Bildung

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Set of flashcards Details

Flashcards 87
Language Deutsch
Category Social
Level University
Created / Updated 01.12.2018 / 08.05.2019
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Was sind die Forschungsergebnisse der World Vision Deutschland in Bezug auf geflüchtete Kinder?

  • Ungeregelte Strukturen, beengte Wohnverhältnisse, Beschränkung der Privatsphäre
  • Kinder berichten von Gefühlen von Isolation
  • Asylunterkünfte sind "ungeeignete Aufenthaltsorte", nicht im "best interest" für Kinder

Welche Kritik äussert Berthold (2014) in Bezug auf das Asylverfahren?

Perspektiven und Stimmen von Kindern und Jugendlichen werden im Asylverfahren kaum anerkannt.

Welche Forschungsergebniss zeigt Eisenhut (2015) auf?

  • Einschränkungen hinsichtlich Teilhabe, Konsum, Mobilität --> Lokale Unterschiede, kein Geld für Zugtickets, keine Möglichkeit für einen Austausch, Gutscheine schränken die Einkaufsmöglichkeiten ein
  • Strukturelle Diskriminierung, Ausgrenzung --> fehlende Finanzielle Mittel und Zuteilung in Asylunterkünft
    --> in Asylunterkunft entstehen aber auch Gemeinschaften unter Gleichgesinnten (Personen mit gleicher Erfahrung, gleicher Sprache, etc.)
  • Kinder mit unsicherem Aufenthaltsstatus sind in mind. zweifacher Weise marginalisiert: «Erstens schränkt die Prekarität ihrer formal-rechtlichen Status ein, ein selbstbestimmtes Leben zu führen […], zweitens sind sie als Kinder besonders vulnerabel […]»  --> Kinder haben Schwierigkeiten, sich anzupassen und einzuleben aufgrund der Einschränkungen

Welche Punkte äussern Schäfer (2015). Pieper (2011) und Duennwald (2011) in Bezug auf Asylunterkünfte?

  • Schäfer (2015):
    • Asylunterkünfte sind keine "totalen Institutionen" (Goffman), aber kontrollierte, stark reglementierte Orte (Foucault)
    • Öffnungszeiten, Umzäunung, permanente Bewachung, an den Rändern der Stadt, kritische hygienische Bedinungen
  • Pieper (2011):
    • "Lager" (Herbert, 1987): potentiell rechtsfreier Raum, willkürliche Machtausübung, systematische Menschrechtsverletzung
    • Leben in "Zwangsgemeinschaft": Warten, Nichts-Tun, Langeweile
    • Kontrolle, Zugriff, soziale Desintegration, Beschränkung der Privatsphäre
    • Symbolische und materielle Barrieren
  • Duennwald (2011):
    • Abschreckungsfunktion
    • Hinter dem Rücken der Öffentlichkeit

Was ist das Asylzentrum Rothenburg (LU)?

  • Zentrum für 180 Asylsuchende, inkl. Familie
  • Befristete Umnutzung Industrieareal (max. 5 Jahre seit 2016) 
  • «Das ehemalige BOA-Areal liegt nicht im Wohngebiet, ist überschaubar und freistehend.» (Medienmitteilung LU)
  • Zentrumsinterne Schule 
  • «Das Zusammenleben in der Unterkunft verlangt von allen Bewohnerinnen und Bewohnern Rücksichtnahme und Toleranz. Die Hausordnung und Betriebsorganisation sind einzuhalten sowie den Anweisungen der Betreuungspersonen Folge zu leisten. Personen, die sich nicht an die Hausordnung halten oder Konflikte gewalttätig austragen, werden sanktioniert. Von 22.00 Uhr bis 06.30 Uhr muss innerhalb und ausserhalb der Unterkunft Ruhe herrschen.» (Website) 
  • Sicherheitsstab: Luzerner Polizei, Migrationsamt, kantonales Dienststelle Soziales und Gesellschaft (DISG), Feuerwehrkommando

Was sind vier zentrale Kernaussagen von S. Andersen im Text "Bildungsmotivation in bildungsfernen Gruppen und Schichten"?

  • Die Chancen und Wahrnehmungen der Kinder in Deutschland in allen Lebensbereichen sind massgeblich durch ihre soziale Herkunft bestimmt (S. 502).
  • Wie Kinder Ressourcen nutzen und nutzen können ist abhängig von der Erwerbssituation und der Vernetzung ihrer Eltern sowie dem Zugang zu Bildungsangeboten (S. 502).
  • „[...] die Bedeutung, die Eltern Erziehung und Bildung beimessen und den Anteil an Verantwortung, den sie sich selbst in diesem Prozess zuschreiben, ist sozial geprägt und hängt im hohen Masse von den ökonomischen Bedingungen ab.“ (Andresen 2010, S. 511)
  • Pädagoginnen und Pädagogen bewerten Schülerinnen und Schüler indem sie auch Erziehungsstile von ihren Eltern, deren Haltung gegenüber der Bildungslaufbahn ihrer Kinder bewerten. Pädagoginnen und Pädagogen schätzen es positiv ein, wenn Eltern sich um bildende und sportliche Freizeitgestaltung der Kinder bemühen (S. 508f). „Die primär klassenspezifisch geprägten Haltungen und Praktiken führen insgesamt zu grundlegend unterschiedlichen Interaktionen zwischen Familien und Institutionen: Familien aus den unteren Klassen artikulieren viel seltener Probleme oder Ansprüche gegenüber Professionellen, und Professionelle ihrerseits haben Erziehungsvorstellungen und Bilder guter Elternschaft im Kopf, die den Standards der Mittelschicht entsprechen.“ (S. 510)

„Diese Sichtweise auf Kulturen der Armut und damit auf das Verhalten von Menschen in Armut und nicht auf die Verhältnisse ist problematisch und führt in die Irre.“ (S. 502) Formuliere konkreter, worin die benannte Problematik liegt und weshalb man durch die Sichtweise „in die Irre geführt“ werden könnte. 

Die Debatten um „Wissen“ und „Wissensgesellschaft“ aus den 1990er Jahren haben die Frage nach der „[...] Verantwortung der Einzelnen für ihre Bildung [...]“ (S. 503) ins Zentrum gestellt. Die Kritik an solchen Ansätzen ist, dass Subjekte als „human capital“ mit Hilfe von Bildung arbeitsfähig (Ziel:employability) gemacht werden sollen. Dabei wird der Einfluss von anderen Kontexten, die das Individuum nicht / kaum beeinflussen kann unterschlagen. Werden „Kinder aus der Unterschicht“ (S. 502) für z.B. den Mangel an Bildungsmotivation selbst verantwortlich gemacht oder einfach nur auf die Eltern und ihr „Versagen“ in der Erziehung gezeigt wird nur das Verhalten von Menschen beschrieben, nicht aber versucht die Verhältnisse zu beschreiben in denen Verhalten stattfindet, das aus der Sicht der Individuen bedeutsam ist und erfasst werden sollte. Andresen: „Will man bei diesen Kindern die Bildungsmotivation aufbauen und fördern, so ist es wichtig nicht allein auf ihr Verhalten und das ihrer Eltern zu zielen, sondern die Verhältnisse, in denen Bildung stattfindet, kritisch in den Blick zu nehmen.“ (S. 500f).

Im Unterricht im Kurs 14.1 haben wir unzählige Beispiele diskutiert die aufzeigen, welche anderen Faktoren im Bildungskontext dazu führen, dass „Kinder aus der Unterschicht“ schwierigere Voraussetzungen haben im Kontext Schule zu bestehen und erfolgreich zu sein, als dies „Kinder aus der Oberschicht“ haben. Diese liegen nicht im Verhalten von Individuen begründet, sondern auch im Kontext Schule der Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten selbst hervorbringt bzw. günstigere Voraussetzung für den Schulerfolg von „Kindern aus der Oberschicht“ vorlegt. So zeigen verschiedene Studien auf, dass Kinder aus sozial schwächeren Familien weniger häufig auf ein Gymnasium wechseln und oftmals auch schlechtere Empfehlungen im Übertritt von der Primarschule in die Oberstufe.