lernprozess förderlich für Lernmotivation und Sachinteresse, Fokus auf Ergebnis eher hinderlich 

Wirkfaktoren des häuslichen Lernens für die Schule nach Wild & Lorenz, 2010: 

  • warm und unterstützend 
  • wenig kontrollierend (sonst Abnahme von Motivation + Interesse 
  • Autonomieunterstützend (Wahlmöglichkeiten eröffnen) 
  • hohe aber realistische Erwartungen, klar begründet 
  • Wertschätzung der Lerninhalte (Modell) 

Was ist das TIPS-Programm von Epstein? Welche Effekte hat es? 

  • TIPS = Teacher Involve Parents in Schoolwork --> Hausaufgaben mit Elterneinbeziehung 
  • Effekte 
    • Noten verbesserten sich 
    • Eltern fühlten sich besser informiert 

Beschreibe das "Theoretical Model of Mechanisms of the Influence of maternal education on children's academic outcomes" (u.a. auf Tab): 

  • integriert unterschiedliche Theorien 
  • heuristisch
  • Einflussfaktoren der mütterlichen Bildung auf die akademische Leistung des Kindes werden aufgezeigt 
  • Ziel: besseres Verständnis, inwiefern der Grad der mütterlichen Bildung die akademische Leistung des Kindes beeinflusst 
  • Grundannahmen: 
    • Bildung führt zu besserem Zugang zu humanem, kulturellem und sozialem Kapital 
    • Fokus auf Erziehungsverhalten und Erziehungsmethoden der Mutter, die mit jeweiligem Kapital zusammenhängen

Was ist Human Capital und welchen Einfluss hat die Bildung der Mutter auf das Human Capital? 

Human Capital 

  • Entwicklung von Fähigkeiten, die Handlungsspielraum erweitern 
  • Bildungsabschluss wird oft mit Humankapital gleichgesetzt 

Höhere Bildung der Mutter 

  • durch höhere Bildung Entwicklung von Fähigkeiten wie Kognitive Flexibilität, Problemlösefähigkeit 
  • Nutzung der Fähigkeiten, um akademische Leistung des Kindes zu fördern 
  • z.B. Beim Vorlesen häufig offene Fragen stellen, geeignete Kinderbücher auswählen

Über welche Mechanismen hat Human Kapital einen Einfluss auf die kog. fähigkeiten des Kindes? 

  • Sprachliche Fähigkeiten 
    • Kinder, die in reicherer Sprachumgebung aufwachsen, zeigen bessere Sprachfähigkeiten 
  • Interaktionen von höherer Qualität 
    • mehr Interaktionen mit höherer Qualität (Vorlesen, Unterstützung Hausaufgaben) 
    • kognitiv anregend für das Kind 

Was ist Cultural Capital und welchen Einfluss hat die Bildung der Mutter auf das Cultural Capital? 

Cultural Capital 

  • Präferenzen und Verhaltensweisen, die Bildungserfolg zuträglich sind 
  • werden im Bildungsumfeld positiv wahrgenommen und entsprechen Normen und Werten der Bildungsinstitutionen

Höhere Bildung der Mutter 

  • wenn Verhaltensweisen, die Kind von Mutter lernt, mit Konvention im Schulumfeld übereinstimmen --> hilft Kind dabie, sich sicher durch diese Art von Setting zu bewegen 
  • Bsp. angemessener "Ton" ggü. LehrerInnen und gleichzeitig Durchsetzungsfähigkeit der eigenen Interessen

Über welche Mechanismen hat Cultural Kapital einen Einfluss auf die kog. fähigkeiten des Kindes? 

Übertragung von kulturellem Kapital 

  • bei höherer Bildung größere Vertrautheit mit Strukturen in Bildungsinstitutionen 
  • Mutter als Rollenvorbild für Kind 
  • Kinder erwerben dadurch selber kulturelles Kapital 
    • werden dafür belohnt, dass sie den "Regeln des Spiels" folgen 
    • fühlen sich dadurch wohler in der Schule (Regeln sind vertraut) und können ihre Interessen besser durchsetzen 
    • Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie höhere Schulbildung anstreben 

Verhandlung und Management von Schulerfahrungen 

  • kulturelles Kapital der Mutter erleichtert Häufigkeit und Effektivität der Interaktionen mit Institutionen 
  • größerer fit von Werten Mutter <-> Schule führt zu besserer Behandlung durch LehrerInnen, Vorteile für das Kind 

Was ist Social Capital und welchen Einfluss hat die Bildung der Mutter auf das Social Capital? 

Social Capital 

  • soziales Netzwerk, das Zugang zu Ressourcen bietet 
  • dadurch Zugang zu Vorteilen (z.B. relevante Infos oder Zugang zu Bildungsinstitutionen) 
  • Bsp. Schulleitung kennen .. 

Höhere Bildung der Mutter 

  • Mutter eher in soziales Umfeld eingebettet, das über Wissen, Fähigkeiten, Ressourcen verfügt, die Kind in seiner akademischen Laufbahn behilflich sein können 
  • dadurch eher Zugang zu hilfreichen Netzwerken

Über welche Mechanismen hat Social Kapital einen Einfluss auf die kog. fähigkeiten des Kindes? 

Sammlung bidlungsrelevanter Informationen 

  • Mütter mit höherer Bildung verfügen über mehr "weak ties" Kontakte (lose Kontakte mit reziproker Qualität und wenig emotionaler Verbindung) 

Bildungserfahrungen von hoher Qualität 

  • durch Zugang zu relevanten Informationen (welche Schule, LehrerInnen, Fächer sind die besten) hat Kind mehr hochqualitative Bildungserfahrungen 

Vorhandensein von Rollenvorbildern mit hohen Bildungsabschlüssen 

  • soziales Netz der Mutter hat tendenziell auch höheren Bildungsgrad 
  • soziales Umfeld, in dem hoher Bildungsgrad großen Stellenwert hat, beeinflusst Leistung des Kindes 

Welche Aspekte der familiären Lernumwelt haben bei Jugendlichen eine Bedeutung? 

  • Peers gewinnen, Familie verliert an Bedeutung 
  • deutliche Zunahme an leichten Auseinandersetzungen mit den Eltern 

ABER 

  • Eltern trotzdem Hauptansprechpartner für wichtige Entscheidungen 
  • im Durchschnitt steigt das Vertrauen zu den Eltern zwischen 13 und 21 Jahren an 
  • Verhältnis zu Peers hängt mit Erziehungsstil der Eltern zusammen: autoritativ erzogene Kinder sind bei Gleichaltrigen beliebter

Berichte Zusammenhänge zwischen familiärer Lernumwelt und Schule: 

  • mathematische Kompetenzen von 9.Klässlern werden durch mathematische Kompetenzen der Eltern, sowie häufigere kulturelle Aktivitäten und Wertschätzung von Mathematik durch die Eltern vorhergesagt 
  • die mathematischen Leistungen von Hauptschülern in der Unterstufe werden durch die Einschätzung und Einstellung gegenüber intellektuellen Leistungen und Aktivitäten der Eltern vorhergesagt 
  • Deutsch- und Matheleistungen von Jugendlichen hängen mit dem Erziehungsstil der Eltern zusammen 
  • nicht mehr Vorlesen und Spiele prägen die Kinder, sondern Einstellungen, Wertschätzungen und Unterstützungsverhalten

Wie kann die HLE im schriftsprachlichen Bereich verbessert werden? 

  • Bücher zur Verfügung stellen 
  • hohen Wert auf Lesen legen 
  • Vorlesen: Dialogisches Lesen 
  • mit dem Kind die Bibliothek besuchen 
  • erste Buchstaben beibringen 
  • über Dinge reden, die man gelesen hat 

Wie kann die HLE im mathematischen Bereich verbessert werden? 

  • Würfelspiele spielen 
  • Spiele spielen, bei denen das Kind zählen/einfach Additionen durchführen muss 
  • mit dem Kind über Maße wie Gewicht, Temperatur, Geschwindigkeit reden 
  • das Kind beim Kochen ermuntern, Zutaten abzuzählen/zu wiegen
  • hohen Wert auf Mathe legen 
  • Kind erklären, wie man einfach Summen bildet oder z.B. Kuchenstücke auf Leute aufteilt

Wie funktioniert dialogisches Vorlesen? 

  • Aufforderungen, um Auseinandersetzung mit dem Buch zu erleichtern 
  1. Kind soll den vorgelesenen Satz vervollständigen, wenn Erwachsener pausiert 
  2. Erwachsener stellt Fragen über das Buch -> Kind erinnert sich und erzählt die Geschichten nach 
  3. Offene Fragen während des Lesens ->Dialog 
  4. Was-, Weshalb-, Wann-, Wo-Fragen 
  5. Erwachsener verknüpft die Bilder und Wörter mit der eigenen Erfahrung des Kindes 

-> Offene Fragen schaffen Gelegenheiten für Analyse und kausale Schlussfolgerungen, regen das Denken und die Fantasie an

--> Verbesserung der Sprachkompetenz: Erlernen neuer Wörter, Ausdrücke und Satzstrukturen

Berichte die Ergebnisse der Studie zum Zusammenhang der HLE mit kindlicher Leistungen (Niklas et al., 2016): 

  • HLE ist signifikanter Prädiktor für BIA (=Brief Intelligent Asessment) und Applied Problems
  • Home Literacy Environment: sig. Prädiktor für Reimen und verbales Verständnis 
  • Home Numeracy Environment: sig. Prädiktor für numerische Fähigkeiten und Buchstabenwissen 
  • Migrationshintergrund, Hauptsprache und SÖS hängen stark mit Testergebnisse zusammen --> viele Kinder sind schon im Jahr vor der Einschulung ihren Peers bez. numeracy, v.a. aber auch literacy-Kompetenzen hinterher 
  • Kinder mit Migrationshintergrund oder anderer Hauptsprache als Englisch haben ähnliche Numeracy-Umwelten, aber weniger gute Literacy-Umwelten (daraus ergibt sich Ziel von Interventionen)