Rechtsmedizin
Vorlesung Uni Bern
Vorlesung Uni Bern
Set of flashcards Details
Flashcards | 334 |
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Students | 21 |
Language | Deutsch |
Category | Law |
Level | University |
Created / Updated | 18.02.2019 / 18.06.2024 |
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Was ist mitochondriale DNA und wie wird sie genutzt?
Im Zellkern befindet sich die Kern-DNA mit welcher das klassische DNA-Profil erstellt wird. Es gibt in der Zelle jedoch noch eine zweite Art von DNA, die mitochondirale DNA: Sie wird in der mütterlichen Linie vererbt.
Nutzungsgebiete:
1 Analyse von stark zerstörten oder sehr alten Spuren, bei denen die Kern-DNA zerstört ist
2 Analyse von sehr kleinen Spuren, bei denen zu wenig Kern-DNA vorhanden ist
3 Analyse von Haarschäften (Haare ohne Haarwurzel, Haarschäfte enthalten meist keine verwertbare Kern-DNA mehr)
4 Bestimmung der Verwandtschaft zwischen Personen, da die mtDNA in der mütterlichen Linie vererbt wird
Wozu werden DNA-Analysen gebraucht?
- Identifikation einer Person bzw. eines Spurenverursachers
- Abstammungsbegutachtung (Vaterschaftsfeststellung)
Was untersucht die forensische Chemie?
In der Forensischen Chemie werden vor allem Substanzproben und Flüssigkeiten auf ihre Inhaltsstoffe untersucht. Dabei stehen Betäubungsmitteluntersuchungen im Vordergrund.
Welche Untersuchungstypen sind in der forensischen Chemie möglich?
– Qualitative Analyse Fragestellung: was ist es (Identifikation)
– Quantitative Analyse Fragestellung: wie viel ist es?
– Betm-Vergleiche Fragestellung: gemeinsamer Ursprung?
Was wird häufig zusätzlich in Betäubungsmitteln untersucht?
Identifikation der Begleitstoffe (Substanzen, die aus natürlicher Ursache – Verunreinigung des Rohstoffs – zusammen mit dem Betäubungsmittel im Asservat vorliegen) sowie die Analyse der Verschnittstoffe (Substanzen, die dem Asservat zugemischt worden sind).
Wie wurden die Grenzwerte betreffend Menge an Betäubungsmittel vom Bundesgericht festgelegt, und für welche Betäubungsmittel gibt es Grenzwerte?
Betäubungsmittelmenge, die «die Gesundheit vieler Menschen in Gefahr bringen kann» (im alten Gesetz auch schwerer Fall genannt). Das Bundesgericht legte diese Zahl auf 20 Personen fest.
Grenzwerte wurden für Heroin, Cocain, LSD und Amphetamin festgelegt.
Keine Grenzwerte existieren für Cannabis, Ecstasy und Psilocybin
Ab welchem Gehalt an THC spricht man bei Hanfpflanzen oder Teilen davon sowie bei Hanf-Gegenstände und Hanf-Präparaten von Betäubungsmitteln? Wie ist es bei Haschisch (Cannabisharz)?
Ab einem Gesamt-THC-Gehalt von mindestens 1 %
Haschisch ist unabhängig von seinem THC-Gehalt immer ein Betäubungsmittel
Was ist der Unterschied zwischen forensischer Chemie und forensischer Toxikologie?
In der forensischen Chemie werden Substanzproben und Flüssigkeiten auf Ihre Zusammensetzung untersucht. Betäubingsmitteluntersuchungen stehen dabei im Vordergrund.
Die foresnsiche Toxikologie befasst sich mit der Untersuchung von Körperflüssigkeiten und weiteren Humanproben auf Alkohol, Betäubungsmittel, Arzneien und Giftstoffe und interpretiert die Befunde.
Wie wirkt Heroin?
Euphorisierend, angstlösend, ausgleichend-beruhigend, schmerzlindernd.
Dem Flash folgt ein Zustand des Wohlbefindens und ein Gefühl der Gleichgültigkeit, Gleassenheit, Unbeschwertheit und Selbstzufriedenheit.
WIe wirkt Kokain?
Unterdrückt Müdigkeit, Hunger und Durst.
Euphorisierend, erhäht die Lesitungsfähigkeit und das Selbstvertrauen sowie den Bewegungsdrang.
Unruhe, Redseligkeit, Wegfall vonHemmungen und Ängsten, erhöhte Risikobereitschaft, Abnahme der Kritik- und Urteilsfähigkeit.
Später Erschöpfung, depressive Verstimmung, Gereiztheit, Angstgefühle und starker Drank zur Wiedereinnahme.
Wie wirkt Cannabis?
Entspannend, Intensivierung der Gefühle, Euphorie, Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit und der Merkfähigkeit, Gelassenheit, Veränderung des Zeiterlebens, appetitanregend.
Bei hoher Dosierung leicht halluzinogen.
Rauschzustand subjektiv.
Wie wirkt Methadon?
schmerzlindernd, sedierend, Pupillen-verengend
Wie wirkt Amphetamin?
Steigerung Selbstwertgefühl, erhöhte Leistungsfähigkeit und Risikobereitschaft, Erhöhung Körpertemperatur, Unterdrückung von HUnger und Schlafbedürfnis, unterdrücktes Schmerzempfinden
Wie wirkt Methamphetamin?
Wie Amphetamin, nur stärker
Wie wirken Ecstasy und MDMA (Designer Drogen)
Erhöhung von Wachheit und Aufmerksamkeit, Abbau von Hemmungen, Steigerung Kontaktbedürfnis, Unbeschwertheit, wohliges Körpergefühl, Reduktion von Hunger und Durst, Ansteigen Körpertemperatur und Blutdruck, Veränderung Seh- und Hörvermögen
Wie wirken Zauberpilze?
Je nach Dosis von anregend über leicht halluzinogen und die Phantasie anregend bis stark halluzinogen udn psychedelisch
Wie wirkt LSD?
Stark abhängig von Dosis, Set und Setting. Verfremdung der Sinneswahrnehmungen und des Raum-Zeit-Empfindens, der Stimmung und Gefühle. Loslösung vom Körper oder Ich-Auflösung.
Zu Beginn eines Trips leichte Atembeschwerden, Herzrasen, Schweissausbrüche, veränderter Blutdruck und Übelkeit möglich.
WIe wirkt GHB?
Euphorisierend, entspannend, enthemmend. Leichter Schwindel, Schläfrigkeit bis zu tiefem Schlaf oder Bewusslosigkeit möglich.
Was ist Spice?
Räuchermischungen von unwirksamen Pflanzenmaterial und synthetischen, hochpotenten Cannabinoiden.
Wirkung um ein Vielfaches stärker als bei THC. Gefahr von Psychosen.
Welche Stufen durchläuft ein Wirkstoff wenn er den Körper passiert?
LADME:
L = liberation (Freisetzung des Wirkstoffs)
A = absorption (Aufnahme in den Organismus)
D = distribution (Verteilung in Kompartimenten)
M = metabolism (Metabolisierung)
E = elimination (Ausscheidung)
In welche Abschnitte können die Phasen von der Aufnahme eines Wirkstoffs bis zu dessen Ausscheidung auch aufgeteilt werden?
1. Giftweg: Aufnahme des Giftes: oral (durch Schlucken), nasal (durch Sniffen), respiratorisch (durch Einatmen: Gase), parenteral (direkt in die Blutbahn: intravenös), rektal (durch den After), vaginal (durch die Scheide).
2. Giftweg: Verteilung und Umbau des Giftes im Körper («Verstoffwechselung»).
3. Giftweg: Ausscheidung des Giftes: Harn, Stuhl, Einlagerung in Haare.
Wie kann die Wirkung eines Giftes beeinflusst werden?
Durch Gewühnung kann sie vermindert werden
Durch Kumulation oder gleichzeitige Einnahme anderer Substanzen kann sie verstärkt werden.
Welche gegenseitige Wirkungsverstärkung ist besonders gefährlich?
gegenseitige Verstärkung der Wirkung von Psychopharmaka oder Drogen und Alkohol
Zu welchem Nachweis eignen sich Urin-, Blut- und Haaruntersuchung jeweils besonders?
Urin: Nachweis einer Aufnahme
Blut: Nachweis einer Beeinträchtigung
Haar: Nachweis einer länger zurückliegenden Aufnahme
WWas lässt sich mit einer Blutuntersuchung konkret nachweisen?
Die Blutentnahme gibt Aufschluss über die aktuelle Wirkstoffkonzentration im Blut und kann somit für die Beurteilung der Fahrtüchtigkeit herangezogen werden.
Was lässt sich insbesondere mit einer Urinuntersuchung feststellen?
Sie dient der weiteren Beweissicherung, denn mit einer Urinprobe sind laborchemische tests (Drogen- und Medikamentenscreening) einfacher durchführbar.
Eine Vielzahl von Substanzen können im Urin länger als im Blut nachgewiesen werden.
Was ist der VOrteil der Haaranalyse?
Mit ihr lässt sich ein länger zurückliegender Konsum nachweisen. Es dauert 2 Wochen, bis die neu gewachsenen Haare mit den entsprechend aufgenommenen Wirkstoffen über der Kopfhaut erscheinen. Die Drogen werden in den Haarschaft eingebaut und wachsen mit dem Haar nach aussen (ca. 1 cm pro Monat).
Dank einer Haarsegmentanalyse kann eine grobe zeitliche Zuordnung zur Einnahmedauer erfolgen, oder aber Abstinenz nachgewiesen werden.
Im Haar nachweisbare Wirkstoffe sind Opiate, Kokain, Amphetaminderivate und der Alkoholkonsummarker Ethylglucuronid.
Bei welchen Substanzen welche im Haar gefunden werden ist bei der Interpretation Vorsicht geboten?
THC, da auch bei Passivkonsum oder durch Umgang mit dem Pflanzenmaterial (Anbau, Handel) erhöhte Wirkstoffkonzentrationen im Haar nachgewiesen werden können.
GHB: (KO-Tropfen aus Liquuid-Ecstasy), da GHB auch eine endogene (körpereigene) Substanz ist und generell im Kopfhaar auffindbar ist. Nur eine sehr hohe Konzentration in einem sehr kurzen Haarsegment ist ein Indiz für eine Aufnahme.
Mit welcher Analysemethode können KO-Tropfen am besten nachgewiesen werden und welche Wirkstoffarten können wie lange nachgewiesen werden?
Mit der Urinanalyse. Je nach Wirkstoff unterschiedlich lange Nachweisbarkeit.
GHB: Urinprobe, Nachweis innerhalb von 12 Stunden nach Einnahme noch möglich
Benzodiazepine: bis maximal 2 Tage nach Einnahme im Urin nachweisbar
Welche Fausregel gilt in Bezug auf die zeitliche Nachweisbarkeit von Betäubungsmittel (ohne Cannabis) sowie Arzneistoffgruppen wie Benzodiazepine oder Barbiturate im Urin?
Sie sind während 2 - 3 Tagen nachweisbar mittels hinweisgebendem Verfahren (immunochemisches Screening von Urin oder Speichel, Vortest) und können während dieser Zeit auch durch beweisende Analyseverfahren (Analyse von Blut, Urin oder Haar) bestätigt werden.
Welche Fausregel gilt in Bezug auf die zeitliche Nachweisbarkeit von Cannabis-Abbauprodukten bei chronischen Konsumenten im Urin?
Sie können mittels Immunotests auch noch eine Woche bis mehrere Wochen nachgewiesen werden, da sich THC ins Fettgewebe einlagert und dort nach längerer Verweilzeit wieder mobilisiert und metabolisiert wird.
Wie lange sind Drogen im Blut nachweisbar, wie lange Cannabis im Blut nachweisbar?
Drogen: 24 Stunden
Cannabis: bei regelmässigem/mehrfachem Konsum mehrere Tage
Was ist das Problem bei Toten in Bezug auf die chemisch-toxikologische Analyse?
Oft kein Urin und nach längerer Leichenliegezeit auch kein peripheres Blut (bevorzugt Blut aus Oberschenkelvene) mehr gewinnbar.
Daher müssen aufwändigere Untersuchungen an Leber, Niere, Galle, Mageninhalt und Gehirn durchgeführt werden, deren Resultate schiweriger zu interpretieren sind.
Welche Befunde bei einer Leichenschau oder Legalinspektion weisen auf eine Vergiftung hin?
- rote Farbe von Totenflecken (CO-Vergiftung)
- Bräunliche Totenflecken (Methämoglobinblidung
- grünlcihe Totenflecken (Schwefelwasserstoff)
- kupferfarbene Totenflecken (Phosphorsäureestergifte)
- grobblasiger (feinblasig = Aktives Ertrinken) Schaumpilz vor der Mundöffnung (toxisches, aber auch kardiales Lungenödem)
- rötlicher Schaumpilz (blutige Lungenüberwässerung)
- Ödemflüssigkeit in Mundhöhle (ev. grünbläulicher Farbe) weist auf Insektizidvergiftung hin
- Tablettenreste zwischen Lippenschleimhaut und Zähnen
- Ausziehbarkeit Haare (Rattengift)
- perforierte Nasenscheidenwand bei exzessivem Kokskonsum
- Hautvertrocknungen und Rötungen im Mundbereich bei ätzenden Stoffen
- Injektionsstichstellen
- Geruch der Atemluft aus Lunge (Bittermandel = zyankali, Knoblauchgeruch = Arsen, Selen...)
- gelbe Hautveränderung bei Pilzvergiftung oder Chloroform, Paracetamol
- Masernähnlicher Ausschlag bei Chinin. und Atropin, Iod, Brom
Wie wird in Fällen von Fahren unter Drogeneinfluss (FuD) bei der Beurteilung vorgegangen?
Die FuD-Fälle werden nach folgenden drei Kriterien beurteilt (Drei-Säulen-Prinzip):
– Beobachtungen der Polizei (zu Ausfallserscheinungen und Tathergang)
– ärztliche Beurteilung der festgestellten Beeinträchtigung
– toxikologische Analysen von Urin- und Blutproben
Welche Proben werden vom Arzt bei Verdacht auf FuD sichergestellt und zu welchem Zweck?
- 1 Urinprobe zur Identifikation der konsumierten Drogen bzw. Medikamentenwirkstoffe
3 Blutröhrchen zur quantitativen Bestimmung der Betäubungsmittel:
- 1 Blutprobe für die Alkoholbestimmung
- 1 Blutprobe für die Drogen-/Medikamentenbestimmung
- 1 Blutprobe für die Drogenbestimmung mit Fluorid versetzt zur Stabilisierung von Kokain
Was bedeutet im Zusammenhang mit FuD "Nulltoleranz"?
Für gewisse Betäubingsmittel gilt eine Nummtoleranz. Sobald bestimmte Grenzwerte im Blut überschritten werden, gilt die betroffene Person als fahrunfähig.
Substanzen für welche die Nulltoleranz gilt, werden nicht nach dem Drei-Säulen-Prinzip beurteilt.
Für welche Betäubungsmittel gilt die Nulltoleranz?
THC, Morphin als Abbauprodukt von Heroin, Kokain, Amphetamin und Methamphetamin, MDEA und MDMA
Wie werden Fälle von Fahren unter Medikamenteneinfluss FuM beurteilt?
Nach demselben Prinzip wie die FuD-Fälle, dem Drei-Säulen-Prinzip:
– Beobachtungen der Polizei (zu Ausfallserscheinungen und Tathergang)
– ärztliche Beurteilung der festgestellten Beeinträchtigung
– toxikologische Analysen von Urin- und Blutproben
Was spielt bei der Begutachtung von FuM-Fällen eine zusätzliche Rolle?
Ob die nachgewiesenen psychoaktiven Medikamente entsprechend den Weisungen des Arztes eingenommen worden sind