Diagnostische Psychologie

Inhalte der Vorlesung

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Kartei Details

Karten 273
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 21.07.2018 / 15.07.2024
Weblink
https://card2brain.ch/box/20180721_diagnostische_psychologie
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Ordinales Rasch-Modell 

Ratingskalen-Modell 

  • Grundgedanke: Bei einer 4-fachen Likert-Rating-Skala interpretieren die Personen die Likert-Stufen bei jedem Item gleich
  •  Hier ist der absolute Abstand zwischen den Schwellen ist über jedes Items gleich!
  • Aber: Der absolute Abstand zwischen den Schwellen innerhalb der Items muss nicht gleich groß sein!
  • Natürlich können sich die Items bzw. Kateogorien trotzdem auf der Merkmalsdimension verschieben!

Ordinales Rasch-Modell 

Äquidistanz-Modell 

  • Grundgedanke: Die Personen interpretieren die Stufen einer Likert-Skala so, dass immer der gleiche Abstand zwischen den Schwellen liegt
  • Aber: Dieser Abstand kann von Item zu Item unterschiedlich groß sein

 

Ordinales Rasch-Modell 

Dispersions-Modell

  • Kombiniert Ratingskalen-Modell und Äquidistanz-Modell
  • Es wird jeweils der Mittelwert der ersten, zweiten,…. Schwellendistanzen gebildet
  • Jedes Item hat 2 Distanzen, deren Abstand nun mit dem Mittelwert beschrieben werden können

Ordinales Rasch-Modell 

Latent-Class-Modelle

  • Hiermit kann man die Daten nach Antwortmustern scannen und entsprechende Klassen erfassen.
  • zB Personen, die niemals „lehne völlig ab“ ankreuzen
  • zB Personen, die nur in den Extremen antworten -->  alle Schwellen liegen sehr nah beinander
     

Interview

Definitionen

Gespräch ist das Mittel, mit welchem dem Partner „auf gleicher Augenhöhe“ begegnet wird
 

Anamnese

  • gr. ana = hinauf, zurück; mimneskein = erinnern, mahnen, gedenken
  • Medizin: Rückblick vor einer Behandlung
  • Psychologie: Erfassung der Biographie
  • gesamter Entwicklungsverlauf, nicht nur Symptomgeschichte

Katamnese

  • gr. kata = hinab, zurück
  • Rückblick nach einer Behandlung im Abstand von Monaten oder Jahren

Exploration

  • lat. explorare = ausforschen, ermitteln, erkunden, untersuchen, prüfen, einer Sache auf den Grund gehen
  • Gespräch zur Erkundung des subjektiven Lebensraum des Probanden

Interview

  • manchmal ein eher sachbezogene Gespräch (vs. ein Personenbezogenes)
  • oft keine klare Abgrenzung
  • Tiefeninterview: besonders detailliertes Interview
  • Gruppeninterview: Probanden werden zu einer Gruppendiskussion animiert > Beobachtung der Interaktionen

Interview 

Klassifikation des Gesprächs nach Rolle des Befragers

weiches Interview

  • Befrager schafft eine Atmosphäre der Offenheit und Wärme
  • Mittel: empathische Anteilnahme
  • Ziel: Befragter kann individuelles (auch peinliches) Erleben mitteilen

neutrales Interview

  • Befrager reagiert zurückhaltend auf Äußerungen des Befragten
  • Mittel: Haltung freundlichen Gewährenlassens
  • Ziel: Kontrolle unerwünschter Einflüssen, hohe Vergleichbarkeit der Angaben

hartes interview

  • Mittel: Überrumpelung, Einschüchterung, Provokation
  • Ziel: Abwehr des Befragten durchbrechen
     

Interview 

Klassifikation des Gesprächs nach Freiheitsgraden

1. standardisiertes Gespräch

  • Formulierung und Reihenfolge der Fragen festgelegt
  • Antwortklassen sind festgelegt
  • Befragter darf nur Antworten geben, die sich in die vorgegebenen Antwortoptionen einordnen lassen
  • Auswertung ist festgelegt
  • sehr ähnlich zu Persönlichkeitsfragebogen

Vorteile

  • Anwendung und Auswertung ist ökonomisch
  • Informationen aus mehreren Interviews leicht vergleichbar
  • Gütekriterien lassen sich leicht ermitteln

Nachteil

  • subjektiver Lebensraum des Probanden kann unzureichend abgebildet werden

2. unstandardisiertes Gespräch

  • Themen der Befragung meist festgelegt
  • Formulierung und Reihenfolge der Fragen frei
  • Antwortklassen sind frei
  • Auswertung ist frei

Vorteile

  • lebensnahe Gestaltung, berücksichtigt individuelle Biographie
  • wichtige Themen können beliebig weiterverfolgt werden
  • es könne individuelle Sprachregelungen eingeführt werden

Nachteile

  • Vergleich mit anderen Probanden (-gruppen) erschwert
  • wichtige Informationen können ausgelassen werden

3. halbstandardisiertes Gespräch

  • Freiheit für individuelle Variationen
  • vorgegebene Strukturen kanalisieren die Interaktion
  • ein Teil der Fragen/Antwortkategorien können wörtlich vorformuliert werden
  • ein Teil der Fragen/Antwortkategorien können frei formuliert werden

4. Interviewleitfäden

  • für einige Anwendungsbereiche liegen halb- oder vollstandardisierte Leitfäden vor
  • z.B. Diagnostischer Elternfragebogen (Dehmelt et al., 1981)
  • Leitfäden lassen sich auch selbst konstruieren, z.B. durch Ausgliederung einzelner Themenbereiche aus Einstellungs- und Interessentests

Interview 

Klassifikation von Fragetechniken nach Funktion

Kontakt- oder Einleitungsfragen

  • Zielen zu Beginn eines Gesprächs auf tabufreie Themen
  • Eisbrecherfunktion

Überleitungsfragen

  • führen von einem Thema zum anderen
  • z.B. Zusammenfassung des abzuschließenden Themas und Anschlag des nächsten Themas
  • „Wir haben bisher über X gesprochen. Wir wenden uns einem verwandten Gebiet zu. ...“

Kontrollfragen

  • z.B. bei Unklarheiten und Widersprüchen nachfragen

 

Interview 

Klassifikation von Fragetechniken nach Format

geschlossene Fragen

  • Antwortoptionen werden durch die Formulierung der Frage vorgegeben
  • z.B. „Verbringen Sie ihre Freizeit mit Sport?“

offene Fragen

  • Antwortform wird dem Probanden überlassen
  • z.B. „Wie verbringen Sie ihre Freizeit?“

direkte Fragen

  • benennen den Gegenstand, über den gesprochen werden soll
  • z.B. „Darf ich Sie bitten, mir etwas über ihre Freunde zu erzählen?“

indirekte Frage

  • benennen nur das Umfeld des Gegenstands, über den gesprochen werden soll
  • z.B. „Wie haben Sie ihr Wochenende verbracht?“

Suggestivfragen

  • Dem Probanden wird eine bestimmte Antwort nahe gelegt
  • „Meinen Sie nicht auch, dass...?“
  • „Nicht wahr, Sie waren gestern im Kino?“
  • Jede diagnostische Frage hat ein suggestives Element
  • „Darf ich Sie bitten, mir etwas etwas über Ihre Familie zu erzählen?“
  • Die Dosis der Suggestion bestimmt den diagnostischen Nutzen der Frage
  • möglichst kleine Dosis wählen bzw. Suggestivfragen vermeiden

Interview

Vorschläge zur Formulierung von Fragen

  • Einfache Formulierungen wählen.
  • Kurze Sätze bilden.
  • Eindeutige Formulierung suchen. --> keine Doppelfrage, keine Doppelverneinung
  • Komplexe Sachverhalte in Einzelfragen zerlegen.
  • Umfangreiche Themen in Teilgebiete aufteilen.
  • An die Erfahrung des Probanden anknüpfen.

         --> uneingebettet: „Wie ist ihr Verhältnis zum Chef?“

         --> eingebettet: „Wie hat ihr Chef reagiert, als Sie das letzte Mal verspätet zur Arbeit kamen?“
 

Interview 

Durchführung eines Gesprächs 

Dem Befragten Vertrauen schenken

  • Vielfalt des Verhaltens des Befragten erschließt sich nur in vertrauensvoller Atmosphäre

Gespräch steuern

  • Der Befragte kann Sachverhalten verschleiern, Interpretationen geben statt Sachverhalte berichten, ablenken...
  • Gegenmaßnahme: Konkretisierung verlangen
  • „Können Sie mir X an einem Beispiel veranschaulichen?“

Gespräch gliedern

1. Eröffnung

  • Begrüßung, Themenangabe
  • Eisbrecherfragen
  • „Haben Sie den Weg hierher gut gefunden?“
  • „Wie sind Sie heute hierher gekommen?“
  • geplanten Gesprächsverlauf skizzieren

2. Hauptteil

  • Exploration
  • dem Befragten rasch das Wort geben (und lange belassen)
  • einzelne Abschnitte der Exploration getrennt behandeln
  • z.B. unterschiedliche Informationstiefe anstreben

Abschluss

  • Befragten ins normale Leben entlassen
  • „Möchten Sie Ihre Angaben noch ergänzen?“

Dem Befragten die angemessene Redezeit einräumen

  • Gefahr: der Befrager redet zu viel • Lösung: Trichtermethode
  • Befrager zunächst in voller Breite reden lassen, dann durch Nachfragen immer enger an das zentrale Thema heranführen

Gespräch auf relevante Themen zentrieren

  • bei Abschweifungen auf Thema zurückführen
  • Sensibilität für Schlüsselbemerkungen
  • Schlüsselbemerkungen aufgreifen und „bearbeiten“

nonverbale Signale beachten

  • Körperhaltung

verkrampft-entspannt

Blickkontakt meidend-suchend

  • Mimik, Gestik
  • Sprachmodulation

hastig-langsam

  • Wechsel von Körperhaltung und Sprachmodulation
  • nonverbale Signale drücken oft Emotionen aus
  • Deutung der nonverbalen Signale

zusammen mit Befragten „bearbeiten“ und deuten

„Ich habe den Eindruck, dass dieses Thema für Sie unangenehm ist. Ist es Ihnen recht, wenn wir jetzt einmal über diesen Punkt reden? Können Sie mir sagen, was Sie gerade bewegt?“


 

 

Interview 

Auswertung eines Gesprächs

  • bei standardisiertem Interview liegt Auswertung nach Kodierung bereits vor
  • bei halb- oder unstandardisiertem Interview muss Auswertung noch separat durchgeführt werden

Anspruch einer Auswertung

  • vollständige Wiedergabe der relevanten Teile eines Gesprächs
  • eindeutige Darstellung der Inhalte
  • thematische Zusammenfassungen von Aussagen

Ziele einer Auswertung

  • Gutachten: eindeutige und vollständige Wiedergabe der Inhalte
  • Beratung: Zusammenfassung der Inhalte ausreichend
  • Tonband oder Video ermöglicht detaillierte Wiedergabe

Wiedergabe des Originalgesprächs

  • vollständige Transkribierung des Gesprächs in der Praxis meist unnötig
  • Anwendungen

         --> Training in Gesprächsführung

         --> Demonstration von Originalszenen in Beratung

         --> Veranschaulichung der emotional-affektiven Tönung des Gesprächs

Zusammenfassung des Originalgesprächs

1. schematische Zusammenfassung

verbale Schemata

  • Checkliste von interessierenden Beobachtungseinheiten
  • „Kind spielt von sich aus mit anderen Kindern “
  • ja-nein

numerische Schemate

  • „Kinds spielt von sich aus mit anderen Kindern“
  • 1=sehr selten ... 5=sehr oft

2. thematische Zusammenfassung 

  • Voraussetzung: vollständige Aufzeichnung des Gesprächs
  • Schritt 1: Themenbereiche identifizieren
  • Schritt 2: Aussagen zu Themenbereichen zusammenstellen
  • Schritt 3: Verarbeitung zu einem fortlaufenden Text

 

 Interview 

Verzerrungstendenzen  bei Gesprächen

  • wie bei Verhaltensbeobachtung
  • unstandardisierte Frageformulierungen
  • Voreinstellungen bei Befrager oder Befragten
  • Dynamik eines Gesprächs
  • Nonverbale Äußerungen
  • Nicken, „hm“....

Interview 

Objektivität 

  • ein Gespräch ist eine Interaktion zwischen zwei Personen, die sich wechselseitig beeinflussen
  • „Objektivität“ als „Unabhängigkeit vom Diagnostiker“ lässt sich beim Gespräch nicht realisieren (Cannell & Kahn, 1968)
  • Durchführungsobjektivität

          --> unterschiedliche Fragen provozieren unterschiedliche Antworten

  • Auswertungsobjektivität

         --> eindeutige Formulierung der Auswertekategorien und Training der Auswerter ermöglicht hohe Objektivität

        --> K > .90 möglich (z.B. Wittchen et al., 1990)

  • Interpretationsobjektivität

        --> dito
 

Interview 

Reliabilität und Validität 

  • Es gelten ähnliche Aussagen wie bei der Beobachtung
  • Validität r=.3
  • Kriterien

          Zustimmung des Interviewten

          Zustimmung von Bekannten des Beurteilten

          Verhalten in einem standardisierten Test

 

Interview 

 Anwendung: Klinisch  Strukturiertes Interview

  • Klinische Diagnosen werden anhand der vorliegenen Symptome gestellt

         Art der Symptome

         Auftretenshäufigkeit der Symptome

  • verschiedene strukturierte Interviews

Interview 

SKID ( Strukturierte Klinische Interviews für DSM-IV )

  • Fragen nach Störungen gruppiert
  • Verzweigungsregeln verkürzen das Interview
  • Objektivität: Beurteilerübereinstimmung der Diagnosen

           SKID I: kappa > .70

           SKID II: je ein Drittel mit kappa <.70, .70<kappa>.80, kappa >.80

  • Reliabilität: Retestmethode mit zwei verschiedenen Beurteilern

           in Patientenstichprobe kappa durchschnittlich .61 (über alle Diagnosen)

  • Validität: schwierig zu beurteilen (strukturiertes Interview ist der Goldstandard und damit bestes Kriterium)
  • SKID I – Achse I-Störungen – Aufbau – Durchführung
  • SKID II – Achse II-Störungen

Interview 

SKID - Überblick 

  • Semistrukturiertes klinisches Interview

         – um Symptome, Syndrome und ausgewählte Diagnosen der Achsen I und II des DSM-IV abzuleiten

         - Kodierungsmöglichkeiten auch auf

  • Achse IV – Psychosoziale Beeinträchtigungen
  • Achse V  – Globale Beurteilung der  Leistungsfähigkeit

        - Durchschnittliche Durchführungsdauer 70 min

Interview 

 SKID I - Aufbau 

1) Instruktionen für den Interviewer

2) Patienteninformationsblatt

3) Explorationsleitfaden

4) Optional: Screeningfragen

5) Interview, alle Bereiche durchlaufend

6) Diagnosenkodierung

Interview

Aufbau- Interview 

  • Aufbau der Interviewsektionen
  • Kopfzeile (Sektion mit zugehörigem Buchstaben)
  • Sektionsweise alphanumerische Anordnung der Fragen, wichtig für Sprungbefehle
  • Dreispaltige Einteilung

          Links: Interviewfragen, Anweisung an Interviewer

          Mitte: zu beurteilende diagnostische Kriterien

         Rechts: Kodierung, Entscheidungsboxen, Sprungbefehle

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Interview 

Kodierung der Kriterien 

  • Jedes Kriterium enthält mindestens zwei der folgenden Kodierungen
  • ?  = Information ist unzureichend/zusätzliche Informationen sind notwendig
  • 1  = nicht vorhanden ODER falsch
  • 2  = unterschwellig vorhanden
  • 3  = vorhanden oder richtig
  • Kodierblatt ermöglicht Kodierung von

         – Diagnosen

         – Untertypen

         – Art und Schweregrad

         – Verlaufsform

         – Remissionskriterien

  • ICD-Nummer

Interview

SKID II

  • Zwölf Persönlichkeitsstörungen erfasst
  • Zunächst SKID-I-Interview einsetze

         – Abklärung der Psychopathologie auf Achse I

         - Erleichterte Anwendung des SKID-II

  • Anwendung des SKID-II-Fragebogens

         – Interpretation der Ergebnisse im Sinne einer ersten Orientierung

  • Durchführung des SKID-II-Interviews

         – Durchschnittliche Dauer 30 min  

Interview 

Interviews zur Eignungsdiagnostik
 

  • Auswahlgespräche bei Hochschulzulassung
  • im Hochschulrahmengesetz explizit vorgesehen
  • geringere prognostische Validität (Nauels & Klieme, 1994)
  • per Interview ausgewählten Studenten zeigen schlechtere Leistung in Zwischenprüfung als per Test oder per Test + Abinote ausgewählte Bewerber
  • Weiteres Problem: bei standardisierten Interviews werden die Fragen schnell bekannt

Interview 

Multimodales Einstellungsinterview (Schuler, 1992; Schuler & Moser, 1995)

  • gibt Leitlinien für den Aufbau des Bewerbungsgespräch
  • inhaltliche Ausgestaltung variiert je nach zu besetzender Stelle
  • Aufbau und Auswertung in 8 Schritten

1. Gesprächsbeginn

  • kurze, informelle Unterhaltung zur Schaffung einer freundlichen Atmosphäre
  • keine Auswertung

2. Selbstvorstellung des Bewerbers

  • in freier Form berichtet der Bewerber über seinen persönlichen und beruflichen Hintergrund
  • Interviewer kann Schwerpunkte setzen

         bisherige berufliche Erfahrungen

         Ausbildung

        Berufswahl

        berufsbezogene Erwartungen

  • Auswertung: 3-stufige Skalen für formale (z.B. Ausdruck) und inhaltliche (z.B. Einstellung zur Arbeit) Aspekte

3. Berufsinteressen und Berufswahl

  • standardisierte Fragen

         Berufswahl

        Berufsinteressen

        Organisations- bzw. Institutionswahl

       Bewerbung

  • Auswertung: 3-stufige verhaltensverankerte Skalen

4. Freies Gespräch

  • dient der Auflockerung
  • offene Fragen zu Selbstvorstellung oder Bewerbungsunterlagen
  • Auswertung: summarische Eindrucksbeurteilung

5. Biographiebezogene Fragen

  • aus Anforderungsanalysen abgeleitete Fragen
  • Auswertung: 3- oder 5-stufige verhaltensverankerte Skalen

6. Realistische Tätigkeitsinformationen

  • Informationen über Arbeitsalltag und Institution werden vermittelt

7. Situative Fragen

  • knappe Schilderung von erfolgskritischen Situationen auf crititical-incident-Basis entwickelt
  • „Was würden Sie tun?“
  • Auswertung: 5-stufige Skalen

8. Gesprächsabschluss

  • Bewerber erhält Gelegenheit, selber zu Fragen
  • Zusammenfassung; weitere Vereinbarungen

Interview 

Interviews zur Eignungsdiagnostik - Gütekriterien 

Objektivität

  • multimodales Einstellungsinterview: Beurteilerübereinstimmungen .71 bis .83 (Schuler, 1992)
  • Metaanalyse zu Einstellungsinterview (McDaniel et al., 1994)--> strukturiertes Interview: .84; unstrukturiertes Interview: .68

Kriteriums-Validität

  • verschiedene Metaanalysen (z.B. McDaniel et al., 1994)
  • je nach Kriterium Validitätskoeffizienten zwischen .32 und .51
  • bei standardisierten Interviews ist Validität höher als bei unstandardisierten Interviews
  • bei nur einem Interviewer ist Validität höher als bei mehreren Interviewern
  • bei verhaltensbeschreibenden Interviews (vergangenes Verhalten in realen Situationen) ist Validität höher als bei situativen Interviews (Verhalten in hypothetischen Situationen)

Konstruktvalidität

  • Beurteilungen in Einstellungsinterviews korrelieren mit...

        --> ... Intelligenz zu .28 bis .41

        --> ... soziale Fertigkeiten zu .46 bis .65

inkrementelle Validität

  • Kriterium: Berufserfolg

         --> Prädiktor: Intelligenz: .51

         --> Intelligenz + strukturiertes Interview: .63

  • Kriterium: Ausbildungserfolg

        --> Prädiktor: Intelligenz: .56

         --> Intelligenz + strukturiertes Interview: .59

Gutachten 

Definition

 

  • Ein Psychologisches Gutachten ist eine wissenschaftliche Leistung, die darin besteht, aufgrund wissenschaftlich anerkannter Theorien und Kriterien nach feststehenden Regeln der Gewinnung und Interpretation von Daten zu konkreten Fragestellungen Aussagen zu machen. Es handelt sich um die Antwort eines Experten, des Diplom-Psychologen, auf Fragen, zu denen er aufgrund seines Fachwissens, des aktuellen Forschungsstandes und seiner Erfahrung Stellung Ein solches Gutachten muss umfassen:
  • die Fragestellung,
  • die Untersuchungsverfahren,
  • die relevanten Daten,
  • deren Interpretation und
  • die Schlussfolgerungen des Gutachters.

Gutachten 

Felder 

  • Schule
  • Universität / Hochschule
  • Versicherungsträger
  • Gesundheitswesen
  • Öffentliche Verwaltung (z.B. Städteplanung, Namensänderungen)
  • Arbeitsamt
  • Verkehrsbehörden
  • Kreiswehrersatzamt
  • Gerichte
  • …. Weitere Organisationen (Unternehmen)

Gutachten 

Ethische Richtlinien der Föderation der Deutschen Psychologenvereinigungen (1998)

  • Sorgfaltspflicht: Allgemein gilt, dass die Erstellung und Verwendung von Gutachten und Untersuchungsberichten von Psychologen größtmögliche sachliche und wissenschaftliche Fundiertheit, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit erfordert. 
  • Transparenz: Gutachten und Untersuchungsberichte müssen für die Adressaten inhaltlich nachvollziehbar sein.
  • Einsichtnahme:

          a) Sind Auftraggeber und Begutachter nicht identisch, kann das Gutachten bzw. der Untersuchungsbericht nur mit Einwilligung des Auftraggebers den Begutachteten zugänglich gemacht werden.

          b) Psychologen sind gehalten, darauf einzuwirken, dass die Begutachteten ihr Gutachten bzw. den Untersuchungsbericht auf Wunsch einsehen können, sofern für sie kein gesundheitlicher Schaden zu befürchten ist.

         c) Falls der Auftrag eine Einsichtnahme von vornherein ausschließt, müssen die Begutachteten vorab davon in Kenntnis gesetzt werden.

  • Gefälligkeitsgutachten: Gefälligkeitsgutachten sind nicht zulässig, ebenso wenig die Abgabe von Gutachten, die Psychologen durch Dritte ohne eigene Mitwirkung erstellen lassen.
  • Stellungnahme zu Gutachten von Kollegen: Stellungnahmen zu Gutachten von Kollegen sind zulässig

Gutachten 

Diagnostischer Prozess

siehe Folien 

Gutachten 

Ablauf 

  • Planung

         – Fragestellung bestimmen und Annahmen ableiten --> Ist Herr X. arbeitsfähig, echte Unfähigkeit oder schauspielert er?

        – Anforderungsprofil der Untersuchung

            Z.B. Datenarten, Datenquellen auswählen --> Beobachtung, Interview, Gespräch, Testverfahren (IQ oder PK),…

       – Hypothesen erstellen

          Hypothesen bzgl. Daten, Ergebnissen --> Bestimmte Antworten im Gespräch, best. Muster von Ergebnissen in Tests          –Konkreter Untersuchungsplan

  • Durchführung der diagnostischen Untersuchung
  • Ergebnisdarstellung

          – Befund/Gutachten: Beantwortung der Hypothesen/Fragestellung --> Darin Vorschläge und Empfehlungen

Gutachten 

Aufbau 

  • Titelseite – Absender, Addressat, Auftraggeber, Überschrift, Begutachtete Person, Datum, Gutachter
  • Inhaltsverzeichnis und Zusammenfassung (fakultativ)
  • Untersuchungsanlass – Warum?
  • Fragestellung – Laut Auftrag
  • Vorgeschichte (ggfs) – Nicht selbst gesammelte Infos und deren Quelle
  • Psychologische Fragen/Hypothesen – Konkrete Hypothese zu Daten nach Inhaltsbereichen
  • Untersuchungsmethoden
  • Untersuchungsergebnisse
  • Befund – Integration der Einzelbefunde
  • Stellungnahme – Zur Fragestellung
  • Empfehlungen (ggfs)
  • Unterschrift
  • Literatur
  • Anhang (ggfs)

Gutachten 

Anforderungen an ein Gutachten nach Zuschlag (1992)

  • Ein Gutachten ist umfassend. Es soll alle für die Beantwortung der gestellten Frage(n) wesentlichen Details enthalten.
  • Es wird grundsätzlich schriftlich erstellt.
  • Das Gutachten soll für den Adressaten nachvollziehbar sein.
  • Die zugrunde gelegten Beurteilungsmaßstäbe hat der Gutachter anzugeben (Transparenz).
  • Sachverständiger nur für das Gebiet zuständig ist, für das er ausgebildet ist und Erfahrungen hat.
  • Darlegung der Aufgabe, des Verlaufs und die Bewertung des Ergebnisses
  • Abwägungsprozess eines Sachverständigen mit erforderlichen Kenntnissen anhand offengelegter Maßstäbe mit offengelegten Hilfsmitteln soll nachvollziehbar sein

 

Gutachten 

Häufige Fehler

Fehlerhafter Sprachgebrauch:

  • Nicht allgemeinverständlich
  • Alltags- statt Standardsprache
  • Kein indirekte Rede
  • Kein Konjunktiv
  • Wertende Sprache