Kommunikationswissenschaften Rusch

Übungsfragen Vorlesung kommunikationswissenschaften bei Gebhardt Rusch an der Uni Siegen , Wise 19/20

Übungsfragen Vorlesung kommunikationswissenschaften bei Gebhardt Rusch an der Uni Siegen , Wise 19/20


Kartei Details

Karten 40
Sprache Deutsch
Kategorie Soziales
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 26.01.2020 / 15.04.2021
Weblink
https://card2brain.ch/box/20200126_kommunikationswissenschaften_rusch
Einbinden
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20200126_kommunikationswissenschaften_rusch/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Welche Metaphern und Modellvorstellungen für Kommunikation sind verbreitet zu finden? 

Containermetapher, Teilen/Sharing, Übertragung, quasiphysikalische kausalität

Warum ist die mathematische Kommunikationstheorie für die Beschreibung und Erklärung menschlicher Kommunikation ungeeignet? 

Geht von für die menschliche Kommunikation falschen Voraussetzungen und Bedingungn aus, z.B. von der identität der zeichensätze bei Sender und Empfänger, von der Irrelevnz von Bedeutungen für die Kommunikation

Skizzieren Sie kurz die etymologischen Wurzeln des Informationsbegriffs

Informare- einprägen, gravieren . Später pädagogische und juristische Verwendung des Begriffs: Lernen, Inhalte vermitteln, Fall aufklären

Was haben Morse und Hartley  zur Entwicklung der Informationstheorie beigetragen? 

Morse: Statistische Analyse der Zeichenverwendung "digitaler Code"

Hartley: erste mathematisch-operationale Definition des Informationsbegriffs 

Was bedeutet "Information" in Shannons mathematischer Informationstheorie?

Information ist der Wert der Auftretenswahrscheinlichkeit eines Zeichens in einer zeichenkette, genauer: der natürliche Logarithmus der Anzahl der Zeichenwahlmöglichkeiten 

Welche anderen wissenschaftlichen Informationsbegriffe kennen Sie? 

sprachwissenschaftlich-semiotisch

kybernetisch-konstruktivistisch

methodisch-kulturalistisch

naturwissenschaftlich

sprachphilosophisch/kognitivistisch

journalistisch

medien-kommunikationswissenschaftlich 

 

In welchen Zusammenhängen kommen systemtheoretische Ansätze in der Medien-und Kommunikationswissenschaft vor? 

Empirische Literaturtheorie

Journalismus-Werbe- und Wirkungsforschung 

Erläutern Sie den Begriff des Systems 

Der Begriff des Systems bezeichnet eine hollistische Ganzheit , in der die Komponenten einen funktionalen beitrag zum Gesamtzusammenhang leisten.Dafür ist eine zyklische,rekursive und selbstreferentielle Organisation Voraussetzung 

Erläutern Sie den Begriff , die wesentlichen Eigenschaften und das Funktionsprinzip autopoietischer Systeme 

selbsterzeugende Systeme, selbstregelnd und selbsterhaltend. Funktionsprinzip basiert auf autopoietischer Organisation, das heißt auf operationaler Geschlossenheit, selbstreferentielles Operieren und strukturelle Kopplung an die Umwelt 

Erläutern Sie den Begriff der sozialen Kopplung 

Sie entsteht durch die Konventionalisierung von Verhalten als Erwartungs-Erwartung bei den jeweiligen Interaktionspartnern 

Welche Vorteile und welche Nachteile sind mit sozialer Kopplung verbunden? 

Vorteile: Handlungsbeschleunigung, bessere Koordination des Handelns (Verständigung) 

Kooperation wird auch in komplexen Aufgabenfeldern möglich 

Risiko: Anfälligkeit für Manipulation 

Wie ist die Vielfalt von Kulturen und Sprachen zu erklären? 

Soziale Gruppen bringen tendenziell jeweils eigene kulturale Formen der Verhaltens- und Handlungskoordination, also als eigene Interaktionsformen auch Soziolekte hervor. 

Willkürlichkeit der Lautgestalten,Zufall des Orientierungserfolgs und Reproduktion des erfolgreichen Handelns führen schließlich zur Ausbildung von gruppenspezifischen Sprachen und Sprachformen. 

Erläutern Sie das evolutionsbiologische handicap-Prinzip mit Blick auf Kommunikation und Medien 

Nutzung von Medien wie Schrift und Malerei überhaupt war in der Vergangenheit nur Priviligierten und Eliten möglich, wodurch diese Medien hohes soziales Prestige erhielten. Dadurch waren die Schriftkundigen tendenziell soziobiologisch im Vorteil hatten allerdings die hohen Kosten für diese Kompetenzen bzw. für die Verfügung über solche Medien zu tragen. Heute sind oft Neue Medien solche kostspielige Signale 

Bestimmen Sie den Begriff der Kommunikation unter den Bedingungen kognitiver Autonomie 

Kommunikation ist (Fremd-) Orientierungshandeln 

Was bedeutet Orientierung ?

Orientierung ist die gerichtete Aktivation von Aufmerksamkeit und Verhalten 

Warum ist der Begriff der Kommunikation auf das handeln von Kommunikatoren beschränkt?

Kommunikation setzt Intentionalität (Absichten,Ziele,Zwecke) voraus.

Der Orientierende verfolgt mit seinem kommunikativen Handeln, Ziele und Absichten mit Blick auf das Verhalten des Adressaten. Diese Ziele kennt im Prinzip zunächst nur der Kommunikator. Deshalb ist es sinnvoll, den Kommunikationsbegriff an diese Vorraussetzung zu binden. 

Welche Konsequenzen hat dieses Kommunikationsverständnis? 

Die Verantwortlichkeit für das Gelingen oder Scheitern von Kommunikation werden klar dem Orientierenden zugewiesen. Kommunikation und Rezeption stellen sich als jeweils eigenständige Handlungszusammenhänge dar. 

Was bedeutet "Verstehen" unter Bedingungen kognitiver Autonomie?

Verstehen bedeutet einer Orientierungserwartung zu entsprechen 

Welche Phasen werden in der Sprachproduktion unterschieden? 

Die Fokussierung der gedanklichen Äußerungsgrundalge; Innewerden des Sachverhalts oder Anliegens das ausgedrückt werden soll; die Lineasierung der Einzelaspekte des Sachverhalts oder Anliegens in einer Reihenfolge, die sprachlich ausgedrückte werden kann; die Lingualisierung der gereihten Einzelaspekte; Auswahl passender Wörter und Flexionsformen, grammatisch korrekte Satzbildung, satzmelodische und betonungsadäquaten Aussprache (auch Encodierung) die Artikulation oder Niederschrift als Bewegung des Sprech-apparates oder Schreibhand

Was sind Konversationsmaximen? 

Bei Grice Bedingungen für effizientes Kommunizieren, können als Konversationskonventione angesehen werden 

Warum gerät ein Sprecher in Zugzwänge?

Sprechen verlangt die Befolgung grammatischer,konversationeller und erzäherlischer Regeln.

Außerdem geht er mit seinen Einlassungen(Behauptungen, Anweisungen,nachfragen etc.) soziale Verpflichtungen ein, besonders bei Versprechen und anderen Sprechakten. 

Was bedeutet es zu sagen, dass man sieht was man weiß? 

Es bedeutet, dass kognitive Konzepte und Schemata zur Identifikation sinnesempfindungen dienen. man sieht mit dem Gehirn, nicht mit den Augen. 

Wie wird das Problem der begrenzten Kapazitäten des Arbeitsgedächtnisses kognitiv gehandhabt?

 

Durch die bindung von Generalisierungen und Spezialisierungen, die fließende Übergänge von Mikro- und Makrostrukturen schaffen. 

Was sind die Unterschiede zwischen Faktualisierung und Fiktionalisierung? 

Faktualisierung: Lesartkonstruktion mit Referenz auf das Wirklichkeitsmodell des Rezipienten, es geht darum den Text als tatsachenhaltig zu lesen 

Fiktionalisierung: Lesartkonstruktion Referenz auf mögliche,fiktionale Welten 

Erläutern Sie den Zusammenhang von Nachrichtenwerten,Fakualisierung und Tatsachen-Konvention 

Nachrichtenwerte wie Neuigkeit,Nähe, Prominenz, Konflikt oder Kuriosität , weil sie eine entsprechende Erwartungsstruktur auf Seiten des Publikums  spezifizieren, auf die sich Journalisten in Erwartung dieser Publikumserwartungen einstellen. Sie können auch als Faktualisierungskriterien dienen. Die Rezeption von Medienangeboten nach Maßgabe dieser Kriterien bedeutet faktisch die BEfolgen der Tatsachen-Konventionen. 

Erläutern Sie das interaktionistische Kommunikationskonzept

Menschen handeln auf der Grundlage der Bedeutungen, die Dinge für sie haben. 

Bedeutungen werden in sozialer Interaktion gewonnen. Bedeutungen werden in einem interpretativen Prozess gehandhabt und verändert. Aus der Beobachtung des Verhaltens der anderen und der Zuordnung von Bedeutungen wird das Handeln der anderen für die Person symbolisch. Das Verhalten der anderen ist nicht mehr nur Verhalten, sondern Geste, ein semiotisches,bedeutungshaltiges Phänomen. Aus dem Zeigen von Gesten im Handeln und dem Erkennen des Handelns als Zeigen von Gesten geht die symbolische Interaktion hervor. 

Gesten müssen "Vom Standpunkt des anderen her" gezeigt werden. das ist was Mead Rollenübernahme nennt. Wenn dann Handelnder und Reagierender mit gleichen Bedeutungen operieren, kann man nach Blumer von Verstehen sprechen. Wir haben es hier mit einem Verstehen als Übereinstimmen von Bedeutungen durch wechselseitiges Sich-Versetzen in den anderen zu tun. Einem Verstehensbegriff also, der aus der Hermeneutik gut bekannt ist. 

Welche Phasen kommunikativer Episoden werden unterschieden? 

Initialphase, Aktionsphase, Observationsphase, Re-Aktionsphase, Evauationsphase 

Unterscheiden Sie verschiedene Kommunikationsformen 

Massenkommunikation

personale Kommunikation 

Organisationskommunikation 

Was sind Kommunikationsmedien? 

Medien mit Instruktionscharakter, vornehmlich Informations-,Lehr- und Lernmedien 

Charakterisieren Sie den Begriff des Medienhandelns 

Medienhandeln umfasst Kommunikation und Rezeption aber auch Online und Fernhandeln (E-Commerce,Datenbankdienste,Fernbedienung von Sensoren und Stellgliedern etc. 

Wie unterscheiden sich Inter-und Intratransaktion? 

Inter-Transaktionen charakterisieren das prozessuale Verhältnis von Kommunikator und rezipient

Intra-transaktionen beschreiben den Zusammenhang von Aktivation und Wissen, jeweils auf Seiten des Kommunikators und des Rezipienten. 

Erläutern Sie das Feldmodell der Massenkommunikation 

Das Feldmodell von Gerhard Maletzke kann als das erste integrative Modell der Massenkommunikation gelten. In seiner Psychologie der massenkommunikation nimmt Maletzke nicht nur handlungs- und persönlichkeitstheoretische Konzepte, sondern auch soziale und technisch-mediale Bedingungen auf. Der Feld-Begriff weist darauf hin,dass Maletzke sich die kommunikativen Verhältnisse durchaus als hoch komplex vorstellt. es ist leicht zu erkennen, wo dieses Modell- etwa mit Verweis auf Sich Selbst- und Fremdbilder, soziale Kontexte oder institutionelle Einbindungen- an soziologische oder auch interaktionistische Ideen anschließt. Und in wesentlichen BEreichen ist es unterhalb der Ebene von Massenkommunikation auch auf die persönliche Kommunikation beziehbar. Selbst dort, wo Maletzke von den Zwängen der Öffentlichkeit , der Aussage und des Mediums spricht, lassen sich analoge Faktoren für die Face to Face Kommunikation benennen, sozialer Druck, Gruppendruck,Erwartungsmuster und Konventionen, konversationelle Zugzwänge und Besonderheiten des Ausdrucksrepertoires z.B. in der mündlichen im Vergleich mit der schriftlichen Rede. Lediglich der Aspekt, Mitglied eines dispersen(weit verteilten) Publikums zu sein, bleibt als spezifisch für das Feld der Massenkommunikation. 

Nach welchen Gesichtspunkten lassen sich Rezeptionsformen unterscheiden? 

Rezeptionsformen sind Formen, Arten und Weisen des Rezeptionshandelns. Das schließt entland der Linie der bisherigen Ausführungen die kognitiven Modalitäten des Rezipierens ebenso ein wie die interaktiv-sozialen und situativen Bedingungen: Rezeption als Prozess der kognitiven Konstruktionen von Selbst-Orientierungsinformationen und als soziales Handeln.

Es kommt aber noch etwas hinzu: Wie zu erwarten sind Rezeptionsformen auch medienabhängig in dem Maße wie die Rezeption spezifische Kompetenzen (Wissen und Fertgkeiten) erfordert und bestimmte Einrichtungen,Anlagen oder Geräte voraussetzt. Diese Rahmenbedingungen definieren zugleich die Spielräume der persönlichen Gestaltung von Rezeptionssituationen und prozessen. In diesen Spielräumen entfaltet sich auf die Spannung zwischen technischen Bedingungen als Gegebenheiten und den Bedürfnissen oder Wünschen der Nutzer, diese technischen Bedingungen in einer Weise zu verändern die den kognitiven,situativen und sozialen Funktionen und Zielen des Medienhandelns besser gerecht werden. Diese Zusammenhänge können auf Rezeptions-Settings, auf Rezeptions-Stile und Hilfsmittel, auf soziale,situative und mediale Bedingungen abgebildet werden. 

Was sind Rezeptionsmedien? 

Rezeptionsmedien sind solche konventionalisierten semiotischen Produkte, die zur Selbst-Orientierung von Akteuren verwendet werden. Dies gilt in besonderer Weise für mediale Unterhaltungsangebote, aber auch für Lehr- und Lernmittel sowie Medien zur Sach- und Fachinformation, zur nachrichtlichen und journalistischen Information. 

Faktisch bedeutet dies, dass im Prinzip alle Medienangebote zur Selbst-Orientierung herangezogen werden können. Praktisch geschieht dies jedoch nicht und zwar nicht nur wegen der begrenzten zeitlichen ressourcen der Mediennutzer.

Der entscheidende Gesichtspunkt ist hier vielmehr der, dass Mediennutzer diejenigen Medien rezipieren,die ihnen Neigungen,Kompetenzen, Interessen,Fertigkeiten und Budgets entgegenkommen. 

Benennen Sie verschiedene Folgen der Mediatisierung für die Rezeption

Schaffung von speziellen Kommunikationsräumen

räumliche,zeitliche und soziale Entgrenzung

Wandel der Rollen von Kommunikator und Rezipient 

Charakterisieren Sie den Uses & Gratifications-Ansatz 

Der Gedanke, die einzelnen Angehörigen des Massenpublikums könnten ihren eigenen Kopf haben, wurde aber erst ein knappes Jahrzehnt später mit dem Uses & Gratifications-Ansatz formuliert. Und damit fand das Konzept des aktiven Publikums erstmalig Eingang in die Kommunikationsforschung. 

Die Frage ist jetzt: Was machen die Menschen mit den Medien?

Die Kernidee des Ansatzes ist ebenso einfach wie plausibel: Menschen nutzen Medien zur Befriedigung von Bedürfnissen und für selbst gesetzte Zwecke und Ziele. Sie nutzen Medien, um von der Rezeption etwas zu haben, aus dem Lesen von Zeitungen oder Büchern, aus dem Anschauen von Kino- oder Fernsehprogrammen einen Nutzen zu ziehen, der in einem vertretbaren Verhältnis zum Aufwand steht. In gewisser Weise kann also dieser Ansatz als eine Art Rezeptionsökonomie gelten, ein Gedanke, der noch dadurch unterstrichen wird, dass die Vertreter dieses Ansatzes die Mediennutzung in Konkurrenz und als Alternative zu anderen Tätigkeiten sehen, die ähnliche oder spezifische andere Gratifikationen zu liefern versprechen. 

Charakterisieren Sie das Pentamodell der Medienwirkung 

Aus einer Grundlegenden Kritik der Medienwirkungsforschung hat Klaus Merten 1994 und 1995 ein konstruktivistisches multimodales Wirkungsmodell entwickelt. Seine Kritik an der Wirkungsforschung richtet Merten auf die folgenden drei Punkte:

  1. Auf das Festhalten am klassischen Stimulus-Response-Modell 
  2. auf den Gedanken und die Praxis der Messung von Wirkungen 
  3. auf die fehlende theoretische Einbindung bzw. die fehlende Anschließbarkeit an den Stand der Kognitions- und Rezeptionsforschung 

Wovon sind Medienwirkungen laut Merten abhängig?

  1. dem internen Kontext aus Wissen und Einstellung des Rezipienten
  2. dem externen Kontext aus Werten,Normen und Situationen 
  3. der Aussage, die von einem Medium angeboten wird
  4. Erwartungen, die der Rezipient aufgrund seines Wissens und seiner Einstellungen an  Medien richtet 
  5. das Feedback vom Rezipienten zu den Medien in Form von Einschaltquoten oder verkauften Auflagen, das dafür sorgt, den Rezipienten möglichst nur noch mit solchen Angeboten zu bedienen, die potentiell von im akzeptiert werden 

Geben Sie einen kurzen Überblick über verschiedene Medienbegriffe 

Naturphilosophie --> Zwischenmittel 

Spiritismus --> Menschenmedium 

Medien als Erweiterung des Körpers und der Sinne ( McLuhan)

Medien als Kanäle (McLuhan)

Medien als Technopole (Postmann)

Medien als Systeme (Schmidt, Saxer)

Medien als konventionalisierte Kommunikationsmittel 

Medien als Instrumentierungen von Kommunikation und Rezeption 

Erläutern Sie den Begriff der Instrumentierung 

Semiotische,sozialstrukturelle, sowie technische Voraussetzungen oder Bedingungen von Kommunikation und Rezeption können empirisch als kulturelle Instrumentierungen von Kommunikation und Rezeption begriffen werden, die historisch in enger Wechselbeziehung mit jeweiligen sozialen, politicshen,ökonomischen und technischen Verhältnissen entwickelt, konsolidiert und ausdifferenziert werden. So können z.B. die Prozesse des Aufkommens und der Verbreitung von Schriftsystemen als solche erweiterten Instrumentierungen von vormals nur oraler Kommunikation und Rezeption angesprochen werden