Anästhesiologie - Spezielle Patienten

Spezielle Patienten aus Skript "Anästhesiologie und Analgesie"

Spezielle Patienten aus Skript "Anästhesiologie und Analgesie"


Kartei Details

Karten 9
Sprache Deutsch
Kategorie Medizin
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 14.01.2018 / 22.01.2018
Weblink
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Anästhesie bei  Trauma-Patienten

Allgemeines
- Diese Tiere sind oft im Schock, Hypovolämie muss vor Einleitung therapiert werden.
- Ein voller Magen ist wahrscheinlich.
- Prä-emptive Schmerztherapie ist sehr wichtig, meist mit Opioiden.
- Sedation ist normalerweise nicht notwendig, da diese Patienten oft schon in reduziertem Allgemeinzustand sind.


Ablauf der Anästhesie
- EKG und SpO2 installieren,
- Prä-oxygenierung während 3-5 min,
- Aufwärmen, v.a. von kleinen Tieren,
- Schneller Ablauf der Einleitung mit sofortiger Intubation,
- Ventilation, um Hyperkapnie und Hypoxie zu vermeiden,
- Monitoring des Blutdrucks, bei Hypotension müssen Flüssigkeit, Kolloide und sympathomimetische Medikamente verabreicht werden.


Medikamente
- Benzodiazepine bewirken eine Muskelrelaxation und reduzieren die benötigte Dosis des Einleitungs-Medikamentes.
- Medetomidin kann tiefdosiert bei gestressten, aggressiven und schmerzhaften Tieren verwendet werden. Eine Kombination mit Opioiden ist empfehlenswert. Vorsicht bei Herzproblemen und Schock.
- Ketamin:

  • hat sympathomimetische Effekte, was sich positiv auf Herzfrequenz und Blutdruck auswirkt.
  • Kontra-Indikationen: Katzen mit DCMP, Kopftrauma.
  • Gute analgetische Wirkung.

- Thiopental und Propofol: kardiovaskuläre Nebenwirkungen und Atemdepression.
- Fentanyl: kann gut in Kombination mit Ketamin oder Propofol verwendet werden.
- NSAIDs sollten verwendet werden, falls nicht kontra-indiziert wegen hohen Nierenwerten oder Steroid-Gaben.

Anästhesie bei Herzpatienten

Allgemeines
- Sedation ist bei reduziertem AZ nicht notwendig, meist hilft es aber, Stress zu vermeiden.
- Vorsicht bei der Flüssigkeitstherapie, 5 ml/kg/h sind meist ausreichend.


Medikamente
- Opioide und Benzodiazepine können in den meisten Fällen gut verwendet werden.
- ACP kann aufgrund von Vasodilatation zu Hypotension und Hypothermie führen. Es reduziert den Afterload bei PDA und Mitral-Insuffizienz, ist aber kontra-indiziert bei Hypovolämie, Herzversagen und Aorten- bzw Pulmonar-Stenosen.
- Alpha-2 Agonisten sollten vermieden werden, da sie zu Bradykardie und Vasokonstriktion führen, die Kontraktilität erhöhen und so die allgemeine Herzarbeit erhöhen. Nur Katzen mit DCMP können jedoch von einer tieferen Herzfrequenz profitieren.

Anästhesie bei Nierenpatienten

Allgemeines
- Die Nieren spielen eine wichtige Rolle bei der Balance von Flüssigkeiten, Elektrolyten und des Säure-Basen-Haushaltes.
- Nierenversagen kann zu unstabilem Flüssigkeitshaushalt, metabolischer Azidose, Hyperkaliämie, Hypoalbuminämie und Elektrolyt-Verschiebungen führen.
- Die GFR ist gewährleistet, solange der MAP > 60 mmHg ist.
- Anämie und Hyperkäliämie müssen vor einer Anästhesie korrigiert werden.


Medikamente
- Alpha-2-Agonisten können diuretisch wirken und sollten nicht bei obstruierten Tieren verwendet werden.
- Opioide können Harnverhalten hervorrufen, deshalb sollte der Harnabsatz gut kontrolliert werden, ansonsten können sie aber gut verwendet werden.
- ACP reduziert den Blutdruck, was hilfreich sein kann.
- Ketamin wird bei Katzen primär über die Nieren ausgeschieden, was die Wirkung verlängern kann.
- Propofol, Thiopental und Isofluran können gut verwendet werden.
- NSAIDs sollten bei hohen Nierenwerten vermieden werden.

Anästhesie bei Tieren mit Atemproblemen

Allgemeines
- Die meisten Anästhetika verursachen eine Atemdepression.
- Bei Lungen-Oedem, Pneumothorax, Lungenkontusionen oder Haemothorax sollte eine Anästhesie wenn immer möglich verschoben werden.
- Allfällig notwendige Thorakozentesen sollten möglichst vor oder kurz nach Einleitung durchgeführt werden, um ein adäquates Thoraxvolumen zu erreichen.
- Hypoxämie: Sauerstoff-Sättigung (SpO2) < 93% und PaO2 < 75 mmHg.
- Lokal- und Regionalanästhesien haben keinen Einfluss auf die Atmung, die benötigte Dosierung von systemisch verabreichten Medikamenten kann aber reduziert werden. Ausnahmen: hohe Epidural-Anästhesien bis C5 und beidseitigem Plexus-brachialis-Block besteht die Gefahr, dass der N. phrenicus blockiert wird.
- Die Tiere brauchen unbedingt Sauerstoff während der Aufwachphase. Brachiocephale Rassen benötigen eventuell eine nasotracheale Sonde.


Medikamente
- Eine leichte Sedation kann helfen, Stress und Aufregung zu reduzieren.
- Anticholinergika erhöhen die Viskosität von Sekreten
- Benzodiazepine haben minimalen Einfluss auf die Atmung, können jedoch die Wirkung von Opioden verstärken.
- Opioide (v.a. μ-Agonisten) haben eine starke atemdepressive Wirkung. Eine tiefere Dosierung kann diesen Effekt reduzieren. Agonist-Antagonisten wie Butorphanol und Buprenorphin haben wenig Einfluss auf die Atmung.
- Propofol und Thiopental haben eine starke atemdepressive Wirkung.
- Ketamin induziert apnöistische (???) Atmung, die Atmung bleibt aber im Vergleich zu anderen Einleitungsmedikamenten und bei korrekter Dosierung erhalten.
- Etomidat verursacht Atemdepressionen und Erbrechen.
- Inhalations-Anästhetika verursachen alle Atemdepressionen.

Anästhesie bei gastro-intestinalen Problemen

Allgemeines
- Ein grosses abdominales Volumen kann die Ventilation und die Herzleistung reduzieren.
- Arrhythmien treten bei Volvulus, Magendrehungen und Milztumoren auf.
- Oft sind grosse Flüssigkeitsverluste und Elektrolyt-Imbalancen vorhanden.


Medikamente
- Lidocain bei Extrasystolen, aber auch zur Schmerztherapie, als Radikalfänger und zur Verbesserung der Darmmotilität als Dauertropf.
- Barbiturate haben arrhythmisches Potential, deshalb sollten sie vermieden werden.
- Eine schnelle Einleitung ist essentiell, um Regurgitieren zu vermeiden.
- Kein ACP vor Milz-Exzision (Gefahr von Sequestrierung)

Anästhesie für Kaiserschnitt

Allgemeines
- Hochträchtige Tiere haben ein grosses abdominales Volumen, was die Atmung erschwert.
- Trächtige Tiere haben ein 25-40% grösseres Plasmavolumen.
- Es besteht eine erhöhte Gefahr für Regurgitieren.
- Der MAC ist bei trächtigen Tieren tiefer.
- Alle Medikamente überqueren die Blut-Plazenta-Schranke.
- Das Protokoll ist vom Zustand der Foeten abhängig.
- Ein gutes Timing zwischen Anästhesie und Chirurgie ist essentiell. Zwischen Einleitung Schnitt sollten nicht mehr als 15 min vergehen.
- Sobald die Welpen entwickelt sind, besteht die Gefahr der Hypotension.
- Es müssen genügend Leute da sein, damit jeder Welpe bei Bedarf reanimiert/getrocknet werden kann.


Medikamente
- Wichtige Antagonisten: Naloxone (Opioide), Sarmazenil (Benzodiazepine), Atipamezol (Alpha-2 Agonisten).
- Analgesie: sobald die Welpen entbunden sind, muss die Mutter Schmerzmittel erhalten. Opioide werden zwar über die Milch ausgeschieden, jedoch von den Welpen gut vertragen.

Anästhesie bei neonatalen Patienten

Allgemeines
- Sehr junge Tiere haben noch nicht die gleichen Kompensationsmechanismen wie adulte Tiere. Nieren und Leber sind noch nicht vollständig ausgebildet, was Metabolismus und Auscheidung von Medikamenten verlängert.
- Neonaten können Blutdruck und CO nur über die Herzfrequenz, nicht aber über die Kontraktilität des Herzmuskels kompensieren.
- Neonaten haben einen erhöhten Metabolismus und verminderte Wärmespeicherkapazitäten. Regelmässige Glucosemessungen und Wärmung der Patienten ist essentiell.


Medikamente
- Alpha-2-Agonisten sollten wegen der Gefahr der Bradykardie vermieden werden.
- NSAIDs sollten wegen der noch nicht fertig ausgebildeten Nieren erst ab 3 Monaten verabreicht werden.
- Opioide werden normalerweise gut vertragen.

Anästhesie bei geriatrischen Patienten

Allgemeines
- Der Metabolismus ist verlängert, da die meisten Organe nicht mehr gleich gut durchblutet sind.
- Die Ventilation ist erschwert.
- Kompensationsmechanismen von Herz und Blutdruck sind reduziert.
- Hör- und Sehvermögen sollten vor einer Anästhesie kontrolliert werden, da blinde bzw. taube Tiere während der Aufwachphase vermehrt verwirrt sind.


Medikamente
- Alpha-2-Agonisten sollten tief dosiert oder ganz vermieden werden.
- Es sollten möglichst kurzwirkende Medikamente verwendet werden, um verlängerte Nachschlafzeiten zu verhindern.
- Regional- und Lokalanästhesien sind wichtig, um hohe Dosierungen zu vermeiden.

Anästhesie bei Patienten mit neurologischen Dysfunktionen

Allgemeines

- Der cerebrale Blutfluss wird autoreguliert, so lange der MAP > 60 mmHg und < 140 mmHg ist.
- Der PaCO2 hat den grössten Einfluss auf die cerebrale Durchblutung. Hyperkapnie bewirkt einen erhöhten cerebralen Blutfluss (CBF). Deshalb sollte der EtCO2 unbedingt zwischen 30 und 35 mmHg liegen.
- Bei einem PaO2 < 60 mmHg erhöht sich der cerebrale Blutfluss dramatisch, was den intrakraniellen Druck ansteigen lässt. Dies kann zu einer Herniation des Kleinhirns führen.
- Die Tiere brauchen während der Aufwachphase zusätzlich Sauerstoff und ein gutes Monitoring ihres neurologischen Zustands.


Medikamente
- Benzodiazepine erhöhen die Reizschwelle für Krämpfe.
- Opioide haben minimalen Einfluss auf den CBF. Bei Atemdepression und erhöhtem PaCO2 erhöht sich der CBF.
- Ketamin reduziert CBF und intrakraniellen Druck, wird aber kontrovers diskutiert.
- Barbiturate, Propofol und Etomidat haben wenig Einfluss auf den CBF und können verwendet werden.
- Inhalations-Anästhetika erhöhen den CBF dosisabhängig. Halothan verursacht eine starke cerebrale Vasodilatation und eine Erhöhung des intrakraniellen Drucks, was den cerebralen Sauerstoffbedarf erhöht. Sevofluran und Isofluran verursachen weniger starke Vasodilatation, weshalb sie Halothan vorzuziehen sind.
- Bei zu hohem intrakraniellen Druck kann Mannitol verwendet werden.