Rechtsmedizin
Vorlesung Uni Bern
Vorlesung Uni Bern
Kartei Details
Karten | 334 |
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Lernende | 21 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Recht |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 18.02.2019 / 18.06.2024 |
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Wozu eignen sich welche Simulanizien?
Gelatine verhält sich elastisch und gibt das dynamische Verhalten eines Geschossdurchgangs im weichen Gewebe wieder. Da es sich aber wieder zusammenzieht, ist es für die Veranschaulichung des räumlichen Ausmasses des zerstörten Gewebes ungeeignet. Für diese Darstellung wird Glyzerinseife verwendet, da es sich plastisch deformiert und insbesondere die temporäre Höhle im Körper gut darstellt.
WIe verhalten sich die unterschiedlichen Geschosstypen (nichtdeformierende und deformierende sowie kugelige Projektile und Splitter) im Körper?
Nichtdeformierende GEschosse dringen in den ersten 10 bis 20 cm annähernd axial ein und erzeugen so einen engen Kanal. Erst danach stellt sich das Geschoss quer und gibt dadurch seine Energie an das Gewebe über, wodurch das Gwebe wegbeschleunigt wird. Es entsteht dabei die temporäre Höhle, in welcher die Verletzung am grössten ist. Danach setzt das Geschoss seinen Weg mit geringer Energie in Querlage und geänderter Richtung fort, das Verletzungspotenzial nimmt wieder ab.
WIe verhalten sich die unterschiedlichen Geschosstypen (nichtdeformierende und deformierende sowie kugelige Projektile und Splitter) im Körper?
Deformierende GEschosse deformieren sich innerhalb der ersten Zentimeter und werden danach stark abgebremst. Der Ort der größten Energieabgabe befindet sich ca. 5-10 cm nach dem Einschuss. Danach nimmt das Verletzungspotenzial kontinuierlich ab. Der Schusskanal ist insgesamt ziemlich geradlinig.
WIe verhalten sich die unterschiedlichen Geschosstypen (nichtdeformierende und deformierende sowie kugelige Projektile und Splitter) im Körper?
Kugeln, instabile Geschosse und Splitter haben das größte Verletzungspotenzial unmittelbar bei Einschuss. Der Schusskanal ist insgesamt abnehmend, eine temporäre Höhle tritt bei den Geschossen nicht auf. Dies bedeutet, dass die größte Verletzung von außen sichtbar ist
Was passiert bei einer Schussabgabe physikalisch gesehen nach der Zündung der Patrone?
Für Mikrosekunden enstehen Drücke von 2000 bis 4000 bar und Temperaturen von 2000 bis 3000 Grad. Ein grosses Volumen in der Patronenhülse hochgespannter Gase (1 Liter pro Gramm) treibt das Geschoss aus der Hülse.
Was versteht man unter einem Abstreifring?
Wenn das Geschoss den Waffenlauf verlassen hat, trägt es an der Oberfläche Anlagerungen von Schmauch, insbesondere Russ, Öl und metallische Schussrückstände.
Trifft das Geschoss auf sein erstes Ziel, streift es diese Anlagerungen am Einschuss in Form des sog. Abstreifringes (Schmutzring) ab. Das Vorhandensein eines Abstreifringes ist praktisch unabhängig von der Schussentfernung.
Was lässt sich zu einem Fernschuss in Zusammenhang mit Schmauch sagen, ab wann wird von einem Fernschuss gesprochen?
Beim Fernschuss beträgt die Schussdistanz in der Regel mehr als ein Meter (abhängig vom Schmauch-Ausstoss der konkreten Kombination Waffe-Munition). Dies hat zur Folge, dass man keine Spuren von Schmauch weder mit blossen Augen noch mittels kriminaltechnischer Analyseverfahren findet.
Was charakterisiert die Einschusswunde bei einem Fernschuss?
- Substanzdefekt der Haut (Loch durch vollständige Zerstörung der Haut), welcher in der Regel kleiner als das Geschosskaliber ist
- Oft Abstreifring, wenn die Haut nicht bedeckt war. Ansonsten findet sich der Abstreifring auf der Kleidung
- Schürfsaum um das Loch herum, oder bei schrägem Schusskapuzenförmig gegen den Schützen gerichtet
Was lässt sich zum relativen Nahschuss sagen, welches sind die Besonderheiten?
Von einem relativen Nahschuss spricht man bei einer Schussentfernung von bis zu einem Meter, je nach Waffe und Munition. Es entsteht auf Haut oder Kleidung ein Schmauchhof, weil sich Schmauchpartikel um die Einschusswunde herum ablagern. Bei geringer Schussentfernung von unter 50 cm können rasante Pulverpartikel auf die Hautoberfläche aufprallen und ein sternenhimmelartiges Muster von punktförmigen Einblutungen resp. Oberhautdefekten um den Einschuss herum verursachen (petechiale Blutungen)
Was lässt sich zum absoluten Nahschuss sagen, welches sind die besonderen Merkmale?
Von einem absoluten Nahschuss wird nur gesprochen, wenn die Waffenmündung direkt auf die Haut aufgesetzt wurde. Häufig bei Suiziden, Delikte durch absolute Nahschüsse sind eher selten (Hinrichtung), da die Tötung unter Nutzung des Sicherheitsabstandes, den die Waffe gewährt, erfolgt.
Beim absoluten Nahschuss platzt (reisst) die Haut infolge des Gasdrucks meist auf, es gibt kein lochartiger Substanzdefekt.
Welche Besonderheiten lassen sich feststellen, wenn ein absoluter Nahschuss im Schädelbereich erfolgt?
Der Schädelknochen wirkt als Widerlager, wodurch die Explosionsgase und der Schmauch durch das Einschussloch zwischen Haut und Schädelkncohen gepresst werden. Dadurch wird die Haut kurzzeitig aufgebläht, wodurch die Haut gegen die Waffenmündung prallt. Dies hat häufig sternförmig aufgerissene Platzwunden zur Folge, sowie ein Abdruck der Waffenmündung auf die Haut (Stanzmarke). Schmauch findet sich in diesen Fällen nicht auf der Haut, sondern unter der Haut (Schmauchhöhle)
Wie verhält sich ein Plattenknochen nach Einschuss?
Der Knochendefekt erweitert sich trichterförmig in Schussrichtung, also nach innen dort wo der Schuss eingetreten ist und nach Aussen dort wo der Schuss ausgetreten ist beim Beispiel eines Schusses der den Schädel durchquert. Der Durchmesser des Einschussloches an der äusseren Schädelschuppe entspricht ziemlich genau dem Kaliber des Projektils.
Welches sind sichere und unsichere Kriterien für einen Einschuss?
- Abstreifring
- Pulverschmauch auf oder unter der Haut
- Stanzmarke bei absolutem Nahschuss
- Platte Knochen: Trichterförmige Erweiterung des Knochendefektes nach innen
Unsichere Kriterien:
- Substanzdefekt
- Schürfsaum (kommt auch beim Ausschuss mit Widerlager vor)
Welches sind sichere und unsichere Kriterien für einen Ausschuss?
Sichere Kriterien gibt es nicht an der Haut, insbesondere kann nicht durch den Grössenunterschied auf Ein- und Austrittswunde geschlossen werden.
Einzig bei platten Knochen gibt es ein sicheres Zeichen, die Erweiterung des Knochendefektes in Schussrichtung nach aussen.
Unsichere Zeichen:
- adaptierbare Wunde
- herausragende Haut-Gewebezipfel
- fehlender Schürfsaum (Achtung, Schürfsaum gibts aber auch beim Ausschussloch wenn Person auf Boden lag oder ähnliche Situationen (Widerlager))
- fehlende sichere Einschusskriterien
Welche Umstände sind typisch für einen Suizid durch Schuss?
– absoluter Nahschuss
– meist Einzeltreffer: Schläfe, Stirn, Herzgegend, Mund, seltener Unterkiefer
– entkleidete Einschuss-Stelle (keineswegs die Regel!)
– Spuren an der Schusshand (löst den Schuss aus): Schmauch, Blutspritzer, evtl. Schlittenverletzung bei halbautomatischen Selbstladepistolen
– Spuren an der Haltehand (umfasst meist den Waffenlauf, insbesondere bei Langwaffen): Schmauch, Blutspritzer, evtl. Verletzungen
Welche Merkmale können für ein Delikt durch Schuss sprechen?
– Fernschuss (selten relativer Nahschuss, ganz selten absoluter Nahschuss)
– Mehrfach-Treffer (aber es gibt auch mehrfache Schusseinwirkungen bei Suizid, insbesondere wenn schwache Patronen verwendet werden)
– Für Suizid ungewöhnliche Lokalisationen: Gesicht, Hals, rechte Brust, Bauch, Extremitäten, Rücken
– Unterschiedliche Schussrichtungen
Bei Suizid fällt die Waffe wegen der sofortigen Bewusstlosigkeit und Erschlaffung der Muskeln meist aus der Hand, daher Vorsicht bei Beurteilung, befindet sich Waffe in Hand, könnte dies gestellt sein
Wie kann die "Schusshand" nachgewiesen werden, was ist dabei zu beachten?
Schusshandnachweis:
Schmauch tritt aus der Waffe auf die Hand die sie hält oder die in der Umgebung ist. Durch topografische Verfahren (Filmfolienabzüge, PVAL-Verfahren) werden die Schmauchspuren gesichert.
Backspatter (Rückspritzer): Blutspritzmuster aus Blut, Weichteilen. Die Punktförmigen Rückspritzer sehen aus wie ein Blutnieselschauer auf der Hand die in Verlängerung des Laufs fungierte.
Aufplatzung der Haut durch Rückstoss
Vorsicht:
- Der blosse Nachweis von Schmauch besagt noch nichts über dessen Herkunft. Man weiss nur dass geschossen worden ist, von wem dieser Schuss ist, ist dabei nicht klar. Dazu ist die Verteilung und Dichte des Schmauchs zu eruieren.
- Jede Waffe ist Schmauchbeladen, auch wenn aus ihr nicht geschossen wurde just vorher. Wer also eine Waffe anfasst, wird oft an den Fingerbeeren ebenfalls Schmauchspuren aufweisen. Bei Schussabgabe hingegen findet sich Schmauch eher an Handrücken, Daumen Zeigefinger.
- Schmauch kann auch infolge Abwehrbewegung auf der Hand des Getroffenen auftreten. Zudem kann Schmauch volatil vereteilt werden über die Luft innerhalb eines Raumes.
Welche Verletzungsabläufe beobachtet man beim Anfahren eines Fussgängers?
– Anprallverletzung am Unterschenkel durch Stossstange und evtl. Hüfte-Oberschenkel durch Kotflügel/Motorhaube. Aufwurf (v. a. nach hinten) der Person: je schneller der PW fährt, desto höher wird der Fussgänger aufgeworfen. Der angefahrene Fussgänger wird eine gewisse Strecke mit dem Fahrzeug mittransportiert.
– Aufprallverletzung v. a. des Kopfes an Windschutzscheibe, A-Säule (vorderster Dach-Holm) oder Dachrand. Bei normaler Körpergrösse des Fussgängers und normaler Ponton-Form des PW kommt es bei ca. 50 km/h zum Kopfaufprall etwa in der Mitte der Frontscheibe. Bei mehr als 60-70 km/h kann der PW unter dem hochgeworfenen Fussgänger durchfahren (sog. Unterfahrung), der Fussgänger liegt danach hinter dem Fahrzeug, wurde aber nicht überfahren oder überrollt
– Sekundäre Sturzverletzungen durch «Abwurf» des Fussgängers auf die Strasse beim Bremsen des PW sind ab ca. 30 km/h meistens leichter als Anfahrund Anprall-Verletzungen.
Was versteht man unter "Wurfweite" in Zusammenhang mit Verkehrsunfällen und was sagt sie über den Unfall aus?
Strecke zwischen Kollisionsort und Endlage des Fussgängers (Transport-, Flug- und Schlitterdistanz).
Kann unter gewissen Umständen der Ermittlung der Kosslisonsgeschwindigkeit dienen.
Was versteht man unter "Querwurfweite", was lässt sich aus ihr herauslesen?
Abweichung der Flugbahn des Fussgängers vom Lenker des Fahrzeuges aus gesehen nach links oder rechts durch Eigenbewegung des Fussgängers.
Rennt ein Fussgänger von rechts her über die Strasse und wird vom Fahrzeug erfasst, so wird er in Fortsetzung seiner Bewegungsrichtung nach links geschleudert.
Was versteht man unter "Beulenversatz" und welche Rückschlüsse lassen sich daraus ziehen?
Beulen am PW von vorne nach hinten seitlich
Kontaktspuren durch die Eigenbewegung des quer zur Fahrtrichtung gehenden oder rennenden Fussgängers.
Je schneller der Fussgänger läuft, desto stärkerer Beulenversatz.
Bei langsamen Fahrzeug stärkerer Beulenversatz als bei schnellem Fahrzeug.
Wie unterscheiden sich die Begriffe "Überfahrung" und Überrollung"?
Überfahrung: Am Boden liegender Fussgänger wird zwischen den Rädern, das heisst ohne direkten Radkontakt, überfahren. Der Körper wird dabei meistens durch den Unterboden des PW verletzt.
Überrollung: Fussgänger wird durch ein oder mehrere Räder überrollt. Dabei kommt es oft zu einer Ablösung der Haut von den Muskeln (Ablederung/ décollement)
Welcher Unfallbeteiligte überfährt oder überrollt einen am Bodenliegenden Fussgänger in der Regel?
Praktisch nie das anfahrende Fahrzeug, weil die Person aufgeworfen wird, sondern oft das entgegenkommende Fahrzeug.
Ausnahmen: Fehlendes Bremsen des PW nach der Kollision, Anfahren eines Kindes mit tiefem Schwerpunkt, Anfahren eines Erwachsenen durch Lieferwagen mit hoher Front oder LKW («Kegel-Effekt»: Person wird wie ein Kegel umgeworfen), ganz langsames Anfahren und anschliessendes Überfahren oder Überrollen.
Wer trägt bei einem Anprallunfall durch Auto A mit anschliessender Überrollung/ Überfahrung durch Auto B die Schuld für die Verletzungen/ den Tod des Fussgängers?
Falls ein Kontakt mit dem Auto B vermeidbar gewesen wäre (rechtzeitige Bremsung, Ausweichen), ist B verantwortlich.
Falls die Technische Unfallanalyse aber ergibt, dass Auto B einen Kontakt mit dem Fussgänger nicht hat vermeiden können (z.B. zu kurze Distanz zum am Boden liegenden Fussgänger, Sichtverhältnisse), ist es unerheblich, ob Auto B letztlich die
schwereren/tödlichen Verletzung gesetzt hat, weil Auto A insgesamt für den tödlichen Ausgang verantwortlich ist, auch wenn die erste Kollision keine schweren Verletzungen verursacht hatte.
Kann aus den Verletzungen auf die Kollisionsgeschwindigkeit geschlossen werden?
Nein
Bei welchen Promillewerten Alkohol im Blut ist die Fahrfähigkeit wie eingeschränkt?
Bereits ab 0.3 ‰ ist die Fahrfähigkeit v. a. kurz nach Trinkbeginn auf leeren Magen (sog. «Anflutungsphase») und bei unvorhersehbaren Ereignissen (kontrolliertes Fahren) eingeschränkt.
Bei automatischen Abläufen (Fahren einer bekannten Strecke ohne Zwischenfälle) besteht ab 0.5 ‰ eine zunehmende Beeinträchtigung mit:
– Leistungseinbussen,
– Verlängerung der Reaktionszeit,
– Risikobereitschaft,
– Selbstüberschätzung (enthemmende Wirkung des Alkohols).
Wann darf mit einem blossen Testgerät die Atemalkoholmessung durchgeführt werden, wann bedarf es eines genaueren Messgeräts?
Werte bis und mit 0.39 Promille können auch nur mit einem Testgerät gemessen werden. Ab 0.4 Promille oder unterhalb dieses Werts, wenn der Proband nicht einverstanden ist, muss mit einem Atemalkohol-Messgerät (genauere Messung) nachgemessen werden.
Wann muss gemäss ATRA-Weisungen von Gesetztes wegen eine Blutprobe zur Feststellung der Fahrunfähigkeit angeordnet werden?
- auf Verlangen der betroffenen Person nach Durchführung einer Atemalkoholprobe mit einem Messgerät
- bei Verdacht auf Betäubungsmitteleinfluss oder ähnliches
- Wenn das Resultat einer Atemalkoholprobe 0,15 mg/l oder mehr beträgt und der Verdacht besteht, dass die betroffene Person zwei Stunden oder mehr vor der Kontrolle ein Fahrzeug in angetrunkenem Zustand geführt hat
- wenn sich die betroffene Person der Durchführung einer Atemalkoholprobe widersett oder entzieht
- wenn nach dem Ereignis Alkohol konsumiert wurde oder dies geltend gemacht wird (Nachtrunk)
- wenn der Alkoholisierungsgrad zu einem früheren Zeitpunkt ermittelt werden muss
- wenn zwischen dem Ereignis und der Atemalkoholprobe zwei oder mehr Stunden vergeben würden
- wenn keine Atemalkoholprobe mit einem Messgerät durchgeführt werden kann
Bei welchen Messarten darf eine Rückrechnung (Ermittlung der Höhe der Alkoholkonzentration zu einem früheren Zeitpunkt) vorgenommen werden?
Nur bei der Blutprobe, nicht bei Atemalkoholmessungen mit Test- oder Messgerät.
Was bedeuten Resorptionsphase und Resorptionszeit?
«Resorptionsphase»: Zeit zwischen Trinkbeginn und Beginn des linearen Abfalles der Blutalkoholkurve.
«Resorptionszeit»: Zeit zwischen Trinkende und Beginn des linearen Abfalles der Blutalkoholkurve
Wann beginnt die Resorption und welche Rolle spielt die Magenfüllung dabei?
Die Resorption beginnt sofort nach der Alkoholaufnahme.
Sie erfolgt schneller bei Trinken auf nüchternen Magen (Anflutungsphänomen).
Die Magenfüllung spielt aber ansonsten in Bezug auf die Alkoholresorption keine wesentliche Rolle.
Wie lange beträgt die Resorptionszeit?
minimal ca. 20 und maximal ca. 120 Minuten
Wie hoch ist die Eliminationsrate pro Stunde?
Sie schwankt inter- und intraindividuell zwischen 0.1 und 0.2 Gewichtspromille pro Stunde
Warum führt die gleiche Alkoholmenge bei gleichem Körpergewicht und normaler Konstitution beim Mann zu einem etwas tieferen Blutspiegel als bei der Frau?
Der Alkohol verteilt sich im Körperwasser, nicht aber im Fett. Aufgrund des geschlechtsbedingten unterschiedlichen Fett- und Wassergehaltes führt die gleiche Alkoholmenge bei gleichem Körpergewicht und normaler Konstitution beim Mann zu einem etwas tieferen Blutspiegel als bei der Frau.
Wann wird die Blutalkoholkonzentration theoretisch aus Trinkmengen-Angaben errechnet und mit welcher Formel?
wenn keine Blutprobe erfolgte oder zur Berechnung eines sog. Nachtrunkes (Alkoholkonsum nach dem Ereignis), anhand der Trinkmengenangaben mit der Formel von Widmark:
BAK = (Menge reiner Alk in Gramm ./. (Verteilungsfaktor Mann/Frau * Körpergewicht in Kg) - Zeit seit Trinkbeginn × stündliche Eliminationsrate
Welches Problem ergibt sich, wenn das Trinkende nicht angegeben werden kann?
Wenn das Trinkende nicht angegeben wird, nimmt man an, das Trinkende falle mit dem Ereigniszeitpunkt zusammen. Da man aber nach Trinkende 2 Stunden Resorption abwarten muss, bevor eine Blutentnahme erfolgen und ausgewertet werden darf, ist eine Blutentnahme in der Resorptionszeit nicht auswertbar.
Welche Wert ist Ausgangspunkt der Rückrechnung durch das IRM und aufgrund welcher Parameter erfolgt die Rückrechnung des Blutalkoholwerts zum Zeitpunkt des rechtsrelevanten Ereignisses durch das IRM?
Sie erfolgt ausgehend vom Analysenwert zum Zeitpunkt der Blutentnahme im Unterschied zur theoretischen Berechnung der Blutalkoholkonzentration aufgrund von Angaben zu Trinkmenge und Trinkzeit.
Die Rückrechnung der minimalen BAK erfolgt mit der längst möglichen Resorptionszeit von 120 Minuten und einer stündlichen Abbaurate (Eliminationsrate) von 0.1 Gew. ‰
Die Rückrechnung der maximalen BAK erfolgt mit einer Resorptionszeit von 20 Minuten und einem stündlichen Abbaurate von 0.2 Gew. ‰. Zur Berücksichtigung allfälliger Schwankungen erfolgt ein einmaliger Zuschlag von 0.2 Gew.‰
Falls ein Nachtrunk geltend gemacht wird, kann dieser theoretisch berechnet und vom Analysenergebnis abgezogen werden.
Wann ist eine Rückrechnung möglich?
Eine Rückrechnung ist erst nach Abschluss der Resorptionszeit möglich. Erst in der Eliminationsphase ist nämlich der Kurvenverlauf annähernd linear.
Wer entscheidet, ob von der minimalen oder maximalen errechneten Blutalkoholkonzentration ausgegangen wird?
Der Richter. Der Richter entscheidet, von welchem der Werte er ausgeht. Er und nicht der Rechtsmediziner wendet das
Prinzip in dubio pro reo an!
Worum geht es bei der Traumabiomechanik?
durch Einbezug des Unfallmechanismus (Ingenieur) und der medizinischen Befunde (Arzt) wird versucht, die Kausalität zwischen Unfall und Beschwerden zu beurteilen.