Die Romania der frühen Neuzeit

Vorlesung Klausurvorbereitung

Vorlesung Klausurvorbereitung


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Langue Deutsch
Catégorie Français
Niveau Université
Crée / Actualisé 28.12.2017 / 18.01.2021
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Wer war Giovanni Boccaccio (1313-1375)?

  • Verfasser des Dekameron ital. Il Decamerone
  • --> Sammlung von 100 Novellen, die an zehn Tagen erzählt wurden

Welche Stellung hatte das Lateinische im Mittelalter?

  • Sprache der Gelehrten
  • Schriftsprache, die Sprache überhaupt
  • Universalsprache: Abbild des universalen Denkens, stand für Universalismus

Was änderte sich in der Renaissance?

"Modernisierung der europäischen Kultur aus dem Geiste der griechisch-römischen Tradition" (Precht)

  • Hinwendung zur Antike 
  • Wiederentdeckung der römischen und griechischen Kultur 
  • intensives Studium der lateinischen und der griechischen Sprache 
  • Beschäftigung mit der antiken Literatur und PhilosophieArbeit an den Texten der Antike
  • Modernisierung: die überkommenen Autoritäten = nicht mehr selbstverständlich, sondern kritisch hinterfragt --> neues Selbstbewusstsein 

Was bezeichnet der Befriff tres linguae sacrae ?

die drei heiligen SprachenHebräisch, Griechisch und Lateinisch 

  • Volkssprachen diesen gegenüber minderwertig, da nur für alltäglichen Gebrauch, veränderlich und regellos
  • Latein als echte internationale Sprache mit universal anerkannten Regeln (Sprachpflege!)

Wie änderte sich die Einstellung der Humanisten zu den Volkssprachen und deren Stellung gegenüber des Lateinischen?

  • zunächst aus dem MA: Doktrin der tres linguae sacrae (Volkssprachen = minderwertig)
  • durch Studium der antiken Autoren (Cicero):Beschreibungen vom Latein als rauhe, unkultivierte + arme Sprache (die römischen Philosophen hatten bis dahin immer auf griechisch geschrieben); Cicero (Verteidiger des Lateinischen) wollte Modell für die nach ihm kommenden Philosophen und Oratoren erstellen: lateinische philosophische Terminologie 
  • Fazit: Latein = nicht immer hoch entwickeltes, flexibles Werkzeug für rhetorischen Ausdruck und logische Argumentation, sondern Charakter verändert, wie die einfachen Volkssprachen veränderbar und veränderlich 
  • Lateinisch= Sprache wie alle anderen auch, historisch gewachsenes Gebilde, dessen Entwicklung von bestimmten historischen, sozialen und politischen Faktoren abhing (=Emanzipation des Lateinischen)
  • Menschliche Aktivitäten konnten Sprache sowohl positiv als auch negativ beeinflussen   

Inwiefern unterschied sich das klassische Latein in der Renaissance von dem Latein des Mittelsalters?

  • Hinwendung zur klassischen Antike: “Wiederentdeckung” des klassischen Lateins
  • Restaurierung des “echten” Lateins --> sollte korrekt verwendet werden sollte
  • Ablehnung des mittelalterlichen Lateins als barbarisch: Mittelalter hatte sich das Lateinische lebendig fortentwickelt, Bildung von Neologismen wegen neuen Ausdrucksbedürfnissen (nicht stilistisch hochstehende Sprachformen)--> Latein entsprechend den augenblicklichen Bedürfnissen benutzt, lebende Sprache 
  • Humanismus: Versuch, das Lateinische in das Korsett der klassischen Überlieferung zurückzuzwängen, Wiederherstellung des “authentischen”, klassischen Lateins  

Warum war der Versuch der Humanisten, das "echte", klassische Latein wiederherzustellen, ein elitärer Anspruch? Wozu führte dieser Versuch?

  • dem konnte nur eine kleine Elite gerecht werden
  • das klassische Latein war den Anforderungen der neuen Zeit nicht gewachsen 
  • Resultat;: zunächst neue Hochblüte der lateinischen Literatur, dann allmählicher Niedergang der Sprache (ersetzt durch die jungen, aufstrebenden Volkssprachen)

Wie veränderte das neue Selbstbewusstsein der Humanisten ihre Einstellung zu den Volks- und Muttersprachen des Abendlandes?

  • nicht mehr als etwas Minderwertiges angesehen
  • Sprachen, die es wagen konnten, mit den klassischen Vorbildern der Antike zu wetteifern (= Emanzipation vom Lateinischen) 
  • --> erste Versuche, die Strukturen der Sprachen zu beschreiben bzw. festzuschreiben 

Wer war Lorenzo Valla (1407-1457) ?

  • italienischer Humanist und Philosoph
  • erster Autor, der den Umschwung im Sprachbewusstsein programmatisch formulierte => Elegantiarum linguae latinae libri sex (entstanden 1435-1444, gedruckt 1471, dt. ‘Von Eleganz und Barbarei’) 

Worum geht es in Vallas Elegantiarum linguae latinae libri sex (entstanden 1435-1444, gedruckt 1471) ?

  • Anknüpfung an das lateinische Stilideal der klassischen Antike: Verderbung des Lateins durch “Barbareneinfälle” und mittelalterliche Barbarei 
  • Ziel: Sprache von dieser Verderbnis säubern und Heranführung zurück an das klassische Ideal 
  • Lateinisch = nicht mehr supranationales Verständigungsmittel, sondern Ausdruck des römischen Imperialgedankens (mit der Weltherrschaft breiteten die Römer ihre Sprache aus) 
  • => von der Supranationalität des Mittelalters beginnt zum modernen Nationalismus: Latein = nicht mehr Gemeingut des Abendlandes, sondern Besitz seines Ursprungslandes Italien, Übernahme durch andere Völker nur durch militärische Eroberung und Kulturannahme der Sieger
  • => das Lateinische im Dienst des beginnenden italienischen Nationalismus

Was war bzgl. der Beziehung zwischen den Volkssprachen und dem Lateinischen kennzeichnend für den Humanismus?

Verbindung zwischen Rückkehr zu einem authentischen Latein und Emanzipation der aus dem Latein erwachsenen Volkssprachen 

Wer war Antonio de Nebrija (1441-1522)?

  • spanischer Humanst
  • Wiederbeleber des klassischen Lateins in Spanien  
  • Vorkämpfer für eine an den antiken Idealen ausgerichtete Sprachpflege in seinem Land
  • Autor der ersten spanischen Grammatik u. ersten vollständigen, wissenschaftlichen Kriterien genügenden Grammatik einer romanischen Volkssprache überhaupt 

Warum ging Nebriga mit 19 nach Italien und was war das Resultat dieser Reise?

  • wollte an der Quelle des klassischen Humanismus, das Lateinische studieren 
  • Rückkehr nach Spanien: Verbesserung des barbarischen Lateins seiner Landsleutesprachliche Anhebung Spaniens auf das Niveau Italiens 
  • --> Introductiones latinae, das am weitesten verbreitete Lateinlehrbuch der spanischen Renaissance
  • zwei Wörterbücher (die ersten dieser Art): Dic- cionario latino-español + Vocabulario español-latino => Ziel: jeder sollte besser Latein lernen
  • Kampf für Verbesserung des (lateinischen) Sprachgebrauchs  => Grammatik unerläßliche Basis für alle anderen Wissenschaften (ohne solide Lateinkenntnisse keine höhere geistige Kultur) 

Warum versah Nebrija sein Lehrbuch Introductiones latinae 1486 mit einer spanischen Übersetzung?

auch Frauen (d.h. die Nonnen) sollen die Möglichkeit haben, ohne männl. Hilfe Latein zu lernen 

Was gilt bis heute als Hauptwerk Nebrijas? Wie war die zeitgenössiche Reaktion darauf?

  • spanische Grammatik Gramática de la lengua castellana (1492)
  • für ihn selbst eher Beiwerk 
  • zu seiner Zeit nicht den gleichen Widerhall wie seine lateinischen Sprachlehrwerke und Lexika 

Warum war 1492 ein besonderes Jahr in der spanischen Geschichte?

  • Eroberung der Alhambra von Granada (Reconquista): Fall der letzten Bastion des Islam auf der Iberischen Halbinsel 
  • Cristóbal Colón erhielt die königliche Erlaubnis, den Seeweg nach Indien in Richtung Westen zu suchen
  • Vertreibung der Juden aus Spanien per Edikt 

Wodurch wurde der Grundstein für den Spanischen Nationalstaat gelegt ?

  • 1469: Heirat zwischen Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II von Aragonien
  • Sieg im kastilischen Erbfolgekrieg 1474-79 gegen von Portugal und Frankreich unterstützte Gegner -->
  • brach Macht des Adels und errichtete eine straffe Verwaltung 

Wem widmete Nerija seine Grammatik?

Isabella I. (die Katholische, 1451-1504), seit 1474 Königin von Kastilien

Wie lautet der Leitsatz von Nebrijas Vorrede zu seiner Grammatik?

die Sprache ist immer Begleiterin des Imperiums

Warum ist die Sprache laut Nebrija Begleiterin des Imperiums? Wie begründet er dies?

Sprache und Reich gehören zusammen, Aufstieg des Reiches geht einher mit Aufstieg der Sprache → Geschichtlichkeit der Sprache

  • Sprache ist historischen Veränderungen unterworfen 
  • Bsp. der drei klassischen Sprachen Hebräisch, Griechisch und Lateinisch (sind auch hist. Wandel unterworfen)
  • Jede Sprache erlebt Kindheit, Jugend, Höhepunkt, Alter und Verfall -->
  • Übertragung dieses Prinzips auf die Entwicklung des Spanischen (hat Kindheit bereits hinter sich, durch Spaniens Ausdehnung auf neu eroberte Gebiete: Sprache sei jetzt auf dem Höhepunkt seiner Kraft) --> Verbreitung des Kastilischen in Spanien, Europa und der Neuen Welt

Warum schrieb Nebrija eine Grammatik des Spanischen?

  • Spanisch jetzt auf dem Höhepunkt, aber Gefahr durch die schnelle Sprachentwicklung: dauerhafter Bestand des Erreichten = unmöglich
  • Zeitpunkt für Fixierung der Sprache und ein Regelwerk, um sie der Nachwelt zu erhalten
  • --> ermöglicht den Spaniern leichtere Zugang zum Lateinischen
  • --> ermöglicht den unterworfenen Völkern, spanisch zu erlernen  

Wie erfolgte die grammatischen Beschreibung der Sprache in Nebrijas Grammatik?

  • Modell der lateinischen Schulgrammatik 
  • darum bemüht, der Eigentümlichkeit des Spanischen gerecht zu werden 
  • bei Bedarf Einführung neuer Kategorien und Abweichung von der klassischen Zahl der acht Redeteile oder Wortarten (wegen sp. Sprachstruktur)
  • z.B Artikel: Lateinische hat keine Artikel, also Einführung des Begriff und der Bezeichnung dieses Redeteils, aber weit von einem vertieften linguistischen Verständnis der syntaktischen und textkonstituierenden Funktionen des Artikels entfernt 
  • Numerus und Deklination: Regeln = die bis heute gültigen:
  • Grundmuster der suffigierenden Pluralbildung durch Anfügung von -s (+Ausnahmen); Fälle, in denen -es angefügt wird, sind vollständig erfasst 
  • Bemühung um eine präzise und zugleich verständliche grammatische Terminologie 
  • zukunftsweisendes Modell für die lange Reihe der Grammatiken romanischer Volkssprachen 

Welche Zeit gilt als Epoche des “Goldenen Zeitalters” (Siglo de Oro) in Spanien? Warum?

  • 16. und 17. Jahrhundert 
  • Eroberung und Hispanisierung Amerikas 
  • Hegemoniebestrebungen in Europa
  • Renaissance und Humanismus
  • Reformation und Gegenreformation
  • hervorragende literarische Leistungen 
  • politischer und kultureller Aufstieg Spaniens
  • neues Sprachbewusstsein: zunehmend hohe Wertschätzung des “español clásico” (Durchsetzung gegen das Lateinische im Buchdruch zu Beginn des 16. Jahrhunderts) 

Wie äußerte sich das neue Sprachbewusstsein der Spanier im Goldenen Zeitalter?

  • Durchsetzung des Spanischen im Buchdruch zu Beginn des 16. Jahrhunderts 
  • Buchproduktion der ersten beiden Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts: uneingeschränkte Dominanz des Lateinische nur noch in der Liturgie und in der lateinischen Philologie, alle anderen Bereiche: auf dem Rückzug 
  • Weiterführung der Diskussion über Wert und Verwendungsmöglichkeiten der Volkssprache bzw. des Lateinischen:
  • bessere Kenntnis der antiken Autoren, das philologische Bemühen um Texttreue, hohe Wertschätzung der klassischen antiken Literatur => Abwertung der volkssprachlichen Literatur und der Volkssprache als Ausdrucksmittel ernsthafter Gegenstandsbereiche 
  • Gegenreaktion: Lobpreis der Volkssprachen, Versuche, das Spanische zu festigen
  • Problem: Fehlen literarischer Werke von internationalem Ansehen (als Sprachmodelle)
  • hohe Wertschätzung des Italienischen, des italienischen Humanismus, und die italienische Literatur des 14. Jahrhunderts 
  • Ansehen des Spanischen in den Kreisen der Gelehrten durch bestimmte literarische Gattungen, wie (Ritterromane) diskreditiert 
  • => Ansehen der Sprache könne nur dann angehoben werden, wenn man ernsthafte Themen in ihr behandle
  • Argument vom natürlichen Vorrang der Muttersprache vor jeder Fremdsprache 
  • Möglichkeit, die Teile der Bevölkerung zu erreichen, die der Unterweisung am meisten bedurften  
  • Stolz auf die Verbreitung des Kastilischen in Spanien, Europa und der Neuen Welt (mit der sich nicht einmal das Lateinische messen könne) --> patriotisches Bewußtsein 
  • Ende d. 16. Jhd.: Umschwung vom sprachlichen Minderwertigkeitsgefühl in ein hohes Selbstwertgefühl

Was sind SprachendialogeWo waren sie besonders beliebt? Wodurch zeichneten sie sich aus?

  • Form des Dialogs
  • nach antikem Vorbild (nach Muster der philosophischen Dialoge von Platon bis Cicero)
  • im italienischen Humanismus wiederbelebt wird.
  • Italien = Land der Sprachendialoge, der Dialoghi della lingua
  • Blütezeit von 1525 - 1570 
  • entsprechend der Form: Es geht nicht mehr nur um Wahrheit und Klarheit, gefragt sind Schönheit und Eleganz
  • der Dialog als Lustgarten:  
  1. hoher literarischer Anspruch

  2. dramaturgische Gestaltung

  3. Vorführung wechselseitiger PositionenRelativierung

  4. authentische historische Figuren

  5. lebendiges Abbild der Gespräche über künstlerische und sprachliche Grundsatzfragen 

Was war die erste umfassende, wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Grammatik der italienischen Sprache, wer schrieb sie und in welcher Form erschien sie?

  • das dritte Buch von Pietro Bembos Prose della volgar lingua (1525 (1515) 
  • Teil eines Sprachdialogs 

Bei wem liegen die Wurzeln der Sprachtheorie und der italienischen Grammatik?

  • 15. Jahrhundert: Leon Battista Alberti (1404-1474)
  • 1450: Regole della lingua fiorentina (wegen geringem Umfang auch als Grammatichetta bezeichnet), während des Renaissance- Zeitalters nicht publiziert, keine Wirkung

Wer war Leon Battista Alberti ?

  • * 14. Februar 1404 in Genua; † 25. April 1472 in Rom
  • italienischer Humanist, Schriftsteller, Mathematiker, Architekt, Architekturtheoretiker der Renaissance
  • Autor von Dramen und Gedichten auf Latein und italienisch 
  • verfasste eine Beschreibung Roms  
  • Berater des Papstes bei der Restaurierung und architektonischen Entwicklung Roms
  • einer der Architekten beteiligt am Umbau des Petersdoms 
  •  entwarf Kirchen und Paläste: Inspiration und Ideenreservoir ganzer Architektengenerationen 
  • Schriften über Malerei, Skulptur und Architektur:  theoretische Grundlagen für die Kunst der Renaissance (z.B. Prinzipien perspektivischer Darstellung)
  • schrieb die allererste Grammatik der italienischen Sprache 

Wer war Pietro Bembo ?

  • (*Venedig 1470, †Rom 1547
  • italienischer Humanist und Dichter 
  • lebte 1498-1500 am Hof von Ferrara, 1506-11 in Urbino 
  • 1512: Sekretär Leos X.
  • 1539: Kardinal  
  • Verbindung mit dem venezianischen Drucker und Verleger Aldo Manuzio 

Wer war Aldo Manuzio bzw. Aldus Pius Manutius? Was waren seine bedeutendsten Veröffentlichungen?

  • 1449-1515
  • bedeutendster Drucker, Typograph und Verleger seiner Zeit 
  • Philologe, Grammatiker, Schriftsteller
  • Enchiridion: 'handliches Buch'-->Vorläufer des Taschenbuchs, Veröffentlichung griechischer und lateinischer Klassiker (+ einige wenige Werke in der Volkssprache)
  • Kursivschrift (Versuch, Handschrift der Humanisten nachzuahmen)
  • 1508 + 1514: Institutionum grammaticarum libri quatuor 
  • schon 1499 und 1500 Veröffentlichung von Büchern in volgare (hatte aber wenig mit dem zu tun, das später Bembo vorschlug; eher Formen aus dem Norditalienischen, in stark lati- nisierender Graphie gehalten)
  • 1501 : Veröffentlichung einer von Bembo besorgten volgare-Ausgabe => Ereignis von großer historischer und kultureller Bedeutung: Aufgabe der latinisierenden Graphie-Tradition, Nutzung des Apostrophs nach griechischem Muster, Umsetzung von Bembos Theorien 
  • 1502: von Bembo besorgte Ausgabe der Commedia
  • 1525: Veröffentlichung von Pietro Bembos Werk Prose della volgar lingua

Worum handelt es sich bei Pietro Bembos Werk Prose della volgar lingua (1525)?

  • dt. etwa ‘Abhandlungen über die Volkssprache
  • enthält die erste umfassende, wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Grammatik der italienischen Sprache 
  • fiktiver Dialog, der sich an drei Dezemberabenden des Jahres 1502 zwischen vier real existierenden Personen abgespielt haben soll: 
  1. Giuliano de’ Medici (auch Il Magnifico) – Vertreter des Umanesimo volgare Federico  
  2. Fregoso – Vertreter historischer Thesen

  3. Ercole Strozzi – vertritt die Gegnerschaft zum volgare

  4. Carlo Bembo – Sprachrohr für Pietro Bembos Ideen 

Worum geht es im 1. Buch von Bembos Prose della volgar lingua ?

  • Rolle des Italienischen
  • Stellung gegenüber dem Lateinischen 
  • geschichtliche Entwicklung
  • Einflüsse auf die italienische Dichtersprache
  • =>Lateinische trotz der intensiven Pflege im Humanismus eben doch eine fremde Sprache; Diglossiesituation zwischen der Fremdsprache Latein und dem natürlichen volgare in Italien
  • weitgefaßte sprachhistorische Analyse,Thesen zur Entstehung des volgare: aus der Kontamination des Lateinischen durch die Barbareninvasionen hervorgegangen--> Geburtsmakel, durch literarische Leistung ausgemerzt (Verbesserung der Qualität der Sprache) (Einflus von Dantes De vulgari elo- quentia

Was meint Bembo mit der lingua volgare ?

  • das Toskanische (nicht das lebendige Toskanisch, wie es im 16. Jahrhundert in Florenz gesprochen wird) 
  • --> das literarische Toskanisch des 14. Jahrhunderts, die Sprache der tre corone (vor allem Petrarcas und Boccaccios)
  • nicht das “comune parlato”, sondern die edle Literatursprache – Primat der Literatur (humanistische Position)

Worum geht es im 2. Buch von Bembos Prose della volgar lingua ?

Ausführliche Erörterungen zum volkssprachlichen Dichtungsideal der Renaissance

Worum geht es im 3. Buch von Bembos Prose della volgar lingua ?

  •  die erste umfassende Grammatik des Italienischen 
  • Unterhaltung zwischen den vier Personen:
  • --> kaum Kriterien zur Beurteilung der Qualität eines in volgare geschriebenen Werks 
  • --> Beschreibung des Toskanischen zur Erfassung der besonderen Form und des Zustands der florentinischen Sprache 
  • Abhandlung der möglichen Endungen italienischer Substantive und Adjektive
  • Abhandlungen zum italienischen Artikel

Was wird in Bembos fiktivem Dialog zu den Singular- und Pluralendungen des Italienischen gesagt?

  • volgare kennt nur zwei Genera (Sg. und Pl.)
  • maskuline Nomen --> Plural auf -i  (maskulines Substantiv im Plural ohne Endung nur aus dichterischer Freiheit)
  • feminine Nomen --> Singular auf -a oder -e, Plural entsprechend auf -e oder auf -(Ausnahmen:  Entlehnungen aus anderen Sprachen; Wörter, deren letzte nachtonige Silbe weggefallen ist und die deshalb im Singular und im Plural gleich lauten) 

Was wird in Bembos fiktivem Dialog zum Artikel des Italienischen gesagt?

  • Frage, ob nicht die Artikel auch zum Nomen gehören (können nicht alleine vorkommen, Nomen immer in Verbindung mit Artikel), ebenso für Teilchen, die manchmal mit den Artikeln verschmelzen und die so eine Art Kasusanzeige vornehmen 
  • Vorstellung der Formen des definiten Artikels im Italienischen:
  • Maskulinum Singular il, wenn folgendes Wort mit einem Konsonanten beginnt
  • lo, wenn es auf einen Vokal anlautet (lo gelegentlich auch vor Konsonant)
  • Vor Vokal verliert lo seinen Vokal
  • Nach Vokal verliert il seinen Vokal
  • Maskulinum Pluralvor Konsonant i, vor Vokal gli (auch vor Wörtern, die mit s plus Konsonant beginnen, im Singular sei der Artikel dann lo)
  • => Regeln noch heute gültig  

Was ist besonders an der Art, wie Bembo in seiner italienischen Grammatik grammatische Regeln beschreibt?

  • Regeln noch heute gültig
  • keinerlei allgemeine Definitionsversuche
  • keine abstrakten Regeln 
  • Vorführung am lebendigen Sprachmaterial (anhand von Beispielen)
  • fast alle wesentlichen Begriffe mithilfe italienischer Umschreibungen wiedergegeben 

Welche Entwicklungen trugen seit dem 13.Jhd. u.a. zur Durchsetzung der Volkssprachen als Schriftsprachen bei? In welchen Bereichen konnten sich die Volkssprachen zunehmend durchsetzen?

  • große Zunahme an geschriebenen Texten --> Steigerung der volkssprachlichen Produktion 
  • Ausbau von Verwaltung und Justiz 
  • französische Zentralisierungspolitik 
  • Ausweitung der Handelsbeziehungen
  • Seit dem Ende des 12. Jhd. : neben lateinischen auch volkssprachige Urkunden  (seit dem 14. Jhd.: volkssprachliche Urkunden überwiegen vor Lateinischen)
  • Gerichtswesen: zunehmend wichtige Rolle der Volkssprache

=>  schriftliche Amtsführung und schriftliche Dokumentation erforderlich

Was lieferte einen wesentlichen Beitrag zur Ausbreitung der Schriftlichkeit in Europa ?

Papier