Methodenlehre

Einführung in die Methodenlehre

Einführung in die Methodenlehre


Kartei Details

Karten 218
Lernende 21
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 11.01.2019 / 06.02.2025
Weblink
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Erläutern Sie Donders Subtraktionsmethode und Posners Anwendung derselben.

  • Subtraktionsmethode= Durch Subtraktion der Reaktionszeiten voneinander lassen sich die Dauern kognitiver Prozesse bestimmten
  • Posner wendet die Idee in seiner letter-matching study an bei der Vpn Buchstabenpaare präsentiert wurden. Daraus folgerte er auf verschiedene mentale Prozess Bestandteile.
    Aufgabe 1: physikalisch identisch --> Enkodierung, Vergleich, Entscheidung
    Aufgabe 2: inhaltlich identisch --> Gedächtnissuche
    Aufgabe 3 Konsonant oder Vokal --> Kategorisierung
  • Logische Aufgabenanalyse ergibt mentale Prozess-Bestandteile
  • Empirische Reaktionszeitmessung/Subtraktionsmethode ermöglicht zeitliche Vermessung

Inwieweit erlauben Experimente zum mental travel allgemeine Schlussfolgerungen über unser kognitives System?

  • Im Experiment sollten Probanden mentale Entfernungen zwischen zwei Orten vergleichen
  • Ergebnis: Mentale Vergleichsdauer war länger für physikalisch größere Entfernungen
  • Fazit: Mentale Repräsentationen analog zur physikalischen Außenwelt

Wie wurde die mentale Chonometrie in der Sprachpsychologie angewendet? Geben sie zwei Beispiele.

  1. Satz-Bild-Verifikation: Probanden sollten zu verschiedenen formulierten (akustischen) Sätzen angeben, ob sie inhaltlich mit einem gleichzeitig dargebotenen Bild übereinstimmen
  2. Visual World Paradigm: Probanden betrachten Bilder von Objekten während sie Sätze hären und verstehen
    --> Dabei werden Blickbewegungen gemessen, um mentale Prozesse beim Satzverständnis abzugreifen

Wofür kann die Methode der Blickregistrierung in der Psycholinguistik/Sprachpsychologie nützlich sein?

  • Um die Verteilung der Fixationspunkte auf einer Buchseite zu erschließen
  • Wovon ist es abhängig welches Wort ich (wann/wo) als nächstes im Text fixiere?
  • Eye-mind assumption/immediacy assumption: mental verarbeitet wird stets das, was gerade fixiert wird.

Welcher Methoden bedient sich die Urteils-/Entscheidungspsychologie?

  • Urteilen: Meinungsbild/Bewertung beruht auf Heuristik
  • Entscheiden: Wahl zwischen Alternativen kann z.B. durch Rahmung beeinflusst werden

Mit welchem Argument wird die Psychologie als „science of self-reports and finger movements“ kritisiert?

  • Verhalten wurde nie direkt untersucht, sondern immer nur indirekt
  • Direkte Beobachtung wird untergraben von introspektiven Selbst Auskünften, hypothetischen Szenario und Fragebögen

Was sind allgemeine Ziele/Fragen der kognitiven Neurowissenschaften/Neuropsychologie?

  • Kognitive Neurowissenschaft will Hirnkorrelate zu mentalen Prozessen abbilden
    --> Es geht um die Kombination von kognitiven Methoden mit neurowissenschaftlichen Verfahren
  • Kognitive Neuropsychologie beschäftigt sich mit kognitiven Problemen, die durch Gehirnverletzungen verursacht wurden
    -->  Ziel ist es die Leistung bei Gehirnverletzungen zu erklären und auf allgemeinpsychologische kognitive Fähigkeiten zu schlussfolgern

Nennen Sie zwei „Klassiker“ aus den Anfängen der Neuropsychologie und beschreiben sie kurz ihre wichtigsten Leistungen.

Paul Broca (1824-1880)

  • 1860:  studierte einen Pat. namens LeBorgne, konnte nur noch die Silbe «Tan» sprechen
  • Broca fand dass Teile des Frontallappens der linken Gehirnhälfte stark geschädigt waren.
  • vermutete, dass dieser Bereich an der Sprachproduktion beteiligt ist
  • stellte so die begründete These der asymmetrischen Repräsentation von Gehirnfunktionen auf
  • linksfrontale Läsion: „Verstehen aber nicht Sprechen“
  •  „Der Fuß der dritten Frontalwindung ist der Sitz der artikulierten Sprache“
  • Ähnliche Läsionen rechts: keine Sprachstörung à Hemisphärendominanz (Lateralisierung der Gehirnfunktion

    Carl Wernicke
  • 1874 „Der aphasische Symptimkomplex“
  • Schnittstelle temporal/parietal: „Sprechen aber nicht Verstehen“ (gilt eher für Hören nicht für Lesen)
  • Hinweis auf Modularität der Sprachverarbeitung

Welche Folgen hat das philosophische Leib-Seele-Problem auf die kognitive und neurowissenschaftliche Modellbildung?

Es wird klar getrennt (Zwei Sprachen Konzeption)

  • Mentalistisch (physiologisch): Begriffe wie z.B. entscheiden oder überlegen
  • Physikalisch (physiologisch): raumzeitliche Zustandsbeschreibung wie z.B. Aktivität in Area V1

 

Inwieweit kann die Aktivierung eines Areals ein psychologisches (mentales) Phänomen erklären?

  • Die Aktivität der an Entscheidungen beteiligten Nervennetzen ist durch Gründe beeinflussbar.
  • Wenn mir etwas gesagt wird, wird das Argument in neuronale Aktivität übersetzt. Die
  • Neuronenpopulationen beginnen, nach konsistenten Zuständen zu suchen.

Was für Formen der Dissoziation gibt es? Was ist eine Assoziation? Wie sind diese Erkenntnismittel jeweils zu bewerten?

Grundannahme: Gemeinsam auftretende kognitive Leistungen liegen gemeinsamen kognitiven Prozessen zugrunde, dissoziierte kognitive Leistungen liegen unterschiedlichen kognitiven Prozessen zugrunde.

  • Einfach Dissoziation: Patient X mit Störung im System Z kann Lesen aber keine Gesichter erkennen. Also ist das System Z für Lesen, aber nicht für Gesichter erkennen zuständig. Problem ist, es könnte auch ein gemeinsames Modul sein, nur die Aufgaben sind unterschiedliche schwer.
  • Doppelte Dissoziation: Patient Y kann nicht lesen, aber Gesichter erkennen. System Z ist bei ihm intakt, aber System W beschädigt (System W ist bei Patient X intakt). Königsweg der neuropsychologischen Theoriebildung.
  • Assoziation: Patient mit Störung in System A kann nicht Lesen und nicht Rechnen. Also ist System a für Rechnen und Lesen zuständig. Eine Läsion kann aber zwei unabhängige Systeme beschädigt haben.

Was sind „reverse inferences“? Geben Sie ein Beispiel.

  • Eine Schlusslogik bei der von der Hirnaktivität auf einen mentalen Prozess geschlossen wird
  • Bsp: In einer Studie wird gezeigt dass bei Aufgabe A, Gehirnareal Z aktiv war
    In einer anderen Studie wurde gezeigt dass wenn der kognitive Prozess X aktiv war, dann war das Gehirnareal Z ebenfalls aktiv.
    --> Schlussfolgerung: Die Aktivität von Gehirnareal Z in der aktuellen Studie zeigt eine Verbindung von kognitivem Prozess X bei Aufgabe A.

Wie unterscheiden sich Syndromgruppenbildungen von funktionalen Störungsbildern als Herangehensweisen in der Neuropsychologie?

  • Bei der Syndromgruppenbildung wird eine Clusterbildung gemacht von Patienten mit ähnlichen Syndromen
  • Bei funktionalen Störungsbildern werden Pateinten anhand eines systemtisch getesteten Katalogs seiner Funktionsstörungen beschrieben

Warum liest man in der Neuropsychologie häufig von Fallstudien? Sind Gruppenvergleiche mit hoher Stichprobe nicht als einziges wirklich aussagekräftig?

Es wird keine Information weggemittelt, wenn jeder Einzelfall als Experiment zur Testung einer kognitiven Theorie verwendet wird. Einzelfälle haben paradigmatischen Charakter und sollten also für ein bestimmtes kritisches Problem entscheidend sein.

Was versteht man unter „konvergierenden Operationen“ in der Neuropsychologie?

  • Bei der Indizsammlung werden nicht nur Patienten berücksichtigt sondern auch Gesunde und es nicht nur Verhalten sondern auch die Hirnaktivität gemssen
  • Es hat also eine Konvergenz stattgefunden durch Indizsammlung aus beiden Bereichen zur Sicherung der aufgestellten Modelle

Was versteht man unter der Modulhypothese und was kann man an ihr kritisieren? Nennen Sie drei Eigenschaften kognitiver Module nach Fodor (1983) und diskutieren sie diese kritisch.

Annahme, dass das menschliche Informationsverarbeitungssystem (Informationsverarbeitung) teilweise aus einzelnen voneinander unabhängigen Modulen besteht.
1. Verkapselung 
2. Angeborenheit 
3. Peripherität
Kriitk: Massive modularity (Annahme zentraler kognitiver Module), Nachweis von Crosstalk Phänomenen

Nennen Sie eine Alternative zur Modulhypothese und beschreiben sie die zentralen Charakteristika dieser Alternative. Was kann sie besser erklären als die Modulhypothese?

  • PDP (parallel distributet processing)
    -->  Modellierung von Kognition mittels neuronale Netze
    -->  Wissen als Muster von Verbindungsstärken innerhalb einer Menge von Verarbeitungseinheiten
    -->  Möglichkeit von partiellen Wissens/Repräsentationsaktivitäten
    -->  Komplexe Interkonnektivität von Verarbeitungseinheiten
  • Vorteil: erklärt regelgeleitetes Verhalten ohne explizit gespeicherte Regel; nur leichte Leistungsausfälle neuronale Systeme bei Schädigungen; Abruf komplexer Inhalte aufgrund eines Teilinhalts

Nennen und beschreiben Sie „unausgesprochene“ Annahmen der kognitiven Neurowissenschaften.

1. Modulhypothese: Module müssen folgende Eigenschaften besitzen: Verkapselung, Spezifität, Verbindlichkeit, Angeborenheit, Peripherität
2. Isomorphismus von Kognition und physiologischen Grundlagen : Einhergehen von anatomischen Zentren mit psychologischen Funktionen; entsprechend spezifischen Störungen
3. Transparenz: pathologische Leistung als valider Indikator für die Störung eines kognitiven Systems