Diagnostische Psychologie
Inhalte der Vorlesung
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Cartes-fiches | 273 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 21.07.2018 / 15.07.2024 |
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Einführung und Testkonstruktion
Gesetzliche Rahmenbestimmungen psychologischer Diagnostik
- Schutz der Vertraulichkeit (§ 203 StGB)
1) Verletzung von Privatgeheimnissen
3) auch für Studierende
- § 53 StPO: Psychologen haben kein Zeugnisverweigerungsrecht!
- Personalfragebogen: §§ 94 und 95 des Betriebsverfassungsgesetzes: § 94 (1) „Personalfragebögen bedürfen der Zustimmung des Betriebsrates ...
- §95 (1) Richtlinien über die personelle Auswahl bei Versetzungen, Umgruppierungen und Kündigungen bedürfen der Zustimmung des Betriebsrates.
Einführung und Testkonstruktion
Rahmenbedingungen - Spannungsfeld psychologischer Diagnostik
- wirtschaftliche
- technische
- kulturelle
- soziale
Rahmenbedingungen
Einführung und Testkonstruktion
Wortbedeutung "Diagnostik"
Griechisches Verb [diagignosko]: „Zum unterscheiden geschickt“
1. genau erkennen, bemerken, unterscheiden
2. jurist: entscheiden
3. sich entscheiden, beschließen
Einführung und Testkonstruktion
Historische Definitionen "Diagnostik": Wellek, Dieterich, Hörmann, Leichner,
- Wellek (1955): – Methodenlehre im Dienste der Praktischen Psychologie
- Dieterich (1973): – Hat das Ziel, Personen richtig zu beurteilen
- Hörmann (1964): – Hat das Ziel, zu erfahren, wie sich Menschen voneinander unterscheiden
- Leichner (1979): – Ermittlung interindividueller Differenzen von Personen unter standardisierten Bedingungen: Erleben, Verhalten
Einführung und Testkonstruktion
Definition "Diagnostik" - Jäger und Petermann (moderne Lehrbuchdefinition)
„Psychologische Diagnostik ist das systematische Sammeln und Aufbereiten von Informationen mit dem Ziel, Entscheidungen und daraus resultierende Handlungen zu begründen, zu kontrollieren und zu optimieren. ... Man gewinnt damit psychologisch relevante Charakteristika von Merkmalsträgern und integriert gegebene Daten zu einem Urteil (Diagnose, Prognose). Als Merkmalsträger gelten Einzelpersonen, Personengruppen, Institutionen, Situationen, Gegenstände.“
Einführung und Testkonstruktion
Definition "Diagnostik": Amelang und Schmidt-Azert (moderne Lehrbuchdefinition)
„Psychodiagnostik ist eine Methodenlehre im Dienste der Angewandten Psychologie. Soweit Menschen die Merkmalsträger sind, besteht ihre Aufgabe darin, interindividuelle Unterschiede im Verhalten und Erleben sowie intraindividuelle Merkmale und Veränderungen einschließlich ihrer jeweils relevanten Bedingungen so zu erfassen, dass hinlänglich präzise Vorhersagen künftigen Verhaltens und Erlebens sowie deren evtl. Veränderungen in definierten Situationen möglich sind.“
Einführung und Testkonstruktion
Erster zentraler Teilaspekt: Erkennen, bemerken, unterscheiden
- Genaue Messung der Psyche (engl. mind)
--> Eigenschaft oder Zustand
- Beispiele:
- Leistungsfähigkeit eines künftigen Mitarbeiters (Fall 1, Herr Mario B.)
- Depressivität eines Patienten (Fall 2, Frank K.)
- Leistungsfähigkeit einer Schülerin (Fall 3, Juliane F.)
Einführung und Testkonstruktion
Zweiter zentraler Teilaspekt: Entscheiden, beschließen
- Prognose über Psyche abgeben
---> Basis: Eigenschaften und Zustände
- Maßnahmen ableiten
- Beispiele:
- Einstellung des Mitarbeiters
- Arbeitsfähigkeitsbeurteilung
- Schulempfehlung
Einführung und Testkonstruktion
Probleme psychologischer Diagnostik
Konstrukt / Messgegenstand nicht direkt beobachtbar
Analogie Körpergröße
Einführung und Testkonstruktion
Grundvoraussetzungen psychometrischer Tests
- Differenzierung
- Standardisierung
- Objektivität
- Reliabilität
- Validität
Einführung und Testkonstruktion
Grundvoraussetzungen: Differenzierung
Merkmalsträger unterscheiden sich in diagnostisch relevanten Verhalten maximal
- Beispiel differenzierende Items: 17x3+5= .... (bei Intelligenztests)
- Beipiel nichtdifferenzierender Items: 1+1= ... (bei Intelligenztests)
Einführung und Testkonstruktion
Funktion nichtdifferenzierender Items
- Eisbrecher
- Übungsitems
- Verschleierung der Messintention
Einführung und Testkonstruktion
"Schwierigkeit" von Items
Prozentzahl der Probanden, die Item ankreuzen bzw. richtig beantworten
Einführung und Testkonstruktion
Welche Itemschwierigkeit fördert Differenzierbarkeit?
- mittlere Itemschwierigkeit
- aber: für die Differenzierung in Randbereichen der Merkmalsausprägung sind einige leichte/schwere Items sinnvoll
- Bsp. Intelligenztest: um zwischen einem IQ von 130 und 140 unterscheiden zu können, muss ein Test auch schwere Items enthalten
Einführung und Testkonstruktion
Grundvoraussetzungen: Standardisierung
Konstanthalten von situativen Bedingungen
wird gefördert durch
- Gleichheit des Materials
- Gleichheit der Instruktionen
- Genaue Anleitungen zur Durchführung und Auswertung
Einführung und Testkonstruktion
Determinanten von diagnostisch relevantem Verhalten
- Situative Bedingungen
- Persönlichkeitsmerkmale
- Testinstruktion
Einführung und Testkonstruktion
Grundvoraussetzung: Objektivität
- Wissenschaft:
---> „öffentliche Sachverhalte“ (Herrmann, 1976).
--> von verschiedenen Beobachtern weitgehend gleich wahrgenommen / eingeschätzt
--> unabhängig von der Person des Beobachters
- Diagnostik
---> Objektivität = Unabhängigkeit vom Diagnostiker
- Gefördert durch:
- Bindende Verfahrensvorschriften zur Durchführung und Auswertung
Einführung und Testkonstruktion
Arten von Objektivität
- Durchführungsobjektivität
- Auswertungsobjektivität
- Interpretationsobjektivität
Einführung und Testkonstruktion
Grundvoraussetzungen: Reliabilität
- technische Messgenauigkeit
- Beispiel: – erzielt Proband A beim HAWIE einen IQ von 119 – Charakterisiert dieser Wert die Ausprägung der Intelligenz von A? – Oder spiegelt er auch unsystematische Störeinflüsse wieder (Lärm, Party vor der Testung, Streit vor der Testung, Nervosität...)?
- Genauigkeit der Testwerte --> Unabhängig vom gemessenen Konstrukt(en)
- Reliabilität als Voraussetzung für Messung von Merkmalen
- Hohe zeitliche Stabilität = hohe Reliabilität --> Wiederholte Messung unter gleichen Bedingungen an den selben Messwertträgern -> Identisches Ergebnis
- Klassische Testtheorie: --> (überwiegend) technische Fehlertheorie von Messungen
Einführung und Testkonstruktion
Grundvoraussetzungen: Validität
- Genauigkeit der Messung: Intendiertes Konstrukt
- Reliabilität als teilweise notwendige aber nicht hinreichende Voraussetzung für Validität
- Bezug auf Theorie verleiht Testwerten Bedeutung --> Beispiel: – Theorien zur Intelligenz oder Persönlichkeit oder zu psychischen Störungen liefern die Konstrukte, die mit den Tests erfasst werden sollen.
- Nachweis der Validität (= Gültigkeit) nur durch zusätzliche, weitere Untersuchungen („Validierung“): --> Beispiel:
– Bsp. Ein neuer Intelligenztest soll validiert werden.
--> Positive Korrelationen mit bereits bewährten Intelligenztestwerten?
--> Positive Korrelationen mit Kriterien wie Schul- und Berufserfolg?
Einführung und Testkonstruktion
Manifeste Variable
Testverfahren erzeugt numerische Abbildung von Verhalten, Gehirnreaktion, etc… In Bezug auf hypothetische Eigenschaft
Einführung und Testkonstruktion
Latente Variablen
Latente Eigenschaft der Psyche/mind: angenommene Ursache für gemessene Variable
Testtheorie und Testentwicklung
Vorgehensweise bei der Testkonstruktion
- Problemstellung, Planung, Literaturrecherche, Arbeitsdefinition
- Generierung eines Itemsatzes - Konstruktionsprinzipien
- Rationale Konstruktion
- Externale Konstruktion
- Induktive Konstruktion
- Prototypenansatz
- > Itempool
3. Erste Erprobung an einer Stichprobe (Datenerhebung 1)
4. Itemanalyse – Itemauswahl (Datenanalyse 1) •
- Schwierigkeit
- Trennschärfe
- Homogenität
- > vorläufige Testform
5. Zweite Erprobung an einer Stichprobe (Datenerhebung 2)
6. Testbewertung – Hauptgütekriterien (Datenanalyse 2)
- Objektivität
- Reliabilität
- Validität
- > Testendform
- Testeichung (Datenerhebung & Datenanalyse 3)
Testtheorie und Testentwicklung
Konstruktionsprinzipien psychometrischer Tests
- Rationale Konstruktion
- Externale Konstruktion
- Induktive Konstruktion
- Prototypenansatz
Testtheorie und Testentwicklung
Itemkennwerte
- Schwierigkeit
- Trennschärfe
- Homogenität
Testtheorie und Testentwicklung
Rationale deduktive Methode
- Ausgangspunkt: Theorie, wie sich Personen beschreiben lassen bzw. wie sie sich voneinander unterscheiden (Eigenschaftstheorie). --> ntelligenz, Kreativität, Ängstlichkeit, Leistungsmotivation, ...
- Die Theorie beinhaltet Konstrukte, die theoriegeleitet definiert, spezifiziert und differenziert werden. z.B.: Leistungsmotivation = Leistungsmotiv x Situation
- Aus der Definition der Konstrukte können indikative Verhaltensweisen abgeleitet werden (= Verhalten als Indikator des Konstrukts). --> Schulische Leistungsfähigkeit: Rechnen, Schreiben, Geschichte, ... --> Für jeden Teilbereich Testaufgaben erstellen
- Validierung der Skalen erforderlich --> Nach Konstruktion des Schulleistungstests: positive Korrelation mit Schulnoten?
Testtheorie und Testentwicklung
Rationale (deduktive) Methode: Beispiele
- Intelligenztest von Wechsler (1958) für Erwachsene (HAWIE) und Kinder (HAWIK)
- Kreativitätstest von Guilford (1976)
- Manifest Anxiety Scale (MAS; Taylor, 1953)
Ängstlichkeitstest
1. Definitorische Bestimmung des Konstrukts
2. Sammeln von 200 geeignet erscheinenden Items
3. Bewertung aller Items durch klinische Psychologen
* Nur Items, bei denen Konsens bestand, dass Iteminhalt mit Umschreibung des Konstruktes vereinbar war, wurden beibehalten
Testtheorie und Testentwicklung
Rationale (deduktive) Methode: Sonderfall
- Sonderfall: Projektive Verfahren
- Theoretischer Hintergrund: Tiefenpsychologische Theorien, bes. Psychoanalyse (Freud, 1952)
--> Verhalten wird durch Sexualtrieb und Aggressionstrieb energetisiert.
---> Psychodynamische Prozesse sind weitgehend unbewusst.
--> Direktes Befragen von Personen zu ihren Motiven/Konflikten liefert irreführende Antworten.
- Messung der unbewussten Motive/Konflikte
--> Aufdeckung der unbewussten Prozesse, Motive und Konflikte durch freie Assoziation und Traumdeutung
--> Ökonomische Alternative: projektive Tests
---> Unbewusste Konflikte werden in unbestimmte oder mehrdeutige Testvorlagen projiziert und können dann interpretiert (=bewusst gemacht) werden.
--> Ähnliche Idee verfolgen implizite Tests (z.B. IAT)
Testtheorie und Testentwicklung
Externale (kriteriumsbezogene) Methode
- Ausgangspunkt: Vorliegen verschiedener Personengruppen, für deren Klassifikation/Diskriminierung ein Test entwickelt werden soll.
--> Schüler: Hauptschüler vs. Sonderschüler
--> Berufstätige: Architekten vs. Kaufleute vs. Friseure
--> Psychiatrisch Erkrankte: Schizophrene vs. Manisch-Depressive
- Theoretische Reflexion der Merkmalsausprägung ist überflüssig
--> Ätiologie schizophrener Störungen?
- Den Gruppen wird ein möglichst großer und inhaltlich breit gefächerter Item-Pool vorgelegt.
--> Hypothesen spielen natürlich eine Rolle...
- Auswahl jener Items, die zwischen den Gruppen empirisch gut diskriminieren (unabhängig von dem Item-Inhalt)
-->„Essen Sie gerne Bananen?“
--> Schrotschuss-Methode
- Kreuzvalidierung der Skalen erforderlich
--> Auch in einer neuen Stichprobe muss die Skala diskriminieren können.
- Skalen dürfen strenggenommen nur für Differenzierung von Gruppen verwendet werden.
--> Es könne nur Wahrscheinlichkeiten für Einzelpersonen angegeben werden, zu einer bestimmten Gruppe zu gehören.
- Dimensionale Interpretation der Skala verbietet sich, wenn es sich bei den Gruppen um distinkte Klassen handelt.
- Inhaltliche Interpretation der Items verbietet sich.
--> Items wurden nicht theoretisch abgeleitet, sondern empirisch durch try and error bestimmt... „Essen Sie gerne Bananen?“
Testtheorie und Testentwicklung
Externale (kriteriumsbezogene) Methode: Beispiele
- Staffeltest von Binet
--> Erfassung des „Intelligenzalters“
--> Gruppen = Altersklassen
--> Aufgaben ausgewählt, die...
von möglichst vielen Kindern einer Altersklasse gelöst werden
aber von möglichst wenigen Kindern der jüngeren Altersklasse gelöst werden
- Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI; Hathaway & McKinley, 1951)
--> Diskriminierung zwischen psychiatrischen Patienten
---> 1000 Items zu psychopathologischen Symptomen
--> Normale und klinische Gruppen (Schizophrene, Hysteriker, Hypochonder, ...)
--> Jene 550 Items ausgewählt, die optimal zwischen Patienten und KG unterscheiden konnten
Testtheorie und Testentwicklung
Induktive Konstruktion
- Ausgangspunkt : Korrelationsrechnung.
- Umfangreiche Stichproben von Items und Personen werden erhoben.
- Diejenigen Items werden „blindanalytisch“ zu Skalen zusammengefasst, die miteinander hoch korrelieren
--> gemeinsame Dimension
- Anforderungen an Items und Skalen
--> Interne Konsistenz oder Homogenität = hohe Korrelation zwischen den Items innerhalb einer Skala
--> Einfachstruktur = niedrige Korrelationen mit den Items anderer Skalen
--> Methode: Faktorenanalyse
- Die Faktoren müssen anhand der auf ihnen hoch ladenden Items durch Interpretation erschlossen werden.
Testtheorie und Testentwicklung
Induktive Konstruktion: Beispiele
- Primary Mental Abilities (Thurstone & Thurstone, 1941)
- Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI; Fahrenberg & Selg, 1970)
- NEO Five Factor Inventory (Costa & McCrae, 1992)
--> Lexikalischer Ansatz
--> Faktoren
Neurotizismus (nervös, ängstlich traurig unsicher)
Extraversion (gesellig, aktiv, gesprächig, heiter)
Offenheit für Erfahrung (wissbegierig, kreativ, phantasievoll)
Verträglichkeit (altruistisch, mitfühlend, verständnisvoll)
Gewissenhaftigkeit (ordentlich, zuverlässig, pünktlich, ehrgeizig)
Testtheorie und Testentwicklung
Prototypenansatz
- Objekte lassen sich in kognitive Kategorien gruppieren.
---> Möbel, Früchte, Tiere, ...
- Innerhalb jeder Kategorie gibt es Objekte, die das Gemeinsame der Kategorie in besonderer Klarheit repräsentieren = Prototypen
- Andere Objekte lassen sich nur nach ihrer Ähnlichkeit mit den Prototypen klassifizieren (> Prototypizität)
- Prototypizität natürlicher Objekte kann mit hoher Beurteilungsübereinstimmung festgestellt werden (Rosch, 1975)
- Übertragung des Prototypenansatzes auf Typen von Menschen (Cantor & Mischel, 1979)
--> „modische Frau“, „emotional stabile Person“
- Studie von Broughton (1984)
--> Ziel: Überprüfung von Skalen zur Messung von bestimmten Persönlichkeitseigenschaften: Leistungsstreben, Dominanz, Bindungsstreben
--> Studenten Liste mit Eigenschaftswörtern vorgelegt
--> Bewertungs-Aufgabe: „Wie prototypisch ist jede Eigenschaft für folgende Dimensionen: Leistungsstreben, Dominanz, Bindungsstreben, ...“
--> Selektion von Eigenschaftswörtern mit maximaler Prototypizität für die jeweiligen Dimensionen
- Höhere Validität der nach dem Prototypenansatz konstruierten Skalen im Vergleich zu den anderen Konstruktionsprinzipien
--> Kriterium: Übereinstimmung mit Fremdeinschätzung durch Bekannte
Testtheorie und Testentwicklung
Prototypenansatz: Beispiele
- Act Frequency Approach (AFA; „Handlungs-Häufigkeits-Ansatz“; Buss & Craig, 1980)
1. Schritt „Generierungsphase“
Vp soll 2 oder 3 Zielpersonen benennen, bei der eine bestimmte Eigenschaft stark ausgeprägt ist („Dominanz“)
Vp soll für diese Zielpersonen konkrete Verhaltensweisen benennen, die indikativ für die Eigenschaft ist („Er wechselt das Fernsehprogramm, ohne andere zu fragen“)
2. Schritt
Die indikativen Verhaltensweisen werden von einer neuen Stichprobe hinsichtlich Prototypizität für die Eigenschaft eingeschätzt.
3. Schritt
Die prototypischen Verhaltensweisen werden in den Test aufgenommen.
- Vorteil: höhere Validität der so konstruierten Skalen
- Interessant für zukünftige Entwicklungen
Testtheorie und Testentwicklung
Vergleich und Würdigung
- Konstruktionsprinzipien ergänzen sich
Generierung des Itempools durch rationale Methode
Bereinigung des Itempools durch induktive Methode
Validierung der Skalen durch externale Methode
- Externale Methode
Nachteil: inhaltliche Heterogenität der Items (> niedrige Reliabilität?)
Vorteil: geringe Verfälschbarkeit
- Rationale Methode
Vorteil: ökonomisch in Herstellung und leicht kommunizierbar
- Vergleich der Konstruktionsprinzipien (Burisch, 1984)
Persönlichkeitsfragebögen hinsichtlich Validität beurteilt
Ergebnis: alle Konstruktionsprinzipien sind ähnlich zielführend
Itemkennwerte
Schwierigkeit: Definition
- Der Schwierigkeitsindex P gibt an, wie viel % der Probanden einer Stichprobe ein Item im Sinne einer höheren Merkmalsausprägung beantwortet haben.
- Leistungstest
--> „höhere Merkmalsausprägung“ = richtige Antworten
--> P = % der richtigen Antworten
- Persönlichkeitstest
--> P = % der im Sinne der Merkmalsausprägung zustimmenden Antworten
P = NR/N x 100
P = Schwierigkeitsindex NR = Anzahl der Vpn, die im Sinne des Merkmals antworteten N = Anzahl aller Vpn
Itemkennwerte
Schwierigkeit: Interpretation
- Schwierigkeit = relative Anzahl von Probanden, die im Sinne der Merkmalsausprägung antworten (hohe Werte bei leichten Aufgaben, „Leichtigkeitsindex“)
- Bei einer maximalen (P = 100) oder minimalen (P = 0) Schwierigkeit ermöglicht das Item keine Differenzierung zwischen den Probanden.
--> Alle Personen antworten gleich: Streuung = 0
- Bei einer mittleren Schwierigkeit von P = 50 ermöglicht das Item eine maximale Differenzierung zwischen den Probanden mit mittlerer Merkmalsausprägung.
--> Bei P = 50 zeigen die Antworten auf das Item eine große Streuung.
- Items mit extremer Schwierigkeit (P = 5 – 10 oder 90-95) ermöglichen eine Differenzierung zwischen den Probanden im unteren und oberen Bereich der Merkmalsausprägung.
--> Problem: Items mit extremer Schwierigkeit (fast alle Probanden antworten gleich) zeigen eine eingeschränkte Varianz > dies „behindert“ Korrelationen zwischen solchen Items und anderen Items oder Testwerten.
- Deshalb wird eine breite Streuung der Schwierigkeit von Items in einer Skala angestrebt (5 < P < 95).
Itemkennwerte
Schwierigkeit: Probleme
- Auf die Schwierigkeit der Items kann nur geschlossen werden, wenn das Leistungsniveau der Probanden bekannt ist (bzw. wenn die Stichprobe tatsächlich repräsentativ war).
--> Rasch-Skalierung
- Schwierigkeitskoeffizient kann nur interpretiert werden, wenn Einfluss von Zufall ausgeschlossen werden kann.
--> Korrektur von Zufallseinflüssen
- Schwierigkeitskoeffizient kann nur interpretiert werden, wenn alle Items beantwortet wurden (also nicht bei Zeitbegrenzung)
--> Korrektur für Zeitbegrenzung
- Schwierigkeitsindex kann nur für dichotome Items (ja/nein, richtig/falsch) berechnet werden.
--> Berechnung für abgestufte Bewertungsskalen
Itemkennwerte
Schwierigkeit: Zufallskorrektur
- Ausgangssituation: Ein Leistungstest mit vielen Items, die jeweils m Alternativantworten beinhalten, wurde einer Person vorgelegt.
- Für jedes Item gilt:
--> 1 Alternativantwort ist richtig
--> m-1 Alternativantworten sind falsch (= Distraktoren)
- Anzahl der durch Fähigkeit richtig beantworteten Aufgaben einer Person
X'= nr-nrg= nr-nf/m-1
- Richtige Option im Beispiel existiert ¼ mal so oft wie falsche Option! Allgemein: Richtige Option existiert immer 1/m-1 mal so oft!
- unkorrigierter Schwierigkeitsindex
P = NR/N x 100
- zufallskorrigierter Schwierigkeitsindex
- Für eine Stichprobe wird die Anzahl der Personen, die eine Aufgabe richtig gelöst haben NR ersetzt durch die Anzahl der Personen, die erwartungsgemäß diese Aufgabe durch Fähigkeit gelöst haben.
P = (NR-NF/m-1)/N x 100
P = zufallskorrigierter Schwierigkeitsindex
NR = Anzahl der Vpn, die im Sinne des Merkmals antworteten
NF = Anzahl der Vpn, die nicht im Sinne des Merkmals antworten
m = Anzahl der Antwortalternativen des Items
N = Anzahl aller Vpn
- Sonderfall: richtig-falsch-Antworten (m = 2)
- Ist NR = NF, dann könnte das Ergebnis ausschließlich durch Raten aller Vpn erklärt werden.
- P = 0; das Item war also extrem schwer!
Itemkennwerte
Schwierigkeit: Zeitbegrenzung
- Problem: Bei Zeitbegrenzung werden nicht alle Probanden die Aufgabe beantworten.
- Lösung: Die Anzahl der Vpn, die im Sinne des Merkmals geantwortet haben, werden an der Anzahl der Vpn relativiert, die die Aufgabe bearbeitet haben.
- Zufallskorrektur bei Zeitbegrenzung
- P = (NR-NF/m-1)/NB x 100