Klinisch. Psych


Kartei Details

Karten 24
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 22.02.2018 / 05.04.2018
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Diagnose „Substanzstörungen“: 10 Substanzklassen plus Mehrfachgebrauch+

DSM IV / ICD 10:

 

Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen

F1x.0 Akute Intoxikation [akuter Rausch]

F1x.1 Schädlicher Gebrauch

F1x.2 Abhängigkeitssyndrom

F1x.3 Entzugssyndrom

F1x.4 Entzugssyndrom mit Delir

F1x.5 Psychotische Störung

F1x.6 Amnestisches Syndrom

F1x.7 Restzustand und verzögert auftretende psychotische Störung

F1x.8 Sonstige psychische und Verhaltensstörungen

F1x.9 Nicht näher bezeichnete psychische und Verhaltensstörung

Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen

Abgeleitet aus dem griechischen schizo (spalten) und phren (Zwerchfell, Geist, Gemüt), übersetzt als „Seelenspaltung“. „Der Begriff »Schizophrenie« soll die Entfremdung ausdrücken, die sich wie ein Graben zwischen einem betroffenen Menschen und seiner Umwelt auftut und sich im inneren Erleben des Erkrankten fortsetzt.“  (Hell & Schüpbach, 2004)

Personen in einem psychotischen Zustand haben erhebliche Schwierigkeiten, in einer organisierten, rationalen Form zu denken. Eine psychotische Störung ist somit allgemein definiert durch ihre erheblichen Auswirkungen auf die Wahrnehmung, die Gedanken und das Bewusstsein bzw. das Ich-Erleben.   (Wittchen & Hoyer, 2011)

Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen

Zwei Kernsymptome:

Halluzinationen: Sinneswahrnehmungen ohne adäquate Stimulation des entsprechenden sensorischen Kanals.

Wahn: feste, unverrückbare Überzeugungen, die trotz unbestreitbarer Beweise für das Gegenteil aufrechterhalten werden.

Untergruppen/ Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen

F20.x Schizophrenien:

Paranoide Schizophrenie (F20.0), Hebephrene Schizophrenie (F20.1), Katatone Schizophrenie (F20.2), Undifferenzierte Schizophrenie (F20.3), Postschizophrene Depression (F20.4), Schizophrenes Residuum (F20.5), Schizophrenia simplex (F20.6)

F21 schizotype Störung

F22 anhaltende wahnhafte Störungen

F23 akute vorübergehende psychotische Störungen

F24 Induzierte wahnhafte Störung

F25 Schizoaffektive Störungen

F28 Sonstige nichtorganische psychotische Störungen

F29 Nicht näher bezeichnete nichtorganische Psychose

Unterformen affektiver Störungen

F30 – Manie

F31 – Bipolare Störung

F32 – Depressive Episode

F33 – Rezidivierende depressive Störung

F34 – Anhaltende affektive Störung -> Dysthymia und Zyklothymia

Definition Manische Episode

  • in einem umschriebenen Zeitraum deutlich abgrenzbare Veränderung der Stimmung und des Antriebes, i.S. einer gehobenen oder reizbaren Stimmung und Antriebssteigerung
     
  • bipolare affektive Störung  =  Auftreten von mindestens zwei abgrenzbaren Episoden einer affektiven Störung, eine davon mit manischen Merkmalen
     
  • manischen Episode: Stimmung in einem deutlich abnormen Ausmaß über die Dauer von einigen Tagen gehoben oder gereizt; gesteigerte Aktivität oder motorische Ruhelosigkeit, Gefühl von körperlicher und seelischer Leistungsfähigkeit
     
  • Merkmale einer manischen Episode: gesteigerte Gesprächigkeit, Rededrang, Ideenflucht, Verlust normaler sozialer Hemmungen, altersinadäquate Kritiklosigkeit, vermindertes Schlafbedürfnis, überhöhte Selbsteinschätzung, erhöhte Ablenkbarkeit, gesteigerte Libido, Größenwahn

Leitsymptome der bipolaren affektiven Störung

Manische Episode oder gemischte Episode =

  • mindestens eine vorhergegangene affektive Episode oder
     
  • das Vorliegen einer depressiven Episode mit mindestens einer vergangenen manischen oder gemischten Episode oder
     
  • der gegenwärtige Zustand erfüllt nicht die Kriterien für eine affektive Störung, aber in der Anamnese findet sich aber wenigstens eine eindeutig belegte hypomane, manische oder gemischte affektive Episode und zusätzlich mindestens eine andere affektive Episode

Leitsymptome Depressive Episode und Rezidivierende Depression

Depressive Episode (F32.0-32.3):

  • mindestens 2 Wochen andauernde Störung mit gedrückter Stimmung, Verlust von Freude und Interesse und erhöhter Ermüdbarkeit
  • Symptomatik vielfältig: z.T. altersabhängig und wenig situationsgebunden; somatische und/oder psychotische Symptome können vorhanden sein

Rezidivierende depressive Störungen (F33.0-F33.3):

  • wiederholte depressive Episoden
  • Episoden dauern 3 - 12 Monate
  • werden häufig durch belastende Lebensereignisse ausgelöst

Definition Anhaltende Affektive Störungen

  • anhaltende, meist fluktuierende Stimmungsstörungen
     
  • Mehrzahl der einzelnen Episoden nicht ausreichend schwer genug, um als auch nur leichte depressive oder hypomanische Episoden gelten zu können
     
  • ziehen jedoch beträchtliches subjektives Leiden und Beeinträchtigungen nach sich
  • Intervalle mit normaler Stimmung fehlen oder dauern allenfalls wenige Wochen

Übersicht I: Psychische Störungen im Erwachsenenalter II/ Unterformen (ICD 10 F4x)

F40.- Phobische Störungen

F41.- Andere Angststörungen

F42.- Zwangsstörung

F43.- Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen

F44.- Dissoziative Störungen [Konversionsstörungen]

F45.- Somatoforme Störungen

F48.- Andere neurotische Störungen

Definition Phobien (F40.-)

Gruppe von Störungen, bei der Angst ausschließlich oder überwiegend durch eindeutig definierte, eigentlich ungefährliche Situationen hervorgerufen wird

  • diese Situationen typischerweise vermieden oder mit Furcht ertragen
     
  • Befürchtungen des Patienten können sich auf Einzelsymptome (Herzklopfen oder Schwächegefühl) beziehen; häufig gemeinsam mit sekundären Ängsten (vor dem Sterben, Kontrollverlust oder dem Gefühl, wahnsinnig zu werden)
     
  • Allein Vorstellung, dass die phobische Situation eintreten könnte erzeugt Erwartungsangst
     
  • Phobische Angst tritt häufig gleichzeitig mit Depression auf, ob zwei Diagnosen (phobische Störung und depressive Episode) erforderlich sind, richtet sich nach dem zeitlichen Verlauf beider Zustandsbilder und nach therapeutischen Erwägungen zum Zeitpunkt der Konsultation

Untergruppen Phobien

F40.0 Agoraphobie: Befürchtungen, das Haus zu verlassen, Geschäfte zu betreten, in Menschenmengen und auf öffentlichen Plätzen zu sein, alleine mit Bahn, Bus oder Flugzeug zu reisen

Panikattacken = häufiges Merkmal bei gegenwärtigen oder zurückliegenden Episoden; Vermeidung der phobischen Situation steht oft im Vordergrund

F40.00 Ohne Panikstörung; F40.01 Mit Panikstörung

F40.1 Soziale Phobien: Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen, die zu Vermeidung sozialer Situationen führt; i.d.R. mit niedrigem Selbstwertgefühl und Furcht vor Kritik verbunden; häufig Erröten, Händezittern, Übelkeit oder Drang zum Wasserlassen; Symptome können sich bis zu Panikattacken steigern (Anthropophobie; Soziale Neurose)

F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien: auf eng umschriebene Situationen wie Nähe von bestimmten Tieren, Höhen, Donner, Dunkelheit, Fliegen, geschlossene Räume, Urinieren oder Defäkieren auf öffentlichen Toiletten, Genuss bestimmter Speisen, Zahnarztbesuch oder auf den Anblick von Blut oder Verletzungen beschränkt; kann Panikzustände hervorrufen (Akrophobie, Einfache Phobie, Klaustrophobie, Tierphobien)

F40.8 Sonstige phobische Störungen

F40.9 Phobische Störung, nicht näher bezeichnet

Untergruppe Andere Angststörungen

F41.- Andere Angststörungen: Manifestation der Angst ohne auf eine bestimmte Umgebungssituation bezogen zu sein

F41.0 Panikstörung: wiederkehrende unvorhersehbare schwere Angstattacken mit plötzlichem Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle und sekundär Todesangst, Angst vor Kontrollverlust der Angst, wahnsinnig zu werden

F41.1 Generalisierte Angststörung: Anhaltende frei flottierende Angst mit ständiger Nervosität, Anspannung, Schwitzen, Benommenheit, Zittern, Herzklopfen, Schwindelgefühle oder Oberbauchbeschwerden und häufig Sorgen und Befürchtungen, das demnächst etwas Schlimmes selbst oder Angehörigen passieren wird

Untergruppen Zwangsstörungen

F42.- Zwangsstörung: wiederkehrende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen

Zwangsgedanken = Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die den Patienten immer wieder stereotyp beschäftigen; fast immer quälend, Patient versucht häufig erfolglos, Widerstand zu leisten; Gedanken werden als zur eigenen Person gehörig erlebt (selbst wenn sie als unwillkürlich und häufig abstoßend empfunden)

Zwangshandlungen oder -rituale = ständig wiederhole Stereotypien; als unangenehm, unnütz, sinnlos oder ineffektiv erlebt; oft als Vorbeugung gegen objektiv unwahrscheinliches Schadensereignis oder Unheil; wiederholte Versuche, dagegen anzugehen; Angst meist ständig vorhanden; werden Zwangshandlungen unterdrückt, verstärkt sich die Angst deutlich

Definition Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen

F43.- Unterschiede zu übrigen Störungen von F40-49:

Symptomatologie und Verlauf

Ein oder zwei identifizierbare ursächliche Faktoren:

  • Außergewöhnlich belastendes Lebensereignis -> akute Belastungsreaktion

 

  • Besondere Veränderung im Leben mit anhaltend unangenehmer Situation -> Anpassungsstörung

F43 entstehen immer als direkte Folge der Belastung, die kausaler und primärer Faktor ist

Folgen sind Hinderung von erfolgreichen Bewältigungsstrategien und Probleme der sozialen Funktionsfähigkeit

Untergruppen Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen

F43.0 Akute Belastungsreaktion:

Vorübergehende Störung bei bislang unauffälligen Menschen als Reaktion auf eine außergewöhnliche physische oder psychische Belastung

Beginnt innerhalb von Minuten und klingt innerhalb von Stunden oder Tagen ab, teilweise oder vollständige Amnesie kann  vorkommen

 

Zu Beginn Betäubung, Bewusstseinseinengung, eingeschränkte Aufmerksamkeit, Unfähigkeit Reize zu verarbeiten und Desorientiertheit, sich Zurückziehen aus der Situation bis hin zum Stupor

oder

Unruhezustand und Überaktivität, Fluchtreaktion, vegetative Zeichen panischer Angst

Untergruppen Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen/ Posttraumatische Belastungsstörung:

Entsteht als verzögerte oder protrahierte Reaktion auf eine extrem belastende oder bedrohliche Situation

Prädisposition: Neurosen, zwanghafte oder asthenische Persönlichkeit

Beginn nach Latenz von Wochen bis Monaten, Verlauf wechselhaft, Heilung möglich oder chronische Entwicklung zur andauernden Persönlichkeitsänderung (F62.0)

Wiederholtes Erleben des Traumas in Erinnerungsattacken (Intrusion, Flashbacks), Träumen und Albträumen, Gefühl von Betäubt sein und emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit, Vermeidung von Situationen/Aktivitäten, die an das Trauma erinnern, Übererregtheit, Vigilanzsteigerung, Schreckhaftigkeit, Schlafstörung, Angst, Depression, Suizidgedanken

Untergruppen Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen/ F43.2 Anpassungsstörungen:

F43.2 Anpassungsstörungen:

Zustände von subjektiver Bedrängnis und emotionaler Beeinträchtigung, die während des Anpassungsprozesses an eine Belastung auftreten

Lebensveränderung kann Trauerfall, Trennung, Emigration, Flucht, Entwicklungsschritt oder Krise im Leben sein

Depressive Stimmung, Angst, Sorge, Insuffizienzgefühl, Störung des Sozialverhaltens

Unterformen: kurze oder längere depressive Reaktion, Störung anderer Gefühle, Störung des Sozialverhaltens

F43.8 Sonstige Reaktionen auf schwere Belastung

F43.9. Reaktion auf schwere Belastung, nicht näher bezeichnet

Definition Dissoziative Störungen

Dissoziative Störungen (Konversionsstörungen)

Teilweiser oder völliger Verlust der normalen Integration der Erinnerung, des Identitätsbewusstseins, der Wahrnehmung unmittelbarer Empfindungen sowie der Kontrolle von Körperbewegungen

Symptome verkörpern häufig das Konzept der betroffenen Person, wie sich eine körperliche Krankheit manifestieren müsste

Ursächlich psychogen in enger zeitlicher Verbindung mit traumatisierenden Ereignissen, unlösbaren oder unerträglichen Konflikten oder gestörten Beziehungen, keine körperlichen Erkrankungen nachweisbar

Verlauf mit Remission nach einigen Wochen oder Monaten oder Chronifizierung wenn Konflikte/Probleme sich nicht lösen

Definition Somatoforme Störungen

  • wiederholte Darbietung körperlicher Symptome in Verbindung mit hartnäckigen Forderungen nach medizinischen Untersuchungen, trotz wiederholter negativer Ergebnisse und Versicherung der Ärzte, dass die Symptome nicht körperlich begründbar sind
  • wenn somatische Störungen vorhanden sind, erklären sie nicht die Art und das Ausmaß der Symptome, das Leiden und die innerliche Beteiligung des Patienten

Untergruppen Somatoforme Störungen

F45.0 Somatisierungsstörung:

Multiple, häufig wechselnde, wiederholt auftretende körperliche Symptome seit mindestens zwei Jahren, können sich auf jeden Körperteil/Organsystem beziehen

Viele negative Untersuchungen und ergebnislose Operationen, lange und komplizierte Patientenkarriere

Verlauf chronisch fluktuierend, Störung des sozialen, interpersonalen und familiären Verhaltens

 

F45.1 Undifferenzierte Somatisierungsstörung:

Wie F45.0, aber das vollständige und typische klinische Bild einer Somatisierungsstörung ist nicht erfüllt

Untergruppen Somatoforme Störungen/ 45.2 Hypochondrische Störung:

F45.2 Hypochondrische Störung:

  • beharrliche Beschäftigung mit der Möglichkeit, an einer oder mehreren schweren und fortschreitenden körperlichen Krankheiten zu leiden
  • anhaltende körperliche Beschwerden oder anhaltende Beschäftigung mit ihren körperlichen Phänomenen – ohne organmedizinischen Befund
  • normale oder allgemeine Körperwahrnehmungen und Symptome werden als abnorm und belastend interpretiert; Aufmerksamkeit meist auf nur ein oder zwei Organe oder Organsysteme fokussiert;
  • Depression und Angst finden sich häufig und können dann zusätzliche Diagnosen rechtfertigen

Untergruppen Somatoforme Störungen/ F45.3 Somatoforme autonome Funktionsstörung

Symptome wie bei körperlicher Krankheit eines Systems  oder Organs, das weitgehend oder vollständig vegetativ innerviert und kontrolliert wird (kardiovaskulär, gastrointestinal, respiratorisch, urogenital)

Zwei Symptomgruppen:

  • Beschwerden, die auf objektivierbaren Symptomen der vegetativen Stimulation beruhen (Herzklopfen, Schwitzen, Erröten, Zittern)
  • Subjektive Beschwerden unspezifischer und wechselnder Natur (flüchtige Schmerzen, Brenne, Schwere, Enge, Gefühle aufgebläht/auseinandergezogen zu werden)