Soziologie

BFH Einführung, Soziales Differenzierung

BFH Einführung, Soziales Differenzierung


Kartei Details

Karten 12
Sprache Deutsch
Kategorie Soziales
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 17.01.2019 / 19.01.2019
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Soziale Ungleichheit nach  Stefan Hradil: „wertvolle“ Güter einer Gesellschaft

Eine Gruppe hat regelmässig mehr Zugang zu wertvollen Gütern als andere. Mit wertvollen Gütern Nahrung, Job, Rechte. Wenn es unterschiedliche Güter hat ist unter Umständen nicht klar, wer jetzt besser oder schlechter gestellt ist (Bsp. 2 Kuchen).

Zentrale Merkmale von «Sozialer Ungleichheit»

-  natürlichen Ungleichheit: Geschlecht, Alter, Hautfarbe

- Chancen zur gesellschaftlichen Teilhabe unterschiedlich verteilt, d.h. die Möglichkeiten des Zugangs zu «wertvollen» Ressourcen wie Geld, Bildung oder Macht sind ungleich

- Soziale Ungleichheit ist gesellschaftlich konstruiert und damit zeitabhängig, aber nur schwer veränderbar.

4 Grundkategorien von «Sozialer Ungleichheit»

  • Dimensionen: Materieller Wohlstand, Macht, soziales Ansehen und Wissen.
  • Indikatoren: Z.B. Vermögen als Indikator von materiellem Wohlstand oder Bildungsabschlüsse als Indikator von Wissen;
  • Determinanten: Faktoren mit meist grossem Einfluss auf Soz. Ungleichheit wie Geschlecht, Alter, Behinderung). Wichtig: statistisch auffällige Merkmale, aber nicht Erklärungen von Ursachen).
  • Sozialer Status/Sozialstruktur: Position des Einzelnen im «Gefüge sozialer Ungleichheit»


Soziale Differenzierung: Kaste und Stand

  • Begriffe zur Beschreibung soziale Differenzierung in vormodernen Gesellschaften (Kaste: Indien und Stände: Europa)
  • Zuweisung des einzelnen Menschen in eine Kaste oder einen Stand von Geburt an
  • Rechtfertigung der Zuteilung durch göttliche Ordnung

Soziale Differenzierung: KLASSE

  • Begriff wird von Friedrich Engels und Karl Marx geprägt
  • 19. Jahrhundert, kapitalistische Gesellschaftsstruktur
  • Herausbildung von zwei neuen, zentralen Klassen:


(a) „Kapitalisten“: verfügen über Produktionsmittel


(b) „Proletarier“: können nur ihre Arbeitskraft verkaufen

  • Entscheidendes soziales Differenzierungskriterium sind die Eigentumsverhältnisse, die Un-/Möglichkeit über die zentralen Produktionsmittel (= ökonomisches Kapital: Grund und Boden, Maschinen, Finanzkapital) zu verfügen 


Soziale Differenzierung: SCHICHT

  • Als Begründer der Schichtungstheorien gilt Theodor Geiger (1891- 1952)
  • Bei Schichtungstheorien werden zusätzlich zu ökonomischen (Einkommen und Vermögen) auch nicht-ökonomische Faktoren wie Bildung, Beruf und Ansehen/Status (gemäss Fremd- und Selbsteinschätzung) berücksichtigt 

  • Schichtbegriff wird zum zentralen Oberbegriff sozialer Ungleichheit

Soziale Differenzierung: Vergleich (nach Brand 2010) (KLASSEN UND SCHICHT)

Klassenkonzepte

- Anspruch, soziale Ungleichheit zu erklären, vor allem durch ökonomische Faktoren.

- konzentrieren sich auf kollektives Klassenhandeln und Konflikte zwischen Klassen als Ursache des gesamtgesellschaftlichen Wandels.

Schichtkonzepte

- häufig mehrdimensional angelegt (nicht nur ökonomische Faktoren)

- Anliegen: differenzierte Beschreibung von Gesellschaften

Soziale Differenzierung: Schwächen von Klassen- und Schichtmodellen (nach Brand 2010) 3

1.  Unterkomplexität

  • Erfassen fortschreitende soziale Differenzierung nicht adäquat 

  • Berücksichtigen neue soziale Ungleichheiten und wichtige Dimensionen wie Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Wohnlage/Region, soziale Sicherung, Alterskohorte etc. nicht adäquat 

  • Vernachlässigen, dass Lebensstile und subjektive Milieuzuordnungen nicht (allein) durch objektive Faktoren bestimmt sind 


Soziale Differenzierung: Schwächen von Klassen- und Schichtmodellen (nach Brand 2010)

 42. Struktureller Determinismus

  • Berücksichtigen nicht Individualisierung

  • schließen kaum an die Lebenswelt/das Bewusstsein der
  • Menschen an
Selbstdeutungen und kulturelle Lebensführung nicht unbedingt deckungsgleich mit „objektiven“ Lagefaktoren (Bildung, Einkommen, Beruf)

  • erfassen Wandel der Sozialstruktur und individuelle Mobilität nur unzureichend.
teilweise Ablösung durch Lebensstil- und Milieuforschung

Soziale Differenzierung: SOZIALE LAGE und SOZIALE MILIEUS

- Soziale Lagen: beziehen neben sogenannten „vertikalen Faktoren“ sozialer Ungleichheit wie Einkommen, Beruf, Bildung, auch „horizontale Ungleichheitsfaktoren“ wie Alter, Geschlecht, Region/Wohnlage oder ethnische Zugehörigkeit.

- Soziale Milieus beziehen neben den objektiven vertikalen und horizontalen Faktoren der Sozialen Lage gleichzeitig noch die subjektive Interpretation dieser Bedingungen («Gruppen Gleichgesinnter») und Lebensstilmerkmale mit ein.

Soziale Differenzierung: LEBENSSTIL/MILIEUS (nach Brand 2010)

Stärken 3

  • schließen unmittelbar an Alltags- welt an; sind an der „gesellschaft- lichen Oberfläche“ direkt erkennbar und zugänglich 

  • schließen eng an Sinnkonstruktion der Individuen an 

  • Für eine differenzierte Beschreibung individueller Alltagswelten gut brauchbar 


Soziale Differenzierung: LEBENSSTIL/MILIEUS (nach Brand 2010)

Schwächen 3

  • stark auf den Freizeit- und Privatbereich konzentriert, vernachlässigen ökonomische Strukturdimensionen; „kulturalistische Verkürzung“ der soziologischen Analyse
  • Für eine kritische Analyse sozialer Ungleichheit und Mechanismen ihrer Reproduktion weitgehend unbrauchbar
  • Ausnahme: „kritische“ Varianten, die Milieu- und Klassenanalyse kombinieren, z.B. Bourdieu.