Rechtsmedizin

Leichen die Fragen betreffend Todesart oder Identität aufwerfen, wie:

Wasserleiche

Badezimmer-Leiche

Brandleiche

Eisenbahn-Leiche

Fäulnis-Leiche

• In jedem Fall mit möglicher Fremd-Einwirkung
• Bei Problemleichen
• Bei jedem Tötungsdelikt, auch wenn Tötungsdelikt klar weil geständiger Täter
• Bei möglichem Zusammenhang zwischen Gewalteinwirkung und späterem Todeseintritt
• Wenn Drohung, Streit etc dem Tode vorausgehen
• Tod in Haft
• Unerwarteter Tod im Altersheim etc
• Tod mit möglichem oder sicherem Zusammenhang mit Diagnose- und Behandlungsfehler
• Tod in ärztlicher Praxis
• Hinweise auf Veränderungen an oder im Umfeld der Leiche
• nicht innert nützlicher Frist identifizierten Leichen
• plötzlicher Tod im Säuglingsalter
• plötzlicher Tod ohne Hinweis auf Erkrankung
• Tod im Milieu
• Tod am Steuer eines Fahrzeugs
• Drogentote
• Personen im öff. Interesse
• Ausländer die auf CH-Boden sterben

• Ersticken
• Strangulation
• Positionsbedingter Erstickungstod
• Bolustod
• Ertrinken

Ersticken durch:

• Ungenügende Sauerstoffzufuhr durch Sauerstoffmangel in der Aussenluft
• Beeinträchtigung der Sauerstoffaufnahme durch Verlegung der Atemwege oder Atmungsöffnungen oder Behinderung der Thoraxexkursion
• Störung des Sauerstofftransportes durch Verdrängung von Sauerstoff vom Hämoglobin im Blut durch CO (Kohlenmonoxid) oder durch Störung der Zellatmung durch Blausäure oder Schwefelwasserstoff

• extreme Höhe
• enge, geschlossene Räume
• Plastiksack über Kopf
• Verdrängung des Sauerstoffs in der Einatmungsluft durch sauerstofffreies Gas, insbesondere durch Kohlendioxid CO2 im Weinkeller, Gärsilo, Autoabgase (bei Verwendung eines Katalysators, sonst Kohlenmonoxid CO: Verdrängt Sauerstoff vom Hämoglobin im Blut, was zu innerem Ersticken ohne Atemnot führt)

Verlegung der Atemwege oder Atmungsöffnungen durch:

• Schwellung der Kehlkopfschleimhaut (Kehlkopfödem)
• Knebel in Mund oder Rachen
• Aspiration von Fremdmaterial
• Schweres Lungenödem (Lungenüberwässerung) durch Gift oder Herzschwäche
• Schwere, meist akute Lungenerkrankung

Behinderung der THoraxexkursion durch:

• Verschüttung
• Druck auf Thorax
• positionsbedingtem Ersticken
• Muskelrelaxantien
• ausgedehnte Rippenserienbrüche
• beidseitigem Pneumothorax (Luftbrust)
• Zwerchfellriss (Zwerchfell als wichtigster Atemmuskel)

• Verdrängung von Sauerstoff im Blut durch Kohlenmonoxid CO
• Störung der Zellatmung durch Blausäure oder Schwefelwasserstoff

Gar nicht. Einzig das auslösende Ereignis kann nachvollzogen werden (Strangmarke oder uniform hellrote Totenflecken nach CO-Vergiftung) sowie die Folgeerscheinungen des Ereignisses (z.B. Kieselalgen in der Lunge nach Ertrinken).

Die Diagnose "Tod durch Ersticken" kann daher nur aufgrund der Beurteilung der Gesamtsituation erfolgen. Es sind somit Fundsituation, äussere und innere Leichenmerkmale sowie kriminaltechnische Erkenntnisse ausschlaggebend.

_{Erhängen mittels eigenem Körpergewicht}

_{Erdrosseln mit einem Drosselwerkzeug}

_{Erwürgen mit Händen , Unterarmen oder Füssen...}

Strangulation ist eine Kompression des Halses wobei primär die Kompression der Venen und Arterien im Hals eine grosse Bedeutung für den Todeseintritt zukommt. Der Verschluss der Atemwege an und für sich spielt eher eine untergeordnete Rolle. Allenfalls spielen auch relfektorische Vorgänge eine Rolle (Reizung des Vagusnervs), welche zu einem Blutdruckabfall und Abfall der Herzfrequenz führen.

typisches oder atypisches Erhängen kombiniert mit komplettem oder inkomplettem Erhängen

Typisch: Knotenlage hinten am Hals

Atypisch: Knotenlage seitlich oder anderswo am Hals

komplett: kein Bodenkontakt, ganzes Körpergewicht wirkt ein

inkomplett: Bodenkontakt des Körpers mit Einwirkung nur einees Teils des Körpergewichts (sitzend, kniend, liegend, bloss Fusskontakt

Es tritt eine schlagartige Bewusstlosigkeit ein.

Möglicherweise Schleim- oder Abrinnspur oder auch nur Abtropfstelle auf Kleidung passend zur Hängelage

• typisches, kkomplettes Erhängen: fehlende Punktförmige Stauungsblutungen oberhalb der Strangmarke (Augenbindehaut, Lippen, Mundhöhle, Nasenschleimhäute und Trommelfelle, Gesichtshaut, Augenlider und hinter Ohren) weil sowohl der arterielle wie auch der venöse Blutfluss komplett gestoppt wird
• Stauungsblutungen treten jedoch oberhalb der Strangmarke auf, wenn beim atypischen oder nur teilweisen Erhängen _{die Venen zwar abgeklemmt werden, sodass kein Blut mehr vom Kopf wegfliessen kann, die Arterien jedoch aufgrund ihres höheren Drucks nicht ganz verschlossen werden und so weiterhin Blut zum Gehirn fliesst}

typische Stauungsblutungen. Bei Leichen in Bauchlage können diese jedoch auch postmortal entstehen. Die Augen der Leiche daher unbedingt vor drehen der Leiche auf den Bauch kotrollieren, um lagebedingte Einblutungen und entsprechende Fehlinterpretation dieser zu vermeiden.

Kompression des Halses mit Stranwerkzeug. Auch Unfalltod oder Selbsttötung möglich wenn sich das Strangwerkzeug nach Eintritt der Bewusstlosigkeit nicht mehr lockern kann.

Strangmarke verläuft meist zirkulär und horizontal, im Gegensatz zum Erhängen.

Stauungsblutungen häufig, Blutungen in den Halsweichteilen und Brüche des Kehlkopfskeletts ebenfalls, im Gegensatz zum Erhängen

Erwürgt wird mit Hand, Fuss, Unterarm... Nicht aber mit Werkzeug, dies nennt man Erdrosseln!

Würgemale in Form von fleck- oder halbmondförmigen Hautabschürfungen (oft auch vom Opfer selber infolge Abwehrversuche), Hautunterbluntungen oder Hauteinblutungen. Verteilung dieser Würgemale unterschiedlich je nach Würgeform.

Blutungen in Halsweichteilen, Brüche des Kehlkopfskeletts udn Stauungsblutungen häufig.

Alles oder nichts Prinzip! Entweder man überlebt ohne Hirnschäden trotz Sauerstoffmangel, oder man stirbt. Wer Würgen oder Erdrosselung überlebt, trägt in der Regel keine neurologischen Schäden davon.

Befragung und Untersuchung des Opfers wichtig!

Befragung (keine Suggestivfragen stellen): Gibt es Hinweise auf temporären Sauerstoffmangel im Gehirn? Zeichen dafür:

• Bewussseinsverlust
• visuelle oder akustische Störungen
• Krampfanfall (Zungenbiss, Urin- oder Kotabgang)
• Art der letzten Nahrungsaufnahme (Schluckbeschwerden?)

Untersuchung:

• Würge- oder Strangmale?
• Stauungsblutungen? (Achtung, 1-2 Tage nach Tat meist weg)
• Schwellung oder Druckempfindlichkeit des Kehlkopfes?
• Schluckbeschwerden und/oder Heiserkeit?
• Innere halsbefunde im MRI
• Hautverletzungen am restlichen Körper?
• Hinweise für ein Sexualdelikt?

Stauungsblutungen

Falls solche fehlen (zu späte Untersuchung?) dann Bewusstseinstrübungen zum Tatzeitpunkt (umstritten)

Zwerchfell und/oder Brustkorb eingeengt durch bestimmte Position des Körpers oder infolge polizeilichen Festhaltemassnahmen.

• Sturz in eine zum Atmen ungeeignete Lage welche beibehalten wird (z.B. wegen Alkoholeinfluss, Schädel-Hirntrauma) und zum Tod führt
• Hängen in wehrlosem Zustand mit an ungünstiger Stelle abklemmenden Vorrichtungen (Bergsteigergurt, Festhaltegurt in Klinik)
• Verschüttung bis zum Hals in Sand oder ähnliches
• Infolge Stress erhöhter Sauerstoffbedarf und gleichzeitiger Behinderung der Atemexkursion durch polizeiliche oder verbotene Festhaltetechnik (Hog-Tie, rittlings auf Brustkorb, Unterarmwürgegriffe wenn Hals in Ellenbeuge gerät, Schwitzkasten, Fixierung in Bauchlage, Verlegung Atemwege durch Körperteil oder Gesicht am Boden, Fesselung an Stuhl mit nach hinten gezogenen Armen, Keuzigungsposition...)

Grosser Nahrungsbrocken wird in Kehlkopflichtung eingeklemmt beim Verschlucken. Reizung des Vagusnervs mit Pulsverlangsamung bis Herzstillstand.

Passives und aktives Ertrinken

Passiv: Schutzreflexe des Körpers fehlen, Bewusstsein erlischt kampflos, Wasser wird ungehindert eingeatmet, aber nicht verschluckt. Kieselalgen im lungengewebe, Platzen der roten Blutkörperchen wenn Wasser durch die lungen in den Blutkreislauf gelangt

Aktiv: Schutzreflexe vorhanden, Bewusstsein erhalten, aktiver Kampf des Körpers gegen das Ertrinken, Wasser wird verschluckt, aber kaum eingeatmet wegen Hustreflex, Glottisverschluss. Es bildet sich in der Regel ein Schaumpilz. Kieselalgen im Mageninhalt

Mischform zwischen aktiv und passivem Ertrinken sind häufig!

Fundort oft nicht Ereignisort (insbesondere in Fliessgewässern)

Todeszeitschätzung erschwert (fehlende Totenflecken und7oder Totenstarre)

Leiche durch Wasserbewegung kann entkleidet sein (Sexualdelikt oder nicht?)

Häufig Fäulnis, weil Leiche erst entdeckt wird, wenn sie infolge Fäulnisgas auftreibt und an Oberfläche gelangt

Mechanische Einwirkung einer mehr oder minder begrenzten Fläche gegen den menschlichen Körper (Schlag, Sturz, Tritt, Verkehrsunfall)

Heftigkeit

Gewicht und Oberflächenbeschaffenheit des Gegenstandes

Einwirkungsfläche

Richtung der Einwirkung

Betroffene Körperregion

• Selbst- oder Fremdverletzung?
• Ergeben sich Hinweise auf das Tatinstrument?
• Wie alt sind die Verletzungen, wann sind sie entstanden?
• Besteht zwischen Verletzungen und Tod ein Kausalzusammenhang?
• Kann anhand der Reihenfolge der Verletzungen der Tatablauf rekonstruiert werden?
• Welche Verletzung war tödlich?

Welches waren die konkreten Auswirkungen und Folgeerscheinungen der stumpfen Gewalt, handelt es sich um eine Tätlichkeit, einfache oder schwere Körperverletzung?

ungeformte oder geformte Hautabschürfung.

Ungeformte Hautabschürfung: Oberhautdefekt ohne bestimmte Form, bei tangentialer Kräfteeinwirkung am Ende der Schürfung oft Epithelmoräne (abgeschobenes Hautschüppchen). An Leiche als braune Hautvertrocknung sichtbar. An lebender Person von frisch (feucht, leicht blutend) bis alt (verschorft).

Geformte Hautabschürfung: Abdruck/ Muster des einwirkenden Gegenstandes (Stanzmarke, Hammerabdruck, Scheinwerferring etc) als positiv-Abdruck.

Intracutane Blutung. Kleine Blutgefässe platzen in den obersten Schichten der Lederhaut. Es entstehen winzige Blutungen, sichtbar als kleine rote Pünktchen. Sie können auch die Form des Einwirkungsgegenstandes annehmen, als Positivabdruck (schmales Kabel als Schlaginstrument zeichnet sich ab) oder als Negativabdruck (Doppelkontur infolge Stockhieb oder Tritt mit Schuhsohle, die roten Striemen sind die Zwischenräume des Profils oder die Bereiche neben dem Stockhieb).

EIne Hauteinblutung lässt sich nicht wegdrücken, im Gegensatz zur Hautrötung welche Folge einer Blutgefässerweiterung ist.

Hämatom. Es tritt Blut in das Unterhautfettgewebe aus. Am Anfanf blau oder braun, später nach mehreren Tagen grün bis gelb. Farbveränderung jedoch von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, daher Altersschätzung aufgrund Farbveränderung mit Vorsicht zu geniessen.

Rekonstruktiv sind Hämatome wenig geeignet, da sie sich diffus im Fettgewebe ausbreiten und nicht entsprechend der Form des einwirkenden Gegenstandes!

Bei lebenden Personen oft erst nach Tagen sichtbar, das Aufblühen braucht Zeit.

Wer nach einem stumpfen Trauma rasch verstirbt (z.B. Verkehrsunfall), zeigt äusserlich oft keine Blutunterlaufungen und werden daher von Ungeübten fälschlich als unverletzt eingeschätzt.

Quetschwunde (häufig)

Quetsch-Riss-Wunde (seltener)

Risswunde (selten)

Entstehen durch Einwirkung auf die Haut mit darunterliegendem Widerlager, meistens am Kopf (Schädel als Widerlager) oder Lippeninnenseite (Zähne als Widerlager).

Aussehen: Unregelmässig gezackte Wundränder, linear oder mehrstrahlig. Schürfsäume um die Wunde herum, Gewebsbrücken in der Tiefe, Blutunterlaufungen in der Umgebung.

Nicht als Platzwunde oder als Rissquetschwunde bezeichnen!