Die Romania der frühen Neuzeit
Vorlesung Klausurvorbereitung
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Fichier Détails
Cartes-fiches | 159 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Français |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 28.12.2017 / 18.01.2021 |
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Was war die Chambre ardente ?
1547: Errichtung beim Pariser Parlement einer eigenen Kammer für Ketzerprozesse unter Henri II, Verbrennung von “Ketzern”
Was fällt auf an der Französischen Bibel von 1534 (die ältere)?
- Interpunktionsstriche
- Abkürzungszeichen wie sie in der Handschrift genutzt wurden
- Anlehnung an lateinische Etyma
- keine Unterscheidung zwischen u und v (v nur am Wortanfang)
- keine Akzente zur Anzeige von Vokalqualitäten
- i steht für i und j
- Ähnlichkeiten mit Handschrift
Was fällt auf an der Französischen Bibel von 1554 (die neuere)?
- Antiqua-Type
- Generalisierung von Akzenten (ô zur Erstezung des lat. Konsonanten s, Übergeneralisierung des é)
- keine lateinische Schreibung mehr
- generalisierte Nutzung des griechischen Apostrophs
- keine Unterscheidung zw. u und v
- Bemühung um einfache Verständlichkeit durch die in Wortwahl und Textgestaltung eingängige Übertragung aus dem Lateinischen (wurde stark kritisiert)
Welche Veränderung gingen mit dem Übergang vom Mittelalter zu Renaissance und Neuzeit einher?
geistes- u. sozialgeschichtlich: Neuorientierungen im menschlichen Verhalten:
- von scholastischer zu humanistischer Bildung
- zunehmende nationalstaatliche Zentralisierung
- Intensivere und bewusstere Beobachtung sich selbst und anderer
- Orientierung sozialen Handelns an Erwartungen anderer
- Wandlungen des Verhaltens und der Gesellschaft, betreffen verschiedene Lebensbereiche:
- Menschliche Ausscheidungen (im MA „gemeinsame Angelegenheit“ vs. Private Sache)
- Nahrungsaufnahme (verschiedene Esswerkzeuge und Manieren in der frühen Neuzeit)
=> steigender Bedarf an Normierungen und Standardisierungen:
- Betrifft auch die Sprache: ausgeprägtes Sprachbewusstsein, Volkssprache erstmals Objekt wissenschaftlichen Interesses —> Grammatiken, Wörterbücher, Bewertungskategorien (Unterscheidung zwischen sozial distinktiv “gutem” Sprachgebrauch und “schlechtem”)
Wie verlief allgemein die Entwicklung der ersten Grammatiken des Französischen ?
- Schreiben von Grammatiken in Frankreich um einiges später als in den übrigen romanischen Ländern
- zunächst nicht dort und nicht in französischer Sprache
- 3. Anlauf: eine Grammatik des Französischen auf französisch in Frankreich
Wer schrieb die erste auch nach modernen Maßstäben vollständige Grammatik des Französischen? Was war daran besonders?
John Palsgrave (ca. 1480-1554): Lesclarcissement de la langue francoyse, compose par maistre Jehan Palsgrave, agloys natyf de Londres et gradue de Paris. (London, 1530)
- nur der Titel französisch, Grammatik in englischer Sprache
- über 800 Seiten
- Entstehung aus pädagogischen Bemühen des Autors (Französischlehrer für Prinzessin Mary)
- sorgfältig angelegte, gründliche Bestandsaufnahme der französischen Sprache seiner Zeit
- mit Zitaten aus guten Autoren belegt --> Belesenheit des Autors in der französischen Literatur
- methodisch exakte empirische Vorgehensweise
- Bezugnahme auf das Englische als Kontrastfolie → Erste kontrastive Grammatik zweier moderner europäischer Sprachen
- Verknüpfung mit Wörterverzeichnissen --> grammatische Regeln + Wortschatz machen die Kenntnis einer Sprache aus
- Neuerung in der grammatischen Beschreibung: zusätzlich zur reinen Laut- u. Formenlehre detaillierte Darstellung des Gebrauchs der grammatischen Kategorien, also eine Art Morphosyntax nach der Formenlehre im engeren Sinne:
- 1. Buch: Aussprache
- 2. Buch: Morphologie
- 3. Buch: Morphosyntax
- Versuch, Beobachtungen im Sprachgebrauch systematisch in Regeln zu fassen, kontrastive Bezugnahme aufs Englische
- Vieles wird hier zum ersten Mal überhaupt behandelt
Wie beschreibt Palsgrave in seiner Grammatik des Französischen die Stellung des Adjektivs ?
- erster Versuch, die schwierige Problematik der Adjektivstellung in Regeln zu fassen
- Grundregel, dass das nachgestellte Adjektiv differenzierend wirkt
Wie beschreibt Palsgrave in seiner Grammatik des Französischen den Gebrauch von Personalpronomen vs. Possessivbegleiter im Französischen ?
- Im Unterschied zum Englischen: im Frz. Gebrauch des dativischen Personalpronomens bei Verben für Tätigkeiten, bei denen ganz allgemein Körperteile tangiert werden
- das betreffende Körperteil = Objekt, wird – anders als im Englischen – mit dem bestimmten Artikel und ohne Possessivbegleiter verwendet
- Person als solche erscheint in Form des Personalpronomens
- --> das persönliche Betroffensein durch eine Handlung wird in den romanischen Sprachen und im Deutschen direkt am Verb zum Ausdruck gebracht
Wer prägte den zweiten Anlauf zu einer Grammatik des Französischen und wie sah diese aus?
Jacques Dubois (Jacobus Sylvius, 1478-1555): In linguam gallicam Isagωge, unà cum euisdem Grammatica Latino-gallica, ex Hebraeis, Graecis, & Latinis authoribus (1531)
- auf lateinisch verfasst --> größere Verbreitung
- enge Anlehnung an das lateinische Modell (z.B. 8 Redeteile, Übertragung des Rasters der lat. gramm.Kategorien auf Beschreibung des Französischen, Französisch als „verderbtes Latein“, das nach lateinischem Muster geregelt werden muss)
- Unterscheidung zwischen „unkultiviertem“ und „kultiviertem“ Sprechen
- Zielsetzung der Sprachbetrachtung des humanistischen Zeitalters: statt Unterschied zwischen Mensch und Tier --> Fokus auf die kulturell bedeutsamen Unterschiede zwischen den Menschen und Völkern, Hauptthema = Muttersprache
Von wem stammt die erste Grammatik des Französischen auf französisch?
Louis Meigret (1500-1558):
- Übersetzer, Sprachwissenschaftler, unabhängiger Zeitgeist aus Lyon
- Veröffentlichte ca. 20 Werke: Übersetzungen aus dem Lateinischen und dem Griechischen, linguistische Schriften, eine theologische Rede
- erster echter Grammatiker in Frankreich
- Erster Reformator für frz. Rechtschreibung —> Entwurf zur Reformation der frz. Schreibung zu radikal
- Veröffentlichung seiner Konzeption einer Reform der französischen Graphie 1542: Traité touchant le commun usage de l’escriture françoise, zunächst in herkömmlicher Graphie
- Ende der 1540er: Veröffentlichung seiner Werke in der von ihm erarbeiteten Graphie in „Le Traité de la Grammaire française" (1550) —> Aufschlüsse über die Aussprache der Zeit)
Was kennzeichnete die 1. französische Grammatik auf Französisch?
Le Tretté de la Grammere Françoeze
- Suche nach Mitteln und Regeln zur Beschreibung der Sprache
- zentrale Annahmen:
- Sprachen können nur funktionieren, wenn sie bestimmten Regeln folgen --> Berücksichtigung bestimmter spr. Eigenschaften und Befolgung von bestimmten sprachlichen Regeln = Voraussetzung dafür, mit Worten umzugehen und sich zu verständigen
- das Französische ist durch den engen Kontakt mit dem Lateinischen und dem Griechischen heute so bereichert, dass man alles in ihm ausdrücken kann
- Reformatorische Ideen: theologische Abhandlungen auch auf französisch möglich, aber verboten von kirchlichen Autoritäten
- Inhärente Ordnung der Sprache—> Unterscheidung der verschiedenen Teile, aus denen sie zusammengefügt wird
Was ist besonders an der Form "Il se treuve", die sich in Meigrets Grammatik des Französischen wiederfindet?
- alte Konjugation
- wie bei pouvoir heute (je treuve, tu treuves, nous trouvons, vous trouvez etc.)
- —> Analogie, heute: Il se trouve
Was sagt Meigret in seiner Grammatik zum Artikel im Französischen?
- im Singular: le (mask.) und la (fem.); einen Pluralartikel les
- De: de, du, des —> Fusionen aus Präpositionen und Artikel (oder Pronomen, Demonstrativ, Teilungsartikel)
- Bestimmte Artikel nie vor Eigennamen (Einschränkung: hinweisende/spezifizierende Funktion des Artikels bei Eigennamen)
Was war die Absicht hinter der Heirat von Isabelas Tochter Johanna (später die Wahnsinnige, Juana la Loca) und Philipp (Felipe I de Austria, El Hermoso), einem Sohn des Kaisers Maximilian I. aus dem Hause Habsburg ?
Habsburg befestigt die Beziehungen zu Spanien durch Heiratspolitik, um Frankreich zu isolieren
Wie hießen die Söhne von Felipe I de Aragón und worin unterschieden sie sich?
- Karl (1500-1558) und Ferdinand (1503-1564)
- Ferdinand wuchs bei seinem Großvater mütterlicherseits in Aragón auf (sprach Spanisch)
- Karl mit zwei Schwestern bei seiner Tante Margarete in Flandern (Gent) --> seine L1 war aber das Französische
- Karl wird 1516 König von Spanien (Carlos I)
Wer war Carlos I ?
- ab 1516 König von Spanien
- Enkel von Ferdinand (Fernando II de Aragón, Isabellas Gatte)
- L1 = Französisch
- musste zuerst Spanisch lernen, das tat er sehr gründlich, zusätzlich auch Deutsch und Italienisch
- 1520: Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (1530 vom Papst gekrönt) --> Karl V. / Carlos Quinto
- 1536: einschneidende Rede im Vatikan auf spanisch
- Wichtige Konkurrenten Karls um die Vorherrschaft in Europa: Frankreich und das Osmanische (bzw. türkische) Reich
- kämpfte gegen die Reformation, z.B. gegen die protestantische Liga (konnte ihre endgültige Niederschlagung aber nicht erreichen)
- Karls Abdankungserklärung erfolgte auf lateinisch
Was war König Karls I Entgegnung als sich der französische Bischof Mâcon sich über seine Rede im Vatikan auf spanisch beschwerte, weil er kein Spabnisch verstand?
“Señor obispo, entiéndame si quiere, y no espere de mí otras palabras que de mi len- gua española, la cual es tan noble que merece ser sabida y entendida por toda la gente cristiana.”
- Spanisch = nobel genug, um von der ganzen Christenheit verstanden und gesprochen zu werden (Ablösung des Lateinischen durch das Spanische und Verteidigung des Spanischen; Spanisch als Sprache des Christentums)
Was war die Folge des Augsburger Religionsfriedens 1555?
“Cuius regio, eius religio” : Landesfürst bestimmte die Religion seiner Untertanen
Wer war Philipp II. ?
- Sohn von Karl V.
- erhielt nach Karls Abdankung die Niederlande, Burgund, Kastilien, Aragón, Sizilien und die amerikanischen Kolonien
Unter Felipe II:
- Erstarkende Inquisition in Spanien
- Zunächst Frieden mit Frankreich, dafür wachsende Feindschaft zu England
- Philippinen --> spanische Kolonie; eine weitere spanische Kolonie dieser Zeit ist Florida
- 1581: die Niederlande erklären ihre Unabhängigkeit vom spanischen König
- 1588: Niederlage der spanischen Armada
- 1590-1598: Unterstützung der katholischen Seite in den Religionskriegen in Frankreich
Warum war die Seeschlacht von Lepanto 1571 unter Juan de Austria (Stiefbruder von Philipp II.) wichtig?
- (heute Nafpaktos im Golf von Patras, Griechenland)
- → Sieg der Heiligen Liga über das Osmanische Reich
- Berühmter Teilnehmer an dieser Schlacht: Miguel de Cervantes
Wer war Miguel de Cervantes Saavedra (*1547 †1616)?
- Autor des Don Quijote
- Spaniens Nationaldichter
Was war der Anlass der spanischen Invasions Englands 1587?
- Enthauptung der schottischen Königin Maria Stuart
- 1588: vernichtende Niederlage der spanischen Armada
Was kennzeichnet das Italien des 16. Jahrhunderts?
Kontinuierliche Invasionen fremder Mächte (Frankreich, Spanien, Habsburg, Osmanisches Reich)
Die italienischen Staaten:
- verlieren in den Kriegen ihre Unabhängigkeit
- bis zur Einigung Italiens 1861: Spielball und Kriegsschauplatz der europäischen Großmächte
Inwiefern war das 16. Jhd in Italien gekennzeichnet von kontinuierlichen Invasionen fremder Mächte (1494-1512)?
- 1494: Invasion Frankreich (Karl V.)
- 1495: Gründung der Heiligen Liga (Ferdinand von Aragón, Maximilian I. (Habsburg), die italienischen Staaten Venedig + Mailand) --> Rückzug des frz. Königs
- Ludwig XII. nimmt die expansive Politik Karls VIII. wieder auf, annektiert das Herzogtum Mailand.
- 1500: Vertrag von Barcelona. Ludwig XII. und Ferdinand von Aragón teilen das Königreich Neapel unter sich auf.
- 1504: Vertrag von Lyon. Unteritalien geht wieder an das Königreich Aragón
- 1507: Franzosen erobern Republik Genua
- 1508: Liga von Cambrai (Maximilian I., Papst, Spanien, England, Ungarn, Savoyen und einige italienische Staaten) versucht Seerepublik Venedig aufzuteilen, scheitert aber
- Papst Julius II. (1503-1513) – Ziel: Befreiung Italiens von den Barbaren
- 1512: Heilige Liga (Eidgenossenschaft, Spanien, Venedig, Papst) vertreibt Franzosen aus Mailand
Inwiefern war das 16. Jhd in Italien gekennzeichnet von kontinuierlichen Invasionen fremder Mächte (1515- Rest des Jahrhunderts)?
- 1515: Schlacht von Marignano gegen Frankreich – Schweizer müssen Mailand räumen
- 1516: Vertrag von Noyon zwischen Franz I. (von Frankreich) und Karl I. von Spanien – Einigung über Status Quo
- 1525: Schlacht von Pavia – Mailand unter Karls V. bringt Mailand Gewalt
- 1527: Sacco di Roma – Plünderung Roms durch den Kaiser
- 1529: Vertrag von Cambrai (Damenfrieden): Spanien schließt Frieden mit Frankreich und dem Papst (Osmanen marschieren auf Wien zu)
- 1544: Frieden von Crépy, Franz I.: Verzicht auf Anspruch auf Neapel, erhält von Karl V. Bourgogne zurück.
- 1559: Philipp II., Frieden von Cateau-Cambrésis: spanisch-habsburgische Vormachtstellung in Europa + der Welt
- Fortdauer des habsburgisch-französischen Gegensatzes (Frankreich versucht in den folgenden 150 Jahren, sich aus der habsburgischen Umklammerung zu lösen. Gelingt endgültig erst unter Ludwig XIV.)
Was wurde im 16. Jhd u.a. zur Verteidigung der romanischen Sprachen eingesetzt?
Sprachendialoge
Was war der bekannteste und einflussreichste Sprachendialog des 16. Jahrhunderts und woher stammte er?
- Dialogo delle lingue
- publiziert 1542
- aus Italien
- von Sperone Speroni (Padova 1500-1588)
- getreues Abbild der zeitgenössischen Sprachdiskussion
Was ist das Thema von Speronis Dialogo delle lingue?
- primär: Gegensatz Lateinisch – Romanisch bzw. das Verhältnis des Italienischen zum Lateinischen
- sekundär: Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen romanischen Varietäten
Welchen Standpunkt vertritt die Figur Bembo in Speronis Sprachendialog?
- voluntaristische Position
- wesentliches Element der neuen Sprachauffassung der Renaissance
- Vorzüge und Nachteile einer Sprache in ihrem Wesen nicht unveränderlich, sondern Sprache als Produkt bewusster Pflege und Gestaltung (wie eine Pflanze: wächgst von Natur aus wächst, braucht aber auch Pflege des Menschen, wenn dieser Blüten sehen und die gewünschten Früchte ernten möchte)
- Formel von der Verteidigung der Sprache (dazu nötig: Regeln, Sprachpflege…)
- Begriffspaar „lebend“ und „tot“ bzgl. auf Latein und die Volkssprachen („totes Latein“ – „lebendige Volkssprachen“)
- Sprache von Gott gegeben, aber durch den Menschen veränderbar
Welche Wirkung hatte Speronis Sprachendialog?
- größerer Einfluss in Frankreich als in Italien
- Lesen und Auswertung des Sprachendialogs durch eine Gruppe junger Dichter (später Pléiade) --> programmatisches Manifest: La deffence et illustration de la langue francoyse (1549) von Joachim Du Bellay
Worum geht es in Joachim du Bellays La deffence et illustration de la langue francoyse (1549) und inwiefern war diese Schrift wichtig?
- mehr oder minder getreue Übersetzung der Hauptgedanken aus Speronis Dialog (Plagiat):
- Argumente: Französische Sprache ist nicht so arm, wie viele meinen (besonders die Liebhaber des Lateinischen und des Griechischen), sondern kann Werke anderer getreu wiedergeben; nicht unfruchtbar, sondern kann auch eigene Werke schaffen („Früchte guten Erfindungsgeists“); dazu notwendig: Fleiß, Sprachpflege, Kultivation (konsequente Bearbeitung der Sprache), Sprachentwicklung noch nicht abgeschlossen, aber trotzdem geeignet für Wiedergabe relevanter Themen (Philosophie, Geschichte, Medizin, Dichtung, Rhetorik…) —> kann genauso Perfektion erreichen wie Latein oder Griechisch
- aber kein Dialog, sondern eine theoretische Abhandlung (Fehlen des die einzelnen Standpunkte relativierenden lebendigen Gegeneinanders der Meinungen)
- in zwei Bücher gegliedert: 1. deffence, also die Verteidigung der Volkssprache gegen das Lateinische; 2. illustration: literarischer Ausbau, Veredelung durch Wiederbelebung der dichterischen Formen + Inhalte der Antike
Wichtiger Einschnitt → Herausbildung eines eigenständigen Sprachbewußtseins in Frankreich
Warum spricht man bezüglich des neuen Sprachbewusstseins des 15. und 16. Jahrhunderts von einem dialektischen Widferspruch?
- Einerseits: —> Wunsch nach Eigenständigkeit und (sprachlicher) Unabhängigkeit: Abgrenzung vom Latenischen
- Andererseits: --> Ausbau der romanischen Sprachen erfolgt weitgehend nach dem Modell des Latenischen: Annäherung/Hinwendung zum Latenischen
=> Die Volkssprache kann die klassische Sprache nur dann ablösen, wenn sie – zumindest ein Stück weit – so wird wie diese
Was war für die Volkssprachen notwendig, um mit dem Lateinischen konkurrieren zu können und in die bisher dem Lateinischen vorbehaltenen Domänen einzudringen? Wie wird dieses Problem gelöst?
- entsprechende Ausdrucksmittel, diese müssen erst geschaffen werden
- Öffnung für neue Einflüsse auf die Sprache
- --> das Lateinische als Quelle:
- für die Syntax, vornehmlich für komplexere Satzkonstruktionen
- für den Wortschatz --> gelehrte oder Buchwörter, als Entlehnungen nur oberflächlich an die romanischen Volkssprachen angepasst
- außer Latinismen auch Bereicherung durch andere Einflüsse: Gräzismen, Regionalismen bzw. Dialektalsten, Neologismen, Ableitungen /Neubildungen (explizit propagiert von den Dichtern der Pléiade --> Pierre de Ronsard)
Wozu rief Ronsard in seinem Abbregé de l’Art poëtique François (1565) auf?
- ermutigt zu Entleihungen aus anderen Sprachen zur Schaffung neuer Ausdrucksmittel
- Bereicherung der französischen Sprache
- ähnliche Äußerungen von Montaigne (1533-1592), großer Philosoph und Essayist aus Gascogne
Was bezeichnet der Begriff Italomanie in Bezug auf das Frankreich des 16. Jahrhunderts?
- großer kultureller Einfluss: italienische Autoren (z.B. Petrarca, Boccaccio) ins Französische übersetzt, Italienfeldzüge --> enger Kontakt mit Italien, Vorreiterrolle in der Renaissance (hohes Ansehen der auf dem Florentinischen basierenden italienischen Literatursprache, Vorbildfunktion)
- Heinrich II., der Sohn von Franz I., heiratet 1533 Cathérine de Médicis (1519-1589); in ihrem Gefolge kamen Scharen italienischer Höflinge und Intellektueller nach Frankreich und be- herrschten Hof, Kultur, Geistesleben
- Kulturelle Einflüsse spiegeln sich auch in der frz. Sprache wider: ca. 8000 Wörter aus dem Italienischen ins Französische, davon heute noch ca. 10% vertreten:
Insbesondere aus den folgenden Bereichen:
- Militärwesen: canon, alarme, escalade, cartouche etc.
- Finanzwesen: banqueroute, crédit, trafic etc.
- Umgangsformen: courtisan, disgrâce, caresse, escapade etc.
- Malerei: coloris, profil, miniature etc.
- Architektur: belvédère, appartement, balcon, chapiteau etc.
Wann kam es zur Kritik an dem starken italienischen Einfluss auf die Kultur und Sprache Frankreichs?
- verschärft sich nach der Bartholomäusnacht (24.8.1572): Ermordung zahlreicher Hugenotten auf Befehl von Cathérine de Médicis
- Henri Estienne und seine Deux dialogues du nouveau langage françois italianizé (1578)
Worum geht es in Henri Estiennes Deux dialogues du nouveau langage françois italianizé (1578)?
- H. Estienne: Humanist, Philologe und Buchdrucker
- für die pureté, die Reinheit des Französischen
- persifliert den übermäßigen Gebrauch von Italianismen in der Sprache der Höflinge
- absichtliche Verwendung übermäßig vieler Italianismen --> Verspottung
- Die Bereicherung kann also zu weit getrieben werden und stößt dann auf Kritik, denn sie steht im Widerspruch zur geforderten “Reinheit” der Sprache → Purismus
- erste Anzeichen von Purismus deuten auf eine Umorientierung hin, die sich zunächst gegen Italianismen wendet
Inwiefern kam es zu einem Umschlag von einer Offenheit für neue Einflüsse auf die Volkssprache zur Kritik fremder Einflüsse?
- Bereicherung zu weit getrieben; Kritik: zu viele fremde Einflüsse stehen im Widerspruch zur geforderten “Reinheit” der Sprache → Purismus
- erste Anzeichen von Purismus (z.B. Henri Estienne) --> Umorientierung, zunächst gegen Italianismen
- später wird auch die Verwendung von Latinismen kritisiert, Warnungen vor einer Latinisierung der Sprache
- Sprachpflege führt letztlich zur Gründung von Sprachakademien:
- 1582/83, Italien: Accademia della Crusca
- 1635, Frankreich: Académie française – “donner des règles certaines à notre langue et à la rendre pure”
- 1713, Spanien: Real Academia Española: “Limpia, fija y da esplendor”
Welches ist das älteste bekannte Dokument in rumänischer Sprache?
- Brief von Kaufmann Neacşu Lupu aus Câmpulung an den Stadtrichter von Braşov
- vom 29. oder 30. Juni 1521
- in kyrillischer Schrift
- enthält Informationen über einen bevorstehenden osmanischen Angriff auf die Walachei und möglicherweise auch auf Siebenbürgen
- 1894 vom Kronstädter Archivar Friedrich Wilhelm Stenner entdeckt, im Staatlichen Archiv von Braşov aufbewahrt