VL 3 & 4

Standardtechniken der Verhaltenstherapie I

Standardtechniken der Verhaltenstherapie I


Kartei Details

Karten 77
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Berufslehre
Erstellt / Aktualisiert 14.01.2018 / 19.01.2018
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Judith Beck - Was sind laut ihr Bedingende Annahmen?

• umfassende Einstellungen, Regeln
• oft Schlussfolgerungen oder Erwartungen
• werden durch Grundannahmen beeinflusst
• Bsp. „Wenn mich nicht alle mögen, heißt das, dass ich schlecht bin“ (Schlussfolgerung)
„Man muss immer von allen Menschen gemocht werden“ (Erwartung)

Konfrontationsverfahren - massiertes Vorgehen/Reizüberflutung in vivo:

• Problemverhalten sollte maximal ausgelöst werden (gestuftes Vorgehen möglich)
• massiertes oder verteiltes Vorgehen
• keine Übung = reales Risiko
• so lange in der Situation bleiben, bis die Angst nachlässt bzw. ertragen der Angst möglich ist
= genug Zeit einplanen
• Erfragen der kognitiven, physiologischen und emotionalen Reaktion

Grundannahmen nach Judith Beck?

• dysfunktionale situationsübergreifende Überzeugungen, die für psychische Störungen prädisponieren
• können erst nach beträchtlicher Introspektion artikuliert werden
• beziehen sich auf das SELBST, die UMWELT und die ZUKUNFT
• Bsp. ich bin ein Versager, Das Leben ist ungerecht, Menschen sind bösartig
• häufig: global, übergeneralisiert und absolut

Systematische Desensibilisierung: Vorgehen und Prinzip

• Angsthierarchie der auslösenden Situationen
• Einüben eines (angst-) antagonistischen Verfahrens (meist Jacobsen-Entspannung)
• Graduelles Darbieten der Items in der Vorstellung (in sensu)
• Aktivieren der angstinkompatiblen Reaktion (Entspannung) bei Präsentation des angstauslösenden Reizes

 

Indikation: Konfrontation in vivo nicht möglich (z.B. PTBS) & Patient will nicht

Ziel der kognitiven Therapie nacj Judith Beck?

• Veränderung der verzerrten nicht realitätsgerechten Kognitionen in Richtung
realitätsadäquater Wahrnehmungen und Interpretationen
global - konkret
eindimensional - mehrdimensional
absolutistisch - relativierend
irreversibel - reversibel
bewertend - nicht wertend

Konfrontationsverfahren - graduiertes Vorgehen in vivo

• erste Situation sollte Problemverhalten auslösen, aber nicht zu stark,
• schrittweise Steigerung des Schwierigkeitsgrads
• Angstbewältigungstraining
- Erlernen von progressiver Muskelentspannung (Jacobson)
- Vermittlung des Rationals
- Provokation (leichter) Angst
- Aktives Bewältigen der Angst durch Entspannung

BECK - Gegenüberstellung

induktiv
empirisch
Denkfehler
Automatische Gedanken
Was spricht dafür bzw. dagegen?

Konfrontationsverfahren - Implosion

• Reizkonfrontation in sensu
• aversiven Reize werden in der Vorstellung dargeboten
• maximale Intensität der Reize und Übersteigerung bis ins Unrealistische
• z.B. Sorgenkonfrontation bei Generalisierter Angststörung

Ellis - Gegenüberstellung

deduktiv
rational
absolutistische Lebensphilosophie
Grundannahmen
Was daran ist so schlimm?

Spezialfall: Blut-Spitzen-Verletzungstypus

Therapie: Applied Tension (Angewandte Anspannung)

  • Psychoedukation: vasovagale Synkope, erste Anzeichen für Blutdruckabfall, Erklären des Therapierationals
  • Üben von angewandter Anspannung: Erhöhung des Sauerstoffbedarfs und Blutzuflusses zu den Muskeln, Anstieg der Herzrate und Blutdrucksteigerung
  • Exposition mit angewandter Anspannung
  • graduiertes Vorgehen: von Bilder betrachten bis Video von offener Herzoperation

Sorgenexposition bei der Generalisierten Angststörung

• in sensu Konfrontation mit Sorgenskripten inkl. befürchtetem Ausgang

Wirksamkeit kognitiver Therapie

• Depression: spezifisch wirksam
• Generalisierte Angststörung: spezifisch wirksam
• Agoraphobie: spezifisch wirksam (evtl. bei leichter Ausprägung)
• Soziale Phobie: schlechter als Exposition
aber Clark et al. (2006): kognitive Therapie (mit Verhaltensexperimenten) > Exposition
• PTBS & Zwangsstörung: in Kombination mit Exposition

Traumaexposition

• in sensu Konfrontation mit traumatischen Erfahrungen
• in sensu Konfrontation mit „hot spots“
• in vivo Konfrontation mit relevanten Cues

Identifikation automatischer (dysfunktionaler) Kognitionen

• Exploration problematischer Episoden (ABC Technik)
• Gedankenprotokolle
• Fragen nach bildhaften Vorstellungen
• Szenario schlimmster Konsequenzen
• affect shifts (plötzliche Stimmungsveränderungen)
• Als-ob-Methoden (Rollenspiel/Imagination)
• Exposition, Verhaltensexperimente
 

Cue Exposure bei Essstörung/Alkohol

• in vivo/ in sensu Konfrontation mit Reizen, die das Problemverhalten auslösen:
bestimmtes alkoholisches Getränk, Lebensmittel
• in vivo/ in sensu Konfrontation mit vermiedenen Lebensmitteln

Vorgehen in kognitiver Therapie


– Spaltentechnik: Trennung von Gedanken und Gefühlen
– Einführung der alternativen Gedanken
Achtung: Ein Alternativgedanke ist nur dann eine Alternative, wenn der Patient
davon überzeugt ist

Körperbild und Aussehen bei Essstörung und Körperdysmorpher Störung (KDS)

• in vivo/ in sensu Konfrontation (mit bzw. ohne Spiegel): Beschäftigung mit dem
eigenen Erscheinungsbild (z.B. Spiegelexposition)

Kognitive Therapie: ABC Technik

induktives Vorgehen: Selbstexploration des Patienten anregen
• Exploration der Bewertungen und Grundüberzeugungen

Pfeil-abwärts-Technik (Vertical-arrow-Technik) (Burns, 1980):

Der Therapeut fragt
den Patienten wiederholt nach der Bedeutung eines negativen automatischen
Gedankens angenommen er wäre richtig.

• Vorbehalte von Konfrontationsverfahren

• Exposition ist sehr schwierig und mit viel Aufwand verbunden
• Patienten brechen die Therapie ab
• Kognitive Therapie ist doch vergleichbar in der Wirksamkeit
• Exposition ist ethisch bedenklich
• Patienten können zu Schaden kommen durch die Exposition (z.B. Kontamination, Panikattacke, Re-Traumatisierung)

PTBS - Konfrontation mit traumbezogenen Erinnerungen

kohärente Schilderung des Traumas entwickeln (z.B. durch imaginal
reliving/Konfrontation in sensu):
- Schilderung des Traumas mit geschlossenen Augen, in Ich-Form und im Präsens
- inkl. Gefühle, Gedanken, körperlicher Empfindungen in der damaligen Situation
- Fokus v.a. auf Hot Spots

Belastung, Angst und körperliche Reaktionen regelmässig erfragen (ggf. Dissoziation)
• Trigger (Hinweisreize) identifizieren und ggf. Verbindung zum Traumagedächtnis
kappen -> Konfrontation in vivo

Hedonistische Disputation

nach Zielführung des Gedankens fragen

– Hilft dieser Gedanke Ihnen, sich so zu fühlen, wie sie es möchten?
– Wie werden Sie sich fühlen/verhalten, solange Sie das glauben?

Hot Spots 

-  schlimmsten Momente der Traumatisierung, die im Traumagedächtnis abgespeichert sind,
- lösen stärksten kognitiv-affektiven Reaktionen aus,
- sind schwer willentlich erinnerbar
- sind mit intensivem Wiedererleben assoziiert

Logische Disputation

Irrationalität verdeutlichen

– Ist der Gedanke (die Schlussfolgerung) logisch?
– Weil sie etwas wollen, heißt das dann, dass es auch so sein muss?
– Wie macht eine schlechte Prüfung Sie zu einem Versager?
– Wenn andere denken Sie sind ein Versager, sind sie es dann?

Empirische Disputation

Widersprüche zwischen dem Denken des Patienten und der Realität aufdecken

– Beruht dieser Gedanke auf Tatsachen?
– Wo ist der Beweis für die Richtigkeit dieses Gedankens?
– Welche Belege haben Sie dafür, dass das wahr ist?
– Ist das wirklich immer so?

Wie gelingt in der PTBS die Stärkung des Gegenwartsbezugs bei komplexer Traumatisierung?

  • Belastung, Angst und körperliche Reaktionen regelmässig erfragen
  • sensorische Eindrücke aus der Gegenwart (Augen geöffnet lassen, Therapeutenstimme)
  • Trauma aus Beobachterperspektive schildern
  • Hotspots und emotionale Reaktionen erst allmählich bearbeiten
  • Skills einsetzen

• bewusster Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit
„Damals als Kind waren Sie hilflos und ausgeliefert, heute aber sind Sie eine
erwachsene Frau. Was können Sie nun tun, was damals nicht möglich war?“

Sokratischer Dialog

eine nicht-wissende, naiv fragende, um Verständnis bemühte, zugewandte, akzeptierende Therapeutenhaltung

  • „Gelenktes Fragen“, vorsichtiges Hinterfragen der Aussagen des Patienten, empathisches Aufdecken von Wiedersprüchen...
  • kurze, konkrete, einfache Fragen
  • offen für die Antworten des Patienten sein
  • Wichtig: Nicht den Patienten bei einem Widerspruch ertappen! Nicht diskutieren, streiten oder versuchen zu überreden

 

Imagery Rescripting and Reprocessing Therapie (IRRT; Smucker & Dancu 1999) - PTBS

Ziel: Modifikation der Traumaszene zur Reduktion des Kontrollverlusts und zur
Aussöhnung mit den eigenen verletzen Anteilen (Rettung des traumatisierten Kindes)

  1. Imagination der Traumaszene
  2. Imagination bis Kontrollverlust/Ohnmacht einsetzt : Patient geht als erwachsene Person in die Szene und greift ein
  3. Therapeut: „Was sehen Sie jetzt, wo Sie in Ihrem Kinderzimmer sind? Was würden Sie dem Kind gerne sagen? Was würden Sie gerne tun? 
  4. Aussöhnung zwischen kindlichem und erwachsenem Ich (fürsorgliche und schützende Interaktion)

Trauma in der TP - Psychodynamisch Imaginative Trauma Therapie (PITT; Fischer & Reddemann
2004)

– viele imaginative Stabilisierungstechniken -> Stärkung der Ich-Funktion
– starke Ähnlichkeit zu Imagery Rescripting and Reprocessing Therapie, aber Patient
geht nicht selbst in die Traumaszene, sondern ein anderer imaginierter Helfer

Kategorischer Imperativ

Welche Konsequenzen hätte es, wenn wir ihren Gedanken zu einem allgemeinen
Prinzip erheben?

Kognitive Therapie: funktionale Kognitionen

Entwicklung alternativer Selbstaussagen

Selbstverstärkung
->Was können sie sich selber sage, wenn sie die Situation bewältigt haben?

Kosten-Nutzen-Analyse für alternative Kognitionen

Einüben der neuen Kognitionen

Bestandteile der 3. Welle der Verhaltenstherapie

Schematherapie

Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion - MBSR

Akzeptanz und Commitmenttherapie - ACT

Dialektisch-Behaviorale Therapie - DBT

Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapie - CBASP

Wann werden Kontingenzverträge eingesetzt`?

  • Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) bei der Borderline Persönlichkeitsstörung:
  • Festlegen der Konsequenzen für Therapiegefährdendes Verhalten
  • Essstörungen: Gewichtszunahme
  • Depression: Soziale Aktivitäten

direkte Bestrafung

  • Einsatz von aversiven Reizen
  • z.B. lautes "Nein" oder Strafarbeit

Response Cost

  • indirekte Bestrafung
  • Entzug bewährter Verstärker

Löschung

Entfernung alles positiven Verstärker

Beschränkung

mechanische Unterbindung eins bestimmten Verhaltens z.B. durch festhalten

nur kurzfristige Reduktion des Problemverhaltens