Diagnostische Psychologie
Inhalte der Vorlesung
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Kartei Details
Karten | 273 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 21.07.2018 / 15.07.2024 |
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Ordinales Rasch-Modell
Ratingskalen-Modell
- Grundgedanke: Bei einer 4-fachen Likert-Rating-Skala interpretieren die Personen die Likert-Stufen bei jedem Item gleich
- Hier ist der absolute Abstand zwischen den Schwellen ist über jedes Items gleich!
- Aber: Der absolute Abstand zwischen den Schwellen innerhalb der Items muss nicht gleich groß sein!
- Natürlich können sich die Items bzw. Kateogorien trotzdem auf der Merkmalsdimension verschieben!
Ordinales Rasch-Modell
Äquidistanz-Modell
- Grundgedanke: Die Personen interpretieren die Stufen einer Likert-Skala so, dass immer der gleiche Abstand zwischen den Schwellen liegt
- Aber: Dieser Abstand kann von Item zu Item unterschiedlich groß sein
Ordinales Rasch-Modell
Dispersions-Modell
- Kombiniert Ratingskalen-Modell und Äquidistanz-Modell
- Es wird jeweils der Mittelwert der ersten, zweiten,…. Schwellendistanzen gebildet
- Jedes Item hat 2 Distanzen, deren Abstand nun mit dem Mittelwert beschrieben werden können
Ordinales Rasch-Modell
Latent-Class-Modelle
- Hiermit kann man die Daten nach Antwortmustern scannen und entsprechende Klassen erfassen.
- zB Personen, die niemals „lehne völlig ab“ ankreuzen
- zB Personen, die nur in den Extremen antworten --> alle Schwellen liegen sehr nah beinander
Interview
Definitionen
Gespräch ist das Mittel, mit welchem dem Partner „auf gleicher Augenhöhe“ begegnet wird
Anamnese
- gr. ana = hinauf, zurück; mimneskein = erinnern, mahnen, gedenken
- Medizin: Rückblick vor einer Behandlung
- Psychologie: Erfassung der Biographie
- gesamter Entwicklungsverlauf, nicht nur Symptomgeschichte
Katamnese
- gr. kata = hinab, zurück
- Rückblick nach einer Behandlung im Abstand von Monaten oder Jahren
Exploration
- lat. explorare = ausforschen, ermitteln, erkunden, untersuchen, prüfen, einer Sache auf den Grund gehen
- Gespräch zur Erkundung des subjektiven Lebensraum des Probanden
Interview
- manchmal ein eher sachbezogene Gespräch (vs. ein Personenbezogenes)
- oft keine klare Abgrenzung
- Tiefeninterview: besonders detailliertes Interview
- Gruppeninterview: Probanden werden zu einer Gruppendiskussion animiert > Beobachtung der Interaktionen
Interview
Klassifikation des Gesprächs nach Rolle des Befragers
weiches Interview
- Befrager schafft eine Atmosphäre der Offenheit und Wärme
- Mittel: empathische Anteilnahme
- Ziel: Befragter kann individuelles (auch peinliches) Erleben mitteilen
neutrales Interview
- Befrager reagiert zurückhaltend auf Äußerungen des Befragten
- Mittel: Haltung freundlichen Gewährenlassens
- Ziel: Kontrolle unerwünschter Einflüssen, hohe Vergleichbarkeit der Angaben
hartes interview
- Mittel: Überrumpelung, Einschüchterung, Provokation
- Ziel: Abwehr des Befragten durchbrechen
Interview
Klassifikation des Gesprächs nach Freiheitsgraden
1. standardisiertes Gespräch
- Formulierung und Reihenfolge der Fragen festgelegt
- Antwortklassen sind festgelegt
- Befragter darf nur Antworten geben, die sich in die vorgegebenen Antwortoptionen einordnen lassen
- Auswertung ist festgelegt
- sehr ähnlich zu Persönlichkeitsfragebogen
Vorteile
- Anwendung und Auswertung ist ökonomisch
- Informationen aus mehreren Interviews leicht vergleichbar
- Gütekriterien lassen sich leicht ermitteln
Nachteil
- subjektiver Lebensraum des Probanden kann unzureichend abgebildet werden
2. unstandardisiertes Gespräch
- Themen der Befragung meist festgelegt
- Formulierung und Reihenfolge der Fragen frei
- Antwortklassen sind frei
- Auswertung ist frei
Vorteile
- lebensnahe Gestaltung, berücksichtigt individuelle Biographie
- wichtige Themen können beliebig weiterverfolgt werden
- es könne individuelle Sprachregelungen eingeführt werden
Nachteile
- Vergleich mit anderen Probanden (-gruppen) erschwert
- wichtige Informationen können ausgelassen werden
3. halbstandardisiertes Gespräch
- Freiheit für individuelle Variationen
- vorgegebene Strukturen kanalisieren die Interaktion
- ein Teil der Fragen/Antwortkategorien können wörtlich vorformuliert werden
- ein Teil der Fragen/Antwortkategorien können frei formuliert werden
4. Interviewleitfäden
- für einige Anwendungsbereiche liegen halb- oder vollstandardisierte Leitfäden vor
- z.B. Diagnostischer Elternfragebogen (Dehmelt et al., 1981)
- Leitfäden lassen sich auch selbst konstruieren, z.B. durch Ausgliederung einzelner Themenbereiche aus Einstellungs- und Interessentests
Interview
Klassifikation von Fragetechniken nach Funktion
Kontakt- oder Einleitungsfragen
- Zielen zu Beginn eines Gesprächs auf tabufreie Themen
- Eisbrecherfunktion
Überleitungsfragen
- führen von einem Thema zum anderen
- z.B. Zusammenfassung des abzuschließenden Themas und Anschlag des nächsten Themas
- „Wir haben bisher über X gesprochen. Wir wenden uns einem verwandten Gebiet zu. ...“
Kontrollfragen
- z.B. bei Unklarheiten und Widersprüchen nachfragen
Interview
Klassifikation von Fragetechniken nach Format
geschlossene Fragen
- Antwortoptionen werden durch die Formulierung der Frage vorgegeben
- z.B. „Verbringen Sie ihre Freizeit mit Sport?“
offene Fragen
- Antwortform wird dem Probanden überlassen
- z.B. „Wie verbringen Sie ihre Freizeit?“
direkte Fragen
- benennen den Gegenstand, über den gesprochen werden soll
- z.B. „Darf ich Sie bitten, mir etwas über ihre Freunde zu erzählen?“
indirekte Frage
- benennen nur das Umfeld des Gegenstands, über den gesprochen werden soll
- z.B. „Wie haben Sie ihr Wochenende verbracht?“
Suggestivfragen
- Dem Probanden wird eine bestimmte Antwort nahe gelegt
- „Meinen Sie nicht auch, dass...?“
- „Nicht wahr, Sie waren gestern im Kino?“
- Jede diagnostische Frage hat ein suggestives Element
- „Darf ich Sie bitten, mir etwas etwas über Ihre Familie zu erzählen?“
- Die Dosis der Suggestion bestimmt den diagnostischen Nutzen der Frage
- möglichst kleine Dosis wählen bzw. Suggestivfragen vermeiden
Interview
Vorschläge zur Formulierung von Fragen
- Einfache Formulierungen wählen.
- Kurze Sätze bilden.
- Eindeutige Formulierung suchen. --> keine Doppelfrage, keine Doppelverneinung
- Komplexe Sachverhalte in Einzelfragen zerlegen.
- Umfangreiche Themen in Teilgebiete aufteilen.
- An die Erfahrung des Probanden anknüpfen.
--> uneingebettet: „Wie ist ihr Verhältnis zum Chef?“
--> eingebettet: „Wie hat ihr Chef reagiert, als Sie das letzte Mal verspätet zur Arbeit kamen?“
Interview
Durchführung eines Gesprächs
Dem Befragten Vertrauen schenken
- Vielfalt des Verhaltens des Befragten erschließt sich nur in vertrauensvoller Atmosphäre
Gespräch steuern
- Der Befragte kann Sachverhalten verschleiern, Interpretationen geben statt Sachverhalte berichten, ablenken...
- Gegenmaßnahme: Konkretisierung verlangen
- „Können Sie mir X an einem Beispiel veranschaulichen?“
Gespräch gliedern
1. Eröffnung
- Begrüßung, Themenangabe
- Eisbrecherfragen
- „Haben Sie den Weg hierher gut gefunden?“
- „Wie sind Sie heute hierher gekommen?“
- geplanten Gesprächsverlauf skizzieren
2. Hauptteil
- Exploration
- dem Befragten rasch das Wort geben (und lange belassen)
- einzelne Abschnitte der Exploration getrennt behandeln
- z.B. unterschiedliche Informationstiefe anstreben
Abschluss
- Befragten ins normale Leben entlassen
- „Möchten Sie Ihre Angaben noch ergänzen?“
Dem Befragten die angemessene Redezeit einräumen
- Gefahr: der Befrager redet zu viel • Lösung: Trichtermethode
- Befrager zunächst in voller Breite reden lassen, dann durch Nachfragen immer enger an das zentrale Thema heranführen
Gespräch auf relevante Themen zentrieren
- bei Abschweifungen auf Thema zurückführen
- Sensibilität für Schlüsselbemerkungen
- Schlüsselbemerkungen aufgreifen und „bearbeiten“
nonverbale Signale beachten
- Körperhaltung
verkrampft-entspannt
Blickkontakt meidend-suchend
- Mimik, Gestik
- Sprachmodulation
hastig-langsam
- Wechsel von Körperhaltung und Sprachmodulation
- nonverbale Signale drücken oft Emotionen aus
- Deutung der nonverbalen Signale
zusammen mit Befragten „bearbeiten“ und deuten
„Ich habe den Eindruck, dass dieses Thema für Sie unangenehm ist. Ist es Ihnen recht, wenn wir jetzt einmal über diesen Punkt reden? Können Sie mir sagen, was Sie gerade bewegt?“
Interview
Auswertung eines Gesprächs
- bei standardisiertem Interview liegt Auswertung nach Kodierung bereits vor
- bei halb- oder unstandardisiertem Interview muss Auswertung noch separat durchgeführt werden
Anspruch einer Auswertung
- vollständige Wiedergabe der relevanten Teile eines Gesprächs
- eindeutige Darstellung der Inhalte
- thematische Zusammenfassungen von Aussagen
Ziele einer Auswertung
- Gutachten: eindeutige und vollständige Wiedergabe der Inhalte
- Beratung: Zusammenfassung der Inhalte ausreichend
- Tonband oder Video ermöglicht detaillierte Wiedergabe
Wiedergabe des Originalgesprächs
- vollständige Transkribierung des Gesprächs in der Praxis meist unnötig
- Anwendungen
--> Training in Gesprächsführung
--> Demonstration von Originalszenen in Beratung
--> Veranschaulichung der emotional-affektiven Tönung des Gesprächs
Zusammenfassung des Originalgesprächs
1. schematische Zusammenfassung
verbale Schemata
- Checkliste von interessierenden Beobachtungseinheiten
- „Kind spielt von sich aus mit anderen Kindern “
- ja-nein
numerische Schemate
- „Kinds spielt von sich aus mit anderen Kindern“
- 1=sehr selten ... 5=sehr oft
2. thematische Zusammenfassung
- Voraussetzung: vollständige Aufzeichnung des Gesprächs
- Schritt 1: Themenbereiche identifizieren
- Schritt 2: Aussagen zu Themenbereichen zusammenstellen
- Schritt 3: Verarbeitung zu einem fortlaufenden Text
Interview
Verzerrungstendenzen bei Gesprächen
- wie bei Verhaltensbeobachtung
- unstandardisierte Frageformulierungen
- Voreinstellungen bei Befrager oder Befragten
- Dynamik eines Gesprächs
- Nonverbale Äußerungen
- Nicken, „hm“....
Interview
Objektivität
- ein Gespräch ist eine Interaktion zwischen zwei Personen, die sich wechselseitig beeinflussen
- „Objektivität“ als „Unabhängigkeit vom Diagnostiker“ lässt sich beim Gespräch nicht realisieren (Cannell & Kahn, 1968)
- Durchführungsobjektivität
--> unterschiedliche Fragen provozieren unterschiedliche Antworten
- Auswertungsobjektivität
--> eindeutige Formulierung der Auswertekategorien und Training der Auswerter ermöglicht hohe Objektivität
--> K > .90 möglich (z.B. Wittchen et al., 1990)
- Interpretationsobjektivität
--> dito
Interview
Reliabilität und Validität
- Es gelten ähnliche Aussagen wie bei der Beobachtung
- Validität r=.3
- Kriterien
Zustimmung des Interviewten
Zustimmung von Bekannten des Beurteilten
Verhalten in einem standardisierten Test
Interview
Anwendung: Klinisch Strukturiertes Interview
- Klinische Diagnosen werden anhand der vorliegenen Symptome gestellt
Art der Symptome
Auftretenshäufigkeit der Symptome
- verschiedene strukturierte Interviews
Interview
SKID ( Strukturierte Klinische Interviews für DSM-IV )
- Fragen nach Störungen gruppiert
- Verzweigungsregeln verkürzen das Interview
- Objektivität: Beurteilerübereinstimmung der Diagnosen
SKID I: kappa > .70
SKID II: je ein Drittel mit kappa <.70, .70<kappa>.80, kappa >.80
- Reliabilität: Retestmethode mit zwei verschiedenen Beurteilern
in Patientenstichprobe kappa durchschnittlich .61 (über alle Diagnosen)
- Validität: schwierig zu beurteilen (strukturiertes Interview ist der Goldstandard und damit bestes Kriterium)
- SKID I – Achse I-Störungen – Aufbau – Durchführung
- SKID II – Achse II-Störungen
Interview
SKID - Überblick
- Semistrukturiertes klinisches Interview
– um Symptome, Syndrome und ausgewählte Diagnosen der Achsen I und II des DSM-IV abzuleiten
- Kodierungsmöglichkeiten auch auf
- Achse IV – Psychosoziale Beeinträchtigungen
- Achse V – Globale Beurteilung der Leistungsfähigkeit
- Durchschnittliche Durchführungsdauer 70 min
Interview
SKID I - Aufbau
1) Instruktionen für den Interviewer
2) Patienteninformationsblatt
3) Explorationsleitfaden
4) Optional: Screeningfragen
5) Interview, alle Bereiche durchlaufend
6) Diagnosenkodierung
Interview
Aufbau- Interview
- Aufbau der Interviewsektionen
- Kopfzeile (Sektion mit zugehörigem Buchstaben)
- Sektionsweise alphanumerische Anordnung der Fragen, wichtig für Sprungbefehle
- Dreispaltige Einteilung
Links: Interviewfragen, Anweisung an Interviewer
Mitte: zu beurteilende diagnostische Kriterien
Rechts: Kodierung, Entscheidungsboxen, Sprungbefehle
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Interview
Kodierung der Kriterien
- Jedes Kriterium enthält mindestens zwei der folgenden Kodierungen
- ? = Information ist unzureichend/zusätzliche Informationen sind notwendig
- 1 = nicht vorhanden ODER falsch
- 2 = unterschwellig vorhanden
- 3 = vorhanden oder richtig
- Kodierblatt ermöglicht Kodierung von
– Diagnosen
– Untertypen
– Art und Schweregrad
– Verlaufsform
– Remissionskriterien
- ICD-Nummer
Interview
SKID II
- Zwölf Persönlichkeitsstörungen erfasst
- Zunächst SKID-I-Interview einsetze
– Abklärung der Psychopathologie auf Achse I
- Erleichterte Anwendung des SKID-II
- Anwendung des SKID-II-Fragebogens
– Interpretation der Ergebnisse im Sinne einer ersten Orientierung
- Durchführung des SKID-II-Interviews
– Durchschnittliche Dauer 30 min
Interview
Interviews zur Eignungsdiagnostik
- Auswahlgespräche bei Hochschulzulassung
- im Hochschulrahmengesetz explizit vorgesehen
- geringere prognostische Validität (Nauels & Klieme, 1994)
- per Interview ausgewählten Studenten zeigen schlechtere Leistung in Zwischenprüfung als per Test oder per Test + Abinote ausgewählte Bewerber
- Weiteres Problem: bei standardisierten Interviews werden die Fragen schnell bekannt
Interview
Multimodales Einstellungsinterview (Schuler, 1992; Schuler & Moser, 1995)
- gibt Leitlinien für den Aufbau des Bewerbungsgespräch
- inhaltliche Ausgestaltung variiert je nach zu besetzender Stelle
- Aufbau und Auswertung in 8 Schritten
1. Gesprächsbeginn
- kurze, informelle Unterhaltung zur Schaffung einer freundlichen Atmosphäre
- keine Auswertung
2. Selbstvorstellung des Bewerbers
- in freier Form berichtet der Bewerber über seinen persönlichen und beruflichen Hintergrund
- Interviewer kann Schwerpunkte setzen
bisherige berufliche Erfahrungen
Ausbildung
Berufswahl
berufsbezogene Erwartungen
- Auswertung: 3-stufige Skalen für formale (z.B. Ausdruck) und inhaltliche (z.B. Einstellung zur Arbeit) Aspekte
3. Berufsinteressen und Berufswahl
- standardisierte Fragen
Berufswahl
Berufsinteressen
Organisations- bzw. Institutionswahl
Bewerbung
- Auswertung: 3-stufige verhaltensverankerte Skalen
4. Freies Gespräch
- dient der Auflockerung
- offene Fragen zu Selbstvorstellung oder Bewerbungsunterlagen
- Auswertung: summarische Eindrucksbeurteilung
5. Biographiebezogene Fragen
- aus Anforderungsanalysen abgeleitete Fragen
- Auswertung: 3- oder 5-stufige verhaltensverankerte Skalen
6. Realistische Tätigkeitsinformationen
- Informationen über Arbeitsalltag und Institution werden vermittelt
7. Situative Fragen
- knappe Schilderung von erfolgskritischen Situationen auf crititical-incident-Basis entwickelt
- „Was würden Sie tun?“
- Auswertung: 5-stufige Skalen
8. Gesprächsabschluss
- Bewerber erhält Gelegenheit, selber zu Fragen
- Zusammenfassung; weitere Vereinbarungen
Interview
Interviews zur Eignungsdiagnostik - Gütekriterien
Objektivität
- multimodales Einstellungsinterview: Beurteilerübereinstimmungen .71 bis .83 (Schuler, 1992)
- Metaanalyse zu Einstellungsinterview (McDaniel et al., 1994)--> strukturiertes Interview: .84; unstrukturiertes Interview: .68
Kriteriums-Validität
- verschiedene Metaanalysen (z.B. McDaniel et al., 1994)
- je nach Kriterium Validitätskoeffizienten zwischen .32 und .51
- bei standardisierten Interviews ist Validität höher als bei unstandardisierten Interviews
- bei nur einem Interviewer ist Validität höher als bei mehreren Interviewern
- bei verhaltensbeschreibenden Interviews (vergangenes Verhalten in realen Situationen) ist Validität höher als bei situativen Interviews (Verhalten in hypothetischen Situationen)
Konstruktvalidität
- Beurteilungen in Einstellungsinterviews korrelieren mit...
--> ... Intelligenz zu .28 bis .41
--> ... soziale Fertigkeiten zu .46 bis .65
inkrementelle Validität
- Kriterium: Berufserfolg
--> Prädiktor: Intelligenz: .51
--> Intelligenz + strukturiertes Interview: .63
- Kriterium: Ausbildungserfolg
--> Prädiktor: Intelligenz: .56
--> Intelligenz + strukturiertes Interview: .59
Gutachten
Definition
- Ein Psychologisches Gutachten ist eine wissenschaftliche Leistung, die darin besteht, aufgrund wissenschaftlich anerkannter Theorien und Kriterien nach feststehenden Regeln der Gewinnung und Interpretation von Daten zu konkreten Fragestellungen Aussagen zu machen. Es handelt sich um die Antwort eines Experten, des Diplom-Psychologen, auf Fragen, zu denen er aufgrund seines Fachwissens, des aktuellen Forschungsstandes und seiner Erfahrung Stellung Ein solches Gutachten muss umfassen:
- die Fragestellung,
- die Untersuchungsverfahren,
- die relevanten Daten,
- deren Interpretation und
- die Schlussfolgerungen des Gutachters.
Gutachten
Felder
- Schule
- Universität / Hochschule
- Versicherungsträger
- Gesundheitswesen
- Öffentliche Verwaltung (z.B. Städteplanung, Namensänderungen)
- Arbeitsamt
- Verkehrsbehörden
- Kreiswehrersatzamt
- Gerichte
- …. Weitere Organisationen (Unternehmen)
Gutachten
Ethische Richtlinien der Föderation der Deutschen Psychologenvereinigungen (1998)
- Sorgfaltspflicht: Allgemein gilt, dass die Erstellung und Verwendung von Gutachten und Untersuchungsberichten von Psychologen größtmögliche sachliche und wissenschaftliche Fundiertheit, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit erfordert.
- Transparenz: Gutachten und Untersuchungsberichte müssen für die Adressaten inhaltlich nachvollziehbar sein.
- Einsichtnahme:
a) Sind Auftraggeber und Begutachter nicht identisch, kann das Gutachten bzw. der Untersuchungsbericht nur mit Einwilligung des Auftraggebers den Begutachteten zugänglich gemacht werden.
b) Psychologen sind gehalten, darauf einzuwirken, dass die Begutachteten ihr Gutachten bzw. den Untersuchungsbericht auf Wunsch einsehen können, sofern für sie kein gesundheitlicher Schaden zu befürchten ist.
c) Falls der Auftrag eine Einsichtnahme von vornherein ausschließt, müssen die Begutachteten vorab davon in Kenntnis gesetzt werden.
- Gefälligkeitsgutachten: Gefälligkeitsgutachten sind nicht zulässig, ebenso wenig die Abgabe von Gutachten, die Psychologen durch Dritte ohne eigene Mitwirkung erstellen lassen.
- Stellungnahme zu Gutachten von Kollegen: Stellungnahmen zu Gutachten von Kollegen sind zulässig
Gutachten
Diagnostischer Prozess
siehe Folien
Gutachten
Ablauf
- Planung
– Fragestellung bestimmen und Annahmen ableiten --> Ist Herr X. arbeitsfähig, echte Unfähigkeit oder schauspielert er?
– Anforderungsprofil der Untersuchung
Z.B. Datenarten, Datenquellen auswählen --> Beobachtung, Interview, Gespräch, Testverfahren (IQ oder PK),…
– Hypothesen erstellen
Hypothesen bzgl. Daten, Ergebnissen --> Bestimmte Antworten im Gespräch, best. Muster von Ergebnissen in Tests –Konkreter Untersuchungsplan
- Durchführung der diagnostischen Untersuchung
- Ergebnisdarstellung
– Befund/Gutachten: Beantwortung der Hypothesen/Fragestellung --> Darin Vorschläge und Empfehlungen
Gutachten
Aufbau
- Titelseite – Absender, Addressat, Auftraggeber, Überschrift, Begutachtete Person, Datum, Gutachter
- Inhaltsverzeichnis und Zusammenfassung (fakultativ)
- Untersuchungsanlass – Warum?
- Fragestellung – Laut Auftrag
- Vorgeschichte (ggfs) – Nicht selbst gesammelte Infos und deren Quelle
- Psychologische Fragen/Hypothesen – Konkrete Hypothese zu Daten nach Inhaltsbereichen
- Untersuchungsmethoden
- Untersuchungsergebnisse
- Befund – Integration der Einzelbefunde
- Stellungnahme – Zur Fragestellung
- Empfehlungen (ggfs)
- Unterschrift
- Literatur
- Anhang (ggfs)
Gutachten
Anforderungen an ein Gutachten nach Zuschlag (1992)
- Ein Gutachten ist umfassend. Es soll alle für die Beantwortung der gestellten Frage(n) wesentlichen Details enthalten.
- Es wird grundsätzlich schriftlich erstellt.
- Das Gutachten soll für den Adressaten nachvollziehbar sein.
- Die zugrunde gelegten Beurteilungsmaßstäbe hat der Gutachter anzugeben (Transparenz).
- Sachverständiger nur für das Gebiet zuständig ist, für das er ausgebildet ist und Erfahrungen hat.
- Darlegung der Aufgabe, des Verlaufs und die Bewertung des Ergebnisses
- Abwägungsprozess eines Sachverständigen mit erforderlichen Kenntnissen anhand offengelegter Maßstäbe mit offengelegten Hilfsmitteln soll nachvollziehbar sein
Gutachten
Häufige Fehler
Fehlerhafter Sprachgebrauch:
- Nicht allgemeinverständlich
- Alltags- statt Standardsprache
- Kein indirekte Rede
- Kein Konjunktiv
- Wertende Sprache