Bildung
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Fichier Détails
Cartes-fiches | 87 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Affaires sociales |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 01.12.2018 / 08.05.2019 |
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Was bedeutet Equality of treatment?
Die Lernbedinungen sind für alle gleich, was man daraus macht ist eigene Sache
--> Beispiel: Frontalunterricht, Dozentin spricht, einige machen sich Notizen, einige Spielen, ob alle Bedürfnisse berücksichtigt werden, spielt keine Rolle
Was bedeutet Equality of achievement?
Unterstützung wird für diejenigen bereitgestellt, welche Unterstützung brauchen --> Schwächere werden stärker gefördert
Der Fokus liegt auf denjenigen, welche die Ziele nicht so leicht erreichen
Was bedeutet Equality of social actualisation?
Förderung der einzelnen Fähigkeiten und Bedürfnisse durch individuellen Unterricht --> individuelles Tempo etc.
Bsp. Steinerschulen, Reggiopädagogik
Was können zufällige Gründe für Bildungsungleichheiten sein?
- Region
- Kanton
- Gemeinde
- Noten
Was können systematische Gründe für Bildungsungleichheiten sein?
- Askriptive (=zugeschriebene) Merkmale
- Geschlecht
- Soziale Herkunft
- Ethnie
- Nationalität
- Alter
Wie werden die Begriffe Nachteile und Benachteilung bei den Bildungschancen (bei Migrantenkinder) unterschieden?
Nachteile beschreiben, wie häufig welche Gruppe Bildungserfolge erreicht oder nicht
Benachteiligung beschreibt, ob und in welchem Ausmass diese Nachteile aufgrund des Migrationshintergrundes und damit ungerechtfertigt auftreten --> Bsp. Möglichkeiten/Chancen werden verwehrt
Worum geht es bei der Institutionellen Diskriminierung im Bildungs- und Erziehungswesen nach Metchthild Gomolla?
Diskriminierung durch Institutionen wie der Schule. --> Schulische Barrieren durch institutionelle, soziale und politische Kontexte
Wo findet sich gemäss Mechthild Gomolla institutionelle Diskriminierungen in der Schule?
- Schulische Test --> PISA, IGLU
- Kinder mit Migrationshintergrund haben eine deutlich geringere Chance um ins Gymnasium zu wechseln
- Überpräsenz von Kinder mit Migrationshintergrund in Sonderschulen
- Der erlangte Berufsabschluss verschliesst häufig die Türe für höher qualifizierte Ausbildungsberufe oder der Besuch einer Universität
Was äussert die Arbeitgruppe des Menschenrechtsrats bei einer regelmässigen Überprüfung der Schweiz über die Migrantenkinder in der Schweiz?
- Äussert Besorgnis über die faktische Diskriminierung ausländischen Kindern, welche negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder haben könnte
- Äussert Besorgnis darüber, dass kantonale Ungleichheiten der Praxis, der angebotenen Dienste und der Rechte der Kinder diskriminierende Auswirkungen haben könnte
- Empfehlung: Bestehende Ungleichheiten im Genuss von Kinderrechten einer sorgfältigen und regelmässigen Überprüfung zu unterziehen --> Notwendige Schritte zur Bekämpfung und Verhütung von diskriminierenden Ungleichheiten sollen eingeleitet werden
"Die Politik der öffentlichen Hand so ausbauen, dass Kinder aus benachteiligten Milieus und ausländischer Herkunft die bestmögliche Ausbildung erhalten."
--> Die Schweiz hat die Empfehlungen angenommen
Was ist der Bildungsbericht Schweiz?
- Bildungsmonitoring --> systematische wissenschaftlich gestütze, auf Dauer angelegte Erhebung von Informationen zum Schweizer Bildungsewesen --> enthält keine Massnahmenvorschläge
- Alle 4 Jahre wird ein Bericht mit den Forschungsergebnissen erstellt --> 2010, 2014, 2018
Inhalt Bildungsbericht Schweiz 2018:
- Im Jahr 2015 verfügten 91 Prozent der über 25-Jährigen in der Schweiz über einen Berufsabschluss oder eine Matura.
--> Dieser Anteil soll bis in einigen Jahren auf 95 Prozent steigen, wie es im neusten Bildungsbericht heisst.
Ein Effort ist dabei vor allem bei den Jugendlichen nötig, die im Ausland geboren wurden: Von ihnen hatten 2015 nur 73 Prozent einen Abschluss.
--> So verfügen 94 Prozent der Schweizer über eine Berufsausbildung oder eine Matura, bei den im Land geborenen Ausländern sind es 86 Prozent. Bei den im Ausland geborenen Ausländern sind es jedoch bloss 73 Prozent.
Was kann in Bezug auf frühkindliche Förderung im schweizerischen Bildungssystem gesagt werden?
- Mangel an preisgünstigen Angeboten frühkindlicher Förderung --> geograifsch ungleich verteilt
- "Frühe Bildung" ist ein Hoffnungsträger für die Vermindung von Benachteiligung beim Schuleintritt --> möglichst früh Ungleichheiten unmerzen
- Famlienergänzende Betreuung als Lösung
--> Ziel: Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Integration im Aufnahmeland
Was kann am schweizerischen Bildungssystem kritisiert werden?
- Schlechtere Aufstiegschancen für Jugendliche mit Migrationshintergrund
- Schlechtere Einschätzung von Kindern mit tiefen sozioäkonomischen Status
- Diskurs über Fragen zur ethnischen Herkunft überlagert Fragen nach sozioökonomischen Status
- Bildung, Berufsausbildung und Armut stehen in einem direkten Zusammenhang
- Sozioökonomischer Status der Eltern bestimmt zentral den Bildungserfolg der Kinder --> Bildungsvererbung
- Das schweizerische Bildungssystem kann herkunfsbedingte Benachteiligung nicht ausgleichen
- Ungelöst: Diskriminierung in Institutionen, Bewältigung sozioökonomischer Benachteiligung --> Diskurs über Integrationsprobleme, nicht über Schwächen des Schulsystems
- Strukturelles Defizit des Care-Sektors: Fragen nach Qualität und Professionalität rücken ins Zentrum
In modernen, wissensbasierten Gesellschaften gilt Bildung (insbesodere ein Bildungsabschluss auf Sekundarstufe II) als eine zentrale Ressource für eine erfolgreiche und selbständige Teilhabe am Erwachsenenleben. Was schreibt Mey (2013) in ihrer Studie Gebremste Secondos?
- Durchschnittliche soziale Stellung der Jugendlichen aus Balkanländern, Türkei, Portugal liegt deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung --> Diskriminierungen mit weitreichenden Folgen
Unterbrüche, Wartezeiten, Ausbildungsabbruchsrisiko: „Unter den Schwächeren und Schwächsten [... findet] ein permanenter, harter Verdrängungskampf um die knappen Ausbildungsplätze statt [...].“
Grössere Anstrengungen als Schweizer Mitschüler
„Abkühlungsprozesse“: Reduktion der ehemaligen Ziele
3 Anpassungsmuster
Rückzug ins Private, Familie
Welche drei Anpassungsmuster unterscheidet Mey in ihrer Studie Gebremste Secondos?
1. Kampf um Anerkennung --> Man hält trotz Rückschlägen an der Strategie des beruflichen Aufstiegs fest --> Man kämpft weiter --> Wenn der Erfolg ausbleibt, kann das sehr ermüdend sein und kann in ein anderes Muster "abrutschen"
2. Fügung in "vorgesehene" Positionen --> Anpassung an gesellschaftliche Aussenseiterpositionen --> Unterwerfung der Bilder welcher von Aussen kommen --> Zuschreibung als Nicht-Zugehörige werden übernommen --> Rückzug ins Private und die Meinung des Ausländers kann vom Individuum selber übernommen werden
3. Projekt persönlicher Autonomie --> Verzicht auf gesellschaftliche Zugehörigkeitsangebote --> Bildung und Beruf sind zentral für die persönliche Autonomie --> Individuelle Lebensentwürfe sollen durch gute berufliche Position auch jenseits von gesellschaftliche Zuschreibungen und Einbezügen sichergestellt werden --> Privat Rückzug in die Familie, im Beruf Kontakt zu Schweizer
Welche Erfahrungen und Erwartungen findet sich gemäss der Studie der gebremsten Secondos in der Eltern-Generation?
Wunsch nach Verbesserung der Lebenssituation --> wird zum kollektiven familiären Projek
Hoffnungen in die nächte Generation --> Kinder wünschen sich ebenfalls ein besseres Leben und übernehmen auch Verantwortung für die Lage der ganzen Familie
Was sind gemäss der Kapitaltheorie von Bourdieu vererbbare und nichtvererbbare Ressourcen?
Vererbbar:
- Ökonomisches Kapital --> Geld, Materielles
- Symbolisches Kapital -->Prestige und Ansehen und Status, Ruf, Ehre und Anerkennung, Habitus/Manieren, Sitten
- Kulturelles Kapital --> Bücher, Fremdsprachen, Bildungsabschlüsse
- Soziales Kapital --> Beziehungen und Netzwerke, Vitamin B, Institutionalisierte Beziehung, gegenseitig kennen, anerkennen und sich nützlich sein können
Nichtvererbbar:
- Bildung --> Bildungen muss man sich erwerben, die Zertifikate müssen selber erarbeitet werden --> Teile die Vererbbar:
Wissen durch Sozialisation / Alltag mit den Eltern, Intelligenz, Bildungsfähigkeit
Welche Rolle nehmen Eltern bei der Entwicklung von Ausbildungs- und Berufswünschen bei Kindern gemäss der Jugendbefragung 2016/2017 ein?
Die Eltern nehmen hierzulande eine animierende Rolle ein. Ein grossteil gibt an von den Eltern regelmässig dazu ermutigt zu werden, eine beurfliche Ausbildung oder ein Studium abzuschliessen und von den Eltern gut unterstützt und sehr gut beraten zu werden. hrer beruflichen Zukunft stehen die jungen Erwachsenen dadurch mit hohen Erwartungen und viel Optimismus gegenüber.
Wer hat die Bindungstheorie entwickelt und was beinhaltet sie?
John Bowlby, britischer Kinderpsychiater
--> Psychologische Theorie
Kindliche Entwicklung entsteht durch biologisch angelegtes Bindungssystem (Primärbedürnis) an die Mutter
Differnzierung von Bindungsmuster durch Mary Ainsworth --> Strange Situations
- Sichere Bindung --> Kinder haben eine emotional offene Strategie und verleihen ihren Gefühlen ausdruck (weinen wenn die Mutter den Raum verlässt und lassen sich nicht von Fremden trösten)
- Unsicher-Vermeindende Bindung --> Sie zeigen ein auffälliges Kontakt-Vermeidungsverhalten und beschäftigen sich primär mit Spielzeug im Sinne einer Stresskompensationsstrategie (zeigen beim Verlassen oder der Rückkehr der Mutter keine emotionen, sprechen auf Testperson an und beschäftigen sich mit ihrem Spielzeug als Stressabbau.)
- Unsicher-ambivalente Bindung --> Diese Kinder verhalten sich widersprüchlich-anhänglich gegenüber der Bezugsperson (weinen beim Verlassen des Raumes durch die Mutter, suchen Nähe bei der Rückkehr, lassen sich aber nicht beruhigen)
- Desorganisierte Bindung--> Hauptmerkmale solcher Kinder sind bizarre Verhaltensweisen wie Erstarren, im-Kreis-Drehen, Schauckeln und andere stereotype Bewegungen sowie völilge Emotionslosigkeit. (Kinder haben keine einheintliche Strategie für die Trennungs- und Wiedervereinigungssituation)
Was kritisieren Smith, M., Cameron, C. und Reimer, D. an der Bindungstheorie in ihrer Arbeit "From Attachment to Recognition for Children in Care"?
- Die Bindungstheorie wird zu häufig und unreflektiert angewendet --> Master-Theorie
--> Sie ist kulturell normativ aufgeladen, und ist nicht in allen Kulturen bestätigt --> Bsp. Afrika; Kinder wachsen nicht grundsätzlich nur mit ihren Eltern auf - Die Rolle der Mutter als Bezugsperson zementiert die Vorstellungen vom bürgerlichen Modell und der Frau, welche zu Hause bleiben soll --> Bindungstheorie kann auch gesellschaftliche Warhnehmungen / Meinungen beeinflussen
- Bindungstheorie hat Einfluss auf die Praxis: Pflegefamilien werden mit dem Blick auf die Bindungsperson gegen Heime bevorzugt --> Familiäre Atmosphäre
- Kausale Verbindung zwischen Bindungsmuster aus der frühen Kindheit und dem Verhalten im Erwachsenenalter ist nicht gegeben --> Blick auf Gesamtbevölkerung: Der grösste Teil ist nicht sicher-gebunden
- Bindungsmuster könnnen sich auch im Laufe des Lebens verändern --> Victims of the past (Opfer der Vergangenheit)
Welche Erkenntnisse können aus diesen neuen Perspektiven von Smith, M.; Cameron, C.; Reimer, D in Bezug auf Bindungen und Beziehungen entwickelt werden?
Wärme und Geborgenheit bilden die zentralen Mittel um eine Bindung herzustellen und es muss nicht zwingend die Mutter sein. Weiter ist das in die Frühenkindheit erworbene Bindung und das Bindungsmuster im Leben veränderbar und nicht irreversibel
Was ist mit dem "Problem der Kausalattribution" gemeint?
- Vermeintlich kausale Effekte (konstruierte Zusammenhänge), die nicht zwingend evident sein müssen
- Selbsterfüllende Prohezeihungen --> Bsp. Bindungsstörungen sind verantwortlich für problematisches Verhalten
- Ursachen und Wirkungen müssen in ihren komplexen, teilweise hoch individuellen Zusammenhängen angeschaut werden um verkürzte kausale Zusammenhänge zu vermeiden.
Welche unterschiedlichen Nachteile haben Migrantenkinder beim Bildungserfolg?
Es lassen sich grosse Unterschiede beobachten, abhängig von der:
- Staatsbürgerschaft
- Muttersprache
- Zugehörigkeit ethnischen Gruppe
- Migrationsbiografie
- Generationenzugehörigkeit
- Bildungsrelevante Ressourcen des Elternhauses
«Vorausgeschickt sei, dass das ‘Migrantenproblem’ in vielen Fällen nicht in erster Linie ein kulturelles oder ethnisches, sondern eines der sozialen Schicht ist.» (Mey & Meyer 2013, S. 159). Was meint Mey mit dieser Aussage?
Schüler mit Migrationshintergrund erbringen im Durchschnitt tiefere Leistungen als Schweizer Schüler. Besonders ausgesprägt ist dieser Nachteil für diese Jugendlichen, welche aus Familien mit tiefem sozioökonomischen Status kommen --> Kummulation von zwei für die schulischen Leistungen negative Folgen
Wie erkennt der Mensch gemäss dem Konstruktivismus die Welt?
- Der Mensch hat keinen unmittelbaren Zugriff auf die objektive Realität
- Der Mensch kann nie die wirkliche Beschaffenheit der Dinge erkennen,
- Der Mensch erkennt immer nur das was er mit seinen Sinnen aufnimmt und vor dem Hintergrund seiner Vorerfahrungen interpretiert.
Was ist die Theorie des Labeling Approach?
- Erforschung von abweichendem Verhalten / Devianz
- Hypothese: Dem Individuum können grundsätzlich keine ursächlichen Wesensmerkmale für Zuordnungen zu abweichendem Verhalten zugeschrieben werden --> Einordnungen werden von der Gesellschaft und der Polizei vorgenommen
- Abweichendes Verhalten wird durch soziale Normvorstellungen und kommunikative/interaktive Prozesse konstruiert
- Normsysteme sind veränderlich und weisen unterschiedliche Sinn- und Wertezuordnungen auf --> Bsp. uneheliches Kind in den 50er-Jahren
- Stigmatisierende Prozesse bewirken Selektion und können zu Exklusionsrisiken führen --> Kettenreaktion zur Exklusion aus privaten und öffentlichen Bezugssystemen --> Auswirkungen auf das ganze Leben (Lücke im Lebenslauf, etc.)
Welche Paradigmenwechsel oder neue Perspektiven wirft der Labeling Approach auf Devianz?
- Entkriminalisierung --> abweichendes Verhalten als Handlungsalternativen
- Reflexion und Neubewertung institutioneller und gesellschaftlicher Werte - und Normzuordnungen insbesondere der Bewertung von abweichendem Verhalten
- Wurde die Verantwortung für Devianz bisher ausschliesslich dem ‘Abweichler’ zugesprochen, sollen nun die wechselwirkenden Interaktionen des sozialen Umfeldes und der Instanzen einbezogen werden
Was ist mit der "Sozialen Stigmatisierung" gemeint?
Stigmatisierung von Aussen
Formen:
- Stereotypen --> Bsp. Psychische Kranke sind gewalttätig --> wird über Kognition erfasst
- Vorurteile --> Bsp. Psychisch Kranke machen mir Angst --> wir über Emotionen gefasst
- Diskriminierung --> Bsp. Psychisch Kranke werden für einen Beruf nicht eingestellt
Was ist die Selbststigmatisierung?
Stigmatisierung von Innen
Reaktionen auf Stigmatisierung:
- Rückzug
- Vermeidung
- Verleugnung
Welche Einflüsse kann eine Soziale und eine Selbst-Stimatisierung haben?
Hat Einfluss auf psychische Gesundheit, auf sozioökonimischen Status, auf soziale Konakte--> Man zieht sich zurück, wird krank, etc.--> Teufelskreis welcher durch Stigmatisierungen beginnen kann
Welche Beispiele für die weiterführung Stigmen in der Praxis der Sozialen Arbeit gibt es?
- "Schwierige Jugendliche" --> Die Sammlung an Stigmen, mit denen sie in der Jugendhilfe landen, werden nicht selten fortgesetzt, statt sich anzuschauen, welche gesellschaftlichen Verhältnisse beispielsweise dahinterstecken. Und ob nicht etwa ein Traumata z.B. auf Grund von Gewalterfahrung zu ihrem Verhalten geführt haben
- "Schwierige junge Frauen --> Werden sie laut, haben sie schädliche Neigungen, Leiden sie still, zeigen sie autoagressives Verhalten, Werden sie schwanger, verlagert sich der Fokus auf das Kind (Bsp. Teenie-Mütter)
Was ist die Studie "Staatliche Eingriffe und ihre Auswirkungen (2018)"?
- 37 biografisch-narrative Interviews mit Menschen, die zw. 1950 und 1990 in einem Kinderheim gelebt haben
- Zentral war die Konfrontation mit Repräsentanten der staatlichen Macht --> Beim Heimeintritt, während des Aufenthalts und in der Zeit des Übergangs
- Staat wird meist auch noch weit über den Austritt hinaus als allwissenden, kontrollierenden und stigmatisierenden Staat, der wenig Privatsphäre zu lässt und immer wieder in diese eingreift, wahrgenommen
Welche Erfahrungen haben die ehemaligen Heimkinder gemäss der Studie "Staatliche Eingriffe und ihre Auswirkungen gemacht" mit staatlichen Behörden und gesellschaftlichen Zuschreibungen gemacht?
- Erfahrungen von Abhängigkeit und Ohnmacht --> "Also eus hätt mer nie öppis glaubt"
- Zuschreibungen --> "Bisch ja sicher selber tschuld, dassd im Heim gsii bisch"
- Rechtsstaat als allwissender und ungerechter Gegenspieler --> "Du geratesch in es schlechts Liecht", haben das Gefühl nicht von Abhängigkeiten, Vorschriften und Überwachung loszukommen --> Haben Probleme mit Behörden, Autoritätspersonen, Sozialämtern, etc.
- Selbstwahrnehmung --> nicht als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft akzeptiert werden --> "Ja, du bisch natürli nöd eso viel wärt eso es Heimchind unehelich"
- Wiedergutmachung --> Nicht einfach einzuholen, da Erfahrungen genüber Autoritäten gerechtfertigt werden müssen, der Leidensgrad und die Opfereigenschaften belegt werden müssen und die Gefahr der Restigmatisierung besteht
Was ist am Begriff des "Flüchtlings" kritisch zu betrachten?
- entpersonifiziert und versachlicht (Janotta 2015)
- Einseitiger Fokus auf Notlagen (Eisenhuth 2015)
- Assoziationen von Schwäche und Passivität (Word Vision Deutschland & Hoffnungsträger Stiftung 2016)
- ...ling: verkleinert und wertet ab (Wehling 2016)
- der ...: männliche Stereotypen (ebd.)
Wie viele Flüchtlinge sind weltweit auf der Flucht und welchen Anteil daran sind Kinder?
- 60 Mio. Menschen sind auf der Flucht (UNO Flüchtlingshilfe 2016)
- 28 Mio. sind jünger als 18 Jahre --> jeder dritte geflüchtete Mensch in Europa ist ein Kind
- Asylanträge in der CH gemäss SEM: 9123
- Darunter Kinder: 3420 = 37% der Gesuche
- Kinder unter 6 Jahre: 2210 = 65% von allen Kindern
- Unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMA): 375
- Darunter Kinder: 3420 = 37% der Gesuche
Wie ist die Situation der geflüchteten Kinder in der Schweiz?
- Die Mehrheit der Kinder sind gemeinsam mit ihren Eltern und/oder Verwandten unterwegs
- Aufnahme ins reguläre Asylverfahren
- Abhängigkeit vom Aufenthaltsstatus, zugewiesenem Wohnort, Sozialleistungen der Eltern
- «mit ihren eigenen Bedürfnissen und ihren speziellen Situationen oft ‘unsichtbar’» (World Vision Deutschland 2016)
Wie ist die Unterbringung von geflüchteten Menschen in der Schweiz geregelt?
- Keine nationalen Standards für die Unterbringung geflüchteter Menschen (Vereinte Nationen 2015)
- «Die Frage der Unterbringung von Flüchtlingen wird verstärkt zum Politikum. Selten wendet sich der Blick jedoch ins Innere der Unterkünfte.» (Schäfer 2015)
- Besondere Bedarfslage der Kinder in den Asylunterkünften nur marginal diskutiert
- Freizeit- und Wohnräume in- und ausserhalb der Asylunterkünfte wenig auf Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet
- Bedingungen sind selten so, «dass die Kinder in ihren Bedürfnissen und in ihrer besonderen Verletzlichkeit berücksichtigt werden.» (Widmer 2015)
- Empfindungen und Wahrnehmungen der betroffenen Kinder und Jugendlichen werden bislang zu wenig dezidiert berücksichtigt (Klingelhöfer & Rieker 2003)
Welche Forschungsergebnisse zu geflüchteten Kinder zeigt die UNHCR (office of the United Nations High Commissioner for Refugees) auf?
«Flüchtlingskinder sind viel grösseren Gefahren für ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen ausgesetzt als andere Kinder.»
Welche Kritik bringen die Vereinte Nationen (2015) in Bezug auf UMA's in der Schweiz an?
Kritik an der Unterbringung und Versorgung von UMA in der Schweiz: keine ausreichende Betreuung, wenig Deutschunterricht
Was schreibt die UNICEF in Bezug auf die Situation der UMA's?
- Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung, unfaire Behandlung, Mobbing
- Wahrscheinlichkeit, dass ein geflüchtetes Kind nicht zur Schule geht ist fünfmal so gross wie bei anderen Kindern
- UNICEF Schweiz: Runder Tisch zum Unterstützungsbedarf von Kindern (Bildung, Unterstützung, medizinische Versorgung)
Was ist der aktuelle Forschungsstand zur Gesundheitsversorgung der UMA's ?
- Gemäss der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (2016):
- Gesundheitsversorgung ist nur Erst- und Notversorgung
- Frühzeitiges Erkennen von Erkrankungen, psychischen Belastungen verunmöglicht
- Gemäss der deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (2015):
- Viele Kinder sind krank, anhaltend psychosozial belastet, auch durch Unklarheit bezüglich des Aufenthaltsstatus
- Fühlen sich in Erstaufnahmelagern isoliert
- Getrennt von Bezugspersonen