Diagnostische Psychologie
Inhalte der Vorlesung
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Kartei Details
Karten | 273 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 21.07.2018 / 15.07.2024 |
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Persönlichkeitstest
Konstruktvalidität: Vergleich von Selbst- und Fremdeinschätzungen
- Selbsteinschätzungen beruhen auf Verhaltensstichproben aus unterschiedlichsten sozialen Kontexten •
- Fremdenschätzungen beruhen auf Verhaltenskontexten aus spezifischen sozialen Kontexten
- Konsequenz: Selbst- und Fremdeinschätzungen einzelner Informanten können nicht perfekt korrelieren
- Lösung (Hofstee, 1994): Fremdeinschätzung als Kriterium muss über verschiedene Informanten gemittelt werden
- Erzielte Übereinstimmung hängt von verschiednen Faktoren ab
Dauer der Bekanntschaft
Beobachtbarkeit des Merkmals (E vs. N)
Ausmaß der selbsteingeschätzten transsituativen Konsistenz
Grundlegendes Problem
- Selbstdarstellungstendenzen etc. können zu hoher Übereinstimmung bei niedriger Validität der Messung führen
- ideales Kriterium: „real existierende Merkmale der eingeschätzten Person“ (Funder & West, 1993)
- meist nicht definierbar
- Ausweg: nomologisches Netzwerk sozio-biologischer Variablen
Persönlichkeitstest
Antwortstile
- Antwortstile = Tendenz, Items nicht nur nach dem Wahrheitsprinzip zu beantworten
- Unsystematische Beantwortung = „wahlloses Ankreuzen“
Proband möchte keine persönliche Information preisgeben
Proband versteht die Fragen nicht
psychische Störungen (Schizophrenie)?
- Diagnostik: Itemschwierigkeit
schwere Items werden per Definition nur selten bejaht
> bejaht ein Proband sehr schwere Items häufig, dann besteht Verdacht auf unsystematische Beantwortung
> eigene Skala in 16-PF-R
- Ja-Sage-Tendenz (Akquieszenz)
Akquieszenz als eigenes Persönlichkeitsmerkmal (Messick, 1991)
Akquiesenz lässt sich vorbeugen: invertierte Items verwenden
10
Persönlichkeitstest
Verfälschung
- Meist ist erkennbar, ob zustimmende oder ablehnende Antworten auf die Items vorteilhaft sind (> Finalität der Diagnostik)
- Proband kann versuchen, absichtlich einen guten oder schlechten Eindruck zu machen
negative Selbstdarstellung, z.B. Übertreibung von Symptomen um Therapie bezahlt zu bekommen
positive Selbstdarstellung, z.B. bei Eignungsdiagnostik
- Soziale Erwünschtheit
Paulhus (1984): zwei Komponenten
impression management
self-deception
- Umgang mit Verfälschbarkeit in Diagnostik: Verhindern, Kontrollieren, Ignorieren
Persönlichkeitstest
Martin et al. (2002)
- Vpn sollen sich für einen bestimmten Job bewerben
- Occupational Personality Questionnaire
- Versionen --> Rating-Version, forced choice Version
- Instruktionen --> ehrlich antworten, faking good („Versuchen Sie, einen guten Eindruck zu machen“)
- Ergebnis
--> Für die Rating-Version lagen die Testwerte in der faking good Bedingung deutlich dichter an den Idealantworten (bezogen auf den Job) als in der „ehrlich antworten“ Bedingung
--> Für die forced choice Version gab es keine bedeutsamen Unterschiede zwischen den beiden Instruktionen
- Fazit: Rating-Version ist verfälschbar, forced choice Version ist es nicht
Persönlichkeitstest
Verfälschung verhindern I
Instruktion
- „Bitte antworten Sie ehrlich.“
- „Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten.“
- „Unehrliche Antworten werden erkannt.“
Forced choice Antwortformat
- Auf eine Frage werden zwei sozial gleichermaßen erwünschte Antwortalternativen angeboten
- Rating Antwortformat
„Gehen Sie gerne auf Parties?“ --> 1 = volle Ablehnung, 5 = volle Zustimmung
- Forced choice Antwortformat
„In Ihrer Freizeit...
... gehen Sie lieber aus und treffe sich mit guten Freunden. “
... bleiben Sie lieber zuhause und entspannen sich mit einem guten Buch. “
Verhindern
- Begrenzung der Antwortzeit
- dee: Fälschen benötig mehr Nachdenken und damit mehr Zeit
- Empirie (Holden et al., 2000) --> inkonsistente Befunde zur Bearbeitungszeit unter faking good Bedingung --> verringerte Validität der Tests in der „ehrlich Antworten“ Bedingung
- Fazit: Begrenzung der Antwortzeit ungeeignet
Persönlichkeitstest
Verfälschung verhindern II
Kontrolle
- Kontrollskalen zur sozialen Erwünschtheit verwenden
- z.B. Paulhus (1991): impression management, self deception
- Marlowe-Crown-Skala zur sozialen Erwünschtheit (deutsch von Lück & Thimaeus, 1969)
23 Items
„Ich bin immer höflich, auch zu unangenehmen Leuten“
- Einige Fragebögen enthalten entsprechende Skalen
z.B. FPI-R
- Hohe Werte auf Kontrollskalen sind Warnhinweise für Verfälschung
- Gefahr von Fehlinterpretationen --> Personen mit hohen moralischen Standards verhalten sich eventuell tatsächlich wie angegeben
Ignorieren: Metaanalyse von Ones et al. (1996)
- Skalen für soziale Erwünschtheit korrelieren positiv mit emotionaler Stabilität und Gewissenhaftigkeit
Selbstbeschreibung: r = .37 bzw. .20
Fremdbeschreibung: r = .18 bzw. .13
- soziale Erwünschtheit korreliert positiv mit Ausbildungserfolg (r = .22)
- Korrelationen zwischen Big Five und Berufserfolg (Vorgesetztenbeurteilung) ändert sich nicht, wenn soziale Erwünschtheit auspartialisiert wird
Gewissenhaftigkeit ohne Auspartialisieren: r = .23
Gewissenhaftigkeit mit Auspartialisierung: r = .23
- Fazit: prädiktive Validität ist gegeben trotz Verfälschbarkeit der Skalen, da soziale Erwünschtheit selbst mit karriereförderlichen Persönlichkeitsmerkmalen assoziiert ist
Persönlichkeitstest
Zusammenfassung
- Persönlichkeitsfragebögen erfassen nicht nur „wirkliche“ Persönlichkeitseigenschaften, sondern auch Elemente der Selbstwahrnehmung – und darstellung
- Fragebogen als das „eigentlich besterprobte subjektive Messmittel der Persönlichkeit aus der Sicht des Individuums selbst“ (Mummendey, 1987, S. 20)
- Interpretation von Persönlichkeitstestwerten
Messmethode berücksichtigen
Verzerrungen bei Selbstbeobachtung und –beurteilung berücksichtigen
absichtsvolle Selbstdarstellung berücksichtigen
Grenzen der Methode: niedrige Kriteriumsvalidität
Persönlichkeitstest
Auswahl orientiert sich an
- Fragestellung / Auftrag (Kriterien, Standards)
- Persönlichkeitsbereich
- Alter (Erwachsene, Jugendliche, Kinder)
- Psychometrische Qualität
- Nutzen für die Beantwortung der Fragestellung
- Selektion, Entwicklung, Intervention, Begutachtung
Persönlichkeitstest
Bewertung der Psychometrischen Qualität
- Kurzbeschreibung von Persönlichkeitstests (Brickenkamp Handbuch psychologischer und pädagogischer Tests, Hogrefe, Beltz, Freie Verfahren etc.)
- Manuale der Persönlichkeitsfragebogen
- Testrezensionen (z.B. PSYNDEX)
- Standards
- Eigene fachliche und praktische Bewertung
Persönlichkeitstest
Arten
- Persönlichkeits-Strukturtests
- Einstellungs- und Interessentests (Konstruktbezogene Persönlichkeitstests)
- Persönlichkeitsentfaltungstests
Persönlichkeitstest
NEO-FFI (Neo-Fünf-Faktoren-Inventar )
- Deutsch: Borkenau und Ostendorf (1993)
- Original: NEO Five Factor Inventory NEO-FFI, Costa und McCrae (1992)
- Theorie: Big Five
- Kompromiss zwischen Varianzmächtigkeit und Ökonomie vs. Differenzierungsfähigkeit
- Gliederung: 5 Faktoren mit je 12 Items
Persönlichkeitstest
16-PF-R (16-Persönlichkeits-Faktoren-Test, revidiert )
- Deutsch: Schneewind und Graf (1998)
- Original: 16 Personality Factor Questionnaire, Cattell et al. (1993)
- nahezu vollständige Neukonstruktion durch Schneewind und Graf
- umfassender Itempool und N=618 repräsentativ ausgewählte Vpn
- Itemselektion nach Schwierigkeit, Konsistenz, faktorielle Reinheit
- Theorie: Lexikalischer Ansatz, Cattell
Persönlichkeitstest
FPI-R (Freiburger Persönlichkeitsinventar )
- Fahrenberg et al. (2001)
7. überarbeitete und neu normierte Auflage
beinhaltet teilweise andere Dimensionen als Vorläuferversionen
Theorie
- keine theoriegeleitete Konstruktion
- Dimensionen nach Interessen der Autoren zusammengeführt
Grundlagen: E, N
Sozialverhalten: z.B. Aggressivität
Wohlbefinden: z.B. Lebenszufriedenheit
Anforderungsbewältigung: z.B. Beanspruchung
- Gliederung
10 Standardskalen (je 10 Items)
2 Zusatzskalen (E, N nach Eysenck; je 14 Items)
Persönlichkeitstest
MMPI ( Minnesota Multiphasic Personality Inventory )
- Aktuelle deutshe Version: Hathaway, S. R. & McKinley, J. C. (2000) MMPI-2. Minnesota Multiphasic Personality Inventory 2. Deutsche Bearbeitung von Rolf R. Engel.
- Kriteriumsorientierte Entwicklungsansatz
- Validität – Z.T. Veraltete Skalen und Items – Probleme mit Gruppenzuteilung in bestimmte Erkrankungsgruppen (Vorhersage 60%)
Persönlichkeitstest
EXPLORIX
- Werkzeug zur Berufswahl, Laufbahnplanung
- Deutsche Adaptation des Self-Directed Search (SDS)
- Holland et al. (2004)
- Theorie
Berufswahltheorie von Holland (1959, 1997)
6 Interessenstypen > 6 Typen von Arbeitsumgebungen
Persönlichkeitstest
STAI (State-Trait-Angst-Inventar )
- Deutsch: Laux et al. (1981) --> Original: State-Trait Anxiety Inventory, Spielberger et al. (1970)
- Theorie: Unterscheidung von State vs. Trait nach Cattell --> Kriterium: zeitliche Stabilität
- Gliederung
2 Skalen mit je 20 Items
Ich bin ruhig.“
„Mir ist zum Weinen zumute.“
State-Skala: Antworten „überhaupt nicht/ein wenig/ziemlich/sehr“
Trait-Skala: Antworten „fast nie/manchmal/oft/fast immer“
Persönlichkeitstest
State-Trait Anger Expression Inventory (STAXI)
- Deutsch: Schwenkmezger, Hodapp und Spielberger (1991)
- insgesamt 20 + 44 = 64 Items
- Theorie: Unterscheidung von State vs. Trait nach Cattell --> Kriterium: zeitliche Stabilität
- Gliederung in Subskalen:
– Trait-Anger (T-A): personspezifisches Ärgerniveau
– State-Anger (S-A): Intensität des subjektiven Ärgerzustands
– Anger-Out (AO): Abreagieren von Ärger nach Außen
– Anger-In (AI): Ärgerunterdrückung
– Anger Control (AC): Ärgerkontrolle
- Validität
– Positive Korrelationen mit anderen Ärger und Aggressionsmassen
– Verhaltensexperimente
Persönlichkeitstest
PANAS ( Positive and Negative Affect Schedules )
- Deutsch: Krohne, H. W., Egloff, B., Kohlmann, C.-W. & Tausch, A. (1996)
- Theorie: Positiver und Negativer Affekt (PA und NA) als Persönlickeitsdimensionen
- Gliederung: 20 Items, jeweils 10 für Positiven und Negativen Affekt
- Validität: Positivere (negativere) emotionale Reaktionen auf entsprechende Filme und Bilder bei Personen mit hohem PA (NA)
Persönlichkeitstest
Berufseignungstest (BET)
- BET von Schmale und Schmidtke (1995)
- Gliederung: 12 Einzeltests in 4 Skalen: – Allgemeine geistige Beweglichkeit – Optomotorische Koordination – Räumliches Anschauungsvermögen – Wahrnehmungsgeschwindigkeit
- Validität – Problem: hohe Korrelationen mit Intelligenz – Motorische Untertests scheinen eigenständiger zu sein
Persönlichkeitstest
Differentieller Interessentest (DIT)
- DIT von Todt (1967)
- Gliederung: 390 Items in Subskalen: – Sozialpflege und Erziehung (SE), Politik und Wirtschaft (PW), Verwaltung und Wirtschaft (VW), Unterhaltung (UN), Technik und exakte Naturwissenschaften (TN), Biologie (BI), Mathematik (MA), Musik (MU), Kunst (KU), Literatur und Sprache (LS), Sport (SR)
- Validität
Persönlichkeitstest
LMI (Leistungsmotivationsinventar )
- Schuler und Prochaska (2001)
- Theorie: „Zwiebelmodell“ der Leistungsmotivation
Kernfacetten, z.B. Beharrlichkeit, Hoffnung auf Erfolg
Randfacetten, z.B. Selbständigkeit, Statusorientierung
Hintergrundmerkmale: z.B. C, N
>> 728 initiale Items durch rational-empirische Strategien reduziert
>> 17 Dimensionen der Leistungsmotivation
- Gliederung
17 Skalen mit je 10 Items
Berechnung eines Gesamtwertes möglich
Kurzform mit 30 Items für globale Leistungsmotivation
Persönlichkeitstest
BDI ( Beck Depression Inventory )
- Deutsch: Hautzinger et al. (1995)
- Theorie: Becks Depressionstheorie
- Gliederung: 21 Fragen
- Gesamtscore zur Beschreibung des Schweregrades einer Depression
– 0 und 9 Punkten als nichtdepressiv, zwischen 10 und 18 als milde depressiv, zwischen 19 und 29 als mittel-schwer depressiv und ab 30 als schwer-depressiv
- Validität
– Gute Trennung klinischer von nicht-klinischer Depression
– Entspricht Diagnosekriterien
Persönlichkeitstest
Symptom Checklist 90 (SCL-90)
- Deutsch: SCL-90-R Derogatis (1986)
- Klassisches Verfahren in der Klinik
- Psychologische, somatische und psychopathologische Symptomabfrage
- Einsatz: Verlaufsdiagnostik unter Behandlung
- Gliederung: 90 Items in 9 Bereichen
- Validität: Unterschiedung gesunder von kranker Probandengruppe, Korrelationen mit anderen ähnlichen Maßen positiv
Persönlichkeitstest
SCL-90 - Skalen
- Somatisierung: einfache körperliche Belastungen bis hin zu funktionellen Störungen
- Zwanghaftigkeit: leichte Konzentrations- und Arbeitsstörungen bis zu ausgeprägten Zwangsymptomen in Gedanken, Impulsen und Handlungen
- Unsicherheit im Sozialkontakt: Gefühle der persönlichen Unzulänglichkeit und Minderwertigkeit im Vergleich mit anderen
- Depressivität: gesamte Bandbreite der Manifestation der klinischen Depression von Traurigkeit bis hin zu schwer ausgeprägten depressiven Symptomen
- Ängstlichkeit: Zustände von Nervosität bis zu starker Angst, wobei kognitive und somatische Korrelate der Angst einbezogen sind
- Aggressivität/Feindseligkeit: Reizbarkeit und Unausgeglichenheit bis zu starker Aggressivität mit feindseligen Aspekten
- Phobische Angst: leichtes Gefühl von Bedrohung bis hin zur massiven phobischen Angst
- Paranoides Denken: Misstrauen und Minderwertigkeitsgefühle bis hin zu starkem paranoidem Denken
- Psychotizismus: von leichter zwischenmenschlicher Entfremdung bis hin zur Manifestation psychotischen Erlebens
- Globale Gesamtskala: GSI (Global Severity Index): psychische Belastung
- PSDI (Positive Symptom Distress Index): Intensität der Antworten
- PST (Positive Symptom Total): Anzahl der Symptome, bei denen eine Belastung vorliegt.
Rasch-Modell
Begriffe
- Die Item-Response-Theorie (international) wird auch als
- Probabilistische Testtheorie (Europa) bezeichnet und geht auf den Dänischen Mathematiker Georg Rasch zurück – Er entwickelte das sogenannte „Rasch Modell“ (1960)
Rasch- Modell
Probabilistische Testtheorie
- Zusammenfassende Bezeichnung für eine Klasse „ähnlicher“ Modelle
- Rasch Modell (dichotome Antworten ja / nein ; richtig / falsch)
- Birnbaum-Modelle (dichotome Antworten)
- Partial-Credit-Model (mehrkategorielle Antworten)
- Linear Logistisches Test-Modell (LLTM)
Rasch-Modell
Modellannahmen: Itemparameter und Personenparameter
- Personenparameter (PP, ξ, Xi) – Fähigkeit einer Person ein bestimmtes Test-Item zu lösen, eindimensionale Skala
- Itemparameter (IP, σ, Sigma) - Schwierigkeit des Items, eindimensionale Skala
- Item- und Personenparameter liegen gemeinsam auf eindimensionaler Skala
- Es ist entscheidbar ob der Personenparameter kleiner, größer oder gleich dem Itemparameter ist
- Zusammenhang zwischen PP(ξ), IP(σ) und Löseverhalten ist probabilistisch
Rasch- Modell
Rasch-Modell
- Erste und einfachste Form eines Item-Response-Modells mit latenter Eigenschaft und dichotomen Antworten
- Das Rasch-Modell beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass Testperson (Tp) v Item i löst in Abhängigkeit eines Personenparameters ξv - die (wahre) Fähigkeit von v – und eines Itemparameters σi - die (wahre) Schwierigkeit von i.
- Das heißt, eine bestimmte Fähigkeit bedingt nicht deterministisch, ob es zu einer Lösung kommt oder nicht, sondern nur probabilistisch in der Hinsicht, dass die Lösungswahrscheinlichkeit für größere ξ, bei konstantem σ, ebenfalls größer wird.
Rasch-Modell
Ursprung der Funktion
- Formelansatz: Ein-Parameter-logistisches Modell
- Ansatz entspringt dem:
– Wettquotiente
– Logarithmierter Wettquotient: logarithmus naturalis des Wettquotient ist Logitvariable
--> genaueres (Formeln) siehe Folien
Rasch-Modell
Itemcharakteristische Funktionen
- Deterministische Modelle gehen davon aus, dass das Antwortverhalten der Probanden durch die Item- und Personenparameter vollständig bestimmt ist. – Guttman Skala
- Probabilistische Modelle hingegen nehmen eine stochastische Beziehung zwischen dem Antwortverhalten des Probanden und den Personen- und Itemparametern an. – Rasch Modell
Rasch-Modell
Vorgehensweise der Parameterschätzung
Ziel: IP (σ) und PP (ξ) schätzen - zunächst unbekannt
1. Schätzen der Parameter PP (ξ) und IP (σ) durch Optimierung der Likelihoodfunktion (z.B. WINMIRA)
2. Schätzung prüfen mit Modelltest
3. Standardisierung der Parameter
Rasch-Modell
Optimierung der Likelihoodfunktion
- Verwendung der Wahrscheinlichkeit jeder einzelnen Antwort xvi
- Multiplikationstheorem ergibt, dass Produkt aller einzelnen Wahrscheinlichkeiten, die Wahrscheinlichkeit der Datenmatrix unter den eingesetzten Modellparametern ergibt
Rasch-Modell
Likelihood
- Likelihood, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die empirischen Testdaten im Einklang mit der gegebenen Modellstruktur zustande gekommen sind
- Maximierung der LikelihoodFunktion durch Veränderung der Schätzer für jeden Paramete
Rasch-Modelll
Maximum Likelihood
- Maximierung der Likelihood-Funktion durch Schätzung der Parameter
- • In der Praxis conditional maximum-likelihoodMethode
Rasch-Modell
Parameterschätzung
- Grundlage ist Datenmatrix (aus 1/0)
- Alle einzelnen Reaktionen xvi aller Personen v (1 bis n) auf alle Items i (1 bis k)
- Liegt Rasch-Homogenität vor, dann sind Zeilensummenscores eine erschöpfende (suffiziente) Statistik für den Personenparameter
- Spaltensummenscores sind erschöpfende Statistik der Itemparameter
- Dies vereinfacht die Schätzung
Rasch-Modell
Likelihood - Funktion
- Die Formel kann deshalb so umgeformt werden, dass nur Randsummen, Personen- und Itemparameter in der Gleichung verbleiben (nicht mehr die Einzelantworten).
- Beim Rasch-Modell ist auch die Umformung möglich, die Randsummen und nur Itemparameter enthält (und keine Personenparameter) – die sogenannte marginale Likelihood
- Diese Eigenschaft des Rasch-Modells wird als Separierbarkeit bezeichnet und impliziert Stichprobenunabhängigkeit
Rasch-Modell
Modelltests
Prüfung der Modellkonformität durch empirische Modellkontrollen ist möglich
- Lokale stochastische Unabhängigkeit
- Teilung der Stichprobe und getrennte Schätzung der Itemparameter pro Stichprobe --> Spezifische Objektivität
- Likelihood-Quotienten-Test --> Signifikanzvergleich der Likelihood für beide Teilstichproben
- Person-fit-indices
--> Prüfung der Modellkonformität von Einzelpersonen
--> Diagnostischer Wert (Bsp. Personen mit Leistungssteigerung unter Belastung)
Rasch-Modell
Modelltests
Prüfung der Modellkonformität durch empirische Modellkontrollen ist möglich
- Lokale stochastische Unabhängigkeit
- Teilung der Stichprobe und getrennte Schätzung der Itemparameter pro Stichprobe --> Spezifische Objektivität
- Likelihood-Quotienten-Test --> Signifikanzvergleich der Likelihood für beide Teilstichproben
- Person-fit-indices
--> Prüfung der Modellkonformität von Einzelpersonen
--> Diagnostischer Wert (Bsp. Personen mit Leistungssteigerung unter Belastung)
Rasch-Modell
Lokale stochastische Unabhängigkeit
- Folglich kann bei Vorliegen der lokalen stochastischen Unabhängigkeit auf Itemhomogenität bezüglich ξ geschlossen werden.
- Es gibt nur diese eine gemeinsame latente Variable
- die Bedingung der lokalen stochastischen Unabhängigkeit ist erfüllt, wenn die lokalen Verbundwahrscheinlichkeiten dem Multiplikationstheorem für unabhängige Ereignisse folgen
- Bei konstant gehaltener Merkmalsausprägung hängt die Wahrscheinlichkeit ein Item zu lösen nicht zusammen mit der Wahrscheinlichkeit ein anderes Item zu lösen.
- Jedes Item bildet dieselbe latente Variable vollständig ab.
- Die Items sind homogen.
- Die Anzahl der gelösten Items bildet eine erschöpfende Statistik des Traits.
- Dies ermöglicht die objektive Parameterschätzung
Rasch-Modell
Spezifische Objektivität
- Eigenschaft des Modells: Der Vergleich je zweier Items, zum Beispiel i und j, bezüglich ihrer Schwierigkeiten, σi und σj, ist unabhängig davon, welche Personenstichprobe dafür verwendet wird („Spezifische Objektivität" der Vergleiche).
- Spezifische Objektivität bedeutet, dass der Schwierigkeitsunterschied zweier Items von der Personengruppe unabhängig ist (auch für Personenparameter gültig).
- Diese Eigenheit des Modells zieht nun die Idee nach sich: Würde für einen bestimmten Test bzw. Datensatz das Rasch-Modell gelten, so müssten die Parameterschätzungen in verschiedenen Teilstichproben statistisch gleich sein; stellt sich jedoch empirisch heraus, dass wenigstens für ein Item diese Parameterschätzungen nicht gleich sind, dann folgt - per Umkehrschluss: logisch -, dass das Rasch-Modell nicht gilt