Rechtsmedizin
Vorlesung Uni Bern
Vorlesung Uni Bern
Kartei Details
Karten | 334 |
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Lernende | 21 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Recht |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 18.02.2019 / 18.06.2024 |
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Gibt es Grenzwerte für Medikamenten-Wirkstoffe?
Nein
Welche psychoaktive Medikamente werden bei Fällen von FuM häufig festgestellt?
- Benzodiazepine (Valium, Temesta, Lexotanil)
- Zolpidem (Stilnox)
- Ritalin
- Enantiomerenreines D-Amphetamin
- Epilepsiemedikamente und Diabetesmedikamente
Welches Problem verstärkt die Wirkung von Drogen und Medikamenten im Strassenverkehr?
Viele Beruhigungsmittel vermindern die Fahrfähigkeit bereits bei normaler Dosierung.
In über 80% der Fälle werden mehrere Drogen gleichzeitig eingenommen, was die Wirkung verstärkt. Oft kommen auch Kombinationen mit Alkohol vor, was die Wirkung ebenfalls verstärkt.
Mit welchen Fragen beschäftigen sich Verkehrsmedizin und Verkehrspsychologie?
Fragen in Bezug auf Verkehr
Verkehrsmedizin: Beurteilung der Fahrfähigkeit und Fahreignung in medizinischer Hinsicht
Verkehrspsychologie: Abklärung der charakterlichen oder der kognitiven Fahreignung mit psychologischen Methoden
Definiere den Begriff der Fahrfähigkeit
Momentane physische und psychische Befähigung des Individuums zum sicheren Lenken eines Fahrzeugs
Definiere den Begriff der Fahreignung
Allgemeine, zeitlich nicht umschriebene und nicht ereignisbezogene, physisch und charakterlich genügende Voraussetzungen des Individuums zum sicheren Lenken eines Fahrzeugs.
Diese Voraussetzungen müssen stabil vorliegen.
Definiere den Begriff Fahrkompetenz
In der Fahrschule und durch Fahrpraxis erworbene technische Fertigkeiten zum sicheren Lenken eines Fahrzeuges sowie
Kenntnis der Verkehrsregeln.
Welche Erkrankungen sind verkehrsrelevant/verkehrsmedizinisch relevant?
Erkrankungen:
- die mit Symptomen/Einschränkungen einhergehen, welche die sichere Teilnahme am Strassenverkehr in Frage stellen, oder
- die mit dem Risiko von Symptomen/Einschränkungen einhergehen, die die sichere Teilnahme am Strassenverkehr in Frage stellen. Das Auftretensrisiko muss dabei das akzeptable Risiko übersteigen.
Wie oft müssen sich Lenker der Führerausweiskategorie 2 (Reisecar, Lkw, berufsmässiger Personentransport (Taxi), Fahrlehrer und Verkehrsexperten) einer periodischen Kontrolluntersuchung der Fahreignung unterziehen?
- Bis zum 50. Lebensjahr alle 5 Jahre
- Ab dem 50. bis 70. Lebensjahr alle 3 Jahre
- Ab dem 70. Lebensjahr alle 2 Jahre
Müssen sich Lenker der Fürherausweiskategorie 1 (Privatfahrer von Personenwagen, Motorrädern, Mopeds und landwirtschaftlichen Fahrzeugen) ebenfalls einer periodischen Kontorlluntersuchung der Fahreignung unterziehen?
Ja, ab dem 70. Lebensjahr alle 2 Jahre
In welchen Fällen kann überdies eine Abklärung der Fahreignung von der zuständigen Zulassungsbehörde angeordnet werden?
Bei Zweifel an der Fahreignung eines Für^hrerausweisinhabers, namentlich bei:
- FiaZ bei einer BAK von 1.6 Gewichtspromille oder mehr oder einer Atemalkoholkonzentration von 0.8 mg Alkohol pro Liter Atemluft oder mehr
- FuD oder Mitführen von Betäubungsmitteln
- Verkehrsregelverletzungen die auf Rücksichtslosigkeit schliessen lassen
- Meldung einer IV-Stelle
- Meldung eines Arztes
Welches sind die wichtigen psychischen Grundvoraussetzungen für eine sichere Verkehrsteilnahme?
– realitätsgerechte Wahrnehmung,
– intakte Informationsverarbeitung und -bewertung,
– Reaktionsvermögen,
– situationsadäquate Verhaltenssteuerung (Risikobewertung, Rücksichtnahme, Impulssteuerung).
Welche Punkte sind ebenfalls zu beachten bei der Beurteilung der Fahreignun gin Bezug auf eine psychische Störung?
- Krankheitsverlauf (Phasenweiser Verlauf der psychsischen Störung)
- Medikamentöse Therapie
- Krankheitsfolgen
- Komorbiditäten
- psychosoziale Integration
Was wird bei einer psychischen Störung mit verkehrsrelevanten Symptomen vor einer Wiederzulassung gefordert?
- Symptomfreies Intervall von 6 - 12 Monaten
- fachärztliche Behandlung
Ist bei Demenz die Fahreignung immer ausgeschlossen?
Nein, nicht zwingend bei einer leichten Demenz:
Solange keine verkehrsrelevanten kongnitiven und amnestischen Defizite sowie keine Störung der Krankheitseinsicht und der Kritikfähigkeit vorliegen.
Bei einer mittelschweren und schweren Demenz:
Fahreignung ist nicht mehr gegeben.
Welches sind die Elemente der Definition des verkehrsrelevanten Substandkonsums?
- Führen eines Motorfahrzeuges und ein die Fahrfähigkeit beeinträchtigender Substanzkonsum können nicht hinreichend sicher getrennt werden
- Risiko einer Fahrt unter Substanzeinfluss ist deutlich erhöht und/oder
- Substanzabhängigkeit gemäss ICD-10.
Ab wie viel Gewichtspromille resp. Aktemalkoholwert kann nach einer FiaZ von einem verkehrsrelevanten Alkoholkonsum ausgegangen werden und was ist in diesem Fall zwingend anzuordnen? Wie siehts bei einer FuD aus?
Ab 1.6 Gewichtspromille resp. 0.8 mg/L
FuD: Keine Toleranz, jede Fahrt unter Drogeneinfluss führt zu Annahme fehlender Fahreignung
In diesem Fall muss die Zulassungsbehörde eine Fahreignungsabklärung anordnen
Was gilt bei Vorliegen eines verkehrsrelevanten Substanzkonsums?
Die Fahreignung ist nicht mehr gegeben. EIne Wiederzulassung ist nur möglich, wenn von einer stabilen Verhaltensänderung ausgegangen werden kann.
Welches sind Voraussetzungen für eine Wiederzulassung zum Strassenverkehr nach einer FuD oder FiaZ ?
- kontrollierte Abstinenz von je nach Fallumständen 6-12 Monaten
- verkehrstherapeutische Sitzungen (insbesondere bei Vorliegen einer Trennfähigkeitsproblematik);
- Beratungsgespräche bei einer Suchtfachstelle.
Wie lange dauert die geforderte Fahrkarenz (kontrollierte Abstinenz) nach einer Wiederzulassung im Allgemeinen und welches ist die Promilletoleranz während dieser Fahrkarenz?
12 Monate, Blutalkoholkonzentration von unter 0.1 Gewichtspromille, also Nullpromille beim Fahren
Welche Analysemethode wird zur Kontolle der Abstinenz eingesetzt?
Haaranalytik
Bei Cannabis hingegen Urinprobe (u. a. schwierige Differenzierung zwischen Konsum und externer Kontamination in der Haaranalytik)
Sind Personen, die mit Methadon, Buprenorphin (z.B. Subutex®) oder Morphin (z.B. Sevre Long®) substituiert werden, fahrgeeignet?
Grundsätzlich nein. Sie können aber die Zulassung zur Gruppe 1 erhalten wenn:
- während mehrerer Monate eine stabile Dosiseinstellung besteht
- Kein Beikonsum von Drogen, Alkohol oder psychoaktiven Medis besteht
- keine kognitive Beeinträchtigung durch die Substitution besteht
- eine gute Compliance vorliegt
- stabile psychosoziale Verhältnisse (Anbindung an Arzt oder Suchtfachstelle) vorliegen
Kann die Farheignung einer Person in einem Heroinabgabeprogramm zu einer Gruppe bejaht werden?
Nein, zu keiner Fahrkategorie, aufgrund der deutlich stärkeren psychotropen Wirkungen von Heroin
Wie muss das Sehvermögen eines Fahrzeuglenkers sein, damit er zur Gruppe 1 zugelassen wird?
Das Sehvermögen muss garantieren, dass ein Fahrzeuglenker auch bei schlechten Sichtverhältnissen (z. B. nachts, bei Blendung) die Verkehrssituation erfassen und rechtzeitig reagieren kann.
Wichtig sind: Fernvisus, Gesichtsfeld, keine einschränkenden Doppelbilder, keine wesentliche Einschränkung des Dämmerungssehens und keine wesentlich erhöhte Blendempfindlichkeit
Rot-Grün-Schwäche oder -Blindheit ist kein Ausschlussgrund
Sind Gehörlose oder Hörbehinderte fahrgeeignet?
Ja, falls keine weiteren Auschlussgründe vorliegen
Wie ist die Fahreignung bei neurologischen Erkrankungen zu beurteilen?
stets individuell und unter Berücksichtigung der Prognose
Was gilt in Bezug auf Epilepsie?
Wer an einer aktiven Epilepsie leidet, ist nicht fahrgeeignet.
Die Fahreignung kann bejaht werden, wenn ein anfallsfreies Intervall von mindestens einem Jahr vorliegt (mit oder ohne antikonvulsive Medikation).
Was versteht man unter charakterlichen Fahreignung?
Die charakterliche Fahreignung wird bejaht, wenn davon ausgegangen werden kann, dass die betroffene Person sich zukünftig an die Strassenverkehrsgesetze halten und auf ihre Mitmenschen Rücksicht nehmen wird.
Welche Sachverhalte oder Verhaltensweisen im Strassenverkehr können einen Verdacht auf mangelnde Fahreignung von Fahrzeuglenkern wegen verkehrsrelevanter charakterlicher Defizite begründen?
- Vorsätzliches Herbeiführen einer schweren konkreten Verkehrsgefährdung (z.B. Schikanestopp)
- innert zweier Jahre drei polizeilich registrierte Unfälle oder Verletzungen der Verkehrsregeln, die zu einer Administrativmassnahme führen
- strafbare Handlungen, die auf Rücksichtslosigkeit schliessen lassen
- Aggressivität/Verlust der Selbstkontrolle.
Was begründet grundsätzlich den Verdacht auf eine charakterliche Nichteignung?
- Eine Annullierung des Führerausweises auf Probe oder im Allgemeinen ein Sicherungsentzug im Kaskadensystem
- Mehrfaches Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss ohne dass eine Abhängigkeit vorliegt (nicht in der Lage sein, auf Konsum zu verzichten, wenn eine Autofahrt bevorsteht)
Welche weitere Voraussetzung gilt für die Fahreignung nebst der charakterlichen Eignung?
Es muss eine kognitive Fahreignung vorliegen, also das Vorhandensein der Hirnleistungsfunktionen, die zum sicheren Führen eines Motorfahrzeuges notwendig sind:
Informationsaufnahme, -verarbeitung und motorische Reaktionen
Was kann zur Fahrfähigkeit bei verminderter kognitiver Fahreignung gesagt werden?
Genügend die Resultate den Mindestanforderungen nicht vollumfänglich, kann die Fahrfähigkeit dennoch gegeben sein wenn Kompensationsmöglichkeiten vorliegen:
genügend hohe Fahrpraxis, veränderte Fahrverhaltensmuster, hohe Gewissenhaftigkeit
In jedem Fall muss jedoch eine ausreichende kognitive Reserveleistungsfähigkeit vorliegen, um nicht nur bekannt, halbautomatisierte Aufgaben zu bewältigen, sondern auch jederzeit auf unerwartete und/oder komplexe Situationen adäquat reagieren zu können.
Welches sind mögliche, unerwünschte Behandlungsresultate in der Medizin?
a nicht vermeidbares Behandlungsrisiko durch vorbestehende Krankheiten, reduzierter Gesundheitszustand, Alter (krankheitsimmanente Faktoren),
b nicht vermeidbare Behandlungskomplikation bzw. nicht vermeidbare Behandlungs-Nebenwirkungen (behandlungsimmanente Faktoren),
c nicht vermeidbarer, nachvollziehbarer Diagnoseirrtum,
d vermeidbarer Behandlungsfehler,
e vermeidbarer Diagnosefehler,
f Ausbleiben des Behandlungserfolges.
Welche unerwünschte Behandlungsergebnisse können dem Arzt zur Last gelegt werden?
Die Behandlungs- oder Diagnosefehler. Per Definition ist ein Fehler vermeidbar, wäre also bei korrekter und sorgfältiger Durchführung nicht entstanden.
Was versteht man unter dem Behandlungsrisiko des Patienten? Was ist in solchen Fällen aus Sicht des Arztes vorzukehren?
Patienten können durch ihre vorbestehenden Krankheiten, ihren reduzierten Allgemeinzustand oder durch ihr fortgeschrittenes Alter für Behandlungen Risiken aufweisen, die eine Behandlung gefährden oder gar in Frage stellen können
Dies bedingt eine umfassende und verständliche Aufklärung des Patienten. Er muss letztlich in die risikoreiche Behandlung einwilligen.
Was versteht man unter einer Behandlungskomplikation und was hat der Arzt im Hinblick auf solche vorzukehren?
Medizinische Behandlungen können trotz korrekter und sorgfältiger Durchführung auch bei gesunden Patienten nicht vermeidbare Nebenwirkungen oder Risiken aufweisen.
Aufklärung des Patienten und seine – zunehmend schriftliche – Einwilligung zur Behandlung von zentraler Bedeutung, andernfalls wird dies dem Arzt als Unterlassung zur Last gelegt.
Wer trägt bezüglich der Patienten-Aufklärung im Hinblick auf Behandlungskomplikationen die Beweislast? Wer trägt bei einem Behandlungsfehler die Beweislast?
Behandlungskomplikation: Der Arzt trägt die Beweislast
Behandlungsfehler: Der Patient trägt die Beweislast
Garantiert der Arzt für eine korrekte Diagnose?
Nein: Ärzte garantieren nicht in jedem Fall für eine korrekte Diagnosestellung, aber für eine korrekte, sorgfältige Untersuchung und Abklärung des Patienten.
Was gilt in Bezug auf einen Behandlungs- oder Diagnosefehler mit Todesfolge in Bezug auf die Obduktion?
Nur die Staatsanwaltschaft kann eine gerichtliche Obduktion in Auftrag geben! Der Weg über eine klinische Obduktion durch einen Pathologen ist in Fällen, bei denen ein Fehler zur Diskussion steht, falsch.
Was versteht man unter passiver Sterbehilfe?
Einvernehmliches Verzichten auf oder Abbrechen von lebenserhaltenden bzw. lebensverlängernden Massnahmen (nicht strafbar).
Dazu gehört auch das Abstellen des Respirators in einer objektiv nachvollziehbaren ausweglosen Situation