Werkstoffe 3 FHNW FS 2018

Fragen zur Vorlesung Werkstoffe FHNW Frühlingssemester 2018, Dozent Prof. Dr. Brauner Die Studierenden sind in der Lage, die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes des Werkstoffes Kunststoff für die Bauteilentwicklung zu beurteilen.

Fragen zur Vorlesung Werkstoffe FHNW Frühlingssemester 2018, Dozent Prof. Dr. Brauner Die Studierenden sind in der Lage, die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes des Werkstoffes Kunststoff für die Bauteilentwicklung zu beurteilen.


Kartei Details

Karten 86
Lernende 23
Sprache Deutsch
Kategorie Technik
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 26.02.2018 / 09.01.2024
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Was ist unter linearen oder nichtlinearen viskoelastischen Verhalten zu verstehen?

Als Viskoelastizität bezeichnet man ein teilweise elastisches, teilweise viskoses Materialverhalten. Viskoelastische Stoffe vereinigen also Merkmale von Festkörpern und Flüssigkeiten in sich. Der Effekt ist zeit-, temperatur- - und frequenzabhängig und tritt bei polymeren Schmelzen und Festkörpern wie z. B. Kunststoffen, aber auch bei anderen Materialien auf.

Der elastische Anteil bewirkt grundsätzlich eine spontane, begrenzte, reversible Verformung, während der viskose Anteil grundsätzlich eine zeitabhängige, unbegrenzte, irreversible Verformung bewirkt.

Lineare Viskoelastizität: zeitabhängiges Verhalten, ist nicht von der Lasthöhe abhängig

Nichtlineare Viskoelastizität: zeitabhängiges Verhalten, ist von der Lasthöhe abhängig

Definieren Sie energieelastisch und entropieelastisches Verhalten.

Mit den Begriffen Entropieelastizität oder Gummielastizität bezeichnet man einen Widerstand Kautschukähnlicher Materialien (Elastomere) gegen Dehnung. Er beruht auf einer reversiblen Entropieänderung in den Makromolekülen der Materialmatrix, die aus langen Ketten gleicher Bausteine bestehen: Ursache der Entropieelastizität ist überwiegend die Fähigkeit der geknäulten Polymerketten (bei Elastomeren), auf eine Zugbelastung mit einer Streckung bzw. Entflechtung der Ketten zu reagieren. Wird ein Polymer durch eine Zugspannung gedehnt, richten sich die Ketten bevorzugt in Richtung der Belastung aus. Das Elastomer wird also gedehnt. Sobald die Zugspannung entfällt oder reduziert wird, beginnen die Ketten wieder mit der zufälligen Drehbewegung, in deren Verlauf sie wieder die statistisch begründete Gauß-Verteilung einnehmen. Die Ketten kehren in ihre bevorzugte knäuelartige Konformation zurück – sie relaxieren und das Elastomer zieht sich zusammen. Die Elastizität besteht also im Strecken unter Zugspannung und im Zusammenziehen nach Abfall der Spannung. Dieser Effekt ist ähnlich einem Gas, das sich, einmal komprimiert, nach der Dekompression aufgrund der zufälligen Bewegung der Gasatome wieder in den neugewonnenen Freiraum ausdehnt. Es handelt sich dabei um einen entropischen Effekt. Sie stellt in der Regel den größten Anteil des elastischen Effekts eines Elastomers.

Die betroffene Materialgruppe (Elastomere, Gummis, Kautschuk, Silikonkautschuk) zeichnet sich durch eine nichtlineare Spannungs-Dehnungskennlinie, Dämpfungs- und verformungshistorische Effekte sowie eine ausgeprägte Inkompressibilität aus.

Die Energie-Elastizität spielt bei elastomeren Kunststoffen in der Regel keine Rolle. Bei energieelastischen Körpern handelt es sich um harte Stoffe, bei denen eine Zugbelastung eine Abweichung der Molekül- oder atomaren Anordnung von der energetisch günstigsten Position bewirkt. Entfällt die Zugbelastung, "rutschen" die Atome oder Moleküle wieder in diese energetisch günstigen Positionen zurück. Vor allem die Elastizitätsmodule von Metallen und Duroplasten werden durch die Energie-Elastizität bestimmt. Ein sehr geringer energieelastischer Beitrag kann bei Elastomeren durch eine Vernetzung entstehen.

Worin ist die Formänderung eines Kunststoffs beim Abkühlen aus der Schmelze begründet? Welcher Kunststoff schwindet mehr: PE oder PMMA?

Bei Polymeren beruht der Glasübergang von der Schmelze in den festen Zustand auf dem "Einfrieren" von Kettensegmenten.

Bei amorphen Kunststoffen trennt der Glasübergang den unterhalb liegenden, spröden energieelastischen Bereich (Glasbereich) vom oberhalb liegenden, weichen entropieelastischen Bereich. Der Übergang in den Fließbereich (Bereich plastischer Verformung) ist nicht abrupt, sondern kontinuierlich.

Teilkristalline Kunststoffe (viele gebräuchliche Kunststoffe weisen einen kristallinen Anteil von 10 bis 80 % auf) besitzen sowohl eine Glasübergangstemperatur, unterhalb derer die amorphe Phase einfriert (einhergehend mit Versprödung), als auch eine Schmelztemperatur, bei der sich die kristalline Phase auflöst. Die Schmelztemperatur trennt den entropieelastischen Bereich deutlich vom Fließbereich.

Wie sind Glasübergangspunkt und Schmelzpunkt gekennzeichnet?

Glasübergangspunkt Tg

  • Beim Überschreiten der Glasübergangstemperatur geht ein festes Polymer in einen gummiartigen bis zähflüssigen Zustand über.

  • Bei amorphen Kuststoffen trennt der Glasübergang den unterhalb liegenden, spröden energieelastischen Bereich vom oberhalb liegenden, weichen entropieelastischen Bereich, Der Übergang in den Fliessbereich ist nicht abrupt, sondern kontinuierlich.

  • Auf Molekülebene:

    • Moleküle führen ständig thermische Bewegungen aus

    • Makromoleküle amorpher Kunststoffe sind wegen der wirkenden Sekundärbindungskräfte ineinander verschlungen

    • bei niedrigen Temperaturen (fester Zustand) sind die Schwingungen zu klein, um diese Kräfte zu überwinden

    • es liegen Moleküle unterschiedlicher Größe vor, die an unterschiedlichen Punkten miteinander in Kontakt sind → verschiedene Bindungsenergien (Verteilungsfunktion)

    • mit steigender Temperatur (Wärmeenergie) werden die verschiedenen Sekundärbindungen nach und nach aufgebrochen → kontinuierlicher Übergang zum flüssigen Zustand

Schmelzpunkt Tm

  • Auf Molekülebene:

    • Moleküle führen ständig thermische Bewegungen aus

    • Makromoleküle teilkristalliner Kunststoffe bilden aufgrund ihrer Struktur und der wirkenden Sekundärbindungskräfte in bestimmten Bereichen kristalline Strukturen (Kristallite)

    • bei niedrigen Temperaturen (fester Zustand) sind die Schwingungen zu klein, um diese Kräfte zu überwinden

    • bei einer bestimmten Temperatur (Wärmeenergie) werden alle Sekundärbindungen aufgebrochen → Übergang in den flüssigen Zustand (Schmelzvorgang)

Warum neigen manche Kunststoffe bei der Abkühlung zur Kristallisation?

Ob Kunststoffe kristallisieren können, hängt von ihrem molekularen Aufbau ab. Am besten kristallisieren unverzweigte Molekülketten mit keinen oder möglichst wenigen, dafür aber regelmäßig angeordneten Seitengruppen. Beispiele für teilkristalline Polymere sind lineare PE, PTFE oder isotaktisches PP.

Beispiel: Beim isotaktischen PP sind die CH3-Seitengruppen regelmäßig alle auf einer Seite der Molekülkette angeordnet (Abb. 2a). Damit ist es möglich, dass sich zwei derartige Kettenteile nahezu an allen Positionen aneinanderlagern können. Es gibt jedoch auch Polymere, bei denen die Seitengruppen an verschiedenen Seiten der Kette angebracht sind. Kommt noch zusätzlich eine unregelmäßige Abfolge der Seitenketten hinzu, so kommt es nur dann zu einer Aneinanderlagerung der Ketten, wenn die Abfolge der CH3-Seitengruppen mit der Nachbarkette übereinstimmt. Eine Kristallisation wird dadurch deutlich erschwert oder sogar verhindert. Ataktische Polymere kristallisieren nur, wenn die Seitengruppen sehr klein sind, wie beim PVF.

Ähnliche Probleme ergeben sich bei der dichten parallelen Anordnung der Ketten, wenn größere Seitengruppen vorhanden sind. Prinzipiell gilt: je größer die Seitengruppen werden, umso schlechter kristallisiert das Polymer. Duroplaste oder Elastomere können sich aufgrund der Vernetzung der Ketten nicht kristallin anordnen. Auch bei stark verzweigten Polymeren wie Silikonen ist eine parallele Anordnung der Ketten ausgeschlossen.

Wie wird der E-Modul für einen Kunststoff ermittelt?

Definition für die Energieelastizität: E = Delta(Spannung)/Delta(Dehnung)

Definition für die Entropieelastizität: E = 3NkT=3ρRT/Mc

Der Elastizitätsmodul E als Werkstoffkenngröße wird durch die Vernetzungsdichte N bzw. die mittlere Molmasse zwischen den Vernetzungsknoten des Polymeren Mc bestimmt. Er ist darüber hinaus von der Temperatur T sowie von der Boltzmannkonstante k bzw. der allgemeinen Gaskonstante R und der Dichte ρ abhängig.

Ermittlung durch Zugversuch an normierten Prüfkörpern

Worin liegt der Unterschied zwischen Relaxation und Retardation (Kriechen)?

Relaxation: Dehnung konstant, Spannung nimmt ab. Wird eine Deformation ε0 auf einen Prüfkörper oder Bauteil aufgebracht und anschließend eine definierte Zeit gehalten, dann reagiert der Prüfkörper oder das Bauteil zunächst mit einem spontanen Anstieg der Spannung auf den Wert σ0. In Abhängigkeit von der Haltezeit t der Belastung und der Temperatur T stellt sich dann eine zeitabhängige Abnahme der Spannung ein, die als Spannungsrelaxation σ(t) bezeichnet wird (Abbau von Spannungen durch molekulare Platzwechsel).

 

Retardation: Kraft konstant, Dehnung steigt. Kriechen/ Retardation bezeichnet bei Werkstoffen die zeit- und temperaturabhängige, plastische Verformung unter konstanter Last. Da Kunststoffe aus großen (im Fall von Thermoplasten und Elastomeren verknäulten) Molekülketten bestehen, gleiten bzw. entknäueln sich diese unter äußerer Belastung, woraus eine Dehnung resultiert. (Verzögertes Abklingen von Spannungen elastischer Deformationen)

Wovon ist die Kristallisation abhängig, und welche Eigenschaften werden beeinflusst?

Mit welchem Verfahren kann man über große Zeitbereiche das zeitabhängige mechanische Verhalten abschätzen? Was sind die Bedingungen für die Anwendung dieses Verfahrens?

Zeit-Temperatur-Superpositionsprinzip zur Modellierung von Zeit- und Temperaturabhängigkeiten

Grundlage ist, dass sich das Material sich thermorheologisch einfach verhält. Das bedeutet, dass das Verhalten bei kurzen Zeit und hohen Temperaturen gleich dem Verhalten bei langen Zeiten und niedrigen Temperaturen ist.

Welche Phasen des Kriechens gibt es?

I: Primäres / Übergangskriechen
• anfangs hohe Kriechgeschwindigkeit, die schnell abnimmt
• von verfestigenden Vorgängen (Versetzungsaufstau) bestimmt
• bei tiefen Temperaturen vorherrschender Prozess
II: Sekundäres / Stationäres Kriechen
• konstante Kriechgeschwindigkeit
• Gleichgewicht von entfestigenden (Klettern von Stufenversetzungen)
und verfestigenden Vorgängen (Versetzungsaufstau)
• Bildung von irreversiblen Schädigungen (Poren,..)
• Bei höheren Temperaturen vorherrschender Prozess
III: Tertiäres / beschleunigtes Kriechen
• Steigende Kriechgeschwindigkeit aufgrund von Rissschädigung
• endet mit Bruch

Wie wird die Schlagzähigkeit eines Kunststoffes ermittelt?

Messung mittels Pendelschlagwerke nach DIN 51 222

Welche Kunststoffe versagen eher spröde, welche duktil?

Typische Vertreter eines spröden Bruchverhaltens sind EP, MF, PF, PMMA, PS, SAN, UF.

Typische Vertreter eines duktilen und zähen Bruchverhaltens sind z. B. PP, PE oder auch PA.

Erklären Sie den Aufbau eines Extruders.

Erklären Sie den Extrusionsprozess (lange Version).

Schneckenextruder

Bei dieser Bauform wird der Druck mittels einer Schneckenwelle, auch Schnecke genannt, erzeugt. Sie steckt in dem sogenannten Schneckenzylinder, dessen Nenndurchmesser gleich dem Außendurchmesser der Schnecke ist. Am vorderen Ende des Schneckenzylinders befindet sich die formgebende Auslassöffnung. Am hinteren Ende des Zylinders befindet sich der Antrieb, in den meisten Fällen ein Elektromotor mit Getriebeeinheit, der für die Rotation der Schnecke sorgt.

Die zu verarbeitenden Materialien werden der Schnecke meist kontinuierlich über einen Trichter von oben zugeführt. Weitere Komponenten können über Seitenbeschickung, Nadelventile etc. in den Schneckenzylinder eingebracht werden. In der Kunststoffverarbeitung sind dies z. B. sogenannte Masterbatches oder Flüssigfarben (Färbemittel), Verstärkungsfasern, Alterungsschutzmittel oder Weichmacher.

Die Schnecke selbst wird im Allgemeinen in drei Zonen aufgeteilt, die unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Im hinteren Bereich des Schneckenzylinders befindet sich die "Einzugszone". In dieser wird das zu extrudierende Material, das z. B. als Feststoff in Form von Granulat oder Pulver vorliegt, über einen Trichter eingespeist („Fütterung“) und gegebenenfalls aufgeschmolzen (bei Thermoplasten). Durch die Drehung der Schnecke wird das Material weiterbefördert. An diese schließt sich die "Kompressionszone" an, in der das Material durch die verringerte Gangtiefe der Schnecke weiterverdichtet und damit der für den Austrag im Werkzeug notwendige Druck aufgebaut wird. Abschließend sorgt die "Austragszone" bzw. Meteringzone für einen homogenen Materialstrom zum Werkzeug hin.

Welche Vorteile hat das Thermoformen gegenüber dem Spritzguss, welche Nachteile?

In der Tat gibt es eine ganze Reihe von Produktfamilien, die sowohl im Spritzgießen als auch im Thermoformen hergestellt werden oder hergestellt werden könnten. Dabei hängt es sehr davon ab, welchem Aspekt des Herstellungsprozesses mehr Bedeutung zugemessen wird;

Eine exponierte Stellung nimmt das Spritzgießen ein, weil es der Produktform fast keine Grenzen setzt und darüber hinaus die höchste geometrische Präzision hervorbringt.
Die Kosten für Spritzgusswerkzeuge sind in fast allen Fällen höher als vergleichbare Thermoformwerkzeuge, da erstere aus 2 geometrietragenden, oftmals gehärteten und polierten Hälften bestehen, währenddessen beim Thermoformwerkzeug nur eine Seite die geforderte Geometrie aufweist und nicht zwangsweise poliert werden muss. Bei großen Bauteilen (größer 50 Liter) ist es zudem nicht unüblich bei kleinen bis mittleren Stückzahlen mit Holzwerkzeugen zu arbeiten, was die Kosten nochmals erheblich reduziert.

Da im Thermoformen nur ein einteiliges Werkzeug Verwendung findet, ist die der Werkzeugkontur abgewandte Seite geometrisch von der Halbzeugdicke und dem Verstreckungsgrad abhängig. Produkte müssen deshalb so designed werden, dass dieser Umstand ausgeglichen werden kann.

Welche grundsätzlichen Unterschiede gibt es beim Einsatz für die Extrusion und den Spritzguss?

Die Extrusion von Kunststoff ähnelt dem Spritzguss Verfahren, welches das zur Schmelze gebrachte Material in einen Hohlraum spritzt und diesem anpasst, wobei der Kunststoff die Form nach dem Abkühlen beibehält.
Der Unterschied zwischen dem Kunststoffspritzguss und dem Extrudieren von Kunststoffen liegt in der Methode der Formgebung, da diese bei der Extrusion bereits durch die jeweils eingesetzte Düse vorgegeben wird.
Der geschmolzene Kunststoff erhält seine Form also nicht wie beim Spritzguss durch das Einspritzen in einen Hohlkörper, sondern durch das Auspressen mittels einer Düse, wobei diese auch als Mundstück oder Matrize bezeichnete Öffnung die nachherige Form des Produkts bestimmt.

Welche Produkte entstehen mittels Blasformverfahren?

Als Blasformen wird die Herstellung von Hohlkörpern aus thermoplastischen Kunststoffen bezeichnet. Dabei wird ein extrudierter oder spritzgegossener Vorformling durch Innendruck an die Konturen des Blaswerkzeugs geformt. Auf diese Weise lassen sich Verpackungsartikel wie Flaschen, Kanister oder Fässer herstellen. Außerdem werden technische Teile wie Lüftungskanäle, Kraftstofftanks oder Kofferhalbschalen durch Blasformen produziert.

Warum werden Fasern im Schmelzspinnprozess verstreckt?

Um die Moleküle dazu zu bringen, sich ausgestreckt aneinanderzulagern und Fasern zu bilden, ist nach der Synthese des Kunststoffes das "Verstrecken" nötig: Beim Erstarren wird der hergestellte Kunststoff einem Zug ausgesetzt, sodass sich die Molekülketten, die vorher ohne bestimmte, gleichmäßige Ordnung vorlagen, in Zugrichtung strecken und anordnen und schließlich Fasern bilden.

Erklären Sie das Spritzgussverfahren. Welche Prozessschritte gibt es?

Es ist notwendig, das vom Rohstoffhersteller meist in Granulat- oder Pulverform (Elastomere üblicherweise in Form von Streifen) angelieferte Material so umzuwandeln, dass es in einen fließfähigen Zustand überführt wird. Dafür wird zunächst das Material durch Rotation der Schnecke plastifiziert. Nach Schließen des Werkzeuges (Schritt 1), welches einen Hohlraum entsprechend dem Formteil aufweist, wird das plastifizierte Material durch axialen Vorschub der Schnecke in das Werkzeug eingespritzt (Schritt 2).

Bei thermoplastischen Materialien wird die Schmelze anschließend im Werkzeug gekühlt (Schritt 3). Im Falle vernetzender Materialien (Duroplaste, Elastomere) wird das Werkzeug beheizt und somit der Vernetzungsvorgang initiiert. Der letzte Verfahrensschritt umfasst das Öffnen des Werkzeugs und Auswerfen des Formteils (Schritt 5).

Welche Methoden zum Schweissen von Kunststoffen gibt es?

Je nach Art der Wärmeeinbringung kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz:

  • Gaskonvektionsschweißen
  • Heizelement(stumpf)schweißen
  • Hochfrequenzschweissen
  • Infrarotschweißen
  • (2-Stufen-)Laserschweissen
  • Laserdurchstrahlschweißen
  • Lichtstrahlextrusionsschweissen
  • Rotationsreibschweißen
  • Ultraschallschweißen
  • Vibrationsschweißen
  • Warmgassschweißen
  • Zirkularschweißen

Allgemein lassen sich jedoch nur Kunststoffe mit thermoplastischen Eigenschaften schweißen. Dazu gehören auch PVC, PE oder PP. Diese können wiederholt schmelzen und sich verfestigen.

Wie werden Folien hergestellt?

Folienherstellung: Blasfolien / Extrusion / Coextrusion

PE-Folien: Polyethylenfolien werden meist als Blasfolien hergestellt. Eine Schnecke presst die geschmolzenen Polymere durch eine ringförmige Düse. Die noch weiche, warme Blase aus Kunststofffolie wird durch Luftkühlung auf eine Temperatur gebracht, die unter dem Kristallitschmelzpunkt liegt. Dabei werden gleichzeitig die Orientierung in Maschinenlaufrichtung (MD) und in Querrichtung (CD) sowie der Durchmesser der Blase und die Foliendicke festgelegt.
Bei modernen Produktionsanlagen erfolgen die Regelung der Dicke und die übrigen Feineinstellungen automatisch. Am Koextrusionsprozess sind mehrere Düsen zugleich beteiligt, was die Herstellung von Mehrschichtfolien ermöglicht.

Wonach gliedern sich die generativen Fertigungsverfahren? Nennen Sie Beispiele.

3D Druck mittels pulverbasierten Verfahren

  • 3D-Druck mit Pulver (3DP)
  • Selective Laser Sintering(SLS), Selektives Laserschmelzen
  • Electron Beam Melting, Electron Beam Additive Manufacturing Elektronenstrahlschmelzen (EBM/EBAM)

 

3D-Druck mittels geschmolzenen Materialen

  • Fused Filament Fabrication(FFF), Schmelzschichtung (z.B. FDM
  • FusedDeposition Modeling)

 

3D-Druck mit flüssigen Materialien

  • Stereolithografie (STL, SLA)
  • Digital Light Processing (DLP)
  • Multi Jet Modeling (MJM), Polyjet-Verfahren
  • Film Transfer Imaging Verfahren (FTI)

 

Weitere Verfahren

Laserauftragsschweißen und das LaminatedObjectModeling (LOM) Verfahren

Welche Qualitätsmerkmale für ein Spritzgussbauteil gibt es?

Die Formteile, die mit Spritzgießen hergestellt werden, lassen sich wie folgt kategorisieren: A-Teile – Präzisionsteile mit höchsten Anforderungen, B-Teile – technische Teile mit hohen Anforderungen und C-Teile – geometrisch einfache Formteile aus Standardkunststoffen mit geringen Anforderungen. Alle Kategorien besitzen unter anderem folgende wesentliche Qualitätsmerkmale: Formteilmaße und -gewicht, Festigkeit, Verzugserscheinungen und Oberflächenbeschaffenheit.

Aus der Vorlesung:

• Unvollständige Werkzeugfüllung

• Einfallstellen

• Gratbildung

• Sichtbare, schlechte Bindenähte

•Freistrahlbildung

• Rillenbildung

• Schlieren an der Oberfläche

• Brandstellen (Dieseleffekt)

Wie kann mit einfachen Mittel die Zykluszeit eines Spritzgussbauteils abgeschätzt werden?

Die Zykluszeit wird wesentlich durch die Abkühlzeit tk bestimmt und ist von der Wandstärke abhängig.

Mit der Näherungsformel:

tk=(2-3)*smax2

wobei smax die maximale Wandstärke ist.

Wieso muss der Kunststoff getrocknet vor der Verarbeitung werden?

Feuchte des Materials wirkt z.B. beim Spritzgiessen auf

  • Prozesssicherheit
  • Produktqualität  

Ursache ist das Verhalten des zu verarbeitenden Kunststoffs gegenüber Feuchtigkeit in der Luft

  • hygroskopisch Kunststoffe nehmen Wasser auch innerhalb des Granulatkorns, also in ihrer Molekülstruktur auf. Dabei spricht man auch von Kernfeuchte.
  • Bei nicht-hygroskopischen Kunststoffen lagert sich die Feuchtigkeit hingegen nur an der Oberfläche an. Die Füll- und Verstärkungsstoffe von nicht-hygroskopischen Kunststoffen können ihrerseits Feuchtigkeit aufnehmen.

Auswirkungen

  • während des Verarbeitens Dampfbläschen Schaumbildung, Füll- und Entformungsprobleme, Viskositätsschwankungen, streuende Prozessparameter oder schwankende Durchsätze.
  • bei der Weiterverarbeitung können Probleme beim Galvanisieren oder Lackieren.
  • Bei bestimmten Kunststoffen löst Wasser während des Aufschmelzens eine chemische Reaktion aus, welche die Molekularstruktur verändert. Diese  Hydrolyse hat ein reduziertes Molekulargewicht zur Folge mit dem Ergebnis, dass die Viskosität sinkt.
  • reduzierte mechanische Festigkeit
  • Offensichtliche Fehler sind Schlieren, Hohlräume und Löcher, Blasen an der Oberfläche.

Auch übertrocknete Kunststoffe bereiten Probleme.

Warum gibt es einen Abrieb bei der Extruderschnecke, und was beeinflusst den Verschleiß?

Mechanischer Verschleiß an Schnecken und Zylindern wird meistens durch Füllstoffe wie Glasfaser, Calcium-Carbonate oder Barium-Ferrite verursacht. Diese Materialien wirken wie Schmirgelpapier auf Stahl. Durch Einwirkung der kleinen, harten Partikel wird die Plastifiziereinheit kontinuierlich abgeschliffen.
Ein anderer Grund für Verschleiß ist Korrosion, verursacht durch flammhemmende Additive.

Wie werden PET-Trinkflaschen mit Gewinde hergestellt?

Beim Spritzstreckblasen von PET-Flaschen unterscheidet man zwischen dem einstufigen und dem zweistufigen Verfahren.

Im einstufigen Prozess wird zunächst ein zylindrischer Preform (Vorformling) im Spitzgussverfahren hergestellt. Der Preform besitzt schon die endgültige Hohlkörpermündung (Gewinde). Er wird direkt anschließend auf die optimale Weiterverarbeitungstemperatur gebracht um dann biaxial aufgeblasen und verstreckt zu werden.

Im zweistufigen Prozess werden die Preformlinge separat gespritzt, und erst zu einem späteren Zeitpunkt in einer getrennten Streckblasmaschine in die endgültige Form gebracht. So ist es möglich, nahezu alle am Markt verfügbaren Preformlinge weiterzuverarbeiten.

Was ist Compoundieren, und warum nutzt man verschiedene Schneckenformen?

Compoundierung ist  die Aufbereitung von Kunststoffen durch Beimischung von Zuschlagstoffen (Füllstoffe,  Additive usw.) zur Erzielung erwünschter Eigenschaftsprofile. Die Compoundierung erfolgt überwiegend in Extrudern (hauptsächlich gleichläufige Doppelschneckenextruder, aber auch gegenläufige Doppelschneckenextruder, sowie durch Planetwalzenextruder und Ko-Kneter) und umfasst die Verfahrensoperationen Fördern, Aufschmelzen, Dispergieren, Mischen, Entgasen und Druckaufbau.

Verschiedene Schneckenformen sind wichtig, um unterschiedliche Ausgangsstoffe zu verarbeiten und diese zu Produkten mit unterschiedlichen Eigenschaften umwandeln zu können.

Mit welchem Verfahren stellt man Granulat her?

Nach der Polymerisierung und ggf. Compundierung liegt der Kunststoff im Extruder zunächst als Schmelze vor. Diese wird nun über Düsen zu Strängen geformt und in Luft oder Wasser abgekühlt. Anschließend schneidet ein rotierendes Messer die Stränge in wenige Millimeter lange Abschnitte, das Granulat. Dieses lässt sich nun in Rohrleitungen transportieren oder in Säcke oder andere Gebinde verpacken.

Nachteile des Klebens

  • Im allgemeinen begrenzte Festigkeit bei höheren Temperaturen.
  • Zum Teil lange Aushärtezeiten.
  • Kriechneigung bei andauernder Zugspannung.
  • Grosse Sauberkeit erforderlich.
  • Vorbehandlung erforderlich.
  • Klebstoffalterung.
  • Empfindlichkeit gegen:
    • Biegebeanspruchung
    • Schlagbeanspruchung
    • Spaltbeanspruchung
    • Schälbeanspruchung.

Vorteile des Klebens

  • Verbindungen verschiedenartiger Werkstoffe.
  • Gleichmässige Spannungsverteilung über die gesamte Klebefläche ohne Spannungskonzentrationen, wie sie bei punktförmigen Verbindungen (Nieten, Punktschweissen) auftreten.
  • Keine Wärmespannungen wie beim Schweissen.
  • Gas- und Vakuumdichtheit.
  • Fügeteile mit stark unterschiedlichen Wanddicken können verbunden werden.
  • Meist kostengünstige Verbindungsart, vor allem bei kleineren Stückzahlen.
  • Gute dynamische Festigkeit.
  • Struktur der Fügeteile wird meist nicht verändert.
  • Leicht erlernbares Arbeitsverfahren.
  • Geringer Aufwand an Einrichtungen.
  • Isolierwirkung der Klebfuge.
  • Kraftübertragung kann mit schwingungsdämpfender Funktion kombiniert werden

Nennen Sie verschiedene Arten zu Kleben nach der Art des Abbindens.Nennen Sie reale Beispiel.

Physikalisch abbindend

  • Lösungsmittelkleber
  • Dispersionskleber
  • Schmelzkleber
  • Kontaktkleber

Chemisch abbindend

  • Polymerisationskleber
  • Polyadditionskleber
  • Polykondensationskleber

Was sind die Vorteile des Ultraschallschweissens?

Am Beispiel BOSCH-Folienschweissen:

  • Schnelligkeit des Schweissvorgangs
  • Genauigkeit durch genauere Hitzeplatzierung gegenüber anderen Schweissverfahren
  • Versiegelt auch feuchte Oberflächen
  • Größere Dichtigkeit gegenüber konventioneller Hitzeversiegelung
  • Kostengünstig (z.B. Energie) und materialsparend
  • Hygienisch
  • Kein Startup-Waste

Woraus besteht ein Superkleber / Lösungsmittelkleber?

Cyanacrylat-Klebstoffe sind im Allgemeinen besser bekannt unter dem Begriff Sekunden- oder auch Superkleber. Es handelt sich dabei um dünnflüssige oder bewusst eingedickte Ester der Cyanoacrylsäure, die in 1K-Form als Monomere in den Handel kommen und durch Polymerisationsreaktion im Fügespalt zum eigentlichen Klebstoffpolymer reagieren.

Beschreiben Sie Kohäsion und Adhäsion.

Als Kohäsion bezeichnet man die Bindungskräfte zwischen Atomen sowie zwischen Molekülen innerhalb eines Stoffes. Die Kräfte sorgen für seinen Zusammenhalt. Sie führen an den Oberflächen eines Stoffes zur Oberflächenspannung (schwache, elektrostatische Wechselwirkungen wie Van-der-Waals oder Wasserstoffbrückenbindungen). Die Adhäsion beruht hingegen auf Bindungskräften zwischen zwei unterschiedlichen Phasen bzw. Stoffen Stoffen (auch hier wirken elektrostatische Kräfte oder z.B. bei der mechanischen Adhäsion mechanische Kräfte wegwn der Oberflächenrauheit).

Was ist bei der Gestaltung von Klebungen zu beachten?

Das Deformationsverhalten von Klebstoff und Fügeteilwerkstoffen muss aufeinander abgestimmt sein
Gestaltung von Klebeverbindungen: Kunststoffe sollten bevorzugt auf Scherung belastet werden (möglichst nicht auf Zug und keinesfalls auf Biegung)

Nennen Sie verschiedene Schweissverfahren zum Fügen von Kunststoffen.

  • Heizelement (durch festen Körper)
  • Warmgas
  • Lichtstrahl-Extrusions
  • Ultraschall (durch Bewegung)
  • Reib (durch Bewegung)
  • Hochfrequenz (durch Strom)

Was sind die drei wichtigsten Parameter beim Schweissen?

Temperatur, Temperaturwirkzeit (Schweissgeschwindigkeit), Druck

Differenzieren Sie die Einsatztemperaturen nach Kunststoffarten.

Ob ein Kunststoff oberhalb oder unterhalb seiner Glasübergangstemperatur verwendet werden kann, hängt von der Art des Kunststoffs ab (dabei ist zu beachten, dass die Glasübergangstemperatur eines Kunststoffes bzw. Elastomers mit seiner Vernetzungsdichte steigt, d. h. die Glasübergangstemperatur eines Duroplasts ist deutlich höher als die eines Thermoplasts):

  • Amorphe Thermoplaste können nur unterhalb der Glasübergangstemperatur eingesetzt werden. Die Verarbeitung erfolgt üblicherweise oberhalb derer.
  • Teilkristalline Thermoplaste werden sowohl unterhalb als auch oberhalb der Glasübergangstemperatur eingesetzt. Teilkristalline Thermoplaste, deren Glasübergangstemperatur höher ist als ihre Einsatztemperatur (z. B. PET) sind eher steif und erweichen beim Glasübergang unterschiedlich stark (je nach Kristallinitätsgrad). Teilkristalline Thermoplaste, deren Glasübergangstemperatur unter der Einsatztemperatur liegt (z. B. PE), sind hingegen auch bei der Einsatztemperatur relativ weich und werden spröde, wenn die Glasübergangstemperatur unterschritten wird. In beiden Fällen ist ein Einsatz oberhalb der Schmelztemperatur nicht sinnvoll.
  • Elastomere werden grundsätzlich im gummielastischen Bereich, also oberhalb der Glastemperatur eingesetzt. Unterhalb der Glasübergangstemperatur verspröden sie stark, wodurch ein Einsatz nicht sinnvoll ist. Die obere Temperaturgrenze dieser Materialien ist ihre jeweilige Zersetzungstemperatur.
  • Duroplaste werden sowohl unterhalb als auch oberhalb der Glasübergangstemperatur eingesetzt. Duroplaste, deren Glasübergangstemperatur unter der Raumtemperatur liegt, sind allerdings zu den Elastomeren zu zählen. Die obere Temperaturgrenze von Duroplasten ist ihre jeweilige Zersetzungstemperatur.

Erklären Sie den Extrusionsprozess (kurze Veriosn)

Im Extruder befindet sich die Förderschnecke, auf dem Zylinder sitzt die Heiz- und Kühleinheit. Im vorderen Teil des Extruders wird schliesslich das Werkzeug befestigt. Prozess

  • Der Materialtrichter wird mit Pulver oder Granulat befüllt.
  • Die Schnecke transportiert das noch lose Material durch den Zylinder
  • Durch hohe Temoeraturen und Scherung schmilzt das Material und plastifiziert zu einer homogenen Masse.
  • Die Schmelze wird durch das Werkzeug gepresst und erhält die entsprechende Form.
  • Der ausgetretene Strang wird in einer Kalibrierung abgekühlt.
  • Das ausgekühlte Profil wird vom endlosen Strang getrennt.