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dcsjnkjvnfyj
dcsjnkjvnfyj
Kartei Details
Karten | 136 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Deutsch |
Stufe | Grundschule |
Erstellt / Aktualisiert | 19.08.2019 / 19.01.2020 |
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Was gilt als normal?
Pädagogische/Soziale Kategorien sind geographisch und zeitlich instabil
Bsp.: Anteil an Behinderten Personen in Finnland: 32,2% und in Rumänien: 5,8%
Strukturell vorgegebene Diagnosen: Massnahmen werden nicht den Schülern angepasst sondern die Schüler werden willkürlich auf die bestehenden Strukturen verteilt.
Bsp.: In Appenzell Ausserhoden ist jedes 200ste Kind lernbehindert und im Kanton Waadt jedes 25ste.
Erfolgreich durch die anderen: Überweisungen in die Sonderklasse von Schweizer Kindern nehmen ab, während Überweisungen von ausländischen Kindern zunehmen
In der Schweiz variiert das Risiko eine Lernbehinderung zu haben um das 8-fache bei Schweizern und um das 32-fache bei Ausländern
Was ist normal? Das was die meisten tun oder das Richtige...
Gefahr Sonderpädagogik
Widerspruch der Sonderpädagogik: Massnahmen gegen Behinderung bergen das Risiko Behinderung abzuwerten. -> Negative Bewertung von Behinderung nicht aber deren Träger behinderte Menschen. Unabhängig von den individuellen Fähigkeiten führt die Diagnose „behindert“ zu Einschränkungen im sozialen Umfeld, in der Bildungsbiographie, Chancen im Arbeitsmarkt...
wissenschaftstheorie dienen zu
Theorien dienen:
- zum Verstehen und erklären sozialer Gegebenheiten
- zum Erstellen von Prognosen mit gesetzmässigem Charakter (klappt in der Umsetzung nicht immer, vor allem wenn Prognose weit in der Zukunft)
- zur Kritik anderer Theorien, auch von Alltagstheorien
- zur Produktion neuer Theorien (z.B. Verbinden von zwei Theorien)
- zur kritischen Analyse
- zur regelgeleiteten Veränderung der Praxis, inklusive impliziter Normorientierungen, Wertungen und ideologischen Fixierungen
- als allgemeiner Bezugsrahmen
Wertfreiheit: deskriptive Aussagen (Ist-Sätze) und normative Aussagen (Soll-Sätze). Soll-Sätze kann man nicht wissenschaftlich prüfen, deshalb sind sie nicht wertfrei. Die Wissenschaft kann nicht ohne Werte fungieren -> Ethik
- Die kritisch-rationale Forderung nach Wertfreiheit der Wissenschaft bedeutet keineswegs eine Ausserkraftsetzung von Werten und Normen.
- Sie bedeutet lediglich eine Abkehr von dem totalen Geltungsanspruch den die klassische Philosophie erhoben hatte, mit Werten wissenschaftliche Aussagen zu legitimieren.
- Die Wissenschaft kann sich auch sehr direkt mit Normen und Werten auseinandersetzen, in dem sie diese (wertfrei) untersucht.
- Wie alltägliches Handeln ist auch wissenschaftliches Handeln in gewisser Weise von Normen und Werten bestimmt. Es ist daher wichtig, diese explizit zu machen. Und – als gesellschaftliche Gegebenheiten bleiben sie grundsätzlich relativ.
wissenschaftstheorie
Wissenschaftstheorie
- Nachdenken über die Praxis
- Wissenschaftstheorie versucht systhematisch zu sein (Modelhafte Erklärung der Praxis)
- setzt an der (situativen) Wirklichkeit an und versucht über Begriffe, Interpretation, Positionen und Elemente zu einer (verallgemeinerbaren) Erkenntnis über ein bestimmtes Phänomen zu gelangen
Probleme bei der Umsetzung
- lebt von einem Gewissen Grad an Verallgemeinbarkeit
- Begriffe müssen deshalb zwingen operationalisiert bzw. definiert werden
Paradigma Behinderung
Paradigma: Das Interesse an Behinderung ist sehr alt. Die Paradigmen und Vorstellungen wandeln sich über kürzere & längere Zeitperioden.
Behinderung bis jetzt als: Strafe Gottes, Krankheit, Normabweichung, Devianz und sozial abhängiges und relatives Problem.
Paradigmas bestimmen den praktischen, juristischen, pädagogischen und sozialen Umgang mit behinderten Personen.
normative pädagogik
Normative Pädagogik:
Bis ins 20. Jhd. Überwogen Erziehungslehren mit theologischen und später wertphilosophischen Grundlagen. Im 20. Jhd. Wurde es für die Religion schwieriger, Regeln zu formulieren, die von der Gesellschaft vorbehaltlos anerkannt wurden. Bsp: Konformitätserziehung (Auswendiglernen des Katechismus), Disziplinierungmassnahmen, Misstrauen gegenüber der Natur des Kindes.
August Hermann Francke: Gründer einer Schulstadt in der 2500 Menschen lebten. Sein wichtigster Erziehungsansatz lautete, dass menschliches Handeln der Ehre Gottes dienen müsse. Seine Pädagogik war geprägt vom Misstrauen gegenüber der menschlichen Natur und somit auch dem Eigenwille des Kindes.
Die Wertphilosophie war der Versuch, sich gegen den Relativismus und Wertepluralismus des beginnenden 20. Jhd. Zu stellen. Als Methode wurde am ehesten die geisteswissenschaftliche Hermeneutik benutzt. Die Ergebnisse durften jedoch den wertphilosophischen Grundsätzen nicht widersprechen. -> Zwar Fortschritt aber anstatt theologische jetzt philosophische Werte. Max Scheler
Aus wissenschaftstheoretischer Sicht musste die normative Pädagogik daran scheitern, dass es nicht möglich ist, über gültige Werte und Normen zu wissenschaftlichen Aussagen zu gelangen und diese zu beweisen.
Wenn dies trotzdem getan wird, spricht man in der modernen Wissenschaftstheorie vom „naturalistischen Fehlschluss“. Damit ist das Schliessen von deskriptiven auf normative Aussagen gemeint.
Mit der Feststellung dieser Unmöglichkeit äussert die Wissenschaft ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber allen Monopolisierungen von Normen und Werten.
Verschleierung von Werten: Bsp. Pisa: Die methodisch gut abgesicherte Studie sollte rein deskriptiv sein. Trotzdem wurde dem Wert Leistung ein hoher Stellenwert verliehen. Die Studie löste eine gesellschaftliche und bildungspolitische Diskussion über Bildungschancen und Selektion etc. aus.
Harmonisierung der Bildungsstandards: messbares Angebot der öffentlichen Bildungs- und Erziehungsinstitutionen. -> Die Kinder und Jugendlichen werden standardisiert.
Emanzipatorische Pädagogik:
Emanzipatorische Pädagogik:
Rund um die Frankfurter Schule (Jürgen Habermas) entwickeltes Programm der Dialektik als Addition von empirischen und hermeneutischen Verfahren mit dem Ziel, zu gesellschaftskritischen Aussagen zu gelangen, ohne eigenes Regelsystem auf wissenschaftstheoretischer Ebene.
Hauptthesen : Pädagogik als Geisteswissenschaften
Hauptthesen:
- Ausgangspunkt für jede pädagogische Theorie ist die konkrete pädagogische Situation.
- Diese Erziehungswirklichkeit besitzt eine bestimmte Bedeutung für die betroffenen Personen; sie handeln auf Basis dieser Bedeutung. 1/4
- Aufgabe der Pädagogik ist es, die Bedeutung zu verstehen, welche die pädagogische Situation für die Betroffenen hat.
Vordringliches Analyseziel ist es, in der konkreten Erziehungssituation in Bezug auf eigene Erfahrungen und auf Erfahrungen des Umfelds einen grösseren Sinnzusammenhang zu erkennen.
Wilhelm Dilthey: führender Wissenschaftstheoretiker seiner Zeit, baute auf Schleiermacher auf und gründete die Hermeneutik. Seine Nachfolger waren: unter anderen: Herman Nohl, Theodor Litt, Eduard Spranger.
In der Neuzeit entwickelte sich die Hermeneutik durch die Schriften Schleiermachers zur zentralen philosophischen Disziplin. Während Naturwissenschaften etwas zu erklären versuchen, geht es bei der Hermeneutik um das Verstehen in einem umfassenden Sinne.
Die Hermeneutik geht davon aus, dass die verschiedenen Daseinsformen ein sinnvolles System von Organismen darstellt. Als ein Organismus kann eine einzelne Person, eine Gruppe von Personen und auch eine Gesellschaft angesehen werden. Die Ziele der Organismen sind aufeinander abgestimmt, auch wenn die Interessen an der Oberfläche unterschiedlich sind. Jeder Organismus ist einer zielgerichteten Entwicklung unterworfen. Da der Wissenschaftler derselben zielgerichteten Entwicklung unterworfen ist, kann er sich über den hermeneutischen Zirkel die Struktur des zu untersuchenden Gegenstandes annähern.
Aus der ursprünglichen Hermeneutik haben sich weitere geisteswissenschaftliche Positionen entwickelt: Ethnomethodologie, Phänomenologie, Weiterentwicklung der Dialektik.
Bsp. Althochdeutsche Wörter kann man nicht übersetzen, aber wenn man den Zusammenhang sieht, kann man sie interpretieren. (selektive Wahrnehmung!!)
Kritik an der Geisteswissenschaft
- empirisch-analytisch: Vorwurf von „ignoranter Abneigung gegenüber der empirischen Forschung“, gleichzeitig fehlende Exaktheit der Methoden, die Willkür und Beliebigkeit ermöglichen.
- Gesellschaftskritisch: Desinteresse an der Verflechtung zwischen Erziehung und Gesellschaft, die geisteswissenschaftliche Pädagogik habe blinde Flecken politischer und gesellschaftlicher Art.
- Vernachlässigung von alternativem Denken, da sie sich vor allem an der Vergangenheit orientiert.
Obschon die Methode des hermeneutischen Zirkels Regeln unterworfen ist, ist der Prozess der Deutung und des Verstehens intuitiv und vom Vorverständnis abhängig. Streng genommen handelt es sich nicht um eine Forschungsmethode. Es wird z.B. nicht gesagt, wann etwas richtig und wann etwas falsch ist oder wann der Verstehensprozess befriedigend abgeschlossen ist. Der Prozess ist eng an die Person des Forschenden gebunden und damit nicht in jedem Fall intersubjektiv nachvollziehbar. Bis heute fehlt es an verbindlichen Verfahrensregeln, die die Intuition schmälern.
Reformpädagogik
Reformpädagogik: Die Bezeichnung Reformpädagogik fasst unterschiedlichste Ansätze zur Reform einer herbartianistisch ausgerichteten Schule und Erziehung zusammen. Gemeinsam ist ihnen die Auflehnung gegen eine rationalistisch geplante Erziehung.
Maria Montessori, Ellen Key, John Dewey...
Jahrhundert des Kindes: wieder Idee der Selbstentfaltung des Kindes.
Zusammenhang zwischen Revolutionärer Pädagogik und Faschismus wird vorgeworfen. Andererseits grosse Leistungen in der Sonderpädagogik von Maria Montessori. Zwar idividualisierende Sichtweise der Reformpädagogik aber andererseits werden die Behinderten ignoriert, da es um die Begabung und Selbstentfaltung geht. Manche Vertreter wenden sich mit Abscheu ab, wenn die Selbstentfaltung zum Genie nicht funktioniert. Andere widmen sich den Ausgestossenen.
In welcher neuen Strömung des 20. Jahrhunderts sollen Behinderte eine philosophische Zuflucht finden?
- Der aufklärerische Rationalismus scheint wegen seiner Leistungsbetonung ungeeignet.
- Ebenso ungeeignet ist der romantisierende Anti- Rationalismus mit seinem emotionalisierten und biologisierten Naturbegriff.
Leistungen der Reformpädagogik:
- Gründung zahlreicher Institutionen und Vereinigungen ausserhalb des Schulwesens
- Jugendwohlfahrtsarbeit
- Erforschung der Probleme des Kindes- und Jugendalters
- Individualisierter Unterricht
- Kunsterziehung und Rhythmik
Errichtung von „pädagogischen Inseln“ (Montessori&Rudolf Steiner)
Phänomenologie
Phänomenologie: Wissenschaft soll keine vorschnellen Weltdeutungen machen. Bei der analytischen Betrachtung soll man sich an dem orientieren, was man unmittelbar wahrnimmt. Man muss sich von allen Vorurteilen und Theorien freimachen. Nur wenn man neutral ist, kann man die tatsächlichen Strukturen wahrnehmen. (Edmund Husserl, Sartre...)
Ethnomethodologie
Ethnomethodologie: Harold Garfinkel versucht alltagspraktische Handlungen oder Äusserungen mithilfe von mikrosoziologischen und handlungstheoretischen Forschungsansätzen auf ihre formale Strukturen hin zu untersuchen. Der interpretierende, verstehende Ansatz geht von der Annahme aus, dass Sprache unpräzise und kontextabhängig ist und die verwendeten Ausdrücke der Handelnden immer wieder neu interpretiert werden müssen. Sie interpretieren Phänomene in der Interaktion so, dass es für sie einen nachvollziehbaren Sinn ergibt (Verhaltensauffälligkeiten). Analysen haben zum Ziel implizite soziale Normen sichtbar zu machen. Da Wissenschaft ebenfalls auf Sprache rekurrieren muss, ist sie gezwungen, den objektiven Standpunkt aufzugeben. Es gibt starke Berührungspunkte zur Phänomenologie.
Dialektik
Dialektik ist nach Hegel die Anstrengung des Subjekts, über sich selbst hinauszugehen. Dialektisches Argumentieren im Sinne Hegels wurde auch vom Hermeneutiker Schleiermacher aufgenommen und wurde später von der Frankfurter Schule weiterentwickelt. Im 20. Jahrhundert wurde sie u.a. von Popper attackiert, weil sie sich mit Widersprüchen abfindet. Dialektik ermutige zum Irrationalismus und versuche dessen Rechtfertigung.
Kritische Theorie I
Am Anfang des 20. Jahrhunderts formierte sich um Max Horkheimer eine Gruppe von Sozialwissenschaftern, Philosophen, Psychologen und Ökonomen welche eine starke Gegenposition zu den bisherigen wissenschaftstheoretischen Richtungen einnehmen sollten. Zu ihnen gehörte unter anderem Theodor W. Adorno, Erich Fromm, Herbert Marcuse, Friedrich Pollock und Leo Löwenthal. Zu den bekanntesten späteren Vertretern gehörte Jürgen Habermas. In der Pädagogik Klaus Mollenhauer, Wolfang Klafki sowie Hermann Giesecke und in der Sonderpädagogik Georg Feuser und Wolfgang Jantzen. Sie lehnten die positivistische, empirische naturwissenschaftliche Forschung sowie die missbrauchsanfällige Geisteswissenschaft ab. Sie wollten die Möglichkeiten und die negativen Folgen der Wissenschaft eingrenzen. Die deutliche Betonung von gesellschaftlichen und politischen Aspekten unterscheidet die Kritische Erziehungswissenschaft sowohl von der geisteswissenschaftlichen wie von der empirisch-analytischen Richtung. Mit ihrem Aufkommen gewannen die pädagogischen Diskussionen an gesellschafts- und ideologiekritischer Energie. Die hauptsächlichen Vertreterinnen und Vertreter (viele von ihnen Schüler von Geisteswissenschaftlern) vertreten die Ansicht, dass ohne Berücksichtigung der gesellschaftlichen und politischen Situation die pädagogischen Ziele unter den Zwängen der gesellschaftlichen Verhältnisse zerbrechen.
Kritische Theorie II
Definition von Horkheimer: Die kritische Theorie hat dagegen die Menschen als die Produzenten ihrer gesamten historischen Lebensformen zum Gegenstand. Die Verhältnisse der Wirklichkeit, von denen die Wissenschaft ausgeht, erscheinen nicht als Gegebenheiten, die bloss festzustellen und nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit vorauszuberechnen wären. Was jeweils gegeben ist, hängt nicht allein von der Natur ab, sondern auch davon, was der Mensch über sie vermag.
Traditionelle Wissenschaftstheoretiker sehen die Gesellschaft als Gegenstand und versuchen Gesetzmässigkeiten zu definieren. Man kann diese messen und beschreiben. Horkheimer: Man muss die Gesellschaft nicht nur analysieren sondern auch Veränderungen erkennen. Auch Wissenschaftler sind Teil der Gesellschaft. Traditionelle Wissenschaft will nur beschreiben. Aber kritische Theorie sagt, dass man dann auch etwas verändern muss, also etwas aus den Erkenntnissen lernen und sie brauchen.
Kritik an der traditionellen Wissenschaft:
- Ziel der traditionellen Wissenschaft ist die Beherrschung der Natur. Traditionelle Sozialwissenschaft verfolgt das Ziel der Beherrschung von sozialen Mechanismen und damit vom Menschen.
- Traditionelle Wissenschaft bleibt ideologisch, weil der Entdeckungs- und Verwertungszusammenhang willkürlich ist. (die Ergebnisse werden ignoriert)
- Traditionelle Wissenschaft ist der isolierten Betrachtungsweise verpflichtet und verhindert ganzheitliche Betrachtungen. (wird nicht im Zusammenhang mit Gesellschaft untersucht) -> Pädagogik ist machtvoll
- Die Freiheit der Wissenschaft ist lediglich eine Ideologie. In Wirklichkeit ist sie in komplexe gesellschaftliche Mechanismen eingespannt.
- Sie unterliegt einem falschen Objektivitätsglauben. Schon die Sprache ist von subjektiven Faktoren und gesellschaftlichen Interessen geprägt.
Traditionelle Wissenschaft ist elitär, und dient vorwiegend einer Minderhei
Kritik an der Kritischen Theorie
Kritik an der kritischen Theorie:
- Das methodische Repertoire, wird von den empirisch-analytischen Wissenschaften als zu ungenau und zu intuitiv bewertet.
- Das Kernmerkmal der Kritischen Theorie, ihr politisches und gesellschaftliches Interesse, wird von anderer Seite als „unwissenschaftlich“ ausgelegt.
- Aus Sicht der Heil- und Sonderpädagogik begegnet Haeberlin den hohen intellektuellen Ansprüchen der Kritischen Theorie mit Skepsis. Menschen mit Behinderungen sind weit vom Idealbild des kritisch- autonomen Menschen der Kritischen Theorie entfernt. Sie hat folglich nach Haeberlins Einschätzung den Entsolidarisierungsprozessen wenig entgegenzusetzen.
Kritischer Rationalismus
Rationalismus: Vor allem in Frankreich und in Deutschland wurzelnde philosophische Strömung, welche der Vernunft als Mittel der Erkenntnis den Vorzug gibt.
Empirismus: Vor allem in Grossbritannien wurzelnde philosophische Strömung, welcher der sinnlichen Wahrnehmung als Mittel der Erkenntnis den Vorzug gibt (Induktion).
Positivismus – Neopositivismus – logischer Empirismus: Leitet sich von „positiver Befund“ als „Nachweis“ i.S. der Naturwissenschaften ab. Der Neopositivismus vertritt im Gegensatz zum Empirismus eine strikt antimetaphysische Haltung. Die Position gilt seit Jahrzehnten als überholt.
Die Kernelemente, welche die neue wissenschaftstheoretische Denkrichtung kennzeichnen und gleichzeitig wissenschaftliche Erkenntnis relativieren, sind die grundsätzliche Vorläufigkeit von wissenschaftlichen Aussagen und das Ersetzen von Induktion durch Falsifikation. (Induktion: Vom Individuum auf Regel schliessen. Popper sagt das geht nicht. Die meisten Leute denken im Alltag induktiv)
Empirismus
Rationalismus
Augen/Beobachtung
Kopf/Axiome
à Lösung: Der Kritische Rationalismus löst das Basisproblem, indem er Sätze mit Erfahrung verbindet und diese als vorläufig ansieht. Hypothesen
Falsifizierbarkeit: Hypothesen können sich als falsch erweisen. Einen normativen Satz kann man nicht als falsch erweisen, deshalb ist es wichtig zwischen deskriptiven und normativen Sätzen zu unterscheiden. Definitionen können auch nicht als falsch erwiesen werden. (Karl Popper)
Theorien liefern Erklärungen für kausal zusammenhängende Ereignisse. Heute offenerer Theoriebegriff, nicht mehr so kausal. Bsp. für Theorien: Piagets Stufenmodell, Entwicklungstheorie von Havighurst oder Erikson.
- Im Kritischen Rationalismus bilden Aussagen (Theorien/Hypothesen) den Ausgangspunkt.
- Auf der einen Seite geht von der Erfahrung (Empirie) die grössere Macht aus, weil sie Aussagen falsifizieren, also für ungültig erklären kann.
- Auf der anderen Seite sind Aussagen das Wichtigere, weil sie das eigentliche Ziel darstellen.
Kritischer Ratinalismus: Was ist eine Hypothese
- Eine erklärende Aussage im Sinne des Kritischen Rationalismus
- die deskriptiv ist
- die grundsätzlich falsifizierbar sein muss
- deren Begriff operationalisierbar und im weiteren Sinne beobachtbar sein müssen
- die einen Zusammenhang im Rahmen eines einzutretenden Ereignisse behauptet
- deren Ausrichtung i.d.R. theoriegeleitet ist oder an den bestehenden Forschungsstand anknüpft
- die sich i.d.R. in einer Wenn-dann-Aussage formulieren lässt
Kritischer Rationalismus: Kritik an der Induktion
Der logische Empirismus geht von der Annahme aus, dass bei einer genügenden Anzahl von Beobachtungen mit induktiven Schlussfolgerungen allgemeine Aussagen gemacht werden können. (Dieser Schwan ist weiss bzw. alle bekannten Schwäne sind weiss, daher sind alle Schwäne weiss.) Dieser Schluss ist aber synthetisch (also erkenntniserweiternd) und damit nicht notwendig bzw. zwingend. Schon Galilei hat die Induktion als erkenntnislogisches Prinzip abgelehnt. Auch Meinungen über Menschen oder Menschengruppen bilden sich über Induktion (Bsp. Islamisten -> Gefährlich!)
Deduktion meint das Ableiten einer speziellen Aussage aus einer allgemeinen Theorie bzw. einer allgemeinen Regel.
Hempel-Oppenheim-Schema (H-O-Schema):
Struktur einer wissenschaftlichen Erklärung
Dabei wird ein zu erklärender Sachverhalt als Explanandum bezeichnet. Das Explanans, also die Erklärung, besteht aus einer generellen gesetzmässigen Aussage und aus singulären Aussagen über Randbedingungen (Antecendensaussagen).
Probleme der Kausalität:
- Phänomene liegen z.T. auf einem Intervall. Die Frage der Kausalität kann somit nicht mit ja/nein beantwortet werden.
- Reziprozität: gegenseitige Beeinflussung
- Es gibt verschiedene Ursachen, aber man kann nicht dort ansetzen (z.B. zuhause aber man kann nur in Schule ansetzen) à Equifinalität
- Ursachenketten
- Allgemeiner Korrelationscharakter (ist sowieso bei jedem Kind anders)
Aufgrund der Kritik wird heute nicht mehr von Ursachen sondern von Bedingungen gesprochen.
Kritik am kritischen Rationalismus:
Nicht alles pädagogische Handeln lässt sich nach den Prinzipien der Kausalität aufschlüsseln. Soziale Lebenswelten und pädagogische Situationen weisen oftmals eine sehr komplexe, in sich widersprüchliche Struktur auf. Mit den Methoden des Kritischen Rationalismus besteht die Gefahr einer übermässigen analytischen und modellhaften Simplifizierung. Durch die Erforschung von Gesetzmässigkeiten wird eine Beherrschbarkeit des Untersuchungsgegenstandes, in unserem Fall der pädagogischen Situation suggeriert. Wie bei der Kritischen Theorie vermutet Haeberlin, dass der Kritische Rationalismus letztlich der entsolidarisierenden Tendenzen gegenüber Behinderten nichts entgegen zu setzen hat.
Karl Popper zur Objektivität: Objektivität ist gegenseitige Kritik. Die Subjektivität hat so auch einen Platz, wenn ein Fehler geschieht ist der Wissenschaftler auf die Kritik anderer angewiesen.
Erziehungswissenschaftliche Empirie:
Quantitative Methoden: standardisiertes Interview, Fragebogen, Test, pädagogische Versuche und Experimente, ...
Qualitative Methoden: Teilnehmende Beobachtung, Qualitative Interviews (insbesondere narrative), Dokumentenanalyse, Lebensweltanalyse, ...
Probleme von Qualitativen Methoden:
- Fehlende Generalisierbarkeit: allgemeine Aussagen sind kaum möglich
- Erschwerte intersubjektive Nachvollziehbarkeit
- Macht: Verantwortung gegenüber dem Kind, wie man die Daten interpretiert.
Pygmalioneffekt: „Die Arbeiten einer grossen Zahl von Forschenden, die in den letzten Jahren unter Verwendung einer Vielzahl von Methoden durchgeführt wurden, hat unzweideutig sichergestellt, dass Lehrererwartungen als sich selbst erfüllende Voraussagen fungieren können und das auch tun, wenngleich nicht immer und automatisch“
Exhaustion: Eine Exhaustion ist eine Theoriemodifikation (Präzisierung), bei der in der Regel die Wenn-Aussagen eines kausalen Zusammenhangs durch eine oder mehrere Und-Komponenten erweitert wird. Die Erweiterung der Theorie schränkt diese dadurch üblicherweise ein. Dies insbesondere dann, wenn die Und-Komponenten die Antecendensaussagen betreffen.
Systemtheorie
doppelte Bedeutung:
- Ein gegenständliches oder natürliches System oder aber auch ein geschaffenes System. Platon spricht etwa vom Staatensystem.
- Ein System konnte aber auch eine Ordnung von Begriffen sein, im Sinne eines gedanklichen Systems.
Drei Strömungen:
- Allgemeine Systemtheorie
- Kybernetik
- Strukturell-funktionale soziologische Theorie
Bertalanffy: eine Menge von Elementen, zwischen denen Wechselbeziehungen bestehen.
Wichtige Begriffe: Vernetzung, Reziprozität, Dynamik, interne Organisation.
Kybernetik befasst sich mit der Regelung und Steuerung bzw. der Kommunikation von Systemen. (Bsp. Heizung)
Wichtige Begriffe: Auslösung, Steuerung, Effektor, Rezeptor, Ist- und Sollwert.
Die von Talcott Parsons begründete strukturellfunktionale sozialwissenschaftliche Systemtheorie untersucht die Frage, wie Strukturen das Verhalten von Individuen innerhalb einer Gesellschaft determinieren. Die struktur-funktionale Theorie unterscheidet sich von der Kybernetik gravierend dadurch, dass sie von vornherein auf den humangesellschaftlichen Bereich beschränkt ist. Mit dem Begriff Struktur soll gewissermassen die Anatomie des sozialen Systems verstanden werden. Handlungen sind dabei die konstitutiven Elemente des Systems. Dabei wird untersucht, welche Handlungen funktional (strukturerhaltend) und welche dysfunktional für das System sind.
Bei der Neuformulierung der strukturell-funktionalen Theorie von Niklas Luhmann ist nicht die Handlung sondern die Kommunikation das Kernelement seiner Theorie. Kommunikation meint nicht nur den gewohnten sprachlichen Austausch, sondern vollzieht sich auch über gesellschaftlich-symbolisch generalisierte Medien wie Geld, Macht, Status usw. Soziale Systeme sind geschlossen und vermitteln durch Komplexitätsreduktion zwischen der komplexen Welt und dem System. Dadurch schränken sie die kommunikativen Anschlussmöglichkeiten ein und bestimmen die Struktur eines Systems.
Systemtheorie II
Autopoeisis: Jene Organisationsmerkmale, welche für die Selbsterschaffung und Selbsterhaltung von Systemen verantwortlich sind. Eine vorbehaltlose Übertragung des Prinzips der Selbstorganisation von Organismen auf soziale Probleme gehört, zu den Kernpunkten der Kritik an der Systemtheorie, obwohl es praktisch wäre.
Ein System macht sich ein künstlich homogenes Bild eines anderen Systems. Ein System ist ein in sich geschlossener Kreis. Aber man kann zwei Systemen angehören (Kritik an Luhmann). Nach Luhmann kommunizieren die Systeme nicht untereinander. Die Gesellschaft wird immer in 2 Gruppen eingeteilt (Mann/Frau, Beh./n.beh., Ausländer/CH…). Man kann fast alles systemtheoretisch erklären: Hexenverfolgung, Situationen auf einer WG im Heim…
Die allgemeine Systemtheorie wie auch die Kybernetik sind keine abgeschlossenen Theoriegebäude. Es gibt verschiedene Bezüge zu anderen theoretischen Richtungen, die teilweise von diesen angestossen worden sind. Dazu gehören etwa die Entscheidungs- und die Spieltheorie (wie stellt eine Gruppe von Menschen ihre Regeln auf?), die Chaostheorie oder die Synergetik.
Radikaler Konstruktivismus:
Der Radikale Konstruktivismus wendet sich in erster Linie gegen einen naiven Realismus, indem er jegliche Abbildthese verwirft. Er leugnet nicht, entgegen vielen Missverständnissen, die Existenz einer realen Welt (wie etwa der Solipsismus), bezweifelt jedoch, dass wir mit unseren Sinnen in der Lage sind, diese zu erfassen. Damit überspitzt er die schon im kritischen Rationalismus angelegte Idee der theoretischen Konstruktion von Realität.
Wahrnehmung: Das Ziel des Denkens ist nicht die Welt objektiv zu verstehen sondern das was wir wahrnehmen logisch zu ordnen.
Sozialkonstruktivismus:
Der Sozialkonstruktivismus interessiert sich dafür, wie soziale Kontexte und soziale Einzelphänomene konstruiert werden, wie gesellschaftliche Relevanz eines Phänomens erzeugt wird, und wie ein Phänomen tradiert und institutionalisiert wird. Ein wichtiges Moment gesellschaftlicher Konstruktion ist die Klassifikation bzw. Kategorisierung von Menschen und Menschengruppen. Mittlerweile schon klassisch sind die Konstruktionen zum Geschlecht, zur national-staatlichen und sozialen Herkunft oder eben auch zur Behinderung.
Naturalisierung & Essentialisierung: Einer Gruppe von Menschen (z.B. Ausländer, Behinderte...) werden Eigenschaften zugeordnet.
Beispiel für die soziale Konstruktion von Naturalisierungen & Essentialisierungen: Anzahl Behinderte Personen in Finnland: 32.2% und Rumänien: 5.8%
Der Sozialkonstruktivismus verwendet wie die Hermeneutik qualitative Forschungsmethoden.
Ethik in der Sonderpädagogik:
Wozu braucht es Ethik?
- Wie lässt sich heilpädagogisches Handeln legitimieren, und an welchen übergreifenden Zielen soll es sich orientieren?
- Handelt es sich bei dem übergreifenden Ziel der gesellschaftlichen Integration um ein erstrebenswertes Ziel? Wie wäre es zu begründen? Ist es ausschliesslich oder gäbe es noch andere Ziele auf gleicher Ebene?
- Dürfen Behinderte segregiert werden? Wie steht es um den Lebenswert von Behinderten?
- Nach welchen Prinzipien werden knappe Güter (z.B. Bildung) verteilt? Leistung?
Entscheidungen sind dann moralisch am ehesten zu vertreten, wenn sie das allgemeine Glück in grösstmöglichstem Mass steigern.
Strömungen in der Ethik:
- Utilitarismus (sind die Auswirkungen ethisch vertretbar?)
- Deontologie (es gibt gewisse Prinzipien, die man nicht überschreitet)
- Verhandlungsethik/Diskursethik
- Tugendethik
Diskursethik: Die Basis dieser Ethik bildet der Austausch von Argumenten mit dem Ziel der Verständigung. Die Ethik kommt nicht ohne normative Voraussetzung aus, die man nahezu als Tugend bezeichnen könnte (z.B. Wahrheit). Jürgen Habermas, Karl-Otto Apel
Tugendethiken tauchen erstmals bei Aristoteles auf. Sie beziehen sich auf psychologische Triebkräfte und Grundeinstellungen, welche die Umsetzung eines ethisch begründeten Moralsystems ermöglichen. (Aristoteles: man lebt „perfekt“ und wird dadurch glücklich)
Kant: Pflicht/Vernunft, kategorischer Imperialismus
Utilitarismus: (lateinisch utilitas = Nutzen) ist eine ethische Position, welche ausschliesslich die Folgen einer Entscheidung oder einer Handlung moralisch bewertet.
Eine Entscheidung oder Handlung ist dann moralisch positiv zu bewerten, wenn sie das Gesamtglück grösstmöglich steigert. Damit ist der Utilitarismus der konsequentialistischen Ethik und dem Eudämonismus, der nahe verwandten Position zum Hedonismus zuzurechnen.
Bentham: Grösstmögliches Glück der grösstmöglichen Zahl. Was heisst grösstmöglich?
Kritik am Utilitarismus:
- Zu enge und ungenaue Definition des Begriffs Nutzen
- Alle Individuen streben nach dem eigenen Glück, das heisst nicht, dass es dasselbe Glück ist, nachdem die Gesellschaft strebt.
- Ablehnung von anderen ethischen Prinzipien
Der Präferenzutilitarismus basiert auf den allgemeinen Prinzipien des Utilitarismus (Glückmaximierung) und des negativen Utilitarismus (Schmerzminderung), erweitert diese jedoch um das Kriterium der individuellen Präferenz und verengt damit die Definition dessen, was unter Glück oder Nutzen zu verstehen ist. Der Verstoss gegen eine Präferenz eines anderen Wesens ist demnach moralisch verwerflich.
Wer gehört zu alle? Kriterien von Singer:
- Intelligenz
- Explorationsdrang
- Selbstbewusstsein
- Zeitgefühlt
- Kommunikationsfähigkeit
Wesen, oder Personen, die nicht über die genannten Kriterien verfügen, haben keinen Anspruch auf Glücksoptimierung und Leidensminimierung, da ihre Präferenzen nicht tangiert werden können, weil sie über keine verfügen. Kritik: Singer macht die Kriterien, das steht ihm nicht zu.
Prävention oder Intervention?
Widerspruch in der sich die Sonderpädagogik befindet. Durch Massnahmen „gegen“ Behinderung, werten sie diese ab.
Deontologie: In Abhebung zu konsequentialistischen Positionen handelt es sich bei der deontologischen Ethik um eine Gesinnungsethik. Das moralisch Vertretbare muss aus sich heraus getan werden, unbeschadet der Rahmenbedingungen des einzelnen Falles und der denkbaren Handlungskonsequenzen. Selbst wenn keine Hoffnung auf Erfolg bestehen würde, bliebe die Position selbst unangetastet. Die der Deontologie innewohnenden Verpflichtungen gelten demnach als unumstösslich. Deontologische Positionen werden in den eingeschränkten Konsequentialismus eingeordnet, weil diese nicht von der Bewertung der Folgen des Handelns entbinden, diese aber nicht als ausschliessliches Kriterium behandeln.
Kant: Jeder Mensch kann als vernünftiges Wesen erkennen, was moralisch richtig ist. Die rationalistisch idealisierte Gleichsetzung von Vernunft und Moral charakterisiert die Hoffnungen der Aufklärung: Vernunft – Gerechtigkeit – Freiheit.
John B. Rawls: In seiner Theorie der Gerechtigkeit stellt er dieselben Grundfragen wie der Präferenzutilitarist Peter Singer. Rawls teilt sogar weitgehend die Argumentation Singers und folgt denselben Gedankenschritten. Dennoch kommt er zum Teil zu deutlich anderen Ergebnissen. Erkenntnisleitend ist die Frage, für welche Grundsätze sich freie und vernünftige Menschen bei einer fairen Ausgangssituation in ihrem eigenen Interesse entscheiden würden.
Gerechtigkeitskriterien:
- Jede Person hat den gleichen Anspruch auf ein völlig adäquates System gleicher Grundrechte und Freiheiten, das mit demselben System für alle vereinbar ist.
- Eine gerechte soziale Ordnung muss mit gesellschaftlichen Positionen verbunden sein, die allen unter Bedingungen fairer Chancengleichheit offen stehen.
- Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten sind so zu regeln, dass sie den am wenigsten Begünstigten die bestmöglichen Aussichten bringen.
Die Untauglichkeit der Chancengleichheit als Verteilungsprinzip nach ethischen Gesichtspunkten besteht darin, dass sie die Begründung von Ungleichheit lediglich auf die Zufälle der Geburt bzw. der Genetik verschiebt. Chancengleichheit ist letztliche eine Wettbewerbsformel (Heid), welche die Gewinner legitimiert und die Verlierer trösten soll: Sie hatten ihre Chance.
MacIntyre: Er verzichtet auf eine scharfe Trennlinie zwischen Mensch und Tier, sondern plädiert für graduelle bzw. skalierte Unterschiede. Der Mensch ist von Beginn an auf Zuwendung angewiesen, damit er überhaupt autonom werden kann. Er bewegt sich damit in einer Dialektik zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit. Das Unabhängigkeitsgrad (vom Präferenzutilitarismus als Kriterium verwendet), weist graduelle Unterschiede auf.
Wir sind in einem „Netzwerk des Nehmens und Gebens“ idem wir uns dank der Hilfe anderer erst die Tugenden für die Unabhängigkeit erwerben können. In diesem Netzwerk der uneigennützigen Hilfeleistung klaffen an allen Stellen Lücken, weil nicht alle Personen in der Lage sind, die erhaltene Hilfe zu einem späteren Zeitpunkt weiterzugeben. Weil wir niemals ausschliessen können, selbst in eine derartige Situation zu geraten, müssen wir auf dem Weg der Perspektivenübernahme lernen, uns in die Rolle von Behinderten zu versetzen, und uns über unsere eigene Abhängigkeit/gewonnene Unabhängigkeit bewusst zu werden.
Gründe für das Handeln:
Gründe für das Handeln:
- die advokatorische Hilfe für Behinderte um ihrer selbst willen
- Hilfe um unser selbst willen, weil wir einmal in eine Situation der Abhängigkeit geraten -> Egoismus (Selbsterhaltung)
- Hilfe um das Gesamtnetz im Gleichgewicht zu halten -> Altruismus (Arterhaltung)
Elemente einer advokatorischen Ethik:
Elemente einer advokatorischen Ethik:
- Ideologische Offenheit
Die Sonderpädagogik kann sich den allgemeinen Einflüssen der Moderne kaum verschliessen. In den Wirrnissen der Erziehungsgeschichte hat sich immer wieder gezeigt, dass Pädagogik und auch Sonderpädagogik anfällig für Ideologien und für Instrumentalisierung sind. Das Bemühen um Distanz zu jeglicher Form ideologischer Festschreibungen, verbunden mit der Offenheit gegenüber Bedürfnissen und Nöten hilfsbedürftiger Personen, ist für die Betroffenen von existentieller Bedeutung.
- Eingeschränkter Speziesismus und Lebensrecht
bedingungsloses Lebensrecht, Menschenrecht und BRK
- Bildbarkeit und Bildungsrecht
- Selbstständigkeit und Lebensqualität
Ziel der Sonderpädagogik ist, dass es sie einmal nicht mehr braucht
- Effizienzkontrolle und Selbstkritik
man hat eine ethisch basierte Verpflichtung dass man sich Mühe gibt und die Zeit die man von den Klienten bekommt sinnvoll ausfüllt -> Effizienz
Menschen mit Behinderungen „verlieren“ mehr Zeit mit Pädagogik aber ihre Zeit ist genauso wertvoll.
Wenn man nicht vorwärts kommt, dann kann man einfach den Behinderten die Schuld geben. Deshalb muss man sich selbst kritisieren. Als Sonderpädagogin kann man der Kritik aus dem Weg gehen (Bsp. Überweisung eines Kindes an die Sonderschule: Egal wie das Kind sich entwickelt, kann man sagen, dass es die richtige Entscheidung war.)
- Beachtung der Ambivalenz sonderpädagogischen Handelns
Das existentielle Grundproblem der Sonderpädagogik besteht in der Ambivalenz zwischen Akzeptanz und Förderung. Sonderpädagogische Diagnosen setzen sich aus Klassifikationen, Kategorisierungen und Schematisierungen zusammen, die sich in aller Regel negativ und stigmatisierend auf den Träger des Individuums auswirken.
Zusätzlich kann es gerade das spezielle an der sonderpädagogischen Intervention sein, das für den Träger des Merkmals isolierend und stigmatisierend auswirkt. Eine berufsethische Verantwortung weiss um diese Effekt und versucht eine entsprechende Zurückhaltung.
- Das Wesen der Behinderung und seine Relativierung
Nur ein adäquates Verständnis von Behinderung kann zu angemessenen Interventionen führen und Fehlentwicklungen vorbeugen.
Uno-Behindertenrechtkonvention:
Grundsätze:
- die Achtung der dem Menschen innewohnenden Würde, der Autonomie des Einzelnen, einschliesslich der Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, sowie der Unabhängigkeit der Person;
- die Nichtdiskriminierung;
- die volle und wirksame Teilhabe an der Gesellschaft und Einbeziehung in die Gesellschaft;
- die Achtung vor der Unterschiedlichkeit von Menschen mit Behinderungen und die Akzeptanz dieser Menschen als Teil der menschlichen Vielfalt und der Menschheit;
- die Chancengleichheit;
- die Zugänglichkeit;
- die Gleichberechtigung von Mann und Frau;
- die Achtung vor den sich entwickelnden Fähigkeiten von Kindern mit Behinderungen und die Achtung ihres Rechts auf Wahrung ihrer Identität.
Widerspruch: Warum brauchen Menschen mit Behinderungen ein eigenes Gesetz wenn darin steht, dass alle Menschen gleich sind?
Die Vertragsstaaten gewähren, dass.. (BehiG)
Die Vertragsstaaten bekräftigen, dass jeder Mensch ein angeborenes Recht auf Leben hat, und treffen alle erforderlichen Massnahmen, um den wirksamen und gleichberechtigten Genuss dieses Rechts durch Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten.
-> tritt erst mit Geburt ein, sollte vorgeburtlich sein
Jeder Mensch mit Behinderungen hat gleichberechtigt mit anderen das Recht auf Achtung seiner körperlichen und seelischen Unversehrtheit.
Die Vertragsstaaten gewährleisten, dass
- Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt die Möglichkeit haben, ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu entscheiden, wo und mit wem sie leben, und nicht verpflichtet sind, in besonderen Wohnformen zu leben;
- Menschen mit Behinderungen Zugang zu einer Reihe von gemeindenahen Unterstützungsdiensten zu Hause und in Einrichtungen sowie zu sonstigen gemeindenahen Unterstützungsdiensten haben, einschliesslich der persönlichen Assistenz, die zur Unterstützung des Lebens in der Gemeinschaft und der Einbeziehung in die Gemeinschaft sowie zur Verhinderung von Isolation und Absonderung von der Gemeinschaft notwendig ist;
- gemeindenahe Dienstleistungen und Einrichtungen für die Allgemeinheit Menschen mit Behinderungen auf der Grundlage der Gleichberechtigung zur Verfügung stehen und ihren Bedürfnissen Rechnung tragen. (Bsp. Es braucht nicht nur die Möglichkeit in die Bibliothek zu gehen, sondern auch Bücher, welche Menschen mit Behinderungen lesen können)
Bei der Verwirklichung des Rechts stellen die Vertragsstaaten sicher, dass
- Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden;
- Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem integrativen, hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen haben;
- Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird, um ihre erfolgreiche Bildung zu erleichtern;
- Menschen mit Behinderungen ohne Diskriminierung und gleichberechtigt mit anderen Zugang zu allgemeiner Hochschulbildung, Berufsausbildung, Erwachsenenbildung und lebenslangem Lernen haben. Zu diesem Zweck stellen die Vertragsstaaten sicher, dass für Menschen mit Behinderungen angemessene Vorkehrungen getroffen werden.
Begriffe Wissenschaftstheorie
Praxis: konkrete Handlung
Subjektive Theorie: überdauernde Meinungen, Nachdenken, Generalisierte Diskussionen
Theorie: systematische Objekttheorie, Empirische Bewährung
Metatheorie: Wissenschaftstheorie, Methodologie, teilweise Erkenntnistheorie
Intersubjektiven Nachvollziehbarkeit: unterschiedliche Forschende unter den gleichen Bedingungen und mit den gleichen Mitteln müssen zu den gleichen, logisch ableitbaren Aussagen kommen.
Modell: bezieht sich auf Teile der Theorie und modelliert kausale Zusammenhänge, welche empirisch geprüft werden müssen.
Konzept: gedankliches Werkzeug als eine Art Handlungsentwurf
- philosophische Überlegungen zu Behinderung
- Georg Christoph Lichtenberg: Prof. für Experimentalphysik => Begründer des deutschsprachigen Aphorismus (=ein einzelner Gedanke, ein Urteil oder eine Lebensweisheit, welches aus nur einem Satz oder wenigen Sätzen selbständig bestehen kann). Er sagt, dass wenn jemand stigmatisiert wird, dies auch zu Reaktionen dieser Person führt.
- Karl Jaspers: Existenzphilosoph. Er sagt, dass wenn man selber nicht behindert ist, man die Behinderung nicht verstehen kann. Die Behinderung ist die Vorstellung von uns über Behinderte => ein Konstrukt!
Historische Interpretation von Behinderung im Überblick
- Variierender gesellschaftlicher Umgang mit Behinderung:
- Universell = die Reaktion auf Behinderung hatte in allen Kulturen und zu allen Zeiten universelle Merkmale.
- Relativ kulturell = Sind kulturelle Unterschiede vorhanden => gesellschaftliche Reaktion auf Behinderung ist nicht natürlich und somit veränderbar.
- Relativ historisch = Denselben Hinweise kann man auch erhalten, wenn man auf der Zeitachse der Menschheitsgeschichte die gesellschaftlichen Reaktionen auf Behinderung analysiert.
- Geschichte der sozialen Reaktion auf Behinderung: Erkenntnisleitende Frage:
- Ist der soziale Umgang mit Behinderung eine quasi angeborene Konstanze des Menschen?
- Ist der soziale Umgang mit Behinderung eine quasi angeborene Konstanze des Menschen?
- Ist der soziale Umgang mit Behinderung eine Frage des Zeitgeistes und des Wissens über Behinderung und damit grundsätzlich veränderbar?
- Entwicklung der gesellschaftlichen Reaktionen: Gegen die kulturoptimistische These eines zunehmend solidarischer werdenden Umgangs mit Behinderung im Verlauf der Menschheitsgeschichte sprechen 2 historische Momente:
- Gewaltauswüchse gegen Behinderte in den 30er Jahren
- Neuere Ausgrabungen aus der vorgeschichtlichen Zeit, bei denen Überreste von Behinderten im Erwachsenenalter freigelegt wurden.
- Behinderung in der Tierwelt:
- Soziale Tiere erwarten normgerechtes Verhalten
- Oftmals kommt es zu Ausstossreaktionen
- Bisweilen scheinen Thesen aber auf Abweichungen mit altruistischem Verhalten zu reagieren (=Arterhaltung)
- Soziale Reaktion auf Behinderung in der Urgeschichte
- Behinderung in der Urgeschichte:
- Quellenlage = lückenhaft
- Konnte nur die Behinderungsarten feststellen, die die gefundenen Skelette vorwiesen => deswegen sind die meisten der heute als Behinderung bezeichneten Erscheinungen im Quellengut der urgeschichtlichen Archäologie nicht nachweisbar.
- Behinderte in der Urgeschichte:
- Irak: Ausgrabungen von va. 45'000 Jahren alten Neandertalern => ein etwa 35 Jahre alter Mann mit mittelschwerer Behinderung => er wurde offensichtlich nicht verstossen => offensichtlich war es so, dass die anderen Gruppenmitglieder für diese behinderte Person gesorgt haben
- Krim: ein 2-jähriges Kind mit gB wurde von den Eltern und Gemeinschaft nicht verstossen
- Südmähren: Jugendliche mit erheblichen Missbildungen im Bereich des Schultergürtels und Spina bifida => sie erreichten alle ein für damalige Verhältnisse respektables Alter
Behinderte Personen hatten z.T. einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft => Minderheit, dass es zu einer Erhöhung der soz.Position geführt hat