Bildungspsychologie - Modul AF B Teil 1
Fernuniversität Hagen SS 19
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Cartes-fiches | 501 |
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Utilisateurs | 36 |
Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 21.02.2019 / 13.12.2023 |
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121. Techniken zur Förderung regelkonformen Verhaltens im Unterricht
- Classroom Management
- Kooperative Verhaltensmodifikation
Beide Verfahren ergänzen sich
122. Maßnahmen des Classroom Management -
Gute Gestaltung der Interaktion zwischen Lehrkraft und Schulklasse
Allgegenwärtigkeit
- Lehrer weiß zu jeder Zeit, was im Klassenzimmer vor sich geht und signalisiert den Schülern dies auch
Überlappung
- Fähigkeit, mit Disziplinproblemen umzugehen, ohne den Unterrichtsfluss zu unterbrechen
Flüssigkeit
- Unterrichtsabläufe sind unterbrechungsfrei und fließend gestaltet
Gruppenfokussierung
- Der Schwerpunkt der Aufmerksamkeit der Lehrkraft liegt auf der ganzen Klasse
123. Maßnahmen des Classroom Management - Einführung und Einhaltung von Regeln
Einführung:
- höchstens sechs Regeln (insbesondere im Grundschulalter)
- Positive Formulierung der Regeln
- Verdeutlichung mit Beispielen
- Beteiligung der Schüler an der Erarbeitung und Formulierung der Regeln
Einhaltung:
- Festlegung von Maßnahmen für Regelverstöße
- Diese Maßnahmen werden nach gestufter Eindringlichkeit bereitgehalten
- Nonverbale Hinweise (z.B. Blicke)
- Positive Verstärkung (entweder regelkonformes Verhalten bei anderen Schülern oder beim fraglichen Kind verstärken)
- Verbale Ermahnungen
- Bestrafung
124. Maßnahmen des Classroom Management - Analyse der Ursachen
Durchführung einer funktionalen Analyse des Problemverhaltens
- Das Zielverhalten wird operationalisiert und möglichst durch die Erhebung einer Grundrate quantifiziert
- Die vorausgehenden und nachfolgenden Bedingungen, die dieses Verhalten aufrechterhalten, werden bestimmt
- Augenmerk auf die nachfolgenden Verstärkungen durch die Lehrkräfte und durch die Mitschülerinnen und Mitschüler
- Im nächsten Schritt sind geeignete Interventionen auszuwählen, um die Häufigkeit der Regelüberschreitungen zu reduzieren
125. Bestrafung - Was ist dabei zu beachten?
- der Schüler muss genau wissen, wofür die Bestrafung erfolgt;
- die Bestrafung darf nicht zu einem Zeitpunkt erfolgen, zu dem der Schüler aufgeregt ist;
- der Schüler soll nach der Bestrafung wieder in das Unterrichtsgeschehen integriert werden, ohne dass der Lehrer nochmals auf den Regelverstoß Bezug nimmt;
- das Verhalten soll bei seinem Beginn und nicht erst bei Beendigung bestraft werden;
- regelkonformes Verhalten soll systematisch verstärkt werden
126. Maßnahmen der kooperativen Verhaltensmodifikation
Schüler und Lehrperson entwickeln die Unterrichtsregeln aus einer gemeinsamen Problemanalyse des Unterrichtsgeschehens:
- Analyse des Problems – z.B. Regelübertretungen im Unterricht – sowohl aus der Perspektive der Lehrperson als auch aus der Perspektive der Schüler
- Setzen gemeinsamer bzw. komplementärer Ziele von Schülern und Lehrkräften
- Formulierung handlungsleitender Regeln sowohl für die Schüler als auch für den Lehrer (z.B. „die Schülerinnen und Schüler rufen keine Antworten in die Klasse, die Lehrkraft nimmt keine Zwischenrufe auf“)
- Überwachung der Einhaltung dieser Regeln durch Selbstbeobachtungen und Selbstbewertungen der Schüler
- Diese werden in Form von Grafiken oder Schaubildern klassenöffentlich gemacht
127. Programme zur Verhaltensmodifikation für die ganze Klasse
Münzverstärkungskonzepte:
- Alle Kinder einer Klasse können für regelkonformes Verhalten Tokens sammeln und gegen vorher festgelegte Verstärker (z B zusätzliche Spielzeiten) eintauschen
Gruppenkontingenz-Programme:
- Die Klasse wird auf der Grundlage von Verhalten belohnt, das alle Schülerinnen und Schüler in der Klasse zeigen müssen
- Legt ein Kind das erwünschte, regelkonforme Verhalten nicht an den Tag, entfällt der Verstärker für die gesamte Klasse
128. Didaktische Theorien - Klafki
nicht jeder Inhalt ist bildungsbedeutsam
- die Lehrperson hat vorrangig die Aufgabe, die Inhalte auf ihren gegenwärtigen und zukünftigen Bedeutungsgehalt für die Bildung der Schüler zu analysieren
- Klafki entwickelte hierzu die didaktische Analyse, die der Lehrperson Leitfragen zur Vorbereitung ihres Unterrichts an die Hand gibt
129. Didaktische Theorien - Berliner Didaktik von Heimann, Otto und Schulz
- Interdependenz von vier Entscheidungsfeldern (Ziele, Inhalte, Verfahren und Medien des Unterrichts) und zwei Bedingungsfeldern (anthroprogene und soziokulturelle Lernvoraussetzungen der Lernenden)
- Das Berliner Modell hatte großen Einfluss auf die Ausbildung ganzer Lehrergenerationen
- Das Modell akzentuiert vor allem die Frage nach der sinnvollen und kohärenten Beziehung zwischen Zielen, Inhalten und Methoden des Unterrichts
130. Aeblis Entwurf einer kognitionspsychologischen Didaktik
- Schwerpunkt auf den Lern- und Verstehensprozesse der Lernenden
- Lernende müssen ihr Wissen selbst aufbauen
- Den Ausgangspunkt einer Unterrichtseinheit bildet ein Problem, das in der Regel von der Lehrperson eingebracht wird
- Die Lernprozesse im Unterricht sollten bestimmte Schritte durchlaufen:
- problemlösendes Aufbauen
- Durcharbeiten
- Handlungen, Begriffe und Operationen durcharbeiten, um die Erkenntnisse vom spezifischen Problem zu lösen und damit zu generalisieren
- Üben
- Anwenden
131. Instructional-Design-Modelle —> Modelle zur Planung und Gestaltung von Unterricht
- fokussieren konkreter auf die eigentlichen Lehr- und Lernprozesse und beschäftigen sich intensiver mit der Frage nach deren Wirksamkeit
- Kritisch angemerkt werden muss, dass vor allem die frühen Instructional-Design-Modelle den Unterricht sehr technologisch betrachteten
132. Die Gleichung von Carroll zum Lernerfolg
\(Lernerfolg = {Aktive Lernzeit \over Benötigte Lernzeit}\)
Lernerfolg = ökonomisch definiert
133. Behavioristisch orientierte Instructional- Design-Modelle - Carroll
- Lernerfolg = aktive Lernzeit / benötigte Lernzeit
- Die benötigte Lernzeit wird aufseiten der Lernenden beeinflusst von deren Lernvoraussetzungen
- aufgabenspezifische und allgemeine kognitive Fähigkeiten, Fähigkeit, dem Unterricht zu folgen, Qualität des Unterrichts
- Merkmale guten Unterrichts:
- Klarheit der Begriffe und Erklärungen,
- vernünftige Anordnung der Inhalte,
- Ausmaß an Wiederholungen und Anwendungen,
- Klarheit der Anforderungen sowie Bekräftigungen, Verstärkungen und Rückmeldungen
135. Behavioristisch orientierte Instructional- Design-Modelle - Bloom
- 90 % der Lernenden einer Klasse können gute Leistungen erreichen, wenn ihnen ausreichend Zeit zum zielerreichenden Lernen zugestanden
- Merkmale guten Unterrichts:
- schrittweise Darbietung des Lernstoffs
- Rückmeldungen nach jeder Unterrichtssequenz, ob die Leistungsanforderungen erfüllt wurden
- Bereitstellen zusätzlicher Instruktionen und Übungen für Schüler, die die Lernziele nicht erreicht haben
- Bekräftigung der Lernenden
- effektives Unterrichtsmanagement, das sich in einem hohen Anteil aktiv genutzter Lernzeit widerspiegelt
136. Kognitionspsychologisch fundierte Instructional-Design-Modelle - Ausubel
- Die kognitive Struktur des Menschen ist hierarchisch geordnet
- Sie umfasst auf einer höheren Ebene allgemeinere Begriffe und Konzepte, die sich nach unten in spezifischere Begriffe und Konzepte auffalten.
- Damit es Lernern gelingt, neue Wissenselemente in ihre bestehende kognitive Struktur zu integrieren, sollte die Darbietung des Unterrichtsgegenstands bestimmten Prinzipien genügen
- Zentrale Rolle des Lehrers
137. Ausubels Prinzipien für gelingendes Lernen
- Advance Organizer: Zu Beginn einer Unterrichtssequenz sollten Advance Organizer als Strukturierungshinweise eingesetzt werden.
- Sie geben einen Überblick über den Unterrichtsgegenstand, bieten gedankliche Verankerungsmöglichkeiten und erleichtern die Einordnung neuer Ideen, Gedanken und Konzepte
- Deduktives Vorgehen: Der Unterricht sollte von allgemeinen Begriffen zu spezifischen Details voranschreiten
- Integrative Aussöhnung: Verdeutlichung von Beziehungen, Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen inhaltlichen Aspekten
- Sequenzielle Organisation: Kohärenz des unterrichtlichen Stoffs; Lernen und Behalten werden gefördert, wenn die Lehrperson die dem Stoff innewohnenden Abhängigkeiten beachtet und den Stoff entsprechend sequenziert
- Verfestigung: Übungen und Wiederholungen mit fortschreitenden Variationen
138. Befunde zu Advance Organizers
jüngere Lernende und Lernende in sozialwissenschaftlichen Fächern profitieren stärker von Advance Organizers als Lernende in naturwissenschaftlichen und sprachlichen Domänen
139. Kognitionspsychologisch fundierte Instructional-Design-Modelle - Bruner
- Lernende sollen zunächst mit Einzelfällen bzw. bestimmten Problemen konfrontiert werden, um daraus auf übergreifende gesetzmäßige Zusammenhänge zu schließen.
- Lernende als Konstrukteuren ihres eigenen Lernprozesses
- Die Lernenden sollen sich aktiv und selbstständig mit den Lernaufgaben auseinandersetzen
- Lehrer als zurückhaltender Moderator, der für die Auswahl geeigneter Probleme und Aufgabenstellungen sorgt und die Lernenden zum Entdecken anleitet.
140. Konstruktivistische Ansätze in der Lehr- und Lernforschung
- Lernen als ein konstruktiver, kumulativer, selbstgesteuerter, situativer, individuell unterschiedlicher, gleichzeitig auf die Interaktion mit anderen angewiesener Prozess des Aufbaus von Wissen und der Konstruktion von Bedeutung
- Die auf konstruktivistischen Annahmen beruhenden Lernumgebungen = situiertes Lernen
- Lernen erfolgt also kontextgebunden
- Situierte Lernumgebungen konfrontieren die Lernenden in der Regel mit komplexen Aufgaben und authentischen Problemen und setzen bei der Bearbeitung auf ein hohes Maß der Selbststeuerung.
- Bekannteste konstruktivistisch-orientierte Instruktionsmodelle: „anchored instruction“ und „cognitive apprenticechip“
- Offene Unterrichtsformen als eine Form konstruktivistisch orientierten Unterrichts
- aus konstruktivistischen Positionen lassen sich keine direkten Schlussfolgerungen für konkretes didaktisches Handeln ableiten
141. Anchored Instruction
- Die zentrale Komponente dieser Lernumgebungen sind sogenannte narrative „Anker“, komplexe Geschichten, die den Lernenden z. B. mittels Video präsentiert werden
- An einer bestimmten Stelle bricht der Film ab
- Die Lernenden sollen das Problem zunächst entdecken und mithilfe der im Film enthaltenen Informationen selbstständig und kooperativ lösen
- Die Lehrkraft hält sich zurück und übernimmt in diesen Lernumgebungen die Rolle eines Moderators und zurückhaltenden Betreuers
142. Cognitive Apprenticeship nach Collins, Brown und Newman (1989)
- Dieser Lehransatz zeichnet sich durch eine aktivere Rolle der Lehrperson und eine stärkere Anleitung der Lernenden aus
- Im Laufe einer Unterrichtseinheit wird das Ausmaß an Lehrersteuerung jedoch immer weiter zurückgefahren
- Ein weiteres Kernelement dieses Ansatzes ist, dass Lehrende – analog zu Handwerksmeistern – ihr Wissen durch „lautes Denken“ verbal explizieren.
143. Strategien zur Gestaltung des Unterrichts nach den Grundsätzen des Cognitive Apprenticeship:
- Modeling: Vorzeigen und Vormachen und das laute Denken der Lehrperson
- Coaching: Begleitung der Lernenden während der Problembearbeitung
- Scaffolding: Vermittlungsbemühungen der Lehrperson im Sinne minimaler didaktischer Hilfe, um eine Brücke zu schlagen zwischen dem bestehenden Wissen der Lernenden und den Anforderungen der Aufgabensituation.
- Fading: schrittweises Zurückfahren der Unterstützung der Lehrperson
- Articulation: Anregen der Lernenden, ihre Gedanken, Ideen und Lösungen wiederzugeben
- Cooperation: kooperative Bearbeitung von Aufgaben und Problemen
- Reflection: Vergleich von Lösungen und Strategien im Austausch mit anderen
144. Studien zur Wirksamkeit konstruktivistisch orientierter, problemorientierter und offener
Lernumgebungen:
- Dochy et al. (2003): problemorientierte Lernumgebungen ziehen höhere Lernerfolge nach sich, wenn es um den Erwerb von Problemlöse- und Anwendungsfähigkeiten geht
- Über alle Studien hinweg ist ein Unterricht mit mehr Wahlfreiheiten für die Schüler nicht zwingend lernwirksamer
- Offene Lernumgebungen erfordern ein Mindestmaß an Selbstregulationskompetenzen, weshalb Lernende mit günstigeren Voraussetzungen stärker von diesen Ansätzen profitieren dürften
- Offenere Lernumgebungen sind offenbar vor allem dann lernwirksam, wenn die Lehrperson den Unterrichtsgegenstand strukturiert und die Lernenden kognitiv aktiviert
145. Direkte Instruktion
lehrergelenkter Unterricht, der durch klare Zielvorgaben, die verständliche Darstellung von
Inhalten, ein schrittweises Vorgehen, Lehrerfragen mit unterschiedlicher Schwierigkeit, Phasen
angeleiteten und selbstständigen Übens, häufiges Lehrerfeedback und eine regelmäßige
Überprüfung der Lernfortschritte der Lernenden charakterisiert ist
146. Indirekte Instruktion
- Sammelbegriff für unterschiedliche Ansätze und Konzepte, bei denen die Lernenden den Unterrichtsgegenstand und das Lernmaterial partiell selbst strukturieren
- mit einem geringeren Ausmaß an Lehrerlenkung verbunden
- das entdeckende Lernen
- das forschende Lernen
- das problemorientierte Lernen
- offene Unterrichtsformen
- konstruktivistisch-orientierte Lernumgebungen
148. Motivationale Entwicklung vs. kognitive Entwicklung (beides Zielvariablen von Schulerfolg)
die motivationale Entwicklung wird deutlich stärker durch individuelle Determinanten der Lernenden bestimmt als die kognitive Entwicklung
- der Spielraum unterrichtlicher Einflussmöglichkeiten ist für die affektiv-motivationale Entwicklung geringer als für kognitive Zielvariablen
149. Die Bedeutung der Schüler-, Klassen- und Schulebene für den Schulerfolg (Leistung,
Motivation etc.) - Ergebnisse der Mehrebenenanalyse
- der größte Teil der Schulleistungsvarianz lässt sich mit individuellen Schülermerkmalen erklären (zwischen 50 % und 70 %)
- An zweiter Stelle folgen Merkmale, die mit der Klassenzugehörigkeit eines Schülers zusammenhängen (ca. 10–30 %)
- an dritter Stelle Merkmale, in denen sich Schulen voneinander unterscheiden (ca. 5–14%)
- Die Ergebnisse amerikanischer „Value- added“-Studien deuten darauf hin, dass der Klassenebene, eine größere Bedeutung eingeräumt werden müsste, wenn man nicht den Leistungsstand, sondern die Leistungsentwicklung untersucht
- Merkmale von Schule und Unterricht haben für Schüler mit ungünstigen Startvoraussetzungen eine größere Bedeutung als für Lernende mit günstigeren Startvoraussetzungen
150. Motivationsförderung durch offenen Unterricht?
- die Wahlfreiheit spielt nur dann eine Rolle, wenn die zur Auswahl stehenden Lernangebote das Interesse der Lernenden ansprechen und sich in ihrer Attraktivität unterscheiden
- ein hohes Maß an Wahlfreiheiten kann im Sinne der Choice-Overload-Hypothese auch zu Überforderung, Frustration, Unzufriedenheit und Lernabbrüchen führen
151. Merkmale und Merkmalskonfigurationen erfolgreichen Unterrichts
- Strukturiertheit des Unterrichts
- Inhaltliche Klarheit und Kohärenz des Unterrichts
- Feedback
- Kooperatives Lernen
- Üben
- Kognitive Aktivierung
- Metakognitive Förderung
- Unterstützendes Unterrichtsklima
- Innere Differenzierung, Individualisierung und Scaffolding als Formen adaptiven Unterrichts
152. Die Bedeutungsfacetten von Strukturiertheit
Didaktische Strukturierung:
- klare erkennbare Gliederung des Unterrichts in einzelne Phasen und Abschnitte
Strukturierung auf der Verhaltensebene:
- Konsistenz von Regeln, Erwartungen und Grenzen
Strukturiertheit im kognitionspsychologischen Sinne:
- Maßnahmen und Handlungen, die geeignet sind, eine Verbindung zwischen dem Vorwissen der Lernenden und neuen Wissenselementen herzustellen
153. Strukturiertheit und affektiv-motivationale Aspekte des Lernens
- eine effektive Klassenführung und ein störungsarmer, disziplinierter Unterricht haben positive Wirkungen auf das Autonomieerleben und auf das Kompetenzerleben der Lernenden
- ein geringes Ausmaß an Unterrichtsstörungen wirkt sich positiv auf die von Schülern erlebte Herausforderung aus, die wiederum positive Effekte auf die Interessensentwicklung hat
- eine effektive Klassenführung übt einen positiven Einfluss auf das Engagement der Lernenden aus, das wiederum mit günstigeren Einstellungen der Lernenden z.B. zum Fach Mathematik und mit einem günstigeren mathematischen Selbstkonzept der Lernenden einhergeht
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass ein strukturierter, störungsarmer und effektiv geführter Unterricht die affektiv-motivationale Entwicklung der Lernenden befördern kann
154. Einordnung von Lehrerfragen
- Lehrerfragen lassen sich z. B. nach ihrem kognitiven Niveau und nach ihrer Offenheit ordnen
- Kognitives Niveau:
- low-level-questions: Fragen, deren Beantwortung auf die Wiedergabe von Informationen, Faktenwissen, Prozeduren und Definitionen abzielen —> Wissensfragen
- high-level-questions: Denkfragen, die die Verknüpfung von Informationen, Konzepten, Wissensbausteinen etc. erfordern und die Lernenden anregen, Vorgehensweisen und Gedankengänge zu erläutern und zu begründen
- level bezieht sich auf die Lernzielebenen – Wissen, Verstehen, Anwenden, Analysieren, Synthetisieren und Bewerten
- Die Wartezeit nach einer Frage sollte 3-5 Sekunden betragen
155. Inhaltliche Klarheit und Kohärenz des Unterrichts - Methoden
- variantenreiche Erklärungen und Erläuterungen unter Verwendung von Veranschaulichungen, Abbildungen, Beispielen, Analogien und Metaphern,
- Hervorhebung und Zusammenfassung zentraler inhaltlicher Punkte,
- Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in Konzepten,
- Verwendung und Verbindung unterschiedlicher Repräsentationsformen
- wiederholtes Aufgreifen von schwierigen Sachverhalten und Aspekten
156. Forschungslage zur Bedeutung von inhaltlicher Klarheit und Kohärenz des Unterrichts
- Die inhaltliche Klarheit des Unterrichts hat positive Effekte auf das Lernen der Schüler
- der Einsatz nichtsprachlicher Repräsentationsformen hat deutliche leistungssteigernde Effekte, und zwar vor allem dann, wenn sprachliche und nicht-sprachliche Repräsentationsformen miteinander verknüpft werden
- eine höhere Klarheit des Unterrichts geht mit einer höheren Zufriedenheit der Lernenden einher
- Studierende sind stärker motiviert, wenn die Klarheit des Unterrichts ausgeprägter ist
157. Das Prinzip von Feedback
Für die Lehrperson und den Lernenden muss der Zielzustand (feed-up) klar sein und das
Feedback soll Antworten darauf geben, wo man im Hinblick auf das angestrebte Lernziel steht
(feed-back) und welche weiteren Schritte erforderlich sind, um dem angestrebten Ziel näher zu
kommen (feed-forward)
158. Formen von Feedback
- Die einfachen Rückmeldungen informieren den Lernenden, ob seine Lösung bzw. seine Antwort richtig oder falsch war und ggf. noch darüber, wie die richtige Antwort lautet
- Zu den elaborierteren Rückmeldeformen werden in der Regel Hinweise gezählt, die über die Nennung des richtigen Ergebnisses hinausgehen und weitere Informationen und Erklärungen beinhalten, die für das Verständnis der Aufgabe von Bedeutung sind und die Lösung bzw. richtige Antwort verständlich machen
159. Forschungsbefunde zum Thema Feedback
richtig vs. falsch
- Rückmeldungen, die lediglich darüber informieren, ob eine Antwort bzw. ein Ergebnis falsch oder richtig ist, haben keinen Effekt auf die Lernleistung
Korrekturfunktion:
- Sind mit der Rückmeldung Informationen verbunden, wie die korrekte Lösung lautet, so sind eher Effekte auf den Lernerfolg zu beobachten
Zu viel Info
- Bei einfachen Aufgabenstellungen, die lediglich die Wiedergabe von Fakten erfordern, ist elaboriertes und komplexes Feedback eher schädlich, da es mehr Informationen enthält als zur Korrektur eigentlich notwendig sind
Elaboriert vs. einfach
- Elaborierteres Feedback scheint vor allem bei Aufgabenstellungen, die den Erwerb von Regeln und Konzepten intendieren und komplexeres Denken erfordern, wirksamer zu sein als wenig informatives Feedback
Rolle von Vorwissen
- Besonders bei geringerem Vorwissen sind höhere Effekte von Feedback zu erwarten
unvollständig vs. vollständig
- Für leistungsstärkere Schüler kann unvollständiges Feedback effektiver sein als für leistungsschwächere, die demgegenüber eher von vollständigem Feedback profitieren
Suggestiv
- Suggestives Feedback, das Hinweise auf Fehler und Probleme enthält, ohne dass jedoch direkte Hinweise gegeben werden, worin das Problem bzw. der Fehler besteht, hat positive Effekte
Ankündigungseffekt
- Schon die Ankündigung von Feedback kann ausreichen, um Lernende zu einer systematischeren Anwendung von Strategien anzuregen
Zeit der Rückmeldung
- Bei anspruchsvollen Aufgabenstellungen kann verzögertes Feedback wirksamer sein als bei einfachen Aufgabenstellungen
Ebene des Feedbacks
- Feedback ist wirksamer, wenn es aufgaben-, prozess- und selbstregulationsbezogene Hinweise verknüpft und enthält (nicht auf den Lernenden selber bezogene Hinweise)
Nutzung in der Praxis
- das Potenzial von Feedback wird von Lehrpersonen offenbar nur selten genutzt
- Sie geben vergleichsweise häufig unspezifische Rückmeldungen und loben, ohne auf die Besonderheiten der Aufgabenbearbeitung oder auf individuelle Lernfortschritte Bezug zu nehmen
160. Vier Ebenen der Rückmeldung nach Hattie und Timperley (2007):
Aufgabenbezogenes Feedback:
- bezieht sich darauf, wie gut eine Aufgabe gelöst oder verstanden worden und was ggf. noch fehlerhaft ist setzt voraus, dass Lernende bereits über ausreichendes Verständnis und Vorwissen verfügen
Feedback auf der Ebene des Verarbeitungsprozesses:
- hilft, Fehler zu identifizieren, weitere Informationen zu sammeln und Strategien zu verwenden bzw. zu optimieren.
Feedback zum Prozess der Selbstregulation:
- umfasst Hinweise und Hilfen, wie der Lernende sein Lernen selbst planen, regulieren und bewerten kann
Feedback auf der Ebene des Lernenden
- personal evaluations and affect (usually positive) about the learner