Bildungspsychologie - Modul AF B Teil 2

Fernuniversität Hagen SS 19

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Flashcards 181
Students 10
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 01.08.2019 / 13.02.2022
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622. Das Selbstbewertungsmodell der Leistungsmotivation

Grundlage für Motivationstrainings

Die erfolgszuversichtliche oder misserfolgsängstliche Ausprägung des Leistungsmotivs wird als Resultat dreier Prozesskomponenten gesehen:

  • Ziel- und Anspruchsniveausetzung
  • Ursachenzuschreibung
  • Selbstbewertung

Durch das Training soll eine erfolgszuversichtliche Ausprägung des Leistungsmotivs erzielt werden

623. Was wird in Motivationstrainings vermittelt?

sich realistische Ziele zu setzen

erfolgszuversichtliche Ursachenzuschreibungen zu zeigen (Erfolge eher internal und Misserfolge eher variabel zu attribuieren)

aus Erfolgen mehr positive Selbstbewertungen zu ziehen als negative Selbstbewertungen aus
Misserfolgen (positive Selbstbewertungsbilanz)

624. Beispielhafter Ablauf von Motivationstrainings

  • Zu Beginn kommen einfache Spiele wie z.B. das Ringwurfspiel oder das Labyrinthspiel zum Einsatz
  • Im Verlauf der Trainings werden die spielerischen Materialien immer mehr durch schulnahes Material ersetzt
  • Die Aufgaben haben jeweils einfache Schwierigkeitsstaffelungen (z. B. Abstände bei Wurfspielen) und die Erfolge bzw. Misserfolge hängen zentral von der eigenen Anstrengung ab
  • Die Trainingsteilnehmer setzen sich vor der Bearbeitung der Aufgaben Ziele
  • Im Anschluss an die Aufgabenbearbeitung benennen sie Gründe für ihr erfolgreiches oder nicht erfolgreiches Abschneiden (Ursachenzuschreibung)
  • Abgeschlossen wird die Sequenz durch Selbstbewertungsprozesse, die im Training z. B. durch das Beantworten entsprechender Abfragen angeregt werden

625. Wirksamkeit von Motivationstrainings

Die trainierten Schüler setzen sich im Anschluss an das Training im Vergleich zu nicht trainierten Schülern günstigere Ziele und attribuieren Misserfolge stärker auf Anstrengung und weniger auf mangelnde Fähigkeit

Auch die Ausprägung des Leistungsmotivs – gemessen mit dem LM-Gitter nach Schmalt – wurde durch das Training positiv beeinflusst

Es fehlen Untersuchungen, in denen langfristige Effekte des Trainings nachgewiesen werden
konnten

626. Das Integrierte Training (nach Fries)

Verbindung von Motivationsförderung mit dem Denktraining nach Klauer

 

Umfasst 16 Lektionen und richtet sich an 10- bis 13-jährige Schüler

 

Neben Trainingsmodulen, die ausschließlich das Denken bzw. die Motivation fördern, umfasst das Training sog. integrierte Module

  • In diesen Modulen wird die Methode aus dem Motivationstraining übernommen, das Material stammt hingegen aus dem Denktraining

Die Bearbeitung der integrierten Module erfolgt in 3 Schritten:

  • Im 1. Schritt legen die Teilnehmer fest, wie viele von insgesamt 6 Denkaufgaben sie anschließend korrekt lösen wollen (Zielsetzung)
  • Im 2. Schritt werden die 6 Denkaufgaben eigenständig bearbeitet
  • Im 3. Schritt erfolgt die Leistungsfeststellung sowie im Anschluss daran eine Ursachenzuschreibung („Ich hatte Misserfolg, weil ...“) und eine Selbstbewertung

Empirische Untersuchungen belegen die Wirksamkeit des „Integrierten Trainings“

627. Ein gemeinsames Ziel wirksamer Programme zur Förderung des Leseverständnisses

Die Leser zum Überprüfen des eigenen Leseverstehens anleiten —> aktiv reflektierendes Lesen

  • sich selbst Fragen zum Text stellen und versuchen, wichtige Inhalte zusammenzufassen

628. Ein Grundmuster vieler Programme zur Förderung des Leseverständnisses

Lerner müssen über bereichsspezifische Strategien verfügen

  • Beim Lesen sind das beispielsweise Strategien wie „unklare Begriffe klären“, „Wichtiges zusammenfassen“...

Der Einsatz dieser Strategien muss reflektiert und deren Wirksamkeit überprüft werden

Das eigene Lernverhalten muss motivational unterstützt werden, indem beispielsweise klare
Ziele formuliert werden

629. Programme zur Förderung des Leseverständnisses - „Reciprocal- Teaching-Ansatz“ von Palincsar und Brown

Es werden zunächst vier Lesestrategien vermittelt, die anschließend in Kleingruppen angewandt werden

  • Fragen formulieren, zusammenfassen, vorhersagen, Textschwierigkeiten klären

Dabei übernehmen Schüler wechselseitig die Lehrerrolle

Kombiniert mit einem zusätzlichen Baustein zur Förderung selbstregulierten Lernens, konnte die
Nachhaltigkeit dieses Ansatzes noch einmal gesteigert werden

630. Programme zur Förderung des Leseverständnisses - Wir werden Textdetektive

  • Für Schüler der Klassenstufen 5 und 6
  • Umfasst etwa 28 Unterrichtsstunden
  • Ziel: Verbesserung der Lesemotivation durch die Wahrnehmung eines Kompetenzzuwachses
  • Eingebettet in die Rahmenhandlung einer Ausbildung zu Textdetektiven werden den Schülern 7 Lesestrategien in Verbindung mit Strategien zur motivationalen und kognitiven Selbstregulation vermittelt
    • Zielformulierung: Individuelle Erfolge sind von realistischer Zielsetzung abhängig
    • Lesestrategien
      • „Überschrift beachten“ (zur Bewusstmachung vorhandenen Wissens)
      • „Klären von Textschwierigkeiten“ (Umgang mit unklaren Wörtern)
      • „Verstehen überprüfen“ (indem Fragen zum Text generiert werden)
      • „Wichtiges zusammenfassen“ (wie komme ich zu einer verkürzten Darstellung in eigenen Worten?)
    • Strategieregulation und -auswahl: Sensibilisierung dafür, die Lesestrategien zielgerichtet einzusetzen

Zur Unterstützung der nachhaltigen Wirksamkeit des Programms wurde ein Wiederholungsprogramm entwickelt, das etwa 1 Jahr nach Durchführung des Trainings zur Auffrischung eingesetzt werden kann

631. Wirksamkeit des Textdetektive-Programms

Führt zu Verbesserungen hinsichtlich des Lesestrategiewissens (d = 0,82), des
Leseverständnisses (d = 0,51) und der lesebezogenen Selbstwirksamkeit (d = 0,49)

632. Programme zur Förderung des Leseverständnisses - Concept Oriented Reading Instruction

Richtet sich an Schüler der 3. Jahrgangsstufe und wird über einen Zeitraum von 12 Wochen durchgeführt (täglich eine Doppelstunde in Kleingruppen)

Thema des Programms ist das „Leben an Land und im Wasser“

Den Lehrern werden umfangreiche Materialien und ein Instruktionshandbuch zur Verfügung gestellt, die während einer zweiwöchigen Schulung zur Vorbereitung auf den Unterricht genutzt werden

Ziel: Integrierte Lesemotivations- und -strategieförderung durch die Realisierung von 5
Instruktionsprinzipien:

  • Lesebezogene Lernzielorientierung: Es wird vermittelt, dass die Aneignung von Wissen und ein tieferes Verstehen Ziel des Lernens sind und nicht die Noten am Ende des Schuljahres
  • Praktische Tätigkeiten: Die Schüler führen selbst – begleitend zur Lektüre von Sachtexten – Experimente und Beobachtungen durch
  • Kontinuierliche Kompetenzunterstützung: Ziele und effektive Strategien um die Ziele zu erreichen werden klar strukturiert vorgegeben
  • Förderung der Autonomie: Schülern werden Entscheidungsspielräume bei der Auswahl von Texten eingeräumt
  • Förderung von Interaktion mit dem Lehrer: Die Lehrer befassen sich fortlaufend mit den individuellen Interessen der Schüler, und sie drücken dieses Interesse auch explizit aus

Die instruktionalen Prinzipien werden durch eine gezielte Strategievermittlung unterstützt

  • Vorwissen nutzen, sich selbst Fragen zum Text stellen, verschiedene Texte lesen, kritische Inhalte extrahieren, Informationen integrieren sowie Verstandenes kommunizieren und darstellen

633. Sechs Merkmale effektiver Leseförderung

Vermittlung von Lesestrategien

  • Zusammenfassen, Fragen generieren, Klären unklarer Begriffe

Aufbau metakognitiver Kompetenzen

  • Die Schüler müssen in die Lage versetzt werden, den Einsatz von Strategien zu planen und zu regulieren

Vermittlung von Textstrukturwissen

  • Das Wissen über den Aufbau von Texten stellt dem Leser ein (Vorwissens-)Gerüst zur Verfügung

Explizite Instruktion von Strategiewissen

  • Trainer illustriert laut denkend, wie er mit Leseanforderungen umgeht

Peer-Tutoring-Methoden

  • Einüben der Strategienutzung in Kleingruppen

Motivationale Unterstützung

  • soziale Einbindung,
  • Kompetenzerleben,
  • Selbstbestimmung
  • Bedeutung des Lernstoffs

634. echs Merkmale effektiver Leseförderung - Implikationen für die Praxis

Es müssen nicht all diese sechs Merkmale umgesetzt sein (dies ist bisher nur bei dem CORIProgramm
der Fall)

Es hat sich aber gezeigt, dass jeweils die „theoretisch vollständigere“ Version die höchsten Effekte bewirkt

635. Der Aufbau von Rechtschreibkompetenzen mit klarer Abfolge von Phasen

Einsicht in Buchstabe-Laut-Korrespondenzen

  • Den Kindern muss deutlich werden, dass jedem gehörten Laut ein geschriebener Buchstabe zugeordnet werden kann
    • Würzburger Trainingsprogramm „Hören, lauschen, lernen“

Lautgetreue Schreibung

  • Zunächst werden Wörter rhythmisiert und in Silben zerlegt, bevor einfache Rechtschreibregeln (z. B. Konsonantenverdopplung lässt sich beim Zerlegen in Silben heraushören) behandelt werden
    • Programm „Lautgetreue Lese- Rechtschreibförderung“ von Reuter-Liehr

Orthografische Strategie

  • Gezielte Förderung von Rechtschreibregeln
    • „Marburger Rechtschreibtraining“ von Schulte-Körne und Mathwig

636. Die drei Makroprozesse des Schreibens

Planen

  • Generieren von Ideen,
  • Auswahl von Ideen, die sich in einer kohärenten Weise darstellen lassen
  • Benennen von Zielen, die bei der Erstellung des Textes realisiert werden sollen

Erstellen

  • Ideen in eine sprachliche Form (Sätze) transformieren
  • Die Sätze in Schriftform übertragen

Überarbeitung

  • Vergleichen des geschriebenen Textes mit einem angestrebten Endzustand
  • Auswahl von Strategien, die eine Realisierung dieser Ziele erlauben
  • Anwendung dieser Strategien

637. Programme zur Förderung der Schreibkompetenz - Self-Regulated Strategy Development-(SRSD) von Harris und Graham

Für Schüler ab der zweiten Klasse

Es werden domänenspezifische Schreibstrategien und metakognitives Strategiewissen mit der Vermittlung von Überwachungs- und Steuerungsfertigkeiten und einer Förderung motivationaler Kompetenzen integriert

Konkret verläuft das Programm über 6 Instruktionsstufen:

  • Entwickeln und Aktivieren von Hintergrundwissen
    • Es wird Wissen über den Aufbau von Geschichten vermittelt, Stilmittel werden besprochen, und es werden Kriterien zur Bewertung von Geschichten erarbeitet
  • Diskussion
    • Es werden Strategien zum Aufbau von Geschichten erklärt (z. B. Anfang, Hauptteil, Abschluss), die aktuelle Schreibleistung wird ermittelt und es werden individuelle Ziele besprochen
  • Modellieren
    • Planungs- und Revisionsphase werden von einer Lehrkraft mit der Methode des lauten Denkens modelliert, indem Ideen generiert und in eine sinnvolle Abfolge gebracht werden und die erste Fassung des Textes überarbeitet wird
  • Einprägen
    • Die Schüler üben, die gelernten Strategien ohne Merkhilfen (z. B. Arbeitsblätter) aus dem Gedächtnis abzurufen
  • Unterstützen
    • Die Strategien werden nun von den Schülern angewendet, Hilfen durch die Lehrkräfte werden zurückgenommen
  • Unabhängige Leistung
    • In dieser abschließenden Stufe setzen die Schüler die Strategien selbstständig ein, besprechen und bewerten ihre Texte in kleinen Gruppen

638. Wirksamkeit des Self-Regulated Strategy Development Programms

Mehrere Evaluationsstudien belegen die hohe Wirksamkeit

Untersuchungen von Glaser und Brunstein spezifizieren die Befundlage dahingehend, dass die
hohe Wirksamkeit dieses Programms maßgeblich durch Maßnahmen zur Förderung selbstregulatorischer Kompetenzen erzielt wird

639. Die Prinzipien bei der Förderung von Fähigkeiten zum Schreiben von Texten (nach Graham)

Strategien zum Schreiben von Texten, Schreibfertigkeiten und Wissen über Textgenres sollten
direkt und explizit durch Lehrkräfte vermittelt werden

Der eigentliche Schreibprozess sollte durch klare Strukturierungshinweise unterstützt werden, sodass Schüler unmittelbare Erfolgserlebnisse haben, die wiederum motivierend sind

Die Entwicklung von Schreibkompetenzen sollte durch den Einsatz von Peer-tutoring-Methoden und Kleingruppen unterstützt werden, die eine intensive Auseinandersetzung mit dem Schreibprozess und den Schreibprodukten bewirken

640. Implementation (Umsetzung) von Trainingsprogrammen - Kritische Punkte

Die Wirksamkeit eines Programms ist abhängig von der Qualität seiner Durchführung

  • Gegenmaßnahmen: Manual, Materialen, Fortbildungen, mindestens zwei Lehrer nutzen neue Methode

Oft geringe Akzeptanz neuer Förderkonzepte

  • Gegenmaßnahmen: Zeitlichen Aufwand gering halten, Theoretische Einbettung erläutern, Lehrer in Entscheidungen mit einbeziehen, Empirische Befunde und Praxisrelevanz aufzeigen

Frage der Nachhaltigkeit stellt sich

  • Gegenmaßnahmen: Auffrischungssitzungen ankündigen

641. Teilbereiche der Erwachsenenbildung nach Weinberg

https://imgur.com/a/f1IrclK

642. Merkmale der Erwachsenen- und Weiterbildung

Weiterbildung ist eng mit sozialen, kulturellen, regionalen und ökonomischen Bedingungen
sowie der gesellschaftlichen Dynamik verbunden

Die Übergänge zwischen Weiterbildung einerseits und sozialer Arbeit, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, Organisationsentwicklung, Schulen und Hochschulen andererseits sind stets fließend

Die Themen und Inhalte der Weiterbildung beziehen sich auf alle Aspekte gesellschaftlichen Handelns; daher lässt sich auch kein einheitliches Berufsbild oder genereller professioneller Karriereweg definieren

643. Prinzipien der Weiterbildungsforschung

  1. Prinzip der Praxisorientierung
  2. Prinzip der Handlungsorientierung
  3. Prinzip der Partizipation

644. Aufgaben der Erwachsenen- und Weiterbildung

  • Qualifizierende Aufgaben
  • Sozial integrierende Aufgaben
    • die Potenziale und Fähigkeiten von Individuen entdecken und fördern
  • Kulturell bildende Aufgaben

645. Historische Entwicklungen und aktuelle Tendenzen der Erwachsenenbildung

Wurzeln in der Aufklärung

  • Die ideen- und sozialgeschichtlichen Wurzeln einer strukturierten, organisierten Bildung Erwachsener reichen bis in das 17. und 18. Jahrhundert zurück
  • Ihre sozialgeschichtlichen Wurzeln hat die Erwachsenenbildung einerseits im Kampf des Bürgertums gegen den Feudalismus, andererseits im Kampf des Proletariats gegen das kapitalistische Bürgertum
  • Um die Wende zum 20. Jahrhundert hat sich die betriebliche Weiterbildung als weitere Säule der Erwachsenenbildung etabliert

Akademisierung und Professionalisierung (ab 1960)

  • Die Erwachsenenbildung wird als eigenständige Disziplin der Erziehungswissenschaft anerkannt
  • Einrichtung des Studiengangs Erwachsenenbildung
  • Gründung des Arbeitskreises universitäre Erwachsenenbildung
  • Einrichtung der Sektion Erwachsenenbildung unter dem Dach der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE)

Output-orientierte Weiterbildungsforschung

  • Ein aktueller Forschungsstrang befasst sich mit dem Output des Weiterbildungssystems
    • europaweite Datenerhebung

646. Ebenen der institutionellen und organisatorischen Lernumwelten (nach Bronfenbrenners
Mehrebenenmodell) - Faktoren auf der Makroebene

Ökonomische Faktoren

  • Finanzierungsströme und Finanzmanagement
    • Sie reichen von innerbetrieblichen Ausgaben für Weiterbildung, direkten staatlichen Aufwendungen und Subventionen bis hin zu Gebühren, Beiträgen und Entgelten

Politische Faktoren - theoretische politische Diskussionsstränge

  • Subjekt- und identitätstheoretische Begründung
    • Politische Bildung nicht als Belehrung oder reine Wissensvermittlung, sondern als ein wichtiger Einflussfaktor auf die Entwicklung subjektiver politischer Kompetenz
  • Modernisierungsprozesse
    • Modernisierungstendenzen hinsichtlich Institutionen, die Entwicklung der Generations- und Geschlechterverhältnisse sowie der Lebensentwürfe
  • Demokratie, Aufklärung und Teilhabe

Kulturelle Bildung - drei Bildungsziele

  • Kompensatorische Grundbildung
    • Nachholmöglichkeit von Grundbildung und Schulabschlüssen sowie die Alphabetisierung
  • Kommunikations- und Schlüsselfähigkeiten
    • informationstechnische Bildung, soziale Kompetenzen, Fremdsprachenerwerb
  • Allgemeinwissen und Alltagskompetenzen
    • Thematisierung der Bereiche Person/Familie, Umwelt, Gesundheit, Kultur und Politik

647. Verteilung des Kursangebotes der Volkshochschule nach Programmbereichen in Prozent

Während die allgemeine Erwachsenenbildung vor 40 Jahren die Vermittlung von Bildungswissen und die Popularisierung von Wissenschaftsthemen fokussierte, zeigt sich zunehmend eine starke Nachfrage nach alltags- und anwendungsnahen Themen im Hinblick auf Lebensführung
und -gestaltung

 

https://imgur.com/a/Wx7KU4H

648. Ebenen der institutionellen und organisatorischen Lernumwelten (nach Bronfenbrenners
Mehrebenenmodell) - Faktoren auf der Exoebene

  • Einflussfaktoren auf der Ebene regionaler Strukturen und Netzwerke sowie die daraus resultierenden interorganisationalen Kooperationen in der Bildungs- Landschaft
    • ungleiche Weiterbildungsdichte in Deutschland
      • Deshalb: Förderung von Netzwerken
  • Innere und äußere Identität von Netzwerken
  • Regionale Bildungskoordination

649. Was ist die zentrale Basis für die Herausbildung von grundlegenden sozialen und kooperativen
Kompetenzen in Netzwerken?

Innere Identität der Netzwerke

  • Berücksichtigung von übergeordneten Interessen und Zielsetzungen der Netzwerke
    • Hier kann es dazu kommen, dass die mittel- bis langfristigen Interessen der Gemeinschaft im Vordergrund stehen und die eigenen Interessen vorübergehend zurückgestellt werden müssen

Äußere Identität der Netzwerke

  • Regionale Akzeptanz und Wahrnehmung des Netzwerkes
    • Hier geht es primär um die Frage, inwiefern die Ziele und Aktivitäten in der Region bekannt sind und wie diese hinsichtlich der regionalen Bedarfssituation bewertet werden

650. Die folgenden Faktoren müssen berücksichtigt werden, damit effiziente Wirkungen durch
regionale Bildungskoordination erzeugt werden:

Fokus auf aktuelle regionale Problemzonen

  • diese werden anhand von Bildungsmonitoring, Nutzerbefragungen, Evaluationen sowie Zeitreihenstudien analysiert

Bündelung von regionalen sozialen Ressourcen und Akteuren

hohes Engagement und Commitment der Kommunen

hervorragende Führungskompetenzen der Projektmanager

651. Ebenen der institutionellen und organisatorischen Lernumwelten (nach Bronfenbrenners
Mehrebenenmodell) - Faktoren auf der Mesoebene

Merkmale und Strukturen der institutionellen Weiterbildung

  • Erwachsenenpädagogische Einrichtungen
    • siehe Klassifikation von Tippelt

652. Klassifizierung der Institutionen- und Trägerstruktur (nach Tippelt)

Erste Weiterbildungsstruktur

  • Etablierte Institutionen der Weiterbildung, z. B. verbandsnahe, öffentliche, gewerkschaftliche oder kirchliche Weiterbildungsträger oder Angebote der Landes- und Bundeszentralen

Zweite Weiterbildungsstruktur

  • Betrieblich orientierte und unternehmensnahe Weiterbildungsträger und -institutionen (z. B. Arbeitgeberverbände und Handwerksorganisationen) sowie die Weiterbildungsangebote der Betriebe

Dritte Weiterbildungsstruktur

  • Zivilgesellschaftliche Initiativen wie z. B. Vereine und Selbsthilfegruppen

Vierte Weiterbildungsstruktur

  • Ist in der wissenschaftlichen Weiterbildung der Universitäten und Hochschulen verankert und fokussiert vorwiegend die berufliche Weiterbildung

Fünfte Weiterbildungsstruktur

  • Private Bildungsunternehmen und kommerzielle Anbieter

653. Ebenen der institutionellen und organisatorischen Lernumwelten (nach Bronfenbrenners
Mehrebenenmodell) - Faktoren auf der Mikroebene

  • Lernorte und Lernformen (informell, non-formal, formal)
  • Lernerfahrungen über die Lebensspanne

654. Drei Formen des Lernens

Formales Lernen

  • Jene Lernformen, die institutionell (an einer Bildungs- oder Ausbildungseinrichtung) eingebunden und planmäßig strukturiert sind und in denen auch anerkannte Zertifikate erteilt werden

Non-formales Lernen

  • Findet in allen anderen strukturierten Bildungsangeboten statt (z. B. in Kitas, aber auch in vielen Weiterbildungseinrichtungen)

Informelles Lernen

  • Solche Lernformen sind nicht in organisationale Strukturen eingebunden, die Lerninhalte können jedoch trotzdem didaktisch aufbereitet sein
  • Es findet im Alltag, am Arbeitsplatz, im Familienkreis oder in der Freizeit statt
  • Beispielsweise zählen E-Learning-Programme, die nicht institutionell eingebunden sind zu den informellen Lernkontexten

655. Ebenen der institutionellen und organisatorischen Lernumwelten (nach Bronfenbrenners
Mehrebenenmodell) - Faktoren auf der Chronoebene

  • Bildungsprozesse über die Lebensspanne und die normativen und nicht-normativen Übergänge von Lernenden im Lebensverlauf

 

  • Die Erwachsenen- und Weiterbildung hat u. a. die komplexe Aufgabe, für Lernende Angebote zu entwickeln, die es ermöglichen, Übergänge im Lebensverlauf kreativ und subjektiv stimmig zu gestalten
    • Dabei spielt das informelle Lernen eine zentrale Rolle

656. Nach Marsick und Watkins ist das informelle bzw. inzidentelle Lernen durch folgende Faktoren
gekennzeichnet:

  • Die Lernprozesse sind in die Arbeit und tägliche Routine integriert
  • Der erste Impuls kommt durch einen inneren oder äußeren Anstoß
    • z.B. unvorhergesehene Schwierigkeiten oder Herausforderungen
      • neue Arbeitsaufgaben, Teambildung, Nutzung von Medien
  • Die Prozesse sind eher unbewusst, oft zufällig veranlasst
  • Induktive Prozesse von Reflexion und Aktion sind mit inbegriffen

657. Die Lernenden im Bereich der Erwachsenenbildung und ihre besonderen Merkmale -
Kognitive Lernvoraussetzungen

  • Lernprozesse im Erwachsenenalter sind viel stärker durch individuelle (Lern-)Erfahrungen geprägt als in jüngeren Jahren
  • Neuronale Netze im Gehirn werden mit zunehmendem Alter stabiler und fester —> gewisse Veränderungsresistenz, aber auch Erwerb von domänenspezifischer Expertise
  • Höheres Anspruchsniveau an Bildungsangebote
  • Intelligenzentwicklung im Erwachsenenalter
    • fluide Intelligenz sinkt ab dem frühen Erwachsenenalter, die kristalline Intelligenz erweist sich als relativ stabil und kann sogar bis ins hohe Alter weiter anwachsen
      • Bis zu einem gewissen Grad kann die kristalline Intelligenz die Reduktion der fluiden Intelligenz kompensieren
  • Gedächtnisfunktionen
    • Im höheren Erwachsenenalter zeigen sich vermehrt Probleme des Memorierens und der Speicherung neuer Informationen im Kurzzeitgedächtnis

658. Implikationen (aus den kognitiven Lernvoraussetzungen Erwachsener) für
Bildungsmaßnahmen

  • Das neue Wissen soll an das Vorwissen und die Vorerfahrungen der Lernenden anknüpfen

 

  • das Lerntempo sollte möglichst an die Lerngewohnheiten und individuellen Bedürfnisse von Lernenden ausgerichtet werden

 

  • Es dominiert der Wunsch nach anwendungsbezogenem Wissen —> Alltagsbedeutsamkeit

659. Die Lernenden im Bereich der Erwachsenenbildung und ihre besonderen Merkmale -
Teilnahmemotivation

Einflussfaktoren der Teilnahmebereitschaft

  • Mikroebene —> soziodemografische und subjektive Faktoren (z. B. Bildungsniveau, aktuelle thematische Interessen, Nutzenserwägungen, Alter, Erwerbsstatus)
  • Mesoebene —> finanzielle und inhaltliche Merkmale der Lernangebote (z. B. direkte und indirekte Kosten der Teilnahme)
  • Makroebene —> organisationale und strukturelle Rahmenbedingen (z. B. Attraktivität des Veranstaltungsortes)

Betriebsmerkmale und Weiterbildungsbeteiligung

  • Betriebsgröße
    • groß = aktiver
  • Innovationsintensität
    • Je öfter neue Produkte, neue Programme oder Dienstleistungen eingeführt werden, umso mehr Weiterbildungsangebote werden angeboten
  • Art der Branche
    • Kfz-Handel, Energie- und Wasserversorgung, Kredit- und Versicherungswesen = höhere Weiterbildungsquote

Didaktik der Weiterbildungsangebote

  • Adressaten-, Teilnehmer- und Zielgruppenorientierung

Soziale Milieus

  • unterschiedliche Motivationen

660. Was ist ein soziale Milieu?

Ein soziales Milieu umfasst Menschen mit vergleichbaren Einstellungen, Werthaltungen,
Lebensstilen und -weisen

661. Warum ist aktuell und in naher Zukunft mit einem milieuübergreifenden Zuwachs der
Weiterbildungsteilnahme zu rechnen?

  • steigende Erwerbstätigkeit z. B. von Frauen oder Älteren (über 50-Jährigen)

 

  • schulische Bildungsexpansion

 

  • Steigerung der Hochschulabsolventenquoten

 

  • dichteres Weiterbildungsangebot für Migranten

 

  • kompensatorische Maßnahmen beim Übergang von Schule in den Beruf