Werkstoffe 3 FHNW FS 2018
Fragen zur Vorlesung Werkstoffe FHNW Frühlingssemester 2018, Dozent Prof. Dr. Brauner Die Studierenden sind in der Lage, die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes des Werkstoffes Kunststoff für die Bauteilentwicklung zu beurteilen.
Fragen zur Vorlesung Werkstoffe FHNW Frühlingssemester 2018, Dozent Prof. Dr. Brauner Die Studierenden sind in der Lage, die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes des Werkstoffes Kunststoff für die Bauteilentwicklung zu beurteilen.
Kartei Details
Karten | 86 |
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Lernende | 23 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Technik |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 26.02.2018 / 09.01.2024 |
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Welcher Unterschied besteht zwischen amorphen und teilkristallinen Thermoplasten? ·
Thermoplaste bestehen aus langkettigen, linearen Makromolekülen, die nur durch Nebenvalenzen miteinander verbunden sind. Bei teilkristallinen Thermoplasten sind die Makromoleküle in bestimmten Bereichen parallel zueinander gelagert. Dabei können die Polymerketten auch seitliche Verzweigungen besitzen. Bei amorphen Thermoplasten sind die einzelnen Molekülketten völlig regellos ineinander verknäult.
Ordnen Sie verschiedene Kunststoffe den teilkristallinen und amorphen Thermoplasten zu.
Teilkristalline Thermoplaste:
- PE Polyethylen
- PP Polypropylen
- POM Polyoxymethylen (Polyacetale)
- PA Polyamid
- PET Polyethylenterephthalat
- PBT Polybutylenterephthalat
Amorphe Thermoplaste:
- PS Polystyrol
- PVC Polyvinylchlorid
- PMMA Polymethylmethacrylat
- PC Polycarbonat
- CAB Celluloseacetobutyrat
- CAP Celluloseacetopropionat
- SAN Styrol-Acrylnitril (Beispiel eines Copolymerisates)
- ABS Acrylnitril-Butadien-Styrol (Beispiel eines Terpolymerisates)
Was sind Copolymere?
Copolymere oder Heteropolymere sind Polymere, die aus zwei oder mehr verschiedenartigen Monomereinheiten zusammengesetzt sind. Damit bilden sie den Gegensatz zu Homopolymeren.
Die Copolymerisation bietet die Möglichkeit, die Eigenschaften von Kunststoffen zu beeinflussen, indem man verschiedene Kunststoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften in einem einzigen Kunststoff vereint. Copolymere bestehen also nicht nur aus einer Art von Kunststoff wie z.B. Polyacryl, sondern aus zwei oder sogar mehreren, z.B. Polyacryl und PVC.
Zur Synthese werden dementsprechend zwei oder mehr Monomer-Typen verwendet: bei Polymerisationsreaktionen also verschiedene Ethen-Derivate wie z.B. Acrylnitril und PVC bei der Herstellung von Modacrylfasern; bei Polyadditionen, die ohnehin schon zwei Monomere erfordern, wie z.B. eine Dicarbonsäure und einen Dialkohol bei den Polyestern, sind bei einer Copolymerisation entsprechend zwei oder mehr verschiedene Alkohole oder Carbonsäuren beteiligt.
Nennen Sie 10 Beispiele für Thermoplaste.
- Die am häufigsten verwendeten Thermoplaste sind Polyolefine wie PE Polyethylen und PP Polypropen
- PS Polysystrol
- PVC Polyvinylchlorid
- PAN Polyacrylnitril
- PA Polyamide
- PES Polyester
- PET Polyethylenephthalat
- PEEK Polyetheretherketon
- PC Polycarbonat
- PLA Polyactat
- Polyacrylate wie PMMA (Polymethylmetharylat)
- ABS Acrylnitril-Butadien-Styrol
- Zelluloid
Was sind Olefine? Woraus werden (einfache) Olefine hergestellt?
Olefine ist ein besonders in der petrochemischen Industrie verwendeter Oberbegriff für alle acyclischen und cyclischen Kohlenwasserstoffe mit einer oder mehreren Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen. Ausgenommen davon sind aromatische Verbindungen. Der moderne Begriff ist Alkene (dazu gehören auch Cycloalkene - ringförmige Alkene - und Polyene - mehr als eine Doppelbindung).
Die einfachsten Olefine (Ethylen C2H4, Propen C3H6) werden aus Rohbenzin von der Petrochemie als Ausgangsstoffe für die vielfältigen Synthesen hergestellt. Die allgemeine Summenformel der unsubstituierten Alkene lautet: CnH2n.
Im welchen Bereich liegen die Einsatz- und Schmelztemperaturen von Thermoplasten? Nennen Sie Beispiele.
Ob ein Kunststoff oberhalb oder unterhalb seiner Glasübergangstemperatur verwendet werden kann, hängt von der Art des Kunststoffs ab (dabei ist zu beachten, dass die Glasübergangstemperatur eines Kunststoffes bzw. Elastomers mit seiner Vernetzungsdichte steigt, d. h. die Glasübergangstemperatur eines Duroplasts ist deutlich höher als die eines Thermoplasts):
- Amorphe Thermoplaste können nur unterhalb der Glasübergangstemperatur eingesetzt werden. Die Verarbeitung erfolgt üblicherweise oberhalb derer
- Teilkristalline Kunststoffe besitzen sowohl eine Glasübergangstemperatur, unterhalb derer die amorphe Phase einfriert (einhergehend mit Versprödung), als auch eine Schmelztemperatur, bei der sich die kristalline Phase auflöst. Die Kristallit-Schmelztemperatur trennt den entropieelastischen Bereich deutlich vom Fließbereich. Teilkristalline Thermoplaste werden sowohl unterhalb als auch oberhalb der Glasübergangstemperatur eingesetzt. Teilkristalline Thermoplaste, deren Glasübergangstemperatur höher ist als ihre Einsatztemperatur (z. B. PET) sind eher steif und erweichen beim Glasübergang unterschiedlich stark (je nach Kristallinitätsgrad). Teilkristalline Thermoplaste, deren Glasübergangstemperatur unter der Einsatztemperatur liegt (z. B. PE), sind hingegen auch bei der Einsatztemperatur relativ weich und werden spröde, wenn die Glasübergangstemperatur unterschritten wird. In beiden Fällen ist ein Einsatz oberhalb der Kristallit-Schmelztemperatur nicht sinnvoll.
Einsatztemperatur/Schmelztemperaturen:
- ABS bis 95/220-250
- CA bis 80/?
- PA bis 100 formbeständig/180-260 je nach Ausprägung
- PC bis 135, schlagzäh bis -100/220-230
- PMMA -40 bis 90/?
- POM -50 bis 120/175-178 Homopolymer
- PP Beständig von 0 bis 100/180-220 alpha-kristallin
- PVC-U Hart-PVC bis 60/180
Welchen Unterschied gibt es zwischen Elastomeren, Duro- und Thermoplasten?
Die Unterscheidung bezieht sich auf die mechanischen Eigenschaften und auf das Verhalten beim Erhitzen. Wichtig ist, wie die einzelnen Monomere miteinander verknüpft sind und dabei insbesondere die Anzahl der Bindungen, die die einzelnen Monomere eingehen können.
Thermoplaste
Sie entstehen durch Polymerisation linearer Ketten bifunktioneller Monomere. Zwischen den Ketten herrschen Anziehungskräfte. Wenn Wärme zugeführt wird, fangen die einzelnen Bausteine der Polymerketten an, immer stärker zu schwingen. Dadurch verringern sich die Anziehungskräfte zwischen den einzelnen Ketten. Ist genug Energie zugeführt worden, verlieren die Polymerketten untereinander ihren Zusammenhalt. Sie lassen sich gegeneinander verschieben und der Kunststoff wird weich, er wird durch thermische Einwirkung plastisch. Daher wird er Thermoplast genannt. Wird er in eine neue Form gebracht, so behält er diese nach dem Abkühlen.
Wird weiter erhitzt, brechen auch die Bindungen zwischen den einzelnen Bausteinen des Polymers oder die Monomere selbst brechen auseinander: Der Kunststoff wird zerstört.
Duroplaste
Im Allgemeinen mischt man zur Synthese von Duroplasten bi- und trifunktionelle Monomere. Da die einzelnen Polymerketten weniger durch zwischenmolekulare Bindungen als durch chemische Bindungen zusammengehalten werden, erweicht dieses Polymer beim Erhitzen nicht. Der Kunststoff bleibt somit über einen weiten Temperaturbereich stabil. Deswegen heißt er Duroplast. Wenn ein Duroplast jedoch zu stark erhitzt wird, brechen die Bindungen zwischen den Monomeren oder die Monomere selbst auseinander. Der Kunststoff wird zerstört (zersetzt).
Elastomere
Ist die Anzahl der bifunktionellen Bausteine zwischen den trifunktionellen gross, dann besteht die Möglichkeit, das Polymer zu dehnen. Wird von außen eine Kraft auf das Polymer ausgeübt, werden die Bindungen verzerrt. Der Stoff verformt sich. Wirkt keine Kraft mehr ein, stellt sich der vorherige Zustand wieder ein, und das Polymer bekommt seine ursprüngliche Form zurück. Weil der Kunststoff elastische, "gummiartige" Eigenschaften aufweist, heißt er Elastomer.
Was sind bifunktionelle, was trifunktionelle Monomere?
Wenn Monomere sich ausschließlich mit zwei anderen verbinden, so entstehen lange Polymerketten, die nicht verzweigt sind. Monomere, die so aufgebaut sind, heißen bifunktionell.
Kann sich ein Monomeres mit drei verschiedenen Stellen binden, heißt es trifunktionell. Bei der Polymerisation bilden sich zweidimensionale Netze oder sogar dreidimensionale Raumstrukturen.
Was ist ein Mol, wofür wird es benutzt?
Das Mol (Einheitenzeichen: mol) ist die SI-Basiseinheit der Stoffmenge. Sie dient der Mengenangabe bei chemischen Reaktionen.
Ein Mol enthält etwa 6,022 · 1023 (Avogadro-Konstante) Teilchen. Diese Zahl ist so definiert, dass 12 g Kohlenstoff mit dem Isotop C-12 genau einem Mol entsprechen. Der Zahlenwert der Masse eines Mols eines Stoffs angegeben in Gramm ist identisch mit der Atommasse der Atome oder der Molekülmasse der Moleküle, aus denen der Stoff besteht, angegeben in der Atomaren Masseneinheit (u).
Nennen Sie die Anzahl der kovalenten Bindungen, die Sauerstoff, Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Fluor und Schwefel eingehen können.
O 2-Bindig, C 4, H 1, N 3, Fl 1, S 2
Was sind kovalente Bindungen, metallische Bindungen, Ionenbindungen?
Eine kovalente Bindung ist eine chemische Bindung, die auf der gemeinsamen Nutzung von Elektronen
beruht (Elektronenpaarbindung).
Als metallische Bindung bezeichnet man die chemische Bindung, wie sie bei Metallen und in Legierungen vorliegt. Diese ist durch das Auftreten von frei beweglichen (delokalisierten) Elektronen im Metallgitter gekennzeichnet. Sie wird durch elektrostatische Anziehungskräfte zwischen Metallionen und freien Elektronen verursacht.
Die Ionenbindung ist eine chemische Bindung, die auf der elektrostatischen Anziehung positiv und negativ geladener Ionen basiert.
Nennen Sie verschiedenen Monomere mit difunktionellen Endgruppen und die Polymere, die daraus entstehen.
Ethen => Polyethen PE
Propen =>Polypropen PP
Styrol => Polystyrol PS
Vinylchlorid => Polyvinylchlorid PVC
Was ist der Unterschied zwischen Polyaddition und -kondensation? (kurze Version)
Der entscheidende Unterschied ist die Freisetzung niedermolekularer Spaltprodukte bei der Polykondensation, z.B. Wasser, Alkohole oder andere.
Warum entsteht Wärme bei einer Reaktion, was beeinflusst diese?
Bei jedem Polymerisationsschritt wird eine C-C-pi-Bindung in eine C-C-sigma-Bindung umgewandelt ("Umhybridisierung"). Der Energieunterschied zwischen einer C-C-pi-Bindung und einer C-C-sigma-Bindung beträgt etwa 84 kJ/mol. So werden bei jedem Polymerisationsschritt 84 kJ/mol frei; die Reaktion ist insgesamt also recht exotherm.
Wie erkennt man eine Polykondensationsreaktion? Nennen Sie mind. einen Kunststoff hierzu. (komplizierte Version)
Polykondensation ist eine vielfach ablaufende Kondensationsreaktion, die Monomere in Polymere (Kunststoffe) überführt. Damit ein Monomer an der Reaktion teilnehmen kann, muss es mindestens zwei funktionelle Gruppen besitzen, die besonders reaktionsfähig sind (z. B. –OH, –COOH, –NH2, –CHO …). Dabei werden in der Regel Monomeren verschiedener Art (z. B. Diole und Dicarbonsäuren, die zu Estern kondensieren) miteinander umgesetzt. Polykondensation verläuft stufenweise (Stufenwachstumsreaktion), über stabile, aber weiterhin reaktionsfähige Zwischenprodukte (Oligomere). Die Oligomere reagieren untereinander und bilden schließlich ein Makromolekül. Die Produkte werden Polykondensate genannt. Neben Kunststoffen gibt es auch eine ganze Reihe natürliche Polymere, z. B. Polykieselsäuren, die durch Polykondensation entstehen.
Nach diesem Verfahren werden folgende wichtige Kunststoffe erzeugt:
- Polyamide
- vernetzte ungesättigte Polyesterharze
- Phenoplaste
- Aminoplaste
Im Gegensatz zur Polymergewinnung durch Kettenpolymerisation oder Polyaddition wird bei der Polykondensation mindestens ein Nebenprodukt frei. Diese Nebenprodukte (z. B. Wasser, Ammoniak, niedrige Alkohole, Chlorwasserstoff) müssen kontinuierlich abgeführt werden, sonst stoppt die Polykondensation aus thermodynamischen Gründen bei zu niedrigem Polymerisationsgrad.
Im Gegensatz zur Kettenpolymerisation, die über Kettenwachstum erfolgt, muss der Reaktionsumsatz bei Polykondensation mindestens 99 % betragen, um ein Polykondensat hoher molarer Masse zu bekommen. Weiterhin muss das Verhältnis der eingesetzten Mengen an jeweiligem Monomer so exakt wie möglich dem durch die Reaktion vorgegebenen stöchiometrischen Verhältnis angepasst werden, sonst gelangt man zu einem Punkt, an dem alle Oligomere die gleichen aktiven Enden besitzen und nicht mehr miteinander reagieren können (Carothers-Gleichung).
Erklären Sie den Polymerisationsgrad.
Als Polymerisationsgrad wird die Anzahl der Monomereinheiten in einem Polymermolekül bezeichnet. Er ist identisch mit dem Quotienten der mittleren molaren Masse des Polymers und der molaren Masse seiner Wiederholeinheit (der Monomereinheit).
Nennen Sie verschiedene Reaktionsarten mit Start, Wachstum und Ende.
Reaktionsarten: Ketten-, Additions- und Kondensations-Polymerisation
Für Kettenpolymerisation:
- Start: radikalische, anionische, kationische Kettenpolymerisation und solche durch koordinative Katalyse
- Abbruch:
- Rekombination durch Vereinigung von zwei aktiven Endgruppe
- Initiatoraddition durch Anlagerung eines Initiatorradikals
- Disproportionierung durch Reaktion zweier Radikale
Was ist ein Monomer?
Monomere sind niedermolekulare, reaktionsfähige Moleküle, die sich zu unverzweigten oder verzweigten Polymeren zusammenschließen können. Monomere können Einzelsubstanzen, aber auch Gemische unterschiedlicher Verbindungen sein. Im ersten Fall bilden sich Homopolymere, im zweiten Copolymere (Heteropolymere).
Worin besteht der Unterschied zwischen amorphen und teilkristallinen Kunststoffen, und worin werden die Eigenschaften beeinflusst?
Der Unterschied liegt im Aufbau und Gestalt der Kettenmoleküle, die großen Einfluss auf die Struktur im festen Zustand haben. Wenn die Makromoleküle große Seitengruppen, zahlreiche Verzweigungen oder einen unregelmäßigen Aufbau haben, bleibt beim Abkühlen aus dem schmelzflüssigen Zustand die ungeordnete, regellose Struktur der Schmelze erhalten – diese Kunststoffe sind amorph.
Bei Kunststoffen aus glatten Makromolekülen mit regelmäßigem Aufbau bilden sich beim Abkühlen der strukturlosen Schmelze in einem engen Temperaturintervall kristalline Bereiche. Dort sind die Molekülketten im Wesentlichen parallel angeordnet. Beim Kristallisationsvorgang werden Verschlaufungen und ähnliche störende Kettenstrukturen an den Rand der einzelnen Kristallite gedrängt. Deswegen bilden sich zwischen den Kristalliten ungeordnete amorphe Bereiche aus. Kunststoffe mit diesem Aufbau sind teilkristallin.
Die Unterschiede der Struktur haben wichtige Auswirkungen auf die Eigenschaften von Kunststoffen. Generell sind teilkristalline Kunststoffe undurchsichtig oder bei geringer Schichtdicke opak (durchscheinend), und sie sind fester, härter und zäher als amorphe Kunststoffe. Sie besitzen eine höhere Wärmeformbeständigkeit sowie eine höhere Beständigkeit gegen Öle, Fette und Chemikalien und sind daher auch weniger empfindlich gegen Spannungsrisskorrosion. Der Kristallinitätsgrad teilkristalliner Kunststoffe liegt meist zwischen 30 und 60%. Steigender Kristallinitätsgrad bewirkt innerhalb einer Produktfamilie steigende Zugfestigkeit und Steifigkeit (Elastizitätsmodul), steigende Beständigkeit gegen Lösemittel (die Quellung sinkt), steigende Sperrwirkung gegen Gase und Dämpfe, abnehmende Schlagzähigkeit, Bruchdehnung und Transparenz sowie zunehmende Verzugsneigung.
Nennen Sie Beispiele für amorphe und teilkristalline Kunststoffe.
Beispiele für amorphe Kunststoffe sind Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymerisate ABS, Polystyrol PS und Polycarbonat PC.
Beispiele für teilkristalline Kunststoffe sind Polyoxymethylen POM, Polyamide PA und die thermoplastischen Polyester (Polyethylenterephthalat PET, Polybutylenterephthalat PBT).
Nennen Sie verschiedene Taktizitäten.
Die Taktizität in der Polymerchemie beschreibt, wie in einem Makromolekül vorhandene Seitengruppen (Seitenketten) relativ zueinander angeordnet sind. Man unterscheidet drei Grundtypen der Taktizität:
- ataktisch bei einer zufälligen räumlichen Anordnung der Seitengruppen
- isotaktisch ist ein Polymer, wenn alle identischen Seitengruppen auf einer Seite des Makromoleküls angeordnet sind
- syndiotaktisch, wenn die Seitengruppen abwechselnd (alternierend) nach vorne oder hinten zeigen,
Die Taktizität spielt prinzipiell bei allen Kunststoffen eine Rolle, die auf asymmetrischen Monomeren beruhen (am wichtigsten PP, aber auch PS und PMMA usw.).
Eine Besonderheit sind heterotaktische Polymere.
Was bewirkt die Taktizität? Je gleichmäßiger Moleküle aufgebaut sind, desto leichter bilden sie Kristalle, weil sie sich besser aneinanderlagern können (das ist dasselbe Prinzip wie bei Bauklötzen oder Legosteinen: je ähnlicher sie sind, desto dichter lassen sie sich packen, und desto gleichmäßiger ist die entstehende Ordnung).
Der Grad der Kristallinität wiederum steht in Zusammenhang mit den Eigenschaften eines Kunststoffes: Je kristalliner ein Kunststoff ist, desto härter und spröder ist er, Formbeständigkeit und Schmelzpunkt bzw. Erweichungspunkt nehmen zu, weil aufgrund der gleichmäßigeren Anordnung der Moleküle zwischenmolekulare Kräfte besser wirken können.
Am Beispiel Polypropen: ataktisches Polypropen ist amorph, syndiotaktisches Polypropen weniger kristallin als isotaktisches. Industriell bedeutend ist nur das isotaktische Polypropen, und nur dieses lässt sich zu Fasern verarbeiten
Was passiert, wenn man einen amorphen Kunststoff über die Glastemperatur erwärmt?
Die Glasübergangstemperatur ist die Temperatur, bei der ganz oder teilweise amorphe Polymere vom flüssigen oder gummielastischen, flexiblen Zustand in den glasigen oder hartelastischen, spröden Zustand übergehen, sie wird daher auch "Erweichungstemperatur" genannt. Sie ist für jeden Kunststoff spezifisch, das heißt, dass man Kunststoffe anhand ihrer Glasübergangstemperatur unterscheiden kann.
Anders beschrieben: Je wärmer es ist, desto mehr und desto schneller bewegen sich Teilchen wie z.B. Kunststoffmoleküle, je kälter es ist, desto weniger bewegen sie sich (physikalisch betrachtet ist Wärme nichts anderes als kinetische Energie, d.h. Bewegungsenergie).
Für einen amorphen Kunststoff bedeutet dies: Ist er kalt, d.h. unterhalb der Glasübergangstemperatur im glasigen, hartelastischen Zustand, so bewegen sich die Molekülketten kaum (ein bisschen Bewegung ist immer vorhanden, solange sich ein Stoff nicht am absoluten Nullpunkt von 0 K (-273°C) befindet). Wird der Kunststoff nun langsam erwärmt, bewegen sich die Ketten immer mehr, halten aber noch zusammen, bis schließlich mit der Glasübergangstemperatur der Punkt erreicht ist, an dem sich längere Abschnitte der Molekülketten frei bewegen können und der Kunststoff weich, elastisch und schließlich flüssig wird.
Was ist der Unterschied zwischen Schwindung und Schrumpf?
Schrumpfung: Unter Schrumpfung versteht man bei Kunststoffen die Bewegung orientierter Makromoleküle in einen energetisch günstigereren Zustand bei konstantem Volumen. Abmessungen und Gestalt können sich dabei ändern.Beispiel: In einem tiefgezogenen Joghurtbecher sind die Moleküle vorgespannt worden. Durch dasTiefziehen haben sie eine Orientierung bekommen. Erhitzt man nun diesen Kunststoffbecher (bei Polystyrol auf 120°C) , so schrumpft er (annähernd) in die Form zurück, die er als Halbzeug hatte. Dabei bleibt das Volumen des Kunststoffes gleich, Gestalt und Abmessungen nicht.
Schwindung: Nach dem Spritzgiessen verkleinern sich Werkstücke beim Abkühlen auf Grund der Volumenänderung bei der Kristallisation und der Wärmedehnung um einen bestimmten Prozentsatz ihres Volumens, eine Schwindung findet statt.Bei Kunststoffen entsteht die Schwindung durch eine zunehmende Kristallisation, die eine lokale Dichterhöhung bewirkt. Das Fehlen des Volumens bei gleicher Gestalt wird dann als Schwindung bezeichnet.
Was haben Spaghetti mit Kunststoffen gemeinsam?
Ataktische Polymere, Polymere mit einem hohen Verzweigungsgrad und statistische Copolymere bilden im festen Zustand amorphe, glasartige Strukturen aus. In Schmelze und Lösung bilden langkettige Moleküle tendenziell einen sich ständig ändernden „statistischen Knäuel“ aus. Im festen Zustand wird die jeweiligen Konformation der Moleküle eingefroren. Verhakungen und Verschlaufungen von Kettenmolekülen untereinander führen zu einer „mechanischen Bindung“ zwischen den Ketten. Zwischenmolekulare und intramolekulare Nebenvalenzbindungen treten nur an Stellen auf, an denen Molekülsegmente nahe genug aneinander liegen. Die unregelmäßige Struktur der Moleküle verhindert eine engere Anordnung. Solche Anordnungen werden gelegentlich „Spaghettistruktur“ genannt.
Wieso unterscheidet sich die reale und theoretische Zugfestigkeit von Polymeren so stark?
Oft wird unterschieden zwischen der nominellen/theoretischen Spannung („Ingenieur-Spannung“) und der wahren/realen Spannung. Die aus dem Spannungs-Dehnungs-Diagramm abgelesenen (nominellen) Spannungswerte (Zugfestigkeit, Streckgrenze) entsprechen nicht der wahren Spannung im Werkstoff. Dies liegt daran, dass bei der Berechnung der nominellen Spannung die Zugkraft auf den Ausgangsquerschnitt bezogen wird. Bei der Zugprobe ist der wirkliche Querschnitt jedoch aufgrund von Querkontraktion bzw. Einschnürung geringer als der Ausgangsquerschnitt; diese Verformung (Verlängerung und Einschnürung) ist bei einer elastisch-plastischen Verformung, d.h. bei Proben aus duktilen Werkstoffen, nach dem Test sicht- und messbar. Die wahre Zugfestigkeit entspricht also nicht der nominellen Spannung in der Probe im Augenblick des Bruchs, sondern ist höher.
Welche Arten der Copolymerisaten gibt es?
Copolymere können in fünf Klassen unterteilt werden, wie anhand eines binären Copolymers, das aus zwei verschiedenen Comonomeren A und B aufgebaut ist, veranschaulicht werden kann:
- Statistische Copolymere, in denen die Verteilung der beiden Monomeren in der Kette zufällig ist (-AABABBBABAABBBABBABAB-).
- Gradientcopolymere, die prinzipiell den statistischen Copolymeren ähnlich sind, in denen jedoch der Anteil des einen Monomers im Verlauf der Kette zu- und des anderen abnimmt (-AAAAAABAABBAABABBBAABBBBBB-).
- Alternierende Copolymere, in denen sich die beiden Monomere abwechseln (-ABABABABABABABABABAB-).
- Blockcopolymere und Segmentcopolymere, die aus längeren Sequenzen oder Blöcken jedes Monomers besteht (-AAAAAAAAABBBBBBBBBBBB-). Je nach Anzahl der Blöcke spricht man auch von Diblockcopolymer, Triblockcopolymer usw. Die Zahl der Monomere je Block liegt in der Regel bei maximal zehn Einheiten.
- Propfcopolymere (engl.: graft copolymers), bei denen Blöcke eines Monomers auf das Gerüst (Rückgrat) eines anderen Monomers aufgepfropft sind.
Welches sind mögliche Härter für Epoxidharze?
Als Härter werden mehrwertige Amine („aminische Härter“) wie z.B. Diamine sowie aliphatische Amine verwendet. Ausserdem benutzt man Anhydridhärter.
Erklären Sie den Unterschied zwischen Hauptvalenzbindungen und Nebenvalenzbindungen im Hinblick auf die Bindungsart. (Stichwort Elektronenverteilung)
Hauptvalenzkräfte (Chem. Bindungen): Sie dienen zum Aufbau des Makromoleküls und bewirken festen Zusammenhalt der Atome. Hauptvalenzkräfte dominieren die Eigenschaften von Duroplasten (engmaschiges Raumnetz, Härte, Sprödigkeit) und Elastomeren (weitmaschiges Raumnetz, Elastizität bei geeigneten Temperaturen).
Nebenvalenzkräfte (innermolekulare Bindungen): Sind schwächer als Hauptvalenzkräfte, weil sie elektrostatisch sind. Sie wirken zwischen den Molekülketten und halten Sie zusammen. Sie dominieren die Eigenschaften von Thermoplasten (bei Temperaturerhöhung werden die Nebenvalenzkräfte aufgehoben und die Ketten sind verschiebbar).
Bei linearen Ketten in Thermoplasten (z.B. PE-HD (high density)) sind die Nebenvalenzkräfte durch den engeren Abstand der Ketten größer. Bei verzweigten Ketten (z.B. PE-LD (low density)) sind die Nebenvalenzkräfte durch den größeren Abstand der Ketten kleiner. Beispiele für Nebenvalenzkräfte: Van der Waals – Kräfte, Wasserstoffbrückenbindung, Dipolkräfte.
Nennen Sie die drei Reaktionsschritte bei einer Kettenpolymerisation im Detail anhand eines Beispiels aus der Vorlesung (PE-Beispiel)
Radikalbildung
Als Initiator kommen Moleküle in Frage, die eine instabile Bindung besitzen, z. B. die Peroxidbindung - O – O -. Ein häufig anzutreffendes Beispiel ist Benzoylperoxid (BPO). Das Molekül zerfällt bei Wärmeeinwirkung zunächst in 2 freie Radikale, die dann ihrerseits unter Abspaltung von CO2 je ein Benzolradikal bilden.
Start- und Wachstumsreaktion
Das aus dem Initiator entstandene freie Radikal greift nun die Doppelbindung des Monomeren an, z. B. des Ethen und geht mit diesem eine Bundung ein. Beim zweiten C-Atom entsteht dadurch wieder ein ungepaartes Elektron. Es liegt also wieder ein freies Radikal vor, das nun seinerseits die Reaktion fortsetzen kann. Auf diese Weise nimmt die Kettenlänge ständig zu.
Abbruchreaktion
Durch die Abbruchreaktion wird die sehr reaktionsfreudige Radikalkette in ein valenzmässig abgesättigtes Kettenmolekül überführt. Theoretisch kann sich das Kettenwachstum unbegrenzt fortsetzen bis die Monomere aufgebraucht sind. In der Praxis hat das radikalische Elektron jedoch noch andere Möglichkeiten zu Paarbildung (Bindung). Die einfachste ist die Kombination, d. h. die direkte Verbindung zweier Ketten an ihren Enden.
Wozu führen Monomere, die di- oder trifunktionelle Endgruppen besitzen?
Wenn Monomere sich ausschließlich mit zwei anderen verbinden, so entstehen lange Polymerketten, die nicht verzweigt sind. Monomere, die so aufgebaut sind, heißen bifunktionell. Diese bilden bei der Polymerisation lineare Ketten.
Kann sich ein Monomer mit drei verschiedenen Stellen binden, heißt es trifunktionell. Bei der Polymerisation bilden sich zweidimensionale Netze oder sogar dreidimensionale Raumstrukturen.
Wie erkennt man eine Polykondensationsreaktion? Nennen Sie mindestens einen Kunststoff hierzu. (einfache Version)
Bei einer Polykondensation vereinigen sich viele Monomere zu Makromolekülen, wobei bei jedem Reaktionsschritt ein einfaches Nebenprodukt, z.B. Wasser, Ammoniak oder Alkohol, abgespalten wird. Damit eine Polykondensation stattfinden kann, müssen die Reaktionspartner mindestens bifunktionell sein. Aus bifunktionellen Ausgangsstoffen erhält man lineare Polykondensate, bei mehrfunktionellen entstehen vernetzte Produkte. Um die Reaktion in Gang zu halten, muss das Kondensat (Wasser oder Alkohol) ständig entfernt werden.
Nach diesem Verfahren werden folgende wichtige Kunststoffe erzeugt:
- Polyamide
- vernetzte ungesättigte Polyesterharze
- Phenoplaste
- Aminoplaste
Was ist der Unterschied zwischen Polyaddition und -kondensation? (lange Version)
Bei einer Polykondensation vereinigen sich viele Monomere zu Makromolekülen, wobei bei jedem Reaktionsschritt ein einfaches Nebenprodukt, z.B. Wasser, Ammoniak oder Alkohol, abgespalten wird. Damit eine Polykondensation stattfinden kann, müssen die Reaktionspartner mindestens bifunktionell sein. Aus bifunktionellen Ausgangsstoffen erhält man lineare Polykondensate, bei mehrfunktionellen entstehen vernetzte Produkte. Um die Reaktion in Gang zu halten, muss das Kondensat (Wasser oder Alkohol) ständig entfernt werden.
Für eine Polyaddition sind wie bei der Polykondensation Monomere mit bi- oder mehrfunktionellen Gruppen nötig. Aber im Gegensatz zur Polykondensation werden keine Nebenprodukte abgespalten, sondern die Makromoleküle entstehen durch Platzwechsel von Wasserstoff-Atomen.
Bei bifunktionellen Monomeren entstehen lange Fadenmoleküle. Bei mehrfunktionellen Monomeren ergeben sich räumlich stark vernetzte Makromoleküle.
Wovon hängt die Wärmebeständigkeit eines Kunststoffes ab?
Von den Bindungsenergien des Polymers. Je höher die Bindungsenergie, desto wärmebeständiger ist der Kunststoff.
Welche Eigenschaft wird mit der Heizbank nach Kofler bestimmt? Differenzieren Sie nach den verschiedenen Kunststoffklassen.
Der Schmelzpunkt wird mit der Heizbank bestimmt. xxx
Beschreiben Sie Verfahren für eine einfache Bestimmung von Kunststoffen.
- Brennprobe (Brennbarkeit, Flammbild, Rauchprobe)
- Erwärmungsversuch nach Kofler
- Physikalische Prüfung (Bruchverhalten)
- Dichtebestimmung (mittels Pyknometer, nach dem Auftriebsverfahren, dem Schwebeverfahren oder dem Dichtegradientenverfahren)
Welche Kunststoffe aus dem Praktikum waren eher spröde im Bruchverhalten, welche eher duktil?
Spröd: EP, MF, PF, PMMA, PS, SAN, UF
Zäh/duktil: ABS, ASA, CA, PC, PRO, PVC, SB
Wie erfolgte die Dichte-Bestimmung?
Im Auftriebsverfahren durch Wägung der unbekannten Probe in Luft und in einer nicht quellenden Flüssigkeit bekannter Dichte (hier Ethanol mit der Dichte ρf = 0.789 g/cm3). Aus der Auftriebskraft ist die Dichte des Probekörpers berechenbar. Nach Messung des Gewichts an der Luft m1 und in der Flüssigkeit m2 wurde in Anlehnung an die DIN-Norm 53479 die Dichte mit der Formel
ρ=m1∙ρf/ (m1−m2)
berechnet.