Sprachpsychologische Aspekte des Lernens
Seminar Pädagogische Psychologie, Universität WürzburgBegriffe und Definitionen
Seminar Pädagogische Psychologie, Universität WürzburgBegriffe und Definitionen
Kartei Details
Karten | 90 |
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Lernende | 25 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 28.07.2020 / 14.02.2024 |
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Phonologie
- geisteswissenschaftlich
- Form und Funktion sprachlicher Zeichen auf Laut- und Silbenebene
- Lautsystem und dessen Funktionalität in einer Sprache
- Sprachbildelautlehre
- Funktion und Position der Laute im Lautsystem als bedeutungsunterscheidende Einheiten
- interessiert sich für die bedeutungsunterscheidende Funktion der Laute im Lautsystem einer Sprache
Phonem
- Grundeinheit der Phonologie
- kleinste bedeutungsunterscheidende segmentale Lauteinheit einer Sprache
- Bündel distinktiver (bedeutungsunterscheidender) Lauteigenschaften
- Lautklasse
- Phänomen des abstrakten Sprachsystems (Langue)
- in Schrägstrichen transkribiert
Phonetik
- Realisierung von Lauten
- "untersucht und beschreibt […] wie Sprachlaute materiell gebildet
und hörend wahrgenommen werden.“ - Lautlehre / Sprchaktlautlehre
- naturwissenschaftliche Methoden
Phon
- Laut
- Gruneinheit der Phonetik
- Phänomen des Sprachgebrauchs (Parole)
- in eckigen Klammern transkribiert
Gegenstandsbereiche der Phonetik
- artikulatorische Phonetik (Sender*in)
- akustische Phonetik (Kanal)
- auditive Phonetik (Empfänger*in)
Phasen Phon
- Initiation - Erzeugung eines Luftstroms
- Phonation - Erzeugen eines Stimmtons durch Schwingung der
Stimmbänder/ Stimmlippen - Artikulation - Modifizierung des Stimmtons im Rachen --, Mund und
Nasenraum
Artikulation (3. Schritt Phonerzeugung)
Modifizierung des Stimmtons im Rachen-, Mund- und Nasenraum
--> Positionsveränderung der Artikulationsorgane
bzw. Verengung/Verschluss des Luftstroms
- Konsonanten: Stimmton wird durch Reibung oder Verschluss modifiziert
- Vokale: Stimmton tritt ungehindert aus
Konsonanten - Klassifizierungskriterien
- Artikulationsort/-Organ
- Artikulationsart
- Stimmhaftigkeit, Sonorität
Graphem
= NICHT Laut
- kleinstes bedeutungsunterscheidendes Zeichen der Schriftsprache
- besteht aus einem oder mehreren Graphen (=Buchstaben)
- wird in spitzen Klammern notiert
Morphologie
linguistische Teildisziplin, die sich mit der Gestalt, Flexion (Beugung) und Bildung von
Wörtern beschäftigt
Untersuchungsgegenstand Morphologie
Wortstrukturen
- strukturelle Analyse komplexer Wörter
- befasst sich mit Regeln, nach denen solche Wörter gebildet werden
Arten der Wortbildung
freie Morpheme (können allein stehen)
- Komposition --> neues Wort
- Basismorphem + Basismorphem
- Rektinskompositia (z.B. Schulden-eintreiber)
- Determinativkompositia (z.B. Nudel-topf)
- Kopulativkompositum (z.B. süß-sauer)
- Possesivkomosita (z.B. Dick-Schädel)
gebundene Morpheme (stehen nicht allein)
- Derivation --> neues Wort
- Basismorphem + WB-Affix
- z.B. lieb-lich, Befangen-heit, lauf --> Lauf (Konversion)
- Flexion --> kein neues Wort
- Basismorphem + Flexionsaffix
- nach: Kasus, Num., Genus, Pers., Temp., Modus, Komparation
- z.B. lieb-en, lieb-t, lieb-test, ge-lieb-t
Methoden der Morphologie - z.B. Distributionsanalyse
- Segmentierung
- Zerteilung des Wortes in aufeinanderfolgende kleinere Teile
- Auffinden von syntagmatischen Relationen
- Klassifikation
- Feststellen von Ähnlichkeiten zwischen Segmenten
- Zuordnung ähnlicher Elemente zu Hierarchien von Kategorien und Mengen
- Auffinden von paradigmatischen Relationen
Morphem
- Kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache
- bestehend aus einem Morph oder mehreren Allo-morphen (Ausdrucksseite) und einer Bedeutung bzw. einem grammatischen Merkmal (Inhaltsseite)
- werden in geschweiften Klammern notiert
Syntax
System von Regeln, nach denen aus einem Grundinventar kleinerer Einheiten (Wörter und Wort-gruppen) wohlgeformte (= grammatische) Sätze einer Sprache gebildet werden
- historischer Ausgangspunkt für Entstehung der kognitiven Sprachpsychologie und kognitiven Wende
kognitive Wende
Syntax als historischer Ausgangspunkt der kog. Wende
Kritik am Behaviorismus
- Geist ist kognitiv
- bestimmtes Wissen ist in Anlagen angeboren
- Modularität des Geistes (zusammenwirkende Subsysteme)
--> starker Einfluss auf psychologische Modellbildung und Forschung
Einheiten (Syntax)
= Satzglieder
bestehen aus Phrasen
- Wort (kleiste Phrasen)
- komplexen Wortgruppen
Kategorisierung der Worte
- Wortarten
- feste Eigenschaften
- z.B. Artikel, Adjektiv, Nomen/Substantiv, Verb, Partikel, Adverb, Präposition, Pronomen, Konjunktion ..
Satzgliedfunktionen von Worten
- Aufgabe im Satz: syntaktisch, semantisch
- variable Eigenschaften
- z.B. Subjekt, Prädikat, temporale adverbiale Bestimmung, Attribut, Objekt
Phrase
Satzglieder
- kleinsten zusammengehörigen Elemente des Satzes (Wörter und Wortgruppen)
- nur geschlossen verschiebbar
- nur als Ganze ersetzbar
- unterscheidbar in ihrer Funktion
- z.B. Subjekt mit Attribut, Prädikat mit Adverial und Objekt mit Attribut
- nach der Wortart ihrer Köpfe (Wort, das um zusätzliche Infos erweitert wird und das nicht wegfallen kann) benannt
- z.B. Nominalphrase, Adjektivphrase, Präpoitionalphrase, Verbalphrase, Adverbphrase
- Bausteine für theoretisch unendlich lange Sätze
- kombinierbar, ineinader einsetz- und verschachtelbar
Generative Grammatik
Pionier Noam Chomsky
Phrasenstukturen als Beschäftigunsgegenstand
Ziel: Beschreibung ..
- universeller (kognitiver) Strukturen
- Prinzipien
- Regeln
--> zur Konstruktion unendlich vieler Sätze aus endlicher Mende an Elementen
Semantik
wissenschaftliche Teildisziplinen (u.a. der Philosophie, Semiotik und Linguistik), die die Bedeutung von Zeichen, speziell von Sprachzeichen, erforschen
Lexeme
- zentraler Begriff in der Semantik
- sprachliche Zeichen, die im mentalen Lexikon enthalten sind
- Wörter (Haus, Tisch, Krankenversicherung)
- Morpheme (un-, anti-)
- Idiomatische Ausdrücke (den Löffel abgeben)
Ansätze der Begriffsbestimmung
- Wortfeldtheorie
- Merkmalsanalyse /semantische Merkmale
- Prototypentheorie
- Basiskonzept
Wortfeldtheorie (als Ansatz zur Begriffsbestimmung)
- Basisannahme
- Wortbedeutungen im mentalen Lexikon nicht isoliert abgespeichert, sondern unterliegen einer gewissen Ordnung
- Gesamtwortschatz einer Sprache in verschiedene globale Bedeutungsgebiete unterteilt
- alle Lexeme sind in sogenannte Wortfelder oder auch semantische Felder eingebunden
- Problem:
- keine linguistisch präzisen Kriterien für die Abgrenzung der einzelnen Felder
Merkmalsanalyse (als Ansatz zur Begriffsbestimmung)
- einflussreicher Ansatz
- ermöglicht genaue Beschreibung von Bedeutungsstrukturen
- es wird davon ausgegangen, dass Wortbedeutungen als Merkmalbündel dargestellt werden können
- Wortbedeutungen sind demnach keine unteilbaren Einheiten vielmehr lässt sich jede Wortbedeutung in einzelne Teilbedeutungen zerlegen
- die elementaren Bedeutungskomponenten werden dabei als semantische Merkmale oder Seme bezeichnet
Seme
= semantische Merkmale
- kleinste semantische Einheiten, aus denen sich die Wortbedeutungen zusammensetzen
- kleinsten distinktiven Bedeutungsmerkmale
- kleinsten Bestandteile von Lexembedeutungen
- Menge der Seme bildet das Semem
Prototypentheorie / Prototypensemantik (als Ansatz zur Begriffsbestimmung)
- kognitiver Ansatz der Semantik
- untersucht referentielle Bedeutungen und ihre Kategorisierungen
- Grundannahme
- Bedeutung von Wörtern nach ihrer Position in einer Kategorie hierarchisiert
- Prototypen sind besonders zentrale Vertreter einer Kategorie
- beste Exemplare einer Kategorie, die als Muster für die Einschätzung der übrigen Vertreter der Kategorie dient
- zu den Rändern hin weisen Besetzungen von Kategorien Randunschärfen und Vagheiten auf
Kategorien in der Prototypentheorie
- Kategorisieren als allgemeine kognitive Fähigkeit
- allgemeinere Kategorien umfassen mehrere speziellere Subkategorien
- drei verschiedene Arten: Basiskategorie (z.B. Hund), Oberkategorie (z.B. Tier), Unterkategorie (z.B. Dackel)
- ein Ding in der wirklichen Welt gehört immer zu mehr als einer Kategorie gleichzeitig
- nicht alle Elemente einer Kategorie sind gleichermaßen repräsentativ
- zentrale Vertreter einer Kategorie verbindet ein hoher Grad an Familienähnlichkeit, da sie viele prägnante Merkmale gemein haben
- als ‚prägnant‘ gilt ein Merkmal aufgrund seiner Intensität, Frequenz, Vertrautheit, gute Gestalt und Informationsgehalt
- Prototyp wird geprägt von der Außenwelt (z.T. regionale Verschiedenheiten)
Konzepte in der Prototypentheorie
- mentale Abbildungen von Dingen in der wirklichen (außersprachlichen) Welt
- Kategorien, die mehrere/viele dinge in der wirklichen Welt als zum gleichen Typ gehörig zusammenfassen
Basiskonzept (als Ansatz zur Begriffsbestimmung)
- Begriff, der mit dem geringsten Aufwand zur deutlichsten Abgrenzung gegenüber anderen Kategorien führt
- Kategorien, die prototypisch strukturiert sind, d.h. für die es eine mentale Repräsentation gibt
Sprachverstehen (Phasen)
- Sprachwahrnehmung, Phonemische Analyse = hören, was gesagt wird
- Lexikalischer Zugriff = Identifizierung der verwendeten Wörter
- Syntaktische Analyse (Parsing) = syntaktisch zueinander in Beziehung setzen
- Semantische Interpretation = Generierung der Gesamtbedeutung der Äußerung
und Integration in vorhandenes Wissen
Sprachwahrnehmung, Phonemische Analyse (1. Phase des Sprachverstehens)
= hören, was gesagt wird
- Segmentierung
- Identifizierung von Phonemen
- die Wahrnehmung ist konzeptgesteuert - aufgrund nichtbewusster Erwartungen werden bestimmte Interpretationen voraktiviert
- "Phonemrestaurationseffekt “ (Warren, 1970)
Lexikalischer Zugriff (2. Phase des Sprachverstehens)
= Identifizierung der verwendeten Wörter
- Wortbedeutung im mentalen Lexikon --> beim Sprachverstehen automatischer Zugriff mit
- beeindruckender Geschwindigkeit
- Kohortenmodell Marslen Wilson, 1987)
- Faktoren für die Geschwindigkeit der Worterkennung:
- Wortlänge
- Häufigkeit
- Konkretheit
- durch Priming kann der Zugriff sogar noch beschleunigt werden
Syntaktische Analyse (Parsing) (3. Phase des Sprachverstehens))
= syntaktisch zueinander in Beziehung setzen
- Rekonstruktion der syntaktischen Struktur des Satzes
- Sprache besteht aus Symbolen und Regeln, nach denen Symbole kombiniert werden
- für das Verständnis einer Äußerung ist es nicht ausreichend, die Bedeutung der einzelnen Wörter zu verstehen
- was ein Satz wie „Jerry jagt Tom“ bedeutet, hängt auch davon ab, welche Positionen und Rollen die Wörter im Satz einnehmen
- die Bestimmung dieser thematischen Rollen übernimmt die syntaktische Analyse, das Parsing
- Prozess läuft automatisch ab und wird meist nicht bewusst gesteuert
- Verb-Argument-Struktur für das Parsing von zentraler Bedeutung (Kern einer Phrase besteht häufig aus einem Verb)
Semantische Interpretation (4. Phase des Sprachverstehens)
= Generierung der Gesamtbedeutung der Äußerung und Integration in vorhandenes Wissen
Ziel:
- Verständnis
- syntaktische Elemente (z.B. Argumente eines Verbs) inhaltlich zueinander in Beziehung setzen
- daraus eine mentale Repräsentation des Gesagten aufzubauen
- Grundvoraussetzung für das Verständnis
- Verknüpfung mit bereits bestehendem Wissen
Annahme:
- Personen bauen bei der Interpretation ein mentales Modell des Gehörten auf
- Modell besteht aus Propositionen (= inhaltlich bedeutsame Kernaussage)
- vs.
- bildhafte, analoge Repräsentation
Alternative Parsing Modelle (im Prozess des Sprachverstehens)
- Semantik vor Syntax - Semantics-first-Ansatz
- syntaktische Verarbeitung geht der semantischen nicht voraus, sondern wird durch sie eingeschränkt
- Bedeutung durch Syntax - Meaning-through-syntax-Ansatz
- syntaktische Strukturen legen bestimmte inhaltliche Bedeutungen nahe
- Heuristische Verarbeitung
Text
- komplexes sprachliches Gebilde, das aus mehreren Sätzen besteht
- mündlicher oder schriftlich
- strukturell-grammatische (Kohäsion) Verknüpfung der Elemente (in der Regel Sätze)
- inhaltlich-thematische (Kohärenz) Verknüpfung der Elemente (in der Regel Sätze)
- spezifische kommunikative Funktion
- kann in einem sortentypischen und inter-textuellen Zusammenhang zu anderen Texten stehen
- Merkmale:
- Sprachlichkeit
- Schriftlichkeit
- Kohäsion
- Kohärenz
- Funktionalität
- Sortenhaftigkeit
Kohärenz
- inhaltlich-thematischer Zusammenhang zwischen den Bestandteilen eines Textes
- Hauptkriterium für Texthaftigkeit
Präsupposition
- Sachverhalte, die als bekannt gelten bzw. unmittelbar aus dem Kontext hervor gehen, müssen im Text nicht unmittelbar erwähnt werden
- stillschweigende Voraussetzung von Informationen, die als bekannt gelten
- implizite Voraussetzung für eine Sprachhandlung
- beschreibt das, was eine Sprachhandlung an Information beinhaltet, ohne dass diese Information sprachlich explizit ausgedrückt wird
- umfassen im weitesten Sinne das gesamte Weltwissen, das zur jeweiligen Interaktion herangezogen wird