Psychologie


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Flashcards 207
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 12.03.2019 / 03.08.2022
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4 Arbeitsgedächtnis

Kann das Arbeitsgedächtnis trainiert werden?

Im Buch ist das Fazit, dass einige Komponenten trainiert werden können. Der Nutzen/Übertrag auf alltägliche oder schulische Leistungen wird aber angezweifelt. Im Artikel von Redick (Meta-Analyse) ist das Fazit: Arbeitsgedächtnis-Training verbessert nicht schulische Leistungen.

4 Arbeitsgedächtnis

Ich kenne die methodischen Probleme und die Evaluations-Kriterien, die bei der Überprüfung der Wirksamkeit von Trainings-Programmen zur Verbesserung des Arbeits-Gedächtnisses zu berücksichtigen sind.

General

Use of active control group -> bei passiven Kontrollgruppen gibt es viele unerwünschte Einflüsse/Effekte die auftreten können (bspw. weniger gute Leistungen, weil weniger Kontakt mit Versuchsteam stattfand (Kontakthäufigkeit und Wohlfühlen im Setting), Erwartungen (wohl eher negativ) und Motivation (wohl auch eher negativ)

Use of large sample sizes in each training and control group -> mind. 20 Personen, da so die Befunde aussagekräftiger sind

Use of objective measures -> Selbst -  und Fremdberichte sind anfällig für Verfälschungen, da die Personen häufig wissen, dass das Kind an einem Training teilnimmt (z.B. Erwartungs- oder Placebo-Effekt)

Evidence for positive transfer results to working memory -> wenn man behauptet, dass das Trainieren vom Arbeitsgedächtnis Auswirkungen auf andere Bereiche hat, muss man diese anderen Bereiche auch messen und nicht nur das Arbeitsgedächtnis

Transfer results follow a sensible pattern -> gibt häufig zwei Probleme: 1: Trainings- und Kontrollgruppe haben nicht die ähnliche Pretest-Werte oder/und 2: Kontrollgruppe hat schlechtere Resultate im Posttest als im Pretest à So ist dann Test signifikant, da es Unterschiede gibt, aber eigentlich nicht, weil sich Trainingsgruppe verbessert sondern weil sich Kontrollgruppe verschlechtert hat.

(Follow-up transfer assessment) -> Zusätzlich sind follow-up Studien gut, da entweder der Effekt nur kurzfristig ist und nach einigen Monaten schon nicht mehr zu erkennen ist. Oder es könnte sein, dass die Wirkung eines Trainings erst verzögert eintritt.

(Multiple measures of each construct) -> Transfer Leistungen sollten nicht nur mit einem Test gemessen werden, sondern mit mehreren Tests, welche das zu prüfende Konstrukt messen.

Specific to current review (also für eine Meta-Analyse)

  • Studies with children (not adults)
  • Working memory training (not task switching, inhibitory control, video game)
  • Working memory and education/achievement-related transfer (not nonverbal or verbal IQ/intelligence, ADHD ratings) -> Messung vor und nach Training!

4 Arbeitsgedächtnis

Was steht im Fokus von AG-Trainings?

Die Aufgaben verlangen:

  • Aufmerksamkeitsfokussierung
  • Aufmerksamkeitswechsel
  • Geteilte Aufmerksamkeit
  • Austausch mit Langzeitgedächtnis

Aufgaben der zentralen Exekutive mit möglichst hoher Kapazitätsbelastung des Arbeitsgedächtnisses, um an der Kapazitätslimitezu trainieren.

4 Arbeitsgedächtnis

Warum meinen viele Personen, sie wären fähig, während des Fahrens problemlos gleichzeitig zu telefonieren?

Wenn man etwas übersehen hat, so weiss man das eben nachher gar nicht!

Inattentional blindness

Beispiel: «GorillaunterBasketballspielern»)

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Das Langzeitgedächtnis enthält 3 Wissensarten: Episodisches und semantisches Wissen (gehören beide zum deklarativen Wissen) und Prozedurales Wissen. Erkläre die verschiedenen Wissensarten.

Episodisches Wissen (deklaratives Wissen)

– Erinnerungen an Ereignisse («Episoden») aus der eigenen Vergangenheit.

Frage: Wann sind Sie letztmals Fahrrad gefahren?

– «Begebenheiten»; spezifische Gültigkeit, d.h. nur im Kontext der Vergangenheit eines Individuums zutreffend.

Semantisches Wissen(deklaratives Wissen)

– Wissen über Fakten und Bedeutungen

Frage: Was ist ein Fahrrad?

– «Gegebenheiten»; generelle Gültigkeit, d.h. unabhängig von einem spezifischen Ereignis zutreffend.

Prozedurales Wissen:

–Fertigkeiten («Wissen-Wie»)

–«Frage»: Wie fährt man Fahrrad?

–Nicht deklarativ; d.h., nicht -oder nur schwer -verbalisierbar.

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Die Unterscheidung zwischen semantisch und episodischem Gedächntis wurde von Tulving eingeführt und spezifiert. Diese Unterscheidung ist nich neu und wurde schon vorher durch andere analog klassifiziert. Durch wen und wie? 

Aristoteles: Affection of conception vs. Affection of perception

Locke:Factual memory vs. Personal memory

James:Knowledge vs. Memory of one’s past

Wundt:Cognition vs. Recognition

Carr:Conception vs. Personal experiences

Bruner:Memory without record vs. Memory with record

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Was ist die Funktion von semantischem Wissen?

  • Das semantische Wissen ist Bedeutungswissen, Faktenwissen 
  • Dieses Wissen ermöglicht uns, die Welt in der Regel geordnet und konzeptuell wahrzunehmen, d.h. wir erkennen Objekte oder Ereignisse in der Bedeutung, die wir ihnen zuordnen.
  • Unser begriffliches Wissen bestimmt, wie wir die Umwelt wahrnehmen und wie wir auf sie reagieren (= funktionale Äquivalenzklassen).
  • Die Fähigkeit, von Einzelerfahrungen auf Begriffe oder Klassen zu generalisieren, ist die Voraussetzung dafür, dass wir uns in der Welt überhaupt orientieren können.
  • Ohne diese Fähigkeit, Objekte und Ereignisse als Instanzen eines Begriffs wahrzunehmen, würden wir die Welt immer wieder als neu, unbekannt (folglich ohne Bedeutung) erfahren.
  • Ermöglicht uns die sprachliche Kommunikation.

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Ich weiss, dass das semantische Wissen hochgradig strukturiert ist und kann etwas über diese Strukturen aussagen.

  • Semantisches Wissen = Abstraktionen von Einzelerfahrungen --> Begriffe werden gebildet, indem von (sensorischen) Einzelerfahrungen die begriffsrelevante Information abstrahiert wird.
  • Dieses Wissen kann man sich in der Form eines hierarchischen Netzwerkes vorstellen, quasi als vernetzte Datenbank (siehe Grafik).
  • Grundlegende Annahmen einer solchen Datenbank:
    • Begriffe sind als unabhängige Bedeutungen in dieser Datenbank repräsentiert (als sogenannte Knoten)
    • Sie sind durch spezifizierte Relationen miteinander verbunden (als sogenannte Kanten)
    • Begriffe werden als Summenbeschreibungen, bestehend aus verschiedenen Merkmalen, aufgefasst.

Charakteristik semantischer Netzwerke

  • Die hierarchische Organisation des semantischen Wissens auf verschiedenen begrifflichen Ebenen dient der kognitiven Ökonomie: Merkmale, die einem Begriff höherer Ordnung zugeschrieben werden, gelten auch für die untergeordneten Begriffe. Wir speichern nicht einzelne Wörter sondern Hierarchien.
  • Merkmale, welche Begriffen untergeordneter Ebene zugeschrieben werden, gelten andererseits nicht für die übergeordneten Begriffe, resp. für die anderen Exemplare auf derselben Ebene.
  • Ausnahmen bei untergeordeten Begriffen können dort speziell gekennzeichnet werden (z.B. Strauss kann nicht fliegen).
  • Ermöglicht begriffliche Schlussfolgerungen: z.B., Kanarienvogel kann fliegen; Kanarienvogel hat Haut.

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Erkläre die abgestufte Struktur des Begriffswissens (abgestufte Kategorienstruktur oder Typikalitätsstruktur des Begriffswissen)

Basisebene und hierarchischer Aufbau von Konzepten:

  • Die Basisebene ist die Ebene, in der Menschen am besten kategorisieren und über Objekte denken können. Apfel kann ich als „Obst“, „Gala“ oder einfach als Apfel einstufen -> Das ist die Basisebene (dieses Wort kommt einem als Erstes in den Sinn, wenn man ein Bild davon sehen würde). Auch hier geht’s darum, wie viel Erfahrung ich mit welchen Begriffen habe (wenn ich Apfelzüchterin wäre, würde es ev. anders aussehen).
  • Begriffe können Kategorien zugeordnet werden. Manche Begriffe passen mehr oder weniger gut/repräsentativ zu einer Kategorie. Begriffswissen weist demzufolge eine abgestufte Struktur auf. „Abgestufte Struktur“ meint also das generelle Phänomen, wonach die Zugehörigkeit von Exemplaren zu einer Kategorie unterschiedlich wahrgenommen wird.
  • Weiter gibt es dann unterschiedliche Theorien, wie Menschen Konzepte einsetzen, um Sachen zu kategorisieren (bspw. Exemplartheorie, Prototyptheorie etc.).

in anderen Worten:

  • Wenn wir begriffliches Wissens unter dem Aspekt der Zugehörigkeit von Exemplaren (z.B. Tisch) zu Kategorien (Möbel) betrachten, so stellen wir fest, dass verschiedene Exemplare für den übergeordneten Begriff (die Kategorie) mehr oder weniger repräsentativsein können. Gelegentlich sind sogar die Grenzen der Zugehörigkeit unklar (Ist eine Badewanneein Möbel?). Das Begriffswissen weist demzufolge eine abgestufte Strukturauf.
  • Anstelle von abgestufter Struktur wird etwa auch von der Typikalitätsstruktur des Begriffswissens gesprochen. Streng genommen handelt es sich bei der Typikalität bereits um eine bestimmte Methode, zur Feststellung der abgestuften Struktur.
  • Die Bezeichnung «abgestufte Struktur» soll also das generelle Phänomen bezeichnen, wonach die Zugehörigkeit von Exemplaren zu einer Kategorie unterschiedlich wahrgenommen wird. Nämlich, dass einige Exemplare als klare, gute oder typische Beispiele der Kategorie gelten, während andere Exemplare -psychologisch betrachtet -als unklare, unschöne oder untypische Beispiele einer Kategorie gelten.

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Empirische Evidenz für semantische Netzwerke

(Collins & Quillian, 1969)

Vorgehen: Vpn müssen die Gültigkeit von vorgegebenen Sätzen verifizieren, welche Begriffe mit Merkmalen verschiedener Ebenen kombinieren:

–Kanarienvogel kann singen (direkte Verbindung)

–Kanarienvogel kann fliegen (Schlussfolgerung über 1 Ebene)

–Kanarienvogel hat Haut(Schlussfolgerung über 2 Ebenen)

•Gemessen wird die dafür benötigte Antwortzeit.

Voraussage: Schlussfolgerungen über mehrere Ebenen dauern länger.

•Ergebnisse:

direkt: 1310 ms    1 Ebene: 1380 ms     2 Ebenen: 1470 ms

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Was ist Priming?

In der Kognitionspsychologie wird der Begriff «Priming» für unterschiedliche Sachverhalte verwendet.

•Gemeinsamkeit: Ein zeitlich vorgelagertes Ereignis beeinflusst die Verarbeitungsleistung bei einem nachgelagerten Ereignis.

•Unterschiede: Manchmal sind mit dem Begriff (und den beschriebenen Effekten) theoretische Annahmen verbunden (nämlich eine Aktivierungsausbreitung in einem semantischen Netz) manchmal aber nicht.

--> Beim semantischen Primingist dies der Fall (da kurzfristig).

--> Wenn bei Untersuchungen zum impliziten Gedächtnis von Priming-Effekten gesprochen wird, dann ist dieser Mechanismus wenig plausibel.

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Zähle verschiedene Typen von Begriffen und Wissensrepräsentationen auf.

scharfe und unscharfe Begriffe, Ad-hoc Kategorien, Schemata, Scripts

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Kategorien

Einzelbegriffe oder Einzelereignisse werden zu Kategorien zusammengefasst, weil es funktional ist (Sicherung des Verhaltenserfolges). Wenn wir das nicht machen könnten, würde sich die Welt immer wieder neu präsentieren.

Eine Kategorie existiert, wenn zwei oder mehr Dinge bzw. Ereignisse gleich behandelt werden (bspw. Sachen mit dem gleichen Begriff bezeichnen (--> Stuhl und Bank als Sitzgelegenheit) oder mit gleichen Aktionen behandeln (--> drauf sitzen).)

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

wohldefinierte Kategorien

besitzen ein kritisches und unveränderliches Merkmal, wodurch die Zugehörigkeit zur Kategorie klar geregelt ist

--> bspw. gerade Zahlen, rote Gegenstände

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

schlecht bzw. unscharf definierte Kategorien

(fuzzy sets)

--> unscharfe Begriffe

nicht genau beschreibbare Definitionen, Exemplare haben grosse Variabilität, Kategorien haben Merkmale, welche zwar nicht das Wesen der Kategorie ausmachen, aber oft gemeinsam auftreten und beim Kategorisieren eine Rolle spielen

-> bspw. Gebäude, Möbel, Früchte, Vogel

-> hier sieht man, dass es graduelle Unterschiede von Kategorien in der Definiertheit gibt (Vogel sollte eigentlich klarer abzugrenzen sein als Möbel)

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Ad-hoc-bzw. zielorientierte Kategorien

Kategorien sind nicht schon vorgängig als Gruppe repräsentiert worden, sondern werden ad hoc auf Vorgabe einer Bezeichnung gebildet. Vpn können eine Liste mit Wörtern zur entsprechenden Kategorie produzieren. Aber wenn nur die Wörter gesehen werden, wird kaum auf die richtige Kategorie geschlossen, da die Liste sehr heterogen ausfallen kann.

--> bspw. Sachen, die man aus einem brennenden Haus retten würde

 

ad hoc = zu diesem Zweck

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Schemata

Ein Schema ist eine Einheit von Wissen über die Welt, Menschen, Ereignisse oder Aktionen. Es werden dabei mehr Inhalt/Wissen gebündelt als bei Kategorien oder bei Konzepten. Die Schemas von semantischem Wissen beinhalten scripts und frames.

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Skripts

Eine Art von Schema über die Abläufe von Ereignissen in verschiedenen bekannten Situationen -> Episoden können in einem Wort beschrieben werden -> bspw. Essen in einem Restaurant

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

frame

Eine Art von Schema, bei welchem Infos über Objekte gespeichert werden -> bspw. ein Gebäude besteht aus Wänden und Böden und wird aus Zement oder Holz etc. gebaut

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Es lassen sich drei Methoden unterscheiden, um die abgestufte Struktur empirisch nachzuweisen. Erkläre diese.

1. Typikalitäts-Einschätzung

  • Personen werden aufgefordert, Exemplare (ev. auch Nicht-Exemplare) auf einer Skala bezüglich ihrer Typikalität für eine bestimmte Kategorie zu beurteilen (Rating)
  • Personen kommen dieser Aufforderung nach; d.h. die Aufgabe wird als sinnvoll angesehen und es wird akzeptiert, dass es Abstufungen der Typikalität gibt.
  • Die Einschätzungen zeigen einen hohen Übereinstimmungsgrad: Mitglieder desselben Kulturraumes stimmen in hohem Masse darin überein, welche Exemplare als typisch oder untypisch für eine Kategorie gelten.
  • --> Bsp: Möbel müssen auf einer Skala von 1 (sehr untypisch) bis 7 (sehr typisch) geratet werden, dann gibt es ein Ranking, oder Musikinstrumente oder ungerade Zahlen

2. Exemplar-Produktion

  • Personen werden aufgefordert, Exemplare einer vorgegebenen Kategorie zu produzieren (abzurufen) und aufzuschreiben.
  • Masse:
    • Produktionshäufigkeit: Die Häufigkeit, mit der ein Exemplar genannt wird (wieviele Personen nennen Amsel, Storch, Strauss als Vogelexemplar). --> Ranking wird erstellt
    • Produktionspriorität: An welcher Stelle der genannten Liste kommt ein bestimmtes Exemplar vor.
  • Das Mass wird auch Exemplar-Dominanz genannt, im Gegensatz zur Kategorie-Dominanz, wenn nämlich zu einem vorgegebenen Exemplar ein Oberbegriff, d.h. die Kategorie genannt werden muss.

3. Verifikation der Zugehörigkeit

  • Ein Kategorie-Name wird mit einem zweiten Wort präsentiert und Vpn müssen entscheiden, ob es sich beim zweiten Wort um ein korrektes Exemplar der Kategorie handelt:
  • Beispiel: Möbel: Teppich
  • Gemessen werden die benötigte Antwortzeit und die «Fehlerhäufigkeit».
  • Antwortzeit und Fehlerausmass sind Indikatoren für die Representativität eines Exemplars für die Kategorie.

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Theorien über begriffliches Wissen bzw. Kategorisierungsprozess --> die klassische Position

  • Begriffe entsprechen der logischen Definition von Klassen. Es müsste notwendige und hinreichende Bedingungen für die Zugehörigkeit zu einem Begriff (einer Kategorie) geben.
  • Demnach müssten aber alle Exemplare denselben Status haben, da sie alle die definierenden Merkmale aufweisen.
  • Steht im Widerspruch zum Phänomen der abgestuften Struktur.
  • Es gibt nur wenige Begriffe, welche sich durch eine scharfe, eindeutigen Definition ausweisen (etwa: gerade Zahl).
  • Aber auch bei der Kategorie «gerade Zahl», konnte das Phänomen der abgestuften Struktur nachgewiesen werden (mittels Typikalitäts-Einschätzung und Verifikation).
  • Klassische Position kann als überwunden betrachtet werden.

--> Zusammengefasst: Begriffe entsprechen der logischen Definition von Klassen. Alle Exemplare haben demnach den gleichen Status -> steht im Widerspruch zur abgestuften Struktur -> gilt heute nicht mehr

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Theorien über begriffliches Wissen bzw. zum Kategorisierungsprozess --> Probabilistische Theorien (steht nicht in den Folien)

Prozess des Kategorisierens passiert nicht aufgrund einer Definition sondern auf dem Veranschlagen von Ähnlichkeit.

Im Text von Morger werden drei unterschieden:

  • Netzwerk-Modell,

  • feature comparison model (Merkmals-Vergleichs-Modell)

  • Prototypen als Abbild der internalen Struktur von Kategorien (Prototypenmodell)

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Theorien über das begriffliche Wissen bzw. Kategorisierungsprozesse --> Prototypen-Theorie (Rosch, 1973)

  • Entstand auf der Grundlage der Befunde der Typikalität
  • Begriffe sind als Prototypen repräsentiert, welche eine Art summarisches oder generisches Abbild darstellen.
  • Plausibel, weil wir uns so etwas wie Summenrepräsentationen bestimmter Begriffe vorstellen können, etwa ein prototypischer Hund.
  • Zuordnung aufgrund der Ähnlichkeit eines zu klassifizierenden Stimulus’ und dem Prototyp.

Zusammengefasst: Begriffe sind als Prototypen repräsentiert (summarisches oder generisches Abbild) -> Repräsentation des zentralsten oder durchschnittlichsten Angehörigen einer Kategorie. Zuordnung aufgrund der Ähnlichkeit eines zu klassifizierenden Stimulus und dem Prototyp. -> relativ stabil

(gehört zu den probabilistischen Theorien)

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Theorien über das begriffliche Wissen bzw. Kategorisierungsprozesse --> Merkmals-Vergleichs-Modell (Smith, Shoben & Rips, 1974)

  • Begriffe haben sowohl definierende als auch charakteristische Merkmale.
  • Für die begriffliche Zuordnung werden zwei Prozessstufen unterschieden.
  • Auf der ersten Stufe werden alle Merkmale berücksichtigt. Wenn genügend Merkmale beim Stimulus und der Kategorie übereinstimmen, so kann eine schnelle Zuordnung erfolgen; andernfalls muss eine zweiter Vergleichsprozess durchgeführt werden.
  • Auf der zweiten Stufe, werden nur noch die definierenden Merkmale berücksichtigt.
  • Untypische Exemplare werden über die zweite Prozessstufe zugeordnet.

Zusammengefasst: Begriffe haben definierende und charakteristische Merkmale. Die Zuordnung erfolgt in zwei Prozessstufen: (1) alle Merkmale werden berücksichtigt, (2) wenn’s noch nicht eindeutig ist, werden jetzt nur noch die definierenden Merkmale berücksichtigt (untypische Exemplare also über (2)). -> relativ stabil

(gehört zu den probabilistischen Theorien)

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Theorien über begriffliches Wissen bzw. über Kategorisierungsprozesse: Exemplartheorien (Brooks, 1978; Medin & Schaffer, 1978):

  • Begriffe enthalten zumindest teilweise separate Beschreibungen von spezifischen Exemplaren.
  • Bei der Zuordnung kann somit auch auf die vorhandene Beschreibung von spezifischen Exemplaren zurückgegriffen werden.
  • Diese Exemplare spielen eine entscheidende Rolle, weil sie oft besser verfügbar sind als Summenbeschreibungen.

Zusammengefasst: Begriffe enthalten mind. z.T. separate Beschreibungen von spez. Exemplaren -> Erinnerungen an viele verschiedene (oder eben mind. zwei Exemplare einer Kategorie; dann erkenne ich ein Objekt, indem ich es mit abgespeicherten Exemplare vergleiche (Forschungen stützen diese Theorie). Bei Zuordnung kann also auch auf Beschreibungen von spezifischen Exemplaren zurückgegriffen werden. -> flexibel

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Theorien über begriffliches Wissen bzw. über Kategorisierungsprozesse --> Begriffe als momentane Konstruktionen

Begriffe werden immer wieder neu im Arbeitsgedächtnis gebildet unter Einbezug von kontextspezifisch relevanter Information aus dem Langzeitgedächtnis. Begriffe sind also nicht als stabile Einheiten im Langzeitgedächtnis gespeichert. Begriffe sind flexibel.

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Was kann man als Fazit und insgesatm über die Theorien des begrifflichen Wissens bzw. über die Theorien der Kategorienprozesse sagen?

  • Unser semantisches Wissen weist eine abgestufte Struktur auf.
  • Verschiedene Theorien können diese Abgestuftheit erklären (mittels Prototyp; zwei Prozessstufen des Merkmals-Vergleichs; den Einbezug von spezifischen (meist typischen) Exemplaren in die Begriffs-Repräsentation; kontextspezifische Konstruktion von Begriffen im Arbeitsgedächtnis).
  • Die Modelle unterscheiden sich in ihren Annahmen über die Stabilität resp. Flexibilität des begrifflichen Wissens:
    • Prototypen und Merkmalsvergleich implizieren relativ stabile Repräsentationen von Begriffen im Langzeitgedächtnis
    • Exemplartheorien und die Theorie über Begriffe als momentane Konstruktionen sehen explizit den Einbezug von kurzfristiger (episodischer) Information in die Repräsentation von Begriffen vor.

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Ich kenne Befunde, die zeigen, dass Kategorien unscharfe Gruppierungen (fuzzy sets) darstellen

Fuzzy sets:

fuzzy sets sind unscharfe Exemplare einer Kategorie (oder anders: unscharf definierte Kategorien). Bei natürlichen Kategorien gibt es Begriffe, welche von verschiedenen Personen oder von Personen zu verschiedenen Zeitpunkten einer Kategorie zugeordnet werden oder auch nicht. Die Zugehörigkeit zu einer Kategorie ist also unklar/nicht eindeutig. Erfahrungen mit dem spezifischen Exemplar können die Verschiebung der Begriffsgrenzen beeinflussen.

Befunde zur Flexibilität/fuzzy sets: Beispiel Listenkontext-Experimente von Morger:

Man kann Menschen beeinflussen, ob und wie schnell sie entscheiden, dass ein Wort zu einer Kategorie gehört oder nicht, indem man vor dem Wort ähnliche oder unähnliche Wörter einblendet. Wenn zuvor ähnliche Wörter eingeblendet werden, werden die fraglichen Exemplare (fuzzy sets) mehr und schneller in die Kategorie eingeschlossen. Der Listenkontext bringt Menschen also dazu schneller zu entscheiden. Es ist ein semantischer Priming-Effekt. Auch bei scharfen Begriffen tritt Typikalität (bspw. ungerade Zahlen) auf.

5 Semantisches Gedächtnis: Begriffe, Konzepte, Kategorien

Was sind «episodische» Inhalte?

Definition: Die Erinnerung an eine, oder die Nutzung einer Information (zum Zeitpunkt T2), mit der wir uns in einer spezifischen früheren Episode unseres Lebens (T1) bereits beschäftigt haben.

Mögliche Inhalte

Natürlich alle Erlebnisse oder Ereignisse aus dem Alltag ! (autobiografische Erinnerungen)

Aber auch:

•Sinnlose Silben

•eine Wortliste

•eine Serie gesehener Bilder

•eine Geschichte (gelesen, gehört, gesehen als Film)

•.....

6 Methoden und Prinzipien; Anfänge der empirischen Gedächtnisforschung

Welche Arten des Informationserwerbs (Enkodierung) gibt es?

inzidentellen und intentionalen Lernen

6 Methoden und Prinzipien; Anfänge der empirischen Gedächtnisforschung

Definition des intentionalen Lernens und dessen Operationalisierung in Gedächtnisexperimenten

Intentional: Absicht, eine Information für den späteren Abruf oder die spätere Nutzung zu lernen.

  • Betrifft im Alltag meistens Inhalte, die zu semantischem Wissen werden sollen, d.h., deren Verankerung in einer spezifischen Episode nicht notwendig ist (Wörter einer Fremdsprache lernen; Stoff für die Zwischenprüfung).
  • Im Experiment: Auftrag (Instruktion), Material für späteren Gedächtnistest zu lernen.

6 Methoden und Prinzipien; Anfänge der empirischen Gedächtnisforschung

Definition des inzidentellen Lernens und dessen Operationalisierung in Gedächtnisexperimenten

 

Inzidentell: Keine Lernabsicht, aber trotzdem können wir uns erinnern, resp. ein spezifisches Ereignis hat eine Wirkung.

  • Alltag: Wir erinnern uns an ganz bestimmte Ereignisse aus unserem Leben, obwohl wir keine Absicht hatten, sie zu behalten.
  • Experiment: «Vertuschen» des folgenden Gedächtnistests durch sog. Orientierungsaufgaben (Die «Lernaufgabe» macht für sich genommen Sinn, weshalb kein Gedächtnistest erwartet wird). (z.B. antworten sie „ja“ oder „nein“ bei jedem Wort, es ein Nomen ist oder nicht -> später: schreiben sie alle Nomen auf, welche vorher vorkamen

6 Methoden und Prinzipien; Anfänge der empirischen Gedächtnisforschung

Ich kenne die verschiedenen Vorgehensweisen, um Gedächtnisinhalte direkt und indirekt zu testen.

siehe Tabelle

Explizite (Direkte) Gedächtnistests:

  • Direkter oder expliziter Verweis auf eine bestimmte Erfahrungsepisode.
  • Wiedererkennen, freie und geförderte Reproduktion sind per Definitionem explizite Tests, denn von diesen Aufgaben wird eine bewusste Erinnerung von Einzelheiten einer früheren Episode verlangt.

Implizite (Indirekte) Gedächtnistests:

  • Es findet kein Verweis auf die angezielte Erfahrungsepisode statt. Die Aufgabe gibt indirekt Aufschluss über die Wirkung der Episode.
  • Wortanfangs-Ergänzung und Kategorie-Exemplar-Generierung sind kognitive Aufgaben (können auch ohne spezifische Episode gelöst werden), die als implizite Gedächtnistests eingesetzt werden können.

Befunde: Bei einer Amnesie gibt es Menschen, welche das explizite Gedächtnis geschädigt haben und das implizite Gedächtnis noch funktioniert -> muss also einen Unterschied zwischen den beiden Formen geben

6 Methoden und Prinzipien; Anfänge der empirischen Gedächtnisforschung

Erkläre das Vorgehen bei Gedächtnistests, in denen die Wiedererkennung angewendet wird.

Material (z.B. eine Liste von Wörtern) wird zum Zeitpunkt T1 vorgelegt und bearbeitet.

Zum Zeitpunkt T2 wird Material aus T1(=alt) zusammen mit neuem Material vorgelegt; Vp muss alte von neuen Items (= Distraktoren) unterscheiden.

Zwei Vorgehensweisen:

  • Erzwungene Wahl: Immer zwei oder mehr Wörter werden präsentiert; Vp muss entscheiden, welche(s) alt ist (sind).
  • Ja-Nein-Aufgabe: Eine Liste Wörter wird vorgelegt (simultan oder sequentiell); Vp entscheidet bei jedem Wort, ob alt oder neu.

6 Methoden und Prinzipien; Anfänge der empirischen Gedächtnisforschung

Erkläre das Vorgehen bei Gedächtnistests, in denen die Reproduktion angewendet wird.

Freie Reproduktion (free recall):

  • Erinnern und nennen von Wörtern, die zum Zeitpunkt T1(intentional) gelernt wurden.
  • Erinnern und nennen von Wörtern, die zum Zeitpunkt T1im Rahmen der Orientierungsaufgabe bearbeitet wurden.
  • Keine weitere Erinnerungshilfe !

Gesteuerte (geförderte) Reproduktion (cued recall):

  • Erinnern und nennen von Wörtern, wobei zusätzliche Erinnerungshilfen (Hinweisreize) gegeben werden; in der Liste hatte es Tierbezeichnungen; es werden die Anfangsbuchstaben der zu erinnernden Wörter gegeben.

Mass: Anzahl oder Proportion erinnerter Wörter; Intrusionen

6 Methoden und Prinzipien; Anfänge der empirischen Gedächtnisforschung

Wie sehen die typischen Ergebnisse beim Vergleich zwischen den verschiednenen expliziten Abruftests aus?

siehe Grafik

6 Methoden und Prinzipien; Anfänge der empirischen Gedächtnisforschung

Design von Impliziten Gedächtnistests

  • Bei impliziten Gedächtnistests werden die Vpn nicht auf die Erfahrungen einer Studierphase oder Episode verwiesen.
  • Sie müssen eine kognitive Aufgabe lösen, welche vordergründig mit dem Studierereignis nichts zu tun hat.
  • Häufig werden Aufgaben verwendet, bei denen Stimuli in fragmentierter (Wortanfänge oder Wortfragmente) oder daten-limitierter Form (z.B. ganz kurze Präsentation) dargeboten werden und die dann identifiziert oder ergänzt werden müssen.
  • Diese Aufgaben sind nicht per se implizite Gedächtnistests, sondern es sind semantische oder perzeptuelle Aufgaben, die zur Messung impliziter Gedächtniswirkungen verwendet werden.

6 Methoden und Prinzipien; Anfänge der empirischen Gedächtnisforschung

Wie zeigen sich implizite Gedächtniswirkungen?

  • Stimuli, welche bereits in der Studierphase (T1) vorgekommen waren, erfahren bei solchen Testaufgabe einen Verarbeitungs-vorteil.
  • Illustrationsbeispiel:
    • In einer Studierphase wird eine Liste von Wörtern bearbeitet, in welcher u.a. das Wort "Elefant" vorkommt.
    • Als Testaufgabe werden Wortanfänge (z.B. Kla____) vorgegeben mit der Anweisung, diese Wortanfänge zu einem vollständigen Wort zu ergänzen, wobei das erste Wort verwendet werden soll, welches in den Sinn kommt.
    • Die implizite Gedächtniswirkung zeigt sich darin, dass Vpn den Teststimulus Ele_____mit grösserer Wahrscheinlichkeit zum Wort Elefant ergänzen, wenn sie dieses Wort in der Studierphase bearbeitet haben.

6 Methoden und Prinzipien; Anfänge der empirischen Gedächtnisforschung

Vorgehen Perzeptuelle Identifikation

Wörter werden ganz kurz präsentiert und müssen identifiziert werden. Alte Wörter, die vorgängig gesehen wurden, können häufiger identifiziert werden als neue Wörter.

6 Methoden und Prinzipien; Anfänge der empirischen Gedächtnisforschung

Vorgehen Wortfragment-Ergänzung

_le_a_t (-->Elefant)