Methodenlehre Psychologie 1

Basierend auf der zweiteiligen VL Methodenlehre

Basierend auf der zweiteiligen VL Methodenlehre


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Flashcards 98
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 09.05.2019 / 08.07.2024
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 Aufgrund von welchem Kriterium werden typischerweise Dinge unter einem Begriff subsummiert? Inwieweit ist dieses Kriterium objektiv? Geben sie ein psychologisches Beispiel (nicht das auf den Folien). 

Ordnung auf der Basis von Ähnlichkeit 

Problem: „Ähnlichkeit“ schwer objektivierbar 

Bsp. Unterscheidung von Verliebt sein oder abhängig sein (in Beziehung) sind schwer von einander trennbar, da sie sich so ähnlich sind

Welche Kritik haben Heraklit und Nietzsche an Prinzipien der Begriffsbildung geäußert? 

Heraklit:

Welt ist nicht statisch, sondern prozesshaft: Alles ändert sich ständig 

Grundsätzliche Schwierigkeit, die Welt zu strukturieren (und damit Dinge einzuteilen bzw. „einzufrieren“) 

Nietzsche

Begriffsbildung (und damit Wissen/Erkenntnis) beruht auf bloß subjektivem Gleichsetzen des Nichtgleichen 

Warum würde Nietzsche sagen, dass die Erkenntnis, dass der Wal ein Säugetier ist, nur von begrenztem Wert ist? 

Zwar stimmt die Aussage anthropomorphisch aber enthält keinen einzigen Punkt, der "wahr an sich", wirklich und allgemeingültig sei, da jeder Tier an sich anders ist und die Defintition an sich vom Menschen geschaffen wurde

Fazit: Die empirische Wissenschaft scheint nicht immer so empirisch fundiert, wie es den Anschein hat! 
 
Daher müssen wir uns genauer mit Wissen/Erkenntnis auseinandersetzen … 

Was ist eine Realdefinition (inkl. Bsp.), und was hat sie mit porphyrischen Bäumen zu tun? 

genus proximum & differentia specifica 

Beispiel: Mensch = vernunftbegabtes Lebewesen (nach Aristoteles, zurückgehend auf Platons dihairesis) 

porphyrischer Baum:  klassisches epistemologisches Ordnungssystem

 Was hat das DSM-5 mit einem porphyrischen Baum zu tun? 

Mit diesem Verständnis von Definitionen ist notwendigerweise die Idee einer hierarchisch strukturierten Welt verknüpft

 Wovon hängt eine konkrete Realdefinition ab? 

abhängig vom Wissensstand

 

Beweisen Sie, dass Wirklichkeitsbereiche nicht nur auf eine Weise hierarchisch strukturierbar sind.  

Einteilung der Tierwelt gemäß einer (fiktiven) chinesischen Enzyklopädie: 
 
a) Tiere, die dem Kaiser gehören b) einbalsamierte Tiere c) Gezähmte d) Milchschweine e) Sirenen f) Fabeltiere  g) herrenlose Hunde h) in diese Gruppierung gehörige, i) die sich wie Tolle gebärden, j) unzählbare, k) die mit einem ganz feinen Pinsel aus Kamelhaar gezeichnet sind, l) und so weiter, m) die den Wasserkrug zerbrochen haben, n) die von weitem wie Fliegen aussehen"  

Beispiel 1: Psychologie bei Platon (z.B. Timaios, Phaidros) 
 Unterteilung der Seele in 3 Teile:

– mutartiger Teil

– begehrender/triebartiger Teil

– denkender Teil 
Vgl. heutige allgemeinpsychologische Disziplinen (Auswahl):

– Motivation (was treibt uns an, etwas zu tun)

– Emotion (was fühlen wir)

– Kognition (was denken wir/wie verarbeiten wir Information, egal ob bewusst oder unbewusst) 

Beispiel 2: Psychologie bei Aristoteles 
 
Menschliche (allgemeinpsychologische) Fähigkeiten (hierarchisch gedacht):

- Ernährung/Fortpflanzung

- Wahrnehmen (gr. aisthesis): Sinneswahrnehmungen durch fünf Sinne); konservierte Sinneseindrücke (gr. phantasmata, s. heute: Gedächtnis)

- Denken (nous): operiert mit Gedächtnis ( typ. menschlich) 

Beschreiben sie einige Unterschiede zwischen antiken und modernen psychologischen Theorien. Was kann man aus diesen Unterschieden für eine Schlussfolgerung zu psychologischen Theorien allgemein ziehen? • 

klarer abgegrenzte Bereiche

nicht triebbehaftet

Worin unterscheidet sich Aristoteles‘ Persönlichkeitspsychologie vom Big Five-Ansatz? 

Aristoteles:

Charaktertugenden (Persönlichkeitsdimensionen), Optimum in der „Mitte“ zwischen Extrem-Polen (mesotes-Lehre); Rolle von Erziehung, Gewöhnung und freier Entscheidung 

Bei Aristoteles gibt es neben Person (körperliche Voraussetzungen) und Umwelt (Lernen/Sozialisation) noch die freie Entscheidung als Ursache von Handlungen (fällt heute aufgrund der spezifischen wissenschaftstheoretischen Herangehensweise der empirischen Psychologie aus dem Blick!) 

 Wie ist die Motivationspsychologie bei Aristoteles beschaffen? 

Lust> Genussleben

Ehre > politisches Leben

Erkenntnis > theoretisches Leben 
 
Höchstes Ziel: Glückseligkeit (eudaimonia), v.a. erreichbar durch theoretisches Leben 
 

Welches Prinzip der antiken 4-Säfte Lehre ist noch heute aktuell? 

Versuch, die Seele durch physiologische Prozesse zu erklären (vgl. heute: Gehirn, Hormone etc.) 
 
 Seelische/körperliche Probleme erklärbar durch Ungleichgewicht der Säfte (vgl. heute z.B. Hormone) 
 

Geben Sie ein Beispiel für eine Nominaldefinition. 

Real: s.o. (bei Aristoteles), eigentlich mit dem Anspruch, dass dabei etwas über die wirkliche („reale“) Beschaffenheit einer Sache ausgesagt wird (im Gegensatz zur einer reinen Umbenennung, s.u.)   

-voraussetzungsloser interpretiert sagt die Realdefinition etwas über den „Ort“ eines Begriffs in einem gegebenen (hierarchischen) Sprachsystem aus (an welcher Stelle im „Baum“ man sich befindet) 
 
Nominal: Reine Umbenennung, meist aus ökonomischen Gesichtspunkten heraus 

  • umschreibt "ursprüngliche" Bedeutung des Begriffes

  • keine besonderen Begriffsinhalte oder -merkmale

"Die Wissenschaft, die die Sprache untersucht und erforscht, heißt Linguistik."
 
diese beiden Definitionstypen unterscheiden sich v.a. hinsichtlich ihrer Funktion, daher ist einer Definition nicht immer direkt anzusehen, ob sie eher Real- oder Nominaldefinition ist! 

Was unterscheidet eine Begriffsintension von einer Begriffsextension? 

Die Bedeutung eines Begriffs setzt sich aus der Extension (Begriffsumfang) und der Intension (Begriffsinhalt) zusammen. 
Die Extension ist die Menge der Einheiten, die unter den Begriff fallen, z.B. Studierender. Die Intension umfasst die Menge der Attribute oder Merkmale, die eine Einheit aufweisen muss, damit sie
zur Extension eines Begriffs gehört, damit sie unter den Begriff fällt.

Was unterscheidet eine deiktische von einer operationalen Definition? 

Deiktische Definition: „Das da ist ein Tisch“ (sozusagen unvollständig extensional) 
 
Operationale Definition (Bridgman, 1927): Definition über Angabe der Messmethode, z.B. „Intelligenz ist, was der Intelligenztest misst“ (zur wichtigen Rolle von Operationalisierungen für psychologische Variablen vgl. VL im WS) 
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Was ist an typischen psychologischen Definitionen problematisch? Geben Sie ein Beispiel. 

häufig unspezifisch

schwer von anderen Defintionen abgrenzbar

 Von welchem griechischen Wort stammt unser Begriff Wissen ab, und von welchem anderen griechischen Wort wurde er abgegrenzt? 

Wissenschaft „schafft Wissen“ (gr.: episteme), und nicht nur bloße Glaubenssätze/Meinungen (gr.: doxa) 
 
Etymologie „Wissen“ (althochdeutsch: „wissan“): „gesehen haben“ 

weist bereits hin auf ein empirisches (und subjektive Evidenz beanspruchendes) Urteilsverfahren 

Wie wird typischerweise Wissen von Philosophen definiert? Erläutern Sie, wozu jedes der einzelnen Attribute in der Definition notwendig ist.

Philosophische Definition (seit Platon):  „Wissen“ = durch gute Gründe gerechtfertigter wahrer Glaube 
 
„Glaube“: genus proximum „wahr“, „begründet“, „gut begründet“: differentia specifica 
 
Sicherstellung der „guten Gründe“:  methodisch kontrollierte kritische Überprüfung von Sätzen, z.B. durch wissenschaftliche Methoden (insb. Experimentallogik)

Was haben wissenschaftliche Methoden mit der Definition von Wissen zu tun? 

Sicherstellung der „guten Gründe“:  methodisch kontrollierte kritische Überprüfung von Sätzen, z.B. durch wissenschaftliche Methoden (insb. Experimentallogik)

 Was sind Grundfragen der Erkenntnistheorie, und wie kann man diese Lehre noch bezeichnen? 

Was können wir wissen? Was ist gewiss? Worin können wir uns täuschen? Wie erlangt man Gewissheit? Was sind gute Gründe, etwas zu glauben?

Inhaltlich so alt wie die Philosophie Verhältnis von Geist und Natur Vgl. „Erleben und Verhalten“ Firmiert heute auch unter „Wissenschaftstheorie“ („philosophy of science“) 

 Ist unser Wissen allein durch einen empirisch-naturwissenschaftlichen Zugang zur Natur zu leisten? Wenn ja/nein, warum (nicht)? 

Probleme einer rein naturwissenschaftlichen Weltanschauung: 

- bereits die Behauptung, dass nur empirische Erkenntnis sinnvoll ist, ist sicher selbst nicht empirisch begründbar

- Leugnung anderer Welt-/Erkenntniszugänge, z.B. durch Dichtung, Kunst etc. 
 

 Wie lautet der Standpunkt von Sokrates zur Frage, was wir mit Sicherheit wissen können? Was bedeutet das für Wissenschaftler heute?

Sokrates (in Platons „Apologie des Sokrates“ nach Schleiermacher): „dieser [andere Mensch] doch meint zu wissen, da [=obwohl] er nicht weiß, ich aber, wie ich eben nicht weiß, so meine ich es auch nicht“  
 
 es ist schon viel gewonnen, wenn man sich der Grenzen des eigenen Wissens bewusst ist! 
 
Selbstkritik/Bescheidenheit als Kennzeichen echter Wissenschaft! 

 Nennen sie sechs erkenntnistheoretische Positionen und sortieren sie diese auf der Basis von Fragen, auf die sie jeweils Antworten liefern. 

1. Was ist Quelle menschlicher Erkenntnis bzw. welchen Beitrag liefern die Quellen?  z.B. Rationalismus, Empirismus

2. Gibt es eine Außenwelt (unabhängig vom Subjekt)?  z.B. Realismus, Idealismus

3. Wie ist die Struktur von allem, was existiert?  z.B. Monismus, Dualismus 

Wie wurde historisch auf das Problem geantwortet, dass für viele Hypothesen Fakten dafür wie dagegen zu sprechen scheinen? 

Stoiker  
 
Man sollte sich des Urteils enthalten (Urteilsenthaltung gr.: epoche), wenn keine Gewissheit vorliegt 
 
- Evidenz als Weg zur Gewissheit  - manche Erkenntnisse sind evident (also absolut gewiss), Beispiel (Wittgenstein, „Über Gewißheit“):   „Ich weiß, dass da eine Hand ist“ (beim Betrachten  der eigenen Hand)? 
 

Dogmatische (akademische) Skepsis  
 
Täuschung der Erkenntnis ist niemals ausgeschlossen, also folgt: „Nichts ist gewiss“  z.B. Cicero (nach Lukullus): Der Nachweis, dass nur eine falsche Vorstellung einmal glaubhaft war, genügt, um alles zweifelhaft zu machen 
 
Problem: Dass nichts gewiss ist, wird wiederum mit Wahrheits-(bzw. Gewissheits-)anspruch geäußert  sog. „performativer Widerspruch“! 

Zweifelten aber nicht grundsätzlich an gradueller Wahrheitsannäherung 
 
Auch wenn nichts gewiss ist, muss man zumindest nach den glaubhaftesten Erkenntnissen suchen (um so gut wie möglich zu leben) Methode: nach beiden Seiten hin argumentieren, „weil das Glaubhafte nicht hervorleuchten könne, wenn man in Streitfragen nicht beide Standpunkte verteidigt“ 

Pyrrhon (360-270 v. Chr.: hat wohl geholfen!) 

Idee: Für jede Erkenntnis spricht gleich viel dafür wie dagegen Argumentationslinie: „Manchmal scheint mir X plausibel zu sein, manchmal das Gegenteil; alles erscheint gleich glaubhaft; daher weiß ich auch nicht weiter; erfahre aber diese Urteilslosigkeit als der Seelenruhe zukömmlich“ 
 
-Also ist absolute Urteilsenthaltung angebracht! 
 
-Diese führt zur Seelenruhe/Gelassenheit (gr.: ataraxia)  
 
-antike Philosophie hatte immer ein „psychologisches Programm und Ziel“ 

Was war das Ziel antiker Philosophie, und wie sah es im Gegensatz dazu bei Descartes aus?

Mit welchem Argument bezweifelte Descartes die Wirklichkeit? Warum nennt man sein Verfahren „methodischen Zweifel“?

Was ist ein „brain in a vat“, und was sagt uns das Gedankenspiel?

Was ist für Descartes mit Sicherheit wahr, und wie verläuft das Argument? 

Wie lautet Descartes 2-Substanzen-Lehre, und was hat das mit der Definition von Psychologie zu tun?

Warum wird Descartes dem Rationalismus zugerechnet, und welcher Zusammenhang besteht zur Introspektion?

Warum könnten wir laut Descartes ohne unseren Verstand gar nichts sinnlich wahrnehmen?

Wie macht Platon die essentielle Rolle unseres Verstandes (also den Rationalismus) plausibel?

z.B. Platons Kreisargument Frage: Wie können wir Kreise hinsichtlich ihrer Perfektion beurteilen, wo wir doch noch nie einen perfekten Kreis gesehen haben?

Antwort: Wir haben scheinbar eine Idee (bzw. einen Begriff) von einem perfekten Kreis (also eine Idee des „Kreishaften“), die nie durch unsere Sinne vermittelt wurde

Inwieweit sind allgemeinpsychologische Prozesse an Platons Ideenlehre beteiligt?

direkte Verschränkung der beiden allgemeinpsychologischen Disziplinen „Wahrnehmung“ und „Gedächtnis“.

Das eine ist ohne das andere nicht möglich!

Wie hat Locke gegen Einsichten Platons argumentiert und seinen Empirismus begründet?

Was besagt die tabula rasa-Idee bei Locke, und was hat das mit der nature/nurture-Debatte zu tun?

Inwieweit spricht die Empirie gegen die tabula rasa-Idee des Empirismus?

Menschen sind nicht unbeschrieben, sondern kommen mit genetischen Prädispositionen auf die Welt, die mitbestimmen darüber, was der Mensch

Bezweifelte Locke die Existenz unabhängig von Erfahrung geltender Wahrheiten?

Welche zwei Erkenntnisquellen unterscheidet der Empirismus im Sinne Lockes?

Wie lautet Leibniz‘ Argument gegen Lockes Kritik an Platon?

Rettung Platons vor Lockes Gegenargumenten: Ideen können auch in Kindern (unbewusst) angelegt sein und erst später zu vollem Bewusstsein kommen: Leibniz als Entdecker des Unbewussten?

Was und wer unterscheidet Vernunftwahrheiten von Tatsachenwahrheiten, und wie ist in diesem Zusammenhang „a priori“ und „a posteriori“ zu verstehen?

Meint Hume mit perceptions dasselbe wie die moderne Wahrnehmungspsychologie? Wie unterteilt er perceptions, und was macht sein Modell zu einem empiristischen Modell?

Übernahme der Idee von Locke, dass alle Ideen der Erfahrung entstammen (ca. 1740) =empiristische Modell

Perception= impressions and ideas (jeweils in innnere und äußere unterteilt

Alle Ideen sind Abbilder von Eindrücken (Rolle des Gedächtnisses!)