SW 10

ZHAW, BWL, 1. Semester

ZHAW, BWL, 1. Semester


Kartei Details

Karten 10
Sprache Deutsch
Kategorie BWL
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 22.01.2021 / 22.01.2021
Weblink
https://card2brain.ch/box/20210122_sw_10
Einbinden
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20210122_sw_10/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Komplexität einer Problemsituation

einfache Probleme:

  • Merkmale: wenige Einflussfaktoren; geringe Verknüpfung dieser Einflussfaktoren
  • Bsp.: routinemässige Behandlung von Reklamationen; Fakturierung
  • passende Lösungsansätze: feste Ablaufschemata; Erfahrung, Intuition, Routine

kompliziere Probleme:

  • Merkmale: Vielzahl verschiedener Einflussfaktoren; relativ starke Verknüpfung dieser Einflussfaktoren untereinander; Zusammenhänge bleiben aber über die Zeit grösstenteils stabil; die Dynamik der Situation ist gering
  • Bsp.: Ausarbeitung eines Jahresbudgets; Organisation der Logistik; Erstellung eines SBB-Plans
  • passende Lösungsansätze: Optimierungsansätze des Operation Research

komplexe Probleme: 

  • Merkmale: Vielzahl verschiedener Einflussfaktoren; starke Verknüpfungen dieser Einflussfaktoren untereinander; Art der Interaktion oder Beeinflussung unter den Faktoren ändert laufend; hohe Dynamik der Situation > immer wieder neue Muster/Konstellationen
  • Bsp.: Beeinträchtigung des Ökosystems durch den Menschen; Finanzkrise; Drogenproblematik
  • passende Lösungsansätze: vernetzted Denken (optimale Lösung häufig nicht immer eindeutig!)

lineares vs. vernetztes Denken

lineares Denken (früher bei einfachen Problemen):

  • 1 Problem hat 1 oder wenige Ursachen; vernachlässigt Folge-, Neben-, Fernwirkung; berücksichtigt zu wenig die Dynamik des Systems; entspricht der intuitiven menschlichen Problemfindung

vernetztes Denken (heute bei komplexen Problemen):

  • 1 Problem hat viele Ursachen; berücksichtigt Folge-, Neben-, Fernwirkung; berücksichtigt Dynamik des Systems; ergänzt intuitive Problemfindung durch Visualisierung mithilfe eines Netzwerks
    • Probleme haben sich gewandelt (Unsicherheitsfaktor): Netzwerke aufzeigen und durchschauen
    • Zahl komplexer Probleme steigt: Beziehungen und Interaktionen erfassen und analysieren
    • lineares Denken reicht nicht mehr aus: Netzwerk als Ganzes verstehen

der lineare Irrtum

lineares Denken: 

  • Extrapolation der Vergangenheit in die Zukunft

nichtlineare Probleme: 

  • Überschreiten von Schwellenwerten
  • Rückkoppelung im System
  • Strukturbrüche und Phasenwechsel

Definition vernetztes Denken

vernetztes Denken ist:

  • Handwerk (nutzt bestimmte Werkzeuge)
  • Kunst (trotz Unwägbarkeit Wege finden, die das Unternehmen voranbringen)
  • Fähigkeit (mehrere Faktoren gleichzeitig berücksichtigen und abwägen)

Vereinfachungen sind:

  • in Management-Literatur weit verbreitet
  • attraktiv, da sie Aufwand reduzieren, aber
  • nicht immer zutreffend sind

Methodik des vernetzten Denkens

eine Firma zu managen ist wie ein Flugzeug zu steuern...

  • Rahmenbedingungen: die Wetterbedingungen beeinflussen unsere Reise
  • Messgrössen: Messinstrumente zeigen, ob wir auf dem richtigen Kurs sind
  • Steuergrössen: mit den Hebeln beeinflussen wir die Route, Tempo, etc. 

Analyse und Entwicklung eines Wirkung-Netwerks

  1. Ausgangslage: Beschreibung der veränderten Umwelt unter Einbezug der Sichtweisen der Anspruchsgruppen mit ihren Anliegen, Interessen, Normen, Werten, Ressourcen
  2. Problemanalyse: Identifikation der Problemfaktoren und Netwerkherstellung
  • Kennzeichnung der Beziehungen zwischen den Faktoren (+/-)
    • +: je mehr/weniger von der Ursache, desto mehr/weniger von der Wirkung
    • -: je mehr/weniger von der Ursache, desto weniger/mehr von der Wirkung
  • Kennzeichnung der Rahmenbedingungen, Hebel und Indikatoren: 
    • Rahmenbedingungen können nicht beeinflusst werden (Marktattraktivität; Konkurrenzdruck; Substitutionsgefahr; Marktwachstum; Innovationsgeschwindigkeit; Marktbarrieren)
    • Hebel sind Faktoren, die Einfluss auf andere haben (Strategie/Prozesse; Investitionen; Führungsstile/Personalentwicklung; Kommunikation; Preise; Anreiz-/Belohnungssysteme)
    • Indikatoren zeigen den Erfolg von Massnahmen auf (Finanzkennzahlen; Arbeitsproduktivität; Mitarbeitermotivation/Arbeitszufriedenheit; Image/Bekanntheit; Marktanteile; Unternehmenskultur)

3. Problemlösung: erfolgsversprechende Massnahmeneinleitung über die Hebel

4. Kontrolle: Überprüfung der eingeleiteten Massnahmen mithilfe der Indikatoren

Bsp. VW

  1. der Diesel-Skandal hat das Image von VW stark geschädigt
  2. aufgrund des Image-Schadens und zunehmender Diesel Fahrverboten in Innenstädten droht ein Rückgang des Marktanteils von Dienstfahrzeugen und damit ein Einbruch der Umsätze und Gewinne
  3. VW muss in die alternative Antriebstechnologien investieren, um den Anschluss an die Konkurrenz in diesen Wachstumsmärkten nicht zu verlieren und gleichzeitig sein Image aufzubessern
  4. der Erfolg der eingeleiteten Massnahmen kann an der Anzahl von Modellen mit alternativen Antrieben gemessen werden, sowie anhand der Marktanteile des Images oder der Gewinne

Übersicht typischer Verknüpfungen

  • Grundmotor/Strategie: 
    • Steuergrössen (Hebel): Preise; Investition; Innovation; Qualität; Standort
    • Messgrössen (Indikator): Umsatz; Marktanteil; Innovation
  • Mitarbeiter: 
    • Hebel: Qualitäts-, Anreizsysteme; Personalentwicklung; Führungsstil
    • Indikator: Arbeitsproduktivität; Zufriedenheit; Kultur
  • Prozess: 
    • Wertschöpfungsarchitektur; Prozess-Optimierung
    • Wertschöpfung; Effizienz
  • Kunden: 
    • Vertriebskanäle; Kundengewinnung; Kundenbindung; Kommunikation
    • Kundenzufiredenheit und -treue; Neukunden; Markenwert und Image
  • Finanz: 
    • Kapitalstruktur (EK/FK); Risikomanagement
    • Wertsteigerung (EVA); EK/GK/Umsatz-Redite

Balanced Scorecard (BSC) - Grundidee

  • Rahmenbedingungen: Marktattraktivität; Marktwachstum; Bedrohungen; Innovationsgeschwindigkeit; Substitutionsgefahr; Konkurrenzdruck; Verhandlungsmacht der Kunden/Lieferanten; Austrittsbarrieren

Abteilungen und ihre Messgrössen:

  • HR: Kultur; Mitarbeitermotivation; Arbeitszufriedenheit; Produktivität
  • Produktion/Einkauf: Effizienz; Wertschöpfung
  • Vertrieb: Kundenzufriedenheit und -treue; Neukunden; Markenwert und Image; Umsatz
  • Finanzen: Wertsteigerung (EVA); EK/GK/Umsatz-Rendite

Abteilungen und ihre Steuergrössen: 

  • Mitarbeiter: Personalentwicklung; Anreize; Führungsstil
  • Prozesse: Wertschöpfungsarchitektur; Investitionen
  • Kunden: Qualität; Kundengewinnung; Preise
  • Finanzen: Kapitalstruktur (EK/FK); Risikomanagement; Investitionen

BSC - Bsp. Bierbrauerei

die Unternehmensleitung einer Bierbrauerei hat 8 strategische Ziele erarbeitet: 

  • Mitarbeiterqualifikationen erhöhen > HR: Weiterbildungen
  • Zufriedenheit erhöhen > Mitarbeiter: Arbeitszeiten flexibilisieren
  • Kundenplfege verbessern> Kunden: Bindung