Sprachpsychologische Aspekte des Lernens
Seminar Pädagogische Psychologie, Universität WürzburgBegriffe und Definitionen
Seminar Pädagogische Psychologie, Universität WürzburgBegriffe und Definitionen
Kartei Details
Karten | 90 |
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Lernende | 25 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 28.07.2020 / 14.02.2024 |
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Kohäsion
- strukturell-grammatischer Zusammenhang eines Textes
- einzelne Textelemente können durch sprachliche Mittel miteinander verknüpft sein
Sprachproduktionsprozess
- Konzeptualisierung
- Festlegung von Inhalt und kommunikativem Ziel einer Äußerung
- Formulierung
- Überführung der vorsprachlichen Repräsentation in Sprache
- Artikulation
- Berechnung (anhand eines phonetischen Plans) der Bewegungen, die Artikulationssystem ausführen muss, um geplante Äußerung auszusprechen
Wort-Bild-Interferenz-Paradigma (WBI Paradigma)
- Bildbenennaufgabe, die Wahrnehmung (von non verbaler und verbaler Information) und Produktion kombiniert
- Untersuchung des Zeitverlaufs des lexikalischen Zugriffs
Sprechfehler / Versprecher
- „nicht geplante beziehungsweise nicht gewollte Abweichungen von einer Sprecherabsicht“ (Berg, 2003)
- korrekte Planung wird an irgendeiner Stelle im Sprachproduktionsprozess nicht richtig umgesetzt
- Grund --> konkurrierende Pläne bei der Selektion oder bei der Serialisierung von sprachlichen Einheiten
Klassifikation der Versprecher
- Vertauschungen
- zwei sprachliche Einheiten wechseln ihren Platz
- Antizipation/Vorklänge
- sprachliche Einheiten werden vorweggenommen
- Postpositionen/Nachklänge
- bereits geäußerte sprachliche Einheiten sind noch präsent und werden fälschlicherweise ein zweites Mal verwendet
- Kontaminationen
- aus mehreren Sätzen/Wörtern wird eines gemacht
- Substitutionen
- ein Wort wird durch ein ähnliches, aus irgendeinem Grunde dem Bewusstsein mindestens augenblicklich näher liegendes Wort ersetzt
Ebenen der Sprachäußerungsabsicht, auf denen Sprechfehler entstehen können
von der Sprachäußerungsabsicht zur Sprachäußerung
- Prädikative Ebene
- Positionale Ebene
- Lautliche Ebene
- oder immer davor, dazwischen, danach
Sapir-Whorf-Hypothese / linguistisches Relativitätsprinzip
einzelne Sprachsysteme natürlicher Sprachen determinieren die menschlichen Denkstrukturen und Denkmöglichkeiten der Sprachteilhaber*innen
- „Nutzer deutlich unterschiedlicher Grammatiken werden durch ihre Grammatik zu
- unterschiedlichen Arten der Beobachtung und zu unterschiedlichen Einschätzungen äußerlich
- ähnlicher Beobachtungen geleitet
- sind deshalb als Beobachter nicht äquivalent, sondern müssen zu leicht unterschiedlichen Ansichten der Welt gelangen"
Whorf entwickelte seine Theorie auf der Grundlage seiner Studien zu nordamerikanischen Indianersprachen, insbesondere der Sprache der Hopi
wichtige Thesen des Linguistischen Relativitätsprinzip
Prinzip der sprachlichen Relativität
- was wir erkennen und denken können, ist relativ
- d. h. die Wahrnehmung der Wirklichkeit ist vom Sprachsystem (Wortschatz und Grammatik) der jeweiligen Sprache abhängig
- unterschiedliche Sprachgemeinschaften erfassen die außersprachliche Wirklichkeit unterschiedlich
Prinzip des sprachlichen Determinismus
- Menschen denken nur das, was sie in ihrer Sprache ausdrücken können
- Grammatik einer Sprache ist nicht nur dazu da, um Gedanken zum Ausdruck zu bringen, sondern determiniert das Denken und die Wahrnehmung der Wirklichkeit
- Formulieren von Gedanken vollzieht sich nicht unabhängig von der Sprache, sondern
- diese Tätigkeit unterliegt dem Einfluss des linguistischen Systems der jeweiligen Sprache
- verfügt eine Sprache beispielsweise nicht über den Konjunktiv oder über das Passiv, wird das Vorstellungsvermögen in diesem Bereich eingeschränkt
Spracherwerbstheorien
- Behaviorismus
- Interaktionismus
- Kognitivismus
- Nativismus
Pivot-Grammatik
- besteht aus genau zwei Wortklassen:
- Pivot + offener Begriff
- alles, was zum Verständnis nicht unbedingt benötigt wird, erscheint noch nicht
- mit den Zwei-Wort-Sätzen ist erstmals eine sprachliche Struktur und damit eine Syntax gegeben
- z.B. „Schuh an!“, „Mehr Milch!“, „Hose an!"
Wygotskis Stufen der Sprach- und konzeptionellen Entwicklung
- soziale Sprache
- egozentrische Sprache
- stellt seiner Struktur nach noch ein äußeres Sprechen dar
- stellt seiner psychischen Funktion nach schon ein inneres Sprechen dar
- innere Sprache
Sprache nicht mehr nur zur Einflussnahme auf das Verhalten anderer Personen, sondern auch zur Selbststeuerung
Language-Acquisition-Device (LAD) - angeborener Spracherwerbsmechanismus
- genetisch angelegte Universalgrammatik
- Kinder, die sich ihre Muttersprache aneignen, bräuchten grammatische Regeln nicht zu lernen
- vorprogrammierte Prinzipien „setzen einfach neuronal ein“
- Problem:
- Variationsbreite der real existierenden Sprachen ist viel zu breit
Taeschner's bilingual development model
Phase 1:
- Undifferenziertes Sprachsystem mit Wörtern aus beiden Sprachen
Phase 2:
- Differenzierung zweier Lexika; Grammatikalische Vermischungen
- 1-2 Jahre
Phase 3:
- Differenzierung von Wortschatz und Syntax
- Kind assoziiert Sprachen mit spezifischen Personen/Kontext
- Regelübergeneralisierung als Strategie um Sprachen separat zu halten
- Ausnahmen werden gelernt, wenn das Kind flexibler und kompetenter wird
kritische / sensible Phase (zum Spracherwerb)
Ansichten:
Lenneberg (1967): 1 Jahr bis Pubertät
Krashen (1973): bis 5 Jahre
Pinker (1994): bis 6 Jahre
Johnson und Newport (1989): bis 15 Jahre
Empirie:
- Verschlechterung in verschiedenen Bereichen mit dem Alter
- Phonologisches Lernen
- unklar, ob diese Verschlechterung biologischen Faktoren unterliegt
- unklar, ob es für ältere Lerner überhaupt möglich ist, Muttersprachniveau in L2 zu erreichen
Sprachwissenschaft / Linguistik
- Wissenschaftliche Disziplin
- befasst sich mit der Beschreibung und Erklärung von Sprache, Sprachen und sprachlicher Kommunikation
- Entstehung, Funktion und innere Struktur von Sprache
- in eine Reihe einzelner Teildisziplinen gegliedert, die sich in Gegenstandsbereichen, Methoden und Erkenntnisinteressen vielfach scharf voneinander unterscheiden
- Kern ist die Erforschung von sprachlichen Zeichen auf unterschiedlichen Hierarchieebenen, in die Sprachen zum Zwecke ihrer Beschreibung eingeteilt werden
- Phonetik und Phonologie, Graphematik, Morphologie, Wortbildung, Syntax, Semantik
- Textlinguistik und Stilistik befassen sich mit sprachlichen Einheiten jenseits der Satzebene
- in der linguistischen Pragmatik werden die Bedingungen und Regularitäten sprachlichen Handelns untersucht
Funktionen von Sprache
- Mitteilung (assertiv)
- Aufforderung (direktiv)
- Selbstverpflichtung (kommissiv)
- Ausdruck (expressiv)
- Vollzug (deklarativ)
um ihrer selbst willen
in sozialen Interaktionen
als Grundlage von Kultur
Entstehung und Ausdifferenzierung von Sprache
- Veränderungen in der Anatomie
- differenzierte Artikulation möglich
- Entwicklung der Sprachkompetenz möglicherweise an ein bestimmtes Gen gekoppelt
- FoxP2 Gen (Forkhead Box P2)
- Gen kodiert ein für die verbale Kommunikation essentielles Protein (bei vielen Wirbeltieren vorhanden)
- Besonderheiten der menschlichen Sprache aufgrund zweier spezifischer Mutationen dieses Gens nach der Trennung von Mensch und Schimpanse
- Mutationen bewirken möglicherweise eine Vergrößerung der Broca Region des Gehirns und eine komplexe Rekonfigurierung verschiedener Systeme, die die Symbolverarbeitung, linguistische Fähigkeiten und die Artikulation steuern
Langue
- Virtuelles System einer Einzelsprache
- sprachliches System als gesellschaftliche Erscheinung
- sprachliches System als kollektiver Besitz der sprachlichen Zeichen
Parole
- Aktuelle sprachliche Äußerungen
- Sprachgebrauch
- Realisierung menschlicher Sprache
- zugleich die beobachtbaren Produkte dieser Realisierung als Gesprochenes oder Geschriebenes
signifiant
- Zeichenausdruck
- Bezeichnendes
- Lautfolge
signifié
- Zeicheninhalt
- Bezeichnetes
- Bedeutung
Arbitrarität
- willkürliche Zuordnung von signifié und signifiant
- willkürliche Beziehung zwischen Zeichen und Bezeichnetem
Linearität
Grundeigenschaft der natürlichen Sprache, die einzelnen Elemente zu verketten
(Sprach-)Kompetenz
- das (unbewusste) Wissen über die eigene gesprochene Sprache
- befähigt, eine unendliche Zahl von Sätzen zu produzieren und zu verstehen und grammatikalische Fehlleistungen ebenso wie Mehrdeutigkeiten zu erkennen
- bezieht sich auf die Kenntnis der Sprache
- entspricht in etwa der "langue"
(Sprach-)Performanz
Realisierung der Sprache („parole")
Sprache
- wichtigstes und artspezifisches Kommunikationsmittel der Menschen
- dient dem Austausch von Informationen
- erfüllt epistemologische (die Organisation des Denkens betreffende), kognitive und affektive Funktionen
- zwei elementare Bedeutungskomponenten:
- Sprache ‚an sich‘
- die Bezeichnung der menschlichen Sprachbegabung als solcher (frz. faculté de langage)
- Sprache als Einzelsprache
- die Konkretisierung in einer bestimmten Sprachgemeinschaft
- zu einer bestimmten Zeit und in einem bestimmten geographischen Raum (frz. langue)
- Ausdruck in konkreten Kommunikationsereignissen (frz. parole)
Onomatopoetikon
Sprachliches Zeichen, bei dem in irgendeiner Form eine lautliche Ähnlichkeit zwischen seiner Aus-drucksseite und dem, was es bezeichnet, besteht
Paradigma
Klasse von austauschbaren Elementen
Synchron
Betrachtung einer Sprache zu einem bestimmten Zeitpunkt
Diachron
- historische Betrachtung einer Sprache
- Erfassung von Sprachwandel
Semiotisches Dreieck
- Sammelbezeichnung für eine Reihe von – teilweise erheblich voneinander abweichenden – Modellen
- Darstellung der Relation von Zeichen zu ihrer Bedeutung steht im Zentrum
- z. T. unter Berücksichtigung ihrer Relation zu anderen Zeichen, zum Zeichenbenutzer oder zur Zeichenverwendung
Semiotik
- Disziplin, die sich mit den Zeichen im Allgemeinen beschäftigt
- Entwicklung verschiedener Richtungen innerhalb (ausgehend von de Saussure und Peirce)
- Historische Diskursanalyse (Foucault)
- Kultursemiotik (Eco)
- sehr weit gefasste, grundlegende Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie sich – auf unterschiedlichen Ebenen – mit Sprache bzw. allgemeiner mit kulturellen Prozessen unter dem Gesichtspunkt ihrer Zeichenhaftigkeit beschäftigen
Minimalpaar
besteht aus zwei bedeutungsverschiedenen Wörtern einer Sprache, die sich lediglich in einem Phon unterscheiden
Silbe
- Phonologisch unterscheidet man nach dem Gesichtspunkt ihrer segmentalen Konstruktion zwischen
- (konsonantischen) Silbenschale
- Silbenkopf + Silbenkoda
- vokalischen Silbenkern
- Silbenkern und -koda werden auch als Reim bezeichnet
Allophone
- Realisierungsvarianten eines Phonems
- deshalb im Phonemsystem nicht einzeln aufgeführt, sondern jeweils nur das übergeordnete Phonem
Wort
- als lexikalisches Wort oder Lexem
- abstrakte Einheit des Lexikons
- als syntaktisches Wort oder Wortform
- in konkreter Verwendung vorliegende Einheit einer Äußerung bzw. eines Textes
Morph
- elementare lautliche oder graphische Einheit der Sprache
- kann eine Bedeutung bzw. ein grammatisches Merkmal zugeschrieben werden
- werden in geschweiften Klammern notiert
Nullmorphem
grammatisches Merkmal wird ausdrucksseitig nicht durch ein Morphem realisiert
- z.B. die verschiedenen Kasus im Plural der meisten Substantive oder der Plural ganz allgemein in Substantiven wie „Fahrer“
- genau gesagt handelt es sich hier um Nullallomorphe.
Fugenelement
- aus phonetischen Gründen eingefügter Laut oder Lautkette in komplexen Wortbildungsprodukten
- keine Morpheme, da sie zwar bedeutungsunterscheidend (Land-es-polizei vs. Land-ø-polizei vs. Länd-er-polizei) sein können, nicht aber bedeutungstragend
- z.B. wie Umleitung-s-empfehlung, Kontinent-al-verschiebung, Kind-er-garten oder brasili-an-isch
Wortbildung
- Prozess der Bildung neuer Wörter
- dient der Erweiterung des Wortschatzes einer Sprache dient d
- dabei werden auf verschiedene Weise Morpheme miteinander kombiniert oder verändert