Werkstoffe 3 FHNW FS 2018

Fragen zur Vorlesung Werkstoffe FHNW Frühlingssemester 2018, Dozent Prof. Dr. Brauner Die Studierenden sind in der Lage, die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes des Werkstoffes Kunststoff für die Bauteilentwicklung zu beurteilen.

Fragen zur Vorlesung Werkstoffe FHNW Frühlingssemester 2018, Dozent Prof. Dr. Brauner Die Studierenden sind in der Lage, die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes des Werkstoffes Kunststoff für die Bauteilentwicklung zu beurteilen.


Kartei Details

Karten 86
Lernende 23
Sprache Deutsch
Kategorie Technik
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 26.02.2018 / 09.01.2024
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Was ist ein Mol, wofür wird es benutzt?

Das Mol (Einheitenzeichen: mol) ist die SI-Basiseinheit der Stoffmenge. Sie dient der Mengenangabe bei chemischen Reaktionen.

Ein Mol enthält etwa 6,022 · 1023 (Avogadro-Konstante) Teilchen. Diese Zahl ist so definiert, dass 12 g Kohlenstoff mit dem Isotop C-12 genau einem Mol entsprechen. Der Zahlenwert der Masse eines Mols eines Stoffs angegeben in Gramm ist identisch mit der Atommasse der Atome oder der  Molekülmasse der Moleküle, aus denen der Stoff besteht, angegeben in der Atomaren Masseneinheit (u).

 

Nennen Sie die Anzahl der kovalenten Bindungen, die Sauerstoff, Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Fluor und Schwefel eingehen können.

O 2-Bindig, C 4, H 1, N 3, Fl 1, S 2

Was sind kovalente Bindungen, metallische Bindungen, Ionenbindungen?

Eine kovalente Bindung ist eine chemische Bindung, die auf der gemeinsamen Nutzung von Elektronen
beruht (Elektronenpaarbindung).

Als metallische Bindung bezeichnet man die chemische Bindung, wie sie bei Metallen und in Legierungen vorliegt. Diese ist durch das Auftreten von frei beweglichen (delokalisierten) Elektronen im Metallgitter gekennzeichnet. Sie wird durch elektrostatische Anziehungskräfte zwischen Metallionen und freien Elektronen verursacht.

Die Ionenbindung ist eine  chemische Bindung, die auf der elektrostatischen Anziehung positiv und negativ geladener Ionen basiert.

Nennen Sie verschiedenen Monomere mit difunktionellen Endgruppen und die Polymere, die daraus entstehen.

Ethen => Polyethen PE

Propen =>Polypropen PP

Styrol => Polystyrol PS

Vinylchlorid => Polyvinylchlorid PVC

 

Was ist der Unterschied zwischen Polyaddition und -kondensation? (kurze Version)

Der entscheidende Unterschied ist die Freisetzung niedermolekularer Spaltprodukte bei der Polykondensation, z.B. Wasser, Alkohole oder andere.

Warum entsteht Wärme bei einer Reaktion, was beeinflusst diese?

Bei jedem Polymerisationsschritt wird eine C-C-pi-Bindung in eine C-C-sigma-Bindung umgewandelt  ("Umhybridisierung"). Der Energieunterschied zwischen einer C-C-pi-Bindung und einer C-C-sigma-Bindung beträgt etwa 84 kJ/mol. So werden bei jedem Polymerisationsschritt 84 kJ/mol frei; die Reaktion ist insgesamt also recht exotherm.

Wie erkennt man eine Polykondensationsreaktion? Nennen Sie mind. einen Kunststoff hierzu. (komplizierte Version)

Polykondensation ist eine vielfach ablaufende Kondensationsreaktion, die Monomere in Polymere (Kunststoffe) überführt. Damit ein Monomer an der Reaktion teilnehmen kann, muss es mindestens zwei funktionelle Gruppen besitzen, die besonders reaktionsfähig sind (z. B. –OH, –COOH, –NH2, –CHO …). Dabei werden in der Regel Monomeren verschiedener Art (z. B. Diole und Dicarbonsäuren, die zu Estern kondensieren) miteinander umgesetzt. Polykondensation verläuft stufenweise (Stufenwachstumsreaktion), über stabile, aber weiterhin reaktionsfähige Zwischenprodukte (Oligomere). Die Oligomere reagieren untereinander und bilden schließlich ein Makromolekül. Die Produkte werden Polykondensate genannt. Neben Kunststoffen gibt es auch eine ganze Reihe natürliche Polymere, z. B. Polykieselsäuren, die durch Polykondensation entstehen.

Nach diesem Verfahren werden folgende wichtige Kunststoffe erzeugt:

  • Polyamide
  • vernetzte ungesättigte Polyesterharze
  • Phenoplaste
  • Aminoplaste

Im Gegensatz zur Polymergewinnung durch Kettenpolymerisation oder Polyaddition wird bei der Polykondensation mindestens ein Nebenprodukt frei. Diese Nebenprodukte (z. B. Wasser, Ammoniak, niedrige Alkohole, Chlorwasserstoff) müssen kontinuierlich abgeführt werden, sonst stoppt die Polykondensation aus thermodynamischen Gründen bei zu niedrigem Polymerisationsgrad.

Im Gegensatz zur Kettenpolymerisation, die über Kettenwachstum erfolgt, muss der Reaktionsumsatz bei Polykondensation mindestens 99 % betragen, um ein Polykondensat hoher molarer Masse zu bekommen. Weiterhin muss das Verhältnis der eingesetzten Mengen an jeweiligem Monomer so exakt wie möglich dem durch die Reaktion vorgegebenen stöchiometrischen Verhältnis angepasst werden, sonst gelangt man zu einem Punkt, an dem alle Oligomere die gleichen aktiven Enden besitzen und nicht mehr miteinander reagieren können (Carothers-Gleichung).

Erklären Sie den Polymerisationsgrad.

Als Polymerisationsgrad wird die Anzahl der Monomereinheiten in einem Polymermolekül bezeichnet. Er ist identisch mit dem Quotienten der mittleren molaren Masse des Polymers und der molaren Masse seiner Wiederholeinheit (der Monomereinheit).

Nennen Sie verschiedene Reaktionsarten mit Start, Wachstum und Ende.

Reaktionsarten: Ketten-, Additions- und Kondensations-Polymerisation

Für Kettenpolymerisation:

  • Start: radikalische, anionische, kationische Kettenpolymerisation und solche durch koordinative Katalyse
  • Abbruch: 
    • Rekombination durch Vereinigung von zwei aktiven Endgruppe
    • Initiatoraddition durch Anlagerung eines Initiatorradikals
    • Disproportionierung durch Reaktion zweier Radikale

Nennen Sie mindestens 5 verschiedene reaktive Endgruppen.

Hydroxyl-, Aldehyd-, Carboxyl-, Isocyanat-, Epoxid-, Amino-Gruppe

Was ist ein Monomer?

 

Monomere sind niedermolekulare, reaktionsfähige Moleküle, die sich zu unverzweigten oder verzweigten Polymeren zusammenschließen können. Monomere können Einzelsubstanzen, aber auch Gemische unterschiedlicher Verbindungen sein. Im ersten Fall bilden sich Homopolymere, im zweiten Copolymere (Heteropolymere).

Worin besteht der Unterschied zwischen amorphen und teilkristallinen Kunststoffen, und worin werden die Eigenschaften beeinflusst?

Der Unterschied liegt im Aufbau und Gestalt der Kettenmoleküle, die großen Einfluss auf die Struktur im festen Zustand haben. Wenn die Makromoleküle große Seitengruppen, zahlreiche Verzweigungen oder einen unregelmäßigen Aufbau haben, bleibt beim Abkühlen aus dem schmelzflüssigen Zustand die ungeordnete, regellose Struktur der Schmelze erhalten – diese Kunststoffe sind amorph

Bei Kunststoffen aus glatten Makromolekülen mit regelmäßigem Aufbau bilden sich beim Abkühlen der strukturlosen Schmelze in einem engen Temperaturintervall kristalline Bereiche. Dort sind die Molekülketten im Wesentlichen parallel angeordnet. Beim Kristallisationsvorgang werden Verschlaufungen und ähnliche störende Kettenstrukturen an den Rand der einzelnen Kristallite gedrängt. Deswegen bilden sich zwischen den Kristalliten ungeordnete amorphe Bereiche aus. Kunststoffe mit diesem Aufbau sind teilkristallin.

Die Unterschiede der Struktur haben wichtige Auswirkungen auf die Eigenschaften von Kunststoffen. Generell sind teilkristalline Kunststoffe undurchsichtig oder bei geringer Schichtdicke opak (durchscheinend), und sie sind fester, härter und zäher als amorphe Kunststoffe. Sie besitzen eine höhere Wärmeformbeständigkeit sowie eine höhere Beständigkeit gegen Öle, Fette und Chemikalien und sind daher auch weniger empfindlich gegen Spannungsrisskorrosion. Der Kristallinitätsgrad teilkristalliner Kunststoffe liegt meist zwischen 30 und 60%. Steigender Kristallinitätsgrad bewirkt innerhalb einer Produktfamilie steigende Zugfestigkeit und Steifigkeit (Elastizitätsmodul), steigende Beständigkeit gegen Lösemittel (die Quellung sinkt), steigende Sperrwirkung gegen Gase und Dämpfe, abnehmende Schlagzähigkeit, Bruchdehnung und Transparenz sowie zunehmende Verzugsneigung.

 

Nennen Sie Beispiele für amorphe und teilkristalline Kunststoffe.

Beispiele für amorphe Kunststoffe sind Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymerisate ABS, Polystyrol PS und Polycarbonat PC.

Beispiele für teilkristalline Kunststoffe sind Polyoxymethylen POM, Polyamide PA und die thermoplastischen Polyester (Polyethylenterephthalat PET, Polybutylenterephthalat PBT).

Nennen Sie verschiedene Taktizitäten.

Die Taktizität in der Polymerchemie beschreibt, wie in einem Makromolekül vorhandene Seitengruppen (Seitenketten) relativ zueinander angeordnet sind. Man unterscheidet drei Grundtypen der Taktizität:

  • ataktisch bei einer zufälligen räumlichen Anordnung der Seitengruppen
  • isotaktisch ist ein Polymer, wenn alle identischen Seitengruppen auf einer Seite des Makromoleküls angeordnet sind
  • syndiotaktisch, wenn die Seitengruppen abwechselnd (alternierend) nach vorne oder hinten zeigen,

Die Taktizität spielt prinzipiell bei allen Kunststoffen eine Rolle, die auf asymmetrischen Monomeren beruhen (am wichtigsten PP, aber auch PS und PMMA usw.).

Eine Besonderheit sind heterotaktische Polymere.

Was bewirkt die Taktizität? Je gleichmäßiger Moleküle aufgebaut sind, desto leichter bilden sie Kristalle, weil sie sich besser aneinanderlagern können (das ist dasselbe Prinzip wie bei Bauklötzen oder Legosteinen: je ähnlicher sie sind, desto dichter lassen sie sich packen, und desto gleichmäßiger ist die entstehende Ordnung).
Der Grad der Kristallinität wiederum steht in Zusammenhang mit den Eigenschaften eines Kunststoffes: Je kristalliner ein Kunststoff ist, desto härter und spröder ist er, Formbeständigkeit und Schmelzpunkt bzw. Erweichungspunkt nehmen zu, weil aufgrund der gleichmäßigeren Anordnung der Moleküle zwischenmolekulare Kräfte besser wirken können.
Am Beispiel Polypropen: ataktisches Polypropen ist amorph, syndiotaktisches Polypropen weniger kristallin als isotaktisches. Industriell bedeutend ist nur das isotaktische Polypropen, und nur dieses lässt sich zu Fasern verarbeiten

 

 

Was passiert, wenn man einen amorphen Kunststoff über die Glastemperatur erwärmt?

Die Glasübergangstemperatur ist die Temperatur, bei der  ganz oder teilweise amorphe Polymere vom flüssigen oder gummielastischen, flexiblen Zustand in den glasigen oder hartelastischen, spröden Zustand übergehen, sie wird daher auch "Erweichungstemperatur" genannt. Sie ist für jeden Kunststoff spezifisch, das heißt, dass man Kunststoffe anhand ihrer Glasübergangstemperatur unterscheiden kann.

Anders beschrieben: Je wärmer es ist, desto mehr und desto schneller bewegen sich Teilchen wie z.B. Kunststoffmoleküle, je kälter es ist, desto weniger bewegen sie sich (physikalisch betrachtet ist Wärme nichts anderes als kinetische Energie, d.h. Bewegungsenergie).
Für einen amorphen Kunststoff bedeutet dies: Ist er kalt, d.h. unterhalb der Glasübergangstemperatur im glasigen, hartelastischen Zustand, so bewegen sich die Molekülketten kaum (ein bisschen Bewegung ist immer vorhanden, solange sich ein Stoff nicht am absoluten Nullpunkt von 0 K (-273°C) befindet). Wird der Kunststoff nun langsam erwärmt, bewegen sich die Ketten immer mehr, halten aber noch zusammen, bis schließlich mit der Glasübergangstemperatur der Punkt erreicht ist, an dem sich längere Abschnitte der Molekülketten frei bewegen können und der Kunststoff weich, elastisch und schließlich flüssig wird.

Was ist der Unterschied zwischen Schwindung und Schrumpf?

Schrumpfung: Unter Schrumpfung versteht man bei Kunststoffen die Bewegung orientierter Makromoleküle in einen energetisch günstigereren Zustand bei konstantem Volumen. Abmessungen und Gestalt können sich dabei ändern.Beispiel: In einem tiefgezogenen Joghurtbecher sind die Moleküle vorgespannt worden. Durch dasTiefziehen haben sie eine Orientierung bekommen. Erhitzt man nun diesen Kunststoffbecher (bei Polystyrol auf 120°C) , so schrumpft er (annähernd) in die Form zurück, die er als Halbzeug hatte. Dabei bleibt das Volumen des Kunststoffes gleich, Gestalt und Abmessungen nicht.

Schwindung: Nach dem Spritzgiessen verkleinern sich Werkstücke beim Abkühlen auf Grund der Volumenänderung bei der Kristallisation und der Wärmedehnung um einen bestimmten Prozentsatz ihres Volumens, eine Schwindung findet statt.Bei Kunststoffen entsteht die Schwindung durch eine zunehmende Kristallisation, die eine lokale Dichterhöhung bewirkt. Das Fehlen des Volumens bei gleicher Gestalt wird dann als Schwindung bezeichnet.

 

Was haben Spaghetti mit Kunststoffen gemeinsam?

Ataktische Polymere, Polymere mit einem hohen Verzweigungsgrad und statistische Copolymere bilden im festen Zustand amorphe, glasartige Strukturen aus. In Schmelze und Lösung bilden langkettige Moleküle tendenziell einen sich ständig ändernden „statistischen Knäuel“ aus. Im festen Zustand wird die jeweiligen Konformation der Moleküle eingefroren. Verhakungen und Verschlaufungen von Kettenmolekülen untereinander führen zu einer „mechanischen Bindung“ zwischen den Ketten. Zwischenmolekulare und intramolekulare Nebenvalenzbindungen treten nur an Stellen auf, an denen Molekülsegmente nahe genug aneinander liegen. Die unregelmäßige Struktur  der Moleküle verhindert eine engere Anordnung. Solche Anordnungen werden gelegentlich „Spaghettistruktur“ genannt.

Wieso unterscheidet sich die reale und theoretische Zugfestigkeit von Polymeren so stark?

Oft wird unterschieden zwischen der nominellen/theoretischen Spannung („Ingenieur-Spannung“) und der wahren/realen Spannung. Die aus dem Spannungs-Dehnungs-Diagramm abgelesenen (nominellen) Spannungswerte (Zugfestigkeit, Streckgrenze) entsprechen nicht der wahren Spannung im Werkstoff. Dies liegt daran, dass bei der Berechnung der nominellen Spannung die Zugkraft auf den Ausgangsquerschnitt bezogen wird. Bei der Zugprobe ist der wirkliche Querschnitt jedoch aufgrund von Querkontraktion bzw. Einschnürung geringer als der Ausgangsquerschnitt; diese Verformung (Verlängerung und Einschnürung) ist bei einer elastisch-plastischen Verformung, d.h. bei Proben aus duktilen Werkstoffen, nach dem Test sicht- und messbar. Die wahre Zugfestigkeit entspricht also nicht der nominellen Spannung in der Probe im Augenblick des Bruchs, sondern ist höher.

Welche Arten der Copolymerisaten gibt es?

Copolymere können in fünf Klassen unterteilt werden, wie anhand eines binären Copolymers, das aus zwei verschiedenen Comonomeren A und B aufgebaut ist, veranschaulicht werden kann:

  1. Statistische Copolymere, in denen die Verteilung der beiden Monomeren in der Kette zufällig ist (-AABABBBABAABBBABBABAB-).
  2. Gradientcopolymere, die prinzipiell den statistischen Copolymeren ähnlich sind, in denen jedoch der Anteil des einen Monomers im Verlauf der Kette zu- und des anderen abnimmt (-AAAAAABAABBAABABBBAABBBBBB-).
  3. Alternierende Copolymere, in denen sich die beiden Monomere abwechseln (-ABABABABABABABABABAB-).
  4. Blockcopolymere und Segmentcopolymere, die aus längeren Sequenzen oder Blöcken jedes Monomers besteht (-AAAAAAAAABBBBBBBBBBBB-). Je nach Anzahl der Blöcke spricht man auch von Diblockcopolymer, Triblockcopolymer usw. Die Zahl der Monomere je Block liegt in der Regel bei maximal zehn Einheiten.
  5. Propfcopolymere (engl.: graft copolymers), bei denen Blöcke eines Monomers auf das Gerüst (Rückgrat) eines anderen Monomers aufgepfropft sind.

Welches sind mögliche Härter für Epoxidharze?

Als Härter werden mehrwertige Amine („aminische Härter“) wie z.B. Diamine sowie aliphatische Amine verwendet. Ausserdem benutzt man Anhydridhärter.

Erklären Sie den Unterschied zwischen Hauptvalenzbindungen und Nebenvalenzbindungen im Hinblick auf die Bindungsart. (Stichwort Elektronenverteilung)

Hauptvalenzkräfte (Chem. Bindungen): Sie dienen zum Aufbau des Makromoleküls und bewirken festen Zusammenhalt der Atome. Hauptvalenzkräfte dominieren die Eigenschaften von Duroplasten (engmaschiges Raumnetz, Härte, Sprödigkeit) und Elastomeren (weitmaschiges Raumnetz, Elastizität bei geeigneten Temperaturen).

Nebenvalenzkräfte (innermolekulare Bindungen): Sind schwächer als Hauptvalenzkräfte, weil sie elektrostatisch sind. Sie wirken zwischen den Molekülketten und halten Sie zusammen. Sie dominieren die Eigenschaften von Thermoplasten (bei Temperaturerhöhung werden die Nebenvalenzkräfte aufgehoben und die Ketten sind verschiebbar).

Bei linearen Ketten in Thermoplasten (z.B. PE-HD (high density)) sind die Nebenvalenzkräfte durch den engeren Abstand der Ketten größer. Bei verzweigten Ketten (z.B. PE-LD (low density)) sind die Nebenvalenzkräfte durch den größeren Abstand der Ketten kleiner. Beispiele für Nebenvalenzkräfte: Van der Waals – Kräfte, Wasserstoffbrückenbindung, Dipolkräfte.

 

Nennen Sie die drei Reaktionsschritte bei einer Kettenpolymerisation im Detail anhand eines Beispiels aus der Vorlesung (PE-Beispiel)

Radikalbildung

Als Initiator kommen Moleküle in Frage, die eine instabile Bindung besitzen, z. B. die Peroxidbindung - O – O -. Ein häufig anzutreffendes Beispiel ist Benzoylperoxid (BPO).  Das Molekül zerfällt bei Wärmeeinwirkung zunächst in 2 freie Radikale, die dann ihrerseits unter Abspaltung von CO2 je ein Benzolradikal bilden.

Start- und Wachstumsreaktion

Das aus dem Initiator entstandene freie Radikal greift nun die Doppelbindung des Monomeren an, z. B. des Ethen und geht mit diesem eine Bundung ein. Beim zweiten C-Atom entsteht dadurch wieder ein ungepaartes Elektron. Es liegt also wieder ein freies Radikal vor, das nun seinerseits die Reaktion fortsetzen kann. Auf diese Weise nimmt die Kettenlänge ständig zu.

Abbruchreaktion

Durch die Abbruchreaktion wird die sehr reaktionsfreudige Radikalkette in ein valenzmässig abgesättigtes Kettenmolekül überführt.  Theoretisch kann sich das Kettenwachstum unbegrenzt fortsetzen bis die Monomere aufgebraucht sind. In der Praxis hat das radikalische Elektron jedoch noch andere Möglichkeiten zu Paarbildung (Bindung). Die einfachste ist die Kombination, d. h. die direkte Verbindung zweier Ketten an ihren Enden.

Wozu führen Monomere, die di- oder trifunktionelle Endgruppen besitzen?

Wenn Monomere sich ausschließlich mit zwei anderen verbinden, so entstehen lange Polymerketten, die nicht verzweigt sind. Monomere, die so aufgebaut sind, heißen bifunktionell. Diese bilden bei der Polymerisation lineare Ketten.

Kann sich ein Monomer mit drei verschiedenen Stellen binden, heißt es trifunktionell. Bei der Polymerisation bilden sich zweidimensionale Netze oder sogar dreidimensionale Raumstrukturen.

Wie erkennt man eine Polykondensationsreaktion? Nennen Sie mindestens einen Kunststoff hierzu. (einfache Version)

Bei einer Polykondensation vereinigen sich viele Monomere zu Makromolekülen, wobei bei jedem Reaktionsschritt ein einfaches Nebenprodukt, z.B. Wasser, Ammoniak oder Alkohol, abgespalten wird. Damit eine Polykondensation stattfinden kann, müssen die Reaktionspartner mindestens bifunktionell sein. Aus bifunktionellen Ausgangsstoffen erhält man lineare Polykondensate, bei mehrfunktionellen entstehen vernetzte Produkte. Um die Reaktion in Gang zu halten, muss das Kondensat (Wasser oder Alkohol) ständig entfernt werden.

Nach diesem Verfahren werden folgende wichtige Kunststoffe erzeugt:

  • Polyamide
  • vernetzte ungesättigte Polyesterharze
  • Phenoplaste
  • Aminoplaste

Nennen Sie die drei Reaktionsschritte bei einer Kettenpolymerisation im Detail anhand eines Beispiels aus der Vorlesung (PMMA-Beispiel)

Was ist der Unterschied zwischen Polyaddition und -kondensation? (lange Version)

Bei einer Polykondensation vereinigen sich viele Monomere zu Makromolekülen, wobei bei jedem Reaktionsschritt ein einfaches Nebenprodukt, z.B. Wasser, Ammoniak oder Alkohol, abgespalten wird. Damit eine Polykondensation stattfinden kann, müssen die Reaktionspartner mindestens bifunktionell sein. Aus bifunktionellen Ausgangsstoffen erhält man lineare Polykondensate, bei mehrfunktionellen entstehen vernetzte Produkte. Um die Reaktion in Gang zu halten, muss das Kondensat (Wasser oder Alkohol) ständig entfernt werden.

 

Für eine Polyaddition sind wie bei der Polykondensation Monomere mit bi- oder mehrfunktionellen Gruppen nötig. Aber im Gegensatz zur Polykondensation werden keine Nebenprodukte abgespalten, sondern die Makromoleküle entstehen durch Platzwechsel von Wasserstoff-Atomen.
Bei bifunktionellen Monomeren entstehen lange Fadenmoleküle. Bei mehrfunktionellen Monomeren ergeben sich räumlich stark vernetzte Makromoleküle.

Wovon hängt die Wärmebeständigkeit eines Kunststoffes ab?

Von den Bindungsenergien des Polymers. Je höher die Bindungsenergie, desto wärmebeständiger ist der Kunststoff.

Welche Eigenschaft wird mit der Heizbank nach Kofler bestimmt? Differenzieren Sie nach den verschiedenen Kunststoffklassen.

Der Schmelzpunkt wird mit der Heizbank bestimmt. xxx

Beschreiben Sie Verfahren für eine einfache Bestimmung von Kunststoffen.

  • Brennprobe (Brennbarkeit, Flammbild, Rauchprobe)
  • Erwärmungsversuch nach Kofler
  • Physikalische Prüfung (Bruchverhalten)
  • Dichtebestimmung (mittels Pyknometer, nach dem Auftriebsverfahren, dem Schwebeverfahren oder dem Dichtegradientenverfahren)

Welche Kunststoffe aus dem Praktikum waren eher spröde im Bruchverhalten, welche eher duktil?

Spröd: EP, MF, PF, PMMA, PS, SAN, UF

Zäh/duktil: ABS, ASA, CA, PC, PRO, PVC, SB

Welche Kunststoffe schwimmen in Wasser?

Wie erfolgte die Dichte-Bestimmung?

Im Auftriebsverfahren durch Wägung der unbekannten Probe in Luft und in einer nicht quellenden Flüssigkeit bekannter Dichte (hier Ethanol mit der Dichte ρf = 0.789 g/cm3). Aus der Auftriebskraft ist die Dichte des Probekörpers berechenbar. Nach Messung des Gewichts an der Luft m1 und in der Flüssigkeit m2 wurde in Anlehnung an die DIN-Norm 53479 die Dichte mit der Formel

  ρ=m1∙ρf/ (m1−m2)

berechnet.

Was ist unter linearen oder nichtlinearen viskoelastischen Verhalten zu verstehen?

Als Viskoelastizität bezeichnet man ein teilweise elastisches, teilweise viskoses Materialverhalten. Viskoelastische Stoffe vereinigen also Merkmale von Festkörpern und Flüssigkeiten in sich. Der Effekt ist zeit-, temperatur- - und frequenzabhängig und tritt bei polymeren Schmelzen und Festkörpern wie z. B. Kunststoffen, aber auch bei anderen Materialien auf.

Der elastische Anteil bewirkt grundsätzlich eine spontane, begrenzte, reversible Verformung, während der viskose Anteil grundsätzlich eine zeitabhängige, unbegrenzte, irreversible Verformung bewirkt.

Lineare Viskoelastizität: zeitabhängiges Verhalten, ist nicht von der Lasthöhe abhängig

Nichtlineare Viskoelastizität: zeitabhängiges Verhalten, ist von der Lasthöhe abhängig

Definieren Sie energieelastisch und entropieelastisches Verhalten.

Mit den Begriffen Entropieelastizität oder Gummielastizität bezeichnet man einen Widerstand Kautschukähnlicher Materialien (Elastomere) gegen Dehnung. Er beruht auf einer reversiblen Entropieänderung in den Makromolekülen der Materialmatrix, die aus langen Ketten gleicher Bausteine bestehen: Ursache der Entropieelastizität ist überwiegend die Fähigkeit der geknäulten Polymerketten (bei Elastomeren), auf eine Zugbelastung mit einer Streckung bzw. Entflechtung der Ketten zu reagieren. Wird ein Polymer durch eine Zugspannung gedehnt, richten sich die Ketten bevorzugt in Richtung der Belastung aus. Das Elastomer wird also gedehnt. Sobald die Zugspannung entfällt oder reduziert wird, beginnen die Ketten wieder mit der zufälligen Drehbewegung, in deren Verlauf sie wieder die statistisch begründete Gauß-Verteilung einnehmen. Die Ketten kehren in ihre bevorzugte knäuelartige Konformation zurück – sie relaxieren und das Elastomer zieht sich zusammen. Die Elastizität besteht also im Strecken unter Zugspannung und im Zusammenziehen nach Abfall der Spannung. Dieser Effekt ist ähnlich einem Gas, das sich, einmal komprimiert, nach der Dekompression aufgrund der zufälligen Bewegung der Gasatome wieder in den neugewonnenen Freiraum ausdehnt. Es handelt sich dabei um einen entropischen Effekt. Sie stellt in der Regel den größten Anteil des elastischen Effekts eines Elastomers.

Die betroffene Materialgruppe (Elastomere, Gummis, Kautschuk, Silikonkautschuk) zeichnet sich durch eine nichtlineare Spannungs-Dehnungskennlinie, Dämpfungs- und verformungshistorische Effekte sowie eine ausgeprägte Inkompressibilität aus.

Die Energie-Elastizität spielt bei elastomeren Kunststoffen in der Regel keine Rolle. Bei energieelastischen Körpern handelt es sich um harte Stoffe, bei denen eine Zugbelastung eine Abweichung der Molekül- oder atomaren Anordnung von der energetisch günstigsten Position bewirkt. Entfällt die Zugbelastung, "rutschen" die Atome oder Moleküle wieder in diese energetisch günstigen Positionen zurück. Vor allem die Elastizitätsmodule von Metallen und Duroplasten werden durch die Energie-Elastizität bestimmt. Ein sehr geringer energieelastischer Beitrag kann bei Elastomeren durch eine Vernetzung entstehen.

Worin ist die Formänderung eines Kunststoffs beim Abkühlen aus der Schmelze begründet? Welcher Kunststoff schwindet mehr: PE oder PMMA?

Bei Polymeren beruht der Glasübergang von der Schmelze in den festen Zustand auf dem "Einfrieren" von Kettensegmenten.

Bei amorphen Kunststoffen trennt der Glasübergang den unterhalb liegenden, spröden energieelastischen Bereich (Glasbereich) vom oberhalb liegenden, weichen entropieelastischen Bereich. Der Übergang in den Fließbereich (Bereich plastischer Verformung) ist nicht abrupt, sondern kontinuierlich.

Teilkristalline Kunststoffe (viele gebräuchliche Kunststoffe weisen einen kristallinen Anteil von 10 bis 80 % auf) besitzen sowohl eine Glasübergangstemperatur, unterhalb derer die amorphe Phase einfriert (einhergehend mit Versprödung), als auch eine Schmelztemperatur, bei der sich die kristalline Phase auflöst. Die Schmelztemperatur trennt den entropieelastischen Bereich deutlich vom Fließbereich.

Wie sind Glasübergangspunkt und Schmelzpunkt gekennzeichnet?

Glasübergangspunkt Tg

  • Beim Überschreiten der Glasübergangstemperatur geht ein festes Polymer in einen gummiartigen bis zähflüssigen Zustand über.

  • Bei amorphen Kuststoffen trennt der Glasübergang den unterhalb liegenden, spröden energieelastischen Bereich vom oberhalb liegenden, weichen entropieelastischen Bereich, Der Übergang in den Fliessbereich ist nicht abrupt, sondern kontinuierlich.

  • Auf Molekülebene:

    • Moleküle führen ständig thermische Bewegungen aus

    • Makromoleküle amorpher Kunststoffe sind wegen der wirkenden Sekundärbindungskräfte ineinander verschlungen

    • bei niedrigen Temperaturen (fester Zustand) sind die Schwingungen zu klein, um diese Kräfte zu überwinden

    • es liegen Moleküle unterschiedlicher Größe vor, die an unterschiedlichen Punkten miteinander in Kontakt sind → verschiedene Bindungsenergien (Verteilungsfunktion)

    • mit steigender Temperatur (Wärmeenergie) werden die verschiedenen Sekundärbindungen nach und nach aufgebrochen → kontinuierlicher Übergang zum flüssigen Zustand

Schmelzpunkt Tm

  • Auf Molekülebene:

    • Moleküle führen ständig thermische Bewegungen aus

    • Makromoleküle teilkristalliner Kunststoffe bilden aufgrund ihrer Struktur und der wirkenden Sekundärbindungskräfte in bestimmten Bereichen kristalline Strukturen (Kristallite)

    • bei niedrigen Temperaturen (fester Zustand) sind die Schwingungen zu klein, um diese Kräfte zu überwinden

    • bei einer bestimmten Temperatur (Wärmeenergie) werden alle Sekundärbindungen aufgebrochen → Übergang in den flüssigen Zustand (Schmelzvorgang)

Warum neigen manche Kunststoffe bei der Abkühlung zur Kristallisation?

Ob Kunststoffe kristallisieren können, hängt von ihrem molekularen Aufbau ab. Am besten kristallisieren unverzweigte Molekülketten mit keinen oder möglichst wenigen, dafür aber regelmäßig angeordneten Seitengruppen. Beispiele für teilkristalline Polymere sind lineare PE, PTFE oder isotaktisches PP.

Beispiel: Beim isotaktischen PP sind die CH3-Seitengruppen regelmäßig alle auf einer Seite der Molekülkette angeordnet (Abb. 2a). Damit ist es möglich, dass sich zwei derartige Kettenteile nahezu an allen Positionen aneinanderlagern können. Es gibt jedoch auch Polymere, bei denen die Seitengruppen an verschiedenen Seiten der Kette angebracht sind. Kommt noch zusätzlich eine unregelmäßige Abfolge der Seitenketten hinzu, so kommt es nur dann zu einer Aneinanderlagerung der Ketten, wenn die Abfolge der CH3-Seitengruppen mit der Nachbarkette übereinstimmt. Eine Kristallisation wird dadurch deutlich erschwert oder sogar verhindert. Ataktische Polymere kristallisieren nur, wenn die Seitengruppen sehr klein sind, wie beim PVF.

Ähnliche Probleme ergeben sich bei der dichten parallelen Anordnung der Ketten, wenn größere Seitengruppen vorhanden sind. Prinzipiell gilt: je größer die Seitengruppen werden, umso schlechter kristallisiert das Polymer. Duroplaste oder Elastomere können sich aufgrund der Vernetzung der Ketten nicht kristallin anordnen. Auch bei stark verzweigten Polymeren wie Silikonen ist eine parallele Anordnung der Ketten ausgeschlossen.

Wie wird der E-Modul für einen Kunststoff ermittelt?

Definition für die Energieelastizität: E = Delta(Spannung)/Delta(Dehnung)

Definition für die Entropieelastizität: E = 3NkT=3ρRT/Mc

Der Elastizitätsmodul E als Werkstoffkenngröße wird durch die Vernetzungsdichte N bzw. die mittlere Molmasse zwischen den Vernetzungsknoten des Polymeren Mc bestimmt. Er ist darüber hinaus von der Temperatur T sowie von der Boltzmannkonstante k bzw. der allgemeinen Gaskonstante R und der Dichte ρ abhängig.

Ermittlung durch Zugversuch an normierten Prüfkörpern

Worin liegt der Unterschied zwischen Relaxation und Retardation (Kriechen)?

Relaxation: Dehnung konstant, Spannung nimmt ab. Wird eine Deformation ε0 auf einen Prüfkörper oder Bauteil aufgebracht und anschließend eine definierte Zeit gehalten, dann reagiert der Prüfkörper oder das Bauteil zunächst mit einem spontanen Anstieg der Spannung auf den Wert σ0. In Abhängigkeit von der Haltezeit t der Belastung und der Temperatur T stellt sich dann eine zeitabhängige Abnahme der Spannung ein, die als Spannungsrelaxation σ(t) bezeichnet wird (Abbau von Spannungen durch molekulare Platzwechsel).

 

Retardation: Kraft konstant, Dehnung steigt. Kriechen/ Retardation bezeichnet bei Werkstoffen die zeit- und temperaturabhängige, plastische Verformung unter konstanter Last. Da Kunststoffe aus großen (im Fall von Thermoplasten und Elastomeren verknäulten) Molekülketten bestehen, gleiten bzw. entknäueln sich diese unter äußerer Belastung, woraus eine Dehnung resultiert. (Verzögertes Abklingen von Spannungen elastischer Deformationen)

Wovon ist die Kristallisation abhängig, und welche Eigenschaften werden beeinflusst?