Entwicklungspsychologie

Entwicklungspsychologie

Entwicklungspsychologie


Kartei Details

Karten 20
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 03.12.2020 / 04.12.2020
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Was ist Gegenstand der Entwicklungspsychologie?

Gegenstand der Entwicklungspsychologie sind universelle und differenzielle Aspekte der Ontogenese des Erlebens und Verhaltens von Menschen über die gesamte Lebensspanne. Entwicklung ´= jegliche geordnete (regelhafte), gerichtete und längerfristige Veränderung unabhängig von der Richtung (Multidirektionalität).

Was versteht man unter Phylogenese, Anthropogenese, Ontogenese und Aktualgenese?

Phylogenese: Entwicklung der Spezies

Anthropogenese: Entwicklung der Spezies Mensch

Ontogenese: Individualentwicklung von Konzeption bis Tod (universell und differenziell)

Aktualgenese: Entwicklung eines einzelnen psychischen Prozesses (z.B. Entstehung eines Gedanken)

Was versteht man unter Geordnetheit/Regelhaftigkeit der Veränderung?

Die Geordnetheit/Regelhaftigkeit der Veränderung beschreibt den:

  • inneren Zusammenhang und systematisches vorhergehen von Veränderungen
  • quantitativ und/oder qualitativ (Stufenmodell von Freud, Piaget)
  • schließt plötzliche Ereignisse nicht aus: z.B. langfristige Anpassung an Unfall abhängig von vorher entwickelten Kompetenzen/Ressourcen 

Was besagt die Gerichtetheit der Veränderung?

  • keine Schwankungen und kurzfristige zufällige Veränderungen
  • in welche Richtung?
    • lange Fokus auf Höherentwicklung
    • moderne Entwicklungspsychologie der Lebensspanne (Baltes): Multidimensionalität & Multidirektionalität der Entwicklung
      • Unterscheidung: Kristalline und Fluide Intelligenz
        • Kristalline = Kulturelles Wissen (nimmt mit Alter immer mehr zu)
        • Fluide = Informationsverarbeitung (nimmt im Alter ab)

Über welchen Zeitraum erstreckt sich die Lebensspanne?
Nenne die typische Aufteilung der Lebensspanne

Die Lebensspanne erstreckt sich von Konzeption bis Tod und wird meist in Kindheit, Jugend, Erwachsensein und Alter (mit jeweiligen Unterstufen) eingeteilt.

Was versteht man unter Längerfristigkeit der Veränderung?

 

  • Generell: Ausschluss kurzzeitiger Veränderungen & Schwankungen
  • Jedoch: nicht nur Veränderungen, die in Leben lang anhalten
    • Reversibilität möglich (z.B. Altersabbau)
    • Kurzfristige Veränderungen, die langfristige Veränderungen nach sich ziehen (z.B. kurzfristige Aufgabe Geschlechtskonstanz zwischen 4 und 5 Jahren)

Warum ist es schwierig die Veränderungen des Erlebens und Verhaltens festzuhalten?

 

Erleben und Verhalten sind nicht so leicht von außen einsehbar wie körperliche Veränderungen 

-> z.B. Wissenserwerb, Fähigkeit zum abstrakten Denken, ...

 

Worauf hat sich die Entwicklungspsychologie der Lebensspanne früher beschränkt?

Was ist die Moderne sicht?

  • Früher hat sich die Entwicklungspsychologie der Lebensspanne oft auf das Kindes- und Jugendalter beschränkt (auch heute noch teilweise der Fall)
  • Moderne Sicht: Entwicklung umfasst die ganze Lebensspanne (Konzeption bis Tod)

 

Nenne die Konzepte von Alter + Beispiele.

  • Chronologisches Alter
    • Zeit seit Geburt
      • mit 70 ist man alt
  • Biologisches/Körperliches Alter
    • Funktionelles Alter des Organismus
      • Alt ist man, wenn man Alzheimer Plaques im Gehirn gebildet hat
  • Soziokulturelles Alter
    • Rolle in der Gesellschaft (Beruf, Familie, ...)
      • z.B. Alt ist man, wenn man Großeltern wird
  • Psychologisches Alter
    • Funktion psychischer Fähigkeiten (z.B. Intelligenz)
  • Gefühltes (selbst wahrgenommenes) Alter
    • Ergibt sich aus den vorangegangenen Konzepten
      • 50% der 20-29 jährigen fühlen sich weder als Kind noch als Erwachsener

Nenne die 4 Aufgaben der Entwicklungspsychologie.

  • Beschreibung von Entwicklungsprozessen
    • objektive, zuverlässige und valide Erfassung von Veränderungen im Erleben und Verhalten
    • Alternormen (Einordnung in typisch/untypische Entwicklung)
  • Erklären von Entwicklungsprozessen
    • Bedingungen für das Auftreten von Entwicklungsphänomenen
    • Kausale einflüsse? (biologisch, kognitiv, sozio-emotional)
  • Vorhersage der Entwicklung
    • Vorhersage spätere Ausprägung eines Merkmals aufgrund von früheren Entwicklungsbedingungen oder früherer Ausprägung des Merkmals
  • Beeinflussung von Entwicklungsprozessen
    • Theoretischer Nutzen: Plastizität der Entwicklung
    • Praktischer Nutzen: Prävention, Förderung

In welchen Bereichen liegen die Anfänge der Entwicklungspsychologie und wie hat sie sich weiter entwickelt?

 

Anfänge liegen in philosophischen Überlegungen in der Antike;

Im 17 Jahrhundert folgten erste Bildungsromane und Beobachtungen von Kindern.

Erste wissenschaftliche Anfänge im 19. Jahrhundert.

Etablierung als Wissenschaftsdisziplin in 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Was sind prototypische Theorie-Schwerpunkte?

Prototypisch werden endogenistische, exogenistische, aktionale (selbstgestalterische) und transaktionale (interaktionistische) Theorienschwerpunkte unterschieden. Sie ergeben sich aus unterschiedlichen Rollenzuschreibungen zu Individuum vs. Umwelt.

Welchen Schwerpunkt setzt die endogenistische Theorie?

  • Entwicklung basiert auf Genetik und ist festgelegt in Genom
    • Reifung:
      • z.B. Auftauchen und Verschwinden verschiedener Reflexe nach Geburt, frühe motorische Entwicklung
      • Kritik: nur wenige Aspekte der psychischen Entwicklung rein biologisch determiniert
    • Prägung/sensible Phasen:
      • Während einem, meist kurzem, genetisch festgelegten sensiblen Zeitfensters lösen Reize aus Umwelt irreversible Veränderungen in Verhalten aus
      • Deprivation = Fehlen von für Entwicklung notwendigen Erfahrungen im sensiblen Fenster
        • z.B. Bindung an Eltern und Sprachentwicklung (Spracherwerb vor Lateralisierung = Muttersprachenniveau)
        • kausale Prüfung ethisch nicht möglich
        • ABER: "natürliche" Experimente (z.B. Genie)
          •  

Was besagen die Exogenistischen Theorien?

Entwicklung basierend auf der Umwelt (z.B. Behaviorismus), 

  • durch Manipulation der Umwelt, kann jedes gewünschte Ergebnis (von Entwicklung) erzielt werden
  • Entwicklung entspricht Lernen, insbesonderem klassischem und operantem Konditionieren
    • Anwendung auf Menschlechte Entwicklung: Little Albert

Worauf legen die Aktionalen Theorien den Fokus bei der Entwicklung?

  • Fokus auf Selbstgestaltung
    • Individuum als aktiver Mitgestalter seiner Entwicklung
  • z.B. Piages Theorie der Denkentwicklung
    • Kind als WIssenschaftler
    • Sensumotorische Phase: Kleinkind lernt durch Manipulation von Umweltobjekten

Was besagen die Transaktionalen Theorien?

Entwicklung geht aus der beidseitig aktiven Interaktion zwischen Individuum und Umwelt hervor.

Basisfakten zum Genom:

  • Welche Zellen enthalten das vollständige Genom?
  • Wie viele Chromosomenpaare hat der Mensch
  • Wie viele Gene hat der Mensch ca. und in welcher Form variieren sie zwischen den Menschen?
  • Wie viele Allele hat ein Gen? (mit Ausnahme der Geschlechtschromosome?)

  • Alle Zellen außer die Keimzellen
  • Der Mensch hat 23 Chromosomenpaare
  • Der Mensch hat ca. 20-30 Tsd. Gene variieren in Form von Allelen
  • Jedes Gen hat 2 Allele (mit Ausnahme der Geschlechtschromosome)

  • Wozu dient die in den Genen enthaltene Information und was bestimmt das Produkt daraus?
  • Was besagt die Epigenetik in Bezug auf die Genexpression (Phänotyp)? 
    • Was versteht man im Kontext der Epigenetik unter Reifung? 
  • Wodurch kann die Genexpression beeinflusst werden (extern)?

  • Gene enthalten die Information für die Produktion spezifischer Proteine, diese bestimmen das Verhalten der Zelle und somit das Verhalten des Organismus.
  • Genexpression kann an- und abgeschaltet werden
    • Reifung = Entfaltung genetischer Programme mit der Zeit (z.B. Pubertät)
  • Durch Umweltfaktoren!

Zusammenfassend: Nur weil wir etwas in uns tragen, muss es nicht ausgeprägt werden und wenn es ausgeprägt wird, nicht unbedingt für immer!

Welche verhaltensgenetischen Methoden zur Schätzung der Erblichkeit psychischer Merkmale gibt es? Wie wird dabei vorgegangen? 

Methoden der Verhaltensgenetik sind:

  • Zwillings- und Adoptionsstudien
    • Grundidee: Vergleich unterschiedlich verwandter Personenpaare, die gemeinsam (primär geteilte Umwelteinflüsse) oder getrennt aufgewachsen sind
      • (Un)ähnlichkeit der Umwelteinflüsse zwischen den Paaren vergleichbar
      • Verwandtschaft = Wahrscheinlichkeit, das selbe Allel zu besitzen
        • eineiige Zwillinge = 1
        • zweieiige Zwillinge = 0.50
        • leibliche Geschwister = 0.50
        • adoptierte Geschwister = 0
    • Vorgehen:
      • individuelle Eigenschaft messen (z.B. Intelligenz)
      • Korrelationen über die jeweiligen Paare bestimmen (z.B. rEZ, rZZ, rSibl, rAdopt)
  • Molekulargenetische Analysen
    • Ziel: Bestimmung von Genorten (Allelen), die an der Ausprägung eines Merkmals beteiligt sind
    • Vorgehen
      • Bildung von Gruppen mit niedriger vs. hoher Ausprägung
      • Vergleich einer großen Anzahl potenzieller Genorte
      • Identifikation von Genorten, an denen sich Gruppen unterscheiden
        • z.B. Zusammenhang APOE4-Allel mit Alzheimer-Krankheit

 

Nenne methodische Probleme der Verhaltensgenetik.

Zwillings- und Adoptionsstudien

Probleme:

  • Allgemein (bei Zwillings- & Adoptionsstudien):
    • Mangelnde Repräsentativität für die Gesamtbevölkerung
  • Vergleich eineiiger vs. zweieiiger Zwillinge:
    • Unterschiede in Umweltähnlichkeit zw. gemeinsam aufgewachsenen EZ und ZZ (höhere Umweltwahrscheinlichkeit bei EZ (gleiches Geschlecht, ähnlicheres Aussehen, pränatal))
    • keine Unabhängigkeit der Umwelten bei getrennt aufgewachsenen EZ und ZZ (+i.d.R. höher bei EZ) -> gleicher sozioökonomischer Status der Eltern bei z.B. Scheidung
    • Mehr nicht additive Geneffekte (Interaktion bestimmter Allelkombinationen) bei EZ als ZZ 
      -> 0.5 Verwandtschaft bei ZZ zu hoch angesetzt!
    • Überschätzung der genetischen Effekte u. Unterschätzung Umwelt (ist bei EZ ähnlicher, Effekt wird aber Anlage zugeschrieben!)
  • Vergleich leiblicher vs. adoptierter Geschwister
    • Eingeschränkte Umweltvarianz, Umwelt bei Adoption reglementiert und positiv selektiert
      -> Unterschätzung des Einfluss der nicht-geteilten umwelt
    • Nicht additive Geneffekte weniger wahrscheinlich als 50% bei leiblichen Geschwistern
      -> Unterschätzung der genetischen Effekte

Molekulargenetische Analyse

Probleme:

  • Polygene Vererbung der meisten Merkmale (noch zu komplex zum Untersuchen) 
    -> sehr kleine Effekte einzelner Gene (große Stichprobenzahlen zur Entdeckung nötig)
  • viele Tests -> Kapitalisierung des Zufalls (alpha-Fehler-Inflation)
  • Konfundierung mit möglichen anderen Unterschieden der Gruppen da keine randomisierte Zuteilung
  • Korrelation ungleich Kausalität