z Entwicklungspsychologie FHNW HS17
Segerer / Lemola
Segerer / Lemola
Set of flashcards Details
Flashcards | 199 |
---|---|
Students | 18 |
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 12.11.2017 / 02.02.2022 |
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Bindungstheorie von John Bowlby
- Kinder entwickeln ein „Bindungsverhaltenssystem“:
- Eltern als Bezugspersonen und „sichere Basis“.
- Die „sichere Basis“ ermöglicht Umgebungserkundung.
- Das Bindungsverhalten löst Fürsorgeverhalten bei Erwachsenen aus.
- Bindungsentwicklung, um Überlebenschance zu steigern. (Evolutionsbiologische Begründung der Bindungstheorie)
4 – Phasen – Bindungsentwicklung (John Bowlby)
- Vorphase der Bindung Interaktion durch angeborene Signale.
- Entstehende Bindung Bevorzugt auf vertraute Personen zu reagieren.
- Ausgeprägte Bindung Suche nach aktivem Kontakt zu Bezugspersonen.
- Reziproke Beziehung Entstehung wechselseitig geregelter Beziehung.
Messen der Bindungsqualität: Fremde – Situation – Test (Ainsworth)
Acht drei – Minuten – Episoden zur Prüfung des Erkundungs- und Bindungssystem bei 12 – 24-monatigen Kindern.
- Mutter setzt Kind in neuem Raum auf den Boden.
- Mutter liest, Kind erkundet Umgebung / spielt.
- Fremde betritt Raum, spricht mit Mutter, wendet sich dem Kind zu.
- Mutter verlässt den Raum, Fremde beschäftigt sich mit dem Kind.
- Mutter kommt zurück, Fremde geht.
- Mutter verabschiedet sich, Kind alleine.
- Fremde tritt ein, tröstet wenn nötig.
- Mutter kommt zurück, Fremde geht.
Bewertet werden:
- Explorationsverhalten
- Trennungsreaktion
- Reaktion auf Rückkehr der Mutter
Bindungsentwicklung
- Bindungsstil kann Bezugsperson – spezifisch sein.
- Vor allem durch deren Sensitivität (Einfühlungsvermögen).
- Zunehmende Generalisierung: Bildung interner Beziehungs - Arbeitsmodelle (Sicht auf andere / sich selbst).
Einflussfaktoren auf kindliche Bindungssicherheit
Das elterliche Einfühlungsvermögen ist ein wichtiger Faktor, der zur Entwicklung einer sicheren Bindung beiträgt. (Aus der Mutter – Sicht)
Sicher gebunden Mitfühlende Fürsorge / positiver Austausch.
Unsicher-ambivalent gebunden Fürsorge unbeständig / selbst ängstlich.
Unsicher-vermeidend gebunden Gleichgültig / emotional unzugänglich.
Desorganisiert gebunden Verhalten verängstigt / Misshandungen.
Auswirkungen des Bindungsstils
Sicher gebundene Kinder sind im Vergleich zu unsicher gebundenen…
Frühe Kindheit
Ausgeglichener, psychisch stabiler. Sozial kompetenter, kontaktfreudiger. Können Emotionen andere besser verstehen.
Mittlere Kindheit
Zeigen öfter prosoziales Verhalten. Weniger aggressiv.
Späte Kindheit
Haben mehr Freundschaften.Bessere Noten. Aufmerksamer.
Jugendalter
Kontaktfreudiger. Mehr psychische, kognitive und soziale Fertigkeiten.
Bindungsstatus / Kategorien Erwachsener
AAI Adult Attachment Interview (Halbstrukturiertes Interview).
AAI-Auswertung Kohärenz gedanklicher Vernetzung.
Bindungskategorien im Erwachsenenalter:
Autonom
Kohärente, konsistente Beschreibungen.
Abweisend
Können sich kaum an Interaktionen mit Eltern erinnern.
Verstrickt
Verwirrende und wutgeladene Erfahrungen.
Ungelöst/Desorganisiert
Scheinen unter traumatischen Erfahrungen zu leiden (Verlust oder Missbrauch)
Was ist Jugend? (Oerter&Dreher, 2008)
Definitionsproblematik
Der Begriff bezieht sich auf eine Übergangsperiode zwischen Kindheit und Erwachsenenalter, für die eine hohe Veränderungsdynamik im physischen, kognitiven und emotionalen Bereich typisch ist
- Adoleszenz: 11-17j
- Transzendenz: 11-14j
- Späte Adoleszenz: 18-21j
- Frühes Erwachsenenalter: 21.-25j
Eriksons Theorie der Identitätsbildung
Zentrale Krise im Jugendalter: Identität vs. Identitätsdiffusion
Psychosoziale Entwicklungsphase nach Erikson, die während der Adoleszenz auftritt. In dieser Phase entwickeln Jugendliche oder junge Erwachsene entweder eine kohärente Identität oder es gelingt ihnen nicht, unterschiedliche Rollen in einem einheitlichen und stabilen Identitätsgefühl zu integrieren
Zentrale Frage: «Wer bin ich?»
Identitätsentwicklung nach Marcia (1980)
Indentitätsdiffusion
Keine stabile Festlegung auf eigene Werte und Rollen. Auch keine Fortschritte in diese Richtung. Z.B. Schwer erziehbare
Übernommene Identität
Nichts ausprobiert mit der eigenen Identität, sondern berufliche und ideologische übernommen. Beruht auf Auswahl oder Werten anderer.
Moratoriums
Erkundigung verschiedene berufliche und ideologische Wahlmöglichkeiten, aber auf keine davon festgelegt.
Erarbeitete Identität
Eine kohärente gefestigte Identität wurde erreicht, auf Basis von persönlichen Entscheidungen über Beruf, Ideologie usw.
-> Ansatz insgesamt empirisch bestätigt
Abfolge nicht universell (progressiv, regressiv, stagnierend)
Anstieg diffuser Identität in den letzten Jahrzehnten
Bedeutende Lebensereignisse als «Katalysatoren» der Identitätsentwicklung
Prozess: Lebensereignisse -> Anstieg Selbstwert -> höhere Kontrollüberzeugung -> Entwicklung zur integrierten Identität
Rolle der Peergruppe im Jugendalter
- Selbstdarstellung
- Verwirklichung von (Gruppen)zielen (gemeinsamer Urlaub, …)
- Orientierung, Stabilisierung, Geborgenheit
- Freiraum Sachen auszuprobieren
- Ablösen von Eltern
- Identitätsfindung
- In Gesellschaft Randstatus, in Peergroup festen Platz
- Möglichkeit der Subkultur
- Besonders in mittlerer Adoleszenz (14-16) sind sehr enge, vertraute Beziehungen wichtig (sich spiegeln, gemeinsame Entwicklungsprobleme bewältigen)
- Kontakt mit anderem Geschlecht
- Nicht nur Ersatz für Elternhaus! Positive Eltern- und Peerbeziehungen korrelieren! Bindungstyp meist gleich
- Stabilisierung der Identität, aber auch Risiko für negative Entwicklung
Externalisierendes Problemverhalten
- Jugendliche tragen ihre Schwierigkeiten nach Aussen -> zur externen Welt (Gewalt, Aggression)
- Vielfach sind diese Jugendliche unkontrolliert -> geringe Fähigkeit Verhaltensimpulse zu kontrollieren
- Männliche Jugendliche sind häufiger betroffen.
Internalisierendes Problemverhalten
- Jugendliche tragen ihre Schwierigkeiten nach Innen -> in sich hinein (Depression, Angst, Essstörung)
- Vielfach sind diese Jugendliche überkontrolliert -> sie unterdrücken ihre Impulse
- Weibliche Jugendliche sind häufiger betroffen.
Definition Aggression und Gewalt
- Physische Aggression vs. verbale
- Sexuelle Aggression
- Direkte Aggression offene (männlich)
- Vs. indirekte Aggression verdeckte (weiblich) – Gerüchte, Cyberbulling
Definition Delinquenz
Rechtliche Grenzen überschreiten, straffällig werden
2 Typen der Entwicklung von Delinquenz
Jugenddelinquente
- Beschränkte Delinquenz, zeitlich begrenzt, eher häufiges vorkommen
- Zeitnahe Ursachen, Nachahmung, Cliquen, «Sensation seeking»
Persistent Delinquente
- Stabiles Verhaltensmuster
- Seltenes vorkommen
- Heterotype Kontinuität (Hyperaktiv, Aggressiv, Probleme, Rückzug, in Gruppe oder alleine)
- Ursachen liegen zeitlich zurück, Neuro Fehlfunktion, ungünstige Interaktionsmuster
- Schlechte Noten
- Lernen weniger aus eigenen Fehlern
- Reagieren auf negative Ereignisse mit grösseren Stressreaktionen
- Elterliches Erziehungsverhalten Inkonsistenz, vernachlässigend
- Schwierige Nachbarschaft
Reduzierung von Gewalt und Delinquenz
Gesellschaftliche Ebene
Unterstützung einkommensschwacher Familien
Gezielte Unterstützung bei schulischen Schwierigkeiten
Familiäre Ebene
Erziehungsberatung
Individuelle Ebene
Förderung der sozialen Kompetenz
Einbindung in Sport- und Freizeitgruppen
Vermittlung durch Peers sehr effektiv
Begriffsabgrenzung Missbrauch
Gefährdung von psychischer und körperlicher Gesundheit sowie sozialer Beziehungen
Begriffsabgrenzungen: Abhängigkeit
- Zentraler Lebensinhalt
- Toleranzsteigerung
- Enzugssymptome
Risikofaktoren für Substanzkonsum
Familiäre Faktoren
- Zu geringes «Monitoring»
Gleichaltrige
- Gruppenzwang
- Wunsch «dazu zu gehören»
Risikofaktoren für Drogenmissbrauch und -abhängigkeit
Genetische Risiken
Individuelle Risiken
- Geschlecht
- Temperament
- Kognitive Faktoren
- Sozioökonomischer Status
- Psychische Störungen
- «Türöffner»-Funktion von weichen Drogen
Familiäre Risiken
- Erziehungssstil: Autoritär oder vernachlässigend
- Drogenkonsum der Eltern
Prävention des Drogenkonsums
Traditionelle Ansätze
- Wissensvermittlung
- Affketive Strategien -> Wenig effektiv
neuer Ansatz
- Aufbau alternativer Verhaltensweisen
- Förderung von Lebenskompetenzen (Umgang mit sich selbst und mit anderen)
Normalbiografie
Die durchschnittlich in einer Gesellschaft erwartete Rollenabfolge im Lebenslauf und Anpassung an Altersnormen.
Individualisierung
- Auflösung der Normalbiografie und Verbindlichkeiten durch gesellschaftliche Modernisierungsprozesse des Lebenslaufes.
- ( + ) Biografien werden vielfältiger und gestaltbarer.
- ( − ) Verlust an Stabilität und sozialer Absicherung.
Zwei zentrale Indikatoren für die Arbeitswelt
Arbeitsleistung
Verhaltensweise und Ergebnis, die einen Beitrag zur Arbeitsorganisation leistet.
Arbeitszufriedenheit
Einstellung mit kognitiven & emotionalen Komponenten.
- Korrelation r=.30
- Kausalität zwischen den beiden Indikatoren ist nicht geklärt
Aus entwicklungspsychologischer Sicht interessiert, ob die beiden Indikatoren systematischen Veränderungen über die Lebensspanne unterliegen
Ältere vs jüngere Arbeitnehmer / Leistungsvariablen
ältere Arbeitnehmer profitieren im Vergleich zu jüngeren Arbeitnehmern etwas weniger von Trainingsprogrammen (Achtung: v.a. Computerkurse untersucht), stärker in Kernaufgaben
ältere Arbeitnehmer sind im Vergleich zu jüngeren jedoch effektiver in Leistungsdimensionen die nicht zur Kernaufgabe gehören / kontextuellen Aufgaben
- weniger kontraproduktive Verhaltensweisen
- weniger Aggression am Arbeitsplatz
- weniger Substanzmissbrauch
- weniger Unpünktlichkeit
- weniger Blaumachen
Kristalline Intelligenz
Fertigkeiten, die von angehäuftem Wissen, Erfahrungen und Beherrschung sozialer Konventionen abhängig sind. (Wortschatz, Allgemeinwissen usw.)
Fluide Intelligenz
Fähigkeit schnell und abstrakt zu denken. Grundsätzliche informationsverarbeitende Fertigkeiten (Wahrnehmung, Arbeitsgedächtnis
Kristalline Pragmatik
inhaltliche, kulturell geprägte «Software» des Gehirns
Intelligenz: Individuelle und Gruppenunterschiede
Individuelle und Gruppenunterschiede
- Es bestehen jedoch grosse individuelle Unterschiede.
- Intellektuelle Fähigkeiten werden länger erhalten bei:
- Überdurchschnittlicher Bildung / Lesen
- Besuch kultureller Veranstaltungen / Reisen
- Komplexe Berufe / flexible Persönlichkeit usw.
Fördernde Einflüsse
Der „use it or lose it“ – Ansatz / Kognitive Leistungsfähigkeit aufrechterhalten.
Einfluss Lebensstil auf Kognitive Leistung / Entwicklung der Leistung
- Ein aktiver Lebensstil kann kognitive Verluste mindern.
- Ältere lernen auch neue Fertigkeiten. Einfach langsamer & weniger effektiv.
- Übungseffekte aus kognitivem Training zeigen sich für spez. Leistungen.
- Übungseffekte aus kognitiven Trainings zeigen kaum Einfluss auf globale intellektuelle Fähigkeiten.
Paradoxon des Wohlbefindens im Alter
Vieles spricht gegen Wohlbefinden im Alter und trotzdem geht es vielen gut.
Veränderung der Bewältigungsstille
Assimilative Bewältigung
- Verstärkung aller Strategien und Handlungen, die der Erreichung aktueller ziele dienen.
Akkommodative Bewältigung
- Aufgeben von nicht realisierbaren Zielen -> Entwicklung von neuen (Ersatz) Zielen
Immunisierung
- Eine positive Selbstwahrnehmung aufrechthalten und Diskrepanzen in der Selbstwahrnehmung vermindern oder verdrängen. Zum Beispiel auf äussere Ablenkungen attribuieren.
Erklärung Paradoxon
- Die Entwicklung neuer Lebensziele im Alter gewinnt im Alter an Relevanz für die subjektive Lebensqualität. Je stärker ältere Menschen Strategien der akkommodativen und immunisierenden Bewältigung nutzen, desto höher ist ihre Lebenszufriedenheit.
- Aufgrund einer zurückgehenden Präferenz für assimilative sowie einer steigenden Präferenz für akkomodative Bewältigung bleibt die Lebenszufriedenheit stabil.
Grössere Übereinstimmung zwischen dem idealen Selbst und der Selbstwahrnehmung
- Ideal-Selbst = die ideale Vorstellung vom Selbst, wer man sein möchte.
- Wissen über die eigene Person mit Emotionen verknüpft (Selbstwertgefühl)
- Ideal-Selbst bildet einen Massstab, an dem selbstbezogenes Wissen bewertet wird
- Hohe Lebenszufriedenheit: Übereinstimmung von idealem Selbst und aktueller Wahrnehmung
- Über Lebensspanne steigt die Kenntnis der eigenen Person
Veränderte soziale Vergleiche -> Erklärung Paradoxon des Wohlbefindens
- Abwärts gerichtete soziale Vergleiche, um sich besser als andere zu fühlen
- Im höheren Alter verlieren Vergleiche an Bedeutung (kein Wettbewerb mehr, soziale Isolation, keine Vergleichsinformationen, Zunahme eigener Vergleiche der Vergangenheit)
- Wenn Vergleiche dann innerhalb der eigenen Altersgruppe
Erklärungen für das Paradoxon des Wohlbefindens: Sozioemotionale Selektivität
- Weniger soziale Kontakte, aber die Qualität steigt
- Es gibt eine altersbedingte Schrumpfung am sozialen Netzwerk, emotionale wichtige Beziehungen bleiben erhalten, weniger wichtige werden beendet
-> Weniger negativer Affekt
Schlüssel zum erfolgreichen Altern (Beispiel Pianist Arthur Rubinstein)
Erfolgreiche Entwicklung basiert auf dem Zusammenspiel von Selektion, Optimierung und Kompensation
- Allgemeines Entwicklungsmodell, das auf unterschiedliche Funktionsbereiche anwendbar ist.
Der Einsatz dieser 3 Zielprozesse hängt positiv dem subjektiven Wohlbefinden zusammen.
Selektion:
- Mit klarem Ziel gewinnt man viel
- Man muss nicht alles haben
- Aus Vielzahl von Zielen wählt der Mensch aus
- Positiv
Selektion ermöglicht Zugang zu vormals nicht zugänglichen Ressourcen (wer Spanisch gelernt hat kann einfacher in Südamerika reisen)
- Negativ
Selektion bedeutet Fokussierung, Ressourcenbeschränkung (wer kein Spanisch gelernt hat, könnte eine Reise schwieriger werden)
Im Alter: Flexible Zielanpassung in dem man neue Prioritäten setzt. Zentrale Ziele konzentriere, und nicht erreichbare an Gegebenheiten anpassen.
Optimierung:
- Fleiss und Übung machen gute Schüler
- Wie gerungen, so gelungen
- Zielverfolgung/Zielerreichung, Fähigkeiten aneignen und verbessern
- Steigerung und Aufrechterhaltung des Funktionsniveau
- Erfolgreiche Entwicklung= gleichzeitige Maximierung von Gewinnen und Minimierung von Verlusten.
Kompensation:
- Pianist spielt im Kontrast vor schnellen Passagen verlangsamt, um danach wieder ausreichend schnell zu erscheinen
- Zielverfolgung/Zielerreichung, Beibehaltung ursprünglichen Zielen trotz Einschränkung
- Mit verschiedenen Strategien mit Problemen umgehen können
- Aktivierung von ungenutzten Ressourcen
- Entwicklungsverluste werden vermieden oder abgeschwächt