Sprachpsychologische Aspekte des Lernens

Seminar Pädagogische Psychologie, Universität WürzburgBegriffe und Definitionen

Seminar Pädagogische Psychologie, Universität WürzburgBegriffe und Definitionen


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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 28.07.2020 / 15.06.2025
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Phonologie

  • geisteswissenschaftlich
  • Form und Funktion sprachlicher Zeichen auf Laut- und Silbenebene
  • Lautsystem und dessen Funktionalität in einer Sprache
  • Sprachbildelautlehre
  • Funktion und Position der Laute im Lautsystem als bedeutungsunterscheidende Einheiten
  • interessiert sich für die bedeutungsunterscheidende Funktion der Laute im Lautsystem einer Sprache

Phonem

  • Grundeinheit der Phonologie
  • kleinste bedeutungsunterscheidende segmentale Lauteinheit einer Sprache
  • Bündel distinktiver (bedeutungsunterscheidender) Lauteigenschaften
  • Lautklasse
  • Phänomen des abstrakten Sprachsystems (Langue)
  • in Schrägstrichen transkribiert

Phonetik

  • Realisierung von Lauten
  • "untersucht und beschreibt […] wie Sprachlaute materiell gebildet
    und hörend wahrgenommen werden.“ 
  • Lautlehre / Sprchaktlautlehre
  • naturwissenschaftliche Methoden

Phon

  • Laut
  • Gruneinheit der Phonetik
  • Phänomen des Sprachgebrauchs (Parole)
  • in eckigen Klammern transkribiert

Gegenstandsbereiche der Phonetik

  • artikulatorische Phonetik (Sender*in)
  • akustische Phonetik (Kanal)
  • auditive Phonetik (Empfänger*in)

Phasen Phon

 

  1. Initiation - Erzeugung eines Luftstroms
  2. Phonation - Erzeugen eines Stimmtons durch Schwingung der
    Stimmbänder/ Stimmlippen
  3. Artikulation - Modifizierung des Stimmtons im Rachen --, Mund und
    Nasenraum

Artikulation (3. Schritt Phonerzeugung)

Modifizierung des Stimmtons im Rachen-, Mund- und Nasenraum

--> Positionsveränderung der Artikulationsorgane
bzw. Verengung/Verschluss des Luftstroms

  • Konsonanten: Stimmton wird durch Reibung oder Verschluss modifiziert
  • Vokale: Stimmton tritt ungehindert aus

Konsonanten - Klassifizierungskriterien

  • Artikulationsort/-Organ
  • Artikulationsart
  • Stimmhaftigkeit, Sonorität

Graphem

= NICHT Laut 

  • kleinstes bedeutungsunterscheidendes Zeichen der Schriftsprache
  • besteht aus einem oder mehreren Graphen (=Buchstaben)
  • wird in spitzen Klammern notiert

 

Morphologie

linguistische Teildisziplin, die sich mit der Gestalt, Flexion (Beugung) und Bildung von
Wörtern beschäftigt

Untersuchungsgegenstand Morphologie

Wortstrukturen

  • strukturelle Analyse komplexer Wörter
  • befasst sich mit Regeln, nach denen solche Wörter gebildet werden

Arten der Wortbildung

freie Morpheme (können allein stehen)

  • Komposition --> neues Wort 
  • Basismorphem + Basismorphem
    • Rektinskompositia (z.B. Schulden-eintreiber)
    • Determinativkompositia (z.B. Nudel-topf)
    • Kopulativkompositum (z.B. süß-sauer)
    • Possesivkomosita (z.B. Dick-Schädel)

gebundene Morpheme (stehen nicht allein)

  • Derivation --> neues Wort
  • Basismorphem + WB-Affix
    • z.B. lieb-lich, Befangen-heit, lauf --> Lauf (Konversion)
  • Flexion --> kein neues Wort
  • Basismorphem + Flexionsaffix
    • nach: Kasus, Num., Genus, Pers., Temp., Modus, Komparation
    • z.B. lieb-en, lieb-t, lieb-test, ge-lieb-t

Methoden der Morphologie - z.B. Distributionsanalyse

  • Segmentierung
    • Zerteilung des Wortes in aufeinanderfolgende kleinere Teile
    • Auffinden von syntagmatischen Relationen
  • Klassifikation 
    • Feststellen von Ähnlichkeiten zwischen Segmenten
    • Zuordnung ähnlicher Elemente zu Hierarchien von Kategorien und Mengen
    • Auffinden von paradigmatischen Relationen
       

Morphem

  • Kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache
  • bestehend aus einem Morph oder mehreren Allo-morphen (Ausdrucksseite) und einer Bedeutung bzw. einem grammatischen Merkmal (Inhaltsseite)
  • werden in geschweiften Klammern notiert

Syntax

System von Regeln, nach denen aus einem Grundinventar kleinerer Einheiten (Wörter und Wort-gruppen) wohlgeformte (= grammatische) Sätze einer Sprache gebildet werden

  • historischer Ausgangspunkt für Entstehung der kognitiven Sprachpsychologie und kognitiven Wende

kognitive Wende

Syntax als historischer Ausgangspunkt der kog. Wende

Kritik am Behaviorismus

  • Geist ist kognitiv
  • bestimmtes Wissen ist in Anlagen angeboren
  • Modularität des Geistes (zusammenwirkende Subsysteme)

--> starker Einfluss auf psychologische Modellbildung und Forschung

Einheiten (Syntax)

= Satzglieder

bestehen aus Phrasen

  • Wort (kleiste Phrasen)
  • komplexen Wortgruppen

Kategorisierung der Worte

  • Wortarten
  • feste Eigenschaften
  • z.B. Artikel, Adjektiv, Nomen/Substantiv, Verb, Partikel, Adverb, Präposition, Pronomen, Konjunktion ..

Satzgliedfunktionen von Worten

  • Aufgabe im Satz: syntaktisch, semantisch
  • variable Eigenschaften
  • z.B. Subjekt, Prädikat, temporale adverbiale Bestimmung, Attribut, Objekt

Phrase

Satzglieder 

  • kleinsten zusammengehörigen Elemente des Satzes (Wörter und Wortgruppen)
  • nur geschlossen verschiebbar 
  • nur als Ganze ersetzbar
  • unterscheidbar in ihrer Funktion
    • z.B. Subjekt mit Attribut, Prädikat mit Adverial und Objekt mit Attribut
  • nach der Wortart ihrer Köpfe (Wort, das um zusätzliche Infos erweitert wird und das nicht wegfallen kann) benannt 
    • z.B. Nominalphrase, Adjektivphrase, Präpoitionalphrase, Verbalphrase, Adverbphrase
  • Bausteine für theoretisch unendlich lange Sätze
    • kombinierbar, ineinader einsetz- und verschachtelbar

Generative Grammatik

Pionier Noam Chomsky

Phrasenstukturen als Beschäftigunsgegenstand

Ziel: Beschreibung ..

  • universeller (kognitiver) Strukturen
  • Prinzipien
  • Regeln 

--> zur Konstruktion unendlich vieler Sätze aus endlicher Mende an Elementen

Semantik

wissenschaftliche Teildisziplinen (u.a. der Philosophie, Semiotik und Linguistik), die die Bedeutung von Zeichen, speziell von Sprachzeichen, erforschen

Lexeme

  • zentraler Begriff in der Semantik
  • sprachliche Zeichen, die im mentalen Lexikon enthalten sind
    • Wörter (Haus, Tisch, Krankenversicherung)
    • Morpheme (un-, anti-)
    • Idiomatische Ausdrücke (den Löffel abgeben)

Ansätze der Begriffsbestimmung

  • Wortfeldtheorie
  • Merkmalsanalyse /semantische Merkmale
  • Prototypentheorie
  • Basiskonzept

Wortfeldtheorie (als Ansatz zur Begriffsbestimmung)

  • Basisannahme
    • Wortbedeutungen im mentalen Lexikon nicht isoliert abgespeichert, sondern unterliegen einer gewissen Ordnung 
  • Gesamtwortschatz einer Sprache in verschiedene globale Bedeutungsgebiete unterteilt
    • alle Lexeme sind in sogenannte Wortfelder oder auch semantische Felder eingebunden
  • Problem:
    • keine linguistisch präzisen Kriterien für die Abgrenzung der einzelnen Felder

Merkmalsanalyse (als Ansatz zur Begriffsbestimmung)

  • einflussreicher Ansatz
  • ermöglicht genaue Beschreibung von Bedeutungsstrukturen
  • es wird davon ausgegangen, dass Wortbedeutungen als Merkmalbündel dargestellt werden können
  • Wortbedeutungen sind demnach keine unteilbaren Einheiten vielmehr lässt sich jede Wortbedeutung in einzelne Teilbedeutungen zerlegen
  • die elementaren Bedeutungskomponenten werden dabei als semantische Merkmale oder Seme bezeichnet

Seme

= semantische Merkmale

  • kleinste semantische Einheiten, aus denen sich die Wortbedeutungen zusammensetzen
  • kleinsten distinktiven Bedeutungsmerkmale
  • kleinsten Bestandteile von Lexembedeutungen
  • Menge der Seme bildet das Semem

Prototypentheorie / Prototypensemantik (als Ansatz zur Begriffsbestimmung)

  • kognitiver Ansatz der Semantik
    • untersucht referentielle Bedeutungen und ihre Kategorisierungen
  • Grundannahme
    • Bedeutung von Wörtern nach ihrer Position in einer Kategorie hierarchisiert
  • Prototypen sind besonders zentrale Vertreter einer Kategorie
  • beste Exemplare einer Kategorie, die als Muster für die Einschätzung der übrigen Vertreter der Kategorie dient
  • zu den Rändern hin weisen Besetzungen von Kategorien Randunschärfen und Vagheiten auf

Kategorien in der Prototypentheorie

  • Kategorisieren als allgemeine kognitive Fähigkeit
  • allgemeinere Kategorien umfassen mehrere speziellere Subkategorien
    • drei verschiedene Arten: Basiskategorie (z.B. Hund), Oberkategorie (z.B. Tier), Unterkategorie (z.B. Dackel)
  • ein Ding in der wirklichen Welt gehört immer zu mehr als einer Kategorie gleichzeitig
  • nicht alle Elemente einer Kategorie sind gleichermaßen repräsentativ
  • zentrale Vertreter einer Kategorie verbindet ein hoher Grad an Familienähnlichkeit, da sie viele prägnante Merkmale gemein haben
  • als ‚prägnant‘ gilt ein Merkmal aufgrund seiner Intensität, Frequenz, Vertrautheit, gute Gestalt und Informationsgehalt
  • Prototyp wird geprägt von der Außenwelt (z.T. regionale Verschiedenheiten)

Konzepte in der Prototypentheorie

  • mentale Abbildungen von Dingen in der wirklichen (außersprachlichen) Welt
  • Kategorien, die mehrere/viele dinge in der wirklichen Welt als zum gleichen Typ gehörig zusammenfassen

Basiskonzept (als Ansatz zur Begriffsbestimmung)

  • Begriff, der mit dem geringsten Aufwand zur deutlichsten Abgrenzung gegenüber anderen Kategorien führt
  • Kategorien, die prototypisch strukturiert sind, d.h. für die es eine mentale Repräsentation gibt

Sprachverstehen (Phasen)

  1. Sprachwahrnehmung, Phonemische Analyse = hören, was gesagt wird
  2. Lexikalischer Zugriff = Identifizierung der verwendeten Wörter
  3. Syntaktische Analyse (Parsing) = syntaktisch zueinander in Beziehung setzen
  4. Semantische Interpretation = Generierung der Gesamtbedeutung der Äußerung
    und Integration in vorhandenes Wissen

Sprachwahrnehmung, Phonemische Analyse (1. Phase des Sprachverstehens)

= hören, was gesagt wird

  • Segmentierung
  • Identifizierung von Phonemen
  • die Wahrnehmung ist konzeptgesteuert - aufgrund nichtbewusster Erwartungen werden bestimmte Interpretationen voraktiviert
  • "Phonemrestaurationseffekt “ (Warren, 1970)

Lexikalischer Zugriff (2. Phase des Sprachverstehens)

= Identifizierung der verwendeten Wörter

  • Wortbedeutung im mentalen Lexikon --> beim Sprachverstehen automatischer Zugriff mit
  • beeindruckender Geschwindigkeit
  • Kohortenmodell Marslen Wilson, 1987)
  • Faktoren für die Geschwindigkeit der Worterkennung:
    • Wortlänge
    • Häufigkeit
    • Konkretheit
  • durch Priming kann der Zugriff sogar noch beschleunigt werden

Syntaktische Analyse (Parsing) (3. Phase des Sprachverstehens))

= syntaktisch zueinander in Beziehung setzen

  • Rekonstruktion der syntaktischen Struktur des Satzes
  • Sprache besteht aus Symbolen und Regeln, nach denen Symbole kombiniert werden
  • für das Verständnis einer Äußerung ist es nicht ausreichend, die Bedeutung der einzelnen Wörter zu verstehen
  • was ein Satz wie „Jerry jagt Tom“ bedeutet, hängt auch davon ab, welche Positionen und Rollen die Wörter im Satz einnehmen
  • die Bestimmung dieser thematischen Rollen übernimmt die syntaktische Analyse, das Parsing
    • Prozess läuft automatisch ab und wird meist nicht bewusst gesteuert
  • Verb-Argument-Struktur für das Parsing von zentraler Bedeutung (Kern einer Phrase besteht häufig aus einem Verb)

 Semantische Interpretation (4. Phase des Sprachverstehens)

= Generierung der Gesamtbedeutung der Äußerung und Integration in vorhandenes Wissen

Ziel:

  • Verständnis
    • syntaktische Elemente (z.B. Argumente eines Verbs) inhaltlich zueinander in Beziehung setzen
    • daraus eine mentale Repräsentation des Gesagten aufzubauen
  • Grundvoraussetzung für das Verständnis
    • Verknüpfung mit bereits bestehendem Wissen

Annahme:

  • Personen bauen bei der Interpretation ein mentales Modell des Gehörten auf
    • Modell besteht aus Propositionen (= inhaltlich bedeutsame Kernaussage)
    • vs.
    • bildhafte, analoge Repräsentation

Alternative Parsing Modelle (im Prozess des Sprachverstehens)

  • Semantik vor Syntax - Semantics-first-Ansatz 
    • syntaktische Verarbeitung geht der semantischen nicht voraus, sondern wird durch sie eingeschränkt
  • Bedeutung durch Syntax - Meaning-through-syntax-Ansatz
    • syntaktische Strukturen legen bestimmte inhaltliche Bedeutungen nahe
  • Heuristische Verarbeitung

Text

  • komplexes sprachliches Gebilde, das aus mehreren Sätzen besteht
  • mündlicher oder schriftlich
  • strukturell-grammatische (Kohäsion) Verknüpfung der Elemente (in der Regel Sätze) 
  • inhaltlich-thematische (Kohärenz) Verknüpfung der Elemente (in der Regel Sätze)
  • spezifische kommunikative Funktion
  • kann in einem sortentypischen und inter-textuellen Zusammenhang zu anderen Texten stehen
  • Merkmale:
    • Sprachlichkeit
    • Schriftlichkeit
    • Kohäsion
    • Kohärenz
    • Funktionalität
    • Sortenhaftigkeit

Kohärenz

  • inhaltlich-thematischer Zusammenhang zwischen den Bestandteilen eines Textes
  • Hauptkriterium für Texthaftigkeit

Präsupposition

  • Sachverhalte, die als bekannt gelten bzw. unmittelbar aus dem Kontext hervor gehen, müssen im Text nicht unmittelbar erwähnt werden
  • stillschweigende Voraussetzung von Informationen, die als bekannt gelten
  • implizite Voraussetzung für eine Sprachhandlung
  • beschreibt das, was eine Sprachhandlung an Information beinhaltet, ohne dass diese Information sprachlich explizit ausgedrückt wird
  • umfassen im weitesten Sinne das gesamte Weltwissen, das zur jeweiligen Interaktion herangezogen wird