M7 3419 FUH

Persönlichkeitskonstrukte und Persönlichkeitsmessung

Persönlichkeitskonstrukte und Persönlichkeitsmessung


Kartei Details

Karten 185
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 05.11.2018 / 25.02.2020
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Kap. 4 Motive 

Leistungsmotiv

  • am intensivsten untersuchtes Motiv
  • beinhaltet Bedürfnisse und Handlungen, bei denen Verhalten an einem Maßstab gemessen wird; der Maßstab wird definiert durch Dritte (Konkurrenten, Wettbewerber) oder selbst gesteckt
  • die Erfüllung eines Leistungsziels wird in jedem Fall aus eigener Initiative heraus angestrebt
  • es wurden diverse positive Befunde über den Zusammenhang zw. Leistungsmotivation und Ergebnissen wie Berufserfolg oder Einkommen gefunden; bei Schulleistungen besteht oft kein Zusammenhang!
  • Metaanalyse von Collins et al zeigte eine positive Korrelation in 41 Studien von insg. .46

Kap. 4 Motive 

Messung des Leistungsmotivs

3 Messmethoden (grob): 

  • Direkte Verfahren: Fragenbögen; Problem: Messen nur explizite Motive und sind anfällig für Verzerrungen durch soziale Erwünschtheit
  • Projektive Verfahren: Messen implizite Motive; Problem: mangelnde Auswertungsobjektivität
  • Objektive Verfahren: sind nur eine Randerscheinung; gemessen werden Verhaltensindikatoren

Beispiele: 

  • Fragebögen: Mehrabian Achievement Risk Preference Scale (MARPS); Achievement Motivation Scale (AMS); Leistungsmotivationstest (LMT)
  • Projektiv: Thematic Apperceptive Test (TAT) zu präsentiertem Stimulusmaterial soll eine Geschichte erzählt werden (Inhaltsanalyse und Schluss auf das Motiv); Leistungsmotiv wird offensichtlich durch 2 andere Motive konstruiert: Hoffnunf auf Erfolg (HE) & Furcht vor Misserfolg (FM)
  • Semi-projektiv: Leistungsmotiv-Gitter, verbindet Elemente des TAT & Fragebögen, Bildmaterial wie TAT aber mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten
  • Objektiv: Heranziehen von 3 Indikatoren realistische Anspruchsniveausetzung, Wahl mittelschwerer Aufgaben, kurze Latenzzeiten bei Wahl zw. leistungsbezogenen und leistungsfreien Tätigkeiten (deutsches Verfahren: Arbeitshaltungen, AHA)

Kap. 4 Motive 

Anschlussmotiv

  • auch Affiliationsmotiv genannt
  • Murray: Bekanntschaften machen, Beziehungen eingehen, mit anderen zusammenleben, kooperieren, einvernehmend umgehen, zu lieben, sich Gruppen anzuschließen
  • French & Chadwick: Bedürfnis anch Herstellung und Aufrecherhaltung warmer und freundschaftlicher Beziehungen
  • Sokolowski & Heckhausen: aus Fremden Bekannte und schließlich Vertraute/freundschaftlich Gesinnte zu machen
  • besteht aus einer aufsuchenden (Hoffnung auf Anschluss) und einer vermeidenden (Furcht vor Zurückweisung) Komponente, die beide nur wenig korrelieren (beste Ausprägung bei Balance beider Komponenten im mittleren Bereich)

Kap. 4 Motive 

Messung des Anschlussmotivs

  • Direkt/Fragebogen: Mehrabian Affiliative Tendency & Sensitivity to Rejection
  • Projektiv: Test of Insights (zu präsentiertem Stimulusmaterial soll eine Geschichte erzählt werden: Inhaltsanalyse und Schluss auf das Motiv)
  • Semi-projektiv: Anschluss-Gitter (Bildmaterial ähnlich dem TAT, mit vorgegebenen Antworten)
  • AG und Fragebogen korrelieren, ähnlich wie beim Leistungsmotiv, kaum miteinander

Kap. 4 Motive 

Anschlussmotiv

  • auch Affiliationsmotiv genannt
  • nach Murray: Bekanntschaften/Beziehungen eingehen, kooperieren, sich Gruppen anschließen etc. 
  • nach French & Chadwick: Bedürfnis nach Herstellung und Aufrechterhaltung warmer und freundschaftlicher Beziehungen
  • nach Sokolowski & Heckhausen: aus Fremden Bekannte und schließlich Vertraute/freundschaftlich Gesinnte machen
  • besteht aus aufsuchender (Hoffnung auf Anschluss) und vermeidender (Furcht vor Zurückweisung) Komponente
  • die Komponenten korrelieren nur wenig
  • Balance beider Komponenten im mittleren Bereich ist die beste Variante

Kap. 4 Motive 

Messung des Anschlussmotivs

  • Direkt/Fragebogen: Mehrabian Affiliate Tendency und Sensitivity to Rejection
  • Projektiv: Test of Insights (zu präsentiertem Stimulusmaterial soll eine Geschichte erzählt werden: Inhaltsanalyse und Schluss auf das Motiv)
  • Semi-projektiv: Anschluss-Gitter (Bildmaterial ähnlich dem TAT, aber mit vorgegebenen Antworten)
  • AG und Fragebogen korrelieren (ähnlich wie beim Leistungsmotiv) kaum miteinander

Kap. 4 Motive 

Machtmotiv (Definitionen von Macht)
 

  • versch. Formen von Macht (Schmalt & Heckhausen): legitime Herrschaft, Autorität, anerkannte Führung, Einflussnahme, Erziehung, Interessenausgleich, Gruppenzusammenhalt

Definitionen:

  • Weber: die Chance, den eigenen Willen auch gg. Widerstand durchzusetzen
  • Luhmann: Bewirken von Wirkungen gg. möglichen Widerstand
  • Russel: Herstellung intendierter Effekte
  • Dahl: jemanden veranlassen etwas zu tun, was er sonst nicht getan hätte
  • Anderson & Berdahl: Ressourcen zuteilen oder zurückhalten; Bestrafungen austeilen

Kap. 4 Motive 

Machtmotiv (Arten von Macht)

  • Belohnungsmacht
  • Bestrafungsmacht
  • legitimierte Macht
  • Vorbildmacht
  • Expertenmacht
  • Informationsmacht

Kap. 4 Motive 

Machtmotiv (Beispiele für Machtquellen)

  • Besitz
  • Prestige
  • Status
  • Führungsposition
  • Information

Kap. 4 Motive

Machtmotiv (2 Komponenten)

1. positive, aufsuchende Komponente: Macht erlangen/erhalten, Ressourcen erlangen die Macht ermöglichen

2. negative, vermeidende Komponente (Inhibitionstendenz): 5 Furchtkomponenten

  1. Furcht vor Zuwachs an eigenen Machtquellen
  2. vor Verlust eigener Machtquellen
  3. vor Ausübung eigener Macht
  4. vor Gegenmacht des anderen 
  5. vor Erfolgslosigkeit des eigenen Machtverhaltens

hohe Ausprägung beider Komponenten ist am besten/erfolgreichsten

Kap. 4 Motive 

Messverfahren Machtmotiv

  • Semi-projektiv: Machtmotiv-Gitter (faktorenanalytisch bestätigt sind Hoffnung auf Kontrolle sowie Furcht vor Kontrollverlust)
  • projektiv: Veroff-TAT (versucht, nicht nur die aufsuchende, sonder auch die vermeidende Komponente des Machtmotivs zu messen, wobei letztere überwiegt (Machtverlust))
  • projektiv: Machtmotiv-TAT nach Uleman (Erfassung der aufsuchenden Komponente)
  • projektiv: Machtmotiv-TAT nach Winter (Integrativer Ansatz zur Erfassung beider Komponenten)

Kap. 4 Motive 

Parallele Messung mehrerer Motive & Resumee

  • gleichzeitige Messung der Ausprägung mehrerer Motive, wobei sowohl die Stärke der einzelnen Motive als auch ihr Verhältnis zueinander von Interesse sein können
  • Messung neben dem klassischen TAT mit dem Multi-Motiv-Gitter (MMG; es werden Bilder vorgelegt und die Vp soll aus vorgegebenen Antworten diejenigen auswählen, die zutreffen)
  • Operanter Motivtest (OMT): ähnlich dem TAT, nur stichwortartige Notation der Gedanken
  • TAT und Fragebogenergebnisse korrelieren nur schwach - dennoch besitzen beide Verfahren Validität (entscheidend ist die Trennung der Motive in implizit und explizit)
  • explizite und implizite Motive können innerhalb eines Motivationssystems durchaus in Konkurrenz zueinander treten 

Kap. 4 Interessen

Definition und Messung

  • Interesse am Objekt: Interesse wird verstanden als die Relation einer Person zu einem Objekt/Objektklassen; Interessen können breit oder eng sein; breite Interessen werden als Persönlichkeitsmerkmale interpretiert
  • Interesse an einer Tätigkeit (intrinsische Motivation)
  • Interesse an einem Ergebnis: z.B. Interesse daran, dass Tierversuche abgeschafft werden

Kap. 4 Interessen

RIASEC Modell von Holland

  • aus dem Bereich der Arbeits- und Organisationspsychologie
  • Holland sieht Interessen als grundlegende Persönlichkeitsorientierungen an
  • Berufswahl ist bedingt durch diese allgemeinen Wesensmerkmale einer Person 
  • Passung zw. Person und Beruf ist am größten, wenn die individuelle Orientierung mit der Orientierung des Berufes kongruent ist
  • gute Passung → höhere Arbeitszufriedenheit, mehr beruflicher Erfolg, größere Stabilität der Karriereentwicklung

Kap. 4 

Messung von Interessen

  • Vocational Preference Inventory VPI (deutsch: Allgemeiner Interessen-Struktur-Test AIST-R): basierend auf RIASEC-Mofell; Einsatz im Forschungsumfeld zur Messung der Folgen von Passung/Nicht-Passung auf Stress und Zufriedenheit
  • Self Diretcted Search SDS (deutsch: EXPLORIX): Nachfolgeinventare von VPI/AIST-R; Exploration persönlicher Interessen, um hohe Passung zw. Beruf & Interessen herzustellen
  • Berufsinteressentest BIT-II: erfasst 9 Interessenbereiche/Berufssparten (Technisches Handwerk, gestaltendes Handwerk, technische & naturwiss. Berufe, Ernährungs-Handwerk, land- & forstwirtschaftliche Berufe, kaufmännische Berufe, verwaltende Berufe, literarische & geisteswissenschaftliche Berufe, Sozialpflege & Erziehung)

Kap. 4 Interessen

RIASEC-Modell (Grafik)

...

Kap. 5 Ängstlichkeit

Ebenen von Angst

  1. subjektiv-kognitive Ebene: Angst als Besorgtheit & Selbstzweifel; abgegrenzt von Aufgeregtheit (der kogn. Wahrnehmung der körperlichen Erregung); Bsp: Prüfungsangst
  2. motorisch-verhaltensmäßige Ebene: z.B. Flucht- oder Vermeidungsverhalten
  3. biologische Ebene: neurophysiologisch, endokrin
  4. expressive Ebene

Ausdruck von Angst hat kommunikative Funktion & dient der Regulation sozialer Interaktionen

Kap. 5 Ängstlichkeit

Arten/Klassifikation von Angst

Positive/negative Aspekte

  1. Angst vor physischer Bedrohung/Existenzangst: Tod, Verletzung, Unheimlichkeit
  2. Angst vor Selbstwertbedrohung: soziale Angst & Leistungsangt (überschneidet sich oft)

positive Aspekte: Signalfunktion bei Gefahr, stimulierende Wirkung für den kulturellen Fortschritt und die Persönlichkeitsentwicklung

Kap. 5 Soziale Ängstlichkeit

Theorie der öffentlichen Selbstaufmerksamkeit (Buss)

(Definition, 4 Arten, gemeinsamer Prozess, 2 theoretische Unterscheidungen)

  • Definition soziale Angst: Unbehagen in der Gegenwart anderer Menschen
  • 4 Arten: Verlegenheit, Scham, Publikumsangst, Schüchternheit
  • die Arten basieren alle auf einem gemeinsamen kogn. Prozess: ein akutes Bewusstsein der öffentlichen Aspekte des eigenen Selbst (akute öffentliche Selbstaufmerksamkeit)
  • der Prozess basiert auf 2 theoretischen Unterscheidungen: sensorisches vs. kognititves Selbst; öffentliche vs. private Aspekte des Selbst
  • sensorisches Selbst: Erfahrung der doppelten Stimulation, Bewusstsein der eigenen Körpergrenzen, Erkennen des Selbst im Spiegel
  • kognitives Selbst: Fähigkeit zur Selbstbewertung, "Verdecktheit" eigener Gedanken/Gefühle, Erkenntnis dass andere Menschen die Welt anders sehen
  • wichtig: öffentliche Selbstaufmerksamkeit bezieht sich nur auf das kognitive Selbst
  • öffentlich: Aussehen, Kleidung, Mimik, Stimme
  • privat: Gefühle

Kap. 5 Soziale Ängstlichkeit

Selbstdarstellungstheorie sozialer Angst (Schenker & Leary)

  • Basispostulat: Soziale Angst entsteht in realen oder imaginären Situationen, wenn eine Person motiviert ist, ggü. einer anderen einen bestimmten Eindruck zu vermitteln, aber daran zweifelt, diesen Eindruck hervorrufen zu können
  • damit verbunden: Erwartung unbefriedigender Publikumsreaktionen
  • Proposition 1a: je weniger eine Person die erwünschten Publikumsreaktionen erwartet, umso höher ist das Ausmaß sozialer Angst
  • Proposition 1b: das Ausmaß der Angst hängt von der wahrgenommenen Diskrepanz zw. Publikumsreaktionen und den eigenen Standards ab
  • Proposition 1c: die Wichtigkeit der Standards bzw. des Eindrucks ist ebenfalls angststeigernd

Kap. 6 Stress 

Stress als Input

  • Externe Reize/Umweltbedingungen werden als schädigender oder belastender Input aufgefasst
  • theoretisch begründet in der Life-Event-Forschung 
  • eine Häufung solcher Ereignisse führt demnach zu Stress
  • kritisch: kognititve Bewertungsprozesse werden nicht berücksichtigt
  • Ich-involvierende (selbstwertbezogene) Stresssituationen lassen sich von physischen Gefährdungssituationen unterscheiden (wie bei einigen Angstkonzepten)

Kap. 6 Stress

Stress als Output

  • biologische & physiologische Reaktionen im Fokus
  • eng mit dem Allgemeinen Adaptionssyndrom (AAS) von Selye verbunden
  • Reaktionsmuster werden unspezifisch induziert (also unabhängig von der Qualität des Stressors)
  • AAS umfasst 3 Phasen: 
  1. Alarmreaktion mit Schock und Gegenschockphase
  2. Widerstandsphase (Resultat der Adaption an den Stressor)
  3. Erschöpfungsphase (Kollaps der Anpassungsmechanismen, irreversibles Wiederauftreten der Symptome möglich)
  • kognitive mediierende Prozesse bleiben unberücksichtigt, jedoch wird Stress als wichtiger evolutionärer Energetisierungsprozess angesehen
  • Konsequenzen von langfristigem Stress: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Imunsuppression, Stoffwechselerkrankungen, stressbedingte Verhaltensweisen wie Alkohol-/Nikotinkonsum 

Kap. 6 Stress

Stress als Transaktion

  • Stress wird heute überwiegend als Wechselwirkung (Transaktion) zw. Person und Umwelt konzeptionalisiert
  • nach Lazarus ist Stress ein Ungleichgewicht: resultiert dann, wenn Umgebungsanforderungen oder innere Anforderungen die Ressourcen einer Person stark beanspruchen/übersteigen

Kap. 6 Stress

Bewältigung und Emotionsregulation

  • Bewältigungsprzesse setzen ein, wenn ein Ungleichgewicht zw. Person (resources) und Umwelt (demands) (also Stress) vorliegt
  • Bewältigungen hier = Bemühen um eine Regulation von Anforderungen; sind unabhängig vom Erfolg dieser Bemühungen! (also auch erfolglose Versuche)
  • Emotionsregulation wird überwiegend ähnlich konzeptionalisiert - eine mögl. Abgrenzung besteht darin, dass unter Emotionsregulation auch routinemäßige Anpassungsleistungen verstanden werden 

Kap. 6 Stress

Bewältigungsformen und -reaktionen: Klassifikation nach Weber & Laux 

Intrapsychische (kognitive Prozesse): 

  • Defensiv (Verdrängung, Rationalisierung)
  • Evasiv (Bagatellisierung) → Abschwächen
  • Positiv-konnotiert (Humor, positive Uminterpretation & Selbstinstruktion, hoffend/sinngebend)
  • Selbstabwertend (Selbstmitleid, -beschuldigung)

Aktionale (Handlungen, Verhalten): 5 Grundformen: 

  • Konfontative Bewältigung
  • Vermeidung
  • Suche nach Ersatzbefriedigung
  • Suche nach Hilfe
  • Entspannung

Expressive (Emotionsausdruck): Bandbreite: 

  • vollständige Unterdrückung vs. unkontrollierter Ausdruck, Entladung
  • Destruktives Ausagieren vs. offener konstruktiver Ausdruck
  • krampfhaftes Sich-Zusammennehmen vs. Resonanzdämpfung der Affekte (z.B. autogenes Training)