M7 3419 FUH
Persönlichkeitskonstrukte und Persönlichkeitsmessung
Persönlichkeitskonstrukte und Persönlichkeitsmessung
Fichier Détails
Cartes-fiches | 185 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 05.11.2018 / 25.02.2020 |
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Kap. 3 FFM
agency & communion
- englische Begriffe für Status & Zugehörigkeit
- tauchen in ganz unterschiedlichen Theorien auf
- zur Beschreibung ganz unterschiedlicher Phänomene
- repräsentieren die beiden basalen Inhalte, die Personen in der Interaktion mit anderen vermitteln (agentische & kommunale Selbstporträts)
Kap. 3 FFM
Eigenschaften als Prädiktoren
- Eigenschaften/Persönlichkeitsmerkmale können als Prädiktoren für bislang unbekannte, neue Situationen dienen
- Cattell: Persönlichkeit ist das, was eine Vorherhage darüber erlaubt, was eine Person in einer gegebenen Situation tun wird (wichtigste Leistung einer Persönlichkeitstheorie)
Kap. 3 FFM
Vorhersageleistung von Persönlichkeitsmerkmalen
- Mischel zweifelte die Vorhersageleistung stark an
- in den letzten Jahren wurde allerdings empirische Evidenz dafür angehäuft und ausgewertet
- Fazit von Hogan (AO-Psychologie): es ist nachgewiesen, dass Persönlichkeit u.a. akademische Leistung, Berufswahl, berufliche Leistung und Einkommenshöhe beeinflussen kann (auch über lange Zeit)
- Ozer & Benet-Martinez Zusammenfassung Vorhersageleistung der Big Five: verbunden mit indiviudellem Level (Freude, physische & psychische Gesundheit, Spiritualität), interpersonellem Level (Qualität der Beziehungen zu anderen), sozial institutionellem Level (Einbringen in die Gemeinschaft, kriminelle Aktivitäten, politische Ideologie)
Kap. 3 FFM
Instrumente zur Erfassung der Big Five
- NEO-PI-R (240 Items, zu jeder Facette jeweils 8)
- NEO-FFI (60 Items aus dem NEO-PI-R, zu jeder Dimension 12, keine zu den einzelnen Facetten)
- BFI (Big Five Inventory, 44 Items, 2 Kurzversionen mit 21 bzw. 10 Items; kompakt und einfach)
- TIPI (Ten-Item-Personality-Inventory, jeweils 2 Items pro Dimension)
- IPIP (International Personality Item Pool, eigens konstruierte Items für Persönlichkeitsfragebögen zur freien Nutzung, formuliert als kurze Aussagesätze und dadurch speziell für online-Befragungen geeignet, 50 Items davon (10 pro Dimension) wurden ins Deutsche übersetzt)
Kap. 3 FFM
Kritik am Big-Five-Modell
Kritik:
- 5 Dimensionen reichen nicht aus (Vorschlag: Risikobereitschaft als sechste Dimension)
- intraindividuelle Organisation des Modells fehlt, also ein Modell des Zusammenwirkens der Big Five
- liefert nur eine "Psychologie des Fremden", eine erste Einschätzung von bisher unbekannten Personen
Kap. 3 FFM
Alternative Persönlichkeitsinventare (bieten z.T. alternative Modell zu den Big Five)
- HEXACO-PI-R
- Supernmerary Personality Inventory SPI
- Hamburger Persönlichkeitsinventar HPI
- 16-PF-R
- Minnesota Multiphasic Personality Inventory 2 MMPI-2
Kap. 3 Stabilität und Veränderung
Allgemeines
Persönlichkeitsentwicklung vs. -veränderung
Konzeptuelle & methodische Aspekte
- Persönlichkeit ist relativ stabil; die Frage, wie stabil/veränderbar sie ist wird immer noch viel diskutiert
- Unterscheidung: Persönlichkeitsentwicklung = Stabilität/Veränderung über die Lebensspanne, oft geknüpft an Entwicklungsaufgaben; Persönlichkeitsveränderung = durch geplante Interventionen (Therapie, Training...)
- Was man unter Persönlichkeit versteht (welche Definition man verwendet), beeinflusst auch, ob eher nach Stabilität oder nach Veränderung gesucht wird
- Außerdem wichtig: welche Ebenen/Merkmale der Persönlichkeit berücksichtigt werden, mit welchen Methoden Persönlichkeit erfasst wird, wie die erhobenen Daten ausgewertet werden
Kap. 3 Stabilität und Veränderung
4 unterschiedlich stabile bzw. veränderbare Persönlichkeitsebenen (Auflistung)
- Ebene 1: Verhaltensgewohnheiten und Reaktionsmuster
- Ebene 2: Middle level units of personality
- Ebene 3: Basale Eigenschaftsdimensionen
- Ebene 4: Life narrative/Lebensmythos
Kap. 3 Stabilität und Veränderung
Ebene 1: Verhaltensgewohnheiten und Reaktionsmuster
- Verhaltengewohnheiten = erlernte Verknüpfungen zw. Reizen & Verhaltensmustern
- können unterschiedlich stark ausgeprägt sein
- umfassen 2 Bestimmungsstücke: beobachtbares Verhalten & nicht beobachtbare Bereitschaft/Tendenz zu diesem Verhalten
- Unterscheidung zw. homotypischer & heterotypischer Kontinuität (homo: phänotypisches, gezeigtes Verhaltensmuster; hetero: Kontinuität eines genotypischen Merkmals/des Konstrukts das dem phänotypischen Verhalten zugrunde liegt)
- die Annahme von heterotyperKontinuität ist nur dann sinnvoll, wenn sie theoretisch einigermaßen begründet werden kann (nicht einfach nur errechnete Korrelationen)
- Verändern von Verhaltensgewohnheiten: "Umlernen" durch Intervention kann erfolgreich sein, aber bestimmte Verhaltensgewohnheiten sind leichter veränderbar als andere; Grund dafür ist die "Tiefe" des Problems
- 3 Bedingungen der Problemtiefe:
- Evolutionär-genetische Verankerung
- Begründbarkeit (das mit dem Verhaltensmuster verbundene Glaubenssystem ist meist schwer durch Gegenbeweise widerlegbar)
- Reichweite (das Glaubenssystem wird bei tiefen Problemen auf sehr viele/alle Bereiche ausgeweitet)
Kap. 3 Stabilität und Veränderung
Ebene 2: Middle level units of personality
- umfassen Pläne, Ziele, Bestrebungen und Projekte
- außerdem noch Taktiken und Strategien, um diese Ziele zu erreichen
- andere Begriffe dafür: personal concerns (McAdams), characteristic adaptions (Costa & McCrae)
- berücksichtigen die aktuellen Lebensbedingungen einer Person
- Costa & McCrae: characteristic adaptions sind aktuelle Manifestationen von sog. basic tendencies (abstrakte, kontextunspezifische Neigungen)
- verändern sich über die Lebensspanne
- Beispiele aus der Praxis: das 7-Phasen-Modell der Selbstmanagementtherapie setzt an den Zielen des Klienten an; auch die Taktiken und Strategien sind durch therapeutische Interventionen (z.B. kognitiv-behaviorale Methoden) veränderbar
Kap. 3 Stabilität und Veränderung
Ebene 3: Basale Eigenschaftsdimensionen (allgemein; frühere & aktuelle Forschungsergebnisse)
- umfasst traits (relativ nicht-konditionale, kontext-unspezifische, lineare Vergleichsdimensionen)
- bei Costa & McCrae als basic tendencies bezeichnet; gehen inhaltlich von den Big Five aus
- ältere Längsschnittstudie von Costa & McCrae: ab ca. dem 30. Lebensjahr keine Veränderungen auf den 5 Dimensionen, trotz individueller & gesellschaftlicher Veränderungen (mittlerweile überholt!)
- neuere Studien (Caspi, Roberts, Shiner):
- Alle Dimensionen weisen sign. Veränderungen ab dem 30. Lebensjahr auf
- Deutlichste absolute Persönlichkeitsveränderungen im frühen Erwachsenenalter (nicht in der Adoleszenz!)
- Relativ hohe differentielle Stabilität erst zwischen 50 und 70 Jahren
- Persönlichkeitsveränderungen verlaufen meist in positive, sozial erwünschte Richtung (Ausnahme: Offenheit, nimmt nach dem frühen Erwachsenenalter nicht weiter zu)
Kap. 3 Stabilität und Veränderung
Ebene 3: Basale Eigenschaftsdimensionen (Veränderbarkeit der Dimensionen)
- Viele Autoren sehen die Persönlichkeitsdimensionen als genetisch bedingt
- einige sind der Meinung, sie sind deshalb gar nicht oder kaum geplant veränderbar (nur der Umgang damit, die Ressourcen etc.)
- Costa & McCrae: Psychotherapie darf trotz des genetischen Anteils (also der Stabilität) nicht aufgegeben werden
- Eysenck: Psychotherapie ist nicht überflüssig, genetisch bestimmt sind nur die Prädispositionen für Verhaltenstendenzen
- Robert & Jackson: soziogenomische Persönlichkeitspsychologie (biologisch und genetisch mitbedingte Merkmale sind veränderbar; auch die DNA hängt von Umweltbedingungen ab und kann daher durch die Umwelt verändert werden)
- Costa & McCrae (neu): Big Five lassen sich durch medikamentöse Therapie und durch Psychotherapie verändern
Kap. 3 Stabilität und Veränderung
Ebene 4: Life narrative / Lebensmythos
- eingeführt von McAdams
- es geht um das Herstellen des eigenen Selbst, der eigenen Identität (und damit um Integration, Einheit, Kohärenz und Sinn)
- Identität = Story, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einen kohärenzen Lebensmythos integriert
- Wer bin ich? Wie passe ich in diese Welt? → Sinn des eigenen Lebens
- Veränderung der Identität über die Zeit ist ein ständiges (Um)Gestalten des persönlichen Lebensmythos in eine immer bessere (kohärentere) Form
- auf dieser Ebene treten die meisten Veränderungen auf
- Psychotherapie kann das Erkennen des persönlichen Mythos fördern
Kap. 3 PL Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2
Testart
Testmaterial
klinisches Verfahren, wird in der klinischen Psychologie, der Psychiatrie und der Persönlichkeitsforschung eingesetzt
enthält:
- Manual
- 5 Testhefte
- 25 Antwortbögen
- jeweils 25 Profilbögen für die Basisskalen, die Zusatzskalen, die Inhaltsskalen und die Inhaltskomponentenskalen
- 25 Auswertungsbögen für 2 Inkonsistenzskalen
- Schablonensatz für die 10 Basisskalen und 3 Validitätsskalen
- zusätzliches Auswertungsmaterial kann erworben werden
Kap. 3 PL Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2
Testgliederung
567 Items: die ersten 370 zur Berechnung der 10 Basisskalen, 3 Gültigkeitsskalen, Wert für Anzahl der fehlenden Items; der Rest zur Berechnung der Zusatzskalen und der Inhalts-/Inhaltskomponentenskalen
richtig/falsch-Fragen
3 Gültigkeitsskalen: L (Lügenskala, 15 Items), F (Seltenheitsskala, 60 Items), K (Korrekturskala, 30 Items) + ?-Wert (augelassene/doppelt markierte Items)
10 Basisskalen (zur Erfassung klinischer Bereiche)
- Hd-Skala: Hypochondrie
- D-Skala: Depression
- Hy-Skala: Hysterie, Konversionsstörung
- Pp-Skala: Psychopathie, Soziopathie, antisoziale Persönlichkeitsstörung
- Mf-Skala: männliche vs. weibliche Interessen
- Pa-Skala: Paranoia
- Pt-Skala: Psychasthenie
- Sc-Skala: Schizophrenie
- Ma-Skala: Hypomanie
- Si-Skala: soziale Introversion
Kap. 3 PL Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2
Grundkonzept
- als Breitbandtest konzipiert
- bei der Überarbeitung wurden Items verändert: Geschlechtsneutralität, moderne Formulierungen, Grammatik, Vereinfachung
- Streichung einiger Items aus inhaltlichen Gründen
- 108 neue Items (z.T. neue Inhaltsbereiche)
- Skalenbildung: Vergleich klinisch diagnostizierter Gruppen mit KG, signifikant unterschiedliche Items wurden weiter geprüft und dann in die 10 Basisskalen eingeteilt
- die Skalen sind untereinander abhängig, da einzelne Items in mehreren Basisskalen vorkommen
Kap. 3 PL Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2
Durchführung (Alter, Formen, Handhabung, Zeit)
- Alter: keine Angaben (deutsche Normierungsstichprobe: 18-70 Jahre)
- Formen: Einzel- oder Gruppentestung (bei Zeitknappheit nur die ersten 370 Items)
- Handhabung: Vorlesen der vorgedruckten Instruktionen; Beantwortung der Fragen auf gesondertem Antwortbogen
- Zeit: gesunde Probanden brauchen ca. 45 Minuten, bei psychischen Störungen ca. 120 Minuten
Kap. 3 PL Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2
Auswertung (Modus, Zeit)
Modus:
- 13 Basisskalen, 7 wichtigste Zusatzskalen und 15 Inhaltsskalen: Auswertung mit Schablonen
- anschließend Übertragung der Rohwerte in geschlechtsspezifische Profilblätter
- Profilcode wird vergeben (zur Vereinfachung), dadurch Vergleich mit Handbüchern möglich
- bei Komplettauswertung wird maschinelle Auswertung empfohlen (oder Auswertungsdienst, allerdings kostenpflichtig)
Zeit: keine Angaben
Kap. 3 PL Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2
Gütekriterien (Objektivität, Reliabilität, Validität, Normen)
Objektivität:
- Durchführung und formale Auswertung sind objektiv
Reliabilität:
- Werte für die Basisskalen der deutschen Normierungsstichprobe: Männer: Cronbachs Alpha zw. .52 und .88; Retest-Reliabilität zw. .66 und .90 // Frauen: Cronbachs Alpha zw. .45 und .88; Retest-Reliabilität zw. .62 und .92
Validität:
- Prüfung der Validität bezieht sich v.a. auf die Vergleichbarkeit von MMPI-2- und MMPI-Werten
- im deutschsprachigen Raum noch keine Validierungsstudien für MMPI-2; Übertragung der amerikanischen Studien ist problematisch
Normen:
- nach Geschlechtern getrennt
- in D: 18-70 Jahre
- bereinigte Stichprobe: N=958; repräsentativ für deutsche Bevölkerung
- keine Angaben über Alterseffekte bzw. altersspezifische Normen
Kap. 3 PL Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2
Kritik am deutschen Manual des MMPI-2 (5 Kritikpunkte)
- Form der Skalenkonstruktion der Basisskalen: die externale Konstruktion der Skalen wurde weder im englisch- noch im deutschsprachigen Raum repliziert
- Inhaltlich inhomogene Skalen, ausgedrückt in niedrigen Konsistenzmaßen: nur 4 von 10 Skalen haben interne Konsistenzen über .80; dadurch ergeben sich erhebliche Probleme für die Individualdiagnostik (besser: interne Konsistenzen der Inhaltsskalen, sind für diagnostische Zwecke geeigneter)
- Hohe Interkorrelationen der Basisskalen, u.a. durch Items die in mehreren Skalen gewertet werden: 370 Items benötigt für Basisskalen + Gültigkeitsskalen; tatsächliche Summe der Items ist aber 641
- Einfache Übertragung der amerikanischen Skalen ins Deutsche ist problematisch
- Keine Validierungsstudien im Manual
Kap. 3 PL Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2
Empfehlung
- für Individualdiagnostik sind die Basisskalen und die Inhaltskomponentenskalen wenig geeignet
- bessere statistische Kennwerte und damit besser für Individualdiagnostik: Inhaltsskalen
- daür muss aber der komplette MMPI-2 bearbeitet werden → sinnvolle Kosten-Nutzen-Relation??
Kap. 3 PL NEO-PI-R (NEO-Persönlichkeitsinventar nach Costa & McCrae, revidierte Fassung)
Allgemeine Infos, Beschreibung, diagnostische Zielsetzung
- für Selbst- und Fremdbeurteilung der Persönlichkeit (Form S und Form F)
- umfasst die Domänen Neurotizismus (N), Extraversion (E), Verträglichkeit (A), Gewissenhaftigkeit (C) und Offenheit für Erfahrungen (O) mit jeweils 6 Facetten
- Bearbeitungszeit: ca. 35 Minuten
- 240 Items
- ab 16 Jahren
- Ziel: erschöpfende und detaillierte Beschreibung der menschlichen Persönlichkeit auf Basis einer faktoranalytisch gesicherten Vollständigkeit der Domänen
Kap. 3 PL NEO-PI-R (NEO-Persönlichkeitsinventar nach Costa & McCrae, revidierte Fassung)
Theoretische Grundlagen
- zahlreiche faktorenanalytische Studien nach dem lexikalischen und dem Fragebogenansatz der Eigenschaftskonstruktion zugrunde
- wichtige Prämisse: hierarchische Untergliederung des Merkmalsraums (Domänen & Facetten)
- definitiv nur 5 Domänen, pragmatisch limitierte Anzahl an Facetten
- NEO-Pi-R ist auch ohne Identifikation mit dem FFM diagnostisch wertvoll und ergiebig
Kap. 3 PL NEO-PI-R (NEO-Persönlichkeitsinventar nach Costa & McCrae, revidierte Fassung)
Objektivität
- es besteht weitgehende Durchführungs- und Auswertungsobjektivität durch informative und verständliche Anweisungen
- präzise geregelter Umgang mit fehlenden Werten
- Interpretationsobjektivität ist gesichert
- Argumentation und Anleitung zum Umgang mit Differenzwerten ist gut
- Konsequenzen der Wahl von allgemeinen oder speziellen Normen könnte besser verdeutlicht werden
Kap. 3 PL NEO-PI-R (NEO-Persönlichkeitsinventar nach Costa & McCrae, revidierte Fassung)
Normierung
für Form S:
- T-Werte werden angeboten, mit optional geschlechts- und altergruppenspezifischen Normierungen
- Bestimmung der Werte direkt auf den Profilbögen
- Unterscheidung von Normen und Repräsentativnormen (diese mit kleinerem N und ohne Altersdifferenzierung); Repräsentativität bezieht sich nur auf Geschlecht, Alter und Bildungsstand
für Form F:
- altersmäßig weniger differenzierte Normen
- keine Repräsentativnormen
- keine gesonderten Normen für Patienten
Die Normen wurden nicht alle auf einmal gewonnen, sondern stammen aus vielen Einzelstudien. Das ist ein Hinweis auf die zeitliche Stabilität der Normen: offenbar hatten die verschiedenen Erhebungszeitpunkte keine relevanten Einflüsse
Kap. 3 PL NEO-PI-R (NEO-Persönlichkeitsinventar nach Costa & McCrae, revidierte Fassung)
Zuverlässigkeit (Reliabilität, Messgenauigkeit)
Form S:
- interne Konsistenzen bei den Domänen sehr gut, Facetten haben annehmbare interne Konsistenzen
- Retest-Reliabilität: Abstände 1-2 Monate, ab N=70 bei Domänen 0.82-0.91, bei Facetten 0.48-0.92; Abstände 5 Jahre bei Domänen 0.74-0.78, bei Facetten 0.53-0.78
Form F:
- interne Konsistenzen etwas höher
Kap. 3 PL NEO-PI-R (NEO-Persönlichkeitsinventar nach Costa & McCrae, revidierte Fassung)
Gültigkeit (Validität)
- Konstruktvalidierung konzentriert sich auf Domänen (Facetten nicht näher erläutert), zeigt hohe Kongruenz
- Kriteriumsvalidität wird nur selektiv kommentiert, v.a. solche Studien, die bei gemeinsamer Faktorenanalyse von NEO-PI-R und anderen Verfahren einheitlich das FFM bestätigen
Kap. 3 PL NEO-PI-R (NEO-Persönlichkeitsinventar nach Costa & McCrae, revidierte Fassung)
Weitere Gütekriterien (Störanfälligkeit, Unverfälschbarkeit, Skalierung)
- keine klare Beschreibung ob mit oder ohne Testleiter
- keine verbindlichen/schlüssigen Regeln zu Antworttendenzen (sozial erwünschte Antworten etc.)
- andere Kontrollversuche werden an letztlich willkürlichen Grenzwerten für die Zahl gewählter Antwortkategorien festgemacht
- verwirrende Farbgebung der 21 versch. Profilbögen → möglicherweise fehlerhafter Zugriff dadurch
- Testkonstruktion folgt ausschließlich der klassischen Testtheorie
Kap. 3 PL NEO-PI-R (NEO-Persönlichkeitsinventar nach Costa & McCrae, revidierte Fassung)
Abschlussbewertung, Empfehlung
- gelungene Adaptierung eines solide konstruierten amerikanischen Persönlichkeitstests
- 5 Domänenskalen sind hoch konsistent und hinreichend zeitstabil gemessen (aber teilweise zu starke Korrelationen → Rekonstruktionen sinnvoll)
- auf Facettenebene Bedarf nach Optimierung der Reliabilität (v.a. O6)
- generell: faktorenanalytische Überprüfung der Facettenebene wäre gut
- Zeitstabilität sollte auch für die Form F berücksichtigt werden
- gleichwertige Neunormierung für F und S wäre gut (vereinfacht auch die Auswertung)
- Domänenvollständigkeit: FFM sollte offen und fair in Frage gestellt werden, Förderung von Falsifikationsversuchen
- trotzdem ein sehr gut konstruiertes Verfahren, dessen Einsatz eine fachgerechte und differenzierte Persönlichkeitsdiagnostik nach dem FFM gestattet
Kap. 3 PL Kurzversion des Big Five Inventory
Ziel, Hintergrundgedanke
- Erfassung der Persönlichkeit wird nicht nur in der Forschung immer wichtiger
- die bekannten Inventare (NEO-PI-R, NEO-FFI, Big Five Assessment) sind viel zu lang für eine Messung im praktischen Kontext
- auch das Big Five Inventory (BFI; John, Donahue & Kentle) umfasst immer noch 44 Items zur Erfassung der 5 Faktoren (5-10 Minuten)
- Ziel: basierend auf BFI-Items einen kürzeren Fragebogen entwickeln
Kap. 3 PL Kurzversion des Big Five Inventory
Methode (Itemselektion, Stichprobe, Instrumente)
Itemselektion:
- 21 Items aus dem BFI ausgewählt
- ausgewählt nach mögl. großer inhaltlicher Bandbreite, Trennschärfe, Retest-Reliabilität, Schwierigkeit, Prototypizität
- jeweils 4 Items pro Dimension, außer Offenheit für Erfahrungen: 5 Items (ist die am wenigsten intern konsistente Dimension)
Stichprobe:
- Stichprobe 1: aus versch. Untersuchungen zum BFI
- Stichprobe 2: separat als Validierungsstichprobe für das BFI-K erhoben
- beides überwiegend Studierende, daher niedriger Altersdurchschnitt
Instrumente:
- von allen aus Stichprobe 1 lag eine Selbsteinschätzung im BFI vor
- 57 Vpn davon beartbeiteten den BFI nach 6 Wochen nochmal
- 158 Vpn (Paare) wurden zusätzlich noch von ihrem Partner eingeschätzt
- 184 Vpn beantworteten zusätzlich noch das NEO-PI-R (davon 122 auch noch Selbsteinschätzung auf bipolaren Adjektivskalen)
- Stichprobe 2 beantwortete nur das BFI-K
Kap. 3 PL Kurzversion des Big Five Inventory
Ergebnisse (Itemkennwerte, Skalenkennwerte & Reliabilität)
Itemkennwerte:
- für die Items des BFI-K ergaben sich im Vergleich zum BFI vergleichbare Trennschärfe-Koeffizienten
Skalenkennwerte & Reliabilität:
- interne Konstistenzen für alle Skalen des BFI-K etwas geringer als beim normalen BFI (übertrafen aber den geschätzten Wert bei zufälliger Skalenreduktion)
- alle 5 Skalen zeigen hohe Stabilitäten (rtt = .84); Stabilitätskoeffizienten weicht kaum von dem der Langversion ab
- Part-Whole-Korrelation waren alle substantiell
- Interkorrelation: beide Stichproben weisen höchst vergleichbares Interkorrelationsmuster auf
- relativ niedrige und nicht signifikante mittlere divergente Zusammenhänge
Kap. 3 PL Kurzversion des Big Five Inventory
Ergebnisse (Validität, Konvergente Validität)
Validität:
- Überprüfung der faktoriellen Validität durch Hauptkomponentenanalyse mit anschließender Varimaxrotation
- es konnte in beiden Faktorlösungen eine eindeutige Einfachstruktur erzielt werden; höchste Ladungen auf den korrespondierenden Faktoren; keine Sekundärladungen über .30; Ladungsmuster der Items war über beide Stichproben replizierbar
- Übereinstimmung zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung als Validitätsmaß: signifikante Zusammenhänge (r=.57), nur bei Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus gab es beim BFI-K deutlich weniger Übereinstimmung als beim BFI
Konvergente Validität:
- in welchem Ausmaß bilden die Skalen tatsächlich die 5 Persönlichkeitsfaktoren ab?
- gemeinsame Faktorenanalyse des BFI-K mit NEO-PI-R und BARS (Teil der Stichprobe 1)
- die 5 extrahierten Faktoren erklärten insges. 85,2% der Gesamtvarianz
- zur Untersuchung der Bandbreite/Vergleich der Bandbreite BFI & BFI-K: Skalen des BFI-K und des BFI wurden mit den Haupt- und Facettenskalen des NEO-PI-R korreliert → es ergibt sich für das BFI-K ein Korrelationsmuster, das sowohl hinsichtlich des Ausmaßes als auch des Musters vergleichbar ist mit dem der Standardversion
Kap. 3 PL Kurzversion des Big Five Inventory
Diskussion (Reliabilität, Validität)
- BFI-K ist hinreichend reliabel und über die Zeit hinweg extrem stabil
- Validität wurde überprüft durch Analyse der faktoriellen Struktur, durch den Vergleich von Selbst- und Fremdeinschätzung und durch Vergleich mit anderen etablierten Verfahren
- Generalisierbarkeit muss noch untersucht werden (Bestimmung wurde teilweise an derselben Stichprobe durchgeführt, die auch zur Itemselektion verwendet wurde)
- faktorielle Struktur wurde eindeutig im Sinne der 5 Faktoren interpretiert
- BFI-K erfasst die 5 Faktoren äußerst ökonomisch, aber hinreichend reliabel und valide
- eignet sich v.a. für Untersuchungsfragen mit Gruppenvergleichen bzw. Zusammenhangsanalysen (z.B. Markt- & Meinungsforschung)
- Untersuchung an repräsentativerer Stichprobe wird empfohlen
Kap. 3 Motive
Zusammenhang Leistung und Motive/Motivation
- eine Leistung ist nicht ausschließlich auf Fähigkeiten zurückzuführen, es muss gleichzeitig eine Motivation vorhanden sein
- einfache Formel: L (Leistung) = K (Können/Fähigkeiten) • W (Wollen)
- individuelle Fähigkeiten sind notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung für Leistung
- Problem der Identifizierbarkeit: bestimmtes Verhalten kann sehr unterschiedliche Ursachen haben
Kap. 4 Motive
Begriffe "Motivation" & "Motiv"
Motivation:
- ist eine individuelle Aktivierung aller psychischen Funktionen zur Erreichung eines Ziels → Analyseebene: Induviduum; auf Ziel ausgerichtet
- andere Definitionen: Zusammenhang zw. Handlungen, Zielen... und Zielauswahl, reguliert demnach Richtung, Intensität und Dauer des Verhaltens; aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzugs auf ein positiv bewerteten Zielzustand; Gesamtheit der Prozesse, die zielgerichtetes Verhalten auslösen und aufrechterhalten
Motiv:
- ist ein Personenmerkmal, welches die interindividuell unterschiedliche Aktivierbarkeit (Motivierbarkeit) erklärt, welche auf ein Ziel gerichtet ist
- andere Definitionen: die latente Bereitschaft, emotional auf Reize und Ereignisse zu reagieren, die die Mögichkeit der Annäherung an eine definierbare Klasse von Zielzuständen signalisieren; energetisiert, orientiert und selegiert Verhalten, das für seine Befriedigung relevant ist
- ist also relativ stabile Eigenschaft & hypothetisches Konstrukt → wie Persönlichkeitsdimensionen
- Unterschied: theoretischer Bezugsrahmen (Motive sind wesentlich stärker auf die Interaktion zw. Person und Umwelt gerichtet
Kap. 4 Motive
Anzahl & Klassen von Motiven - Klassifizierungssystem nach Murray
- 17 primäre und 27 sekundäre Bedürfnisse
- Primäre Bedürfnisse: Nahrung, Wasser, Sex etc.
- Sekundäre Bedürfnisse sind soziale Bedürfnisse wie Leistung, Macht, Anschluss etc.
Weitere Unterscheidung von Klassen:
- zyklisch vs. regulatorisch: immer wiederkehrend (Nahrung) vs. Ausgleich (Kältevermeidung)
- Richtung/Valenz: positiv/aufsuchend vs. negativ/vermeidend
- manifest vs. latent: objektiv/offenes Verhalten vs. subjektiv/spielerisch/Fantasieverhalten
Bedürfnisse interagieren und wirken nicht isoliert!
Kap. 4 Motive
Kritik an Murray durch Scheffer & Heckhausen
- Frage nach der Sinnhaftigkeit/Notwendigkeit für 27 Bedürfnisse
- Sie unterscheiden Bedürfnisse und Motive
- Bedürfnisse sind spezifisch ausgerichtet (Nahrung), Motive hingegen umfassen breitere Funktionsbereiche
Kap. 4 Motive
Weitere Klassifikationen von Motiven
Biogen & soziogen:
- Biogen: stark biologisch geprägt, vergleichbar mit Murrays primären Bedürfnissen
- Soziogen: zwar biologisch beeinflusst, aber insbes. im sozialen Kontext sichtbar, werden sozial geformt
Explizit & implizit:
- Explizit: verbalisierbar, bewusst, erfasst durch Fragebögen
- Implizit: nicht bewusst aber verhaltenswirksam, erfasst durch projektive Tests