Rechtsmedizin

Bei Sturzverletzungen des Kopfes bezeichnet man den Coup als Ort an dem der Sturz erfolgte (z.B. Hinterkopf), hingegen erfolgt häufiger eine Verletzung der gegenüberliegenden Seite (z.B. Stirnhirnbereich), welche oft auch grösser ist als die Verletzung auf der Coup-Seite.

Raumfordernde Blutung im Gehirngewebe. Ist sie durch ein trauma entstanden, besteht zwischen Blutung und Hirnöberfläche meistens eine Verbindung. Bei einer spontanen Hirnblutung hingegen nicht.

Wunde meist länger als tief, die Wundränder sind scharf und glattwandig, es gibt keinen Schürfsaum und keine Gewebebrücken. Die Wundwinkel laufen spitz zu. Oft keine Einblutungen am Wundrand, weil Blut frei nach aussen laufen kann aus der Wunde.

• Zugängliche, typische Wundstellen (Pulsader, Hals, Herz)
• oft entblösste verletzte Stellen
• Probierschnitte, Probierstiche
• Parallelität bei Mehrfachwunden
• keine Abwehrverletzungen

Bei Suizidversuch:

• Werkzeug vorhanden
• ruhiges Spurenbild
• Abschiedsbrief
• Schutz vor Verunreinigung der Umgebung (Plastikplane, in Badewanne)

Meist tiefer als lang, spindelförmig, glattrandig, keine Gewebebrücken, Wundwinkel je nach Werkzeug beidseits spitz (zweischneidige Klinge) oder an einer Seite abgerundet und oft mit zwei kleinen EInkerbungen oder leicht geschürft (einschneidige Klinge)

– kann länger sein als Breite der Klinge: Stich-Schnitt, flaches Auftreffen der Klinge,
– Hautwunde kann kleiner sein als Klingenbreite (Elastizität der Haut, Messer mit zunehmender Klingenbreite nicht bis zum Schaft eingestochen),
– Stichkanal kann länger sein als Klingenlänge (wegen Kompression der Weichteile),
– Bei Drehstichen: «Schwalbenschwanz»-artige Wunde (siehe Abb. 8-5 nächste
Seite),
– Abgeschrägter Wundrand: Stichrichtung nicht orthograd (Winkel von 90° auf
die Haut),
– Bei Anprall des Griffes oder der zustechenden Hand: evtl. Hauteinblutungen.

Abhängig von Kleidern, Haut (Rückenhaut ist z. B. sehr derb), Spitzigkeit und Schärfe des Instrumentes,

– Verbluten nach innen oder aussen,
– Ersticken durch Bluteinatmung (Blutaspiration) in die Lungen: wenn durch Stich/e Blutgefässe verletzt und Atemwege eröffnet werden,
– Luftembolie: Gefahr vor allem bei Halsschnitten mit Eröffnung der Halsvenen. In aufrechter Körperposition stehen diese Venen unter negativem Druck (Sog). Eine Veneneröffnung kann zum Ansaugen von Luft in die Venen führen. Die Luft wird in die Lungenarterien embolisiert und verstopft diese.
– Pneumothorax (Funktionsausfall der Lunge durch Lufteintritt in den luftfreien Brustraum zwischen Lunge und Rippen).

Es handelt sich um lokale Gewebeschäden durch Kälteeinwirkung an den sog. Akren (Nasenspitze, Ohrläppchen, Finger, Zehen)

– Weiss-marmorierte, gefühllose Haut
– Rötung der Haut mit Jucken (sog. Frostbeulen)
– Blasenbildung
– Nekrose (Gewebeuntergang)

Als Hypothermie = Unterkühlung wird ein Absinken der Körperkerntemperatur unter 35° C bezeichnet.

 – Aktive Steigerung der Wärmeproduktion durch Anregung des Stoffwechsels in den Organen (Leber, Nieren, Muskulatur) oder gesteigerte Muskelaktivität (Muskelzittern).
– Reduktion des Wärmeverlustes: Zentralisation des Blutes durch Vasokonstriktion (Einengung der Gefässe).

Zur Wärmeproduktion müssen Energie liefernde Substanzen (Fett, Glukose) sowie ein intaktes Nervensystem (zentral und peripher) zur Aufrechterhaltung des Muskelzitterns und zur Vasokonstriktion vorhanden sein.

Durch Verminderung der Wärmeabgabe an die Umgebung durch Isolation (Körperfett, den klimatischen Verhältnissen angepasste Kleidung und sonstige Massnahmen).

– Radiation (Wärmestrahlung)
– Evaporation (Verdampfung, z. B. beim Schwitzen) entzieht dem Körper Verdampfungswärme.
– Konduktion (Wärmeleitung) durch direkten Kontakt zwischen Körper und kalter Umgebung (z. B. Boden). Entscheidend ist die Wärmeleitfähigkeit der Umgebung (Beton: hohe Leitfähigkeit, Holz: geringe Leitfähigkeit). Steigerung der Leitfähigkeit bei hoher Feuchtigkeit, v.a. bei feuchter/nasser Bekleidung.
– Konvektion durch Wind oder Belüftung (Mitführen thermischer Energie durch Strömung).

– Bewusstlos, ohne willkürliche Kompensationsmechanismen der Kälte ausgesetzt sein
– Geringe Isolation (ausgemergelte Personen, fehlende oder spärliche Bekleidung).
– geringe Muskelmasse (Kind, ältere oder ausgemergelte Person)
– Grosse Körperoberfläche im Vergleich zum Körpervolumen (Kleinkinder)
– Fehlende Vasokonstriktion: z. B. führt Alkohol zu einer Gefässerweiterung und damit zu vermehrter Wärmeabgabe an der Oberfläche des Körpers.

Eine Unterkühlung kommt auch bei Aussentemperaturen bis ca. +15 °C vor, kann also in schlecht geheizten Räumen oder auch «… in the sunny South» auftreten.

Infolge einer Störung der Hirnfunktion kommt es zu Sinnestäuschungen und einer Verwirrung (sog. «Kälte-Idiotie»)

Unterkühlte Personen können dadurch in ihrer Umgebung eine Unordnung verursachen

Infolge einer paradoxen Wärmeempfindung (dem Gehirn wird der Eindruck vermittelt, es sei zu warm) können sich unterkühlte Personen teilweise oder ganz entkleiden. Dies kann den Verdacht auf ein Sexualdelikt erwecken.

Die Unterkühlung ist der häufigste Grund, dass jemand fälschlicherweise als tot erklärt wird: Scheintod

Stadium 1: Kerntemperatur 36-33°, Erregung, Kälteregulation maximal

Stadium 2: Kerntemperatur 33-30°, Erschöpfung, Kälterregulation nachlassend

Stadium 3: Kerntemperatur 30-27°, Lähmung, Kältregulation sistiert

Stadium 4: Kerntemperatur unter 27°, Vita minima

Zuerst stiegt die Atemfrequenz an

Zentrale Atemdepression mit Hypoventilation

Bradypnoe, ev. apnoische Pausen

Atemstillstand (Apnoe)

Tachykardie, Sinusrhythmus
Sinusbradykardie, Sinus- oder Vorhofarrhythmie
Bradyarrhythmie, ventrikuläre Arrhythmie
Kammerflimmern oder Asystolie

Muskelzittern
Aktiver Muskeltonus
Passive Muskelrigidität, kein Muskelzittern

Der Blutdruck nimmt stetig ab, bis er ganz fehlt

Zuerst verengen sich die Gefässe (Vasokonstriktion), in der vita minima Phase dilatieren sie wieder.

Das Blut wird zunehmend dicker

Besteht bei der Todeszeitschätzung eine Diskrepanz zwischen der gemessenen Rektaltemperatur («zu tief», Tod sollte theoretisch bereits lange zurückliegen) und den Todeszeichen (Totenflecken sind noch wegstreichbar, es besteht noch keine Totenstarre), so besteht – nach Ausschluss eines Messfehlers – ein begründeter Verdacht für eine erniedrigte Körpertemperatur zum Zeitpunkt des Todeseintritts (Unterkühlung).

Beweist nicht den Tod an Unterkühlung, sondern zeigt, dass der Körper postmortal der Kälte ausgesetzt war: primär livide (blassblaue) Totenflecken können bei Exposition der Leiche an der Kälte (auch Kühlzelle) und Feuchtigkeit stellenweise und kurzzeitig hellrot werden.

Finger- oder Zehennägel sind aufgrund ihrer Schichtstärke (bis 0.75 mm) hingegen nicht davon betroffen, sodass ihr Nagelbett – im Unterschied zu einer CO-Vergiftung – blau-livid bleibt.

Kälteflecken an der Haut der Gelenke und an Unterarmen und Unterschenkelseiten (Kälteerytheme, Hämolyseflecken), Magenschleimhauterosionen (Wischneski Flecke), Blutungen entlang der Wirbelsäule, Psoasblutungen (Muskelfaserrisse im Körperkern), erhöhte Glukosewerte im Urin, und  Aceton im Blut und Urin und im Augenkammerwasser als Zeichen einer langen Agoniephase

durch äussere Wärmeeinwirkung bedingte Erhöhung der Körperkerntemperatur > 37.5° C

Hitzschlag, Hitzerschöpfung, Hitzekrämpfe, Sonnenstich

Am gefährlichsten ist der Hitzschlag

Erhöhte Körpertemperatur (Messung der Rekaltemperatur!)

unspezifische Befunde: trockene Schleimhäute, Hirnödem.

Nach Ausschluss anderer Ursachen für die erhöhte Temperatur (Infekte oder Vergiftungen) sind diagnostisch massgeblich die Umstände zu berücksichtigen.

Kräuselung bis Zerfall der Haare

Hitzeschrumpfung der Beugemuskulatur (Boxerstellung)

Knochenbrüche und Schädelsprengung, ziegelrotes Brandhämatom am Schädel (Achtung, nicht verwechseln mit stumpfer Gewalt!)

Zähne bleiben oft erhalten, da Verkohlung erst bei sehr hohen Temperaturen

Organe oft gut erhalten, aber Schrumpfung durch Flüssigkeitsverlust

Haut: Grad 1 bis 4, von Rötung über Blasenbildung, oberflächliche Nekrosen und tiefen Nekrosen. Hautrisse durch Schrumpfung möglich (kann wie eine Schnittwunde aussehen!)

Die äussere Zerstörung (Verkohlung) entspricht meist nicht dem Grad der inneren Hitzewirkung! Daher sind Organe oft nohc blutreich und gut zu beurteilen, Blut, Urin und Galle sind häufig noch vorhanden und für tox. Untersuchungen verwendbar.

Ersticken, durch Kohlenmonoxid-Vergiftung (CO) infolge unvollständigem Verbrennen von kohlenstoffhaltigem Material wie Holz.

Ersticken durch Sauerstoffmangel durch vollständige Verbrennung

Ersticken durch Zyanidvergiftung durch Verbrennung von Schaumstoff, verleimten Holzplatten und Kunststoff

helles Leichenblut und helle Totenflecken, helle Nagelbetten (im Gegensatz zu Kälteeinwirkung, wo die Nagelbetten bläulich bleiben und nur die Totenflecken hell werden)