6. Studie 3464

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)


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Flashcards 14
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 08.06.2018 / 20.08.2019
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Was sind Probleme bei der Erfassung von Bindung im Alter?

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

  • Instrumente fragen wie man sich generell in romantischen Beziehungen verhält -> entweder hatten sie nur einen Partner oder können sich nicht mehr erinnern
  • Instrumente fragen nur explizites Wissen ab, keine impliziten Einstellungen
  • Einsamkeit & soz. Isolation -> schwerwiegender kogn. Abbau 
  • Cacioppo & Hawkley (2009): Hypothese: soz. Isolation -> Gehirn in ständiger Alarmbereitschaft  & kogn. Ressourcen verbraucht -> schnellerer Abbau 

Wie viele Teilnehmer nahmen an der Studie teil?

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

N = 81

heterosexuelle, westliche Paare

Alter: M = 80,8 Jahre

Wie erfolgten die Erhebungen?

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

Erhebung 1 (2003-2006):

  • Bindung: Current Relationship Interview (CRI): halbstrukturiertes Interview, zuhause durchgeführt
  • Ehezufriedenheit: Short Marital Adjustement Test
  • Depressive Symptome: Center for Epidemiological Studies Depression Scale (CES-D)
  • Stimmung: über 8 Tage, telefonisch erfasst
  • Häufigkeit von Ehestreits: über 8 Tage, telefonisch erfasst

Erhebung 2 (2,5 Jahre später, 2007-2009):

  • Positiver/ negativer Affekt: Positive & Negative Affect Schedule (PANAS)
  • Depressive Symptome: Geriatric Depression Scale (GDS)
  • Lebenszufriedenheit: Satisfaction with Life Scale (SWLS)
  • Gedächtnis: Free & Cued Selective Reminding Test (FCSRT)
  • exekutive Funktionen: 
    • Trail Making Test Teil B
    • Controlled Oral Word Association (F-A-S) Test
    • Category Generation (CAT) Test

Wie sind die Ergebnisse der Studie?

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

Bindungsstruktur im höheren Alter: Faktorenanalyse zeigt eine einfaktorielle Struktur mit Bindungssicherheit als Faktor (klärt 69% der Varianz auf)

Bindungssicherheit & psychosoz. Funktionen:

  • T1: höhere Bindungssicherheit: mehr Ehezufriedenheit, bessere Stimmung, weniger Ehestreits, weniger depr. Symptome (nur Männer)
  • T2: höhere Bindungssicherheit: weniger neg. Affekt, weniger depr. Symptome, mehr Lebenszufriedenheit, bessere Gedächtnisfunktionen (nur Frauen)

Bindungssicherheit als Stresspuffer bei Frauen:

  • sichere Bindung: Häufigkeit von Ehekonflikten keinen Einfluss auf Gedächtnisfunktionen 2.5 Jahre später
  • weniger sicher gebunden: häufigere Ehekonflikte im Zsmh. mit schlechteren Gedächtnisleistungen 

Welche Gründe gibt es für das Verschwinden von ängstlicher Bindung im Alter?

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

  • Resignation oder mehr Akzeptanz in Bezug auf unerfüllte Wünsche 
  • Salienz vom Tod -> Beziehungen anders bewertet und gelebt -> mehr Verbindung und Hinwendung zum Partner und zur Religion

In der Studie kommt ein verhältnismäßig aufwändiges Design zum Einsatz. Welche Stärken und Schwächen im Vorgehen können Sie identifizieren?

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

Schwächen:

  • einfaktorielles Bindunsmodell: könnte zurückzuführen sein auf semi-strukturiertes Interview und Kategorisierungs- und Bewertungssystem der Interviewaussagen nicht akkurat erfasst?
  • fehlende Werte speziell für T2: besonders bei Frauen
  • unterschiedliche Messmethoden zu T1 und T2 (z.B. CES-D und dann GDS für Depressionen)
  • kogn. Funktionen & einige affektive Variablen nur zu t2 erhoben -> keine kausalen Schlüsse möglich

Stärken:

  • Methodentriangulation: verschiedene Messinstrumente kombiniert
  • Erhöhung der Reliabilität & Genauigkeit durch Sammeln von täglichen Beziehungsereignissen an 8 Tagen
  • Bindungssicherheit durch Interviewtranskripte, Ehezufriedenheit durch Selbstberichte erfasst -> hohe Korrelation
  • Maß für Gedächtnisfunktionen mit hoher Sensitivität 
  • Untersuchung des Wohlbefindens & Zsmh. mit Bindungssicherheit nicht nur zu t1 sondern auch t2
  • Erfassung der Bindung mit dem CRI: sowohl explizite als auch implizite Informationen 

Was ist mit dem Begriff der narrativen Kohärenz gemeint?

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

reflektiert die Fähigkeit einer Person, eine ganzheitliche (integrated), glaubhafte und konsistente Beschreibung abzugeben - hier in Bezug auf die eigenen bindungsbezogenen Verhaltensweisen und deren Bedeutung - sowie die des Partners 

Weshalb erlaubt die Betrachtung der narrativen Kohärenz Rückschlüsse auf implizite Aspekte (bspw. in Abgrenzung zur Selbstauskunft im Fragebogenformat)?

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

  • anders als in Fragebögen erlaubt der CRI freie, wenn auch strukturierte Wortäußerungen, in denen das subjektive Erleben der Partnerschaft, in eigenen Worten und Beispielen beschrieben werden
  • Es ist anzunehmen, dass in diesen Äußerungen auch nicht bewusst zugängliche Aspekte der mentalen Modelle zum Ausdruck kommen. Insbesondere Brücke der Kohärenz - der Partner wird zum Bsp. einerseits als liebevoll beschrieben, andererseits als distanziert - kommen implizite Aspekte zum Ausdruck 

Bewerten Sie die Ergebnisse in Hinblick auf die Hypothesen. 

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

Hypothese 1:

  • Bindungssicherheit pos. verbunden mit dem psychosoz. & kogn. "Funktionieren" der untersuchten älteren Paare
  • weist auf einen Zsmh. hin: Bindungssicherheit zu t1 -> Wohlbefinden zu t2 voraus 

Hypothese 2:

  • unsichere Bindung an der Partner erschwert es dem normalen Stress im Leben zu trotzen

Hypothese 3:

  • negative Folgen von ehelichen Uneinigkeiten können sich bei unsicheren Bindungen vergrößern und Gedächtnis beeinflussen 

Bei Frauen sign. Interaktion zwischen Bindungssicherheit und Häufigkeit von ehelichen Uneinigkeiten, die Gedächtnisleistung voraussagen 

-> Erklärungen: Beziehungsunsicherheit ist wie Einsamkeit ein chronischer Stressor, der eine Verringerung kogn. Fähigkeiten bewirkt. 

kein Effekt auf exekutive Funktionen 

 

Im höheren Alter nimmt laut den Autoren die Sorge bzgl. der Verfügbarkeit von Bindungspersonen zu. Wie wird dies begründet? 

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

  • Abhängigkeit von der Familie wächst -> da sich Ältere aus sonstigen alltäglichen sozialen Netzwerk zurückziehen
  • mit dem Alter wächst gleichzeitig die Angst vor phys. & kogn. Einschränkungen & vor dem Verlust anderer Menschen sowie den eigenen Tod 
  • Zsmh. zwischen Bindungssicherheit & Wohlbefinden besonders bedeutungsvoll da das Bindungssystem besonders empfindlich auf die Wahrnehmung von Stressoren auf zwischenmenschlicher Ebene reagiert 

Fragebögen zur Erhebung der Bindungsqualität sind typischerweise für Personen im jüngeren und mittleren Alter konzipiert. Lasse Sie sich ohne weiteres auch im höheren Alter anwenden? Was sollte dabei beachtet werden?

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

  • Fragebögen zur Bindung fragen danach wie man generell in Liebesbeziehungen ist - viele hatten jedoch gar keine anderen Beziehungen in ihrem Leben oder können sich nicht mehr erinnern
  • faktorielle Struktur verändert - Vermeidung keine distinkte Dimension mehr 

Mit welchen intra- und interpsychischen Faktoren sind die mentalen Modelle romantischer Beziehungen im jungen Alter verbunden? 

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

  • intrapersonell: weniger sichere Bindungen mit neg. Gefühlen, größerer Einsamkeit und weniger Lebenszufriedenheit verbunden
  • interpersonell: unsichere Bindungen mit weniger Zufriedenheit in der Ehe, weniger adaptiven Reaktione bei Ehekonflikten verbunden

 

Soziale Isolation und Einsamkeit scheinen mit einer früher auftretenden und schwerer ausgeprägten Abnahme der kogn. Leistungsfähigkiet einherzugehen. Wie wird dies inhaltlich erklärt ?

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

  • sie sind chronische Stressoren
  • erhöhte Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse -> erhöhte Entzündungswerte im Gehirn
  • reduzierte kogn. Strukturen, wenn man nicht sozial engagiert ist
  • soz. Isolation und Einsamkeit zu chron. Wahrnehmung von Bedrohungen führen, die zu erhöhten kogn. Anforderungen führen und Ressourcen für kreative Adaption reduzieren

Weshalb kann es sinnvoll sein, sowohl explizite als auch implizite Informationen zur Bindungsrepräsentanz zu erheben?

Studie "Security of attachment to spouses in late life: concurrent and prospective links with cognitive and emotional well-being" (Waldinger, Cohen, Schulz & Crowell, 2015)

  • um narrative Kohärenz zu bewerten und ggf. bessere Hinweise auf z.B. Bindungsstile zu bekommen als alleine durch explizite Infos 
  • wertvolle Zusatzinfos gesammelt werden