Diagnostische Psychologie
Inhalte der Vorlesung
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Set of flashcards Details
Flashcards | 273 |
---|---|
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 21.07.2018 / 15.07.2024 |
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Leistungstest
Berliner Intelligenzstrukturtest (BIS)
- Basierend auf dem Berliner Intelligenzstrukturmodell
- Durchführung als Gruppentest möglich
- 45 Aufgaben, jeweils 3 bis 5 pro Zelle
--> Jede Aufgabe indiziert 3 Merkmale (g, Operation, Inhalt)
- 150 Minuten Bearbeitungsdauer
Leistungstest
Berliner Intelligenzstrukturtest (BIS) - Bewertung
Vorteile
- Eines der wenigen theoretisch fundierten Verfahren
- beinhaltet einen Aspekt kreativer Leistung (verbal fluency)
- zufriedenstellende interne Konsistenzen der Skalen (im Mittel .80) und des Gesamtwerts (.89); Retestreliabilitäten zwischen .65 und .90
Nachteile
- Hohe Validität für Schulnoten, jedoch noch keine beruflichen Erfolgskriterien
- sehr aufwändig in der Durchführung
Leistungstest
Intelligenzstrukturtest (IST 70)
- gehört zu den im deutschen Sprachraum am häufigsten eingesetzten Intelligenztests
- Gruppenverfahren zur Intelligenzdiagnostik bei Jugendlichen und Erwachsenen
- Orientiert an Thurstones Primärfaktorenmodell
- Revidierte Version: IST 2000 R (Amthauer et al., 2001) Insgesamt 14 Aufgabengruppen
- Grundmodul-Kurzversion zum Schlussfolgernden Denken (mit den Subdimensionen verbal, numerisch, figural); 90 Minuten
- vollständiges Grundmodul enthält zusätzlich Merkfähigkeit (mit den Subdimensionen verbal und figural); 25 Minuten
- Erweiterungsmodul Wissen (ebenfalls verbal, numerisch, figural); 45 Minuten
- Auswertung mit separaten Faktoren für fluide und kristalline Intelligenz; kein Wert für g
Leistungtest
IST - Bereiche
Schlussfolgerndes Denken - verbal
- Satzergänzungen
- Analogien
- Gemeinsamkeiten
Schlussfolgerndes Denken - numerisch
- Rechenaufgaben
- Zahlenreihen
- Rechenzeichen
Schlussfolgerndes Denken - figural
- Figurenauswahl
- Würfelaufgaben
- Matrizen
Merkfähigkeit
- verbal
- figural
Wissen
Leistungstest
Intelligenzstrukturtest (IST 70) - Bewertung
Vorteile
- gehört zu den im deutschen Sprachraum am häufigsten eingesetzten Intelligenztests
- theoretisch fundiert, ursprünglich an Thurstone, später an Cattell
- gute Reliabilitäten
- Erlaubt die Berechnung von Indikatoren der fluiden und kristallinen Intelligenz durch Auspartialisieren
- Teststruktur faktorenanalytisch bestätigt
Nachteile
- Validitätsbelege noch nicht ausreichend, insbesondere zur Dimension Merkfähigkeit
- enge Operationalisierung von fluider Intelligenz (nur Aufgaben zum schlussfolgernden Denken) & kristalliner Intelligenz (Wissenstests)
Leistungstest
Aufmerksamkeits- und Konzentrationstests
- Konzentrationstests bilden Leistung in Form von Geschwindigkeit und Fehlern ab
- i.d.R. einfaches Aufgabenmaterial (Schnelligkeitsmaßstab)
- Aufmerksamkeit = selektive Beachten relevanter Reize und Informationen (> nur auf Wahrnehmung bezogen)
- Konzentration = Fähigkeit, unter Bedingungen genau und schnell zu arbeiten, die das Erbringen einer Leistung erschweren (beinhaltet Wahrnehmung, Kombination, Speicherung von Informationen bis zur Handlungsplanung)
- Indikatoren der Leistung:
--> Anzahl richtiger Antworten
--> Auslassungsfehler
--> Verwechslungsfehler
Leistungstest
Aufmerksamkeits- und Konzentrationstests - Beispiele
FWIT (Farb-Wort-Interferenztest nach Stroop; Bäumler, 1985)
- farbig gedruckte Farbwörter vorgegeben
- Aufgabe: Druckfarbe zu benennen
- Interferenz: verzögerte Benennung von Druckfarben, die inkompatibel zum Farbwort sind
- Interferenzneigung = „konzentrativer Widerstand gegenüber dominierenden Reaktionstendenzen“ (Bäumler, 1985, S. 7)
- typisches Merkmal von Konzentrationstest: Störmerkmale müssen ignoriert werden (z.B. Suchtest: Distraktoren ignorieren)
TPK (Testreihe zur Prüfung der Konzentrationsfähigkeit; Kurth & Büttner, 1999)
- schulnahe Aufgaben
- Rechenaufgaben, z.B. 7 + 8 – 3 = ?
- Abschreibtest: Abschreiben eines Textes
- Tiergeschichte: Widergabe von Tiernahmen aus einer vorgelesenen Tiergeschichte
Leistungstest
Spezielle Fähigkeitstests
1. Der mechanisch-technische Verständnistest (MTVT) von Lienert (1964)
2. Mehrfachwahl-Wortschatztest MWT
- zwei Parallelformen
--> MWT-A, Lehrl et al. (1991)
--> MWT-B, Lehrl (1999)
- Ziel: Erfassung kristallisierter Intelligenz
- Probanden und Durchführung
--> kristallisierte Intelligenz unabhängig von akuten psychischen Störungen und Alterungsprozessen
--> Einzel- oder Gruppentest
---> reiner Powertest, Testdurchführung ca. 5 Minuten
- Inhalt
--> 37 Wortschatzaufgaben: vier Phantasiewörter und ein echtes Wort; Aufgabe: echtes Wort durchstreichen
.3) PAI30 Test zur praktischen Alltagsintelligenz (Mariacher & Neubauer, 2005).
4) ABAT-R: Revidierter Allgemeiner Büroarbeitstest (Lienert & Schuler, 1994)
Leistungstest
Entwicklungstests
- Bestimmen den Leistungsstandard eines Kindes in Bezug zu seinem Lebensalter
- Ziel: Rechtzeitige Hinweise auf behandlungsbedürftige Entwicklungsretardierungen
Leistungstest
GES
Griffiths Entwicklungsskalen zur Beurteilung der Entwicklung in den ersten beiden Lebensjahren (Brandt & Sticker, 2001)
- einziger standardisierter Entwicklungstest für Alter bis 2 Jahre in Deutschland
- enge Übertragung eines Tests von Griffith (1954, 1970)
- Aufbau: 208 Aufgaben für 5 Leistungsbereiche/Skalen
Motorik
- Sitzt frei, mindestens 1 min
- Kann rückwärts gehen
Persönlich-Sozial
- Lächelt
- Unterscheidet Fremde von Bekannten
Hören und Sprechen
- Reagiert, wenn es gerufen wird
- Sagt Mama oder Papa klar bzw. ein anderes Wort
Auge und Hand
- Nimmt den Ring, den man ihm reicht
- Vollständiger Pinzettengriff
Leistungen
- Hält den runden Holzstab für einige Sekunden
- Findet das versteckte Spielzeug unter der Tasse
Leistungstest
Schultest
- Erster Intelligenztest für Einsatz in Schule entwickelt (Binet & Simon)
- Schulleistungen sind multikausal bedingt (z.B. Heller, 2000)
Intelligenz
Vorwissen
genetische Faktoren
schulische Sozialisation
familiäre Sozialisation
Motivation, Kausalattribution, Selbstkonzept
- dennoch: 25-50% der Schulleistung durch Intelligenz erklärbar!
- Anwendung:
Schuleingangstests
Übertrittstests
Lernbehinderung
Hochbegabung
Leistungstest
Schuleignungstests
- Schulreife = körperliche, motivationale, soziale und kognitive Voraussetzungen um sich in Gemeinschaft Gleichaltriger durch planmäßiges Arbeiten die traditionellen Kulturgüter aneignen zu können (Tent, 2001) --> Schulreife ist mehr als Intelligenz
- Schulreife wird durch spezielle Tests erfasst: Einschulungstests
- Einschulungstests und Intelligenztests korrelieren zu .60-.85
- Einschulungstests haben höhere prognostische Validität für Schulerfolg als Intelligenztests
- aber: Intelligenztests haben inkrementelle Validität
- Kombination aus beiden Verfahren kann 26% der Varianz des Schulerfolgs aufklären (Krapp, 1973)
Leistungstest
Schuleignungstest - typische Aufgaben
- Nachmalen von Formen
- Abstrakte Figuren (Zaun, Muster) wiederholt zeichnen
- Identische Figuren aus ähnlichen heraussuchen und markieren
Leistungstest
Schullaufbahnberatung
- Ziel: Auswahl des geeigneten Schultyps, Überspringen von Klassen
- Diagnostik allgemeiner Schuleignung --> Tests zur Erfassung der allgemeinen Intelligenz
- Diagnostik von Begabungsschwerpunkten --> differentielle Fähigkeitstests
- Einige Intelligenztests leisten beides: BIS, KFT 4-12-R
- Schuleignung kann durch Intelligenztest kaum bestimmt werden
große Überlappung der Intelligenz von Kindern mit und ohne Schuleignung
grober Richtwert für cut-off: IQ = 85
bessere Abschätzung durch schulspezifische Klassennormen
• Überspringen von Klassen: Erfolgsvoraussetzung
überdurchschnittliche Intelligenz
nicht-kognitiven Eigenschaften (Motivation, Kausalattribution, Selbstkonzept, ...)
Akzeptanz der Maßnahme durch Eltern, Lehrer und Schüler(!)
- aktueller Forschungsstand: kompensatorisches Modell
durchschnittlich Ausprägung in einem Bereich kann durch überdurchschnittliche Ausprägung in einem anderen Bereich kompensiert werden
- Intelligenzdiagnostik als Teil eines Entscheidungsprozesses (z.B. Piper & Creps, 1991)
(1) Gespräche mit Eltern, Lehrern; Schüler; Verhaltensbeobachtungen; Arbeitsproben
(2) „Schnupperzeit“ in höherer Klasse; Intelligenzdiagnostik; Interessenstest; Notenentwicklung beobachten
Leistungstest
Diagnostik von Lernbehinderungen
- bis in 70er Jahre: Lernbehinderung = 55<IQ<85 (Deutscher Bildungsrat, 1973)
- seit 70er Jahre: Lernbehinderung = komplexes Konstrukt
Zusammenwirken psychologischer, sozialer und medizinischer Faktoren
Intelligenz und Schulleistung für Diagnostik von Lernbehinderung wichtig aber nicht hinreichend
- Verdacht, dass Schulleistungsprobleme auf unterdurchschnittlicher Intelligenz beruhen --> Intelligenzdiagnostik
z.B. HAWIK, AID, CFT
prinzipiell 2 Test durchführen, um Diagnose abzusichern
bei Kindern mit Sprachproblemen oder aus bildungsfernen Haushalt: immer ein sprachfreies Verfahren einsetzten, z.B. Raven, CFT
- Problem von Fehldiagnosen wegen Unreliabilität
15% der Probanden mit einem IQ von 85 werden bei einem Test mit Rel=.90 als „IQ<80“ diagnostiziert
Leistungstest
Diagnostik von Hochbegabung
- intellektuelle Hochbegabung
für allgemeine Intelligenz
für spezifische Fähigkeiten
- Definition: mindestens 2 Std über M (IQ >130, PR > 98)
- Unterschiede zwischen Hoch- und Normalbegabten
keine qualitativen Unterschiede, z.B. Strategien beim Lösen von Intelligenztestaufgaben
quantitative Unterschiede: schneller, effizienter, bessere Transfers
- diagnostisches Problem
viele Intelligenztests nur für den Normalbereich konstruiert
überwiegend Aufgaben mittlerer Schwierigkeit
gute Differenzierung für 70<IQ<130
kleine Normdatenbasis für IQ>130
- Ausnahme: BIS-HB (12-16 Jahre)
Leistungstest
Diagnostik von Hochbegabung - Definitionen
- Enge Definition:
Überdurchschnittlicher IQ (≥130)
- Breite Definition
Hohe Begabung in verschiedenen intellektuellen, künstlerischen oder anderen Bereichen
- Hoch-Leistende versus Hoch-Begabt
– Wichtige Unterscheidung
Performanz versus Kompetenz
- Für Praxis relevante Gruppe: die sogenannten hochbegabten Underachiever
12% der Hochbegabten sind vermutlich Underachiever, nicht mehr als bei normalen Kindern
Leistungstest
Diagnostik von Underachievement
- Underachievement = erwartungswidrige Minderleistung
normale/hohe Intelligenz und schlechte Noten
- Diagnostik: Diskrepanz zwischen Intelligenz und Schulleistung
Intelligenztests
Schulleistungstests, Noten
- Cut-off-Setzung, z.B. Hanses und Rost (1998)
Intelligenz: PR >96 (entspricht IQ = 125)
Schulleistung: PR < 50 (entspricht IQ-Äquivalent = 100)
Problem: willkürlich Festsetzung; keine Definition für gesamten Leistungsbereich
- Regressionsanalyse
Schulleistung liegt um einen bestimmten Wert unter demjenigen, der durch Intelligenzleistung vorhergesagt wird
Problem: willkürlich Festsetzung
Leistungstest
Berufseignungdiagnostik
- Intelligenz ist valider Prädiktor für Berufsleistung
besonders bei anspruchsvoller und komplexer beruflicher Tätigkeit (Schmidt & Hunter, 2004)
minimaler erforderlicher IQ für erfolgreiche Berufsausübung steigt mit Berufsstatus (Loehlin, 2000)
- Berufseignungsdiagnostik
Ziel: Passung von Fähigkeiten einer Person und Anforderungen des Berufs
Mittel: Diagnostik der Person und der Tätigkeit
- Person-Tätigkeit
intellektuelle Fähigkeiten der Person-intellektuelle Anforderung der Tätigkeit
Interessen und Motive der Person-Befriedigungspotential der Tätigkeit
Entwicklungspotential und allgemeine Intelligenz-Veränderungen der Tätigkeiten
Leistungstest
Validität von Personalauswahlverfahren im Vergleich
siehe Folien
Leistungstest
Bedeutung von Intelligenz im beruflichen Alltag
– lernt schnell Neues
– versteht komplizierte Anweisungen/Zusammenhänge
– kann auftretende Probleme selbstständig analysieren und so Lösungsmöglichkeiten erarbeiten
– merkt sich wichtige Arbeitsinhalte und optimiert so seine Arbeit
– zieht wichtige Schlussfolgerungen
– kann die Bedürfnisse seines Gegenübers analysieren und entsprechend handeln
– kann sicher mit Zahlen umgehen
Leistungstest
Berufseignungsdiagnostik - Anwendung
siehe Folien
Leistungstest
Berufseignungsdiagnostik II
- Allgemeine Intelligenz vs. spezifische Fähigkeiten
bei Berufen mit breiter Anforderungsstruktur leisten allgemeine Intelligenztests genauso gute oder bessere Vorhersagen als spezifische Tests (Ones et al., 2004)
bei berufsbedingten Änderungen im Tätigkeitsprofil erweisen sich intelligentere Personen als lernfähiger (Holling & Liepmann, 2003)
bei Berufen mit sehr spezifischen Anforderungen leisten spezifische Tests eine bessere Vorhersage (Weinert & Hany, 2000)
--> Maschinebauer: technisch-mechanisches Verständnis
--> Journalist: verbale Fähigkeiten
- bereichsspezifisches Fachwissen hat gleiche Zusammenhänge zu Berufsleistung wie allgemeine Intelligenz (Dye et al., 1993)
- Fazit: Entsprechung der Spezifität von Prädiktor und Kriterium
bei eng umgrenzten Tätigkeiten sind spezifische Tests nützlich
bei allgemeinen Leistungskriterien sind allgemeinere Tests nützlich
Leistungstest
Spezielle Verfahren: Hybridtests
- Mischung aus Arbeitsprobe und Test
- sagen Berufserfolg, Ausbildungserfolg und Vorgesetztenbeurteilung besser vorher als Intelligenztests
Leistungstest
Azubi-BK
- Verfahren: siehe Folien
- rcorr = .87
Leistungtest
Klinik Anwendungsbereiche IQ-Test
Differentialdiagnose
- Kann Verhaltensauffälligkeit auf hirnorganische Veränderung zurückgeführt werden? > IQ-Test
- Kann intellektuelle Minderleistung auf beginnende Demenz oder Depression zurückgeführt werden? > IQ-Test
Indikationsdiagnostik
- Ist Patient intellektuell in der Lage, eine kognitiv anspruchsvollere Therapie zu absolvieren (Psychoedukation, Introspektion...) > IQ-Test
Rehabilitationsmaßnahmen
- Bestimmung der noch vorhandenen kognitiven Leistungsreserven nach Krankheit (z.B. Schizophrenie) > IQ-Test
Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen
- Vermehrte psychische Störungen bei Kindern mit geringerer Intelligenz
- Prognose von Therapieverlauf und kognitive Leistungsentwicklung > IQTest
Intelligenzminderung; Intelligenzabbau
Leistungtest
Klinik - Intelligenzminderung
Intelligenzminderung = IQ < 2 Std unter M seit Kindheit
- also IQ<70; ca. 2% der NV (nur theoretisch!!!)
Kriterien für Intelligenzminderung nach DSM-IV
- Kriterium A: deutlich unterdurchschnittliche allgemeine intellektuelle Fähigkeit (Hauptmerkmal)
- Kriterium B: Eingeschränkte Anpassungsfähigkeit, mindestens 2 der folgenden Bereiche
--> Kommunikation (Sprache), eigenständige Versorgung, häusliches Leben, soziale Fertigkeiten, Nutzung öffentlicher Einrichtungen, Selbstbestimmtheit, funktionale Schulleistungen, Arbeit, Freizeit, Gesundheit, Sicherheit
- Kriterium C: Beginn der Störung vor 18 Jahren
- Ätiologie: meist organisch
chromosomal verursachte Intelligenzminderung, z.B. Trisomie 21
metabolisch-genetische oder endokrin bedingte Intelligenzminderung, z.B. Phenylketonurie
Intelligenzminderung durch Infektionen, Unfälle, Frühgeburt, Vergiftung...
- Intelligenzminderung sind hinsichtlich NV überrepräsentiert: ca. 10% aller Menschen
- Abgrenzung zu Demenz: Demenz = Abbau der Intelligenz durch krankhafte Veränderungen des Gehirns des Erwachsenen (z.B. Infektionen)
- Komorbidität der Intelligenzminderung
z.B. oft zusammen mit frühkindlichen oder atypischem Autismus
aber: Intelligenzminderung als „Schutzfaktor“: reduzierte Auftretenshäufigkeit von emotionalen Störungen
Leistungstest
Intelligenzminderung: Grade nach ICD-10
Leichte Intelligenzminderung
- IQ 50-69 bzw. Intelligenzalter von 9 bis unter 12 Jahren bei Erwachsenen
- meist Lernschwierigkeiten in der Schule
- Arbeitsfähigkeit und gute soziale Beziehungen möglich
Mittelgradige Intelligenzminderung
- IQ 35-49 bzw. Intelligenzalter von 6 bis unter 9 Jahren
- deutliche Entwicklungsverzögerungen in Kindheit
- als Erwachsene auf Unterstützung bei Arbeit und Alltag angewiesen
- Unabhängigkeit, ausreichende Kommunikation und Ausbildung möglich
Schwere Intelligenzminderung
- IQ 20-34 bzw. Intelligenzalter von 3 bis unter 6 Jahre
- auf dauerhafte Unterstützung angewiesen
Schwerste Intelligenzminderung
- IQ < 20 bzw. Intelligenzalter unter 3 Jahre
- Versorgung, Kontinenz, Kommunikation hochgradig beeinträchtigt
Leistungstest
Intelligenzminderung: Diagnostik
Diagnostik durch Standard-Intelligenztests
- kein „Standardverfahren“ hat sich durchgesetzt
- Wahl bleibt dem Diagnostiker vorbehalten
- z.B. Wechsler-Tests
IQ reicht für Diagnose nicht aus
- ungenügende Reliabilität im unteren Intelligenzbereich
- zusätzlich erforderlich: beeinträchtigtes soziales Anpassungsverhalten
Exkurs: Bestimmung des Intelligenzalters bei intelligenzgeminderten Erwachsenen
- Intelligenztest für Kinder administrieren, z.B. HAWIK-IV (Normen für 6-16 Jahre)
- getrennt für jede Altersnorm den IQ des Probanden bestimmen
- die Altersnorm heraussuchen, bei der der Proband einen IQ von 100 erzielt, z.B. Altersnorm 8;4-8;7 Jahre
- > Proband hat Intelligenzalter von 8-9 Jahren
Leistungstest
Intelligenzabbau - Demenz
Kriterien nach ICD-10
- Abnahme von Gedächtnis und Denkvermögen
- Beeinträchtigung alltäglicher Aktivitäten
- Beeinträchtigung des Urteilsvermögens und des Ideenflusses
Ursache
- Hirnorganische Schädigung
- Altersprozesse
Diagnostik
- Zur Abschätzung des Abbaus wird ein Maß für die prämorbide Intelligenz benötigt
Leistungstest
Prämorbide Intelligenz
Klassische Methode: Subtest-Unterschiede im Wechsler Test
- Methode
maximaler Subtestwert = Schätzer der prämorbiden Intelligenz
minimaler Subtestwert = Maß der aktuellen Leistungsfähigkeit
Demenz = maximaler – minimaler Subtestwert
- Kritik
nur signifikante Differenzen interpretierbar
signifikante Subtestunterschiede kommen auch bei gesunden Personen vor
Leistungstest
Abbauindex (Deterioration Index, DI) nach Wechsler
- „stabile Tests“: Allgemeines Wissen, Allgemeines Verständnis, Bilderergänzen, Wortschatztest (> gc)
- „instabile Tests“: Zahlennachsprechen, Rechnerisches Denken, Zahlen-Symbol-Test, Mosaik-Test, Gemeinsamkeiten finden (> gf)
DF = 100x Wertpunkte instabiler Tests/Wertpunkte stabiler Tests
- Demenz = DI <100
- Kritik: ungenügende Belege für Reliabilität und Validität
Leistungstest
Vergleich gc und gf
- Annahme: hirnorganische Schädigungen und Abbauprozesse betreffen vor allem gf, während gc durch diese Schädigungen weniger betroffen ist
- > gc als Schätzer der prämorbiden Intelligenz, z.B. MWT-B
- > gf als Maß der aktuell vorhandenen Intelligenz, z.B. CFT-20, Raven
- Hinweis auf Demenz = IQ(MWT-B) > IQ(CFT-20)
- Kritik
gf kann auch schon prämorbid kleiner als gc gewesen sein
Messung von gc ist kulturabhängig
Leistungstest
Testung von beeinträchtigten Patienten
Testdurchführung so gestalten, dass Patienten möglichst gute Leistung erbringen können (besonders bei Wechsler-Tests möglich)
- verfahren wählen, die Pausen zulassen
- einzelne Sitzungen kurz halten, Testbatterie über mehrere Tage verteile
- sicherstellen, dass Patienten die Instruktionen verstehen
- eventuell Instruktionen und Beispielaufgaben wiederholen (Abweichend zum Standard-Verfahren)
- Patienten beruhigen, ermutigen und durch die Testung begleiten (Abweichend zum Standard-Verfahren!)
- bei älteren Patienten: Einschränkungen in Hören, Sehen und Feinmotorik berücksichtigen
- bei Neuroleptikagaben: Stabilisierung der Dosis abwarten
Spezielle Tests für psychisch Kranke
Reduzierter Wechsler-Intelligenztest für psychisch Kranke (WIP; Dahl, 1986)
- Kurzform des alten HAWIE
- Messung der allgemeinen Intelligenz
- Normen: Psychiatrie-Patienten 15-60 Jahre, 1972
- Validität: Korrelationen mit HAWIE .89-.94
- Ökonomie: Durchführungszeit 15-20 Minuten
Leistungsprüfsystem für 50-90-Jährige (LPS 50+; Sturm et al., 1993)
- reduzierte und adaptierte Version des LPS (größeres Testmaterial)
- Norm: Ältere Probanden 50+, N=272, ???
- Validität: Faktorstruktur bei älteren Probanden fraglich
- Ökonomie: Kurzform 35 Minuten, Langform 80 Minuten
Leistungstest
Simulation niedriger Fähigkeiten
Zielgruppe
- Gutachten für Berentung
- Prüfung von Schuldfähigkeit
Hinweise auf Simulation (Rist & Dirksmeier, 2001)
- drastisch schlechte Ergebnisse im Wortschatztest bei einem Probanden mit Abitur ohne organischem Befund
- Diskrepanz zwischen unbeholfenem, minutenlangen Ausfüllen eines einfachen Tests (ZVT) und flüssigem Ausfüllen eines Formulars mit Angaben zur Person
- Diskrepanz zwischen Testleistungen und Alltagsleistungen (z.B. Autofahren)
Persönlichkeitstest
Allgemeines
- Instruktion: Proband soll ehrlich sein
- Aufgabe: zwischen ein und mehrdeutig
- Antwort: nur subjektive Stimmigkeit
- Einstellung: Proband kennt nicht die Erwartung des Untersuchungsleiters
- Ziele: typische Verhaltensweisen erfassen
Persönlichkeitstest
Vorteile von Fragebogen
- ökonomischer als Verhaltensbeobachtungen über einen langen Zeitraum
- hohe Objektivität in Durchführung, Auswertung und Interpretation möglich
- einziger oberflächenvalider Zugang zur Erfassung von
Einstellungen
Motiven
inneren Zuständen
Erlebnisweisen
Kognitionen
Persönlichkeitstest
Selbsteinsicht
- komplexe Urteilsprozesse bei Beantwortung
Beantwortung erfordert ein Mindestmaß an Intelligenz
„Morgens nach dem Aufwachen bin ich häufig noch eine ganze Weile müde und kaputt.“
- was ist „Müdigkeit“? ; was ist „häufig“?
- Unterschiedliche Personen können unter „häufig“ unterschiedliches verstehen.
- Dieselbe Person kann kontextabhängig unter „häufig“ unterschiedliches verstehen.
„Im großen und ganzen bin ich ein ehrlicher Mensch.“
- Aus Gedächtnisspeicher müssen Serien von situativen und temporären Verhaltensstichproben abgerufen werden und ein integrativer Wert gebildet werden.
- Es müssen Interferenzen über die durchschnittliche Ehrlichkeit anderer gebildet werden.
Persönlichkeitstest
Fragebogen - Reliabilität, Stabilität
- Reliabilität von Persönlichkeitsvariablen oft niedriger als bei Leistungsvariablen
interne Konsistenzen oft zwischen .60-.80 (geringere Homogenität der Konstrukte)
- Stabilitäten von Persönlichkeitsvariablen oft niedriger als bei Leistungsvariablen
Retest-Korrelationen oft nur zwischen .50-.70
- Schuerger et al. (1989)
Metaanalyse von 89 Stichproben
mittlere Stabilität von N-Skalen .70 nach 1 Jahr
mittlere Stabilität von E-Skalen .80 nach einem Jahr
- Erklärung: variantes Urteilsverhalten, Gedächtniseffekte, geringere Merkmalskonstanz
Persönlichkeitstest
Kriteriumsvalidität
- Mischel (1968): Barriere von Validitätskoeffizienten bei r = .30
- Meta-Meta-Analyse von Barrick et al. (2001)
Big Five und Berufserfolg