Ausbildungsvoraussetzungen prüfen und die Ausbildung planen

Kann ein Unternehmen ausbilden und welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein; Planung der Ausbildung

Kann ein Unternehmen ausbilden und welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein; Planung der Ausbildung


Kartei Details

Karten 76
Sprache Deutsch
Kategorie Berufskunde
Stufe Berufslehre
Erstellt / Aktualisiert 06.07.2019 / 09.07.2019
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Welche Faktoren bestimmen, ob eine Firma ausbildet? Nennen Sie 4.

Folgende 4 Faktoren bestimmen u. a., ob eine Firma ausbildet:

- die wirtschaftliche Situation des Unternehmens
- die Fluktuationsquote in der Probezeit
- die gewünschte Übernahmequote des Unternehmens
- die Bestehensquote in der Abschlussprüfung

Wie lautet die Formel um die Minimalanforderungen für den Ausbildungsbedarf zu berechnen?

Die Formel lautet:
MA x F W x EA / EQ x Ü x 100

MA: geplante Mitarbeiterzahl in 3 Jahren
F: geplante Anteile an Fachkräften in Prozent am Personalbestand
W: Anteil der vsl. ausscheidenden MA in Prozent
EA: Anteil der Fachkräfte, die vsl. nicht über den Arbeitsmarkt eingestellt werden können
EQ: Einstellungsquote = Anteil der bestandenen Abschlussorüfungen der Azubis, die eingestellt wurden (in Prozent)
Ü: Übernahmequote nach der Ausbildung
 

Warum kann es angebracht sein, dass ein Betrieb mehr Auszubildende als geplant einstellt?

Es kann angebracht sein, dass ein Betrieb mehr Auszubildende als geplant einstellt, weil Bewerber mitunter Verträge bei mehreren Firmen unterschreiben.

Was  muss getan werden, wenn sich die zu besetzende Stelle nicht mit den Richtlernzielen des jeweiligen Ausbildungsberufs deckt?

Sind die Richtlernziele umfangreicher als die Fähigkeiten laut Anforderungsprofil, so müssen mindestens die vorgegebenen Lernziele vermittelt werden - ggf. auch durch eine Ausbildung ausßerhalb der Ausbildungsstätte. Sind die betrieblichen Anforderungen umfangereicher als die Lernziele, muss der Ausbildungsbetrieb Wege finden, um diese als vertraglich zu vereinbarende Zusatzqualifikationen zu schulen.

Wo sind in Deutschland  einheitliche Standards für die Berufsausbildung festgelegt und was bildet die Grundlage?

Die einheitlichen Standards sind in den Ausbildungsordnungen festgelegt. Die Grundlage der Ausbildungsordnung ist das Berufsbildungsgesetz.

Was bedeutet der Begriff "anerkannter Ausbildungsberuf"?

In "anerkannten Ausbildungsberufen" darf nur nach Ausbildungsordnung ausgebildet werden, d.h. die dort festgelegten Aspekte gelten als verpflichtend.

Wie verläuft die Modernisierung bestehender bzw. die Entwicklung neuer Ausbildungsordnungen?

Die Initiative hierfür geht von den Fachverbänden, also den Organisationen der Arbeitgeber, oder von den Gewerkschaften aus. Nach Anhörung aller Beteiligten entscheidet darüber der Bundesminister für Wirtschaft oder Fachminister.

Skizzieren Sie kurz, wie neue Ausbildungsordnungen entstehen?

1. Die Betriebe und die Gewerkschaften geben Anregungen unter Beteiligung der Kultusminister der Bundesländer an das Bundesinstitut für Berufsbildung BBIB weiter
2. Das BBIB sammelt alle Anregungen und bereitet diese unter Beteiligung weiterer Gremien (Fachverbände und Gewerkschaften) in Form einer Ausbildungsordnung auf
3. Der im Hauptausschuss des BIBB einstimmig beschlossene Vorschlag wiederum wird dem Bundesminster für Wirtschaft oder dem zuständigen Fachminister zum Erlass vorgelegt. Diese Ausbildungsordnung wird dann in Form einer Rechtsverordnung erlassen, die ab 1. August des folgenden Jahres gültig ist und bis zur nächsten Änderung in Kraft bleibt.

Wie entstehen die Rahmenlehrpläne für Berufsschulen?

Der Rahmenlehrplan für die Berufsschule wird parallel zur Ausbildungsordnung entwickelt. In der Kultusministerkonferenz (Bonn/Berlin) verabschieden die Kultusminister der 16 Bundesländer einen einheitlichen Rahmenlehrplan mit 10 bis 13 beruflichen Lernfeldern. Für die allgemeinbildenden Fächer erarbeitet jedes Bundesland seine eigenen Lehrpläne.

Was regelt die Ausbildungsordnung?

Die Ausbildungsordnung regelt:

- Berufsbezeichnung
- Ausbildungsdauer
- Ausbildungsrahmenplan
- Berufsbild
- Prüfungsanforderungen

Was ist der Unterschied zwischen dem Ausbildenden und dem Ausbilder und welche Eignung müssen beide nachweisen?

Der Ausbildende ist der Unternehmensvertreter, der den Ausbildunsgplatz anbietet. Er qualifiziert sich z.B. durch ein polizeiliches Führungszeugnis. Der Ausbilder ist derjenige, der den Azubi aufgrund seiner Kentnisse und Fähigkeiten (berufs- und arbeitspädagogische Qualifikation) ausbilden darf. Er muss seine fachliche und persönliche Eignung durch einen Berufsabschluss und die arbeits- und berufpädagogische Qualifikation nachweisen.

Wann kann eine Ausbildung in Teilzeit durchgeführt werden und wer genehmigt diese?

Eine Ausbildung in Teilzeit kann nur "bei berechtigtem Interesse" durchgeführt werden, z.B. bei Betreuung des eigenen Kindes, eines pflegebedürftigen Angehörigen oder bei der Ausbildung Behinderter. Die Genehmigung erfolgt durch die IHK:

Welche Modelle sind bei der Teilzeitausbildung möglich?

Grundsätzlich sind zwei Modelle bei der Teilzeitausbildung möglich:

- die Regelausbildungsdauer bleibt unverändert (min. 25 Wochenstunden)
- Verlängerung der Regelausbildungsdauer um max. 1 Jahr - min. 20 Wochenstunden

Wie lange dauert in der Regel die Ausbildung?

Die Ausbildung soll grundsätzlich nicht mehr als drei und nicht weniger als zwei Jahre dauern. Abweichungen sind möglich.

Wo ist das Ausbildungsberufsbild definiert und was beinhaltet es?

Das Ausbildungsberufsbild ist für jeden Ausbildungsberuf in der Ausbildungsordnung definiert. Dort ist festgehalten, welche Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten (Richtlernziele) mindestens Gegenstand der Ausbildung sein müssen.

Was regelt der Ausbildungsrahmenplan und wie ist er aufgebaut?

Der Ausbildungsrahmenplan regelt die sachliche und zeitliche Gliederung der Ausbildung. Die Inhalte sind nach Themenbereichen aufgebaut.

Was ist der betriebliche Ausbildungsplan?

Der betriebliche Ausbildungsplan entsteht, wenn die Betriebe den Ausbildungsrahmenplan konkret der Situation im eigenen Unternehmen anpassen. Aus diesem wird dann ein betrieblicher Ausbildungsplan mit Feinlernzielen.

Was wird in den Prüfungsanforderungen geregelt?

In den Prüfungsanforderungen werden die Inhalte der Zwischen- und Abschlussprüfungen geregelt.

Was ist eine gestreckte Abschlussprüfung?

Eine gestreckte Abschlussprüfung beschreibt eine Abschlussprüfung, die aus zwei zeitlich auseinanderfallenden Teilen besteht.

Welche innerbetrieblichen Beteiligten müssen bei der Ausbildung zusammenwirken?

Folgende Beteiligten müssen bei der Ausbildung zusammenwirken:

- Ausbildender
- Ausbilder
- Ausbildungsbeauftragter
- Pate

Welche fachliche Ausbildung muss der Ausbilder haben?

Der fachliche Ausbilder muss einen Bildungsabschluss nach § 30 Abs. 1 BBiG haben wie z. B.

- Abschluss einer Ausbildung,
- Abschluss einer Fortbildung,
- Abschluss eines Studiums
- widerrufliche Zuerkennung

Wer entscheidet im Einzelfall, ob der Ausbilder die fachliche Eignung besitzt und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen? Nennen Sie ein Beispiel.

Im Zweifelsfall entscheidet der Bildungsberater der IHK. Wenn sich die Ausbildungsberufe von Ausbilder und Auszubildendem unterscheiden, so werden sie derselben Fachrichtung zugeordnet, wenn mindestens 50% der entsprechenden Ausbildungsinhalte übereinstimmen. Diese Übereinstimmung ist beispielsweise beim Bankkaufmann und beim Kaufmann für Versicherung und Finanzen gegeben.

Welche Abschlüsse gelten neben einer Ausbildung ebenfalls als fachliche Eignung des Ausbilders?

Der Abschluss an einer deutschen Hochschule in einer dem Ausbildungsberuf entsprechenden Fachrichtung zzgl. einer angemessenen Zeit praktischer Berufstätigkeit oder das Bestehen einer anerkannten Prüfung an einer Ausbildungsstätte, vor einer Prüfungsbehörde oder an einer Berufsfachschule in einer dem Ausbildungsberuf entsprechenden Fachrichtung, zzgl. einer angemessenen Zeit praktischer Berufstätigkeit zählen ebenfalls für die fachliche Eignung eines Ausbilders.

Wann spricht man von einer widerruflichen Zuerkennung?

Wenn die entsprechenden Abschlüsse fehlen, kann der Ausbilder durch Zeugnisse belegen, dass er die erforderlichen Kenntnisse besitzt und sich eine widerrufliche Zuerkennung von der nach Landesrecht zuständigen Behörde zusprechen lassen. In Bayern ist diese Behörde die IHK bzw. deren Bildungsberater.

Warum ist eine Prüfung für den Ausbilder notwendig? Wer hat dies festgelegt?

Die Prüfung ist für den Ausbilder notwendig, damit dieser seine berufs- und arbeitspädagogische Eignung unter Beweis stellt. Festgelegt hat dies das Bundesministerium für Bildung und Forschung nach Anhörung des Hauptausschusses des BIBB.

Muss die Prüfung je nach Ausbildungsberuf mehrfach abgelegt werden?

Die Prüfung gilt berufsübergreifend, erstreckt sich auf alle Ausbildungsberufe und muss daher nur einmal abgelegt werden.

Was bedeutet es, wenn ein Unternehmen mehrere Standorte hat? Reicht ein Ausbilder für alle Standorte?

Nein, es muss einen Ausbilder pro Standort geben, wenn das Unternehmen an allen seinen Standorten ausbilden möchte. Dieser muss als verantwortlicher Ausbilder bei der IHK gemeldet sein und es muss ein Datenblatt über ihn vorliegen, dass seine Qualifikation dokumentiert. 

Was muss ein Ausbildungsbeauftragter können bzw. nachweisen?

Ein Ausbildungsbeauftragter benötigt keinen Berufsabschluss, muss aber fachlich und persönlich geeignet sein.

Welche Aufgabe haben die Ausbildungsbeauftragten?

In Mittel- und Großunternehmen führen die Ausbildungsbeauftragten die Ausbildung vor Ort durch. Sie werden vom Ausbilder dazu namentlich benannt. Ihre Aufgabe ist es

- Informationsgespräche mit dem Auszubildenden zu führen
- dem Azubi Aufgaben im Arbeitsbereich zu erklären und zu übertragen
- Kritikgespräche zu führen und Beurteilungen vorzunehmen

Wer ist der Pate und was ist seine Aufgabe?

Der Pate ist der Ansprechpartner für die Auszubildenden vor allem in der Einführungsphase. Vor allem Azubis im dritten Ausbildungsjahr können Paten sein.

Wann ist ein Unternehmen als Ausbildungsbetrieb geeignet?

Ein Unternehmen ist dann als Ausbildungsbetrieb geeignet, wenn dort alle Tätigkeiten ausgeübt werden, die im Ausbildungsrahmenplan vorgeschrieben sind.

In welchem Verhältnis müssen Azubis und Ausbilder in einem Unternehmen stehen?

Bei einem nebenberuflich tätigen Ausbilder dürfen nicht mehr als 3 Azubis im Unternehmen beschäftigt werden, bei einem hauptberuflichen Ausbilder bis zu 16.

 Was passiert, wenn der Betrieb nicht alle Ausbildungsinhalte innerbetrieblich abdecken kann?

Wenn ein Betrieb nicht alle Inhalte innerbetrieblich abdecken kann, dann kann die Ausbildung auch außerhalb der Ausbildugnsstätte erfolgen, indem 

a) die Inhalte durch einen anderen Betrieb vermittelt werden (außerbetrieblich in einem Ausbildungsverbund)
b) die Inhalte in Form von Lehrgängen bei einem Bildungsträger wie einer Innung, Handwerkskammer, etc.überbetrieblich vermittelt werden.

Was ist ein Ausbildungsverbund? Wer trägt die Verantwortung?

Ein Ausbildungsverbund ist ein Zusammenschluss von mehreren Unternehmen, um eine Berufsausbildung gemeinsam durchzuführen. Der Entsender trägt jeweils die Verantwortung.

Was ist der Vorteil eines Ausbildungsverbunds?

Dadurch können auch klein- und mittelständische Betriebe ausbilden und der Azubi kann die Geschäfts- und Arbeitsprozesse bei kleineren Unternehmen komplett überschauen.

Was versteht man unter Auftragsausbildung?

Unter Auftragsausbildung versteht man, wenn das ausbildende Unternehmen ein anderes beauftragt, Teile der Ausbildung zu übernehmen z. B. weil das andere Unternehmen über eine eigene Ausbildungswerkstatt verfügt.