AMLS
Advanced Medical Life Support
Advanced Medical Life Support
Kartei Details
Karten | 246 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Medizin |
Stufe | Mittelschule |
Erstellt / Aktualisiert | 29.12.2019 / 18.01.2024 |
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Welche Intoxikationen können zu einer Nierenisuffizienz führen?
Zu einer Niereninsuffizienz durch einen direkten nephrotoxischen Effekt können nichtsteroidale Antiphlogistika, Paracetamol, Amatoxin, Orellanin (Pilzgift) und viele mehr führen. Durch Hämolyse oder Rhabdomyolyse kann es zu tubulären Ablagerungen von Hämoglobin resp. Myoglobin kommen. Ethylenglykol wird zu Oxalsäure metabolisiert. Es kommt zur Ablagerung von Oxalatkristallen in den Tubuli. Diese Ablagerungen können die Niere schädigen.
Toxidrome: Anticholinerges Syndrom (Parasympatholytika)
Auslöser: Atropin, Antihistaminika, trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika, Pflanzen (Datura, Atropa), gewisse Pilze (Fliegenpilz).
Symptome peripher: Mydriasis, Tachykardie, trockene, warme Haut, Mundtrockenheit, Harnverhalten, Darmatonie. zentral: Koma, Agitation, Delir, Halluzinationen, Krampfanfälle, Hyperthermie.
Cholinerges Syndrom (Parasympathomimetika) Auslöser, Symptome & Therapie
Auslöser: Cholinesterasehemmer (Insektizide, C‐Kampfstoffe), Nikotin, muskarinhaltige Pilze (Risspilze)
Symptome: ZNS‐Depression, Hypersekretion (Schwitzen, Speichelfluss, Tränenfluss, Bronchorrhoe), Harn‐, Stuhlinkontinenz, Diarrhoe, Krämpfe, Miosis.
Therapie Atropin: Man beginnt mit der Dosierung bei Erwachsenen mit 2‐5mg und bei Kindern mit 0.05mg/kg i.v., dann Verdoppelung der Dosis alle 5‐10 Min. bis zum Verschwinden der muskarinischen Symptome (bis die Schleimhäute trocken sind). Cave: Tachykardie muss hier keine Kontraindikation sein.
Sympathomimetisches Syndrom Auslöser & Symptome
Auslöser: Sympathomimetika, Kokain, Theophyllin, Koffein, Amphetamine, Appetitzügler.
Symptome: Agitation, Hypertonie, Tachykardie, ZNS‐Depression, Krämpfe, Hyperthermie, Rhabdomyolyse, Mydriasis.
Zellgift‐Syndrom Ursachen und Symptome
Ursachen: Zyanid, Schwefelwasserstoff, Kohlenmonoxid.
Symptome: ZNS‐Depression, Krämpfe, Schwindel, Kopfschmerzen, metabolische Azidose.
Opiat‐Syndrom Ursachen und Symptome
Ursachen: Opiate und Opioide.
Symptome: Miosis, ZNS‐Depression, Atemdepression, Bradykardie, Hypotonie, Hypothermie.
Narkotika‐Syndrom Ursachen und Symptome
Ursachen: Narkotika, Tranquilizer (Barbiturate, Methaqualon, Benzodiazepine).
Symptome: ZNS‐Depression, Hypotonie; bei Barbituraten zusätzlich Bradypnoe, Hypothermie, Rhabdomyolyse.
Allgemeine Massnahmen bei Intoxikationen
1. Überprüfung der Vitalfunktionen: (ABCDE) mit Temperatur und EKG und Behandlung der Symptome. Bei unklarem Koma kann man je nach vermuteter Ätiologie und allfälligen klinischen oder Laborbefunden Glukose, Vitamin B1 und/oder Naloxon geben. Letzteres v.a. falls das typische Toxidrom mit Miosis, Koma und Atemdepression vorliegt. Flumazenil (z.B. Anexate®) sollte nur gegeben werden, falls die Einnahme anderer, potentiell krampfauslösender Noxen (z.B. Trizyklika) ausgeschlossen werden kann, also bei reinen Benzodiazepinintoxikationen.
2. Giftentfernung: Man unterscheidet zwischen primärer Dekontamination (Entgiftung) und sekundärer Dekontamination. Mit der primären Dekontamination soll die Aufnahme der Substanz in den Körper verhindert werden. Dies kann bei den meisten eingenommenen Noxen durch die einmalige Gabe von 1g Aktivkohle pro kg Körpergewicht erfolgen. Nur wenige Noxen binden nicht an Kohle. Dazu gehören Lithium, Eisen, Säuren/Laugen und Alkohole. Kohle ist wirksam, sofern sie innerhalb der ersten Stunde nach Ingestion gegeben wird. Unter sekundärer Dekontamination versteht man eine Beschleunigung der Elimination, diese kommt nur bei bestimmten Substanzen in Frage. Ein Beispiel dafür ist die wiederholte Kohlegabe bei Substanzen mit enterohepatischem Kreislauf (z.B. Phenobarbital, Carbamazepin) oder die Hämodialyse (z.B. Lithium, Salizylate).
3. Alarmieren: Abschätzen des Vergiftungsverlaufs z.B. durch einen Anruf bei Tox Info Suisse. Wichtig ist die Ab‐ schätzung der maximal möglichen Dosis und des Einnahmezeitpunktes und die Feststellung erster Symptome.
4. Antidote: Antidote stehen nur für die wenigsten Vergiftungen zur Verfügung. Meist muss die Therapie symptomatisch erfolgen. Oft gebrauchte Gegenmittel sind Flumazenil (z.B. Anexate®) bei Benzodiazepinintoxikationen, Naloxon bei Opiatvergiftungen, Atropin bei cholinergen Symptomen und Biperiden (Akineton®) bei extrapyramidalen Symptomen.
5. Sicherstellen des Giftes: Ein ganz wichtiger Punkt, der oft vergessen geht: Leere Packungen, Hüllen, aufgefundenes Gift etc. sollten unbedingt sichergestellt werden und ins Spital mitgenommen werden!
Indikation NaBic Toxikologie
Alkalinisierung des Blutes zur Verhinderung der Rhythmusstörungen bei Intoxikationen mit cardiotoxischen Medikamenten (insbesondere Trizyklika) bei QRS‐Verbreiterung
Alkalinisierung des Urins zur Beschleunigung der Elimination von Medikamenten, die in alkalischem Urin besser ausgeschieden werden können (Salizylate, Phenobarbital)
Korrektur der metabolischen Azidose bei pH<7.1
Einsatz Biperiden (Akineton®)
Biperiden (Akineton®) ist in der Schweiz das Mittel der Wahl bei extrapyramidalen Nebenwirkungen und akuten Dystonien. Dies sind unwillkürliche Muskelaktivitäten, die durch ein Überwiegen der cholinergen Neurotransmission zustande kommen. Sie treten vor allem als unerwünschte oder toxische Arzneimittelwirkungen bei der Therapie oder bei Vergiftungen mit Neuroleptika auf. Diese neuromuskulären Effekte können lebensbedrohliche Ausmasse annehmen, wenn Muskeln im Bereich des Rachens und Kehlkopfes betroffen sind (Erstickungsgefahr).
Einsatz Kalziumglukonat ‐Hydrogel
Bei der kutanen Exposition mit Flusssäure stellt das Auftragen von Kalziumglukonat‐Gel neben der raschen und gründlichen Spülung der betroffenen Hautareale eine Notfallmassnahme dar, um Fluorid lokal mit Kalzium zu binden und ein weiteres Eindringen in die tieferen Hautschichten und in den Kreislauf und damit die Gefahr der Hypokalzämie zu verhindern.
Einsatz Ethanol
Trinkalkohol wird als Sofortmassnahme als Antidot bei Methanol‐ und Ethylenglykol‐ Intoxikationen eingesetzt. Es sollte ein Ethanolblutspiegel von ca. 1‰ erreicht werden. Im Spital wird bei diesen Vergiftungen dann Fomepizol® eingesetzt (gleiche Wirkung aber weniger UAW).
Intravenöse Lipidemulsion (SMOFlipid ®, Lipofundin ® MCT/LCT 20%, ClinOleic®)
Erste Studien zeigen, dass die intravenöse Verabreichung von Lipidemulsion (zum Beispiel Lipovenös® 20%) die Toxizität gewisser stark lipophiler Substanzen aufheben kann. Gut gezeigt ist dies für Zwischenfälle mit Lokalanästhetika. Tierstudien bzw. erste Erfahrungen beim Menschen zeigen aber auch eine Wirkung bei diversen anderen stark fettlöslichen Substanzen (zum Beispiel Verapamil, Amitriptylin, Amlodipin, Carbamazepin, Cocain).
Dosierung: Bolus 20%‐ige Lipidemulsion: 1.5ml/kg, anschliessend 0.75ml/kg/ über 3 Minuten, dann 0.025ml/kg/min, diese Menge kann bis zu 6.5 Stunden verabreicht werden. Neuere Publikationen beurteilen diese Massnahme wieder kritischer.
Intoxikation Detergentien
Drei grosse Gruppen werden unterschieden: Die nichtionischen, die anionischen und die kationischen Tenside. Nichtionische und anionische Tenside werden vor allem in Seifen, Dusch‐ und Bademitteln, aber auch in Wasch‐ und Geschirrspülmitteln für die Handwäsche verwendet. Ihre Einnahme führt in erster Linie zu leichteren Reizsymptomen des Gastrointestinaltraktes mit Bauchweh, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Bei Erbrechen besteht ein minimales Risiko der Schaumaspiration und damit einer chemischen Pneumonie. Als erste Hilfe Massnahmen soll Simeticon (Flatulex) zur Verhinderung der Schaumbildung verabreicht werden. Eine Hospitalisation ist nur nötig, wenn es als Folge eines massiven Brechdurchfalls zur Dehydratation kommt, oder wenn Anzeichen einer Aspiration (Husten, Dyspnoe) auftreten.
Die kationischen Tenside gewinnen bei den Haushaltsprodukten wegen ihrer Verwendung in Waschmitteln als Desinfektionsmittel an Bedeutung. Diese haben ebenfalls in erster Linie eine gastrointestinale Reizwirkung, sie können aber, wenn höher konzentriert (ab ca. 7.5%), zu Verätzungen führen.
Intoxikation Ethanol
Bereits ab einem Blutalkoholspiegel von 1.5‐2‰ ist bei Kleinkindern (bei Erwachsenen bei 2‐ 3‰) mit einem Koma zu rechnen. Gewohnte ertragen deutlich höhere Blutspiegel ohne grössere Probleme. Ethanol ist nicht nur in alkoholischen Getränken, sondern auch in Parfum, Brennsprit und zum Teil in Medikamenten (z.B. Homöopathische Tropfen) vorhanden. Leitsymptome der Intoxikation sind initial ein kurzes Exzitationsstadium mit erhöhter Erregbarkeit, Euphorie und Ataxie gefolgt von ZNS‐Depression bis Koma. Weiter wird insbesondere bei Kindern gelegentlich eine Hypoglykämie beschrieben.
Intoxikation Methanol/ Ethylenglykol
Methanol findet in der Schweiz vor allem noch als Lösungsmittel von gewerblichen Produkten und als Brennstoff Verwendung (v.a. als Modellflugzeugbenzin). Methanol selbst verursacht die gleichen Intoxikationssymptome wie Ethanol, gefürchtet ist aber die Toxizität der Ameisensäure, zu der Methanol abgebaut wird, da diese zu einer schwersten Azidose, zu Koma und Schock sowie zu Visusstörungen bis Blindheit führt. Ethylenglykol wird in erster Linie als Frostschutzmittel gebraucht, es wird aber in den letzten Jahren immer mehr durch weniger toxische Alkohole z. B. Isopropylalkohol ersetzt. Wie beim Methanol steht auch hier nicht die Toxizität des Ethylenglykols im Vordergrund, sondern diejenige des Metaboliten, Oxalsäure, der zu Azidose und Nierenversagen führt.
Aliphathische Kohlenwasserstoffe
Haben im Haushalt eine sehr weite Verbreitung, unter anderem als Brennstoffe wie Lampenöl, Heizöl, Benzin oder Grill‐Anzündflüssigkeiten, sie sind aber auch Bestandteile von Farben und Lacken sowie Möbelpolituren und Fleckenmitteln. Gefährlich sind diese Stoffe vor allem, weil sie bereits bei Einnahme kleinster Mengen oder beim nachfolgenden Erbrechen auf Grund ihrer niedrigen Viskosität aspiriert werden und sich als Folge davon eine chemische Pneumonie entwickeln kann. Husten und Dysnpoe sind typische Initialsymptome. Nach Einnahme von bis zu 3 Schlucken bei Kindern (bei Erwachsenen mehr) kann zudem Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerz oder Durchfall auftreten. Nach grösseren Mengen besteht die Gefahr von Somnolenz bis Koma und selten von Herzrhythmusstörungen.
Ätzende Substanzen Produkte & Sofortmassnahme
Übliche Haushaltsprodukte enthalten meistens nur schwache bzw. niedrigkonzentrierte Säuren oder Laugen (z. B. Entkalker für die Kaffeemaschine). Selten, vor allem bei gewerblichen Produkten, gelangen aber auch stark ätzende Substanzen (z.B. Abflussreiniger, gewerbliche Geschirrspülmittel für die Maschine, Melkmaschinenreinigungsmittel) zum Einsatz. Der Schweregrad der Verätzung ist abhängig von der Stärke, der Konzentration und der Einwirkungsdauer des Produktes. Initialsymptome sind ein recht zuverlässiges Kriterium zum Abschätzen des Verlaufs. Fehlen solche, so ist kaum mit einer schweren Verätzung zu rechnen. Sicherheitshalber sollten Situationen, wo ätzende Substanzen im Spiel sind, aber immer individuell durch ein Tox‐Zentrum beurteilt werden.
Die häufigsten Anfragen bei Tox Info Suisse betreffen Produkte mit Amidosulfonsäure und Natriumhypochlorit (Javelwasser). Beide Substanzen verursachen, wenn akzidentell in den für Haushaltprodukte gebräuchlichen Konzentrationen eingenommen (Amidosulfonsäure <20%, Natiumhypochlorit <6%), nur leichte Reizsymptome des Magendarmtraktes. Als erste Hilfe Massnahmen soll beim Kleinkind mit 1‐2dl Wasser verdünnt werden (Erwachsene 2‐3dl), dies nur bei wachem Kind und in den ersten 30 Minuten nach Ingestion.
Knopfbatterien Komplikationen und Therapie
Normalerweise passieren die Knopfbatterien den Magendarmtrakt problemlos. Selten bleiben sie aber im Ösophagus stecken und können dort zu einer schweren Verätzung führen. Die Symptome treten dann sofort auf. Die Kinder entwickeln Schmerzen in Hals oder Brustkorb, Schluckbeschwerden, Husten und Würgen. In diesen Fällen handelt es sich um einen akuten Notfall, und die Batterie muss unverzüglich durch einen Arzt entfernt werden. Als Komplikation beim Steckenbleiben im Ösophagus sind vereinzelte Fälle mit Tracheoösophagealfisteln und Strikturbildung beschrieben.
Bei langer Verweildauer am gleichen Ort im Magen oder Darm können durch elektrische und chemische Prozesse lokale Gewebsschädigungen entstehen. Aufgebrochene Quecksilberknopfbatterien können zudem zu erhöhten Blut‐ und Urinquecksilberkonzentrationen auch bei asymptomatischen Patienten führen. Eigentliche Schwermetall‐Vergiftungen sind extrem selten, doch nicht völlig ausgeschlossen.
Bei absolut asymptomatischem Kind kann nach Verschlucken einer Knopfbatterie abgewartet werden. Die Eltern sollen dem Kind ballaststoffreiche Nahrung geben und in den darauffolgenden Tagen Stuhlkontrollen durchführen. Wegen der oben erwähnten Komplikationsmöglichkeiten muss, falls die Batterie innert 3‐4 Tagen nicht im Stuhl erscheint, auch bei asymptomatischem Kind eine Röntgenkontrolle zur Lokalisation und beim Steckenbleiben eine eventuelle Entfernung der Batterie erfolgen.
Magnete verschluckt Komplikation und Umgang
Wenn 1 Magnet geschluckt wurde, kann abgewartet werden bis dieser mit dem Stuhl innert weniger Tage ausgeschieden wird. Werden 2 oder mehr Magnete verschluckt, kann dies zur Inkarzeration von Darmschleimhaut und damit zur Nekrose führen. Die Lokalisation muss in dieser Situation mit Hilfe eines Röntgenbildes eruiert werden.
Intoxikation Benzodiazepine
Indikationen: Schlafmittel, Anxiolytika, Antiepileptika
Beispiele: Lorazepam, Diazepam, Alprazolam
Wirkmechanismus: Benzodiazepine haben eine agonistische Wirkung an den GABA‐Rezeptoren (GABA = gamma‐Aminobuttersäure) und damit eine dämpfende Wirkung, d.h. es kommt zu einer ZNS Depression.
Toxizität: Die Dosis, die zu schweren Symptomen führt, ist abhängig von der Gewöhnung. Patienten, die regelmässig Benzodiazepine konsumieren, ertragen oft hohe Dosen ohne dass es zu schweren Symptomen kommt.
Symptome: Somnolenz bis Koma, arterielle Hypotonie, Dysarthrie, Muskelhypotonie. Vor allem bei Kindern und älteren Personen kann es auch zu einer paradoxen Reaktion mit Agitation und Verwirrtheit kommen. Benzodiazepine führen nicht zu einer Atemdepression. Bei Patienten mit kardiopulmonalen Vorer‐ krankungen oder bei Mischintoxikationen ist eine Atemdepression aber beschrieben.
Massnahmen und Therapie: In der Regel ist keine primäre Dekontamination nötig. Überwachung von Bewusstsein, Kreislauf und Atmung. Das Antidot bei starker ZNS‐Depression ist Flumazenil (Anexate®). Achtung: Flumazenil kann bei Kombinationsintoxikationen epileptische Krampfanfälle und bei Abhängigkeit eine Entzugssymptomatik auslösen!
Paracetamolintoxikation
Wirkungsmechanismus: Bildung eines toxischen Stoffwechselproduktes (N‐Acetyl‐p‐benzoquinonimin, NAPQI), das die Leberzelle schädigt. NAPQI wird in der Leber durch Reaktion mit Glutathion entgiftet. Ist der Vorrat an Glutathion in der Leber aufgebraucht, kommt es zur Hepatotoxizität.
Toxizität: Ab 10g oder 150mg/kg (jeweils geringere Dosis) ist bei Erwachsenen und Kindern von > 6 Jahren eine Hepatotoxizität möglich. Für Kinder ≤ 6 Jahre beträgt die Grenzdosis 200mg/kg KG.
Symptome: Initial Übelkeit, Erbrechen, dann symptomfreies Intervall, nach 24‐48 Stunden Zeichen der beginnenden Leberzellschädigung.
Massnahmen und Therapie: Dekontamination mit Aktivkohle. Antidot ist N‐Acetylcystein (Fluimucil 20%®), es ist ein Vorläufer von Glutathion, welches den toxischen Metaboliten (NAPQI) entgiftet. Die Gabe von N‐Acetylcystein erfolgt in der Regel intravenös nach Schema Prescott. In speziellen Fällen ist auch die orale Gabe möglich.
Intoxikation Acetylsalicylsäure
Toxizität: Leichte Symptome: bis 150‐200mg/kg, Mittelschwere Symptome: 200‐300mg/kg, Schwere Symptome: >300mg/kg
Symptome: Leicht: MD‐Symptome, Hyperventilation mit respiratorische Alkalose, Tinnitus, Mittel: Desorientiertheit, Fieber, respiratorische Alkalose mit metabolischer Kompensation, Schwer: Metabolische Azidose mit respiratorischer Kompensation, Agitation, Koma, Krämpfe, Elektrolytstörungen. Massnahmen und Therapie: Kohlegabe innerhalb der ersten 4h. Bei grosser Menge repetitive Kohlegabe, Ganzdarmspülung oder endoskopische Entfernung diskutieren. Supportive Therapie: gute Diurese, Elektrolyt‐, Glukosekorrektur, Korrektur der Azidose. Zur sekundäre Elimination Alkalinisierung Urin und Hämodialyse.
CAVE: Eine azidotische Stoffwechsellage muss unbedingt vermieden werden! In der Literatur sind Todesfälle beschrieben nach Intubation von Patienten mit schwerer Salicylatvergiftung. Bei diesen Patienten kam es durch Wegfall der Hyperventilation nach Intubation zu einer azidotischen Stoffwechsellage und damit zu einer erhöhten ZNS‐Toxizität. Salizylat liegt in saurem Milieu vermehrt in nichtionisierte Form vor, die besser ins ZNS gelangt als die ionisierte Form.
Intox Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)
Beispiele: Ibuprofen, Diclofenac, Mefenaminsäure
Toxizität und Symptome: Meist leichter Verlauf mit Magendarmsymptomen, bei höheren Dosen kann es zu einer reversiblen Niereninsuffizienz kommen. Ausnahme ist die Mefenaminsäure, diese kann ab 3.5g zu epileptischen Krampfanfällen führen.
Massnahmen und Therapie: Symptomatische Therapie, auf gute Hydrierung achten, bei Krampfanfällen durch Mefenaminsäure Gabe von Benzodiazepinen.
Intoxikation mit Opiaten
Indikationen: Schmerztherapie, Substitutionstherapie bei Drogenabhängigkeit
Beispiele: Morphin, Fentanyl, Methadon, Oxycodon
Toxizität: Die Dosis, die zu schweren Symptomen führt ist abhängig von der Gewöhnung. Bei Kleinkindern können schon sehr geringe Mengen zu schweren bis letalen Verläufen führen.
Symptome: Leitsymptome sind ZNS‐Depression (Somnolenz bis Koma), Miosis und Atemdepression. Weitere Symptome sind Erbrechen, Lungenödem, Hypotonie bis Schock, Bradykardie. Methadon kann das QTc‐Intervall verlängern und zu Torsades de pointes führen.
Massnahmen und Therapie: Aktivkohle nach oraler Exposition; Kontrolle von Atmung und Bewusstsein, bei Methadon zusätzlich EKG‐Kontrolle. Je nach Symptomen Verabreichung von Sauerstoff, Intubation, Naloxon als Antidot.
Intoxikation mit Tolperison (Mydocalm®)
Indikation: Spasmen der Skelettmuskulatur
Toxizität: Bei Erwachsenen beträgt die minimale Krampf‐ und Komadosis 1.5g. Schwere Verläufe bei Kindern sind beschrieben, die minimale Dosis für schwere Symptome ist nicht bekannt.
Symptome: In erster Linie Symptome des ZNS mit Somnolenz bis Koma, Agitation, epileptische Krampfanfälle, zudem kardiale und respiratorische Symptome wie Tachykardie, Rhythmusstörungen, Atem‐ und Herzkreislaufstillstand.
Verlauf: Die Symptome treten sehr rasch auf, schwerste Symptome bei Kleinkindern können innert 30‐40 Minuten auftreten.
Massnahmen und Therapie: Dekontamination mit Aktivkohle innert 1h, die Therapie ist symptomatisch.
Intoxikation mit Trizyklischen Antidepressiva
Indikation: Antidepressiva, werden auch bei chronischen Schmerzzuständen, Phobien, Zwangsstörungen und Panikattacken eingesetzt.
Beispiele: Trimipramin, Amitriptylin, Imipramin.
Toxizität: Bis 5mg/kg KG sind asymptomatische bis leichte Verläufe beschrieben.
Symptome: Leitsymptome sind ZNS‐Depression (Somnolenz bis Koma), epileptische Anfälle und Rhythmusstörungen. Weitere Symptome: Agitation, Delir, Halluzinationen, EKG‐Veränderungen (QRS‐Verbreiterung), Hypotonie, anticholinerge Symptome (Tachykardie, Mundtrockenheit, Mydriase, Harnretention), Atemdepression, Hypokaliämie, extrapyramidale Symptome.
Massnahmen und Therapie: Dekontamination mit Aktivkohle, bei retardierten Präparaten endoskopische Entfernung diskutieren, eventuell wiederholte Kohlegabe. Überwachung von Bewusstsein, Puls, Blutdruck, Körpertemperatur, Kontrolle EKG und EKG‐Monitorisierung. Bei Krampfanfällen Benzodiazepine, bei Herzrhythmusstörungen, QRS‐Verbreiterung oder Hypotonie Natriumbikarbonat bolusweise; Elektrolytstörungen (v.a. Hypokaliämie) korrigieren; Magnesium bei Torsades de pointes; bei therapierefraktären kardialen Symptomen allenfalls Lipidemulsion; kein Physostigmin! Dosierung Natriumbikarbonat: Erwachsene 50‐100 mmol, Kinder 1‐2 mmol/kg KG als einmalige Bolusinjektion i.v., ohne dass der pH dabei speziell kontrolliert zu werden braucht.
Intoxikation SSRI (selective serotonin reuptake inhibitors, selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer)
Indikation: Antidepressiva, werden auch bei Phobien, Zwangsstörungen und Panikattacken eingesetzt. Beispiele: Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin
Symptome: ZNS‐Depression (Somnolenz bis Koma), Nausea, Erbrechen, ZNS‐Exzitation (Erregung, Krämpfe), EKG‐Veränderungen (QT‐Verlängerung, QRS‐Verbreiterung), extrapyramidale Symptome (EPS), Serotoninsyndrom.
Toxizität: Die Ausprägung der einzelnen Symptome ist abhängig von der eingenommenen Substanz. Massnahmen und Therapie: Aktivkohle; Kontrolle Bewusstsein, BD, Puls, Temperatur, EKG; Benzodiazepine bei Agitation, epileptischen Krampfanfällen; Natriumbikarbonat bei QRS‐Verbreiterung; Magnesium bei Torsades de pointes; Biperiden (Akineton®) bei EPS.
Weitere Antidepressiva
Indikation: Antidepressiva, werden auch bei Phobien, Zwangsstörungen, Panikattacken und Schmerzen bei diabetischer Neuropathie eingesetzt; Bupropion zudem auch zur Raucherentwöhnung.
Beispiele: Bupropion, Duloxetin, Mirtazapin, Reboxetin, Trazodon, Venlafaxin, Vortioxetin
Symptome: ZNS‐Depression (Somnolenz bis Koma), Nausea, Erbrechen, ZNS‐Exzitation (Erregung, Krämpfe), EKG‐Veränderungen (QT‐Verlängerung, QRS‐Verbreiterung), extrapyramidale Symptome (EPS), Serotoninsyndrom.
Toxizität: Die Ausprägung der einzelnen Symptome ist abhängig von der eingenommenen Substanz. Massnahmen und Therapie: Aktivkohle; Kontrolle Bewusstsein, BD, Puls, Temperatur, EKG; Benzodiaze‐ pine bei Agitation, epileptischen Krampfanfällen; Natriumbikarbonat bei QRS‐Verbreiterung; Magnesium bei Torsades de pointes; Biperiden (Akineton®) bei EPS.
Serotoninsyndrom
Das Serotoninsyndrom wird durch einen Überschuss an Serotonin im Körper verursacht, es kommt zu einer Überstimulation der Serotonin‐Rezeptoren.
Symptome: Typische Trias mit Myoklonien/Hyperreflexie, Hyperthermie und ZNS‐Veränderungen.
‐ Neuromuskulärer Exzitation: Myoklonie, Hyperreflexie, Rigidität
‐ Exzitation des autonomen Nervensystems: Hyperthermie, Tachykardie, Diarrhoe, Schwitzen
‐ ZNS‐Veränderungen: Agitation, Verwirrtheit
Therapie: Weglassen der serotoninergen Substanz, symptomatische Massnahmen (Benzodiazepine, physikalische Kühlung, gute Hydrierung, Muskelrelaxation, Intubation und Beatmung), Serotoninantagonisten (z.B. Chlorpromazin, Olanzapin).
Intoxikation Neuroleptika
Beispiele: Haloperidol, Clozapin, Olanzapin, Aripiprazol, Risperidon, Quetiapin
Symptome: Somnolenz bis Koma, epileptische Krampfanfälle, Hypotonie, Tachykardie, QT‐Verlängerung, selten Torsades de pointes, QRS‐Verbreiterung (selten), anticholinerge Symptome, extrapyramidale Symptome.
Toxizität: Die Ausprägung der einzelnen Symptome und des Schweregrades ist abhängig von der eingenommenen Substanz und der eingenommenen Menge.
Massnahmen und Therapie: Dekontamination mit Aktivkohle, Kontrolle Bewusstsein, BD, Puls, Temperatur, EKG; Benzodiazepine bei Agitation, epileptischen Krampfanfällen; Magnesium bei Torsades de pointes; Biperiden (Akineton®) bei EPS.
Intoxikation Quetiapin
Toxizität: Mittelschwere Verläufe ab 550mg, schwere Verläufe ab 2g.
Symptome: ZNS‐Depression (Somnolenz bis Koma), Agitation (oft alternierend mit Somnolenz), Tachykardie und Hypotonie. Zudem sind beschrieben: Krämpfe, EKG‐Veränderungen (QT‐Verlängerung), Schwindel, motorische Verlangsamung, Verwirrung, Miosis. Bei hohen Dosen ist eine Atemdepression möglich. Massnahmen und Therapie: Dekontamination mit Aktivkohle; bei Einnahme der retardierten Form Kohle wiederholt, bei Einnahme grosser Mengen allenfalls endoskopische Entfernung; Überwachung Bewusstsein, Kreislauf, Atmung, EKG‐Kontrollen. Bei epileptischen Krampfanfällen, Agitation Benzodiazepine; bei Hypotonie Volumengabe; bei anticholinergem Delir, das nicht auf Benzodiazepine anspricht eventuell Gabe von Physostigmin (Gabe unter Monitorisierung); bei lebensbedrohlichen therapierefraktären Symptomen Lipidinfusion.
Besonderheiten:
‐ Gewisse retardierte Formen von Quetiapin zeigen bei Einnahme einer grösseren Anzahl Tabletten eine starke Verklebungstendenz, dadurch kann es zu einer Bezoarbildung im Magen mit protrahierten Verläufen kommen.
‐ Urinschnelltest: Quetiapin kann zu einem falsch positiven Resultat für Trizyklika führen.
Intoxikation mit Herzkreislaufmedikamenten
Substanzen: Digoxin, Betablocker, Calciumantagonisten, Antiarrhythmika, ACE‐Hemmer, Nitroverbindungen, Diuretika.
Allgemeine Regel: Wirkung bei Intoxikation analog der therapeutischen Wirkung.
Toxizität: Es sind keine allgemeingültigen toxischen Grenzdosen bekannt, die Wirkung von der Substanz und der eingenommenen Menge, aber auch von kardialen Vorerkrankungen.
a) Herzkreislaumedikament, die zu schweren Verläufen mit z.T. lebensbedrohlichen Symptomen führen können:
‐ Betablocker: (z.B. Metoprolol, Propranolol, Atenolol
‐ Calciumantagonisten: z.B. Verapamil, Diltiazem, Nifedipin
‐ Antiarrhythmika: z.B. Flecainid, Propafenon
‐ Digoxin
b) Herzmedikamente, die in der Regel zu leichten Verläufen führen:
‐ ACE‐Hemmer: z.B. Enalapril, Lisinopril, Perindopril
‐ Angiotensinrezeptorantagonisten: z.B. Irbesartan, Candesartan, Valsartan
‐ Diuretika: z.B. Furosemid, Hydrochlorthiazid, Spironolacton, Amilorid
‐ Nitroverbindungen in kleinen Mengen (Kinderunfälle): Nitroglycerin
Symptome:
‐ Betablocker und Calciumkanalantagonisten: Hypotonie und Bradykardie
‐ Antiarrhythmika: Rhythmusstörungen
‐ Digoxin: Erbrechen, Bradyarrhythmien, Hyperkaliämie
‐ ACE‐Hemmer und Angiotensinrezeptorantagonisten: Hypotonie und eventuell Reflextachykardie
‐ Diuretika: Hypotonie und Elektrolytstörungen
‐ Nitroverbindungen: Hypotonie, Reflextachykardie, Flush
"Gefährliche" Medikamente
Die Einnahme kleiner Mengen dieser Medikamente kann zu schweren Symptomen führen, bei Kleinkindern bereits bei Einnahme von 1‐2 Erwachsenentabletten.
Betablocker, Calciumkanalantagonisten, Antidepressiva (v.a. Trizyklika), Neuroleptika, Opioide.
Malariamedikamente: Chinin, Chinidin, Chloroquin, Hydroxychloroquin. Symptome: Kardiovaskuläre und neurologische Symptome, Seh‐ und Hörstörungen Clonidin: Symptome: ZNS‐Depression bis Koma, Atemdepression (v.a. bei Kinder), Bradykardie, Hypotonie
Imidazoline: Nasentropfen bei Schnupfen z.B. Xylomethazolin, Oxymetazolin. Symptome: ZNS‐Depression bis Koma, Atemdepression (v.a. bei Kinder), Bradykardie, Hypotonie
Kampfer: Oft in Rheumasalben, Hustensalben. Symptome: Epileptische Krampfanfälle, ZNS Depression
Lokalanästhetika: z.B. Lidocain, Prilocain, Bupivacain Symptome: Verwirrung, epileptische Krampfanfälle, Rhythmusstörungen, Koma
Sulfonylharnstoffe: z.B. Gliclazid, Glibenclamid, Glimepirid. Symptome: Hypoglykämie
Was ist ein Botulismus?
Die Botulinus‐Toxine werden durch das Bakterium Clostridium botulinus unter anaeroben Verhältnissen (zB. in kompakten Nahrungsmitteln oder Konserven) gebildet. Während der Erreger selbst keine oder nur geringe Krankheitssymptome erzeugt, verursacht sein Toxin eine absteigende Lähmung, die bei der Augen‐ und Schluckmuskulatur beginnt (Blick‐ störungen). Ohne maschinelle Beatmung führt die Erkrankung durch Atemlähmung zum Tod.
Toxine, die natürlicherweise in Nahrungsmitteln vorkommen, und die bei genügend hoher Dosis zu Vergiftungserscheinungen führen können, sind zum Beispiel das Solanin (Kartoffeln, Tomaten), Methylxanthine (Koffein in Kaffee) oder Lektine (zB. in ungekochten grünen Bohnen).
Intoxikation Kokain
Diese Droge wird aus den Blättern des Kokastrauches gewonnen und wird nasal geschnupft, intravenös injiziert, geraucht, gekaut und gegessen. Abhängig vom Aufnahmeweg ist die Dauer bis zum Wirkungseintritt (intravenös<inhaliert<oral). Die Wirkdauer ist kurz. Durch Kochen des Kokains mit Ammoniak oder Backpulver entstehen chemische Formen, die rascher systemisch verfügbar werden (Freebase, Crack).
Es kommt zu einer starken Stimulation des Zentralnervensystems, Ängstlichkeit, Erregung, Krampfanfällen; Hirninfarkt, Blutungen, Vasokonstriktion, Durchblutungsstörungen des Herz‐ muskels, Herzrhythmusstörungen, Ischämien an Darm, Nieren, Lungen, Augen. Körpertemperaturerhöhung, Rhabdomyolyse, disseminierte intravasale Gerinnung (DIC).
Monitoring: Kreislauf, EKG, Bewusstsein, Atmung, Temperatur.
Therapie: symptomatisch (aggressive Sedation mit Benzodiazepinen, Alphablocker, Kühlung); bei Krampfanfällen Benzodiazepine. Bei lebensbedrohlichen Situationen: Einsatz der Lipidemulsion. Chirurgisches Entfernen der Kokainpäckchen bei symptomatischen Bodypackern.
Intoxikation Amphetamin und stimulierende Designerdrogen
Diese in der Partyszene konsumierten Drogen haben sympathomimetische Wirkungen. Dazu kommen je nach chemischem Derivat mehr stimulierende, halluzinogene oder wie bei Ecstasy (MDMA) entaktogene Wirkungen. Unerwünschte Effekte können Durchblutungsstörungen, Rhabdomyolyse oder Leber‐ und Nierenschäden sein. Methamphetamin („Thai‐Pillen“, “Hitler‐Droge”) ist ein synthetisches Stimulans, das besonders stark wirkt und unkontrollierbare Aggressionsausbrüche verursacht. Durch die sehr rasche Wirkung ist das Suchtpotential sehr hoch (bekannt bei „Crystal meth“).
Monitoring: Kreislauf, EKG, Bewusstsein, Atmung, Temperatur.
Therapie: symptomatisch (Sedation mit Benzodiazepinen, Alphablocker, Kühlung); bei Krampfanfällen Benzodiazepine.
Intoxikation GHB, GBL und BD
Der Missbrauch von Gammahydroxybutyrat (GHB) hat in der Schweiz seit 1999 stark zugenommen. Ursprünglich ein Medikament zur Narkose, hat sich GHB als illegale Partydroge verbreitet und wird auch über das Internet gehandelt. Seit GHB dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt wurde (2001), wurde vermehrt auf die verwandten Substanzen Gammabutyrolacton (GBL) und 1,4‐Butandiol (BD) ausgewichen, die im Körper dieselben Wirkungen haben.
GHB hat als Narkosemittel v.a. eine dosisabhängige ZNS‐depressive Wirkung: bis 10 mg/kg Amnesie, Hypotonie, 20‐30 mg/kg Somnolenz, Schwindel, Euphorie, 40‐50 mg/kg Schlaf, ab 50 mg/kg Koma, Hypotonie, Bradykardie, ev. Bradypnoe. Es sind auch Krampfanfälle beschrieben worden. Die Wirkung tritt innert 15‐30 Minuten ein und dauert 1‐2 Stunden an. Komatöse Patienten wachen typischerweise abrupt auf. Es wird ein Exzitationsstadium durchlaufen, in dem die Patienten agitiert sein und krampfartige Zuckungen haben können. Nach 8 Stunden ist die Wirkung vollständig abgeklungen. Komplikationen treten v.a. bei Kombinationsvergiftungen auf.
Achtung: Eine ausgeprägte, langanhaltende Entzugssymptomatik ist möglich! Monitoring: Bewusstsein, Kreislauf, Atmung. Therapie: symptomatisch (Kontrolle und Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen). Es gibt kein Antidot.
Intoxikation Nikotin
Das toxische Hauptalkaloid aus dem Tabak ist das Nikotin. Die Symptomatik tritt innerhalb 30‐ 90 Min. auf.
Am häufigsten sind Expositionen bei kleinen Kindern, die Zigaretten oder Stummel verschlucken. Da Nikotin im Magendarmtrakt schlecht aus Zigarettentabak freigesetzt wird, verläuft die Vergiftung meist leicht. Typische Symptome : Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Blässe und Schwitzen. Auch Bauchschmerzen, Durchfall, Speichel‐ und Tränenfluss können auftreten.
Gefährlich können aber in Flüssigkeit gelöster Tabak, Nikotinkaugummis und‐pflaster sein, oder auch Kapseln für die E‐Zigarette, die Nikotin enthalten (Internethandel, nicht in der Schweiz zugelassen). Bei schweren Vergiftungen treten zudem Verwirrung, Unruhe, Tachy‐, dann Bradykardie, Blutdruckabfall, Krampfanfälle, Atemlähmung auf.
Monitoring bei Einnahme gefährliche Nikotinpräparate Bewusstsein, Kreislauf, EKG, Atmung. Achten auf vegetative Symptome (Pupillen, Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall).
Therapie: Dekontamination mit Aktivkohle‐Suspension (nur innert 1h nach Einnahme wirk‐ sam). Antidot: Atropin, symptomatische Therapie.
Was ist der Unterschied zwischen Lysis und Krisis?
Lysis: langsamer Fieberabfall über mehrere Tage (grossperliger, warmer Schweiss).
Krisis: rascher Temperaturabfall innert Stunden (klebriger, kalter und kleinperliger Schweiss). Starke Schweissausbrüche mit Gefahr Dehydratation, Elektrolytverlust, Vasodilatation, hohe Kreislaufbelastung und Kollapsgefahr.