Lernkartei AF G MC-Fragen SS 19 Kurs 2 (Seite 3 von 4)

Karten	121
Lernende	20
Sprache	Deutsch
Kategorie	Psychologie
Stufe	Universität
Erstellt / Aktualisiert	07.07.2019 / 30.11.2024
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Grundbegriffe der gesundheitspsychologischen Forschung

Exposition beschreibt ein Ergebnis, welches auf die Exposition zurückzuführen ist. Outcome und Exposition können unmittelbar aufeinander folgen (z. B. Tod nach Unfall oder Gewichtsabnahme nach erfolgreicher Ernährungsumstellung) oder es kann eine längere Latenzzeit dazwischenliegen (übermäßiger Zuckerkonsum und früher Tod durch Diabetesfolgen oder Erhöhung der Lebenserwartung nach langjähriger erfolgreicher Stressreduktion).

Mit Exposition ist gemeint, dass ein Individuum einem Merkmal oder einer Bedingung ausgesetzt ist. Das Merkmal kann in der Person selber liegen (z. B. genetische Abweichung), in der Umwelt (z. B. chemische Verseuchung eines Gebiets) oder es kann sich um eine Intervention handeln (z. B. therapeutische Behandlung). Die Exposition kann einmal erfolgen (z. B. ein Unfall), oder sie kann mehrfach und konstant vorliegen (z. B. Sozialstatus; Klemperer, 2015).

Exposition:Hierunter wird jeder Faktor gefasst, der eine Veränderung in einem Outcome verursacht. Unterteilt wird in proximal und distal wirkende Faktoren.

Determinanten Beispiel: Die Eröffnung eines Fitnessstudios in räumlicher Nähe der eigenen Wohnung wäre eine distale (entfernte) Determinante, da sie möglicherweise, aber nicht zwingend zu einer Beeinflussung des Verhaltens in Richtung zu mehr physischer Aktivität führt. Das tägliche Besuchen des Fitnessstudios dagegen wäre eine proximale (nahe) Determinante für gesundheitsförderliches Verhalten, da hier tatsächlich Verhalten ausgeübt wird, das eine positive Auswirkung auf die Gesundheit haben kann.

Störfaktoren Beispiel: Geschlecht und Wahrscheinlichkeit einer Demenzerkrankung

Stör- und Risikofaktoren

Störfaktor: beschreibt die erhöhte Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines negativen Outcomes (z. B. einer Erkrankung), wenn eine Exposition erfolgt ist.

Risikofaktor: Vorliegen einer Wenn-Dann-Beziehung

Als Störfaktor bezeichnet man eine Variable, die sowohl auf die unabhängige als auch auf die abhängige Variable einen Einfluss ausübt.

Um den Anteil der Wirkung zu ermitteln, der alleine von den durchgeführten Gesundheitsprogrammen ausgeht, sollten mögliche Effekte, die von Störvariablen ausgehen, bereits bei der Planung mitberücksichtigt werden.

Mögliche, bereits vorher bestehende Unterschiede zwischen den Gruppen können durch den Prätest erfasst werden.

4-Felder-Tafel: 1.Exposition, 2. Outcome

1. ja, 2. nein , Summe "Exponierte"

wird auch Kontinuitätstafel genannt.

vergleicht zwei Guppen von Personen hinsichtlich der Exposition eines Merkmals und des Auftretens des OUtcomes miteinander.

Ziel ist es, zu erfassen, ob eine Exposition zu einem erhöhten Krankheitsrisiko führt oder ob eine Intervention das Erkrankungsrisiko erhöht.

Das absolute Risiko gibt die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Outcomes in einer Population oder Gruppe von Menschen in symbolischer Form an.

Absolutes und Relatives Risiko und Odds Ratio

Beim absoluten Risiko handelt es sich um das Verhältnis der Inzidenzraten zwischen exponiert Erkrankten und nicht-exponiert Erkrankten.

Dagegen ergibt sich das relative Risiko für die Gruppe der Nicht-Exponierten aus dem Quotienten von C (Anzahl der nicht-exponierten Erkrankten) und C+D (Anzahl der Nicht-Exponierten).

Auf Basis der 4-Felder-Tafel berechnet sich das absolute Risiko für die Gruppe der Exponierten aus der Anzahl der exponierten Erkrankten geteilt durch die Anzahl der Exponierten.

Die Odds Ratio ist das Gleiche wie ein Risikomaß.

Bei der Odds Ratio werden zwei Verhältnisse miteinander verglichen.

Odds Ratio

Der Unterschied zwischen Odds Ratio und relativem Risiko liegt darin, dass beim relativen Risiko zwei Verhältnisse verglichen werden: das Verhältnis von Kranken mit Exposition zu Kranken ohne Exposition (A/C) mit dem Verhältnis von Gesunden mit Exposition zu Gesunden ohne Exposition (B/D).

Weiterhin lässt sich das relative Risiko nur dann berechnen, wenn die Randgrößen zufällig sind.

Die Odds Ratio berechnet sich wie folgt: a/c / b/d = axd / cxb.

Die Odds Ratio berechnet sich wie folgt: a/d / b/c = axb /cxd

Die Odds Ratio beschreibt also das Verhältnis der Verhältnisse von erkrankten Rauchern zu erkrankten Nichtrauchern und gesunden Rauchern zu gesunden Nichtrauchern, während das relative Risiko das Verhältnis des Risikos, unter Exposition zu erkranken und des Risikos, unter nicht-Exposition zu erkranken, beschreibt.

Odds Ratio und Quantitative Studien

Die Odds Ratio kann Werte zwischen 1 und Unendlich annehmen.

Ein Wert von 1 würde bei der Odds Ratio bedeuten, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden in beiden Gruppen (Rauchen und Nichtrauchen) gleich hoch ist.

Je kleiner der Wert der Odds Ratio, desto wahrscheinlicher ist das Eintreten des Outcomes in der Gruppe der Exponierten (Lang & Secic, 2006).

Bei der Überprüfung der Wirksamkeit von Interventionen oder Präventionsmaßnahmen weisen möglichst kleine Werte auf eine gute Wirksamkeit hin.

Der quantitative Forschungsprozess entspringt empirischen Ergebnissen.

Quantitative Studien und Randomisierte kontrollierte Studien (RCT)

Quantitative Forschungsprozesse werden deduktiv aus Hypothesen abgeleitet, die anschließend in empirischen Studien überprüft werden.

Hypothesen werden mithilfe von Signifikanttests überprüft.

Gesundheitspsychologische Fragestellungen können unter anderem durch randomisierte kontrollierte Studien, Kohortenstudien und FallKontroll-Studien untersucht werden.

Eine randomisierte kontrollierte Studie (engl.: Randomized Control Trial, RCT) ist eine Spezialform eines Experiments.

Um Kontroll- und Untersuchungsgruppe miteinander vergleichen zu können und die sich ergebenden Effekte abschließend auch tatsächlich auf die Behandlung in der Untersuchungsgruppe zurückführen zu können, ist es entscheidend, die Einteilung der Gruppen zufällig erfolgen zu lassen.

RCT

Zusätzlich gilt es zu bedenken, dass manche Variablen in Bezug auf den Untersuchungsgegenstand sowohl in der Kontroll- als auch in der Untersuchungsgruppe ausgewogen vertreten sein müssen.

RCTs werden selten eingesetzt, um die Wirksamkeit von Interventionen zu überprüfen.

Der Fokus der RCT ist auf Income gerichtet, die nach Abschluss der Behandlungen vorliegen, weshalb es sich bei der RCT um eine prospektive Studie handelt.

Von Verblindung spricht man, wenn nicht nur die Teilnehmenden an einer Studie, sondern auch Pflegepersonal, medizinische und psychologische Fachleute und die Studienleitung keine Kenntnis über die jeweilige Gruppenzugehörigkeit haben.

Zusätzlich zu diesem Post-Test sollte ein zeitlich späterer Follow-up erfolgen, um die langfristige Wirkung der Intervention zu überprüfen und Störfaktoren auszuschließen.

RCT

Einer der größten Vorteile der RCT ist, dass sich mit diesem Studiendesign die stärkste Evidenz für Kausalitäten zwischen Exposition und Outcome aufdecken lässt.

Ein Beispiel für Verblindung wäre, bei der Überprüfung der Wirksamkeit von Nikotinpflastern zur Rauchentwöhnung die Vergabe von Pflastern an alle teilnehmenden Personen, wobei nur die Pflaster der Untersuchungsgruppe einen Wirkstoff enthalten. Das Wissen darüber, welche Pflaster was enthalten, würde jedoch nicht an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weitergegeben, um Erwartungseffekten vorzubeugen.

Als Vorteil von RCTs ist anzuführen, dass diese Studien sehr zeit- und kostengünstig sind.

Kohortenstudie

beginnt, wenn die Erkrankung (Outcome) bereits eingetreten ist.

Der Expositionsstatus wird gemessen und aktiv beeinflusst.

Die VP - Zuteilung erfolgt randomisiert.

Häufig wird bei Kohortenstudien das Neuauftreten einer Krankheit (also die Inzidenz) betrachtet. Hierbei wird zusätzlich zwischen Inzidenzrate (Neuerkrankungen einer Risikogruppe) und kumulativer Inzidenz (Neuerkrankungen der Gesamtpopulation) unterschieden.

Eine Kohortenstudie wird typischerweise retrospektiv durchgeführt.

Kohorten- und Fall-Kontroll-Studie

Ein Vorteil der Fall-Kontroll-Studie ist, dass sie kausale Zusammenhänge erklären können.

Mit der Kohortenstudie ist es möglich multiple Outcomes gleichzeitig zu erfassen.

Fall-Kontroll-Studien sind mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden, da sie oft über mehrere Jahre und Jahrzehnte durchgeführt werden müssen.

Es kann bei Kohortenstudien zu erheblichen Drop-outs kommen.

Fall-Kontroll-Studien operieren prospektiv.

Fall-Kontroll-Studien

sind retrospektiv ausgerichtet.

Es wird analysiert, welche Expositionen dazu geführt haben können, die Krankheit zu verursachen.

Bei Kohorten, aber nicht bei F-K-S, findet Matching statt.

Das Matching dient der Herstellung einer besonders hohen Strukturgleichheit zwischen den beiden Gruppen

Fall-Kontroll-Studien sind sehr zeit- und kostenintensiv.

Fall-Kontroll-Studien und Qualitative Studien

Recall Bias: Bei der Erfassung der Expositionen können weitere methodische Probleme auftreten, denn es handelt sich um Verhalten oder Ereignisse, die in der Vergangenheit stattgefunden haben, welche die Befragten aus dem Gedächtnis abrufen.

Es lassen sich drei Arten des Recall Bias unterscheiden.

In der Gesundheitspsychologie werden qualitative Verfahren allgemein häufiger genutzt als quantitative Designs.

Das Interesse an qualitativen Verfahren flacht stetig ab.

Qualitative Erhebungsmethoden: Diskursanalysen, Grounded Theory Approach, Interpretive Phenomenological Analysis, die Untersuchung von Einzelfällen ...

Qualitative Studien

Charakteristisch für qualitative Forschungsmethoden ist die sehr offene und explorierende Herangehensweise, welche sich zum Teil während des Forschungsverlaufs verändern kann. Dieses offen gewonnene Material ist differenzierter und umfassender als Informationen, die durch standardisierte Messmethoden gewonnen werden, und eignet sich sehr gut zur induktiven Ableitung von Hypothesen.

Qualitative Studien sind gut geeignet, um die wichtigen Aspekte eines Themas akkurat zu erfassen.

Der Fallbericht ist ein Beispiel für eine qualitative Methode.

In einem Fallbericht wird der Verlauf einzelner Erkrankungen in einer oberflächlichen Art und Weise beschrieben.

Erhebungsmethoden

Beobachtung: systematische, regelgeleitet.

Beobachtung: keine unmittelbare Erfassung der Daten.

Ratingskalen und psychologische Tests

Ratingskalen lassen sich sehr gut mit Beobachtungs- und Befragungsmethoden kombinieren, um qualitative Daten gegebenenfalls zu quantifizieren und so einer statistischen Analyse zugänglich zu machen.

In der gesundheitspsychologischen Forschung werden sehr häufig psychologische Tests wie das Beck Despressions-Inventar zur Diagnose des Erlebens und Verhaltens eingesetzt.

Forschungsfelder in der Gesundheitspsychologie

Epidemiologieforschung: "Woher kommt das, was sind die Ursachen hierfür?"

Ätiologisch orientierte Forschung: "Ist das häufig und bei wem kommt das vor?"

Epidemiologieforschung: Hier geht es vorrangig darum, zu verstehen, wie die Krankheitsverteilung in Raum und Zeit in Abhängigkeit von Personen- und Umweltvariablen variiert.

Ätiologisch orientierte Forschung: Ein Ergebnis aus solchen Arbeiten ist beispielsweise, dass etwa 20 % der Erwerbstätigen Burnout-ähnliche Phasen erleben und dass besonders Menschen in helfenden sozialen Berufen gefährdet sind (Techniker Krankenkasse [TK], 2016).

Ätiologisch orientierte Forschung: Diese Forschungsrichtung richtet sein Interesse auf die Frage nach der Herkunft eines Zustandes (z. B. eine Krankheit).

Forschung

Klassifikationsforschung: Als ein Beispiel für Forschungen, die in diesen Bereich fallen, lassen sich die Arbeiten von Pantel et al. (1997) und Markowitsch (1995) nennen, die verschiedene Formen der Demenz mit der Degeneration spezifischer Hirnareale verknüpften. Ergebnisse dieser Arbeiten zeigen, dass die Kenntnis über die Art und Ausprägung der Degeneration Rückschlüsse auf die vorliegende Demenzform zulassen.

Interventionsforschung: Sowohl die in der Person selbst liegenden Faktoren als auch die Bedingungen in der Umwelt, die in Bezug auf eine Krankheit oder gesundheitliche Gefährdung wichtig sind, werden dabei berücksichtigt und auf ihre Auswirkungen auf die Gesundheit hin analysiert

Interventionsforschung: "Wie kann das geheilt/gelindert werden?" ist die Frage, der in der Interventionsforschung nachgegangen wird.

Anders als bei den Ansatzpunkten der Interventionsforschung ist die Krankheit im Falle der Präventionsforschung bereits existent.

Interventionsforschung: Als Beispiel für diese Art von Forschung lassen sich Studien zur Wirksamkeit von Entspannungs- und Stressbewältigungstrainings nennen.

Interventionsforschung

Bei der Interventionsforschung spielen ebenso wie bei der Präventionsforschung KostenNutzen-Abwägungen eine Rolle, da sich meistens die Frage stellt, wie viel Nutzen (im Sinne von Wiederherstellung und Erhalt von Gesundheit und Wohlbefinden) eine Intervention im Vergleich zu den geringeren Kosten erbringt.

Wenn beispielsweise für den Aufbau von gesundheitsförderlichem Führungsverhalten umfangreiche Schulungen der Führungskräfte erforderlich sind, so müssen die dadurch entstehenden Kosten in Relation dazu gesetzt werden, welche Effekte mit einer solchen Intervention tatsächlich erzielt werden.

Auf der Seite der Nutzen könnte hier die Vorbeugung von Folgeerkrankungen der Mitarbeiter stehen.

Intervention Mapping

Zur Qualitätssicherung sollten Programme zur Gesundheitsförderung gründlich evaluiert werden.

Um den Prozess der Entwicklung von theorie- und evidenzgestützten Gesundheitsinterventionen zu strukturieren, wurde Intervention Mapping entwickelt.

Intervention Mapping ist ein Protokoll für die Planung, Umsetzung und Evaluation von Gesundheitsförderungsprogrammen

Dabei wird davon ausgegangen, dass Gesundheit zu einem Großteil das Ergebnis von Genetik ist.

Intervention Mapping: Verhalten kann direkt verändert werden.

Grundlagen von Intervention Mapping

Intervention Mapping betrachtet Probleme aus einer ökonomischen Perspektive.

Gesundheit ist das Ergebnis von Interaktionen und Beziehungen zwischen den verschiedenen Ebenen.

Ökologischer Ansatz: 1.Individuum, 2. Intrapersonelle Ebene, 3. Organisationsebene, 4. Gemeinschaftsebene, 5. Gesellschaftsebene

Partizipation ist unverzichtbar, damit das Programm sich wichtigen Anliegen der Allgemeinheit widmet t, um eine große Breite an Wissen, Fähigkeiten und Expertise einzubringen und um die externe Validität zu verbessern. .

Durch Partizipation wird die postive Bewertung der zuständigen Akteure gewährleistet.

Schritte im Intervention Mapping

Es gibt 5 Schritte.

Das Endprodukt des vorhergehenden Schrittes begründet jeweils den Ausgangspunkt des nächsten Schrittes.

Der Prozess ist in der Praxis meist linear.

Zur Wirkung des Modells ist es nicht notwendig alle Schritte zu durchlaufen.

Der erste Schritt ist der der Erstellung von Programmzielen.

Intervention Mapping Schritte des Logischen Modells der Intervention nach Bartholomew et al.

Der erste Schritt ist der der Bedarfsanalyse (engl. needs assessment).

Der zweite Schritt ist der der Bedarfsanalyse (engl. needs assessment).

Das Ergebnis des ersten Schrittes ist eine genaue Beschreibung des Problems und welchen Einfluss es auf die Lebensqualität hat.

Im nächsten Schritt werden die problemerzeugenden und -aufrechterhaltenden Verhaltensweisen und Umweltbedingungen, die in der Bedarfsanalyse ausgearbeitet wurden, in problemreduzierende Verhaltensweisen und Umweltkonditionen übersetzt.

Die Schlüsselfrage beim dritten Schritt ist: "Wer muss was tun, und warum sollte derjenige das tun?"

Intervention Mapping Schritte des Logischen Modells der Intervention nach Bartholomew et al.

Im dritten Schritt werden theoriebasierte Methoden und praktische Anwendungen ausgewählt, um die Determinanten zu verändern.

Eine Methode ist eine aus einer Praxis abgeleitete Technik, um Verhalten zu ändern.

Im fünften Schritt wird das Programm entwickelt. Die einzelnen Komponenten werden zu einem Ganzen zusammengefasst.

Eine Anwendung ist die Übersetzung der Methode im spezifischen Zusammenhang der Intervention.

Als Konsequenz des dritten Schrittes sieht eine fertige Intervention zum Thema gesunde Ernährung

Intervention Mapping Schritte des Logischen Modells der Intervention nach Bartholomew et al.

Das Ergebnis des dritten Schrittes sind Matrizen der Veränderungsziele (engl.: change objectives) für Betroffene und Akteure auf allen relevanten Umweltebenen.

Die Handlungsziele bestimmen, was die Zielpopulation bzw. die Akteure auf den jeweiligen Ebenen konkret tun müssen, um das Verhaltensziel zu erreichen. Danach müssen Determinanten, das heißt veränderbare Faktoren, die einen kausalen Einfluss auf die Handlungsziele haben, bestimmt werden.

Eine Intervention kann noch so gut entwickelt sein, solange sie nicht oder verkehrt umgesetzt wird, kann sie nicht effektiv sein.

Im vierten Schritt werden die Personen identifiziert, die für die Annahme und Umsetzung zuständig sind.

Die sechste Phase ist die Annahme und Umsetzung des Programmes.

Intervention Mapping Schritte des Logischen Modells der Intervention nach Bartholomew et al.

Die fünfte Phase ist die des Evaluationsplans.

Im fünften Schritt müssen Matrizen der Veränderungsziele für die Annehmenden und Umsetzenden erstellt werden.

Am Ende des vierten Schrittes steht ein detaillierter Plan, wie genau Annehmende und Umsetzende überzeugt werden, das Programm anzunehmen bzw. durchzuführen.

Auf der Basis der Evaluation wird die Intervention laufend angepasst und anschließend reevaluiert.

Schritt 6: Effektivität kann anhand von Veränderungen des Gesundheitsproblems und der Lebensqualität der Zielgruppe, aber auch anhand der Verhaltensziele, Handlungsziele und Veränderungsziele bewertet werden.

Schlüsselprozesse zum Anwenden von Theorie und empirischen Befunden

Um zu einem möglichst vollständigen Verständnis des Problems zu gelangen und eine effektive Intervention zu entwickeln, werden beim Intervention Mapping bei jedem Schritt sechs Schlüsselprozesse angewendet.

Schritte: Planungsfragen stellen ->"Brainstorming" von vorläufigen Antworten auf die Planungsfragen -> Die Literatur nach Theorien durchsuchen, diese bewerten und auf das Problem anwenden -> Die Literatur nach Belegen durchsuchen und die Güte der Belege bewerten -> Forschung durchführen, um Antworten auf unbeantwortete Fragen zu finden -> Eine Liste von Antworten auf die Planungsfragen zusammenstellen

Beim Brainstorming kann Erfahrung und Vorwissen von allen Mitgliedern der Entwicklungsgruppe eingebracht werden.

Problemgerichtete Herangehensweise / konstruktgerichtete Herangehensweise

General theory approach = theoriegerichtete Herangehensweise

Schritt 1: Bedarfsanalyse

Im Fall der Bedarfsanalyse für Gesundheitsinterventionen wird der jetzige Zustand mit einem wünschenswerteren Zustand in Bezug auf Gesundheit und Lebensqualität verglichen.

Es werden ausschließlich physiologische Faktoren und Verhaltensrisikofaktoren einbezogen.

Während der Bedarfsanalyse entsteht ein recht oberflächliches Bild des Problems.

Im zweiten Schritt der Bedarfsanalyse ist die Zusammenstellung einer Entwicklungsgruppe, um Partizipation zu ermöglichen und vielfältige Kenntnisse und Perspektiven einzubringen.

Der Beginn eines neuen Schrittes ist ein guter Zeitpunkt, um die Entwicklungsgruppe zu reevaluieren und gegebenenfalls neue Mitglieder hinzuzufügen.

Erstellen des logischen Modells des Problems und Erfassen von Stärken und Kapazitäten der Zielgruppe

Im logischen Modell des Problems werden das zu untersuchende Gesundheitsproblem und sein Einfluss auf die Lebensqualität sowie die das Problem beeinflussenden Verhaltens- und Umweltfaktoren mit den jeweils dazugehörigen Determinanten dargestellt.

Beim Erstellen des logischen Modells des Problems wird von den Gesundheitsproblemen (z. B. Übergewicht, kardiovaskuläre Erkrankungen, sexuell übertragbare Krankheiten) oder von unerwünschten Verhaltensweisen (z. B. Rauchen, ungeschützter Geschlechtsverkehr, ungesunde Ernährung) ausgehend gearbeitet.

Altschuld und Watkins argumentieren, dass bei der Bedarfsanalyse Gesundheitkeitsprobleme hauptsächlich aus einer defizitären Perspektive betrachtet werden sollten.

Der einzigartige Charakter von Gruppen wird in der ENtwicklung der Interventionen miteinbezogen.

Es wird auf ein Programm gesetzt, das nachhaltig ist.

Was stimmt bezüglich Interventionen?

Realevante und weniger relevante Faktoren werden vom Modell in etwa gleich berücksichtigt.

Ziele von Interventionen beziehen sich üblicherweise auf das spezifische Verhalten, die Lebensqualität oder die Gesundheit.

Ziele sollten so allgemein wie möglich formuliert werden und messbar sein,

"Snack Healthy, Get Healthy" (Hoonhoud, 2016): Ziel der Intervention ist es, gesundes Snackverhalten auf dem Universitätscampus der Universität Utrecht zu fördern. Die Risikopopulation sind Studierende im Alter von 17 bis 28 Jahren.

Ungesundes Snackverhalten wurde als Ursache für Übergewicht, Gefäßkrankheiten und Krebs identifiziert. Diese Gesundheitsprobleme sind mögliche Ursachen für Arbeitsunfähigkeit und frühzeitigen Tod. Insbesondere Übergewicht ist mit Stress, Vorurteilen und emotionalen Problemen verbunden.

Intervention: Snack healthy, get healthy

wurde in Altersheimen durchgeführt.

Ungesundes Snackverhalten wurde in der Intervention definiert als das Konsumieren von Nahrungsmitteln zwischen den Mahlzeiten, die einen hohen Fett-, Salz- oder Zuckeranteil aufweisen.

Die Theorie des geplanten Verhaltens kann zur Erklärung von ungesundem Snackverhalten herangezogen werden.

Eine positive Einstellung zu gesunden Snacks, eine deskriptive Norm, dass ungesundes Snackverhalten normal ist, und fehlende Selbstwirksamkeit können zu ungesundem Snackverhalten beitragen.

Als Umweltfaktoren, die das Snackverhalten beeinflussen, wurden auf der intrapersonellen Ebene Gruppendruck und fehlende soziale Unterstützung, um gesunde Snacks zu sich zu nehmen, identifiziert.

Intervention: Snack healthy, get healthy

Es wurde angenommen, dass eine negative Einstellung gegenüber gesunden Snacks und eine positive Einstellung gegenüber ungesunden Snacks sowie mangelnde Fähigkeiten und Selbstwirksamkeit das Verhalten der Eltern beeinflussen.

Als Determinanten für das Verhalten dieser Akteure wurden eine negative Einstellung zum Verkauf gesunder Snacks, mangelnde Selbstwirksamkeit und Fähigkeiten gesunde Snacks zu verkaufen und negative Erwartungen an den Verkauf gesunder Snacks identifiziert.

Auf der gesellschaftlichen Ebene wurde eine positive Einstellung der Werbedesigner, positive Erwartungshaltung zu Werbung von ungesunden Snacks, sowie fehlendes Wissen über Werbung für gesunde Snacks als Determinanten herausgestellt.

Stärken der Zielgruppe sind, dass Studierende häufig gesundheitsorientiert und gebildet sind.

Die Zielgruppe der Studierenden ist recht stark in ihren Einstellungen verankert

Schritt2: Erstellung von Programmzielen

Im zweiten Schritt wird das Problem aus einer problemorientierten Perspektive betrachtet.

Es werden Handlundsziele (engl.: performance objectives) ausgearbeitet und durchgeführt.

Anschließend werden Matrizen der Veränderungsziele (engl.: change objectives) gebildet.

Interventionen, Schritt 2

Ein Verhaltensziel spezifiziert, was die Zielgruppe beziehungsweise die Akteure auf den jeweiligen Umweltebenen tun müssen, um das Verhaltensziel zu erreichen.

Ein Handlungsziel beschreibt, welche Verhaltensweise von der Zielgruppe beziehungsweise den Akteuren auf den jeweiligen Umweltebenen als Ergebnis der Intervention erwartet wird.

Ein Veränderungsziel beschreibt, wie genau sich die Determinanten verändern müssen, um die Handlungsziele zu erreichen.

Das logische Modell der Veränderung ähnelt dem logischen Modell des Problems.

Laut dem Modell führt das Erreichen der Veränderungsziele zu Änderungen der Determinanten. Die Determinanten wiederum beeinflussen das Erreichen der Handlungsziele.

Intervention Aufgaben während Schritt 2 und Identifizieren von Umweltzielen

Risikomindernde Verhaltensweisen reduzieren bereits vorhandene Risiken (z. B. mit dem Rauchen aufhören reduziert das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken). Gesundheitsfördernde Verhaltensweisen verbessern die Gesundheit beziehungsweise schützen vor Krankheit (z. B. Zähne putzen, ausreichend Schlaf).

Compliance- und Selbstmanagement-Verhaltensweisen beziehen sich auf Gefährdungsgruppen

Im Hinblick auf die Evaluation ist es wichtig, Verhaltensziele spezifisch und messbar zu formulieren.

Zusätzlich zu Verhaltenzielen sollten auch Umweltziele formuliert werden.

Unterteilen der Interventionspopulation

Während die einen sich noch in der Kontemplationsphase befinden und noch nicht darüber nachdenken mit dem Rauchen aufzuhören, sind andere bereits einige Schritte weiter und planen bereits mit dem Rauchen aufzuhören.

Die Gruppe der Raucher in der Präkontemplationsphase muss zunächst realisieren, dass sie mit dem Rauchen aufhören sollte, wohingegen dieser Schritt bei Rauchern in der Planungsphase nicht mehr relevant ist.

Um eine Matrix der Veränderungsziele zu erstellen, werden Handlungsziele mit Determinanten gekreuzt

Als ein Verhaltensziel wurde "Studierende ersetzen 75 % der ungesunden Snacks, die im Campusviertel konsumiert werden, durch gesunde Snacks" gewählt.

Verhaltensziele auf der Organisationsebene sind "Besitzer von Nahrungsmittelläden auf dem Campus erhöhen ihre Preise für ungesunde Snacks um 10 % und senken die Preise für gesunde Snacks um 10 %" und "Besitzer von Nahrungsmittelläden auf dem Campus erhöhen das Angebot von gesunden Snacks und verringern das Angebot von ungesunden Snacks".

Schritt 3: Auswahl von theoretischen Methoden und Anwendungen

Die Hauptaufgabe im dritten Schritt ist es, theoriebasierte Methoden auszuwählen, um die zuvor definierten Programmziele zu spezifizieren.

Methoden sind die Charakteristika, die eine Anwendung berücksichtigen muss, um die Methode richtig zu übersetzen. Falls Parameter nicht eingehalten werden, ist die Effektivität der Methode nicht gewährleistet.

Anwendungen sind die Übersetzungen der Methoden in praktische Interventionselemente. Idealerweise sind sie spezifisch und auf die Intervention zugeschnitten.

Wirkparameter sind die Charakteristika, die eine Anwendung berücksichtigen muss, um die Methode richtig zu übersetzen. Falls Parameter nicht eingehalten werden, ist die Effektivität der Methode nicht gewährleistet.

Es gibt Methoden für die Veränderung von individuellen Determinanten, aber keine Methoden, um Umweltfaktoren zu ändern

Schritt 3 Intervention Mapping

Zum Beispiel ist "angeleitete Übung" eine Methode, um Fähigkeiten und Selbstwirksamkeit zu verbessern.

Ein Beispiel für eine Methode auf der intrapersönlichen Ebene ist das Stärken von Bindungen des sozialen Netzwerks, um soziale Unterstützung zu verbessern.

Methoden für die Veränderung von Umweltfaktoren bestehen häufig aus mehreren Methoden, die auf bestimmte Determinanten abzielen

Die von Kok und Kollegen (2016) vorgeschlagene Taxonomie von Verhaltensänderungsmethoden bietet eine gute Grundlage, um Methoden und Wirkparameter für bestimmte Determinanten zu identifizieren.

Ein Vorteil in der Programmplanung ist, bei der Übersetzung von Methoden zu Anwendungen die Wirkparameter zu vernachlässigen (Peters, de Bruin, & Crutzen, 2015; Peters, Ruiter, & Kok, 2013) wie es zum Beispiel bei der Anwendung von Schreckbildern auf Zigarettenpackungen geschehen ist.

Zigarettenpackungen und Intervention Mapping

Der Grundgedanke ist, Menschen durch das Hervorrufen von negativen Emotionen vom Rauchen abzuschrecken

Die Bilder auf den Zigarettenpackungen waren bei der Abschreckung erfolgreich.

Peters et al. (2013) raten daher, Furchtappelle nur zu verwenden, wenn die Selbstwirksamkeit der Zielgruppe hoch ist.

Angsteinflößende Nachrichten flößen häufig eine offensive Reaktion aus.

Empfänger leugnen das Risiko, ignorieren die Nachricht oder verarbeiten die Information verzerrt.

Intervention Mapping; Schritt 3

Schreckbilder allein erhöhen weder die Selbstwirksamkeit noch die wahrgenommene persönliche Anfälligkeit für das Gesundheitsrisiko.

Brainstorming von Methoden und Anwendungen: Bei der Auwahl von Methoden und Anwendungen wird immer gleich vorgegangen.

Welche Arbeitsweise gewählt wird, hängt vom bevorzugten Arbeitsstil der Entwicklungsgruppe ab.

Das Wichtigste ist, dass am Ende des Schrittes theoretische Methoden, unter Berücksichtigung ihrer Wirkparameter, korrekt in praktische Anwendungen umgewandelt wurden und dass die zuvor identifizierten Determinanten durch die Methoden adressiert werden.

Um theoretische Methoden zu identifizieren ist es hinderlich, zunächst die Veränderungsziele nach Determinanten zu ordnen.

AF G MC-Fragen SS 19 Kurs 2

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