Bildungspsychologie - Modul AF B Teil 1

Fernuniversität Hagen SS 19

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Flashcards 501
Students 36
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 21.02.2019 / 13.12.2023
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161. Feedback und seine motivationalen Wirkungen

  • Feedback kann sich über zunehmende Anstrengung, höheres Engagement, geringere Unsicherheiten und wachsendes Kompetenzerleben auf die Motivation und die Selbstwirksamkeit der Lernenden auswirken, da die Lernenden durch Feedback Informationen über die Wirkungen ihrer Lernhandlungen erhalten und ihre Anstrengungen beachtet und gewürdigt sehen
  • Die Forschungslage zu den motivationalen Wirkungen von aufgabenbezogenem Feedback fällt allerdings uneinheitlich aus

162. Zentrale Bestimmungsmerkmale kooperativen Lernens

  • Positive Interdependenz (wechselseitige Abhängigkeit) der Lernenden
    • Den Lernenden sollte bewusst sein, dass sie die Aufgabe nur zusammen lösen können.
  • Jedes Gruppenmitglied übernimmt eine individuelle Verantwortung für den Arbeitsprozess in der Gruppe
  • Kooperatives Lernen lebt von der Face-to-Face-Kommunikation zwischen den Lernenden, von Formen gegenseitiger Unterstützung und wechselseitiger Rückmeldung.
  • Soziale Fähigkeiten sind gleichsam Voraussetzung und Ziel kooperativen Lernens
  • Metakognitive und reflexive Tätigkeiten der Lernenden
    • Die Lernenden müssen darüber nachdenken, welche Tätigkeiten und Arbeitsschritte hilfreich sind und wie sie ggf. ihren Arbeitsprozess modifizieren müssen

163. STAD - Student Teams-Achievement Divisions (Slavin, 1996) - Ein Konzept kooperativen Lernens

Kombination aus Gruppenarbeit, regelmäßiger Leistungsüberprüfung und Gruppenbelohnung


STAD umfasst mehrere Phasen:

  • 1. Die Lehrperson führt im Klassenverband in das Thema des Unterrichts ein
  • 2. Die Lernenden arbeiten in leistungsheterogenen Gruppen an den gleichen Aufgaben (3-5 Unterrichtsstunden)
  • 3. Individuelle Leistungsüberprüfung mit einem Quiz bzw. Test

 

  • Die erzielten individuellen Leistungen der Schüler werden jeweils mit einer Baseline, die vor der eigentlichen kooperativen Phase erfasst wurde, verglichen
  • Daran bemisst sich, wie viele Punkte jedes Gruppenmitglied erhält
  • Die Punkte werden pro Gruppe aufsummiert, die Gruppe mit den meisten Punkten gewinnt

164. Jigsaw (Gruppenpuzzle) - Ein Konzept kooperativen Lernens

Das Jigsaw verläuft in 4 unterschiedlichen Phasen:

  • 1. Die Klasse teilt sich in sogenannte Stammgruppen mit 4–5 Mitgliedern auf
  • 2. Bildung von Expertengruppen, in die jeweils ein Mitglied jeder Stammgruppe entsandt wird und die unterschiedliche Aspekte oder Aufgaben eines komplexeren Themas bearbeiten
  • 3. Vermittlungsphase in den Stammgruppen: Jedes Mitglied hat die Aufgabe, sein in den Expertengruppen erworbenes Wissen an die Mitglieder seiner Stammgruppe weiterzugeben, die sich mit einem anderen Thema beschäftigt haben.
  • 4. Reflexion im Klassenverband

 

  • Die Befunde zur Lernwirksamkeit des Gruppenpuzzles fallen, was den Lernerfolg anbelangt, uneinheitlich aus
  • Einhellig weisen die Studien jedoch auf differenzielle Effekte innerhalb der Gruppenpuzzlegruppen hin: In ihren Expertenthemen schneiden die Lernenden in der Regel besser ab als in jenen Themen, die ihnen von ihren Mitlernenden präsentiert wurden

165. Forschungsstand zum kooperativen Lernen

  • Kooperative Lernsituationen scheinen individualisierten und kompetitiven Lernsituationen überlegen zu sein
  • Effekte der Gruppenzusammensetzung auf den Lernerfolg:
    • Eine heterogene Zusammensetzung der Gruppe kommt offenbar insbesondere den schwächeren Schülern zugute
    • Für leistungsdurchschnittliche Schüler zeichnet sich dagegen ab, dass ihr Lernerfolg in heterogenen Gruppen eher geringer ausfällt
    • für leistungsstarke Schüler differieren die Befunde
  • Für das Gelingen kooperativen Lernens spielt die Interaktionsqualität eine wichtige Rolle
  • Strukturierungsmaßnahmen konnten in manchen Studien die Qualität kooperativen Arbeitens fördern, in anderen nicht
  • Weitere Bedingungen, die die Wirksamkeit kooperativen Arbeitens beeinflussen können, sind offenbar die Komplexität und das Anforderungsniveau der Aufgabenstellung —> Schwieriger = Kooperation bringt mehr

166. Transaktives Interaktionsverhalten

Mit transaktivem Interaktionsverhalten ist gemeint, wie intensiv die Lernenden aufeinander Bezug nehmen und Beiträge der anderen Gruppenmitglieder aufgreifen und weiterentwickeln

167. Theoretische Erklärungen für die positiven Effekte kooperativen Lernens

  • Cognitive-Load-Theorie: die höhere kognitive Beanspruchung bei der Problemlöseaufgabe verteilt sich im Rahmen des kooperativen Settings auf mehrere Mitlernende
  • Kognitiv-konstruktivistische Perspektive: kooperatives Lernen trägt insbesondere dann zu einer Weiterentwicklung kognitiver Schemata und Strukturen bei, wenn es zu einem vertieften Austausch von Meinungen, Ideen und Konzepten zwischen den Lernenden kommt
  • Soziokulturelle Perspektive (Vygotsky): Lernende profitieren vor allem dann von der Interaktion, wenn Anleitung und Unterstützung in der „Zone der nächsten Entwicklung“ angesiedelt sind
  • Motivationale Aspekte:
    • Slavin: Motivation der Lernenden ist der entscheidende Wirkmechanismus beim kooperativen Lernen
      • Die Motivation wird durch die gruppenbezogene Belohnung auf der Basis der individuellen Leistungen der Gruppenmitglieder und die sich dadurch ergebende individuelle Verantwortlichkeit der Lernenden gefördert
    • Andere Autoren: die soziale Kohäsion der Gruppenmitglieder ist der entscheidende Grund für die positiven Effekte kooperativen Lernens, da kooperatives Lernen dem Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit entgegenkommt und darüber die Lernmotivation der Lernenden fördert

168. Vermischtes Üben

  • Beim vermischten Üben werden Aufgaben zu miteinander in Beziehung stehenden Inhalten verschachtelt (abcabcabc) dargeboten
    • Üben von Inhalt a, dann Üben von Inhalt b usw., statt drei Mal a, drei Mal b...
  • Während für kurzfristiges Behalten und Lernen geblockte Übungen offenbar effektiver sind, erweisen sich vermischte Übungen für den längerfristigen Lern- und Behaltenserfolg als überlegen
  • Erklären lässt sich die Überlegenheit vermischt bzw. verschachtelt dargebotener Lern- und Übungsaufgaben damit, dass Schüler dabei zusätzlich entscheiden müssen, welches der gelernten Verfahren oder Prinzipien anzuwenden ist

169. Zeiträume zwischen den Übungseinheiten

  • Soll der Lernende das Wissen noch nach fünf Jahren erinnern, so sollten die Übungseinheiten 6–12 Monate auseinander liegen.

 

  • Geht es um das Behalten für eine Woche, so sollten die Zeiträume zwischen den Übungseinheiten nicht länger als 12–24 Stunden sein

170. Die Lehrperson kann den Prozess der kognitiven Aktivierung durch folgende Verhaltensweisen initiieren:

  • Konfrontation der Lernenden mit kognitv herausfordernden Aufgaben
  • Provokation kognitiver Konflikte (-> Äquilibrationskonzept)
    • z.B. verschiedene richtige und falsche Lösungen miteinander vergleichen
  • Hinweisen auf Unterschiede in inhaltsbezogenen Ideen, Konzepten, Positionen, Interpretationen und Lösungen
  • Anregen der Lernenden, ihre Gedanken, Konzepte, Ideen und Lösungswege darzulegen und zu erläutern,
  • Stellen von anregenden und herausfordernden Fragen, die zu Begründungen, Vergleichen und Verknüpfungen neuer Informationen mit bereits bestehendem Wissen anregen
  • Pflegen einer diskursiven Unterrichtskultur, in der sich die Lernenden intensiv über inhaltliche Konzepte und Ideen austauschen

171. Befundlage zur Förderung der Metakognition

Maßnahmen, die der metakognitiven Förderung der Lernenden dienen, haben nicht nur das
Potenzial, metakognitive Strategien zu befördern, sondern wirken sich darüber hinaus auch auf
den Lernerfolg von Schülern aus, insbesondere wenn es sich um systematische Trainings
handelt

172. Unterrichtsklima - ein undeutliches Konstrukt

  • 1. emotionale Grundtönung der Lehrer-Schüler Beziehung
  • 2. Grundorientierungen und Werthaltungen der am Schulleben beteiligten Personen
  • 3. die von den Lernenden wahrgenommene Lernumwelt
    • individuelles Klima
    • geteiltes oder kollektives Klima
  • In neueren Arbeiten wird das unterstützende Unterrichtsklima v. a. über die kollektive Wahrnehmung einer Lerngruppe erfasst
  • Zu den Facetten des Unterrichtsklimas zählen u. a. der gegenseitige wertschätzende Umgang von Lehrperson und Schülern, das Interesse der Lehrperson für die Belange der Schüler, der konstruktive und geduldige Umgang der Lehrperson mit Fehlern, ihre Empathie und Fürsorge sowie ein gutes Verhältnis der Schüler untereinander.

173. Innere Differenzierung, Individualisierung und Scaffolding als Formen adaptiven Unterrichts

  • Innere Differenzierung: Gruppen von Schülern werden unterschiedliche Aufgaben, unterschiedliche Aufgabenmengen und/oder unterschiedliche Lernzeitkontingente zugewiesen und/oder ihnen werden unterschiedliche Unterstützungsangebote gewährt
  • Individualisierung: die Lernangebote und -bedingungen werden an die Voraussetzungen einzelner Schüler angepasst
  • Scaffolding: eine breite Palette von Verhaltensweisen; Strukturierungshilfen, die die Funktion eines kognitiven „Lerngerüsts“ erfüllen und relevante Aspekte der Aufgabe oder des Problems hervorheben

174. Kernmerkmale von Scaffolding

  • eine fortlaufende prozessbegleitende Diagnostik der Lern- und Verstehensprozesse des einzelnen Schülers oder der Schülergruppe
  • eine am Lernstand und an den Lernvoraussetzungen des einzelnen Schülers oder der Schülergruppe ausgerichtete und kalibrierte Unterstützung der Lehrperson
  • die schrittweise Ausblendung der Lehrerunterstützung in enger Verbindung mit einer zunehmenden Kontrolle des eigenen Lernprozesses durch den Lernenden

175. Differenzierungs- und Individualisierungsprogramme - Joplin-Plan (Slavin, 1987)

  • Bildung von leistungshomogenen Gruppen in einem Fach (z. B. im Lesen) bei gleichzeitiger Beibehaltung der leistungsheterogenen Klassenverbände
  • Der Übergang in das nächste Leseniveau erfolgte, sobald man das Ziel des Niveaus erreicht hatte
  • Der übrige Unterricht war von dieser Form der Differenzierung nicht betroffen

176. Differenzierungs- und Individualisierungsprogramme -Konzept der gestuften Lernhilfen

Dabei handelt es sich um von der Lehrperson strukturierte, aufeinander aufbauende
Lösungshinweise in Form von Hilfekärtchen zu Lernaufgaben mit eindeutigen Lösungen, auf die die
Lernenden nach Wunsch zurückgreifen können.

177. Befunde zum Thema Innere Differenzierung, Individualisierung und Scaffolding

Scaffolding:

  • optimistische Einschätzung hinsichtlich der Wirkungen auf kognitive und metakognitive Leistungen von Schülern
  • Kritik: uneinheitliche Messung des Konstrukts

Maßnahmen der Differenzierung und Individualisierung:

  • eine hohe Bedeutung für die Verringerung von Leistungsunterschieden in Klassen findet bislang keine Bestätigung
  • Mehrheitlich zeigen sich eher Schereneffekte, d. h., die Leistungskurven von schwächeren und stärkeren Schülern gehen im Zeitverlauf eher auseinander als zusammen

Insbesondere für das Selbstbestimmungserleben und die Förderung von Interesse scheinen Unterrichtsformen mit Freiheitsspielräumen positive Effekte zu haben

178. Optimalklassenstudien

  • Sie untersuchen, durch welche Merkmale sich jene Klassen auszeichnen, die vergleichsweise hohe Zuwächse im kognitiven und affektiv-motivationalen Bereich erzielen

 

  • Diese „Positivklassen“ zeichnen sich durch eine effektive Klassenführung, eine intensive Lernzeitnutzung, ein eher mäßiges Interaktionstempo, durch hohe inhaltliche Klarheit und individuelle Unterstützung der Lernenden aus

179. Basisdimensionen guten Unterrichts und deren angenommene Wirkungen

180. Basisdimensionen qualitätsvollen Unterrichts

  • Inhaltlich verständliche und kohärente Behandlung zentraler Konzepte, Ideen und Prinzipien
  • kognitive Aktivierung und metakognitive Förderung der Lernenden
  • Klassenführung, Strukturiertheit
  • unterstützendes Unterrichtsklima

181. Selbstregulation

die Fähigkeit, die eigenen Gedanken, Emotionen und Handlungen zielgerecht zu steuern

182. Begriffsbestimmung „Selbstreguliertes Lernen“ („self-regulated learning“)

  • Synonyme: selbstgesteuertes Lernen, selbstbestimmtes Lernen, selbstorganisiertes Lernen oder autonomes Lernen
  • Vom Lernenden aktiv initiiertes Vorgehen, das eigene Lernverhalten unter Einsatz von
  • verschiedenen Strategien zu steuern und zu regulieren
  • Es werden drei Komponenten selbstregulierten Lernens unterschieden:
    • kognitive Komponenten:
      • betreffen die Informationsverarbeitung, das konzeptionelle und strategische Wissen sowie die Fähigkeit, entsprechende Strategien anzuwenden;
    • motivationale Komponenten:
      • Aktivitäten, die der Initiierung und dem Aufrechterhalten des Lernens dienen, sowie handlungsfördernde Attributionen von Erfolgen und Misserfolgen und Selbstwirksamkeitsüberzeugung;
    • metakognitive Komponenten:
      • Planung, Selbstbeobachtung, Reflexion und adaptive Anpassung des Lernverhaltens in Bezug auf das angestrebte Lernziel

183. Einordnung von Lernstrategien

Primärstrategien:

  • kognitive Lernstrategien (Umgang mit einem einzelnen Lerninhalt)
    • Oberflächenstrategien (Wiederholungsstrategien)
    • Tiefenstrategien (organisieren, elaborieren und kritisches Prüfen)
  • metakognitive Lernstrategien (Kontrollstrategien)
    • Überwachung des Einsatzes der kognitiven Strategien und des gesamten Lernprozesses (z. B. durch Selbstreflexion und Selbstbewertung)

Sekundärstrategien:

  • ressourcenorientierte Lernstrategien (die Ressourcen, auf die der Lernende zugreifen kann)
    • internale Ressourcen: Anstrengung, Aufmerksamkeit und Konzentration
    • externale Ressourcen: geeignete Lernumgebung, soziale Unterstützung oder das Vorhandensein von Literatur

184. Prozessorientierte Modelle der Selbstregulation - Grundprinzip (kybernetisches Modell von
Wiener, 1948)

Selbstregulation als ein schrittweiser (iterativer), regelkreisähnlicher Prozess

  • Vergleich eines aktuellen Ist-Zustands mit einem angestrebten Soll-Wert
  • Rückmeldung des Ergebnisses an das System durch eine Feedbackschleife
    • Im Falle einer Übereinstimmung der beiden Werte erfolgt keine regulierende Aktion
    • Im Falle einer Diskrepanz zwischen den beiden Werten werden regulative Handlungen ergriffen

185. Prozessmodelle der Selbstregulation im Kontext des Lernens - Prozessmodell der Selbstregulation von Schmitz

186. Die drei Phasen des Prozessmodells der Selbstregulation (Schmitz) im Zusammenhang mit
dem selbstregulierten Lernen

Präaktionale Phase („forethought phase“):

  • Aufgabenanalyse
  • Zielsetzung und -formulierung
  • Handlungsplanung
  • Herausbildung selbstmotivierender Überzeugungen für die bevorstehende Lernhandlung

Aktionale Phase („performance or volitional control phase“):

  • Umsetzung der ausgewählten Strategien
  • Überwachung der Lernhandlungen
    • Aufrechterhaltung und Optimierung der Handlungsausführung
  • Erfolgreiches Lerne = ausreichende und effektiv genutzte Lernzeit sowie situationsangemessener Einsatz von Strategien

Postaktionale Phase („self-reflection phase“):

  • Einschätzung der Handlungsergebnisse
    • Bewertung der erbrachten Leistung und Abgleich mit dem in der Planungsphase gesetzten Ziel
  • Bilden von Schlussfolgerungen für zukünftiges Handeln
    • Reflexion über Ergebnisursachen und den gesamten Handlungsverlauf

187. Erfolgsfaktoren selbstgesteuerten Lernens (nach Ergebnissen einer Metaanalyse von
Sitzmann und Ely, 2011):

  • Zielsetzung
  • Selbstwirksamkeit
  • Ausdauer
  • Anstrengung

188. Selbstregulation im Kontext von Lernen - Modell von Pintrich

Das Modell besteht aus folgenden Phasen:

  • Planungs- und Aktivationsphase
  • Überwachungs- oder Monitoringphase
  • Kontrollphase
  • Reaktions- und Reflexionsphase

Bezogen auf jede der vier Phasen werden vier Regulationsaspekte bzw. -bereiche
unterschieden:

  • Kognition
  • Motivation/Affekt
  • Verhalten
  • Kontext

Aus diesen vier Phasen/Regulationsbereichen ergibt sich ein 16-zelliges Kategorisierungsschema, das zur Einordnung spezifischer Regulationsstrategien dient

189. Modell von Pintrich - Phasen und Bereiche der Selbstregulation

https://imgur.com/pnEtqCD

190. Schichtenmodelle der Selbstregulation - Drei-Schichten-Modell von Boekaerts

https://imgur.com/CFwnY3K

191. Erläuterungen zum Drei-Schichten-Modell von Boekaerts

selbstreguliertes Lernen als eine komplexe Interaktion zwischen kognitiven und motivationalen
Regulationsprozessen, die sich jeweils auf drei unterschiedliche Regulationsgegenstände
beziehen können (—> drei Schichten)


Innere Ellipse:Regulationsgegenstand —> Informationsverarbeitungsprozess

  • Hier gilt es zu regulieren, wie mit Lerninhalten umgegangen wird
  • Im Rahmen dessen wählt der Lerner kognitive Primärstrategien für die Bearbeitung einer Aufgabe aus

Mittlere Schicht: Regulationsgegenstand —> Wahl und Einsatz der kognitiven Strategien

  • Der Lerner beobachtet, ob er die Aufgabe auch tatsächlich so bearbeitet, wie in der inneren Schicht geplant

Äußere Schicht: Regulationsgegenstand —> Regulation des Selbst

  • Hier werden zum einen Ziele formuliert und zum anderen die entsprechenden Ressourcen (Zeit, Ruhe), die zur Zielerreichung notwendig sind, überprüft

192. Schichtenmodelle der Selbstregulation - Hierarchiemodell von Landmann und Schmitz

https://imgur.com/eW3Rol7

193. Erläuterungen zum Hierarchiemodell von Landmann und Schmitz

Unterste Ebene: Überwachung der Ausführung einer ausgewählten Strategie (z. B. einer Lernstrategie wie Auswendiglernen)

  • Wird die ausgewählte Strategie nicht korrekt ausgeführt, erfolgt eine Ausführungsregulation

Zweite Ebene: Führt die Ausführungsregulation nicht zum Erfolg (in diesem Fall zur Erledigung der Aufgabe), kann die Strategieauswahl beobachtet bzw. reguliert und ein Strategiewechsel vollzogen werden

  • Führt das korrekte Ausführen der neuen Strategie zum Erfolg, ist mit der Zielerreichung die Lernepisode abgeschlossen

Höchste Ebene: Sollte es trotz der Strategieregulation nicht möglich sein, die Aufgabe zu bewältigen, ist es funktional, das Ziel zu regulieren (d. h. in diesem Fall z. B. das eigene Anspruchsniveau herabzusetzen)

  • Auf die Ebene der Zielregulation kann auch im Falle eines Erfolgs gewechselt werden
    • So könnte sich der Lernende beispielsweise in Bezug auf die nächste Lernsequenz anspruchsvollere Ziele setzen
  • Das Modell lässt klar Elemente „klassischer“ Schichtenmodelle erkennen, die jedoch mit prozessualen Komponenten verbunden sind

194. Diagnostik von Selbstregulation - Messwerkzeuge

  • Fragebogen
  • Lerntagebücher
  • Interviews
  • Beobachtungsverfahren
  • Denkprotokolle

195. Diagnostik von Selbstregulation - Fragebogen

  • Die gängigen Fragebögen zur Selbstregulation unterscheiden sich hinsichtlich der von ihnen erfassten Komponenten
  • In fast allen Fragebögen werden kognitive und metakognitive Strategien abgefragt
    • in einigen auch Strategien zum Umgang mit inneren und äußeren Ressourcen oder der Motivation.

196. Bekannte Fragebögen zur Diagnostik von Selbstregulation

Weit verbreitete englischsprachige Fragebögen zur Erfassung von Lernstrategien sind z.B.

  • der „Motivated Strategies for Learning Questionnaire“
  • und das „Learning and Study Strategies Inventory“

Im deutschsprachigen Raum:

  • „Lernstrategien im Studium“ (LIST; Wild & Schiefele, 1994)
  • und das „Kieler Lernstrategien-Inventar“ (KSI; Baumert, 1993)

197. Der LIST (Lernstrategien im Studium)

Unterscheidung zwischen kognitiven, metakognitiven und ressourcenbezogenen Lernstrategien

  • Kognitive Lernstrategien
    • Wiederholungsstrategien
    • Elaborationsstrategien
    • Organisationsstrategien
  • Metakognitive Lernstrategien
    • Planung
    • Monitoring/ Überwachung
    • Regulation
  • Ressourcenbezogene Lernstrategien
    • Bereitstellung interner Ressource
    • Bereitstellen externer Ressourcen

Erläuterung der Anwendung kognitiver Lernstrategien anhand von Beispielen zum Mathematik und Englischlernen

198. Diagnostik von Selbstregulation - Lerntagebücher

  • Bei der Erfassung der Selbstregulation durch Tagebücher werden von den Teilnehmern über einen bestimmten Zeitraum mehrfach (z. B. täglich) Fragen zu den einzelnen Komponenten beantwortet
  • Lerntagebücher erlauben eine kontinuierliche und zeitnahe Erhebung der eingesetzten Strategien und der den Lernprozess begleitenden Emotionen
  • Lerntagebücher sind vor allem als Begleitung eines Selbstregulationstrainings interessant
  • Zumeist sind die eingesetzten Tagebücher standardisiert (Abfolge sowohl identischer Fragen als auch identischer Antwortmöglichkeiten)
  • Mit dem Einsatz standardisierter Lerntagebücher als Evaluationsinstrumente sind bestimmte prozessbezogene Auswertungsmethoden verbunden, die im Sinne zeitreihenanalytischer Verfahren durchgeführt werden

199. Diagnostik von Selbstregulation - Interviews

  • Interviews bieten die Möglichkeit, sowohl prospektiv den geplanten Einsatz der Strategien zu erfragen, als auch retrospektiv über eingesetzte Strategien berichten zu lassen
  • Die Fragen können in Interviews sowohl offen als auch geschlossen gestellt werden
  • Dem Lernenden können auch Lernszenarien vorgegeben werden
    • Hierbei wird der Lernende aufgefordert, sein Vorgehen in einer solchen Situation zu erläutern

200. Diagnostik von Selbstregulation - Interviews - Erfassung von Merkmalen selbstregulierten Lernens nach Spörer

  • Bei diesem Verfahren erfolgt die Befragung individuell und in vertraulicher Atmosphäre.
  • Der Ablauf des Interviews lässt sich in vier Bestandteile unterteilen:
    • Einführung:
      • Der Schüler wird von dem Interviewer über das Vorgehen und die Art des Interviews informiert
    • Situationen:
      • Der Interviewer liest die erste Situation vor und fragt den Schüler, wie er üblicherweise in einer solchen Situation vorgeht.
    • Dokumentation:
      • Unbewertete schriftliche Dokumentation der Schülerantworten
    • Bewertung der angegebenen Strategien:
      • Auf einer vierstufigen Skala (von „sehr selten“ bis „immer“) soll der Schüler einschätzen, wie häufig er ein bestimmtes Verhalten zeigt bzw. eine bestimmte Strategie anwendet