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Set of flashcards Details

Flashcards 62
Students 28
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 24.04.2018 / 14.02.2022
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https://card2brain.ch/box/20180424_afc_ausgewaehlte_methoden_der_community_psychology
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Qualitative Methoden

Teilnehmende Beobachtung

Qualitative Interviews

Fokusgruppen

Fallstudien

Quantitative Methoden

Quantitative Beschreibung

Feldexperimentelle Methoden

Quasiexperimente

Zeitreihenanalysen und Messwiederholungsdesigns

Teilnehmende Beobachtung

  • Psychologe wird zu Communitymitglied   

+ kontextbezogenes Verständnis d. Community

+ Datenreichtum

- eingeschränkte Generalisierbarkeit

- Reaktivität

- Insider-Outsider-Konflikte

- mangelnde Standardisierung

- Beobachtereffekte

- keine Kausalschlüsse möglich

Qualitative Interviews

  • Offene Fragen, um d. subjektiven Sichtweisen u. Erfahrungen in
    d. Worten d. Befragten kennenzulernen
  • Intensive Studien v. kleineren Gruppen

+ kontextbezogenes Verständnis der Community

+ Datenreichtum

+ flexible Modifikationsmöglichkeit

+ standardisierter als teilnehmende Beobachtung

- eingeschränkte Generalisierbarkeit

- Reaktivität

- Insider-Outsider-Konflikte

- mangelnde Standardisierung im Vergleich zu quantitativen Methoden

- Interviewereffekte

- keine Kausalschlüsse möglich

Fokusgruppen

  • Qualitatives Interview mit einer Gruppe, um d. sozial geteilten Sichtweisen und Erfahrungen in d. Worten d. Befragten kennenzulernen

+ kontextbezogenes Verständnis d. Community

+ Datenreichtum

+ flexible Modifikationsmöglichkeit

+ standardisierter als teilnehmende Beobachtung

+ insbesondere geeignet um kulturelle Kontexte zu explorieren

- eingeschränkte Generalisierbarkeit

- Reaktivität

- mangelnde Standardisierung im Vergleich zu quantitativen Methoden

- Interviewereffekte

- weniger tiefes Verständnis v. Individuen

- keine Kausalschlüsse möglich

Fallstudien

  • Studie eines Individuums, einer Organisation oder einer Community im Zeitverlauf

+ Verständnis von Veränderungsprozessen

+ Datenreichtum

+ tiefes Verständnis

- eingeschränkte Generalisierbarkeit

- Reaktivität

- mangelnde Standardisierung im Vergleich zu quantitativen Methoden

- Interviewereffekte

- Einschränkungen v. Dokumenten- o. Archivdaten

- keine Kausalschlüsse möglich

Quantitative Beschreibung

  • Quantitative Messung u. statistische Analysen standardisierter Daten aus größeren Stichproben ohne experimentelle Variationen

+ systematische Analyse v. Zusammenhängen

+ Modellierungsmöglichkeit v. statistischen Modellen

+ Generalisierbarkeit

- Basiert auf Vorwissen

- Vernachlässigung v- kontextspezifischen Faktoren

- Einschränkungen bei kausalen Schlussfolgerungen

Feldexperimente

  • Erfüllt Kriterien eines echten Experiments

+ systematische Analyse v. Kausaleffekten v. Treatments u. Interventionen

+ im Idealfall hohe interne u. externe Validität

- Ethische Grenzen

- forschungspraktische Einschränkungen bei d. Realisierung, die u.a. die Konstruktvalidität betreffen können

Quasiexperimente

  • Ähnlich wie Feldexperimente allerdings ohne Möglichkeit der randomisierten Zuteilung v. Teilnehmern

+ systematische Analyse v. Zusammenhängen

+ partielle Kontrolle v. Störvariablen

- eingeschränkte Generalisierbarkeit u. interne Validität, da konfundierende Prozesse nicht ausgeschlossen werden können

Zeitreihenanalysen und Messwiederholungsdesigns

  • Wiederholte Datenerhebung in einem oder mehreren Settings

+ systematische Analyse von Veränderungen und deren Ursachen

- konfundierende Prozesse können nicht ausgeschlossen werden

- hohe Anforderungen an Versuchsplanung

- Stichprobenausfälle über die Zeit

Bürgerbeteiligung:
  

Jegliche Form der Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern in organisierte Aktivitäten, die darauf ausgerichtet sind, Probleme der Community durch kollektives und kooperatives Handeln zu lösen.

Ausgewählte Methoden 

  • Aktionen
  • Aktivierende Befragung
  • Exkursion
  • Kooperativer Workshop
  • Runder Tisch
  • Zukunftswerkstatt

Kooperativer Workshop

Intensive Auseinandersetzung mit einer umschriebenen  Aufgabe oder Herausforderung unter Beteiligung eines möglichst breiten Spektrums der Akteure, die betroffen bzw. an der Umsetzung von Gestaltungsmaßnahmen beteiligt sind (Bewohner eines Quartiers, Verwaltung, Politiker, Geschäftsleute). Workshops dienen:

  • der kooperativen Ideenfindung
  • der Transparenz von Prozessen,
  • der Herstellung sozialer Beziehungen,
  • dem Aufbau von Vertrauens durch Kooperation,
  • dem Abbau von Vorbehalten,
  • dem individuellen und kollektiven Empowerment,

Zu beachten: begrenzte Teilnehmerzahl (Multiplikatoren, Schlüsselpersonen)

Aktivierende Befragung

Eine spezielle Form des Interviews, mit der sowohl Informationen gewonnen als auch Aktivitäten gefordert werden sollen. Besonders dort, wo zunächst aus der Perspektive der Community-Mitglieder keine eigenen Handlungsmöglichkeiten erkannt werden, können aktivierende Befragungen Anregungen geben. Die Aktivierende Befragung kann damit eine Grundlage für weitere Beteiligung schaffen.

Kurzer Gesprächsleitfaden, mit aktivierenden Fragen zu folgenden Aspekten:

  • Problemsicht („Wie schätzen Sie die Situation persönlich ein?“)
  • Perspektiven („Wenn Sie die Möglichkeit hätten, was…?“)
  • Beteiligungsbereitschaft („Könnten Sie sich vorstellen, an Aktionen mitzuwirken, die..?)

Zu beachten: Transparenz (des Verfahrens insgesamt, der Rolle des Fragenden etc.

Zukunftswerkstatt

In der Zukunftswerkstatt versuchen Beteiligte gemeinsam, erstrebenswerte, mögliche aber ggf. auch vorläufig unmögliche Zukunftsvorstellungen zu entwerfen und diese im Hinblick auf ihre Realisierbarkeit zu überprüfen.

Charakteristisch ist der Ablauf in drei Phasen:

  • Kritik / Bestandsaufnahme
  • Phantasie / Utopien- und Ideensuche
  • Verwirklichung / Entwicklung realisierbarer Lösungen

Zu beachten: Methodische Begleitung, statt themengeleitete Moderation

Runder Tisch

Gemeinsame Beratung aller, die von einem Problem, einer Maßnahme etc. betroffen sind bzw. die über Ressourcen für die „Bewältigung“ verfügen. Ziel ist es einen Dialog über Sachprobleme zuführen und konsensorientiert nach Lösungen zu suchen. Allgemeine Prinzipien:

  • Gleichberechtigung aller Teilnehmer,
  • Dauerhaftigkeit,
  • Regeln,
  • Teilnehmer müssen in den Gruppen oder Organisationen, die sie vertreten Gewicht haben

 

Zu beachten: Koaliationsaufbau, Öffentlichkeitsarbeit

Aktionen

Als Ergänzung zu diskursiven Formen der Beteiligung können konkrete Aktionen durchgeführt werden. Bei diesen wird temporär oder auf Dauer etwas von dem umgesetzt, worüber diskutiert wird. Aktionen können vielen Zwecken dienen:

  • Aufbau von Vertrauen,
  • Steigerung der kollektiver Wirksamkeit,
  • Angebot alternativer Kommunikationsformen,
  • Pilotprojekt.

Zu beachten: Kooperationsprozesse, Antizipation von Fehlschlägen

Checkliste für die erfolgreiche Moderation 

  • Vorbereitungsphase
  • Eingangsphase
  • Produktionsphase
  • Ergebnisphase
  • Abschluss

Vorbereitungsphase

  • Ziele
  • Zielgruppe
  • Einladung
  • Veranstaltungsort
  • Veranstaltungszeitpunkt
  • Veranstaltungsdauer
  • Raumgröße und technische Ausstattung
  • Sitzordnung (z.B. Frontal, U-Form, Gruppentische im Plenum, Kreis ohne Tisch)

Eingangsphase

  • Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
  • Eigene Vorstellung und Rolle
  • Festlegung der Tagesordnung
  • Rekapitulation vorläufiger Ziele
  • Klärung des Zeitbedarfs
  • Kommunikationsregeln klären
  • Evtl. Auflockerungsübung, Veranschaulichung, Einstimmung
  • Festlegung der Protokollierung von Prozessen und Ergebnissen

Produktionsphase

  • Eingangsfrage, um Diskussion in Gang zu bringen
  • Strukturierung der Diskussion
  • Einschreiten, wenn Thema verlassen wird
  • Kommunikationsregeln unterstützen
  • Störungen klären
  • Artikulation von Minoritätsmeinungen unterstützen
  • Kommunikation von Respekt für jeden individuellen Beitrag
  • Eigene Einschätzungen zum Prozess kommunizieren

Ergebnisphase

  • Zusammenfassung einzelner Beiträge
  • Vergewisserung, ob Zusammenfassung korrekt
  • Nutzung von Hilfsmitteln, wie Flip-Charts, Tafeln etc. zur Visualisierung
  • Arbeitsgruppenergebnisse zusammenfassen
  • Rückbezug der Ergebnisse zu Zielen

Abschluss

  • Aufgabenverteilung, Zielvereinbarung
  • Arbeitsgruppenergebnisse zusammenfassen
  • Rückbezug der Ergebnisse zu Zielen
  • Feedback der Teilnehmer zum Prozess und zu den Ergebnissen
  • Neue Termine
  • Evaluation der Moderation

Mehrebenenanalyse:

Die (kurz MLA, englisch Multi-Level Analysis) generiert hierarchisch strukturierte Modelle, bei denen Einflussprozesse zwischen den verschiedenen Ebenen explizit modelliert werden (z.B. durch Hierarchical Linear Modeling, HLM) . Mehrebenenmodelle werden in der community-psychologischen Forschung  und Evaluation insbesondere zur Modellierung von Kontexteffekten eingesetzt. 

Durch Mehrebenenansätze lassen sich auch umgekehrte Einflüsse darstellen. (z.b. Einflüsse von der Individualebene auf höhere Ebenen)

Es lassen sich auch Interaktionen zwischen den Systemebenen modellieren.

Ziele der Studie Participation and the Social and Physical Environment of Residential Blocks: Crime and Community Context (Perkins et al., 1990)

Ziele: Überprüfung eines sozial-ökologischen Modells zur Erklärung von Bürgerbeteiligung im Kontext lokaler Kriminalitätsprävention

  • Besonderer Fokus auf den räumlich-kontextuellen Faktoren der Community

Stabile Merkmale der räumlichen Umgebung (bauliche Faktoren)

Makro und Microfaktoren

  • Makro-Faktoren: Straßenverlauf, Arrangements von Gebäuden und Plätzen u.a.
  • Mikro-Faktoren: Reale Barrieren (Zäune, Gitter),  symbolische Barrieren (symbolische Abgrenzungen)

Instabile Merkmale der räumlichen Umgebung/ Incivilities:

Die Gesamtheit der Bereiche, die von Community-Mitgliedern als lokales Problem angesehen werden. Dazu gehören Verfallserscheinungen der materiellen Umwelt oder der sozialen Ordnung, also „unerwünschte“ und verunsichernde Zustände. 

Bauliche Incivilities:

verlassene Gebäude und verwahrloste Grundstücke u.a., die den Eindruck fehlender sozialer Kontrolle erwecken.

Soziale Incivilities:

beziehen sich auf andere Menschen und deren Verhalten, z.B. „herumhängende“ Jugendliche sowie öffentlicher Alkohol- und Drogenkonsum.

Womit werden die Merkmale der räumlichen Umgebung in der Studie gemessen?

Beobachter-Kodierungsschema

(Geschulte Beobachhter schätzen die Räumlichkeiten ein und Aussagen werden mit Inter-rater skalen bewertet)

Aspekte des sozialen Klimas

  • Pflege nachbarschaftlicher Kontakte
  • Informelle soziale Kontrolle
  • Sense of Community
  • Wohnortszufriedenheit
  • Problembewusstsein
  • Kriminalitätsfurcht

Haupthypothesen: „Block-bezogene“ Partizipation steigt bei

  • größeren demographischen Ressourcen (Einkommen, Bildung),
  • räumlichen Faktoren, die soziale Interaktionen fördern,
  • größeren baulichen Incivilities,
  • höhere Kriminalitäts- und Viktimisierungsrate,
  • höherer sozialer Kohäsion innerhalb des Blocks.

Partiziptation =

 z.b.

Bauliche Maßnahmen / Renovierungen

Bürgerwehr

Auswahl von Blocks - Kriterien

  • Auswahl von 21 Stadtteilen auf der Basis von Kriminalitätsraten und ehrenamtlichen Organisationen („Block associations“)
  • Auswahl von 3 Stadtteilen nach Kontaktaufnahme,
  • Auswahl von 48 Blocks (parallelisiert nach Struktur, Größe u.a.)

Genutze Methoden

  • Telefonumfrage (N = 1.081)
  • Beobachter-Rating von Blocks
  • Polizeiliche Kriminalitätsstatistik

Aktionsforschung: 

Eine Methode der Verbindung von Feldforschung und Anwendung, die darauf beruht, die Community-Mitglieder so weit wie möglich am Forschungsprozess und der Intervention zu beteiligen.

Ziel von Aktionsforschung ist die gemeinsame Veränderung von sozialen Problemen durch die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Community-Mitgliedern.

  •  Die Community-Mitglieder werden als Experten in einem kooperativen Prozess angesehen.

Historische Entwicklung der Aktionsforschung

  • Action research zur Verbesserung der Situation sozialer Minoritäten (Lewin, 1946),
  • In Deutschland wurde der Aktionsforschungsansatz in den 1970er Jahren im Kontext gesellschaftlicher Reformbestrebungen (Haag et al., 1972) populär,
  • In den 1980er und 1990er Jahren Weiterentwicklungen und Differenzierungen (z.B. „Survey-Feedback-Methode“, z.B. Sievers & Trebesch, 1980).

Methodische Grundsätze  der Aktionsforschung

  • Wissenschaftler und Betroffene sind gleichberechtigt,
  • Untersuchungsthemen sind praxisbezogen und emanzipatorisch,
  • Der Forschungsprozess ist ein Lern- und Veränderungsprozess,
  • Forschung und Praxis gehen „Hand in Hand“.

 Forschungsphasen  der Aktionsforschung

Phase 1: Aufbau kollaborativer Beziehungen zu Schlüsselfiguren

Phase 2: Problemidentifikation

Phase 3: Datenerhebung und Analyse

Phase 4: Datenzusammenfassung und Ableitung von Empfehlungen

Phase 5: Konzeption datenbasierter Maßnahmen

Phase 6: Evaluation der Maßnahmen

Phase 1: Aufbau kollaborativer Beziehungen zu Schlüsselfiguren

  • Aufnahme des Kontakts
  • Identifikation von Kooperationspartnern
  • Vertrauensbildende Maßnahmen
  • Bildung eines Forschungsteam
  • Klärung von Regeln und Prozeduren