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Kartei Details

Karten 225
Sprache Deutsch
Kategorie Arabisch
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 10.05.2021 / 17.06.2021
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Was sind „reverse inferences“? Geben Sie ein Beispiel.

 

= häufige Schlusslogik in den kogn. Neurowissenschaften: --> von Gehirnaktivität wird auf mentalen Prozess geschlossen
- In Studie A war Areal Z aktiv
- in anderen Studien, in denen Prozess x angesprochen wurde, war Z aktiv
--> In Studie A zeigt Aktivität von Z, dass Prozess x stattgefunden hat
Problem: logisch inkorrekte Deduktion 

Wie unterscheiden sich Syndromgruppenbildungen von funktionalen Störungsbildern als Herangehensweisen in der Neuropsychologie? 

  • Syndromgruppenbildung: Clusterbildung von Patienten mit ähnlichen Symptomen.
  • Funktionale Störungsbilder: Beschreibung von Patienten anhand eines systematisch getesteten Katalogs seiner Funktionsstörungen.

Warum liest man in der Neuropsychologie häufig von Fallstudien? Sind Gruppenvergleiche mit hoher Stichprobe nicht als einziges wirklich aussagekräftig? 

Es wird keine Information weggemittelt, wenn jeder Einzelfall als Experiment zur Testung einer kognitiven Theorie verwendet wird. Einzelfälle haben paradigmatischen Charakter und sollten also für ein bestimmtes kritisches Problem entscheidend sein.

Was versteht man unter „konvergierenden Operationen“ in der Neuropsychologie? 

Vermehrter Rückgriff auf Erkenntnisse der Kognitionspsychologie und unauffällige = gesunde Probanden
Konvergenz durch Indizsammlung aus beiden Bereichen, Gesunden und Patienten zur Sicherung der aufgestellten Modelle
z.B. Dual Task Aufgaben bei Gesunden zur Sicherung der an Patienten vermutete Module oder Simulationen von Arealausfällen (TMS…)

 

Was versteht man unter der Modulhypothese und was kann man an ihr kritisieren? Nennen Sie drei Eigenschaften kognitiver Module nach Fodor (1983) und diskutieren sie diese kritisch.

 

Mentale Prozesse sind in Modulen organisiert, beispielsweise können Gesichter erkennen und Lesen zwei funktional unterschiedliche Module statt einem visuellen Modul sein.
Nach Fodor haben Module folgende Eigenschaften: 

  • Verkapselung
  • Spezifität
  • Verbindlichkeit
  • Angeborenheit
  • Peripherität

Kritik: Massive modularity -> Annahme zentraler Module, Kognition als "App Sammlung" + Crosstalk Phänomene zeigen, dass Interferenz zwischen allen möglichen Modulen besteht (spricht also gegen Verkapselung)

Nennen Sie eine Alternative zur Modulhypothese und beschreiben sie die zentralen Charakteristika dieser Alternative. Was kann sie besser erklären als die Modulhypothese? 

PDP (parallel distributed processing):

  • Modellierung von Kognition mittels neuronaler Netze
  • Wissen als Muster von Verbindungsstärken innerhalb einer Menge von Verarbeitungseinheiten
  • Kein Alles- oder – nichts in konnektionistischen Systemen àpartielles Wissen möglich
  • Komplexe Interkonnektivität von Verarbeitungseinheiten
  • z. B. kann eine Einheit an vielen Gedächtnisinhalten beteiligt sein.

Vorteil: erklärt regelgeleitetes Verhalten ohne explizite gespeicherte Regel; nur leichte Leistungsausfälle neuronaler Systeme bei Schädigungen; Abruf komplexer Inhalte aufgrund eines Teilinhalts.

Nennen und beschreiben Sie „unausgesprochene“ Annahmen der kognitiven Neurowissenschaften.

  • Modulhypothese: Module müssen folgende Eigenschaften besitzen: Verkapselung, Spezifität, Verbindlichkeit, Angeborenheit, Peripherität.
  • Isomorphismus von Kognition und physiologischen Grundlagen: Einhergehen von anatomischen Zentren mit psychologischen Funktionen; entsprechend spezifische Störungen.
  • Transparenz: pathologische Leistung als valider Indikator für die Störung eines kognitiven Systems.

Erläutern Sie anhand eines stichhaltigen Beispiels den Sinn qualitativer (gegenüber quantitativen) Verfahren.

Wenn man wissen möchte, warum jemand ein bestimmtes Müsli kauft macht es keinen Sinn, Antworten bereits vorzubereiten und diese vorzulegen, da so die individuellen Gründe für den Kauf nicht ans Licht kommen und ein solches Vorgehen unwissenschaftlich und subjektiv ist.
Vorteile von qualitativen Verfahren: Relevante Kategorien werden von den VPs selbst generiert
--> durch inhaltsanalytische Verfahren kann man aus den Antworten Kategorien bilden und diese dann weiter quantitativ vermessen

Was sind Vor- und Nachteile inhaltsanalytischer Verfahren (z.B. basierend auf Interviews)?

Vorteil: relevante Kategorien werden von der untersuchten Person generiert (nicht von Untersucher vorgegeben)

Nachteil: subjektive Komponenten z. B. was ist relevant? Wie definiert man die Kategorien? etc + Aufwand bei Datenauswertung

Mit welchem Argument könnte man behaupten, qualitative Forschung sei Teil der quantitativen Forschung?

Nominalskalierte Daten entsprechen Häufigkeiten und zählen somit zur quantitativen Forschung
+ Kategoriengewinnung als Voraussetzung für quantitative Forschung

Vor welchem (wissenschafts-)theoretischen Hintergrund haben sich qualitative Verfahren entwickelt?

Hermeneutik, Phänomenologie, Causa finalis, Introspektion als Methode, Sozialer Konstruktivismus, Kritische Psychologie

Was haben Metaphern mit qualitativen Verfahren zu tun?

Metapherntheorie: Metaphern bestimmen unsere Sicht auf das Leben àfast überall stecken Metaphern, die sich wiederum auf unsere Wahrnehmung, kogn. Prozesse, Entscheidungen und Handlungen auswirken! Vgl. Argument is war-Metapher und theory is building Metapher.
Kategorienbildung erfolgt meist mit Hilfe von Metaphern.
Die Auslegekunst (Hermeneutik) ist ein theoretischer Hintergrund der qualitativen Forschung

 

Was haben qualitative Verfahren mit der causa finalis/dem Verstehen/der Introspektion/der Würzburger Schule zu tun?

Es sind alles theoretische Hintergründe der qualitativen Forschung.

Nennen Sie mindestens fünf konkrete qualitative Methodenansätze.

  • qualitative Einzel- und Gruppeninterviews
  • Rollenspiele
  • Selbsterfahrung / -beobachtung
  • projektive Persönlichkeitstests
  • Grid-Techniken

Was unterscheidet experimentelles von nicht-experimentellem Vorgehen, und was ist der Vorteil?

Experiment: Randomisierung der Gruppen --> SVs ausgeschaltet und Manipulation mind. einer UV durch den VL;

Vorteil: Kausalaussagen möglich --> ideales Hypothesenbeurteilungsverfahren

Warum ist Randomisieren beim Experiment so wichtig, und hat es auch Nachteile?

Randomisierung zur Kontrolle von Störvariablen (zentrale Kontrolltechnik) und gilt als Kennzeichen eines Experiments.
Problem: Zufall garantiert keine Gleichverteilung!

 

Welche Variablentypen lassen sich unterscheiden?

UV: Vom Experimentator aktiv variiert in mindestens zwei Ausprägungen.

AV: Reaktion auf die Ausprägungen der UV.

SV: mit UV korrelierende (konfundierende) Variable, die vermutlich auch die AV beeinflussen könnte, so dass man nicht weiß, ob sie und / oder die UV für die Reaktion verantwortlich istv

Was genau macht eine SV zur SV?

Wenn sie eine mit UV korrelierende (konfundierende) Variable ist, die vermutlich auch die AV beeinflussen könnte, so dass man nicht weiß, ob sie und / oder die UV für die Reaktion verantwortlich ist (= Plausibilität)
ACHTUNG: nicht alles was stört ist auch eine Störvariable!!!

Was sind wissenschaftliche Hypothesen und wie können sie formuliert werden?

Eine wissenschaftliche Hypothese formuliert eine Beziehung zwischen zwei oder mehr Variablen, die für eine bestimmte Population vergleichbarer Objekte oder Ereignisse gelten soll.
Im Idealfall sind Hypothesen aus Theorien abgeleitet und ist eine mögliche Antwort auf eine Forschungsfrage. 
Beispiel: Bei zu hohem Druck von außen auf Gruppen zerfallen entweder die Gruppen, oder der Gruppenzusammenhalt wird enger.

Nach welchen Kriterien lassen sich welche Arten von Experimenten unterscheiden?

  • Verschiedene Ziele: Prüfexperiment, Erkundungsexperiment, Vorexperiment
  • Anzahl UVs: Uni- / Multifaktoriell
  • Anzahl AVs: Uni- / Multivariat
  • Labor- vs. Feldexperiment
  • Echtes Experiment vs. Quasiexperiment

Was unterscheidet ein Quasiexperiment von einer Korrelationsstudie?

Ein Quasiexperiment ist ein Experiment ohne Randomisierung. Bei Korrelationsstudien werden zwei Variablen erhoben und dann wird nach Zusammenhängen geschaut. Geschlechterstudien sind also streng genommen Korrelationsstudien, wohingegen die Untersuchung von Parallelklassen bspw. ein Quasiexperiment ist.
WICHTIG: Beim Quasiexperiment greift der VL aktiv ein, bei der Korrelationsstudie nicht!!

Geben Sie ein Beispiel für einen Korrelations-Kausalitäts-Fehlschluss und skizzieren sie die dahinterliegende Logik.

Aus einem korrelativen Zusammenhang wird auf Kausalität geschlossen
ABER: Beide Wirkrichtungen können möglich sein oder auch eine Wirkung einer dritten Variable, die mit der UV zusammenhängt oder die tatsächliche Ursache der AV ist!
Beispiel: In einem Land, das viele Waffen besitz, werden viele Menschen durch Waffengewalt getötet. Also folgt daraus, dass der Besitz von Waffen zu Waffengewalt führt. Es könnt aber auch einen ganz anderen Grund geben, der beide Faktoren bewirkt, wobei Waffenbesitz nicht mehr Waffengewalt verursacht, sondern beides von einer Drittvariable, bspw. Aggression beeinflusst wird.

Skizzieren Sie die Schritte beim experimentellen Vorgehen.

  1. Formulierung einer Fragestellung
  2. Sachhypothese
  3. Operationalisierung
  4. Aufstellung Versuchsplan
  5. Kontrolle der SVs
  6. Überlegungen zur Stichprobe
  7. Empirische Vorhersage & Statistische Hypothese
  8. Durchführung
  9. Auswertung
  10. Schluss auf Sachhypothese
  11. Diskussion
  12. Bericht

Welche Typen von Sätzen bzw. Hypothesen gibt es generell und welche herrschen in der Psychologie vor?

  • Zusammenhangs- vs. Unterschiedshypothese
    Alle Unterschiedshypothesen sind auch Zusammenhangshypothese, anders herum nicht zwingend
  • Existenzsätze („Es gibt mind. ein Etwas, das …“)
    • nicht falsifizierbar, wenn nicht alle Exemplare untersucht werden können
    • verifizierbar, wenn man Ein Etwas gefunden hat
    • selten in Psychologie
  • Allsätze
    • Nicht zu verifizieren, wenn man nicht alle Exemplare untersuchen kann
      -> Man spricht daher von „Bewährung“ (wenn Falsifikation zB nicht gelingt)
    • falsifizierbar

--> in der Psychologie häufig Allsätze, allerdings werden die Aussagen auf Mittelwerte bezogen (und nicht auf zb tatsächlich ALLE Individuen)

Enthalten wirklich alle Hypothesen mindestens zwei Variablen mit je mindestens zwei Ausprägungen? Versuchen Sie ein Gegenbeispiel zu geben.

Ja, das tun sie. Denn das ist ja die Definition davon. Gegenbeispiel nicht möglich.

Erläutern Sie anhand eines Beispiels, wie man eine Hypothese als Zusammenhangs-, Unterschieds- und Konditionalhypothese formulieren kann.

  • Zusammenhang: Intelligenz hängt mit Geschlecht zusammen
  • Unterschied: Frauen sind intelligenter als Männer
  • Konditional: Wenn ein Mensch eine Frau ist, dann ist dieser Mensch intelligenter
     

Warum sind Allsätze (meist) nicht verifizierbar, und was kann man stattdessen tun?

Allsätze machen Aussagen über „Alle Dinge“ àum zu verifizieren müsste JEDES Objekt, um das es geht untersucht werden. Das geht (meist) nicht, daher ist man auf Induktionsschlüsse (von einigen auf alle schließen) angewiesen (vgl. Inferenzstatistik)
-> Man kann versuchen die Allsätze zu falsifizieren. Ein Allsatz, bei dem dies oft gescheitert ist hat einen hohen Bewährungsgrad!

In welchem besonderen Sinn haben wir es in der Psychologie oft mit Allsätzen zu tun?

In Form des Induktionsschlusses / der Inferenzstatistik
-> von der Stichprobe wird auf die Grundgesamtheit geschlossen

Nach welchen Kriterien kann man Variablen unterscheiden?

  • Qualitative Variablen (Nominalskalenniveau)
  • Quantitative Variablen
  • Beobachtungsnahe Variablen = manifest
  • Beobachtungsferne Variablen = latente / Konstrukte
     

Welcher Unterschied besteht zwischen Moderator und Mediator? Geben Sie Beispiele.

 

Moderator: beeinflusst Richtung / Stärke des Zusammenhangs zwischen UV und AV

Mediator: Zwischenglied; ist ein Kausalglied zwischen UV und AV, ohne Mediator gäbe es keinen Zusammenhang zwischen UV und AV

Welche Vorbedingungen für die Überprüfbarkeit von Hypothesen gibt es?

  • Empirischer Gehalt (Hypothesen nicht schon analytisch wahr und logisch widerspruchsfrei)
  • Falsifizierbarkeit
  • Non-Trivialität (es muss auch Argumente gegen die Hypothese geben)
  • Operationalisierbarkeit
  • Aufstellung der Hypothese VOR der Datensicherung (sonst: HARKing)

Welche Qualitätskriterien gibt es für (die Überprüfung von) Hypothesen?

  • Hoher Informationsgehalt (allgemeiner wenn-Teil, spezifischer dann-Teil!)
  • Möglichst strenge Prüfung (durch neue Operationalisierungen)
  • Hypothesenbezug
  • Festlegung relevanter Effektgrößen (nicht nur Signifikanzen entscheidend!)
  • Gerichtete vs. Ungerichtete Hypothesen

Warum sollte man sich im Zusammenhang mit Hypothesen über relevante Effektgrößen Gedanken machen?

Hays: „There is surely nothing on earth that is completely independent of anything else!”
--> mit große Stichproben bekommt man fast alles signifikant!!!
Daher sollten auch Effektgrößen zur Hypothesenbeurteilung herangezogen werden

 

Was ist der Unterschied zwischen Sachhypothese und statistischer Hypothese?

Sachhypothese: aus der Theorie abgeleitete Erwartung


Statistische Hypothese: basiert auf statistischen Modellen, Berücksichtigt Messfehler und formuliert Null- / Alternativhypothesen in Bezug auf Statistiken

Was haben e- und f-Validität mit alpha und beta zu tun? Erläutern Sie dies anhand eines Beispiels.

e/f bezogen auf Sachhypothese; alpha / beta bezogen auf statistische Hypothese
--> meist werden Unterschiedshypothesen getestet (H1: A>B), H0 wird getestet (A=B)

E-Validität: fälschliche Beurteilung der Sachhypothese als zutreffend
--> Minimierung von e führt zu höherer Strenge

F-Validität: Fälschliche Beurteilung als nicht zutreffend
-->Minimierung von f führt zu höherer Fairness

Wenn Sachhypothese als H1 (A>B) formuliert, dann kann kleines e durch geringen alpha-Fehler erreicht werden (Therapie A wirkt besser als Therapie B àWahrscheinlichkeit verringern, Hypothese fälschlicherweise anzunehmen)

Wenn Sachhypothese als H0 formuliert (A=B) formuliert, dann kann kleines e durch geringen beta-Fehler erreicht werden (Therapie A genauso gut wie B àWahrscheinlichkeit verringern, Hypothese fälschlicherweise abzulehnen)

Geben Sie ein eigenes (!) Beispiel für eine gute und eine schlechte Operationalisierung des selben psychologischen Konstrukts. 

Intelligenz gemessen am Wechsler-Intelligenztest
Intelligenz als Fähigkeit kognitive Leistungen zu bewältigen

 

Wie sieht das Ideal einer Operationalisierung aus, das leider nicht immer verfügbar ist? 

Normierte und standardisierte Messinstrumente zur Weiterverwendung in anderen Untersuchungen (ermöglicht auch Vergleichbarkeit der Ergebnisse)

Welches sind die Bestandteile einer Operationalisierung?

  • Erhebungsmethode
  • Erhebungsinstrument, bzw. Teile dessen, die zur Gewinnung der empirischen Information genutzt werden
  • Art der Aufbereitung der Informationen für weitere Analyse

Was bedeutet Konstruktvalidität? 

= Genauigkeit, mit der ein zu untersuchendes Konstrukt gemessen wird (Messe ich das, was ich messen möchte?)
--> konvergente und diskriminante Validität

Geben Sie je ein eigenes Beispiel für eine Operationalisierung, bei der eine objektive bzw. subjektive Operationalisierung konstruktvalider ist. 

Objektiv: Intelligenztest; Erregungsniveau mit Hilfe eines Pulsmessers

Subjektiv: Lebenszufriedenheit?; Angstniveau mit Hilfe einer Selbsteinschätzung